Allgemeine Zeitung, Nr. 87, 27. März 1848.[Spaltenumbruch]
halben Umfang des J. des Debats oder Constitutionnel. L'ordre, dem * Paris, 22 März. Der Finanzminister hat gewiß den besten Niederland. ** Vom Niederrhein, 23 März. Das Ministerium ist im- Rußland und Polen. St. Petersburg, 15 März. Die Pariser Ereignisse sind hier Handels: und Börsennachrichten. Madrid, 17 März. 3proc. 231/4 P., 5proc. 141/4 P., unverz. Schuld London, 22 März. Consols 813/4. Span. 5proc. 121/2, 3proc. 221/2, Paris, 23 März. 3proc. 50, n. 3proc. Anleh. 70.50, 4proc. 60, Bank- Amsterdam, 23 März. 21/2proc. 393/4, 3proc. 451/2, 4proc. 59, Met. Augsburg, 27 März. (5 fl. Augsburger Corrent = 8 fl. süddeutsche Frankfurt a. M., 25 März. Oesterr. 21/2proc. Metall. 363/4, 500fl.- Wien, 24 März. 5proc. Metall. 801/4, 4proc. 70 P., 3proc. 51 P., Berichtigung. Verantwortliche Redaction: Dr. Gustav Kolb. Dr. C. A. Mebold. Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung in Gtuttgar: [irrelevantes Material] [Spaltenumbruch]
halben Umfang des J. des Débats oder Conſtitutionnel. L’ordre, dem * Paris, 22 März. Der Finanzminiſter hat gewiß den beſten Niederland. ** Vom Niederrhein, 23 März. Das Miniſterium iſt im- Rußland und Polen. St. Petersburg, 15 März. Die Pariſer Ereigniſſe ſind hier Handels: und Börſennachrichten. Madrid, 17 März. 3proc. 23¼ P., 5proc. 14¼ P., unverz. Schuld London, 22 März. Conſols 81¾. Span. 5proc. 12½, 3proc. 22½, Paris, 23 März. 3proc. 50, n. 3proc. Anleh. 70.50, 4proc. 60, Bank- Amſterdam, 23 März. 2½proc. 39¾, 3proc. 45½, 4proc. 59, Met. Augsburg, 27 März. (5 fl. Augsburger Corrent = 8 fl. ſüddeutſche Frankfurt a. M., 25 März. Oeſterr. 2½proc. Metall. 36¾, 500fl.- Wien, 24 März. 5proc. Metall. 80¼, 4proc. 70 P., 3proc. 51 P., Berichtigung. Verantwortliche Redaction: Dr. Guſtav Kolb. Dr. C. A. Mebold. Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung in Gtuttgar: [irrelevantes Material] <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0008" n="1384"/><cb/> halben Umfang des J. des Débats oder Conſtitutionnel. L’ordre, dem<lb/> gemäßigten Republicanismus angehörig, iſt hauptſächlich befliſſen den<lb/> Oſtracismus der Ultras bei den bevorſtehenden Wahlen zu bekämpfen;<lb/> das andere Blatt liefert Berichte über die Verſammlungen der verſchie-<lb/> denen Clubs. Dieſe halten förmliche Sitzungen mit Präſtdenten und<lb/> feſtgeſetzter Tagesordnung, z. B. die republicaniſche Gentralgeſellſchaft<lb/> unter Blanqui über die Mittel der Finanzkriſts zu begegnen, den Staats-<lb/> credit zu heben, Geld zu münzen u. ſ. f. Beſonders intereſſante Rede-<lb/> ſtücke ſind aber nicht zu finden. In dem Club der Provencalen hatte ſich<lb/> auch Thiers eingefunden, um ſich als Wahlcandidat zu melden, er wurde<lb/> aber nicht ſo gut aufgenommen als Berryer. „Seine Eigenſchaften,“<lb/> heißt es, „wurden nicht beſtritten, man ſchien geneigt ihn bloß unter<lb/> Quarantäne zu ſetzen, in der Hoffnung daß dieſe für ſeine Eigenliebe<lb/> peinliche Prüfung als Reinigungscur für den Staatsmann ausſchlagen<lb/> werde.“</p> </div> </div><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">* Paris</hi>, 22 März.</dateline><lb/> <p>Der Finanzminiſter hat gewiß den beſten<lb/> Willen den ſo tief geſunkenen Credit ſoviel als möglich herzuſtellen,<lb/> allein er täuſcht ſich wenn er glaubt daß einzelne ſinanzielle Maßregeln,<lb/> wie vortrefflich und gebieteriſch ſie auch ſeyn mögen, zu dieſem Ziele füh-<lb/> ren. 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halben Umfang des J. des Débats oder Conſtitutionnel. L’ordre, dem
