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Allgemeine Zeitung, Nr. 86, 29. März 1900.

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Donnerstag,
Zweites Morgenblatt Nr. 86 der Allgemeinen Zeitung.
29. März 1900.



[Spaltenumbruch]
Großbritannien.
Chamberlain als Geschäftsmann.

Zwei recht peinliche Fragen legte
Abg. Mc Neill, der sich schon durch seine Anfrage über die
Autorität des Oberbefehlshabers in Kimberley, so-
wie über die Dum-Dum-Kugeln und die Rhodes-Clique
im höchsten Grade "unangenehm" gemacht hat, im Parlament
dem Ministerium vor. Die erste Frage war, ob während der
Belagerung von Kimberley Oberst Kekewich als militärischer
Kommandeur eine unter der Aegide des Hrn. Rhodes stehende
Zeitung unterdrückt habe und wenn, welche Gründe er dafür
gehabt habe. Natürlich bekam er keine aufklärende Antwort.
Der Unterstaatssekretär des Krieges, Mr. Wyndham, erwiderte
nur leichthin: "Das Kriegsministerium hat über die An-
gelegenheit keinerlei offiziellen Bericht erhalten." Man sieht,
Hr. Rhodes wird immer noch sehr zart behandelt. Das
wollte die Opposition, deren rühriges Mitglied Mc Neill ist,
nur konstatirt haben. Die zweite Frage Mc Neills war indessen
bedeutend interessanter und ist vermuthlich für Hrn. Cham-
berlain
die unangenehmste Erinnerung an seine kleinen
füdafrikanischen Geschäfte gewesen, die er seit der Erwähnung
der Hawksley-Briefe im Parlament zu hören bekam. Oberst Lock-
wood wünschte Aufklärung darüber, ob "eine Bankfirma,
deren Hauptbureanx sich in Kapstadt und Johannes-
burg
befinden, für die Transvaal-Regierung Münz-
geschäfte
ausgeführt hätte, während wir im Kriege mit
derselben Regierung sind". Chamberlain erwiderte gewunden
und in epischer Breite, aber in olympischer Ruhe wie immer, daß
allerdings "eine südafrikanische Bank" derartige Geschäfte
gemacht habe. Den Namen dieser Bank nannte Hr. Cham-
berlain nicht und zwar aus einem sehr einfachen Grunde.
Abg. Mc Neill, der so leicht nicht nachläßt, fragte kurz und
bündig, ob der Kolonial-Sekretär den Namen der Bank
wisse,
worauf Chamberlain natürlich nicht gut umhin
konnte, denselben zu nennen. "Die Bank of South
Africa"
erwiderte er also, und zwar nicht gerade in sehr
liebenswürdigem Tone. Die "Bank of South Africa" ist aber
bekanntlich dasselbe Institut, an dem der Kolonial-
Sekretär Chamberlain
mit ganz erheblichen Summen
betheiligt ist, während sein Bruder, Austin Chamberlain,
und Rochfort Maguire, Direktoren derselben sind!! Der
unverwüstliche Mc Neill fragte daraufhin weiter in aller
Harmlosigkeit: "Ist das dieselbe Bank, mit der gewisse
ehrenwerthe Herren
in Verbindung stehen?" Diesmal
erhielt er natürlich keine Antwort. So sehen wir die
amüsante Thatsache, daß Hr. Chamberlain und seine Freunde
und Vettern -- natürlich ganz ohne es zu wissen, oder zu
wollen -- "Pro-Vur-Geschäfte" ausgeführt haben; der
Bruder Chamberlains war es bekanntlich auch, der als
Direktor und Hauptauktionär der Waffenfabrik Kynoch u. Co.
den Buren bis in die letzte Zeit hinein Waffen und
Munition lieferte. Ist es da noch auffallend, daß die
"Times", deren ausführlicher Parlamentsbericht sonst wegen
seiner Unparteilichkeit bekaunt war, von dieser Antwort
Chamberlains ebenso wenig etwas wissen, als von der
Anfrage des unbequemen Abg. Mc Neill?

Türkisches Reich.
Zur Demission des armenischen Patriarchen.

* Ueber die kürzlich erfolgte Demission des armenischen
Patriarchen Ormanian werden aus Konstantinopel
folgende Einzelheiten berichtet: Das Hauptmotiv des Ent-
lassungsgesuchs des Patriarchen, jedoch nicht das einzige,
bildet das Vorgehen der türkischen Regierung in Angelegen-
heit der Wahl des Katholikos von Sis, die zur großen
Unzufriedenheit der Armenier seit Jahren verschleppt wird.
Die Handlungsweise der türkischen Behörden bei der Wahl
bekundet nach der Auffassung des Patriarchats zugleich, daß
man das Katholikat von Cilieien der Jurisdiktion des
Patriarchats entziehen wolle -- ein Vorgehen, das neue Ver-
wicklungen der armenischen Frage zur Folge haben müsse.
Ein weiterer Grund, der den Patriarchen zur Demission be-
stimmte, sei die Thatsache, daß die türkischen Behörden un-
geachtet aller gegentheiligen Versprechungen fortfahren, dem
freien Verkehr der Armenier im türkischen Reich,
auch in den Fällen, wo es sich um angesehene und der Be-
hörde wohlbekannte Personen handelt, die größten Hinder-
nisse
zu bereiten. -- Nach Analogie früherer Fälle zu schließen,
dürfte sich der Patriarch nach einigen Zugeständnissen von
türkischer Seite wohl auch diesmal bewegen lassen, seine
Demission zurückzunehmen.



Der Krieg in Südafrika.

Tel.
Der Oberbefehlshaber der Transvaal-Buren,
General Joubert, ist, wie hieher gemeldet wird,
gestorben.

Tel. Das Reuter'sche Bureau
meldet aus Lourenco Marques vom 28. März: Ge-
neral Joubert starb gestern Abend um 111/2 Uhr
infolge eines Magenleidens. Pretoria ist von
tiefster Trauer erfüllt um den Verlust des
wahren Patrioten, des tapferen Generals und
Ehrenmann es.

Tel. Soeben (gegen 9 Uhr
abends) wird General Jouberts gestern Abend
erfolgter Tod amtlich bestätigt.

* Die Nachricht vom Tode Jouberts ist im Verlauf
des südafrikanischen Krieges und zwar alsbald nach dem
Beginn der Operationen in Ratal, bei deren Leitung der
kampfgewohnte General sich so trefflich bewährte, von eng-
lischer Seite schon einmal nach Europa gesandt worden.
Damals bestätigte sie sich nicht; diesmal jedoch steht ihre
Richtigkeit leider außer allem Zweifel. Joubert -- neben Cronje
unzweifelhaft der hervorragendste Burenführer -- war in
Transvaal auch in Friedenszeiten mit dem Oberkommando
über die Streitkräfte der Republik betraut und hatte zu
ihrer Vermehrung und möglichst zeitgemäßen Ausgestaltung
durch die Schaffung eines ständigen, mit modernen Ge-
schützen versehenen Artilleriekorps, sowie durch die Anlage
und Armirung von Festungswerken rings um die Landes-
hauptstadt, wesentlich beigetragen. Nach der Gefangen-
nahme Cronje's und der dadurch veranlaßten Aufhebung
der Belagerung von Ladysmith war er zu Verhandlungen
mit dem Präsidenten Krüger nach Pretoria geeilt, doch
wurde von dort unlängst gemeldet, daß er an die Front
zurückzukehren gedenke, um dem weiteren Vordringen der
Engländer entschiedenen Widerstand entgegenzusetzen. Ob
[Spaltenumbruch] Jonbert noch in Pretoria oder erst nach seinem Wieder-
eintreffen bei den Truppen vom Tode ereilt wurde, geht
aus den kurzen Meldungen nicht hervor.


Tel. Das Reuter'sche Bureau
meldet aus Lourenco Marques vom 26. März: Die Johannes-
burger "Digger News" melden: Das Kriegsamt in Pretoria
habe Nachrichten vom 21. d. M. erhalten. Danach seien
die Generale Grobler und Olivier, welche kürzlich von
Norwalspont und Stormberg in der Nähe von Tha-
banchu angekommen seien, genügend nach Norden vorgerückt,
um der Sorge, daß sie abgeschnitten werden könnten, ent-
hoben zu sein. Man erwartet, daß die Truppen, die den
südlichen Theil des Freistaates verließen, demnächst in Win-
burg
ankommen. In einigen Tagen werden Grobler und
Olivier sich mit General de Wet vereinigen. Dann werden
die verbündeten Truppen Lord Roberts sehr aus-
giebigen Widerstand leisten können.

