Allgemeine Zeitung, Nr. 93, 3. April 1849.[Spaltenumbruch]
Fürsten, aber nach dem Rechte das in dem Volke lebt, und das sogar das § Freiburg, 30 März, Abends 9 Uhr. Vor einer Stunde ist das Thüringen. Jena, 25 März. Gestern Abend starb Professor Hansestädte. * Hamburg, 30 März. Der dänische außeror- Preußen. Köln, 31 März. Gestern Nachmittag gegen 5 Uhr Berlin, 30 März. Heute Vormittag um 11 Uhr empfing der Berlin, 13. März. In der zweiten Kammer machte der Minister- Schleswig-Holstein. Schleswig, 28 März. Auf die ihr ge- Oesterreich. # Wien, 29 März. Die Journalcautionen, welche [Spaltenumbruch]
Fürſten, aber nach dem Rechte das in dem Volke lebt, und das ſogar das § Freiburg, 30 März, Abends 9 Uhr. Vor einer Stunde iſt das Thüringen. Jena, 25 März. Geſtern Abend ſtarb Profeſſor Hanſeſtädte. * Hamburg, 30 März. Der däniſche außeror- Preußen. Köln, 31 März. Geſtern Nachmittag gegen 5 Uhr ☿ Berlin, 30 März. Heute Vormittag um 11 Uhr empfing der Berlin, 13. März. In der zweiten Kammer machte der Miniſter- Schleswig-Holſtein. Schleswig, 28 März. Auf die ihr ge- Oeſterreich. □ Wien, 29 März. Die Journalcautionen, welche <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0004" n="1420"/><cb/> Fürſten, aber nach dem Rechte das in dem Volke lebt, und das ſogar das<lb/> Gegentheil des Geſetzes ſey.“ Dieſes Reſultat wäre gar nicht unmöglich.“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">§ Freiburg,</hi> 30 März, Abends 9 Uhr.</dateline><lb/> <p>Vor einer Stunde iſt das<lb/> Urtheil in dem Struve-Blind’ſchen Proceß erfolgt. Es lautet dahin daß<lb/> jeder der beiden des Hochverraths Angeklagten zu acht Jahren Zuchthaus-<lb/> ſtrafe, oder, da die Zuchthausſtrafe geſetzlich in Einzelhaft umgewandelt<lb/> worden iſt, zu fünf Jahren fünf Monaten Einzelhaft nebſt Tragung der<lb/> Proceßkoſten verurtheilt worden iſt. Dieſes Urtheil kam zu Stande nach-<lb/> dem die Geſchwornen, die zum Theil durch die Geſetze nicht erlaubten, zum<lb/> Theil unverſtändlichen Zuſätze zu den Antworten auf die ihnen vorgelegten<lb/> Fragen hatten fallen laſſen, um an ihre Stelle das einfache „Schuldig“ zu<lb/> ſetzen. Die Galerien ſchienen mit dem Urtheile nicht ganz einverſtanden,<lb/> doch benahmen ſie ſich anſtändig; unter allen verſtändigen Leuten herrſcht<lb/> darüber allgemeine Befriedigung. Es waren in der Nähe des Sitzungs-<lb/> locals ungewöhnliche militäriſche Vorſichtsmaßregeln getroffen worden,<lb/> doch fielen nicht die mindeſten Exceſſe vor, und ſchon eine Stunde nach<lb/> dem Schluß der Sitzung hatte unſere Stadt wieder ganz das gewöhnliche<lb/> Ausſehen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Thüringen</hi>.</head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Jena,</hi> 25 März.</dateline><lb/> <p>Geſtern Abend ſtarb Profeſſor<lb/> Döbereiner, auch in weitern Kreiſen ein wohlbekannter Name.</p> </div> </div> </div><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Hanſeſtädte</hi>.</head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">* Hamburg,</hi> 30 März.