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Allgemeine Zeitung, Nr. 90, 2. April 1900.

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München, Montag Allgemeine Zeitung 2. April 1900. Nr. 90.
[Spaltenumbruch] höchsten und hohen Staatsbeamten, Offizieren, Vorständen
der Gemeindeverwaltung, Schriftstellern u. A. m. war es, das
gestern, Sonntag, Nachmittag 3 Uhr sich an der Leichenhalle
des südlichen Friedhofs zusammenfand, um einem Manne die
Ehre des letzten Geleits zu geben, der als Organisator des
forstlichen Versuchswesens in Bayern, als Begründer und
Schöpfer der als mustergültig in der ganzen Kulturwelt an-
erkannten bayerischen Forstorganisation und endlich überhaupt
als Koryphäe in Forstangelegenheiten bezeichnet zu werden
im Hinblick auf das von ihm Geschaffene das vollste Recht
hat: Geheimrath und kgl. bayerischer Ministerialrath a D
August Ritter v. Ganghofer war am Donnerstag Nach-
mittag 5 Uhr einem Magenleiden erlegen. Finanzminister Dr.
Frhr. v. Riedel Kriegsminister Frhr. v. Asch, sowie viele
Ministerialbeamte, ferner Geheimer Hofrath v. Klug,
Erster Bürgermeister v. Borscht Hoftheaterintendant
v. Possart, Generalsekretär May, sowie zahlreiche
mit der Forstbehörde in amtlichem Verkehr stehende Staats-
beamte u. s. w., endlich das Korps Isaria hatten sich
zum Geleite auf dem Friedhof eingefunden. Hinter dem mit
Blumen- und Kranzspenden reich geschmückten Sarge folgten
außer den Abgesandten des genannten Korps die nächsten
Angehörigen. Den Trauerakt nahm nach einem Grabgesang des
Hoftheater-Singchors Stadtpfarrer Pater Remigins Stadler
von St. Anna vor. Redner gab zunächst eine eingehende
Schilderung der an Arbeit, Erfolg und Ehrungen reichen und
langen Lebenslaufbahn des Entschlafenen, der fast 73 Jahre alt
wurde und sich erst mit 701/2 Jahren hatte außer Dienst stellen
lassen, um mit der Mittheilung zu enden, daß der Heim-
gegangene wohlvorbereitet und ergeben in Gottes Willen ver-
schieden sei. Kränze ließen unter kurzen Ansprachen nieder-
legen das Korps "Isaria", die "Schwadron der Pappen-
heimer",
deren Mitglied Geheimrath v. Ganghofer seit
21 Jahren, und deren Hauptmann er durch 12 Jahre ge-
wesen war, die Gesellschaft "Harbni", die Mitglieder der
Forstlichen Versuchsanstalt, deren Organisator der Ver-
storbene gewesen war, die Schlaraffia-Monachia, der Adler-
Klub, die Marktgemeinde Welden bei Augsburg, wo Gang-
hofer im Jahre 1860 als Oberförster amtirt hatte, u. A. m.
Ein Grabgesang des Hoftheater-Singchors beschloß die einfach-
vornehme Feier.

Sun Vermächtnisse.

Der verstorbene Kreismedizinal-
rath Dr. Aub hat dem Verein für invalide und unterstützungs-
bedürftige Aerzte in Bayern letztwillig 10,000 M. vermacht,
ferner für die Armen der Stadt Feuchtwangen 5000 M. zu
einer Stiftung; dann 1000 M. dem Verein für Ferienkolonien
in München und 1000 M. der Philisterkasse der Burschen-
schaft "Germania" in Erlangen.

* Feier der Charwoche.

Am Gründonnerstag, Char-
freitag und Charsamstag dürfen in Wirthschaftslokalitäten und
an anderen öffentlichen Orten Musik-, Gesangs- und Theater-,
sowie irgendwelche sonstige Produktionen nicht veranstaltet
werden.

Sun Das landwirthschaftliche Kreiskomitee von
Oberbayern
hat auf Antrag der landwirthschaftlichen Be-
zirksausschüsse Trostberg, Aibling, Burghausen und Wasser-
burg beschlossen, die Regierung zu ersuchen, dahin wirken zu
wollen, daß von den kgl. Flußbauämtern während der
Erntemonate
thunlichst solche Arbeiter nicht ange-
nommen
werden, die aus dem landwirthschaftlichen
Dienst getreten
sind.

* Vom Wetter.

Der ausgiebige Schneefall der letzten
Woche hat auch heute Vormittag noch angehalten; im Freien
liegt der Schnee fußtief und dabei sieht es noch gar nicht
danach aus, als ob ein Umschlag zum Frühlingswetter er-
folgen wollte. Die Temperatur war heute drei Grad unter
den Gefrierpunkt gesunken. Recht schlimm sieht es unter
diesen Umständen für unsre schon zurückgekehrten Zugvögel,
wie Staare, Drosseln etc. aus und hier thut Hülfe dringend
noth. Von Schwalben war bisher noch nichts zu sehen.
Uebrigens dürften die ungeheuren Schneemassen, die in letzter
Zeit niedergegangen sind, bei einem rapiden Schmelzen vor-
aussichtlich bedeutende Hochwasser mit sich bringen.

Der Oktoberfestglückshafen soll nun auch ferner-
hin vom Armenpflegschaftsrath fortgeführt werden. Bekannt-
lich hatten gewisse Vorkommnisse zu einem Beschluß geführt,
den Glückshafen irgend einem wohlthätigen Verein zu überlassen.

X. Verhaftung.

Seit Weihnachten vorigen Jahres
wohnten hier in einem feineren Hotel drei Herren aus Berlin,
darunter ein Adeliger mit hochtönendem Namen, um bei
hiesigen Finanzleuten eine Anzahl auf hohe Beträge lautende
Wechsel für den "Due de Sagan" in Paris umzusetzen. Da
verschiedene Kapitalisten der Sache nicht recht trauten, wurden
von dem Herzog von Sagan Familiendokumente und amtliche
Ausweise erholt auf Grund derer kein Zweifel mehr an der
Reellität der Geschäfte sein konnte. Nachdem Wechsel mit
hohen Summen für den Herzog bereits hier an den Mann
gebracht worden waren, reisten zwei der Herren wieder ab,
angeblich um nach Ablieferung des Geldes in Paris nach
Berlin zurückzukehren. Der Dritte, ein Berliner Geld-
makler, blieb hier zurück und miethete sich privatim
ein, ließ sich jedoch polizeilich nicht anmelden. Mittler-
weile machte auch er noch für den Herzog kleinere Geld-
geschäfte und war in verschiedenen Cafe-Restaurants als
zweifelhafter Hazardspieler mehr bekannt als beliebt. Vor
wenigen Tagen nun wurde der Geldmakler auf offener Straße
von einem Kriminalbeamten erkannt, angehalten und für ver-
haftet erklärt. Nach einer ersten Vernehmung auf der Polizei
verfügte die Staatsanwaltschaft die Verbringung des Mannes
in das Untersuchungsgefängniß am Anger unter der An-
schuldigung der Betheiligung an fortgesetztem Betrug, Unter-
schlagung, Wechsel- und Dokumentenfälschung auf den Namen
eines Herzogs von Sagan in Paris. Wie die verfolgende
Behörde auf Grund eingehender Recherchen anzunehmen in
der Lage ist, handelt es sich hier um ein geriebenes Gauner-
konsortium, das Wechselschiebereien und Fälschungen auf den
Namen hochgestellter Persönlichkeiten geschäftsmäßig betrieben
und von dem Erlös ein flottes Leben geführt hat. Eine
Sistirung der beiden Anderen, angeblichen Unterhändler von
Berlin, konnte bis jetzt nicht gemeldet werden. Geschädigt
sind hier mehrere Geschäftslente und Geldspekulanten und
zwar um hohe Summen.

K. Protestversammlung.

Wie wir hören, werden
die Liberalen am Donnerstag, dem 5. April l. J., in einer
Versammlung Stellung zur sogenannten lex Heinze nehmen.
Es gilt einem idealen Gute und wir sind überzeugt, daß
die Bürgerschaft unsrer Kunststadt München das rege
Interesse daran in der Versammlung bethätigen werde.

Sun Privatpost.

Die Oberpostämter haben Auftrag
erhalten, den Bediensteten von Privatpostanstalten,
die nicht in den Staatspostdienst übernommen werden konnten,
bis zur Festsetzung der ihnen nach dem Reichspostgesetz zu-
[Spaltenumbruch] kommenden Entschädigung einstweilen einen Monatsbezug
auszuzahlen, damit die Leute, die bisher wöchentlich entlohnt
worden waren, nicht in Verlegenheit kommen.

* Alpenvereinssektion München.

Mittwoch, den 4. April,
wird Hr. Rechtspraktikant Fritz Schwarz einen Vortrag über
"Hochtouren in der Glockner-Gruppe" halten.

* Im Theater am Gärtnerplatz findet am Donnerstag,
dem 5. April, die erste Aufführung der Operette "Ihre Ex-
cellenz"
von Richard Heuberger statt. Damit kommt inner-
halb sechs Wochen die dritte Premiere an genannter Bühne heraus.
Das Libretto ist nach Hennequins und Millauds "Niniche" von Victor
Leon und H. v. Waldberg verfaßt.

* Französisches Theater.

Die von der "Deutsch-französischen
Rundschau" unter Mitwirkung von Pariser Künstlern veranstaltete
Aufführung des Courteline'schen Stücks "Boubouroche", die
Dienstag, den 3. April, im Volkstheater stattfindet, beginnt um
8 Uhr. Französische Texte sind bei der Musikalienhandlung
A. Schmid Nachf., sowie an der Abendkasse vorräthig.