Tel. (Meldung des Neuter-
schen Bureaus.) Nachdem die englischen Truppen unter
Oberst Pilcher sich zurückzogen, besetzte eine starke
Buren-Macht,
vermuthlich unter Olivier, Ladybrand
und nahm starke Stellungen um Plaatberg und Modder-
poort
ein. Man glaubt, daß den Buren der Rückzug in
der Richtung auf Kroonstad abgeschnitten ist und hält eine
Schlacht für bevorstehend.

Tel. Ein Korrespondent des
Reuter'schen Bureaus meldet aus Kroonstad vom 26. März:
Ich habe erfahren, daß sich Olivier mit den Streit-
kräften Groblers und Lemmers vereinigte
und die
britischen Truppen sich vom Leeuwriver in der Richtung
auf Thabanchu zurückziehen.

Tel. Das Reuter'sche Bureau
meldet aus Bloemfontein vom 27. d. M., daß Gouverneur
Milner dort angekommen ist. -- Aus Van Wyksvlei
(im Nordwesten der Kapkolonie) wird dem Reuter'schen
Bureau vom 27. d. M. gemeldet: General Parson ist gestern
von der Avantgarde hieher zurückgekehrt, welche die Auf-
ständischen
bekämpft. Er gab der Hauptkolonne den
Befehl, heute aufzubrechen. Der Vormarsch wurde durch
heftige Regengüsse verzögert, welche die Wege ungangbar
machen. Nach Meldungen, die hier aus Upington einge-
troffen sind, ist der Führer der Aufständischen mit reichlich
800 bewaffneten Männern dort. Die Aufständischen sind zum
großen Theil mit Martini-Gewehren bewaffnet und haben
genügend Munition. Die Wege sind noch immer schwer
passirbar. Man glaubt, daß auch das Ueberschreiten der
Flüsse mit großen Schwierigkeiten verknüpft sein wird.

Tel. (Meldung des
Reuter'schen Bureaus.) Zwei gefangene Buren sind
gestern aus dem Nordlager entkommen.

Tel. (Meldung des Reuter-
schen Bureaus.) Eine Depesche von der Front in Natal
meldet, daß die Zerstörung der Kohlenbergwerke,
welche den Engländern von Nutzen sein könnten, fort-
dauert.
Sämmtliche drei Schächte der Dundeer-Grube
wurden gesprengt, die Maschinen vernichtet, die Vorbereitung
zur Zerstörung der übrigen Kohlenwerke beendet.

Tel. Dem "Manchester Guar-
dian" wird von seinem Kriegskorrespondenten gemeldet,
daß in dem von den britischen Truppen in Besitz ge-
nommenen Gebiet zwischen Kimberley und Bloem-
fontein
eine schreckliche Zerstörung zu konstatiren
sei. Die Farmhäuser seien geplündert und theil-
weise verbrannt; Spiegel, Klaviere und Uhren
seien von den Soldaten vielfach zerschlagen worden,
obwohl General Roberts dieses vandalische Auftreten in
Feindesland durch strenge Befehle zu verhindern bestrebt sei.



Bayerischer Landtag.
Sitzung des Finanzausschusses.

Tagesordnung: Etat des
kgl. Staatsministeriums des Innern für Kirchen-
und Schulangelegenheiten
für ein Jahr der XXV.
Finanzperiode. Die Berathung wird bei Kap. 15 "Bei-
träge an gelehrte Gesellschaften und Vereine"

fortgesetzt. Postulirt sind 5015 M. (2000 M. mehr wie im
letzten Budget). Einschlägig sind hier zwei Petitionen. Die
Petition des Naturwissenschaftlichen Vereins für
Schwaben und Neuburg
um Zuwendung einer Unter-
stützung aus Staatsmitteln wird der Staatsregierung zur
Berücksichtigung hinübergegeben, ebenso die Petition des
Vorstands der Naturhistorischen Gesellschaft zu
Nürnberg
um Gewährung eines Staatszuschusses zur
Förderung der Zwecke der Gesellschaft, und die Petition der
Gesellschaft zur Herausgabe von Denkmälern der
Tonkunst in Bayern
um Gewährung eines Zuschusses
von 1500 M.

Kultusminister Dr. v. Landmann beantragt hierauf,
die Position um weitere 1800 M. zu erhöhen zu dem Zweck,
noch anderen Gesellschaften und Unternehmungen Zuschüsse
gewähren zu können, z. B. der Botanischen Gesellschaft
zu Regensburg, der Herausgabe der topographi-
schen Beschreibung der Oberpfalz
von dem Lehrer
Blaß. Der Ausschuß beschließt in diesem Sinne.

Es folgt Kap. 16 "Akademie der bildenden
Künste".
Der Minister beantragt auch hier die Erhöhung
der Position um 1320 M. zum Zweck der Aufstellung eines
weiteren Dieners.

Korreferent Dr. Casselmann wünscht hier, an die
Staatsregierung eine Anfrage wegen ihrer
Stellungnahme zur lex Heinze zu stellen.

Der Vorsitzende Dr. Daller hält es nicht für ange-
zeigt,
im Finanzausschuß die Sache zu besprechen.

Korreferent Dr. Casselmann wünscht seine Gründe
dafür vorzubringen,
daß sie besprochen werde.

Dr. Daller will ihm das Wort dazu nicht geben,
Dr. Casselmann appellirt jedoch an den Ausschuß.

Der Ausschuß beschließt mit 7 gegen 6 Stimmen
im Sinne des Vorsitzenden.

Dr. Casselmann legt hierauf das Korreferat
nieder.

Die übrigen liberalen Mitglieder des Aus-
schusses lehnen die Uebernahme des Korreferats ab.

Abg. Lerno erklärt das für Obstruktion.

[Spaltenumbruch]

Abg. Wagner widerlegt das.

Abg. Dr. Daller behauptet, diese reine Reichssache
gehöre nicht hieher.

Abg. Dr. Deinhard bemerkt, daß die Stellung der
bayerischen Regierung zur Kunst, so wie sie im
Reichstag durch ihren Gesandten zum Ausdruck
kam, doch wohl eine sehr wichtige bayerische
Sache sei.

Abg. Lerno weist darauf hin, daß die Sache im
Plenum vorgebracht werden könne, worauf Abg. Wagner
erwidert, daß viel weiter abliegende Fragen, wie
letzthin die Frage des Professors Lipps bei dem Pensions-
etat, und tausendmal schon Reichstagsangelegenheiten
im Ausschuß besprochen worden seien.

Abg. Burger sagt, es müsse dann der Minister-
präsident anwesend
sein.

Abg. Dr. Casselmann ist bereit, seine Frage erst morgen
zu stellen, und will beantragen, daß dazu der Herr Minister-
präsident eingeladen werde.

Vorsitzender Dr. Daller will das zugeben, voraus-
gesetzt, daß nach der Auskunft des Ministerpräsidenten keine
weitere Diskussion mehr eintrete.

Abg. v. Vollmar erklärt, das sei rein unmöglich an-
zunehmen.

Vorsitzender Dr. Daller bemerkt, daß es dann beim
Ausschußbeschluß verbleibe, und überträgt, nachdem kein
Liberaler und auf Anfrage auch v. Vollmar das Kor-
referat nicht annimmt, dem Abg. Lerno das Korreferat.

Für die Besprechung der Sache hatten gestimmt die
Abgg. Dr. Casselmann, Dr. Deinhard, Schubert,
Wagner, v. Vollmar
und Sinzinger, dagegen
Dr. Daller, Lerno, Burger, Dr. Schädler, Dr.
Pichler, Frank und Hilpert.