</dateline><lb/> <p>Der däniſche außeror-<lb/> dentliche Geſchäftsträger am Londoner Hofe, General Oxholm, kam geſtern<lb/> von London hier an und begab ſich zum brittiſchen Geſchäftsträger und Gene-<lb/> ralconſul Obriſten Hodges, bei dem ſich auch der von Schleswig gekom-<lb/> mene Reichscommiſſär Hr. Stedmann einfand. Dieſe drei Herren hatten<lb/> eine lange Conferenz, deren Gegenſtand die Verlängerung des Waffen-<lb/> ſtillſtands geweſen ſeyn ſoll. Man will behaupten, ſie haben ſich nicht<lb/> darüber vereinigt und ſelbſt die Friſt zum 3 April ſey ungewiß. Indeß<lb/> ſind die Rundſchreiben des preußiſchen und des hanſiſchen Generalconſuls<lb/> zu London: an ihre Viceconſuln die Mittheilung für die Schiffscapitäne<lb/> zu machen, die Blokade trete nicht vor dem 15 April ein, in officielle Ac-<lb/> tenſtücke. Freilich können die Feindſeligkeiten zu Lande ausbrechen, wäh-<lb/> rend ſie zu Waſſer noch ſuspendirt ſind; indeß iſt ſolches nicht ſehr wahr-<lb/> ſcheinlich. General Oxholm iſt dieſen Morgen über Lübeck nach Kopen-<lb/> hagen abgereist.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Preußen</hi>.</head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Köln,</hi> 31 März.</dateline><lb/> <p>Geſtern Nachmittag gegen 5 Uhr<lb/> langte hier die Frankfurter Deputation auf dem feſtlich beflaggten Dampfer<lb/> Goethe an.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>☿ <hi rendition="#b">Berlin,</hi> 30 März.</dateline><lb/> <p>Heute Vormittag um 11 Uhr empfing der<lb/> König, in Gegenwart der Miniſter, die Deputation der zweiten Kammer,<lb/> welche die Adreſſe überbrachte. Der Präſident Grabow, der ſie verlas,<lb/> hob den Paſſus über die deutſche Frage durch ſtärkere Betonung hervor.<lb/> Der König erwiederte: „Ich ſage der zweiten Kammer für die mir über-<lb/> reichte Adreſſe meinen aufrichtigen Dank. Gern erkenne ich in dem Inhalt<lb/> derſelben eine Gewähr dafür daß die zweite Kammer die hohe Aufgabe,<lb/> zu welcher ſie in dieſer ernſten Zeit berufen iſt, in ihrer vollen Bedeutung<lb/> erkannt hat, und daß ſie mit Treue und patriotiſchem Eifer darnach ſtre-<lb/> ben wird dieſe Aufgabe auf eine für das Land wahrhaft gedeihliche Weiſe<lb/> zu löſen. Möge der göttliche Segen ihre Wirkſamkeit begleiten! Dann<lb/> wird das große Werk, an welchem die zweite Kammer mitarbeitet, wohl<lb/> gelingen. Dann werden die Hoffnungen auf eine ſchönere Zukunft unſeres<lb/> theuern Vaterlands in Erfüllung gehen.“ Hierauf unterhielt ſich der Kö-<lb/> nig mit einzelnen Mitgliedern der Deputation. Den Prediger Schellen-<lb/> berg von der Linken erinnerte er an das Gebot Gott zu geben was Gottes<lb/> iſt, und dem — König was des Königs iſt. Später wendete er ſich wie-<lb/> der zu ihm und fragte ihn, ob er auf die vorige Anſprache keine Antwort<lb/> habe. Was der Abgeordnete geantwortet, iſt nicht bekannt geworden. Die<lb/> hieſigen Stadtverordneten haben geſtern Abend folgende von Ulfert ver-<lb/> faßte Adreſſe an den König ohne Discuſſion einſtimmig angenommen:<lb/> „Majeſtät! Die deutſche Nationalverſammlung zu Frankfurt a. M. hat<lb/> Allerhöchſtihnen die deutſche Kaiſerkrone angetragen. Mit hoher Freude<lb/> haben wir, die Vertreter der Haupt- und Reſidenzſtadt Ew. Majeſtät, die-<lb/> ſes große Ereigniß begrüßt. Die Einheit unſers deutſchen Vaterlands,<lb/> die von den Beſten angeſtrebt, für die ſchon unſere Väter gekämpft, ſie<lb/> ſoll nach langen Zeiten der Spaltung zur Wahrheit werden. Majeſtät!