gemäßigten Republicanismus angehörig, iſt hauptſächlich befliſſen den
Oſtracismus der Ultras bei den bevorſtehenden Wahlen zu bekämpfen;
das andere Blatt liefert Berichte über die Verſammlungen der verſchie-
denen Clubs. Dieſe halten förmliche Sitzungen mit Präſtdenten und
feſtgeſetzter Tagesordnung, z. B. die republicaniſche Gentralgeſellſchaft
unter Blanqui über die Mittel der Finanzkriſts zu begegnen, den Staats-
credit zu heben, Geld zu münzen u. ſ. f. Beſonders intereſſante Rede-
ſtücke ſind aber nicht zu finden. In dem Club der Provencalen hatte ſich
auch Thiers eingefunden, um ſich als Wahlcandidat zu melden, er wurde
aber nicht ſo gut aufgenommen als Berryer. „Seine Eigenſchaften,“
heißt es, „wurden nicht beſtritten, man ſchien geneigt ihn bloß unter
Quarantäne zu ſetzen, in der Hoffnung daß dieſe für ſeine Eigenliebe
peinliche Prüfung als Reinigungscur für den Staatsmann ausſchlagen
werde.“
* Paris, 22 März.
Der Finanzminiſter hat gewiß den beſten
Willen den ſo tief geſunkenen Credit ſoviel als möglich herzuſtellen,
allein er täuſcht ſich wenn er glaubt daß einzelne ſinanzielle Maßregeln,
wie vortrefflich und gebieteriſch ſie auch ſeyn mögen, zu dieſem Ziele füh-
ren. Das Vertrauen und die Sicherheit im Handel und in der Induſtrie
ſind durch das Vertrauen auf die ſtaatliche Ordnung der Dinge bedingt;
damit dieſes zurückkehre iſt es vor allem nöthig daß für die öffentlichen
Zuſtände eine geſetzliche Grundlage gewonnen, daß die proviſoriſche Re-
publik welche eine proviſoriſche Regierung ausgerufen, ſanctionirt werde
durch den ſouveränen Willen der Nation. Die Nationalverſammlung, wenn
ſich gleich eine entſchiedene Majorität für eine beſtimmte republicaniſche
Form herausſtellte, würde bei weitem mehr für den Credit wirken als die
ſinnreichſten und zweckmäßigſten Auskunftsmittel zu denen Hr. Garnier-
Pagès ſeit mehreren Wochen ſeine Zuflucht genommen. Um hiezu we-
nigſtens einen Schritt zu thun, ſollte die Regierung den Tag der Wah-
len für die Nationalverſammlung unwiederruflich feſtſetzen. Wie be-
kannt war der 9 April dafür beſtimmt; allein da am 5 erſt die Wahlen
in der Nationalgarde ſtattfinden, kann man vorausſehen daß die andern
Wahlen um wenigſtens einen Monat hinausgeſchoben werden. Und ſelbſt
dann iſt es noch nicht gewiß ob jene revolutionäre Partei welche die Die-
tatur anſtrebt, ſchon vor die Nation treten will. Beſorgniſſe der Art
die in den mittlern Claſſen und ſelbſt unter dem beſonnenen Theil der
Arbeiter laut werden, wirken ſehr nachtheilig. Ueber die anzuberau-
mende Zeit der Wahlen für die Nationalverſammlung herrſcht in der
Regierung durchaus nicht dieſelbe Anſicht und die Daten 24 April, 9,
20 und 31 Mai ſollen faſt gleich viele Anhänger haben.