Die Disknssion wird hierauf fortgesetzt. Abg. Frank
regt eine Professur für Landschaftsmalerei an, der
Minister verhält sich ziemlich ablehnend. Die Position
wird im Betrag von 210,646 M. bewilligt. Kap. 17, "Ge-
mäldegalerien".
Bei den persönlichen Ausgaben
ist neu postulirt eine Assistentenstelle mit 1860 M., deßgleichen
ein Diener, deren Bewilligung vom Referenten beantragt
wird. Korreferent Lerno tadelt die häufige Aenderung der
Kataloge an der alten und neuen Pinakothek. Abg.
v. Vollmar wünscht die Beseitigung der Unklarheit und des
theuren Preises der Kataloge. Weiter bespricht er die Verhältnisse
der Reinigung, sowie der Eintrittsgelder. Der Minister hebt die
Schwierigkeiten der Abfassung der Kataloge hervor und ver-
spricht, die Anbringung von Täfelchen an den Gemälden in
Erwägung zu ziehen. Eintrittsgelder würden nur bei der
neuen Pinakothek an Nichtbesuchstagen erhoben.

Die persönlichen Ausgaben mit 53,180 M. werden
genehmigt. Bei den sächlichen Ausgaben verlangt der
Minister weitere 1200 M. als Panschalsumme an die Hofkasse,
weil die Diener an der neuen Pinakothek vom Hofe gestellt
werden. Es soll nämlich in den Sommermonaten die Be-
suchszeit noch nach 2 Uhr nachmittags verlängert werden.

Für den Ankauf von Gemälden älterer Meister
werden 30,000 M. mehr gefordert, deren Bewilligung der
Ausschuß beschließt.

Abg. v. Vollmar bemängelt die Anordnung der Bilder
in der neuen Pinakothek und die theilweise sehr ungünstigen
Lichtverhältnisse.

Abg. Dr. Deinhard findet die jetzige chronologische
Aufstellung gegen früher wesentlich besser. Die Lichtverhält-
nisse dagegen werden jedes Jahr schlechter, weil die Scheiben
erblinden. Nur geschichtlich, nicht aber künstlerisch interessante
Bilder gehörten an andere Stelle. Bei den Neuanschaffungen
wünscht er nur den Ankauf bedeutender Bilder, die das
Können unsrer Zeit auf seiner Höhe zeigen. Gutmüthigkeit
sei hier nicht am Platz.

Auf eine Bemerkung des Abg. v. Vollmar bemerkt der
Kultusminister, daß Verhandlungen über die Erwerbung
der neuen Pinakothek durch den Staat mit der Vermögens-
verwaltung des Königs Otto eingeleitet worden seien, dieselben
hätten aber bis jetzt noch zu keinem Resultat geführt. Weiter
zu dringen, sei ganz unthunlich, denn der Staat sei in der
neuen Pinakothek eigentlich nur geduldet. Der Minister gibt
hierauf die in den letzten zwei Jahren angekauften Bilder und
deren Preise bekannt, es handelt sich um 32 Bilder und
3 Skulpturen und um einen Kaufpreis von 182,050 M., für
nichtdeutsche Künstler wurden 21,200 M. verausgabt. Abg.
v. Vollmar kommt nochmals auf die Eigenthumsverhältnisse
der neuen Pinakothek zurück und bemerkt, daß ein Theil der
gekauften Bilder lieber ungekauft geblieben wäre.

Abg. Dr. Deinhard meint es seien nach den Mitthei-
lungen des Ministers allerdings viel zu viel kleine, für
Privaträume geeignete unbedeutende Bilder angeschafft worden
und dazu in zwei Jahren nur eine einzige Schnitzerei und zwei
kleine Bronzen. Es sollte viel mehr für Plastik, besonders
für Bronzen ausgegeben werden, für die der Markt ohnedem
zu klein sei. Der Minister sagt, er enthalte sich möglichst
der Einmischung in die Ankaufsverhandlungen. Die betreffen-
den Positionen werden hienach bewilligt.

Hierauf Vertagung. Nächste Sitzung morgen Nach-
mittag
4 Uhr. (Fortsetzung des Kultusetats.)



Bayerische Chronik.

* Hof- und Personalnachrichten.

Bei Sr. kgl. Hoh.
dem Prinz-Regenten waren heute zur Tafel geladen:
Generalleutnant z. D. v. Schuh; Wilh. Frhr. v. Hertling,
Generalmajor z. D.; Oskar Unterrichter Frhr. v. Rechten-
thal,
Oberst a l. s. der Armee; Richard Frhr. v. Taut-
phoeus,
Oberstleutnant a. D.; Alfons Frhr. v. Rummel,
Major a. D. -- König Albert von Sachsen passirt
Freitag Abend 10 Uhr auf der Durchreise von der Riviera
nach Dresden mit dem Süd-Nord-Expreßzug den hiesigen
Zentralbahnhof. Prinz Friedrich August von Sachsen
trifft morgen Nachmittag 5 Uhr 6 Min. von Meran hier ein
und reist um 6 Uhr 10 Min. nach Dresden weiter. Die
Königin Carola verbleibt noch einige Wochen im Süden.
-- Prinz Alfons weilte heute zur Inspektion beim
2. Schw. Reiter-Regt. in Landshut, wohin er sich übermorgen

Donnerſtag,
Zweites Morgenblatt Nr. 86 der Allgemeinen Zeitung.
29. März 1900.



[Spaltenumbruch]
Großbritannien.
Chamberlain als Geſchäftsmann.

Zwei recht peinliche Fragen legte
Abg. Mc Neill, der ſich ſchon durch ſeine Anfrage über die
Autorität des Oberbefehlshabers in Kimberley, ſo-
wie über die Dum-Dum-Kugeln und die Rhodes-Clique
im höchſten Grade „unangenehm“ gemacht hat, im Parlament
dem Miniſterium vor. Die erſte Frage war, ob während der
Belagerung von Kimberley Oberſt Kekewich als militäriſcher
Kommandeur eine unter der Aegide des Hrn. Rhodes ſtehende
Zeitung unterdrückt habe und wenn, welche Gründe er dafür
gehabt habe. Natürlich bekam er keine aufklärende Antwort.
Der Unterſtaatsſekretär des Krieges, Mr. Wyndham, erwiderte
nur leichthin: „Das Kriegsminiſterium hat über die An-
gelegenheit keinerlei offiziellen Bericht erhalten.“ Man ſieht,
Hr. Rhodes wird immer noch ſehr zart behandelt. Das
wollte die Oppoſition, deren rühriges Mitglied Mc Neill iſt,
nur konſtatirt haben. Die zweite Frage Mc Neills war indeſſen
bedeutend intereſſanter und iſt vermuthlich für Hrn. Cham-
berlain
die unangenehmſte Erinnerung an ſeine kleinen
füdafrikaniſchen Geſchäfte geweſen, die er ſeit der Erwähnung
der Hawksley-Briefe im Parlament zu hören bekam. Oberſt Lock-
wood wünſchte Aufklärung darüber, ob „eine Bankfirma,
deren Hauptbureanx ſich in Kapſtadt und Johannes-
burg
befinden, für die Transvaal-Regierung Münz-
geſchäfte
ausgeführt hätte, während wir im Kriege mit
derſelben Regierung ſind“. Chamberlain erwiderte gewunden
und in epiſcher Breite, aber in olympiſcher Ruhe wie immer, daß
allerdings „eine ſüdafrikaniſche Bank“ derartige Geſchäfte
gemacht habe. Den Namen dieſer Bank nannte Hr. Cham-
berlain nicht und zwar aus einem ſehr einfachen Grunde.
Abg. Mc Neill, der ſo leicht nicht nachläßt, fragte kurz und
bündig, ob der Kolonial-Sekretär den Namen der Bank
wiſſe,
worauf Chamberlain natürlich nicht gut umhin
konnte, denſelben zu nennen. „Die Bank of South
Africa“
erwiderte er alſo, und zwar nicht gerade in ſehr
liebenswürdigem Tone. Die „Bank of South Africa“ iſt aber
bekanntlich dasſelbe Inſtitut, an dem der Kolonial-
Sekretär Chamberlain
mit ganz erheblichen Summen
betheiligt iſt, während ſein Bruder, Auſtin Chamberlain,
und Rochfort Maguire, Direktoren derſelben ſind!! Der
unverwüſtliche Mc Neill fragte daraufhin weiter in aller
Harmloſigkeit: „Iſt das dieſelbe Bank, mit der gewiſſe
ehrenwerthe Herren
in Verbindung ſtehen?“ Diesmal
erhielt er natürlich keine Antwort. So ſehen wir die
amüſante Thatſache, daß Hr. Chamberlain und ſeine Freunde
und Vettern — natürlich ganz ohne es zu wiſſen, oder zu
wollen — „Pro-Vur-Geſchäfte“ ausgeführt haben; der
Bruder Chamberlains war es bekanntlich auch, der als
Direktor und Hauptauktionär der Waffenfabrik Kynoch u. Co.
den Buren bis in die letzte Zeit hinein Waffen und
Munition lieferte. Iſt es da noch auffallend, daß die
„Times“, deren ausführlicher Parlamentsbericht ſonſt wegen
ſeiner Unparteilichkeit bekaunt war, von dieſer Antwort
Chamberlains ebenſo wenig etwas wiſſen, als von der
Anfrage des unbequemen Abg. Mc Neill?