<lb/> Das deutſche Volk hofft auf Sie, es erwartet daß durch eine ſtarke Hand die<lb/> Geſchicke Deutſchlands im Innern und nach außen gewährleiſtet werden.<lb/> Entziehen Allerhöchſtſie dieſem Berufe ſich nicht. Wahren Ew. Majeſtät<lb/> die deutſche Einheit, ſoweit ſie erreichbar. Heil Ihnen, dem deutſchen<lb/> Oberhaupte!“ Der Magiſtrat ſollte zum Anſchluß aufgefordert und die<lb/> Adreſſe heute abgeſendet werden. Nach der Conſtitutionellen Zeitung ſoll<lb/> die Deputation aus Frankfurt heute Abend, nach der deutſchen Reform<lb/> erſt Montag den 2 April hier eintreffen. Ueber die Entſchließungen des<lb/> Königs verlautet nichts näheres. Der Prinz und die Prinzeſſin von<lb/> Preußen ſollen für die Annahme der Kaiſerkrone ſeyn.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 13. März.</dateline><lb/> <p>In der zweiten Kammer machte der Miniſter-<lb/> präſident heute folgende Mittheilung: „Meine Herren! Es find in den<lb/> jüngſten Tagen in Frankfurt Beſchlüſſe von hoher Wichtigkeit für die Zu-<lb/> kunft Deutſchlands, Preußens und des Hauſes Hohenzollern gefaßt wor-<lb/> den. Es braucht nicht erwähnt zu werden daß die Regierung den Weg<lb/> gehen wird den ſie ſich ſchon längſt vorgezeichnet hat, und der ſich gewiß<lb/> des Beifalls der hohen Kammer zu erfreuen haben wird. Es braucht fer-<lb/> ner nicht erwähnt zu werden daß, ſobald die officielle Benachrichtigung<lb/> eingegangen, den Kammern die nöthigen Mittheilungen werden gemacht<lb/> werden.“ v. <hi rendition="#g">Unruh</hi> ſtellt den dringenden Antrag: eine Adreſſe an des<lb/> Königs Majeſtät zu richten und denſelben zu bitten die ihm von der ver-<lb/> faſſunggebenden Verſammlung zu Frankfurt übertragene deutſche Kaiſer-<lb/> krone anzunehmen, ſowie ſofort eine Commiſſion von 21 Mitgliedern<lb/> zum Entwurf einer ſolchen Adreſſe zu wählen. 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Vincke’ſchen Antrag reglementmäßig nieder-<lb/> zuſetzende Commiſſion gleichzeitig die Adreſſe anzufertigen habe.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Schleswig-Holſtein</hi>.</head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Schleswig,</hi> 28 März.</dateline><lb/> <p>Auf die ihr ge-<lb/> machten Mittheilungen über Einſetzung der Statthalterſchaft erklärte ſich<lb/> die Landesverſammlung vorgeſtern allerdings damit einverſtanden daß<lb/> Reventlow und Beſeler bis zum Eintritt des dritten Mitgliedes in die<lb/> Statthalterſchaft dieſe allein bilden, behielt ſich jedoch, mit Rückſicht dar-<lb/> auf daß ihrer Zuſtimmung zu dem dritten Mitgliede in der Verfügung des<lb/> Reichscommiſſärs nicht ausdrücklich gedacht iſt, in Uebereinſtimmung mit<lb/> ihrem Beſchluß vom 20 März ihre Zuſtimmung vor.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Oeſterreich</hi>.</head><lb/> <div type="jComment" n="3"> <dateline>□ <hi rendition="#b">Wien,</hi> 29 März.