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Allgemeine Zeitung, Nr. 93, 3. April 1849.

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[Spaltenumbruch] in mancher Hinsicht bayerisch befangenen, aber doch den vernünftigen Ideen
der Zeit und besonders der Einheit Deutschlands aufrichtig und ehrlich er-
gebenen Publicums nicht erkennen sollten wie mit dem Falle jenes An-
trags gleiche Gefahr von der Seite der Republicaner, wie von jener der
Rückzügelnden drohe. Die erneute Kraftentwicklung jener mußte eine all-
gemeine Revolution heranrufen; unsere bürgerliche Gesellschaft mit allen
ihren Attributen der Bildung, der materiellen Thätigkeit, des Besitzes und
der Ausgleichung zwischen den verschiedenen Bevölkerungsschichten schien von
einer unabsehbaren Anarchie bedroht. Die neue Kraftentwicklung der par-
ticularistischen Reaction bedrohte Deutschland nicht minder mit dem Bür-
gerkrieg, während sie gleichzeitig die Errungenschaften der Neuzeit in poli-
tischer und confessioneller Beziehung vernichtete, die öffentlichen Zustände
wieder dem Beamtenthum und der Militärherrschaft in die Arme warf,
Deutschlands äußere Geltung auf das schmachvolle Maß der frühern Jahre
zurückführte. Freilich sagte man sich dieß nicht in solcher geschlossenen
Form. Aber durchweg getragen waren die Aeußerungen der öffentlichen
wie der geschlossenen Gesellschaften von diesen Gedanken. In diese Stim-
mungen fielen die spätern Abstimmungen über das an einen regierenden
Fürsten zu übertragende Kaiserthum, am andern Tag über die Erblichkeit
desselben. Daß diese Beschlüsse nicht als abstracte Feststellungen ohne den
Hintergrund einer bestimmten Dynastie gefaßt seyn konnten, fühlte sich
auch augenblicklich in den der politischen Betheiligung ferner stehenden
Kreisen. Und als endlich an den Straßenecken angeschlagen stand: "Deut-
sches Volk! Die Nationalversammlung hat am Mittwoch, den 28 März
Nachmittag auf 3 Uhr den König von Preußen zum Kaiser der Deut-
schen erwählt" -- da war zwar der Eindruck ein außerordentlich mächti-
ger, doch keineswegs der eines vollkommen unerwarteten Ereignisses. Da-
mit ist freilich nicht gesagt daß man sich bereits an den Gedanken gewöhnt
hatte diesen und keinen andern Ausgang zu erwarten. Nein! man nahm
die Wahl als solche wohl als etwas für den Augenblick unabweisliches hin,
aber nirgends fand sich ein Glaube an die Möglichkeit daß der König von
Preußen die ihm von der Reichsversammlung allein übertragene erbliche
Kaiserwürde unbedingt annehmen werde und könne. Abgesehen von sei-
ner frühern eventuellen Erklärung in Bezug auf die Uebereinstimmung der
deutschen Fürsten mit dieser Wahl und deren auf Jahrhunderte hinaus-
greifende Bestimmung Deutschlands, welche allerdings das Souveränetäts-
princip der Reichsversammlung in ihren Grundfesten erschüttert, herrscht
im allgemeinen auch die Ueberzeugung daß ein deutsches Kaiserthum mit
dem bekannten Wahlrecht, mit dem bekannten suspensiven Veto etc. selbst
für den Augenblick und gerade in der kritischen augenblicklichen Lage
Deutschlands auch dann von Friedrich Wilhelm IV nicht angenommen
werden könne, wenn die Fürsten ihm einstimmig dessen Krone darbräch-
ten. Was wird der König von Preußen thun? Das ist die Frage der