Türkiſches Reich.
Zur Demiſſion des armeniſchen Patriarchen.

* Ueber die kürzlich erfolgte Demiſſion des armeniſchen
Patriarchen Ormanian werden aus Konſtantinopel
folgende Einzelheiten berichtet: Das Hauptmotiv des Ent-
laſſungsgeſuchs des Patriarchen, jedoch nicht das einzige,
bildet das Vorgehen der türkiſchen Regierung in Angelegen-
heit der Wahl des Katholikos von Sis, die zur großen
Unzufriedenheit der Armenier ſeit Jahren verſchleppt wird.
Die Handlungsweiſe der türkiſchen Behörden bei der Wahl
bekundet nach der Auffaſſung des Patriarchats zugleich, daß
man das Katholikat von Cilieien der Jurisdiktion des
Patriarchats entziehen wolle — ein Vorgehen, das neue Ver-
wicklungen der armeniſchen Frage zur Folge haben müſſe.
Ein weiterer Grund, der den Patriarchen zur Demiſſion be-
ſtimmte, ſei die Thatſache, daß die türkiſchen Behörden un-
geachtet aller gegentheiligen Verſprechungen fortfahren, dem
freien Verkehr der Armenier im türkiſchen Reich,
auch in den Fällen, wo es ſich um angeſehene und der Be-
hörde wohlbekannte Perſonen handelt, die größten Hinder-
niſſe
zu bereiten. — Nach Analogie früherer Fälle zu ſchließen,
dürfte ſich der Patriarch nach einigen Zugeſtändniſſen von
türkiſcher Seite wohl auch diesmal bewegen laſſen, ſeine
Demiſſion zurückzunehmen.



Der Krieg in Südafrika.

Tel.
Der Oberbefehlshaber der Transvaal-Buren,
General Joubert, iſt, wie hieher gemeldet wird,
geſtorben.

Tel. Das Reuter’ſche Bureau
meldet aus Lourenço Marques vom 28. März: Ge-
neral Joubert ſtarb geſtern Abend um 11½ Uhr
infolge eines Magenleidens. Pretoria iſt von
tiefſter Trauer erfüllt um den Verluſt des
wahren Patrioten, des tapferen Generals und
Ehrenmann es.

Tel. Soeben (gegen 9 Uhr
abends) wird General Jouberts geſtern Abend
erfolgter Tod amtlich beſtätigt.

* Die Nachricht vom Tode Jouberts iſt im Verlauf
des ſüdafrikaniſchen Krieges und zwar alsbald nach dem
Beginn der Operationen in Ratal, bei deren Leitung der
kampfgewohnte General ſich ſo trefflich bewährte, von eng-
liſcher Seite ſchon einmal nach Europa geſandt worden.
Damals beſtätigte ſie ſich nicht; diesmal jedoch ſteht ihre
Richtigkeit leider außer allem Zweifel. Joubert — neben Cronje
unzweifelhaft der hervorragendſte Burenführer — war in
Transvaal auch in Friedenszeiten mit dem Oberkommando
über die Streitkräfte der Republik betraut und hatte zu
ihrer Vermehrung und möglichſt zeitgemäßen Ausgeſtaltung
durch die Schaffung eines ſtändigen, mit modernen Ge-
ſchützen verſehenen Artilleriekorps, ſowie durch die Anlage
und Armirung von Feſtungswerken rings um die Landes-
hauptſtadt, weſentlich beigetragen. Nach der Gefangen-
nahme Cronje’s und der dadurch veranlaßten Aufhebung
der Belagerung von Ladyſmith war er zu Verhandlungen
mit dem Präſidenten Krüger nach Pretoria geeilt, doch
wurde von dort unlängſt gemeldet, daß er an die Front
zurückzukehren gedenke, um dem weiteren Vordringen der
Engländer entſchiedenen Widerſtand entgegenzuſetzen. Ob
[Spaltenumbruch] Jonbert noch in Pretoria oder erſt nach ſeinem Wieder-
eintreffen bei den Truppen vom Tode ereilt wurde, geht
aus den kurzen Meldungen nicht hervor.


Tel. Das Reuter’ſche Bureau
meldet aus Lourenço Marques vom 26. März: Die Johannes-
burger „Digger News“ melden: Das Kriegsamt in Pretoria
habe Nachrichten vom 21. d. M. erhalten. Danach ſeien
die Generale Grobler und Olivier, welche kürzlich von
Norwalspont und Stormberg in der Nähe von Tha-
banchu angekommen ſeien, genügend nach Norden vorgerückt,
um der Sorge, daß ſie abgeſchnitten werden könnten, ent-
hoben zu ſein. Man erwartet, daß die Truppen, die den
ſüdlichen Theil des Freiſtaates verließen, demnächſt in Win-
burg
ankommen. In einigen Tagen werden Grobler und
Olivier ſich mit General de Wet vereinigen. Dann werden
die verbündeten Truppen Lord Roberts ſehr aus-
giebigen Widerſtand leiſten können.

Tel. (Meldung des Neuter-
ſchen Bureaus.) Nachdem die engliſchen Truppen unter
Oberſt Pilcher ſich zurückzogen, beſetzte eine ſtarke
Buren-Macht,
vermuthlich unter Olivier, Ladybrand
und nahm ſtarke Stellungen um Plaatberg und Modder-
poort
ein. Man glaubt, daß den Buren der Rückzug in
der Richtung auf Kroonſtad abgeſchnitten iſt und hält eine
Schlacht für bevorſtehend.

Tel. Ein Korreſpondent des
Reuter’ſchen Bureaus meldet aus Kroonſtad vom 26. März:
Ich habe erfahren, daß ſich Olivier mit den Streit-
kräften Groblers und Lemmers vereinigte
und die
britiſchen Truppen ſich vom Leeuwriver in der Richtung
auf Thabanchu zurückziehen.

Tel. Das Reuter’ſche Bureau
meldet aus Bloemfontein vom 27. d. M., daß Gouverneur
Milner dort angekommen iſt. — Aus Van Wyksvlei
(im Nordweſten der Kapkolonie) wird dem Reuter’ſchen
Bureau vom 27. d. M. gemeldet: General Parſon iſt geſtern
von der Avantgarde hieher zurückgekehrt, welche die Auf-
ſtändiſchen
bekämpft. Er gab der Hauptkolonne den
Befehl, heute aufzubrechen. Der Vormarſch wurde durch
heftige Regengüſſe verzögert, welche die Wege ungangbar
machen. Nach Meldungen, die hier aus Upington einge-
troffen ſind, iſt der Führer der Aufſtändiſchen mit reichlich
800 bewaffneten Männern dort. Die Aufſtändiſchen ſind zum
großen Theil mit Martini-Gewehren bewaffnet und haben
genügend Munition. Die Wege ſind noch immer ſchwer
paſſirbar. Man glaubt, daß auch das Ueberſchreiten der
Flüſſe mit großen Schwierigkeiten verknüpft ſein wird.

Tel. (Meldung des
Reuter’ſchen Bureaus.) Zwei gefangene Buren ſind
geſtern aus dem Nordlager entkommen.

Tel. (Meldung des Reuter-
ſchen Bureaus.) Eine Depeſche von der Front in Natal
meldet, daß die Zerſtörung der Kohlenbergwerke,
welche den Engländern von Nutzen ſein könnten, fort-
dauert.
Sämmtliche drei Schächte der Dundeer-Grube
wurden geſprengt, die Maſchinen vernichtet, die Vorbereitung
zur Zerſtörung der übrigen Kohlenwerke beendet.