Niederland.
** Vom Niederrhein, 23 März.
Das Miniſterium iſt im-
mer noch nicht fertig, und es ſängt ſchon an ſich einige Ungeduld zu zei-
gen; doch hält man ſich überzeugt daß der König in keiner Weiſe mehr
in das alte Syſtem verfallen kann, und die Schwierigkeit beſteht wohl
hauptſächlich darin daß die neuen Miniſter nur sub benesicio in ventarii
eintreten wollen. Hr. de Jonge, der als Miniſter des Innern auch die
allgemeine Polizei unter ſich hat, hat ſein Departement bereits verlaſ-
ſen, wahrſcheinlich weil er in den Fall kommen könnte Maßregeln zu
ergreifen deren Verantwortlichkeit er unter den jetzigen Umſtänden nicht
auf ſich nehmen mag. — Die Ereigniſſe in Berlin machen in Holland
ungeheures Aufſehen.
Rußland und Polen.
St. Petersburg, 15 März.
Die Pariſer Ereigniſſe ſind hier
erſt ſeit zehn Tagen officiell bekannt geworden, und ſchon gewinnt alles
bei uns eine ſehr kriegeriſche Stellung. Alle auf Urlaub, be-
ſchränkt oder nicht, ſich befindenden Krieger haben ſich unfehlbar zum 1/13
April bei ihren Corps zum activen Dienſt zu melden. Soeben nur
iſt die im September angeordnete Recrutirung, die zur Completirung
des Heeres in jedem Jahre eine der zwei Hälften des großen Reichs
trifft, dießmal aber wegen der überall graſſirenden, jetzt allmälich auf-
hörenden Cholera ungewöhnlich lange verzögert ward, völlig vollzogen
worden. Die Recruten mit den jetzt wieder einberufenen Reſerven
möchten, ohne ſehr zu irren, der activen Armee eine Verſtärkung von
300,000 Streitern, wo nicht darüber zubringen. Sobald ſich dieſe in
ihren Corps formirt und der Armee angeſchloſſen haben, wird ſehr
wahrſcheinlich und unverzüglich noch vor Ablauf des April ein Theil
der letztern mobil gemacht werden, und ſich im ſüdlichen Polen an der
Gränze Schleſiens und Böhmens concentriren. Daß auch die Garden
dieſer Beſtimmung zu folgen haben werden, iſt nicht zu bezweifeln,
da der Monarch ihnen perſönlich vor einigen Tagen auf der Wacht-
parade zum nächſt zu erwartenden Feldzuge gratulirte. (D. A. Z.)
Handels: und Börſennachrichten.
Madrid, 17 März.
3proc. 23¼ P., 5proc. 14¼ P., unverz. Schuld
5 P. (n. d. B. reſp. 23, 13⅞, 4¾ G.). St. Ferdinandsbank 110 G., 112
P. Wechſelcurſe: London 46.17½ P.; Paris 5 G., 4.95 P.
London, 22 März.
Conſols 81¾. Span. 5proc. 12½, 3proc. 22½,
portug. 4proc. 14½.
Paris, 23 März.
3proc. 50, n. 3proc. Anleh. 70.50, 4proc. 60, Bank-
actien 1675, belg. 5proc. 67, Anleh. v. 1842 67, neap. 5proc. 58½, piem.