äußersten Spannung aller, dieser Spannung welche selbst ein weiteres Ur-
theil noch unterdrückt. So viel aber glaube ich bestimmt behaupten zu
dürfen daß sich dieß Urtheil -- außer in sehr beschränkten Particularisten-
kreisen -- keineswegs dahin wendet, es möge der König die dargebotene
Würde vollkommen von sich weisen. Nein, man hält es für seine Pflicht
sich jetzt an die Spitze Deutschlands zu stellen, aber als ordnender Reichs-
statthalter für Jahre, wohl für unbestimmte Jahre, nicht als erblicher
Kaiser. Vor allem wünscht man daß er sein Versprechen löse, daß er das
Schwert des deutschen Reiches sey. Es ist wohl kaum nöthig zu erwähnen
daß nun die ultramontanen Blätter die ganze Frage wieder auf den con-
fessionellen Standpunkt führen, indem sie darauf hinweisen wie mit dieser
Wahl das Lutherthum nur auf die Knechtung des Katholicismus hinge-
arbeitet habe, indem sie zum Beweise hervorheben wie namentlich unter
den für den Kaiser und Friedrich Wilhelm stimmenden Bayern fast lauter
"Luthrische" sich befinden u. s. w. Die Particularisten suchen von neuem
die Flamme der Eifersucht zwischen Nord- und Süddeutsch anzufachen, und
bringen alle ihre bekannten Bedenken von neuem in Form der Anklage
gegen die Reichsversammlung. Allein eben daß diese Kampfweisen be-
reits aus Zeiten bekannt sind wo es sich um Bayerns specielle Neugestal-
tung handelte, welche von ihnen gleichfalls als eine allgemeine Calamität
verrufen wurde, macht ihre Waffen jetzt bei der deutschen Einheits- und
preußischen Kaiserfrage minder wirksam, als man noch vor kurzem zu er-
warten wagen durfte. Wie sich endlich die Regierung diesem Entscheid
gegenüber verhält? Ein officieller Ausspruch derselben ist noch nicht er-
folgt. Bekanntlich hat das hier zunächst betheiligte Ministerium, das des
Aeußern, seinen Chef nicht gewechselt. Und wir kennen dessen Verhalten
in der Einheits- und Kaiserfrage. Manche Blätter wollen zwar wissen,
es seyen in letzter Zeit in den dortigen Ansichten bedeutende Aenderungen
zu Gunsten Preußens erfolgt. Aber welche Zeichen bieten sich dafür? Das
Gerücht sagt unterdessen, die Regierung, bereits mehrere Tage vor der Kaiser-
wahl auf deren wahrscheinliches Ergebniß vorbereitet, habe die Absicht ein
Manifest zu erlassen, dessen Inhalt über die Behandlung und Verwerfung
[Spaltenumbruch] der bayerischen Vorschläge in Frankfurt Beschwerde erheben, die Fortsetzung
des Vereinbarungswerks fordern und gegen den jetzigen einseitigen Ab-
schluß umsomehr protestiren soll, als dadurch Oesterreich von Deutschland
abgetrennt würde, ehe es noch definitiy sich erklärt habe. Es heißt dabei:
Bayern habe gegen Oesterreich fortwährend auf der Nothwendigkeit eines
Volkshauses bestanden, und Oesterreich seinerseits habe in der neuesten
Zeit auch sich geneigt gezeigt diese Nothwendigkeit anzuerkennen, worüber
es denn in diesem Augenblick mit Bayern und andern Höfen unterhandle.
Ein Artikel der N. Münchn. Ztg. vom vorgestrigen Tag, worin übrigens
gegen den Gedanken einer einseitigen Octroyirung protestirt wird, scheint
jenem Gerücht eines Manifestes allerdings einige Wahrscheinlichkeit zu
verleihen. Also Festhalten an der Vereinbarung, Verwerfung des Prin-
cips der Souveränetät der constituirenden Nationalversammlung.