Tel. Dem „Mancheſter Guar-
dian“ wird von ſeinem Kriegskorreſpondenten gemeldet,
daß in dem von den britiſchen Truppen in Beſitz ge-
nommenen Gebiet zwiſchen Kimberley und Bloem-
fontein
eine ſchreckliche Zerſtörung zu konſtatiren
ſei. Die Farmhäuſer ſeien geplündert und theil-
weiſe verbrannt; Spiegel, Klaviere und Uhren
ſeien von den Soldaten vielfach zerſchlagen worden,
obwohl General Roberts dieſes vandaliſche Auftreten in
Feindesland durch ſtrenge Befehle zu verhindern beſtrebt ſei.



Bayeriſcher Landtag.
Sitzung des Finanzausſchuſſes.

Tagesordnung: Etat des
kgl. Staatsminiſteriums des Innern für Kirchen-
und Schulangelegenheiten
für ein Jahr der XXV.
Finanzperiode. Die Berathung wird bei Kap. 15 „Bei-
träge an gelehrte Geſellſchaften und Vereine“

fortgeſetzt. Poſtulirt ſind 5015 M. (2000 M. mehr wie im
letzten Budget). Einſchlägig ſind hier zwei Petitionen. Die
Petition des Naturwiſſenſchaftlichen Vereins für
Schwaben und Neuburg
um Zuwendung einer Unter-
ſtützung aus Staatsmitteln wird der Staatsregierung zur
Berückſichtigung hinübergegeben, ebenſo die Petition des
Vorſtands der Naturhiſtoriſchen Geſellſchaft zu
Nürnberg
um Gewährung eines Staatszuſchuſſes zur
Förderung der Zwecke der Geſellſchaft, und die Petition der
Geſellſchaft zur Herausgabe von Denkmälern der
Tonkunſt in Bayern
um Gewährung eines Zuſchuſſes
von 1500 M.

Kultusminiſter Dr. v. Landmann beantragt hierauf,
die Poſition um weitere 1800 M. zu erhöhen zu dem Zweck,
noch anderen Geſellſchaften und Unternehmungen Zuſchüſſe
gewähren zu können, z. B. der Botaniſchen Geſellſchaft
zu Regensburg, der Herausgabe der topographi-
ſchen Beſchreibung der Oberpfalz
von dem Lehrer
Blaß. Der Ausſchuß beſchließt in dieſem Sinne.

Es folgt Kap. 16 „Akademie der bildenden
Künſte“.
Der Miniſter beantragt auch hier die Erhöhung
der Poſition um 1320 M. zum Zweck der Aufſtellung eines
weiteren Dieners.

Korreferent Dr. Caſſelmann wünſcht hier, an die
Staatsregierung eine Anfrage wegen ihrer
Stellungnahme zur lex Heinze zu ſtellen.

Der Vorſitzende Dr. Daller hält es nicht für ange-
zeigt,
im Finanzausſchuß die Sache zu beſprechen.

Korreferent Dr. Caſſelmann wünſcht ſeine Gründe
dafür vorzubringen,
daß ſie beſprochen werde.

Dr. Daller will ihm das Wort dazu nicht geben,
Dr. Caſſelmann appellirt jedoch an den Ausſchuß.

Der Ausſchuß beſchließt mit 7 gegen 6 Stimmen
im Sinne des Vorſitzenden.

Dr. Caſſelmann legt hierauf das Korreferat
nieder.

Die übrigen liberalen Mitglieder des Aus-
ſchuſſes lehnen die Uebernahme des Korreferats ab.

Abg. Lerno erklärt das für Obſtruktion.

[Spaltenumbruch]

Abg. Wagner widerlegt das.

Abg. Dr. Daller behauptet, dieſe reine Reichsſache
gehöre nicht hieher.

Abg. Dr. Deinhard bemerkt, daß die Stellung der
bayeriſchen Regierung zur Kunſt, ſo wie ſie im
Reichstag durch ihren Geſandten zum Ausdruck
kam, doch wohl eine ſehr wichtige bayeriſche
Sache ſei.

Abg. Lerno weist darauf hin, daß die Sache im
Plenum vorgebracht werden könne, worauf Abg. Wagner
erwidert, daß viel weiter abliegende Fragen, wie
letzthin die Frage des Profeſſors Lipps bei dem Penſions-
etat, und tauſendmal ſchon Reichstagsangelegenheiten
im Ausſchuß beſprochen worden ſeien.

Abg. Burger ſagt, es müſſe dann der Miniſter-
präſident anweſend
ſein.

Abg. Dr. Caſſelmann iſt bereit, ſeine Frage erſt morgen
zu ſtellen, und will beantragen, daß dazu der Herr Miniſter-
präſident eingeladen werde.

Vorſitzender Dr. Daller will das zugeben, voraus-
geſetzt, daß nach der Auskunft des Miniſterpräſidenten keine
weitere Diskuſſion mehr eintrete.

Abg. v. Vollmar erklärt, das ſei rein unmöglich an-
zunehmen.

Vorſitzender Dr. Daller bemerkt, daß es dann beim
Ausſchußbeſchluß verbleibe, und überträgt, nachdem kein
Liberaler und auf Anfrage auch v. Vollmar das Kor-
referat nicht annimmt, dem Abg. Lerno das Korreferat.

Für die Beſprechung der Sache hatten geſtimmt die
Abgg. Dr. Caſſelmann, Dr. Deinhard, Schubert,
Wagner, v. Vollmar
und Sinzinger, dagegen
Dr. Daller, Lerno, Burger, Dr. Schädler, Dr.
Pichler, Frank und Hilpert.

Die Disknſſion wird hierauf fortgeſetzt. Abg. Frank
regt eine Profeſſur für Landſchaftsmalerei an, der
Miniſter verhält ſich ziemlich ablehnend. Die Poſition
wird im Betrag von 210,646 M. bewilligt. Kap. 17, „Ge-
mäldegalerien“.
Bei den perſönlichen Ausgaben
iſt neu poſtulirt eine Aſſiſtentenſtelle mit 1860 M., deßgleichen
ein Diener, deren Bewilligung vom Referenten beantragt
wird. Korreferent Lerno tadelt die häufige Aenderung der
Kataloge an der alten und neuen Pinakothek. Abg.
v. Vollmar wünſcht die Beſeitigung der Unklarheit und des
theuren Preiſes der Kataloge. Weiter beſpricht er die Verhältniſſe
der Reinigung, ſowie der Eintrittsgelder. Der Miniſter hebt die
Schwierigkeiten der Abfaſſung der Kataloge hervor und ver-
ſpricht, die Anbringung von Täfelchen an den Gemälden in
Erwägung zu ziehen. Eintrittsgelder würden nur bei der
neuen Pinakothek an Nichtbeſuchstagen erhoben.

Die perſönlichen Ausgaben mit 53,180 M. werden
genehmigt. Bei den ſächlichen Ausgaben verlangt der
Miniſter weitere 1200 M. als Panſchalſumme an die Hofkaſſe,
weil die Diener an der neuen Pinakothek vom Hofe geſtellt
werden. Es ſoll nämlich in den Sommermonaten die Be-
ſuchszeit noch nach 2 Uhr nachmittags verlängert werden.

Für den Ankauf von Gemälden älterer Meiſter
werden 30,000 M. mehr gefordert, deren Bewilligung der
Ausſchuß beſchließt.

Abg. v. Vollmar bemängelt die Anordnung der Bilder
in der neuen Pinakothek und die theilweiſe ſehr ungünſtigen
Lichtverhältniſſe.

Abg. Dr. Deinhard findet die jetzige chronologiſche
Aufſtellung gegen früher weſentlich beſſer. Die Lichtverhält-
niſſe dagegen werden jedes Jahr ſchlechter, weil die Scheiben
erblinden. Nur geſchichtlich, nicht aber künſtleriſch intereſſante
Bilder gehörten an andere Stelle. Bei den Neuanſchaffungen
wünſcht er nur den Ankauf bedeutender Bilder, die das
Können unſrer Zeit auf ſeiner Höhe zeigen. Gutmüthigkeit
ſei hier nicht am Platz.