Hr. Bezirksthierarzt Wald-
mann,
der jüngst von einem wuthkranken Hund gelegentlich
der amtlichen Untersuchung desselben gebissen wurde, hat sich
mit noch zwei anderen vom gleichen Hund verletzten Personen
zur Impfung in das kgl. Institut für Infektionskrankheiten
nach Berlin begeben.

Auf der Landstraße von Rosen-
heim nach Neubeuern wurde ein italienischer Arbeiter
erschlagen
aufgefunden. Näheres fehlt noch.

Nach der "Donauzeitung" ist
das Ergebniß der amtlichen Untersuchung über den Einsturz
beim Zuchthausneubau
hier für die Bauleitung und
deren Unterorgane sehr belastend. Es wurde konstatirt, daß
der anfänglich als Ursache vermuthete Anprall eines Roll-
wagens an einem Stützbaum völlig ausgeschlossen ist, vielmehr
die Ursache in der Konstruktion des Gerüstes liegt.

In dem Prozeß, der in
der Forderungsklagsache der gräflich v. Dörnberg'schen Waisen-
fondsstiftung gegen den Fürsten Albert von Thurn und Taxis
am 30. und 31. März vor dem Landgericht hier gepflogen
wurde, wird das Urtheil am 23. April gefällt werden.

Gestern wurde hier eine
Ortsgruppe des Deutschen Flottenvereins gegründet
und zum ersten Vorsitzenden Hr. Weinhändler Ludwig Witter
gewählt.

Im hiesigen Zentralbahnhof
wurde am Samstag Abend der Oberexpeditor Franz
Wirsching in Gegenwart seiner beiden Töchter im Alter
von sieben und zehn Jahren beim Ueberschreiten der Geleise
vom Bamberger Postzug erfaßt und getödtet. Die
beiden Kinder konnten noch rechtzeitig beiseite springen.

Wie die "Nürnberger Volks-
zeitung" mittheilt, ist das Besinden des sozialdemokratischen
Reichstagsabgeordneten Oertel sehr schlimm. Sein Zustand
sei unheilbar. Unter den hiesigen Genossen herrsche die größte
Aufregung. Bekanntlich haben in der letzten Versammlung
des sozialdemokratischen Wahlvereins mehrere Genossen direkt
behauptet, die Parteileitung und der hiesige Generalstab hätten
Oertel durch die Art und Weise, wie sie ihm die "Fränkische
Tagespost" um einen lächerlich geringen Preis abgedrückt
hätten, in das Irrenhaus gebracht. Das traurige Schicksal
Oertels ist ein charakteristisches Momentbildchen aus dem
sogenannten Zukunftsstaat.

Die Maler (Tüncher) und
Anftreicher von Augsburg und Umgebung beabsichtigen,
sofern ihnen nicht ein Minimallohn von 35 Pf. pro Stunde
bewilligt wird, in einen allgemeinen Strike einzutreten. In
einer gestern Abend abgehaltenen Versammlung wurde eine
Lohnkommission aufgestellt, die sich mit der Ausarbeitung des
den Meistern vorzulegenden Lohntarifs zu befassen hat und
die mit den Meistern Verhandlungen pflegen soll.



Amtliche Nachrichten.
* Justizdienst.

Der Oberstaatsanwalt bei dem Oberlandes-
gericht Augsburg Joseph Ritter v. Schmuderer wurde, seinem
Ansuchen entsprechend, in den dauernden Ruhestand versetzt und
ihm bei diesem Anlasse in Anerkennung seiner langjährigen, in
treuester Hingebung geleisteten ausgezeichneten Dienste der Titel
"Kgl. Geheimer Rath" gebührensrei verliehen, zum Oberstaats-
anwalt bei dem Oberlandesgericht Augsburg der Präsident des
Landgerichts Passau, Johann Schnarz, seinem Ansuchen um Ver-
leihung einer solchen Stelle entsprechend, befördert, dessen Stelle
dem Direktor am Landgerichte München I Hermann Seelig ver-
liehen, zum Direktor am Landgerichte München I der Rath an
diesem Gerichte Adolf v. Hartlieb, genannt Wallsporn, befördert,
der Landgerichtsrath Gustav Hartmann in Schweinfurt auf
sein Ansuchen in gleicher Eigenschaft an das Landgericht München I
versetzt und der im zeitlichen Ruhestand befindliche zweite Staats-
anwalt bei dem Landgerichte Neuburg a. D. Korbinian Kraft
unter Wiederberufung zum Dienste zum Rath am Landgericht
Schweinfurt befördert; der Sekretär bei dem Landgericht München I
Eustach Hencky wurde wegen Krankheit und hiedurch bewirkter
Dienstunfähigkeit in den erbetenen Ruhestand auf die Dauer von
sechs Monaten versetzt; die hiernach bei dem Landgerichte München I
sich erledigende Sekretärstelle auf Ansuchen dem Sekretär am Amts-
gericht Tegernsee Joseph Keßler verliehen, zum Sekretär am
Amtsgericht Tegernsee der geprüfte Rechtspraktikant Georg Tauben-
berger
in Tegernsee in provisorischer Eigenschaft ernannt, der
Sekretär am Landgericht München I Otto Hierl an das Land-
gericht Passau und der Sekretär am Landgericht Passau Jakob
Stahl an das Landgericht München I, entsprechend ihrem Ansuchen
und ihrer bisherigen Diensteseigenschaft, unter Fortdauer des
Dienstesprovisoriums versetzt. Der geprüfte Rechtspraktikant Dr.
Richard Müller in Ludwigshafen wurde zum Amtsanwalt bei
dem Amtsgericht Ludwigshafen ernannt.



Gerichtssaal.

Heute Vormittag begann vor dem
Landgericht München I der große Prozeß wegen Vergehens gegen
das keimende Leben. Es sind elf Angeklagte, acht weibliche und
drei männliche, erschienen, die sämmtlich aus der Untersuchungs-
haft vorgeführt wurden. Die weiblichen Angeklagten sind größten-
theils Verkäuferinnen, die männlichen Angeschuldigten junge Leute
aus den bürgerlichen Kreisen. Die Verhandlung, für die vier
Tage angesetzt sind, findet unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt.



Verschiedenes.

Tel Die "Times" melden aus
Buenos Aires vom 29. März: Seit Sonntag sind 220 mm
Regen gefallen; noch nie hat hier ein ähnlicher Regenfall
stattgefunden. Der nördliche, südliche und westliche Stadttheil
sind überschwemmt. Der Eisenbahn- und der sonstige Ver-
kehr ist theilweise eingestellt. Man befürchtet ernstlich, daß
die Maisernte und ein großer Theil des Weizenbaues schwer
geschädigt sind.

Tel. Nach einer gestern hier ab-
gehaltenen Versammlung kam es zu Schlägereien, wo-
bei der Vizebürgermeister Dumontier durch Messerstiche ver-
letzt wurde.

[Spaltenumbruch]
Handel und Volkswirthschaft.
* Hypotheken- und Wechselbank.

Der Bayerischen
Hypotheken- und Wechselbank in München wurde die staat-
liche Genehmigung zur Ausgabe nachbezeichneter Inhaber-
Pfandbriefe ertheilt: a) 30,000,000 M. 4proz. unverloos-
bare Hypothekenpfandbriefe, b) 10,000,000 M. 31/2proz.
verloosbare Hypothekenpfandbriefe.

* Mechanische Baumwollspinnerei und Weberei
in Kaufbeuren.

In der Generalversammlung wurde die
Vertheilung einer Dividende von 135 M. per Coupon =
7 7/8 Proz. aus dem Geschäftsnutzen pro 1899 beschlossen und
die dann noch verbleibenden 3059 M dem Dispositionsfonds
für Unterstützungen zugewiesen.

* Preußische Central-Bodencredit-Akt.-Ges.
in Berlin.

Der Reingewinn des Jahres beläuft sich auf
3,017,302 M. (1898 2,700,809 M.) Das Hypothekengeschäft
war daran betheiligt mit 1,760,973 M. (i V. 2,183,948 M.).
Es erscheint daher unbedenklich, die gleiche Dividende wie
für das Vorjahr zu vertheilen, nämlich 9 Prozent, wozu
2,720,000 M erforderlich sind. Tantiemen erfordern 128,000 M.
(wie im Vorjahr), dem Reservefonds werden 150,865 M.
(i. V. 135,040 M.) überwiesen. Es bleibt alsdann ein Ge-
winnvortrag von 327,769 M. (1898 181,331 M.) für 1900.
Unter Berücksichtigung der Ausloosungen ist der Pfand-
brief-Umlauf
1899 um 19,845,900 M. gestiegen, nämlich
von 467,892,150 M. Ende 1898 auf 487,738,050 M. Ent-
sprechend der größeren Zunahme des Pfandbrief-Umlaufs war
auch die Zunahme des Darlehensbestandes 1899 eine größere
als 1898. Insgesammt sind 1899 38,068,825 M. an Dar-
lehnen bewilligt und ausgezahlt. Nach Abzug der infolge von
Kündigungen, Zwangsversteigerungen und Amortisation zurück-
geflossenen Darlehen ergibt sich eine Vermehrung des Ge-
sammtdarlehensbestandes
von 489,236,623 M. auf
507,805,694 M., also um rund 18,569,000 M. (i. V. 1,445,117 M.)
Von dem Darlehensbestande entfallen über 300,000,000 M. auf
unkündbare Amortisationsdarlehen, für welche die Schuldner nur
33/4 Proz. an Zinsen und Verwaltungskosten zu entrichten
haben. Wären diese Darlehen, so bemerkt der Bericht, als
kündbare gegeben, so würde bei den im Laufe des Jahres
kündbar gewordenen eine Erhöhung des Zinsfußes um
1/2 Proz. jetzt unschwer zu erreichen sein. Hieraus ergibt sich
gleichzeitig, daß die Pflege der unkündbaren Amortisations-
hypothek mit dem Gesichtspunkt der Erzielung eines möglichst
hohen Gewinns nicht vereinbar ist. Das Institut wird aber,
getreu den seit 30 Jahren von ihm befolgten Grundsätzen,
seine Bemühungen fortsetzen, um die Besitzer für die gleich-
zeitig die Entschuldung anbahnende, unkündbare Amorti-
sationshypothek
zu gewinnen. Von den beliehenen
Grundstücken sind 1899: 50 im Zwangsweg versteigert (1898:
42), und zwar 12 (1898: 9) ländliche und 38 (1898: 33)
städtische Grundstücke; die Bank war in keinem Fall zur Ueber-
nahme eines Objekts veranlaßt. Die am 31. Dezember rück-
ständigen Zinsen mit 2.94 Mill. M. sind jetzt bis auf 73,568
Mark eingegangen. Der Bestand an Kommunaldarlehen um-
saßt 55.80 Mill. M. (54.47 Mill. M. i. V.). Der Bericht
erwähnt noch die Mündelsicherheit der Pfandbriefe.