830, Verſ. E.-B rechte 125, linke 117.50, Paris-Orleans 695, Rouen 425,
Lyon 302.50, Straßburg 342.50, Nordb. 340, Rouen-Havre 222.50, Marſ.-
Avignon 275, Straßburg-Baſel 87.50, Orl.-Vierzon 247.50. Bordeaur 410,
Tours-Nantes 335. — Auf der Börſe findet das Gerücht Glauben daß der
Staat den gegenwärtigen niedern Stand der Actien benutzen werde um
ſämmtliche Eiſenbahnen und Canäle an ſich zu kaufen und den Compagnien
für jede Actie zu 500 Fr. 25 Fr. der 5proc. Rente anzubieten, mit der Ver-
bindlichkeit die noch zu leiſtenden Zahlungen binnen zwei Jahren in vierund-
zwanzig Theilen zu vervollſtändigen. Da hätte der Staat einmal von der Revolution
einen erſten unbeſtreitbaren Vortheil. Den Caſſen Gouin, Ganneron und Baudon
iſt, wie es ſcheint, nicht mehr aufzuhelfen. Bei Ganneron ſoll die Liquida-
tion leicht ſeyn, nicht ſo bei Gouin. Dieſes Haus hat zu große Summen
auf Immobilien angelegt, z. B. ſechs Millionen einem geweſenen Pair Hrn.
v. B ... (Boiſſy?), eine faſt gleich große Summe auf eine bewegliche Sicher-
heit, einen Induſtriellen, einen nahen Verwandten eines der Geſchäftsführer
des Hauſes.
Amſterdam, 23 März.
2½proc. 39¾, 3proc. 45½, 4proc. 59, Met.
5proc. 63, Ard. 7½. Curs auf London 11.85 k. G. Curs auf Hamburg
34⅙ nom.
Augsburg, 27 März.
(5 fl. Augsburger Corrent = 8 fl. ſüddeutſche
Vereinswährung i. e. 24½ fl. Fuß.) Amſterdam 1 Monat 83⅜ G. Ham-
burg 1 M. 72½ P. Wien in 20ern 1 M. 98 P. Trieſt 1 M. 98 P
Frankfurt a. M. 1 M. 99¾ G. Nürnberg 1 M. 99⅝ P. Berlin 1 M.
104 P. Leipzig 1 M. 104 P. London 1 M. 9.59 G. Lyon 1 M. 118 P.
Marſeille 1 M. 118 P. Mailand 1 M. 60¼ P. Genua 1 M. 51½ P.
Livorno 1 M. 61⅛ P. Venedig 1 M. 60½ P
Frankfurt a. M., 25 März.
Oeſterr. 2½proc. Metall. 36¾, 500fl.-
Looſe 132 P., 250fl.-Looſe 91 P., preuß. 50Thlr.-Prämienſch. 85 P., Staats-
ſchuldſch. 82½ P., bayer. Oblig. 3½proc. 75, württ. Oblig. 3½proc. 73,
4½ proc. 91¼, bad. 3½proc. 72¼, Lotto-Anleh. à 50 fl. 43, 35fl.-Looſe
25½, darmſtädt. 3½ proc. Oblig. 72¼, 4proc. 85½, 50fl.-Looſe 57¾, 25fl.-
Looſe 22, kurheſſ. Fried.-Wilh.-Nordbahn 38 P., 40Thlr.-Looſe 22¾, naſſ.
3½proc. 75, 25fl.-Looſe 19½, Frankf. 3proc. 80 P., 3½proc. 90½, 83¼,
Taunusbahn 280, holl. Integr. 40½, ſard. 36Fr.-Looſe 24 P., Disc. 3½ P.
Wien, 24 März.
5proc. Metall. 80¼, 4proc. 70 P., 3proc. 51 P.,
2½proc. 39½, 1834er 500fl.-Looſe 134, 1839er 250fl.-Looſe 90, Bankactien
1180, Nordb. 92, Gloggnitz 81, Venedig-Mailand 60, Livorno 54¾, Peſth
64, Siena 52, Apenninenbahn 93½.
Berichtigung.
In einem Theil der Exemplare der heutigen Beilage iſt Zeile 3 des
Preßburger Briefs zu leſen: „abgeneigt“ ſtatt abgereist.
Verantwortliche Redaction:
Dr. Guſtav Kolb. Dr. C. A. Mebold.
Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung in Gtuttgar:
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(2022-04-08T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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