</dateline><lb/> <p>Die Journalcautionen, welche<lb/> das neue Preßgeſetz verlangt, bilden die Tagesfrage unſerer Journaliſtik;<lb/> ſie ſind freilich auch ihre Lebensſrage. Die miniſteriellen Journale ſuchen<lb/> die Cautionen zu rechtfertigen und die offlcielle Prager Zeitung gebraucht<lb/> die bezeichnende Phraſe. „Manche Oppofitionsjournale werden wohl ein-<lb/> gehen, andere dagegen werden durch Vereine gehalten werden, deren<lb/> Lebensfähigkeit, deren Credit im Volk uns wohl keinen geringeren Beweis<lb/> geben können als daß ſie im Stande ſind 10,000 fl. aufzutreiben. Keine<lb/> beachtenswerthe Partei wird ihrer Organe entbehren und ſie wollen wir<lb/> kennen lernen.“ Wir gehören nicht zur Oppoſition, und erfreuten uns<lb/> von unſerm unabhängigen Standpunkt aus an ſo vielen Maßregeln des<lb/> Miniſteriums, daß wir Kritik der erlaſſenen Statute ſchon deßhalb umſo-<lb/> weniger in dieſen Blättern am Platz fanden weil es nur Proviſorien ſind,<lb/> und gründliche Beſprechungen beſſer für die Zeit der Landtage und für<lb/> inländiſche Journale vorbehalten bleiben. Wenn die Oppoſitionspreſſe<lb/> durch das Preßgeſetz die Preßfreiheit vernichtet ſieht, ſo iſt das nichts als<lb/> ein maßloſer Ausdruck ihres Unwillens über die Cautionen. Obige Phraſe<lb/> der Prager Zeitung fanden wir ſchon ſo oft in den officiellen Organen,<lb/> daß ſie jedenfalls eine Abſicht des Miniſteriums auszuſprechen ſcheint,<lb/> aber gerade die Abſicht desſelben wird durch dieſe Maßregel unſerer An-<lb/> ſicht nach nicht erreicht. Wir begreifen vollkommen den ſchon oft gehörten<lb/> Wunſch daß die Parteien ſich ſchärfer ſondern, ſich regelmäßig gliedern<lb/> möchten; es iſt ein würdigerer ehrlicherer Kampf mit einem disciplinirten<lb/> Feind als mit Guerrillas. Aber iſt man in Oeſterreich dazu ſchon poli-<lb/> tiſch gebildet genug? Gewiß nicht. Die Preſſe iſt ja eben ein Mittel zur<lb/> Bildung von Parteien, und große Cautionen ſetzen eine ſchon erſtarkte<lb/> Partei voraus. Aus dieſem Cirkel wird man ſchwerlich herauskommen.<lb/> Leſen wir ja doch daß ſelbſt die Slovanska Lipa ihre Zeitung nicht wird<lb/> erhalten können, und iſt doch ſogar die Zeitung eingegangen welche der<lb/> ungemein zahlreiche und thätige Katholikenverein hier herausgab. Ganz<lb/> falſch iſt aber die Anſicht daß man mit den Cautionen nur die Oppoſition<lb/> trifft; man trifft damit auch vollkommen conſervative Blätter, nicht zu<lb/> reden von ſolchen welche ſich bemühen auf einem ſelbſtändigen unabhän-<lb/> gigen Standpunkt zu ſtehen, deren Zeit freilich noch überhaupt nicht ge-<lb/> kommen iſt. An journaliſtiſche Actienunternehmungen iſt bei uns ſchon<lb/> aus dem Grund nicht zu denken weil wir noch zu wenig Publiciſten haben<lb/> — wie wäre das binnen Jahresfriſt auch möglich? — welche dem Publicum<lb/> Garantien bieten. Unſere Capitaliſten ſind überdieß noch weit entfernt<lb/> davon auf litterariſche Unternehmungen zu ſpeculiren. Die politiſche<lb/> Preſſe wird alſo auf die vier großen Wiener Journale und die officiellen<lb/> Zeitungen der Provincialhauptſtädte ſich beſchränken. Zum Glück iſt<lb/> die Gratzer und die Prager Zeitung in tüchtigen Händen. Am meiſten<lb/> zu bedauern wäre das Eingehen von ein paar Wiener Volksblättern welche<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1420/0004]
Fürſten, aber nach dem Rechte das in dem Volke lebt, und das ſogar das
Gegentheil des Geſetzes ſey.“ Dieſes Reſultat wäre gar nicht unmöglich.“
§ Freiburg, 30 März, Abends 9 Uhr.