Heute fand eine Staatsrathssitzung statt,
in welcher, wie ich höre, die Kaiserwahl in Frankfurt und die Hal-
tung der bayerischen Regierung dem deutschen Kaiserthum gegenüber zur
Berathung kam. Man erwartet eine feierliche Protestation gegen dieselbe.
Jedenfalls dürfen wir in den nächsten Tagen einer auf diese Frage ein-
gehenden königlichen Proclamation entgegensehen. -- Nach Berichten aus
Wien und Pesth soll in der österreichischen Armee in Ungarn der Typhus
in einer schaudererregenden Weise um sich greifen; die Kraft und der
Muth der Armee seyen dadurch sehr gelähmt.*)

Gr. Baden.

Die Basler Ztg. enthält folgende Berichte über
den Struve'schen Proceß.


So eben schließt die siebente Sitzung in welcher die letzten Zeugen abge-
hört wurden, worauf der Staatsanwalt seine Anklage und die Vertheidi-
ger deren Beantwortung vortrugen. Erst bei diesen war es mir möglich
auf die mit 200 bis 300 Zuhörern überfüllte Tribüne zu gelangen, wo
alles den Hut auf dem Kopf hatte, ich weiß nicht ob wegen des Gedränges
oder aus Mangel an Achtung vor dem Gerichtshof. Das Gehörte flößte
mir wenig Bewunderung für die juristische Bildung und die gerichtliche
Beredsamkeit des badischen Barreau ein. Die bekannte Phraseologie der
deutschen Linken, Gefühlsappellationen, kleinstädtisches Pathos in einem
jedes Ohr verletzenden Provincialismus, untermischt mit den handgreif-
lichsten Sophismen wie: das deutsche Volk wollte die Republik, also auch
die öffentlichen Mittel wie Zollcassen, Postrimessen, Brandschatzungen etc.
zu diesem öffentlichen Zwecke. Gewaltthätigkeiten könnten den Republi-
canern nicht zur Last gelegt werden, sondern bloße Nothwehr gegen die
fürstliche Gewalt etc. Wenn Struve morgen nicht seine sämmtlichen Werke
vorliest, so wird im Laufe dieses Donnerstags noch (29) das Urtheil ge-
fällt werden können.


Als der muthmaßlichen Schlußsitzung wa-
ren heut vor 7 Uhr schon sämmtliche Zugänge zu dem Gerichtslocale be-
lagert, und im Augenblick die beiden Tribünen mit ungefähr 500 Zuhö-
rern angefüllt. Um 9 Uhr erscheint der Gerichtshof und die beiden An-
geklagten, Struve und Blind, mit Blumensträußen in den Händen. Bren-
tano als zweiter Vertheidiger Struve's beginnt seinen Vortrag nach einem
dem der Mai-Angeklagten in Bourges analogen System, indem er die be-
stehende Landeshoheit und die Revolution als zwei gleichberechtigte Ele-
mente darstellt, die um den Sieg miteinander kämpfen. Nach einer kur-
zen Entgegnung des Staatsanwalts und einigen Bemerkungen Struve's
werden die Verhandlungen geschlossen. Wider Erwarten wurde nun
(kaum 12 Uhr) der Schluß auf morgen vertagt, unter dem Vorgeben die
Abfassung der Fragen an die Geschwornen würde viel Zeit rauben. Ver-
gebens protestirten Vertheidiger und Angeklagte, nach geschlossenen Ver-
handlungen müsse sogleich zum Urtheil geschritten werden, die Jury dürfe
keinen Einflüssen von außen preisgegeben werden etc.; vergebens machte
man auf das englische System aufmerksam, nach dem die Geschwornen so-
fort nach Schluß eingesperrt werden. Den ganzen Nachmittag laufen sie
jetzt hier herum. Ueberhaupt habe ich noch nie eine schönere Collection
bornirter Köpfe gesehen als diese Jury, die sämmtlich dem Bauernstande
angehört, wovon der eine während der Verhandlungen schläft, der andere
nicht schreiben kann, der dritte nicht gut deutsch versteht und sämmtlich
süß lächeln wenn sie mit dem noch nie gehörten "Hr. Geschworner" ange-
redet werden. Die Tribüne mußte sechsmal des Tages wegen ihrer Bei-
falls- oder Mißfallensäußerungen mit Räumung bedroht werden. Der
erste Staatsanwalt leidet an bedenklicher oratorischer Schwäche, die Ver-
theidiger an allem parlamentarischen Tact, der Gerichtshof an Schwer-
fälligkeit und Unbeholfenheit, und selbst das gebildetere Auditorium an
einer Rechtsbegriffverwirrung, wovon wir keine Ahnung haben. Nach
den Ansichten der Freiburger muß Struve und Blind morgen freigespro-
chen werden, "nicht nach dem Gesetze, denn das ist ja nur das Recht der

*) Keiner unserer vielen Briefe aus Wien, Ungarn und Siebenbürgen hat
bis jetzt einer solchen Calamität erwähnt; wir zweifeln daher daran.