Auf eine Bemerkung des Abg. v. Vollmar bemerkt der
Kultusminiſter, daß Verhandlungen über die Erwerbung
der neuen Pinakothek durch den Staat mit der Vermögens-
verwaltung des Königs Otto eingeleitet worden ſeien, dieſelben
hätten aber bis jetzt noch zu keinem Reſultat geführt. Weiter
zu dringen, ſei ganz unthunlich, denn der Staat ſei in der
neuen Pinakothek eigentlich nur geduldet. Der Miniſter gibt
hierauf die in den letzten zwei Jahren angekauften Bilder und
deren Preiſe bekannt, es handelt ſich um 32 Bilder und
3 Skulpturen und um einen Kaufpreis von 182,050 M., für
nichtdeutſche Künſtler wurden 21,200 M. verausgabt. Abg.
v. Vollmar kommt nochmals auf die Eigenthumsverhältniſſe
der neuen Pinakothek zurück und bemerkt, daß ein Theil der
gekauften Bilder lieber ungekauft geblieben wäre.

Abg. Dr. Deinhard meint es ſeien nach den Mitthei-
lungen des Miniſters allerdings viel zu viel kleine, für
Privaträume geeignete unbedeutende Bilder angeſchafft worden
und dazu in zwei Jahren nur eine einzige Schnitzerei und zwei
kleine Bronzen. Es ſollte viel mehr für Plaſtik, beſonders
für Bronzen ausgegeben werden, für die der Markt ohnedem
zu klein ſei. Der Miniſter ſagt, er enthalte ſich möglichſt
der Einmiſchung in die Ankaufsverhandlungen. Die betreffen-
den Poſitionen werden hienach bewilligt.

Hierauf Vertagung. Nächſte Sitzung morgen Nach-
mittag
4 Uhr. (Fortſetzung des Kultusetats.)



Bayeriſche Chronik.

* Hof- und Perſonalnachrichten.

Bei Sr. kgl. Hoh.
dem Prinz-Regenten waren heute zur Tafel geladen:
Generalleutnant z. D. v. Schuh; Wilh. Frhr. v. Hertling,
Generalmajor z. D.; Oskar Unterrichter Frhr. v. Rechten-
thal,
Oberſt à l. s. der Armee; Richard Frhr. v. Taut-
phoeus,
Oberſtleutnant a. D.; Alfons Frhr. v. Rummel,
Major a. D. — König Albert von Sachſen paſſirt
Freitag Abend 10 Uhr auf der Durchreiſe von der Riviera
nach Dresden mit dem Süd-Nord-Expreßzug den hieſigen
Zentralbahnhof. Prinz Friedrich Auguſt von Sachſen
trifft morgen Nachmittag 5 Uhr 6 Min. von Meran hier ein
und reist um 6 Uhr 10 Min. nach Dresden weiter. Die
Königin Carola verbleibt noch einige Wochen im Süden.
— Prinz Alfons weilte heute zur Inſpektion beim
2. Schw. Reiter-Regt. in Landshut, wohin er ſich übermorgen