* Disconto-Gesellschaft Berlin.

In der am Samstag
stattgehabten ordentlichen Generalversammlung, in welcher
2767 Stimmen vertreten waren, wurden die Berichte des
Aufsichtsraths und der Direktion bezüglich des verflossenen
Geschäftsjahrs vorgelegt, die Bilanz nebst Gewinn- und
Verlustrechnung einstimmig genehmigt und der Verwaltung
Entlastung ertheilt. Die auf 10 Proz. festgesetzte Dividende
wurde sofort zahlbar gestellt. Alsdann wurden die im regel-
mäßigen Wechsel ausscheidenden Mitglieder des Aufsichts-
raths, die HH. Stadtrath F. Bail, M. Böninger, Kom-
merzienrath J. Loewe und Kommerzienrath E. Hardt,
sämmtlich zu Berlin, wiedergewählt. Das ferner noch aus-
scheidende langjährige Mitglied Gustav Hansemann hat
eine Wiederwahl abgelehnt: an seiner Stelle wurde der bis-
herige Syndikus der Disconto-Gesellschaft, Hr. Senator
Teichen zu Berlin, neu zum Mitglied des Aufsichtsraths ge-
wählt.

* Pommersche Hypotheken-Aktienbank in
Berlin.

Der Rechenschaftsbericht für das Jahr 1899 ver-
weist auf die für das Hypothekengeschäft ungünstigen Ver-
hältnisse und auf den bedeutenden Verlust (278,562 M.),
welchen die Bank an ihrem Besitze einheimischer Staats-
papiere erlitt. Hiedurch wurde auch das Gesammterträgniß
ungünstig beeinflußt. Durch die Erhöhung des Aktienkapitals
um 4.8 Mill. M. und zwar auf 15 Mill. M. wurde ein
Agio von 1.15 Mill. M. erzielt, das dem gesetzlichen Reserve-
fonds zufiel; dieser stellt sich auf 2.68 Mill. M.; die Ge-
sammtreserven
betragen nunmehr 6.15 Mill. M. Der
Beschluß der Generalversammlung vom 26. Februar 1898
ging dahin, das Aktienkapital durch Ausgabe von 7,800,000 M.
neuer Aktien auf 18,000,000 M. zu erhöhen, mit der Maß-
gabe, daß dieser Beschluß innerhalb zweier Jahre nach Ein-
tragung derselben (21. Juni 1898) durchgeführt sein müsse.
Nachdem bislang der Betrag von 4,800,000 M. neuer Aktien
zur Begebung gelangt ist, wird bei der diesjährigen General-
versammlung beantragt, den Zeitpunkt für die Durchführung
der gesammten Kapitalserhöhung zu verlängern, damit die Ver-
waltung in der Lage ist, die vollständige Durchführung desselben
je nach Bedürfniß und nach der Lage des Geldmarktes zu
bewirken. Die Einnahmen betrugen 9,603,311 M., darunter
Hypothekenzinsen 8,970,271 M. (i. V. 7,984,383 M.), Hypotheken-
Provisionen 201,344 M. (i. V. 242,214 M.), Konto-Korrent-,
Wechsel- und andere Zinsen 431,695 M. (i. V 155,054 M.)
Dagegen waren erforderlich für Hypotheken-Pfandbrief-Zinsen
7,586,113 M. (i. V. 6,883,701 M.), Gehälter 342,534 M.
(i. V. 333,956 M.), Steuern und diverse Unkosten 167,547
Mark (i. V. 170,860 M.), Kursverlust auf Effekten 278,562
Mark (i V. --), Abschreibung auf Utensilien 19,931 M.
(i. V. 21,996 M.). Als Reingewinn blieben 1,208,622 M.
(i. V. 966,322 M.). Derselbe findet folgende Vertheilung:
7 Proz. Dividende gleich 1,050,000 M. (i. V. 7 Proz.
gleich 714,000 M.), Tantiemen 121,724 M. (i. V. 111,664 M.),
Abschreibung auf Bankgebäude 36,897 M. (i. V. 94,245 M.).
Die Zinsen sind sehr gut eingegangen und verblieb nur ein
Rückstand von 49,628 M. bei einem Zinsengehalt von rund
9 Mill. Mark. Die Bank war an 22 Zwangsversteigerungen
betheiligt; ein hiebei angefallenes Objekt wurde wieder mit kleinem
Verluste weiter begeben. Die Anlagen im Hypotheken-
geschäfte
vermehrten sich um 13,93 Mill. M. und betrugen
bei Jahresschluß 206.63 Mill. M. Unter den Darlehen be-
finden sich sechs von 900,000 M. bis 1 Mill. M., je eines
über 1.1 Mill. M., 2.8 Mill. M. und 3.5 Mill. M. Der
Pfandbriefumlauf erhöhte sich von 180.96 Mill. M. auf
190.54 Mill. M.

München, Montag Allgemeine Zeitung 2. April 1900. Nr. 90.
[Spaltenumbruch] höchſten und hohen Staatsbeamten, Offizieren, Vorſtänden
der Gemeindeverwaltung, Schriftſtellern u. A. m. war es, das
geſtern, Sonntag, Nachmittag 3 Uhr ſich an der Leichenhalle
des ſüdlichen Friedhofs zuſammenfand, um einem Manne die
Ehre des letzten Geleits zu geben, der als Organiſator des
forſtlichen Verſuchsweſens in Bayern, als Begründer und
Schöpfer der als muſtergültig in der ganzen Kulturwelt an-
erkannten bayeriſchen Forſtorganiſation und endlich überhaupt
als Koryphäe in Forſtangelegenheiten bezeichnet zu werden
im Hinblick auf das von ihm Geſchaffene das vollſte Recht
hat: Geheimrath und kgl. bayeriſcher Miniſterialrath a D
Auguſt Ritter v. Ganghofer war am Donnerſtag Nach-
mittag 5 Uhr einem Magenleiden erlegen. Finanzminiſter Dr.
Frhr. v. Riedel Kriegsminiſter Frhr. v. Aſch, ſowie viele
Miniſterialbeamte, ferner Geheimer Hofrath v. Klug,
Erſter Bürgermeiſter v. Borſcht Hoftheaterintendant
v. Poſſart, Generalſekretär May, ſowie zahlreiche
mit der Forſtbehörde in amtlichem Verkehr ſtehende Staats-
beamte u. ſ. w., endlich das Korps Iſaria hatten ſich
zum Geleite auf dem Friedhof eingefunden. Hinter dem mit
Blumen- und Kranzſpenden reich geſchmückten Sarge folgten
außer den Abgeſandten des genannten Korps die nächſten
Angehörigen. Den Trauerakt nahm nach einem Grabgeſang des
Hoftheater-Singchors Stadtpfarrer Pater Remigins Stadler
von St. Anna vor. Redner gab zunächſt eine eingehende
Schilderung der an Arbeit, Erfolg und Ehrungen reichen und
langen Lebenslaufbahn des Entſchlafenen, der faſt 73 Jahre alt
wurde und ſich erſt mit 70½ Jahren hatte außer Dienſt ſtellen
laſſen, um mit der Mittheilung zu enden, daß der Heim-
gegangene wohlvorbereitet und ergeben in Gottes Willen ver-
ſchieden ſei. Kränze ließen unter kurzen Anſprachen nieder-
legen das Korps „Iſaria“, die „Schwadron der Pappen-
heimer“,
deren Mitglied Geheimrath v. Ganghofer ſeit
21 Jahren, und deren Hauptmann er durch 12 Jahre ge-
weſen war, die Geſellſchaft „Harbni“, die Mitglieder der
Forſtlichen Verſuchsanſtalt, deren Organiſator der Ver-
ſtorbene geweſen war, die Schlaraffia-Monachia, der Adler-
Klub, die Marktgemeinde Welden bei Augsburg, wo Gang-
hofer im Jahre 1860 als Oberförſter amtirt hatte, u. A. m.
Ein Grabgeſang des Hoftheater-Singchors beſchloß die einfach-
vornehme Feier.

Vermächtniſſe.

Der verſtorbene Kreismedizinal-
rath Dr. Aub hat dem Verein für invalide und unterſtützungs-
bedürftige Aerzte in Bayern letztwillig 10,000 M. vermacht,
ferner für die Armen der Stadt Feuchtwangen 5000 M. zu
einer Stiftung; dann 1000 M. dem Verein für Ferienkolonien
in München und 1000 M. der Philiſterkaſſe der Burſchen-
ſchaft „Germania“ in Erlangen.

* Feier der Charwoche.

Am Gründonnerſtag, Char-
freitag und Charſamſtag dürfen in Wirthſchaftslokalitäten und
an anderen öffentlichen Orten Muſik-, Geſangs- und Theater-,
ſowie irgendwelche ſonſtige Produktionen nicht veranſtaltet
werden.