Vor einer Stunde iſt das
Urtheil in dem Struve-Blind’ſchen Proceß erfolgt. Es lautet dahin daß
jeder der beiden des Hochverraths Angeklagten zu acht Jahren Zuchthaus-
ſtrafe, oder, da die Zuchthausſtrafe geſetzlich in Einzelhaft umgewandelt
worden iſt, zu fünf Jahren fünf Monaten Einzelhaft nebſt Tragung der
Proceßkoſten verurtheilt worden iſt. Dieſes Urtheil kam zu Stande nach-
dem die Geſchwornen, die zum Theil durch die Geſetze nicht erlaubten, zum
Theil unverſtändlichen Zuſätze zu den Antworten auf die ihnen vorgelegten
Fragen hatten fallen laſſen, um an ihre Stelle das einfache „Schuldig“ zu
ſetzen. Die Galerien ſchienen mit dem Urtheile nicht ganz einverſtanden,
doch benahmen ſie ſich anſtändig; unter allen verſtändigen Leuten herrſcht
darüber allgemeine Befriedigung. Es waren in der Nähe des Sitzungs-
locals ungewöhnliche militäriſche Vorſichtsmaßregeln getroffen worden,
doch fielen nicht die mindeſten Exceſſe vor, und ſchon eine Stunde nach
dem Schluß der Sitzung hatte unſere Stadt wieder ganz das gewöhnliche
Ausſehen.
Thüringen.
Jena, 25 März.
Geſtern Abend ſtarb Profeſſor
Döbereiner, auch in weitern Kreiſen ein wohlbekannter Name.
Hanſeſtädte.
* Hamburg, 30 März.
Der däniſche außeror-
dentliche Geſchäftsträger am Londoner Hofe, General Oxholm, kam geſtern
von London hier an und begab ſich zum brittiſchen Geſchäftsträger und Gene-
ralconſul Obriſten Hodges, bei dem ſich auch der von Schleswig gekom-
mene Reichscommiſſär Hr. Stedmann einfand. Dieſe drei Herren hatten
eine lange Conferenz, deren Gegenſtand die Verlängerung des Waffen-
ſtillſtands geweſen ſeyn ſoll. Man will behaupten, ſie haben ſich nicht
darüber vereinigt und ſelbſt die Friſt zum 3 April ſey ungewiß. Indeß
ſind die Rundſchreiben des preußiſchen und des hanſiſchen Generalconſuls
zu London: an ihre Viceconſuln die Mittheilung für die Schiffscapitäne
zu machen, die Blokade trete nicht vor dem 15 April ein, in officielle Ac-
tenſtücke. Freilich können die Feindſeligkeiten zu Lande ausbrechen, wäh-
rend ſie zu Waſſer noch ſuspendirt ſind; indeß iſt ſolches nicht ſehr wahr-
ſcheinlich. General Oxholm iſt dieſen Morgen über Lübeck nach Kopen-
hagen abgereist.
Preußen.
Köln, 31 März.
Geſtern Nachmittag gegen 5 Uhr
langte hier die Frankfurter Deputation auf dem feſtlich beflaggten Dampfer
Goethe an.
☿ Berlin, 30 März.
Heute Vormittag um 11 Uhr empfing der
König, in Gegenwart der Miniſter, die Deputation der zweiten Kammer,
welche die Adreſſe überbrachte. Der Präſident Grabow, der ſie verlas,
hob den Paſſus über die deutſche Frage durch ſtärkere Betonung hervor.
Der König erwiederte: „Ich ſage der zweiten Kammer für die mir über-
reichte Adreſſe meinen aufrichtigen Dank. Gern erkenne ich in dem Inhalt
derſelben eine Gewähr dafür daß die zweite Kammer die hohe Aufgabe,
zu welcher ſie in dieſer ernſten Zeit berufen iſt, in ihrer vollen Bedeutung
erkannt hat, und daß ſie mit Treue und patriotiſchem Eifer darnach ſtre-
ben wird dieſe Aufgabe auf eine für das Land wahrhaft gedeihliche Weiſe
zu löſen. Möge der göttliche Segen ihre Wirkſamkeit begleiten! Dann
wird das große Werk, an welchem die zweite Kammer mitarbeitet, wohl
gelingen. Dann werden die Hoffnungen auf eine ſchönere Zukunft unſeres
theuern Vaterlands in Erfüllung gehen.“ Hierauf unterhielt ſich der Kö-
nig mit einzelnen Mitgliedern der Deputation. Den Prediger Schellen-
berg von der Linken erinnerte er an das Gebot Gott zu geben was Gottes
iſt, und dem — König was des Königs iſt. Später wendete er ſich wie-
der zu ihm und fragte ihn, ob er auf die vorige Anſprache keine Antwort
habe. Was der Abgeordnete geantwortet, iſt nicht bekannt geworden. Die
hieſigen Stadtverordneten haben geſtern Abend folgende von Ulfert ver-
faßte Adreſſe an den König ohne Discuſſion einſtimmig angenommen:
„Majeſtät! Die deutſche Nationalverſammlung zu Frankfurt a. M. hat
Allerhöchſtihnen die deutſche Kaiſerkrone angetragen. Mit hoher Freude
haben wir, die Vertreter der Haupt- und Reſidenzſtadt Ew. Majeſtät, die-
ſes große Ereigniß begrüßt. Die Einheit unſers deutſchen Vaterlands,
die von den Beſten angeſtrebt, für die ſchon unſere Väter gekämpft, ſie
ſoll nach langen Zeiten der Spaltung zur Wahrheit werden. Majeſtät!