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[0005] Donnerſtag, Zweites Morgenblatt Nr. 86 der Allgemeinen Zeitung. 29. März 1900. Großbritannien. Chamberlain als Geſchäftsmann. ⁑ London, 27. März. Zwei recht peinliche Fragen legte Abg. Mc Neill, der ſich ſchon durch ſeine Anfrage über die Autorität des Oberbefehlshabers in Kimberley, ſo- wie über die Dum-Dum-Kugeln und die Rhodes-Clique im höchſten Grade „unangenehm“ gemacht hat, im Parlament dem Miniſterium vor. Die erſte Frage war, ob während der Belagerung von Kimberley Oberſt Kekewich als militäriſcher Kommandeur eine unter der Aegide des Hrn. Rhodes ſtehende Zeitung unterdrückt habe und wenn, welche Gründe er dafür gehabt habe. Natürlich bekam er keine aufklärende Antwort. Der Unterſtaatsſekretär des Krieges, Mr. Wyndham, erwiderte nur leichthin: „Das Kriegsminiſterium hat über die An- gelegenheit keinerlei offiziellen Bericht erhalten.“ Man ſieht, Hr. Rhodes wird immer noch ſehr zart behandelt. Das wollte die Oppoſition, deren rühriges Mitglied Mc Neill iſt, nur konſtatirt haben. Die zweite Frage Mc Neills war indeſſen bedeutend intereſſanter und iſt vermuthlich für Hrn. Cham- berlain die unangenehmſte Erinnerung an ſeine kleinen füdafrikaniſchen Geſchäfte geweſen, die er ſeit der Erwähnung der Hawksley-Briefe im Parlament zu hören bekam. Oberſt Lock- wood wünſchte Aufklärung darüber, ob „eine Bankfirma, deren Hauptbureanx ſich in Kapſtadt und Johannes- burg befinden, für die Transvaal-Regierung Münz- geſchäfte ausgeführt hätte, während wir im Kriege mit derſelben Regierung ſind“. Chamberlain erwiderte gewunden und in epiſcher Breite, aber in olympiſcher Ruhe wie immer, daß allerdings „eine ſüdafrikaniſche Bank“ derartige Geſchäfte gemacht habe. Den Namen dieſer Bank nannte Hr. Cham- berlain nicht und zwar aus einem ſehr einfachen Grunde. Abg. Mc Neill, der ſo leicht nicht nachläßt, fragte kurz und bündig, ob der Kolonial-Sekretär den Namen der Bank wiſſe, worauf Chamberlain natürlich nicht gut umhin konnte, denſelben zu nennen. „Die Bank of South Africa“ erwiderte er alſo, und zwar nicht gerade in ſehr liebenswürdigem Tone. Die „Bank of South Africa“ iſt aber bekanntlich dasſelbe Inſtitut, an dem der Kolonial- Sekretär Chamberlain mit ganz erheblichen Summen betheiligt iſt, während ſein Bruder, Auſtin Chamberlain, und Rochfort Maguire, Direktoren derſelben ſind!! Der unverwüſtliche Mc Neill fragte daraufhin weiter in aller Harmloſigkeit: „Iſt das dieſelbe Bank, mit der gewiſſe ehrenwerthe Herren in Verbindung ſtehen?“ Diesmal erhielt er natürlich keine Antwort. So ſehen wir die amüſante Thatſache, daß Hr. Chamberlain und ſeine Freunde und Vettern — natürlich ganz ohne es zu wiſſen, oder zu wollen — „Pro-Vur-Geſchäfte“ ausgeführt haben; der Bruder Chamberlains war es bekanntlich auch, der als Direktor und Hauptauktionär der Waffenfabrik Kynoch u. Co. den Buren bis in die letzte Zeit hinein Waffen und Munition lieferte. Iſt es da noch auffallend, daß die „Times“, deren ausführlicher Parlamentsbericht ſonſt wegen ſeiner Unparteilichkeit bekaunt war, von dieſer Antwort Chamberlains ebenſo wenig etwas wiſſen, als von der Anfrage des unbequemen Abg. Mc Neill? Türkiſches Reich. Zur Demiſſion des armeniſchen Patriarchen. * Ueber die kürzlich erfolgte Demiſſion des armeniſchen Patriarchen Ormanian werden aus Konſtantinopel folgende Einzelheiten berichtet: Das Hauptmotiv des Ent- laſſungsgeſuchs des Patriarchen, jedoch nicht das einzige, bildet das Vorgehen der türkiſchen Regierung in Angelegen- heit der Wahl des Katholikos von Sis, die zur großen Unzufriedenheit der Armenier ſeit Jahren verſchleppt wird. Die Handlungsweiſe der türkiſchen Behörden bei der Wahl bekundet nach der Auffaſſung des Patriarchats zugleich, daß man das Katholikat von Cilieien der Jurisdiktion des Patriarchats entziehen wolle — ein Vorgehen, das neue Ver- wicklungen der armeniſchen Frage zur Folge haben müſſe. Ein weiterer Grund, der den Patriarchen zur Demiſſion be- ſtimmte, ſei die Thatſache, daß die türkiſchen Behörden un- geachtet aller gegentheiligen Verſprechungen fortfahren, dem freien Verkehr der Armenier im türkiſchen Reich, auch in den Fällen, wo es ſich um angeſehene und der Be- hörde wohlbekannte Perſonen handelt, die größten Hinder- niſſe zu bereiten. — Nach Analogie früherer Fälle zu ſchließen, dürfte ſich der Patriarch nach einigen Zugeſtändniſſen von türkiſcher Seite wohl auch diesmal bewegen laſſen, ſeine Demiſſion zurückzunehmen. Der Krieg in Südafrika. * Lonrenço Marques, 28. März. Tel. Der Oberbefehlshaber der Transvaal-Buren, General Joubert, iſt, wie hieher gemeldet wird, geſtorben. * London, 28. März. Tel. Das Reuter’ſche Bureau meldet aus Lourenço Marques vom 28. März: Ge- neral Joubert ſtarb geſtern Abend um 11½ Uhr infolge eines Magenleidens. Pretoria iſt von tiefſter Trauer erfüllt um den Verluſt des wahren Patrioten, des tapferen Generals und Ehrenmann es. x London, 28. März. Tel. Soeben (gegen 9 Uhr abends) wird General Jouberts geſtern Abend erfolgter Tod amtlich beſtätigt. * Die Nachricht vom Tode Jouberts iſt im Verlauf des ſüdafrikaniſchen Krieges und zwar alsbald nach dem Beginn der Operationen in Ratal, bei deren Leitung der kampfgewohnte General ſich ſo trefflich bewährte, von eng- liſcher Seite ſchon einmal nach Europa geſandt worden. Damals beſtätigte ſie ſich nicht; diesmal jedoch ſteht ihre Richtigkeit leider außer allem Zweifel. Joubert — neben Cronje unzweifelhaft der hervorragendſte Burenführer — war in Transvaal auch in Friedenszeiten mit dem Oberkommando über die Streitkräfte der Republik betraut und hatte zu ihrer Vermehrung und möglichſt zeitgemäßen Ausgeſtaltung durch die Schaffung eines ſtändigen, mit modernen Ge- ſchützen verſehenen Artilleriekorps, ſowie durch die Anlage und Armirung von Feſtungswerken rings um die Landes- hauptſtadt, weſentlich beigetragen. Nach der Gefangen- nahme Cronje’s und der dadurch veranlaßten Aufhebung der Belagerung von Ladyſmith war er zu Verhandlungen mit dem Präſidenten Krüger nach Pretoria geeilt, doch wurde von dort unlängſt gemeldet, daß er an die Front zurückzukehren gedenke, um dem weiteren Vordringen der Engländer entſchiedenen Widerſtand entgegenzuſetzen. Ob Jonbert noch in Pretoria oder erſt nach ſeinem Wieder- eintreffen bei den Truppen vom Tode ereilt wurde, geht aus den kurzen Meldungen nicht hervor. * London, 28. März. Tel. Das Reuter’ſche Bureau meldet aus Lourenço Marques vom 26. März: Die Johannes- burger „Digger News“ melden: Das Kriegsamt in Pretoria habe Nachrichten vom 21. d. M. erhalten. Danach ſeien die Generale Grobler und Olivier, welche kürzlich von Norwalspont und Stormberg in der Nähe von Tha- banchu angekommen ſeien, genügend nach Norden vorgerückt, um der Sorge, daß ſie abgeſchnitten werden könnten, ent- hoben zu ſein. Man erwartet, daß die Truppen, die den ſüdlichen Theil des Freiſtaates verließen, demnächſt in Win- burg ankommen. In einigen Tagen werden Grobler und Olivier ſich mit General de Wet vereinigen. Dann werden die verbündeten Truppen Lord Roberts ſehr aus- giebigen Widerſtand leiſten können. * Maſeru, 27. März. Tel. (Meldung des Neuter- ſchen Bureaus.) Nachdem die engliſchen Truppen unter Oberſt Pilcher ſich zurückzogen, beſetzte eine ſtarke Buren-Macht, vermuthlich unter Olivier, Ladybrand und nahm ſtarke Stellungen um Plaatberg und Modder- poort ein. Man glaubt, daß den Buren der Rückzug in der Richtung auf Kroonſtad abgeſchnitten iſt und hält eine Schlacht für bevorſtehend. * London, 28. März. Tel. Ein Korreſpondent des Reuter’ſchen Bureaus meldet aus Kroonſtad vom 26. März: Ich habe erfahren, daß ſich Olivier mit den Streit- kräften Groblers und Lemmers vereinigte und die britiſchen Truppen ſich vom Leeuwriver in der Richtung auf Thabanchu zurückziehen. * London, 28. März. Tel. Das Reuter’ſche Bureau meldet aus Bloemfontein vom 27. d. M., daß Gouverneur Milner dort angekommen iſt. — Aus Van Wyksvlei (im Nordweſten der Kapkolonie) wird dem Reuter’ſchen Bureau vom 27. d. M. gemeldet: General Parſon iſt geſtern von der Avantgarde hieher zurückgekehrt, welche die Auf- ſtändiſchen bekämpft. Er gab der Hauptkolonne den Befehl, heute aufzubrechen. Der Vormarſch wurde durch heftige Regengüſſe verzögert, welche die Wege ungangbar machen. Nach Meldungen, die hier aus Upington einge- troffen ſind, iſt der Führer der Aufſtändiſchen mit reichlich 800 bewaffneten Männern dort. Die Aufſtändiſchen ſind zum großen Theil mit Martini-Gewehren bewaffnet und haben genügend Munition. Die Wege ſind noch immer ſchwer paſſirbar. Man glaubt, daß auch das Ueberſchreiten der Flüſſe mit großen Schwierigkeiten verknüpft ſein wird. * Simonstown, 27. März. Tel. (Meldung des Reuter’ſchen Bureaus.) Zwei gefangene Buren ſind geſtern aus dem Nordlager