Das landwirthſchaftliche Kreiskomitee von
Oberbayern
hat auf Antrag der landwirthſchaftlichen Be-
zirksausſchüſſe Troſtberg, Aibling, Burghauſen und Waſſer-
burg beſchloſſen, die Regierung zu erſuchen, dahin wirken zu
wollen, daß von den kgl. Flußbauämtern während der
Erntemonate
thunlichſt ſolche Arbeiter nicht ange-
nommen
werden, die aus dem landwirthſchaftlichen
Dienſt getreten
ſind.

* Vom Wetter.

Der ausgiebige Schneefall der letzten
Woche hat auch heute Vormittag noch angehalten; im Freien
liegt der Schnee fußtief und dabei ſieht es noch gar nicht
danach aus, als ob ein Umſchlag zum Frühlingswetter er-
folgen wollte. Die Temperatur war heute drei Grad unter
den Gefrierpunkt geſunken. Recht ſchlimm ſieht es unter
dieſen Umſtänden für unſre ſchon zurückgekehrten Zugvögel,
wie Staare, Droſſeln ꝛc. aus und hier thut Hülfe dringend
noth. Von Schwalben war bisher noch nichts zu ſehen.
Uebrigens dürften die ungeheuren Schneemaſſen, die in letzter
Zeit niedergegangen ſind, bei einem rapiden Schmelzen vor-
ausſichtlich bedeutende Hochwaſſer mit ſich bringen.

Der Oktoberfeſtglückshafen ſoll nun auch ferner-
hin vom Armenpflegſchaftsrath fortgeführt werden. Bekannt-
lich hatten gewiſſe Vorkommniſſe zu einem Beſchluß geführt,
den Glückshafen irgend einem wohlthätigen Verein zu überlaſſen.

X. Verhaftung.

Seit Weihnachten vorigen Jahres
wohnten hier in einem feineren Hotel drei Herren aus Berlin,
darunter ein Adeliger mit hochtönendem Namen, um bei
hieſigen Finanzleuten eine Anzahl auf hohe Beträge lautende
Wechſel für den „Due de Sagan“ in Paris umzuſetzen. Da
verſchiedene Kapitaliſten der Sache nicht recht trauten, wurden
von dem Herzog von Sagan Familiendokumente und amtliche
Ausweiſe erholt auf Grund derer kein Zweifel mehr an der
Reellität der Geſchäfte ſein konnte. Nachdem Wechſel mit
hohen Summen für den Herzog bereits hier an den Mann
gebracht worden waren, reisten zwei der Herren wieder ab,
angeblich um nach Ablieferung des Geldes in Paris nach
Berlin zurückzukehren. Der Dritte, ein Berliner Geld-
makler, blieb hier zurück und miethete ſich privatim
ein, ließ ſich jedoch polizeilich nicht anmelden. Mittler-
weile machte auch er noch für den Herzog kleinere Geld-
geſchäfte und war in verſchiedenen Café-Reſtaurants als
zweifelhafter Hazardſpieler mehr bekannt als beliebt. Vor
wenigen Tagen nun wurde der Geldmakler auf offener Straße
von einem Kriminalbeamten erkannt, angehalten und für ver-
haftet erklärt. Nach einer erſten Vernehmung auf der Polizei
verfügte die Staatsanwaltſchaft die Verbringung des Mannes
in das Unterſuchungsgefängniß am Anger unter der An-
ſchuldigung der Betheiligung an fortgeſetztem Betrug, Unter-
ſchlagung, Wechſel- und Dokumentenfälſchung auf den Namen
eines Herzogs von Sagan in Paris. Wie die verfolgende
Behörde auf Grund eingehender Recherchen anzunehmen in
der Lage iſt, handelt es ſich hier um ein geriebenes Gauner-
konſortium, das Wechſelſchiebereien und Fälſchungen auf den
Namen hochgeſtellter Perſönlichkeiten geſchäftsmäßig betrieben
und von dem Erlös ein flottes Leben geführt hat. Eine
Siſtirung der beiden Anderen, angeblichen Unterhändler von
Berlin, konnte bis jetzt nicht gemeldet werden. Geſchädigt
ſind hier mehrere Geſchäftslente und Geldſpekulanten und
zwar um hohe Summen.

K. Proteſtverſammlung.

Wie wir hören, werden
die Liberalen am Donnerſtag, dem 5. April l. J., in einer
Verſammlung Stellung zur ſogenannten lex Heinze nehmen.
Es gilt einem idealen Gute und wir ſind überzeugt, daß
die Bürgerſchaft unſrer Kunſtſtadt München das rege
Intereſſe daran in der Verſammlung bethätigen werde.

Privatpoſt.

Die Oberpoſtämter haben Auftrag
erhalten, den Bedienſteten von Privatpoſtanſtalten,
die nicht in den Staatspoſtdienſt übernommen werden konnten,
bis zur Feſtſetzung der ihnen nach dem Reichspoſtgeſetz zu-
[Spaltenumbruch] kommenden Entſchädigung einſtweilen einen Monatsbezug
auszuzahlen, damit die Leute, die bisher wöchentlich entlohnt
worden waren, nicht in Verlegenheit kommen.

* Alpenvereinsſektion München.

Mittwoch, den 4. April,
wird Hr. Rechtspraktikant Fritz Schwarz einen Vortrag über
„Hochtouren in der Glockner-Gruppe“ halten.

* Im Theater am Gärtnerplatz findet am Donnerſtag,
dem 5. April, die erſte Aufführung der Operette „Ihre Ex-
cellenz“
von Richard Heuberger ſtatt. Damit kommt inner-
halb ſechs Wochen die dritte Premiere an genannter Bühne heraus.
Das Libretto iſt nach Hennequins und Millauds „Niniche“ von Victor
Leon und H. v. Waldberg verfaßt.

* Franzöſiſches Theater.

Die von der „Deutſch-franzöſiſchen
Rundſchau“ unter Mitwirkung von Pariſer Künſtlern veranſtaltete
Aufführung des Courteline’ſchen Stücks „Boubouroche“, die
Dienſtag, den 3. April, im Volkstheater ſtattfindet, beginnt um
8 Uhr. Franzöſiſche Texte ſind bei der Muſikalienhandlung
A. Schmid Nachf., ſowie an der Abendkaſſe vorräthig.



Hr. Bezirksthierarzt Wald-
mann,
der jüngſt von einem wuthkranken Hund gelegentlich
der amtlichen Unterſuchung desſelben gebiſſen wurde, hat ſich
mit noch zwei anderen vom gleichen Hund verletzten Perſonen
zur Impfung in das kgl. Inſtitut für Infektionskrankheiten
nach Berlin begeben.

Auf der Landſtraße von Roſen-
heim nach Neubeuern wurde ein italieniſcher Arbeiter
erſchlagen
aufgefunden. Näheres fehlt noch.

Nach der „Donauzeitung“ iſt
das Ergebniß der amtlichen Unterſuchung über den Einſturz
beim Zuchthausneubau
hier für die Bauleitung und
deren Unterorgane ſehr belaſtend. Es wurde konſtatirt, daß
der anfänglich als Urſache vermuthete Anprall eines Roll-
wagens an einem Stützbaum völlig ausgeſchloſſen iſt, vielmehr
die Urſache in der Konſtruktion des Gerüſtes liegt.

In dem Prozeß, der in
der Forderungsklagſache der gräflich v. Dörnberg’ſchen Waiſen-
fondsſtiftung gegen den Fürſten Albert von Thurn und Taxis
am 30. und 31. März vor dem Landgericht hier gepflogen
wurde, wird das Urtheil am 23. April gefällt werden.

Geſtern wurde hier eine
Ortsgruppe des Deutſchen Flottenvereins gegründet
und zum erſten Vorſitzenden Hr. Weinhändler Ludwig Witter
gewählt.

Im hieſigen Zentralbahnhof
wurde am Samſtag Abend der Oberexpeditor Franz
Wirſching in Gegenwart ſeiner beiden Töchter im Alter
von ſieben und zehn Jahren beim Ueberſchreiten der Geleiſe
vom Bamberger Poſtzug erfaßt und getödtet. Die
beiden Kinder konnten noch rechtzeitig beiſeite ſpringen.

Wie die „Nürnberger Volks-
zeitung“ mittheilt, iſt das Beſinden des ſozialdemokratiſchen
Reichstagsabgeordneten Oertel ſehr ſchlimm. Sein Zuſtand
ſei unheilbar. Unter den hieſigen Genoſſen herrſche die größte
Aufregung. Bekanntlich haben in der letzten Verſammlung
des ſozialdemokratiſchen Wahlvereins mehrere Genoſſen direkt
behauptet, die Parteileitung und der hieſige Generalſtab hätten
Oertel durch die Art und Weiſe, wie ſie ihm die „Fränkiſche
Tagespoſt“ um einen lächerlich geringen Preis abgedrückt
hätten, in das Irrenhaus gebracht. Das traurige Schickſal
Oertels iſt ein charakteriſtiſches Momentbildchen aus dem
ſogenannten Zukunftsſtaat.

Die Maler (Tüncher) und
Anftreicher von Augsburg und Umgebung beabſichtigen,
ſofern ihnen nicht ein Minimallohn von 35 Pf. pro Stunde
bewilligt wird, in einen allgemeinen Strike einzutreten. In
einer geſtern Abend abgehaltenen Verſammlung wurde eine
Lohnkommiſſion aufgeſtellt, die ſich mit der Ausarbeitung des
den Meiſtern vorzulegenden Lohntarifs zu befaſſen hat und
die mit den Meiſtern Verhandlungen pflegen ſoll.



Amtliche Nachrichten.
* Juſtizdienſt.