Das deutſche Volk hofft auf Sie, es erwartet daß durch eine ſtarke Hand die
Geſchicke Deutſchlands im Innern und nach außen gewährleiſtet werden.
Entziehen Allerhöchſtſie dieſem Berufe ſich nicht. Wahren Ew. Majeſtät
die deutſche Einheit, ſoweit ſie erreichbar. Heil Ihnen, dem deutſchen
Oberhaupte!“ Der Magiſtrat ſollte zum Anſchluß aufgefordert und die
Adreſſe heute abgeſendet werden. Nach der Conſtitutionellen Zeitung ſoll
die Deputation aus Frankfurt heute Abend, nach der deutſchen Reform
erſt Montag den 2 April hier eintreffen. Ueber die Entſchließungen des
Königs verlautet nichts näheres. Der Prinz und die Prinzeſſin von
Preußen ſollen für die Annahme der Kaiſerkrone ſeyn.
Berlin, 13. März.
In der zweiten Kammer machte der Miniſter-
präſident heute folgende Mittheilung: „Meine Herren! Es find in den
jüngſten Tagen in Frankfurt Beſchlüſſe von hoher Wichtigkeit für die Zu-
kunft Deutſchlands, Preußens und des Hauſes Hohenzollern gefaßt wor-
den. Es braucht nicht erwähnt zu werden daß die Regierung den Weg
gehen wird den ſie ſich ſchon längſt vorgezeichnet hat, und der ſich gewiß
des Beifalls der hohen Kammer zu erfreuen haben wird. Es braucht fer-
ner nicht erwähnt zu werden daß, ſobald die officielle Benachrichtigung
eingegangen, den Kammern die nöthigen Mittheilungen werden gemacht
werden.“ v. Unruh ſtellt den dringenden Antrag: eine Adreſſe an des
Königs Majeſtät zu richten und denſelben zu bitten die ihm von der ver-
faſſunggebenden Verſammlung zu Frankfurt übertragene deutſche Kaiſer-
krone anzunehmen, ſowie ſofort eine Commiſſion von 21 Mitgliedern
zum Entwurf einer ſolchen Adreſſe zu wählen. Die Dringlichkeit des An-
trages wird nur von 111 Mitgliedern anerkannt, während ſich nach dem
Geſchäftsreglement 120 Abgeordnete für die Dringlichkeit erheben müſſen.
Hierauf wird ein dringlicher Antrag von v. Vincke verleſen: Eine Com-
miſſion zu ernennen welche eine Adreſſe an des Königs Majeſtät zu ent-
werfen hat, um darin die Gefühle und Erwartungen der Kammer in Be-
zug auf die zu Frankfurt ſiattgehabte Wahl Sr. Majeſtät zum Oberhaupte
Deutſchlands auszudrücken. Die Dringlichkeit dieſes Antrags wird mehr
als hinreichend anerkannt, und nach einer kurzen Discuſſion entſcheidet die
Kammer daß die für den v. Vincke’ſchen Antrag reglementmäßig nieder-
zuſetzende Commiſſion gleichzeitig die Adreſſe anzufertigen habe.
Schleswig-Holſtein.
Schleswig, 28 März.