entkommen. * Pretoria, 27. März. Tel. (Meldung des Reuter- ſchen Bureaus.) Eine Depeſche von der Front in Natal meldet, daß die Zerſtörung der Kohlenbergwerke, welche den Engländern von Nutzen ſein könnten, fort- dauert. Sämmtliche drei Schächte der Dundeer-Grube wurden geſprengt, die Maſchinen vernichtet, die Vorbereitung zur Zerſtörung der übrigen Kohlenwerke beendet. x London, 28. März. Tel. Dem „Mancheſter Guar- dian“ wird von ſeinem Kriegskorreſpondenten gemeldet, daß in dem von den britiſchen Truppen in Beſitz ge- nommenen Gebiet zwiſchen Kimberley und Bloem- fontein eine ſchreckliche Zerſtörung zu konſtatiren ſei. Die Farmhäuſer ſeien geplündert und theil- weiſe verbrannt; Spiegel, Klaviere und Uhren ſeien von den Soldaten vielfach zerſchlagen worden, obwohl General Roberts dieſes vandaliſche Auftreten in Feindesland durch ſtrenge Befehle zu verhindern beſtrebt ſei. Bayeriſcher Landtag. Sitzung des Finanzausſchuſſes. * München, 28. März. Tagesordnung: Etat des kgl. Staatsminiſteriums des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten für ein Jahr der XXV. Finanzperiode. Die Berathung wird bei Kap. 15 „Bei- träge an gelehrte Geſellſchaften und Vereine“ fortgeſetzt. Poſtulirt ſind 5015 M. (2000 M. mehr wie im letzten Budget). Einſchlägig ſind hier zwei Petitionen. Die Petition des Naturwiſſenſchaftlichen Vereins für Schwaben und Neuburg um Zuwendung einer Unter- ſtützung aus Staatsmitteln wird der Staatsregierung zur Berückſichtigung hinübergegeben, ebenſo die Petition des Vorſtands der Naturhiſtoriſchen Geſellſchaft zu Nürnberg um Gewährung eines Staatszuſchuſſes zur Förderung der Zwecke der Geſellſchaft, und die Petition der Geſellſchaft zur Herausgabe von Denkmälern der Tonkunſt in Bayern um Gewährung eines Zuſchuſſes von 1500 M. Kultusminiſter Dr. v. Landmann beantragt hierauf, die Poſition um weitere 1800 M. zu erhöhen zu dem Zweck, noch anderen Geſellſchaften und Unternehmungen Zuſchüſſe gewähren zu können, z. B. der Botaniſchen Geſellſchaft zu Regensburg, der Herausgabe der topographi- ſchen Beſchreibung der Oberpfalz von dem Lehrer Blaß. Der Ausſchuß beſchließt in dieſem Sinne. Es folgt Kap. 16 „Akademie der bildenden Künſte“. Der Miniſter beantragt auch hier die Erhöhung der Poſition um 1320 M. zum Zweck der Aufſtellung eines weiteren Dieners. Korreferent Dr. Caſſelmann wünſcht hier, an die Staatsregierung eine Anfrage wegen ihrer Stellungnahme zur lex Heinze zu ſtellen. Der Vorſitzende Dr. Daller hält es nicht für ange- zeigt, im Finanzausſchuß die Sache zu beſprechen. Korreferent Dr. Caſſelmann wünſcht ſeine Gründe dafür vorzubringen, daß ſie beſprochen werde. Dr. Daller will ihm das Wort dazu nicht geben, Dr. Caſſelmann appellirt jedoch an den Ausſchuß. Der Ausſchuß beſchließt mit 7 gegen 6 Stimmen im Sinne des Vorſitzenden. Dr. Caſſelmann legt hierauf das Korreferat nieder. Die übrigen liberalen Mitglieder des Aus- ſchuſſes lehnen die Uebernahme des Korreferats ab. Abg. Lerno erklärt das für Obſtruktion. Abg. Wagner widerlegt das. Abg. Dr. Daller behauptet, dieſe reine Reichsſache gehöre nicht hieher. Abg. Dr. Deinhard bemerkt, daß die Stellung der bayeriſchen Regierung zur Kunſt, ſo wie ſie im Reichstag durch ihren Geſandten zum Ausdruck kam, doch wohl eine ſehr wichtige bayeriſche Sache ſei. Abg. Lerno weist darauf hin, daß die Sache im Plenum vorgebracht werden könne, worauf Abg. Wagner erwidert, daß viel weiter abliegende Fragen, wie letzthin die Frage des Profeſſors Lipps bei dem Penſions- etat, und tauſendmal ſchon Reichstagsangelegenheiten im Ausſchuß beſprochen worden ſeien. Abg. Burger ſagt, es müſſe dann der Miniſter- präſident anweſend ſein. Abg. Dr. Caſſelmann iſt bereit, ſeine Frage erſt morgen zu ſtellen, und will beantragen, daß dazu der Herr Miniſter- präſident eingeladen werde. Vorſitzender Dr. Daller will das zugeben, voraus- geſetzt, daß nach der Auskunft des Miniſterpräſidenten keine weitere Diskuſſion mehr eintrete. Abg. v. Vollmar erklärt, das ſei rein unmöglich an- zunehmen. Vorſitzender Dr. Daller bemerkt, daß es dann beim Ausſchußbeſchluß verbleibe, und überträgt, nachdem kein Liberaler und auf Anfrage auch v. Vollmar das Kor- referat nicht annimmt, dem Abg. Lerno das Korreferat. Für die Beſprechung der Sache hatten geſtimmt die Abgg. Dr. Caſſelmann, Dr. Deinhard, Schubert, Wagner, v. Vollmar und Sinzinger, dagegen Dr. Daller, Lerno, Burger, Dr. Schädler, Dr. Pichler, Frank und Hilpert. Die Disknſſion wird hierauf fortgeſetzt. Abg. Frank regt eine Profeſſur für Landſchaftsmalerei an, der Miniſter verhält ſich ziemlich ablehnend. Die Poſition wird im Betrag von 210,646 M. bewilligt. Kap. 17, „Ge- mäldegalerien“. Bei den perſönlichen Ausgaben iſt neu poſtulirt eine Aſſiſtentenſtelle mit 1860 M., deßgleichen ein Diener, deren Bewilligung vom Referenten beantragt wird. Korreferent Lerno tadelt die häufige Aenderung der Kataloge an der alten und neuen Pinakothek. Abg. v. Vollmar wünſcht die Beſeitigung der Unklarheit und des theuren Preiſes der Kataloge. Weiter beſpricht er die Verhältniſſe der Reinigung, ſowie der Eintrittsgelder. Der Miniſter hebt die Schwierigkeiten der Abfaſſung der Kataloge hervor und ver- ſpricht, die Anbringung von Täfelchen an den Gemälden in Erwägung zu ziehen. Eintrittsgelder würden nur bei der neuen Pinakothek an Nichtbeſuchstagen erhoben. Die perſönlichen Ausgaben mit 53,180 M. werden genehmigt. Bei den ſächlichen Ausgaben verlangt der Miniſter weitere 1200 M. als Panſchalſumme an die Hofkaſſe, weil die Diener an der neuen Pinakothek vom Hofe geſtellt werden. Es ſoll nämlich in den Sommermonaten die Be- ſuchszeit noch nach 2 Uhr nachmittags verlängert werden. Für den Ankauf von Gemälden älterer Meiſter werden 30,000 M. mehr gefordert, deren Bewilligung der Ausſchuß beſchließt. Abg. v. Vollmar bemängelt die Anordnung der Bilder in der neuen Pinakothek und die theilweiſe ſehr ungünſtigen Lichtverhältniſſe. Abg. Dr. Deinhard findet die jetzige chronologiſche Aufſtellung gegen früher weſentlich beſſer. Die Lichtverhält- niſſe dagegen werden jedes Jahr ſchlechter, weil die Scheiben erblinden. Nur geſchichtlich, nicht aber künſtleriſch intereſſante Bilder gehörten an andere Stelle. Bei den Neuanſchaffungen wünſcht er nur den Ankauf bedeutender Bilder, die das Können unſrer Zeit auf ſeiner Höhe zeigen. Gutmüthigkeit ſei hier nicht am Platz. Auf eine Bemerkung des Abg. v. Vollmar bemerkt der Kultusminiſter, daß Verhandlungen über die Erwerbung der neuen Pinakothek durch den Staat mit der Vermögens- verwaltung des Königs Otto eingeleitet worden ſeien, dieſelben hätten aber bis jetzt noch zu keinem Reſultat geführt. Weiter zu dringen, ſei ganz unthunlich, denn der Staat ſei in der neuen Pinakothek eigentlich nur geduldet. Der Miniſter gibt hierauf die in den letzten zwei Jahren angekauften Bilder und deren Preiſe bekannt, es handelt ſich um 32 Bilder und 3 Skulpturen und um einen Kaufpreis von 182,050 M., für nichtdeutſche Künſtler wurden 21,200 M. verausgabt. Abg. v. Vollmar kommt nochmals auf die Eigenthumsverhältniſſe der neuen Pinakothek zurück und bemerkt, daß ein Theil der gekauften Bilder lieber ungekauft geblieben wäre. Abg. Dr. Deinhard meint es ſeien nach den Mitthei- lungen des Miniſters allerdings viel zu viel kleine, für Privaträume geeignete unbedeutende Bilder angeſchafft worden und dazu in zwei Jahren nur eine einzige Schnitzerei und zwei kleine Bronzen. Es ſollte viel mehr für Plaſtik, beſonders für Bronzen ausgegeben werden, für die der Markt ohnedem zu klein ſei. Der Miniſter ſagt, er enthalte ſich möglichſt der Einmiſchung in die Ankaufsverhandlungen. Die betreffen- den Poſitionen werden hienach bewilligt. Hierauf Vertagung. Nächſte Sitzung morgen Nach- mittag 4 Uhr. (Fortſetzung des Kultusetats.) Bayeriſche Chronik. München, 28. März. * Hof- und Perſonalnachrichten.Bei Sr. kgl. Hoh. dem Prinz-Regenten waren heute zur Tafel geladen: Generalleutnant z. D. v. Schuh; Wilh. Frhr. v. Hertling, Generalmajor z. D.; Oskar Unterrichter Frhr. v. Rechten- thal, Oberſt à l. s. der Armee; Richard Frhr. v. Taut- phoeus, Oberſtleutnant a. D.; Alfons Frhr. v. Rummel, Major a. D. — König Albert von Sachſen paſſirt Freitag Abend 10 Uhr auf der Durchreiſe von der Riviera nach Dresden mit dem Süd-Nord-Expreßzug den hieſigen Zentralbahnhof. Prinz Friedrich Auguſt von Sachſen trifft morgen Nachmittag 5 Uhr 6 Min. von Meran hier ein und reist um 6 Uhr 10 Min. nach Dresden weiter. Die Königin Carola verbleibt noch einige Wochen im Süden. — Prinz Alfons weilte heute zur Inſpektion beim 2. Schw. Reiter-Regt. in Landshut, wohin er ſich übermorgen

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 86, 29. März 1900, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine86_1900/5>, abgerufen am 03.12.2024.