Der Oberſtaatsanwalt bei dem Oberlandes-
gericht Augsburg Joſeph Ritter v. Schmuderer wurde, ſeinem
Anſuchen entſprechend, in den dauernden Ruheſtand verſetzt und
ihm bei dieſem Anlaſſe in Anerkennung ſeiner langjährigen, in
treueſter Hingebung geleiſteten ausgezeichneten Dienſte der Titel
„Kgl. Geheimer Rath“ gebührenſrei verliehen, zum Oberſtaats-
anwalt bei dem Oberlandesgericht Augsburg der Präſident des
Landgerichts Paſſau, Johann Schnarz, ſeinem Anſuchen um Ver-
leihung einer ſolchen Stelle entſprechend, befördert, deſſen Stelle
dem Direktor am Landgerichte München I Hermann Seelig ver-
liehen, zum Direktor am Landgerichte München I der Rath an
dieſem Gerichte Adolf v. Hartlieb, genannt Wallſporn, befördert,
der Landgerichtsrath Guſtav Hartmann in Schweinfurt auf
ſein Anſuchen in gleicher Eigenſchaft an das Landgericht München I
verſetzt und der im zeitlichen Ruheſtand befindliche zweite Staats-
anwalt bei dem Landgerichte Neuburg a. D. Korbinian Kraft
unter Wiederberufung zum Dienſte zum Rath am Landgericht
Schweinfurt befördert; der Sekretär bei dem Landgericht München I
Euſtach Hencky wurde wegen Krankheit und hiedurch bewirkter
Dienſtunfähigkeit in den erbetenen Ruheſtand auf die Dauer von
ſechs Monaten verſetzt; die hiernach bei dem Landgerichte München I
ſich erledigende Sekretärſtelle auf Anſuchen dem Sekretär am Amts-
gericht Tegernſee Joſeph Keßler verliehen, zum Sekretär am
Amtsgericht Tegernſee der geprüfte Rechtspraktikant Georg Tauben-
berger
in Tegernſee in proviſoriſcher Eigenſchaft ernannt, der
Sekretär am Landgericht München I Otto Hierl an das Land-
gericht Paſſau und der Sekretär am Landgericht Paſſau Jakob
Stahl an das Landgericht München I, entſprechend ihrem Anſuchen
und ihrer bisherigen Dienſteseigenſchaft, unter Fortdauer des
Dienſtesproviſoriums verſetzt. Der geprüfte Rechtspraktikant Dr.
Richard Müller in Ludwigshafen wurde zum Amtsanwalt bei
dem Amtsgericht Ludwigshafen ernannt.



Gerichtsſaal.

Heute Vormittag begann vor dem
Landgericht München I der große Prozeß wegen Vergehens gegen
das keimende Leben. Es ſind elf Angeklagte, acht weibliche und
drei männliche, erſchienen, die ſämmtlich aus der Unterſuchungs-
haft vorgeführt wurden. Die weiblichen Angeklagten ſind größten-
theils Verkäuferinnen, die männlichen Angeſchuldigten junge Leute
aus den bürgerlichen Kreiſen. Die Verhandlung, für die vier
Tage angeſetzt ſind, findet unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit ſtatt.



Verſchiedenes.

Tel Die „Times“ melden aus
Buenos Aires vom 29. März: Seit Sonntag ſind 220 mm
Regen gefallen; noch nie hat hier ein ähnlicher Regenfall
ſtattgefunden. Der nördliche, ſüdliche und weſtliche Stadttheil
ſind überſchwemmt. Der Eiſenbahn- und der ſonſtige Ver-
kehr iſt theilweiſe eingeſtellt. Man befürchtet ernſtlich, daß
die Maisernte und ein großer Theil des Weizenbaues ſchwer
geſchädigt ſind.

Tel. Nach einer geſtern hier ab-
gehaltenen Verſammlung kam es zu Schlägereien, wo-
bei der Vizebürgermeiſter Dumontier durch Meſſerſtiche ver-
letzt wurde.

[Spaltenumbruch]
Handel und Volkswirthſchaft.
* Hypotheken- und Wechſelbank.

Der Bayeriſchen
Hypotheken- und Wechſelbank in München wurde die ſtaat-
liche Genehmigung zur Ausgabe nachbezeichneter Inhaber-
Pfandbriefe ertheilt: a) 30,000,000 M. 4proz. unverloos-
bare Hypothekenpfandbriefe, b) 10,000,000 M. 3½proz.
verloosbare Hypothekenpfandbriefe.

* Mechaniſche Baumwollſpinnerei und Weberei
in Kaufbeuren.

In der Generalverſammlung wurde die
Vertheilung einer Dividende von 135 M. per Coupon =
7⅞ Proz. aus dem Geſchäftsnutzen pro 1899 beſchloſſen und
die dann noch verbleibenden 3059 M dem Dispoſitionsfonds
für Unterſtützungen zugewieſen.

* Preußiſche Central-Bodencredit-Akt.-Geſ.
in Berlin.

Der Reingewinn des Jahres beläuft ſich auf
3,017,302 M. (1898 2,700,809 M.) Das Hypothekengeſchäft
war daran betheiligt mit 1,760,973 M. (i V. 2,183,948 M.).
Es erſcheint daher unbedenklich, die gleiche Dividende wie
für das Vorjahr zu vertheilen, nämlich 9 Prozent, wozu
2,720,000 M erforderlich ſind. Tantiemen erfordern 128,000 M.
(wie im Vorjahr), dem Reſervefonds werden 150,865 M.
(i. V. 135,040 M.) überwieſen. Es bleibt alsdann ein Ge-
winnvortrag von 327,769 M. (1898 181,331 M.) für 1900.
Unter Berückſichtigung der Auslooſungen iſt der Pfand-
brief-Umlauf
1899 um 19,845,900 M. geſtiegen, nämlich
von 467,892,150 M. Ende 1898 auf 487,738,050 M. Ent-
ſprechend der größeren Zunahme des Pfandbrief-Umlaufs war
auch die Zunahme des Darlehensbeſtandes 1899 eine größere
als 1898. Insgeſammt ſind 1899 38,068,825 M. an Dar-
lehnen bewilligt und ausgezahlt. Nach Abzug der infolge von
Kündigungen, Zwangsverſteigerungen und Amortiſation zurück-
gefloſſenen Darlehen ergibt ſich eine Vermehrung des Ge-
ſammtdarlehensbeſtandes
von 489,236,623 M. auf
507,805,694 M., alſo um rund 18,569,000 M. (i. V. 1,445,117 M.)
Von dem Darlehensbeſtande entfallen über 300,000,000 M. auf
unkündbare Amortiſationsdarlehen, für welche die Schuldner nur
3¾ Proz. an Zinſen und Verwaltungskoſten zu entrichten
haben. Wären dieſe Darlehen, ſo bemerkt der Bericht, als
kündbare gegeben, ſo würde bei den im Laufe des Jahres
kündbar gewordenen eine Erhöhung des Zinsfußes um
½ Proz. jetzt unſchwer zu erreichen ſein. Hieraus ergibt ſich
gleichzeitig, daß die Pflege der unkündbaren Amortiſations-
hypothek mit dem Geſichtspunkt der Erzielung eines möglichſt
hohen Gewinns nicht vereinbar iſt. Das Inſtitut wird aber,
getreu den ſeit 30 Jahren von ihm befolgten Grundſätzen,
ſeine Bemühungen fortſetzen, um die Beſitzer für die gleich-
zeitig die Entſchuldung anbahnende, unkündbare Amorti-
ſationshypothek
zu gewinnen. Von den beliehenen
Grundſtücken ſind 1899: 50 im Zwangsweg verſteigert (1898:
42), und zwar 12 (1898: 9) ländliche und 38 (1898: 33)
ſtädtiſche Grundſtücke; die Bank war in keinem Fall zur Ueber-
nahme eines Objekts veranlaßt. Die am 31. Dezember rück-
ſtändigen Zinſen mit 2.94 Mill. M. ſind jetzt bis auf 73,568
Mark eingegangen. Der Beſtand an Kommunaldarlehen um-
ſaßt 55.80 Mill. M. (54.47 Mill. M. i. V.). Der Bericht
erwähnt noch die Mündelſicherheit der Pfandbriefe.

* Disconto-Geſellſchaft Berlin.

In der am Samſtag
ſtattgehabten ordentlichen Generalverſammlung, in welcher
2767 Stimmen vertreten waren, wurden die Berichte des
Aufſichtsraths und der Direktion bezüglich des verfloſſenen
Geſchäftsjahrs vorgelegt, die Bilanz nebſt Gewinn- und
Verluſtrechnung einſtimmig genehmigt und der Verwaltung
Entlaſtung ertheilt. Die auf 10 Proz. feſtgeſetzte Dividende
wurde ſofort zahlbar geſtellt. Alsdann wurden die im regel-
mäßigen Wechſel ausſcheidenden Mitglieder des Aufſichts-
raths, die HH. Stadtrath F. Bail, M. Böninger, Kom-
merzienrath J. Loewe und Kommerzienrath E. Hardt,
ſämmtlich zu Berlin, wiedergewählt. Das ferner noch aus-
ſcheidende langjährige Mitglied Guſtav Hanſemann hat
eine Wiederwahl abgelehnt: an ſeiner Stelle wurde der bis-
herige Syndikus der Disconto-Geſellſchaft, Hr. Senator
Teichen zu Berlin, neu zum Mitglied des Aufſichtsraths ge-
wählt.

* Pommerſche Hypotheken-Aktienbank in
Berlin.