Auf die ihr ge-
machten Mittheilungen über Einſetzung der Statthalterſchaft erklärte ſich
die Landesverſammlung vorgeſtern allerdings damit einverſtanden daß
Reventlow und Beſeler bis zum Eintritt des dritten Mitgliedes in die
Statthalterſchaft dieſe allein bilden, behielt ſich jedoch, mit Rückſicht dar-
auf daß ihrer Zuſtimmung zu dem dritten Mitgliede in der Verfügung des
Reichscommiſſärs nicht ausdrücklich gedacht iſt, in Uebereinſtimmung mit
ihrem Beſchluß vom 20 März ihre Zuſtimmung vor.
Oeſterreich.
□ Wien, 29 März.
Die Journalcautionen, welche
das neue Preßgeſetz verlangt, bilden die Tagesfrage unſerer Journaliſtik;
ſie ſind freilich auch ihre Lebensſrage. Die miniſteriellen Journale ſuchen
die Cautionen zu rechtfertigen und die offlcielle Prager Zeitung gebraucht
die bezeichnende Phraſe. „Manche Oppofitionsjournale werden wohl ein-
gehen, andere dagegen werden durch Vereine gehalten werden, deren
Lebensfähigkeit, deren Credit im Volk uns wohl keinen geringeren Beweis
geben können als daß ſie im Stande ſind 10,000 fl. aufzutreiben. Keine
beachtenswerthe Partei wird ihrer Organe entbehren und ſie wollen wir
kennen lernen.“ Wir gehören nicht zur Oppoſition, und erfreuten uns
von unſerm unabhängigen Standpunkt aus an ſo vielen Maßregeln des
Miniſteriums, daß wir Kritik der erlaſſenen Statute ſchon deßhalb umſo-
weniger in dieſen Blättern am Platz fanden weil es nur Proviſorien ſind,
und gründliche Beſprechungen beſſer für die Zeit der Landtage und für
inländiſche Journale vorbehalten bleiben. Wenn die Oppoſitionspreſſe
durch das Preßgeſetz die Preßfreiheit vernichtet ſieht, ſo iſt das nichts als
ein maßloſer Ausdruck ihres Unwillens über die Cautionen. Obige Phraſe
der Prager Zeitung fanden wir ſchon ſo oft in den officiellen Organen,
daß ſie jedenfalls eine Abſicht des Miniſteriums auszuſprechen ſcheint,
aber gerade die Abſicht desſelben wird durch dieſe Maßregel unſerer An-
ſicht nach nicht erreicht. Wir begreifen vollkommen den ſchon oft gehörten
Wunſch daß die Parteien ſich ſchärfer ſondern, ſich regelmäßig gliedern
möchten; es iſt ein würdigerer ehrlicherer Kampf mit einem disciplinirten
Feind als mit Guerrillas. Aber iſt man in Oeſterreich dazu ſchon poli-
tiſch gebildet genug? Gewiß nicht. Die Preſſe iſt ja eben ein Mittel zur
Bildung von Parteien, und große Cautionen ſetzen eine ſchon erſtarkte
Partei voraus. Aus dieſem Cirkel wird man ſchwerlich herauskommen.
Leſen wir ja doch daß ſelbſt die Slovanska Lipa ihre Zeitung nicht wird
erhalten können, und iſt doch ſogar die Zeitung eingegangen welche der
ungemein zahlreiche und thätige Katholikenverein hier herausgab. Ganz
falſch iſt aber die Anſicht daß man mit den Cautionen nur die Oppoſition
trifft; man trifft damit auch vollkommen conſervative Blätter, nicht zu
reden von ſolchen welche ſich bemühen auf einem ſelbſtändigen unabhän-
gigen Standpunkt zu ſtehen, deren Zeit freilich noch überhaupt nicht ge-
kommen iſt. An journaliſtiſche Actienunternehmungen iſt bei uns ſchon
aus dem Grund nicht zu denken weil wir noch zu wenig Publiciſten haben
— wie wäre das binnen Jahresfriſt auch möglich? — welche dem Publicum
Garantien bieten. Unſere Capitaliſten ſind überdieß noch weit entfernt
davon auf litterariſche Unternehmungen zu ſpeculiren. Die politiſche
Preſſe wird alſo auf die vier großen Wiener Journale und die officiellen
Zeitungen der Provincialhauptſtädte ſich beſchränken. Zum Glück iſt
die Gratzer und die Prager Zeitung in tüchtigen Händen. Am meiſten
zu bedauern wäre das Eingehen von ein paar Wiener Volksblättern welche
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(2021-08-16T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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