Der Rechenſchaftsbericht für das Jahr 1899 ver-
weist auf die für das Hypothekengeſchäft ungünſtigen Ver-
hältniſſe und auf den bedeutenden Verluſt (278,562 M.),
welchen die Bank an ihrem Beſitze einheimiſcher Staats-
papiere erlitt. Hiedurch wurde auch das Geſammterträgniß
ungünſtig beeinflußt. Durch die Erhöhung des Aktienkapitals
um 4.8 Mill. M. und zwar auf 15 Mill. M. wurde ein
Agio von 1.15 Mill. M. erzielt, das dem geſetzlichen Reſerve-
fonds zufiel; dieſer ſtellt ſich auf 2.68 Mill. M.; die Ge-
ſammtreſerven
betragen nunmehr 6.15 Mill. M. Der
Beſchluß der Generalverſammlung vom 26. Februar 1898
ging dahin, das Aktienkapital durch Ausgabe von 7,800,000 M.
neuer Aktien auf 18,000,000 M. zu erhöhen, mit der Maß-
gabe, daß dieſer Beſchluß innerhalb zweier Jahre nach Ein-
tragung derſelben (21. Juni 1898) durchgeführt ſein müſſe.
Nachdem bislang der Betrag von 4,800,000 M. neuer Aktien
zur Begebung gelangt iſt, wird bei der diesjährigen General-
verſammlung beantragt, den Zeitpunkt für die Durchführung
der geſammten Kapitalserhöhung zu verlängern, damit die Ver-
waltung in der Lage iſt, die vollſtändige Durchführung desſelben
je nach Bedürfniß und nach der Lage des Geldmarktes zu
bewirken. Die Einnahmen betrugen 9,603,311 M., darunter
Hypothekenzinſen 8,970,271 M. (i. V. 7,984,383 M.), Hypotheken-
Proviſionen 201,344 M. (i. V. 242,214 M.), Konto-Korrent-,
Wechſel- und andere Zinſen 431,695 M. (i. V 155,054 M.)
Dagegen waren erforderlich für Hypotheken-Pfandbrief-Zinſen
7,586,113 M. (i. V. 6,883,701 M.), Gehälter 342,534 M.
(i. V. 333,956 M.), Steuern und diverſe Unkoſten 167,547
Mark (i. V. 170,860 M.), Kursverluſt auf Effekten 278,562
Mark (i V. —), Abſchreibung auf Utenſilien 19,931 M.
(i. V. 21,996 M.). Als Reingewinn blieben 1,208,622 M.
(i. V. 966,322 M.). Derſelbe findet folgende Vertheilung:
7 Proz. Dividende gleich 1,050,000 M. (i. V. 7 Proz.
gleich 714,000 M.), Tantiemen 121,724 M. (i. V. 111,664 M.),
Abſchreibung auf Bankgebäude 36,897 M. (i. V. 94,245 M.).
Die Zinſen ſind ſehr gut eingegangen und verblieb nur ein
Rückſtand von 49,628 M. bei einem Zinſengehalt von rund
9 Mill. Mark. Die Bank war an 22 Zwangsverſteigerungen
betheiligt; ein hiebei angefallenes Objekt wurde wieder mit kleinem
Verluſte weiter begeben. Die Anlagen im Hypotheken-
geſchäfte
vermehrten ſich um 13,93 Mill. M. und betrugen
bei Jahresſchluß 206.63 Mill. M. Unter den Darlehen be-
finden ſich ſechs von 900,000 M. bis 1 Mill. M., je eines
über 1.1 Mill. M., 2.8 Mill. M. und 3.5 Mill. M. Der
Pfandbriefumlauf erhöhte ſich von 180.96 Mill. M. auf
190.54 Mill. M.

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Berlin, konnte bis jetzt nicht gemeldet werden. Ge&#x017F;chädigt<lb/>
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&#x017F;prechend der größeren Zunahme des Pfandbrief-Umlaufs war<lb/>
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[Seite 6.[6]/0006] München, Montag Allgemeine Zeitung 2. April 1900. Nr. 90. höchſten und hohen Staatsbeamten, Offizieren, Vorſtänden der Gemeindeverwaltung, Schriftſtellern u. A. m. war es, das geſtern, Sonntag, Nachmittag 3 Uhr ſich an der Leichenhalle des ſüdlichen Friedhofs zuſammenfand, um einem Manne die Ehre des letzten Geleits zu geben, der als Organiſator des forſtlichen Verſuchsweſens in Bayern, als Begründer und Schöpfer der als muſtergültig in der ganzen Kulturwelt an- erkannten bayeriſchen Forſtorganiſation und endlich überhaupt als Koryphäe in Forſtangelegenheiten bezeichnet zu werden im Hinblick auf das von ihm Geſchaffene das vollſte Recht hat: Geheimrath und kgl. bayeriſcher Miniſterialrath a D Auguſt Ritter v. Ganghofer war am Donnerſtag Nach- mittag 5 Uhr einem Magenleiden erlegen. Finanzminiſter Dr. Frhr. v. Riedel Kriegsminiſter Frhr. v. Aſch, ſowie viele Miniſterialbeamte, ferner Geheimer Hofrath v. Klug, Erſter Bürgermeiſter v. Borſcht Hoftheaterintendant v. Poſſart, Generalſekretär May, ſowie zahlreiche mit der Forſtbehörde in amtlichem Verkehr ſtehende Staats- beamte u. ſ. w., endlich das Korps Iſaria hatten ſich zum Geleite auf dem Friedhof eingefunden. Hinter dem mit Blumen- und Kranzſpenden reich geſchmückten Sarge folgten außer den Abgeſandten des genannten Korps die nächſten Angehörigen. Den Trauerakt nahm nach einem Grabgeſang des Hoftheater-Singchors Stadtpfarrer Pater Remigins Stadler von St. Anna vor. Redner gab zunächſt eine eingehende Schilderung der an Arbeit, Erfolg und Ehrungen reichen und langen Lebenslaufbahn des Entſchlafenen, der faſt 73 Jahre alt wurde und ſich erſt mit 70½ Jahren hatte außer Dienſt ſtellen laſſen, um mit der Mittheilung zu enden, daß der Heim- gegangene wohlvorbereitet und ergeben in Gottes Willen ver- ſchieden ſei. Kränze ließen unter kurzen Anſprachen nieder- legen das Korps „Iſaria“, die „Schwadron der Pappen- heimer“, deren Mitglied Geheimrath v. Ganghofer ſeit 21 Jahren, und deren Hauptmann er durch 12 Jahre ge- weſen war, die Geſellſchaft „Harbni“, die Mitglieder der Forſtlichen Verſuchsanſtalt, deren Organiſator der Ver- ſtorbene geweſen war, die Schlaraffia-Monachia, der Adler- Klub, die Marktgemeinde Welden bei Augsburg, wo Gang- hofer im Jahre 1860 als Oberförſter amtirt hatte, u. A. m. Ein Grabgeſang des Hoftheater-Singchors beſchloß die einfach- vornehme Feier. ☉ Vermächtniſſe.Der verſtorbene Kreismedizinal- rath Dr. Aub hat dem Verein für invalide und unterſtützungs- bedürftige Aerzte in Bayern letztwillig 10,000 M. vermacht, ferner für die Armen der Stadt Feuchtwangen 5000 M. zu einer Stiftung; dann 1000 M. dem Verein für Ferienkolonien in München und 1000 M. der Philiſterkaſſe der Burſchen- ſchaft „Germania“ in Erlangen. * Feier der Charwoche.Am Gründonnerſtag, Char- freitag und Charſamſtag dürfen in Wirthſchaftslokalitäten und an anderen öffentlichen Orten Muſik-, Geſangs- und Theater-, ſowie irgendwelche ſonſtige Produktionen nicht veranſtaltet werden. ☉ Das landwirthſchaftliche Kreiskomitee von Oberbayern hat auf Antrag der landwirthſchaftlichen Be- zirksausſchüſſe Troſtberg, Aibling, Burghauſen und Waſſer- burg beſchloſſen, die Regierung zu erſuchen, dahin wirken zu wollen, daß von den kgl. Flußbauämtern während der Erntemonate thunlichſt ſolche Arbeiter nicht ange- nommen werden, die aus dem landwirthſchaftlichen Dienſt getreten ſind. * Vom Wetter.Der ausgiebige Schneefall der letzten Woche hat auch heute Vormittag noch angehalten; im Freien liegt der Schnee fußtief und dabei ſieht es noch gar nicht danach aus, als ob ein Umſchlag zum Frühlingswetter er- folgen wollte. Die Temperatur war heute drei Grad unter den Gefrierpunkt geſunken. Recht ſchlimm ſieht es unter dieſen Umſtänden für unſre ſchon zurückgekehrten Zugvögel, wie Staare, Droſſeln ꝛc. aus und hier thut Hülfe dringend noth. Von Schwalben war bisher noch nichts zu ſehen. Uebrigens dürften die ungeheuren Schneemaſſen, die in letzter Zeit niedergegangen ſind, bei einem rapiden Schmelzen vor- ausſichtlich bedeutende Hochwaſſer mit ſich bringen. ⁑ Der Oktoberfeſtglückshafen ſoll nun auch ferner- hin vom Armenpflegſchaftsrath fortgeführt werden. Bekannt- lich hatten gewiſſe Vorkommniſſe zu einem Beſchluß geführt, den Glückshafen irgend einem wohlthätigen Verein zu überlaſſen. X. Verhaftung.Seit Weihnachten vorigen Jahres wohnten hier in einem feineren Hotel drei Herren aus Berlin, darunter ein Adeliger mit hochtönendem Namen, um bei hieſigen Finanzleuten eine Anzahl auf hohe Beträge lautende Wechſel für den „Due de Sagan“ in Paris umzuſetzen. Da verſchiedene Kapitaliſten der Sache nicht recht trauten, wurden von dem Herzog von Sagan Familiendokumente und amtliche Ausweiſe erholt auf Grund derer kein Zweifel mehr an der Reellität der Geſchäfte ſein konnte. Nachdem Wechſel mit hohen Summen für den Herzog bereits hier an den Mann gebracht worden waren, reisten zwei der Herren wieder ab, angeblich um nach Ablieferung des Geldes in Paris nach Berlin zurückzukehren. Der Dritte, ein Berliner Geld- makler, blieb hier zurück und miethete ſich privatim ein, ließ ſich jedoch polizeilich nicht anmelden. Mittler- weile machte auch er noch für den Herzog kleinere Geld- geſchäfte und war in verſchiedenen Café-Reſtaurants als zweifelhafter Hazardſpieler mehr bekannt als beliebt. Vor wenigen Tagen nun wurde der Geldmakler auf offener Straße von einem Kriminalbeamten erkannt, angehalten und für ver- haftet erklärt. Nach einer erſten Vernehmung auf der Polizei verfügte die Staatsanwaltſchaft die Verbringung des Mannes in das Unterſuchungsgefängniß am Anger unter der An- ſchuldigung der Betheiligung an fortgeſetztem Betrug, Unter- ſchlagung, Wechſel- und Dokumentenfälſchung auf den Namen eines Herzogs von Sagan in Paris. Wie die verfolgende Behörde auf Grund eingehender Recherchen anzunehmen in der Lage iſt, handelt es ſich hier um ein geriebenes Gauner- konſortium, das Wechſelſchiebereien und Fälſchungen auf den Namen hochgeſtellter Perſönlichkeiten geſchäftsmäßig betrieben und von dem Erlös ein flottes Leben geführt hat. Eine Siſtirung der beiden Anderen, angeblichen Unterhändler von Berlin, konnte bis jetzt nicht gemeldet werden. Geſchädigt ſind hier mehrere Geſchäftslente und Geldſpekulanten und zwar um hohe Summen. K. Proteſtverſammlung.Wie wir hören, werden die Liberalen am Donnerſtag, dem 5. April l. J., in einer Verſammlung Stellung zur ſogenannten lex Heinze nehmen. Es gilt einem idealen Gute und wir ſind überzeugt, daß die Bürgerſchaft unſrer Kunſtſtadt München das rege Intereſſe daran in der Verſammlung bethätigen werde. ☉ Privatpoſt.Die Oberpoſtämter haben Auftrag erhalten, den Bedienſteten von Privatpoſtanſtalten, die nicht in den Staatspoſtdienſt übernommen werden konnten, bis zur Feſtſetzung der ihnen nach dem Reichspoſtgeſetz zu- kommenden Entſchädigung einſtweilen einen Monatsbezug auszuzahlen, damit die Leute, die bisher wöchentlich entlohnt worden waren, nicht in Verlegenheit kommen. * Alpenvereinsſektion München.Mittwoch, den 4. April, wird Hr. Rechtspraktikant Fritz Schwarz einen Vortrag über „Hochtouren in der Glockner-Gruppe“ halten. * Im Theater am Gärtnerplatz findet am Donnerſtag, dem 5. April, die erſte Aufführung der Operette „Ihre Ex- cellenz“ von Richard Heuberger ſtatt. Damit kommt inner- halb ſechs Wochen die dritte Premiere an genannter Bühne heraus. Das Libretto iſt nach Hennequins und Millauds „Niniche“ von Victor Leon und H. v. Waldberg verfaßt. * Franzöſiſches Theater.Die von der „Deutſch-franzöſiſchen Rundſchau“ unter Mitwirkung von Pariſer Künſtlern veranſtaltete Aufführung des Courteline’ſchen Stücks „Boubouroche“, die Dienſtag, den 3. April, im Volkstheater ſtattfindet, beginnt um 8 Uhr. Franzöſiſche Texte ſind bei der Muſikalienhandlung A. Schmid Nachf., ſowie an der Abendkaſſe vorräthig. ☉ Laufen a. S., 1. April.Hr. Bezirksthierarzt Wald- mann, der jüngſt von einem wuthkranken Hund gelegentlich der amtlichen Unterſuchung desſelben gebiſſen wurde, hat ſich mit noch zwei anderen vom gleichen Hund verletzten Perſonen zur Impfung in das kgl. Inſtitut für Infektionskrankheiten nach Berlin begeben. * Roſenheim, 2. April.Auf der Landſtraße von Roſen- heim nach Neubeuern wurde ein italieniſcher Arbeiter erſchlagen aufgefunden. Näheres fehlt noch. * Straubing, 1. April.Nach der „Donauzeitung“ iſt das Ergebniß der amtlichen Unterſuchung über den Einſturz beim Zuchthausneubau hier für die Bauleitung und deren Unterorgane ſehr belaſtend. Es wurde konſtatirt, daß der anfänglich als Urſache vermuthete Anprall eines Roll- wagens an einem Stützbaum völlig ausgeſchloſſen iſt, vielmehr die Urſache in der Konſtruktion des Gerüſtes liegt. ☉ Regensburg, 1. April.In dem Prozeß, der in der Forderungsklagſache der gräflich v. Dörnberg’ſchen Waiſen- fondsſtiftung gegen den Fürſten Albert von Thurn und Taxis am 30. und 31. März vor dem Landgericht hier gepflogen wurde, wird das Urtheil am 23. April gefällt werden. * Neuſtadt a. H., 31. März.Geſtern wurde hier eine Ortsgruppe des Deutſchen Flottenvereins gegründet und zum erſten Vorſitzenden Hr. Weinhändler Ludwig Witter gewählt. * Nürnberg, 2. April.Im hieſigen Zentralbahnhof wurde am Samſtag Abend der Oberexpeditor Franz Wirſching in Gegenwart ſeiner beiden Töchter im Alter von ſieben und zehn Jahren beim Ueberſchreiten der Geleiſe vom Bamberger Poſtzug erfaßt und getödtet. Die beiden Kinder konnten noch rechtzeitig beiſeite ſpringen. * Nürnberg, 31. März.Wie die „Nürnberger Volks- zeitung“ mittheilt, iſt das Beſinden des ſozialdemokratiſchen Reichstagsabgeordneten Oertel ſehr ſchlimm. Sein Zuſtand ſei unheilbar. Unter den hieſigen Genoſſen herrſche die größte Aufregung. Bekanntlich haben in der letzten Verſammlung des ſozialdemokratiſchen Wahlvereins mehrere Genoſſen direkt behauptet, die Parteileitung und der hieſige Generalſtab hätten Oertel durch die Art und Weiſe, wie ſie ihm die „Fränkiſche Tagespoſt“ um einen lächerlich geringen Preis abgedrückt hätten, in das Irrenhaus gebracht. Das traurige Schickſal Oertels iſt ein charakteriſtiſches Momentbildchen aus dem ſogenannten Zukunftsſtaat. ☾ Augsburg, 1. April.Die Maler (Tüncher) und Anftreicher von Augsburg und Umgebung beabſichtigen, ſofern ihnen nicht ein Minimallohn von 35 Pf. pro Stunde bewilligt wird, in einen allgemeinen Strike einzutreten. In einer geſtern Abend abgehaltenen Verſammlung wurde eine Lohnkommiſſion aufgeſtellt, die ſich mit der Ausarbeitung des den Meiſtern vorzulegenden Lohntarifs zu befaſſen hat und die mit den Meiſtern Verhandlungen pflegen ſoll. Amtliche Nachrichten. * Juſtizdienſt.Der Oberſtaatsanwalt bei dem Oberlandes- gericht Augsburg Joſeph Ritter v. Schmuderer wurde, ſeinem Anſuchen entſprechend, in den dauernden Ruheſtand verſetzt und ihm bei dieſem Anlaſſe in Anerkennung ſeiner langjährigen, in treueſter Hingebung geleiſteten ausgezeichneten Dienſte der Titel „Kgl. Geheimer Rath“ gebührenſrei verliehen, zum Oberſtaats- anwalt bei dem Oberlandesgericht Augsburg der Präſident des Landgerichts Paſſau, Johann Schnarz, ſeinem Anſuchen um Ver- leihung einer ſolchen Stelle entſprechend, befördert, deſſen Stelle dem Direktor am Landgerichte München I Hermann Seelig ver- liehen, zum Direktor am Landgerichte München I der Rath an dieſem Gerichte Adolf v. Hartlieb, genannt Wallſporn, befördert, der Landgerichtsrath Guſtav Hartmann in Schweinfurt auf ſein Anſuchen in gleicher Eigenſchaft an das Landgericht München I verſetzt und der im zeitlichen Ruheſtand befindliche zweite Staats- anwalt bei dem Landgerichte Neuburg a. D. Korbinian Kraft unter Wiederberufung zum Dienſte zum Rath am Landgericht Schweinfurt befördert; der Sekretär bei dem Landgericht München I Euſtach Hencky wurde wegen Krankheit und hiedurch bewirkter Dienſtunfähigkeit in den erbetenen Ruheſtand auf die Dauer von ſechs Monaten verſetzt; die hiernach bei dem Landgerichte München I ſich erledigende Sekretärſtelle auf Anſuchen dem Sekretär am Amts- gericht Tegernſee Joſeph Keßler verliehen, zum Sekretär am Amtsgericht Tegernſee der geprüfte Rechtspraktikant Georg Tauben- berger in Tegernſee in proviſoriſcher Eigenſchaft ernannt, der Sekretär am Landgericht München I Otto Hierl an das Land- gericht Paſſau und der Sekretär am Landgericht Paſſau Jakob Stahl an das Landgericht München I, entſprechend ihrem Anſuchen und ihrer bisherigen Dienſteseigenſchaft, unter Fortdauer des Dienſtesproviſoriums verſetzt. Der geprüfte Rechtspraktikant Dr. Richard Müller in Ludwigshafen wurde zum Amtsanwalt bei dem Amtsgericht Ludwigshafen ernannt. Gerichtsſaal. d. München, 2. April.Heute Vormittag begann vor dem Landgericht München I der große Prozeß wegen Vergehens gegen das keimende Leben. Es ſind elf Angeklagte, acht weibliche und drei männliche, erſchienen, die ſämmtlich aus der Unterſuchungs- haft vorgeführt wurden. Die weiblichen Angeklagten ſind größten- theils Verkäuferinnen, die männlichen Angeſchuldigten junge Leute aus den bürgerlichen Kreiſen. Die Verhandlung, für die vier Tage angeſetzt ſind, findet unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit ſtatt. Verſchiedenes. * London, 2. April.Tel Die „Times“ melden aus Buenos Aires vom 29. März: Seit Sonntag ſind 220 mm Regen gefallen; noch nie hat hier ein ähnlicher Regenfall ſtattgefunden. Der nördliche, ſüdliche und weſtliche Stadttheil ſind überſchwemmt. Der Eiſenbahn- und der ſonſtige Ver- kehr iſt theilweiſe eingeſtellt. Man befürchtet ernſtlich, daß die Maisernte und ein großer Theil des Weizenbaues ſchwer geſchädigt ſind. * Lille, 2. April.Tel. Nach einer geſtern hier ab- gehaltenen Verſammlung kam es zu Schlägereien, wo- bei der Vizebürgermeiſter Dumontier durch Meſſerſtiche ver- letzt wurde. Handel und Volkswirthſchaft. * Hypotheken- und Wechſelbank.Der Bayeriſchen Hypotheken- und Wechſelbank in München wurde die ſtaat- liche Genehmigung zur Ausgabe nachbezeichneter Inhaber- Pfandbriefe ertheilt: a) 30,000,000 M. 4proz. unverloos- bare Hypothekenpfandbriefe, b) 10,000,000 M. 3½proz. verloosbare Hypothekenpfandbriefe. * Mechaniſche Baumwollſpinnerei und Weberei in Kaufbeuren.In der Generalverſammlung wurde die Vertheilung einer Dividende von 135 M. per Coupon = 7⅞ Proz. aus dem Geſchäftsnutzen pro 1899 beſchloſſen und die dann noch verbleibenden 3059 M dem Dispoſitionsfonds für Unterſtützungen zugewieſen. * Preußiſche Central-Bodencredit-Akt.-Geſ. in Berlin.Der Reingewinn des Jahres beläuft ſich auf 3,017,302 M. (1898 2,700,809 M.) Das Hypothekengeſchäft war daran betheiligt mit 1,760,973 M. (i V. 2,183,948 M.). Es erſcheint daher unbedenklich, die gleiche Dividende wie für das Vorjahr zu vertheilen, nämlich 9 Prozent, wozu 2,720,000 M erforderlich ſind. Tantiemen erfordern 128,000 M. (wie im Vorjahr), dem Reſervefonds werden 150,865 M. (i. V. 135,040 M.) überwieſen. Es bleibt alsdann ein Ge- winnvortrag von 327,769 M. (1898 181,331 M.) für 1900. Unter Berückſichtigung der Auslooſungen iſt der Pfand- brief-Umlauf 1899 um 19,845,900 M. geſtiegen, nämlich von 467,892,150 M. Ende 1898 auf 487,738,050 M. Ent- ſprechend der größeren Zunahme des Pfandbrief-Umlaufs war auch die Zunahme des Darlehensbeſtandes 1899 eine größere als 1898. Insgeſammt ſind 1899 38,068,825 M. an Dar- lehnen bewilligt und ausgezahlt. Nach Abzug der infolge von Kündigungen, Zwangsverſteigerungen und Amortiſation zurück- gefloſſenen Darlehen ergibt ſich eine Vermehrung des Ge- ſammtdarlehensbeſtandes von 489,236,623 M. auf 507,805,694 M., alſo um rund 18,569,000 M. (i. V. 1,445,117 M.) Von dem Darlehensbeſtande entfallen über 300,000,000 M. auf unkündbare Amortiſationsdarlehen, für welche die Schuldner nur 3¾ Proz. an Zinſen und Verwaltungskoſten zu entrichten haben. Wären dieſe Darlehen, ſo bemerkt der Bericht, als kündbare gegeben, ſo würde bei den im Laufe des Jahres kündbar gewordenen eine Erhöhung des Zinsfußes um ½ Proz. jetzt unſchwer zu erreichen ſein. Hieraus ergibt ſich gleichzeitig, daß die Pflege der unkündbaren Amortiſations- hypothek mit dem Geſichtspunkt der Erzielung eines möglichſt hohen Gewinns nicht vereinbar iſt. Das Inſtitut wird aber, getreu den ſeit 30 Jahren von ihm befolgten Grundſätzen, ſeine Bemühungen fortſetzen, um die Beſitzer für die gleich- zeitig die Entſchuldung anbahnende, unkündbare Amorti- ſationshypothek zu gewinnen. Von den beliehenen Grundſtücken ſind 1899: 50 im Zwangsweg verſteigert (1898: 42), und zwar 12 (1898: 9) ländliche und 38 (1898: 33) ſtädtiſche Grundſtücke; die Bank war in keinem Fall zur Ueber- nahme eines Objekts veranlaßt. Die am 31. Dezember rück- ſtändigen Zinſen mit 2.94 Mill. M. ſind jetzt bis auf 73,568 Mark eingegangen. Der Beſtand an Kommunaldarlehen um- ſaßt 55.80 Mill. M. (54.47 Mill. M. i. V.). Der Bericht erwähnt noch die Mündelſicherheit der Pfandbriefe. * Disconto-Geſellſchaft Berlin. In der am Samſtag ſtattgehabten ordentlichen Generalverſammlung, in welcher 2767 Stimmen vertreten waren, wurden die Berichte des Aufſichtsraths und der Direktion bezüglich des verfloſſenen Geſchäftsjahrs vorgelegt, die Bilanz nebſt Gewinn- und Verluſtrechnung einſtimmig genehmigt und der Verwaltung Entlaſtung ertheilt. Die auf 10 Proz. feſtgeſetzte Dividende wurde ſofort zahlbar geſtellt. Alsdann wurden die im regel- mäßigen Wechſel ausſcheidenden Mitglieder des Aufſichts- raths, die HH. Stadtrath F. Bail, M. Böninger, Kom- merzienrath J. Loewe und Kommerzienrath E. Hardt, ſämmtlich zu Berlin, wiedergewählt. Das ferner noch aus- ſcheidende langjährige Mitglied Guſtav Hanſemann hat eine Wiederwahl abgelehnt: an ſeiner Stelle wurde der bis- herige Syndikus der Disconto-Geſellſchaft, Hr. Senator Teichen zu Berlin, neu zum Mitglied des Aufſichtsraths ge- wählt. * Pommerſche Hypotheken-Aktienbank in Berlin.Der Rechenſchaftsbericht für das Jahr 1899 ver- weist auf die für das Hypothekengeſchäft ungünſtigen Ver- hältniſſe und auf den bedeutenden Verluſt (278,562 M.), welchen die Bank an ihrem Beſitze einheimiſcher Staats- papiere erlitt. Hiedurch wurde auch das Geſammterträgniß ungünſtig beeinflußt. Durch die Erhöhung des Aktienkapitals um 4.8 Mill. M. und zwar auf 15 Mill. M. wurde ein Agio von 1.15 Mill. M. erzielt, das dem geſetzlichen Reſerve- fonds zufiel; dieſer ſtellt ſich auf 2.68 Mill. M.; die Ge- ſammtreſerven betragen nunmehr 6.15 Mill. M. Der Beſchluß der Generalverſammlung vom 26. Februar 1898 ging dahin, das Aktienkapital durch Ausgabe von 7,800,000 M. neuer Aktien auf 18,000,000 M. zu erhöhen, mit der Maß- gabe, daß dieſer Beſchluß innerhalb zweier Jahre nach Ein- tragung derſelben (21. Juni 1898) durchgeführt ſein müſſe. Nachdem bislang der Betrag von 4,800,000 M. neuer Aktien zur Begebung gelangt iſt, wird bei der diesjährigen General- verſammlung beantragt, den Zeitpunkt für die Durchführung der geſammten Kapitalserhöhung zu verlängern, damit die Ver- waltung in der Lage iſt, die vollſtändige Durchführung desſelben je nach Bedürfniß und nach der Lage des Geldmarktes zu bewirken. Die Einnahmen betrugen 9,603,311 M., darunter Hypothekenzinſen 8,970,271 M. (i. V. 7,984,383 M.), Hypotheken- Proviſionen 201,344 M. (i. V. 242,214 M.), Konto-Korrent-, Wechſel- und andere Zinſen 431,695 M. (i. V 155,054 M.) Dagegen waren erforderlich für Hypotheken-Pfandbrief-Zinſen 7,586,113 M. (i. V. 6,883,701 M.), Gehälter 342,534 M. (i. V. 333,956 M.), Steuern und diverſe Unkoſten 167,547 Mark (i. V. 170,860 M.), Kursverluſt auf Effekten 278,562 Mark (i V. —), Abſchreibung auf Utenſilien 19,931 M. (i. V. 21,996 M.). Als Reingewinn blieben 1,208,622 M. (i. V. 966,322 M.). Derſelbe findet folgende Vertheilung: 7 Proz. Dividende gleich 1,050,000 M. (i. V. 7 Proz. gleich 714,000 M.), Tantiemen 121,724 M. (i. V. 111,664 M.), Abſchreibung auf Bankgebäude 36,897 M. (i. V. 94,245 M.). Die Zinſen ſind ſehr gut eingegangen und verblieb nur ein Rückſtand von 49,628 M. bei einem Zinſengehalt von rund 9 Mill. Mark. Die Bank war an 22 Zwangsverſteigerungen betheiligt; ein hiebei angefallenes Objekt wurde wieder mit kleinem Verluſte weiter begeben. Die Anlagen im Hypotheken- geſchäfte vermehrten ſich um 13,93 Mill. M. und betrugen bei Jahresſchluß 206.63 Mill. M. Unter den Darlehen be- finden ſich ſechs von 900,000 M. bis 1 Mill. M., je eines über 1.1 Mill. M., 2.8 Mill. M. und 3.5 Mill. M. Der Pfandbriefumlauf erhöhte ſich von 180.96 Mill. M. auf 190.54 Mill. M.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2020-10-02T09:49:36Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 90, 2. April 1900, S. Seite 6.[6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine90_1900/6>, abgerufen am 21.11.2024.