[Spaltenumbruch] in mancher Hinſicht bayeriſch befangenen, aber doch den vernünftigen Ideen
der Zeit und beſonders der Einheit Deutſchlands aufrichtig und ehrlich er-
gebenen Publicums nicht erkennen ſollten wie mit dem Falle jenes An-
trags gleiche Gefahr von der Seite der Republicaner, wie von jener der
Rückzügelnden drohe. Die erneute Kraftentwicklung jener mußte eine all-
gemeine Revolution heranrufen; unſere bürgerliche Geſellſchaft mit allen
ihren Attributen der Bildung, der materiellen Thätigkeit, des Beſitzes und
der Ausgleichung zwiſchen den verſchiedenen Bevölkerungsſchichten ſchien von
einer unabſehbaren Anarchie bedroht. Die neue Kraftentwicklung der par-
ticulariſtiſchen Reaction bedrohte Deutſchland nicht minder mit dem Bür-
gerkrieg, während ſie gleichzeitig die Errungenſchaften der Neuzeit in poli-
tiſcher und confeſſioneller Beziehung vernichtete, die öffentlichen Zuſtände
wieder dem Beamtenthum und der Militärherrſchaft in die Arme warf,
Deutſchlands äußere Geltung auf das ſchmachvolle Maß der frühern Jahre
zurückführte. Freilich ſagte man ſich dieß nicht in ſolcher geſchloſſenen
Form. Aber durchweg getragen waren die Aeußerungen der öffentlichen
wie der geſchloſſenen Geſellſchaften von dieſen Gedanken. In dieſe Stim-
mungen fielen die ſpätern Abſtimmungen über das an einen regierenden
Fürſten zu übertragende Kaiſerthum, am andern Tag über die Erblichkeit
desſelben. Daß dieſe Beſchlüſſe nicht als abſtracte Feſtſtellungen ohne den
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auch augenblicklich in den der politiſchen Betheiligung ferner ſtehenden
Kreiſen. Und als endlich an den Straßenecken angeſchlagen ſtand: „Deut-
ſches Volk! Die Nationalverſammlung hat am Mittwoch, den 28 März
Nachmittag auf 3 Uhr den König von Preußen zum Kaiſer der Deut-
ſchen erwählt“ — da war zwar der Eindruck ein außerordentlich mächti-
ger, doch keineswegs der eines vollkommen unerwarteten Ereigniſſes. Da-
mit iſt freilich nicht geſagt daß man ſich bereits an den Gedanken gewöhnt
hatte dieſen und keinen andern Ausgang zu erwarten. Nein! man nahm
die Wahl als ſolche wohl als etwas für den Augenblick unabweisliches hin,
aber nirgends fand ſich ein Glaube an die Möglichkeit daß der König von
Preußen die ihm von der Reichsverſammlung allein übertragene erbliche
Kaiſerwürde unbedingt annehmen werde und könne. Abgeſehen von ſei-
ner frühern eventuellen Erklärung in Bezug auf die Uebereinſtimmung der
deutſchen Fürſten mit dieſer Wahl und deren auf Jahrhunderte hinaus-
greifende Beſtimmung Deutſchlands, welche allerdings das Souveränetäts-
princip der Reichsverſammlung in ihren Grundfeſten erſchüttert, herrſcht
im allgemeinen auch die Ueberzeugung daß ein deutſches Kaiſerthum mit
dem bekannten Wahlrecht, mit dem bekannten ſuspenſiven Veto ꝛc. ſelbſt
für den Augenblick und gerade in der kritiſchen augenblicklichen Lage
Deutſchlands auch dann von Friedrich Wilhelm IV nicht angenommen
werden könne, wenn die Fürſten ihm einſtimmig deſſen Krone darbräch-
ten. Was wird der König von Preußen thun? Das iſt die Frage der
äußerſten Spannung aller, dieſer Spannung welche ſelbſt ein weiteres Ur-
theil noch unterdrückt. So viel aber glaube ich beſtimmt behaupten zu
dürfen daß ſich dieß Urtheil — außer in ſehr beſchränkten Particulariſten-
kreiſen — keineswegs dahin wendet, es möge der König die dargebotene
Würde vollkommen von ſich weiſen. Nein, man hält es für ſeine Pflicht
ſich jetzt an die Spitze Deutſchlands zu ſtellen, aber als ordnender Reichs-
ſtatthalter für Jahre, wohl für unbeſtimmte Jahre, nicht als erblicher
Kaiſer. Vor allem wünſcht man daß er ſein Verſprechen löſe, daß er das
Schwert des deutſchen Reiches ſey. Es iſt wohl kaum nöthig zu erwähnen
daß nun die ultramontanen Blätter die ganze Frage wieder auf den con-
feſſionellen Standpunkt führen, indem ſie darauf hinweiſen wie mit dieſer
Wahl das Lutherthum nur auf die Knechtung des Katholicismus hinge-
arbeitet habe, indem ſie zum Beweiſe hervorheben wie namentlich unter
den für den Kaiſer und Friedrich Wilhelm ſtimmenden Bayern faſt lauter
„Luthriſche“ ſich befinden u. ſ. w. Die Particulariſten ſuchen von neuem
die Flamme der Eiferſucht zwiſchen Nord- und Süddeutſch anzufachen, und
bringen alle ihre bekannten Bedenken von neuem in Form der Anklage
gegen die Reichsverſammlung. Allein eben daß dieſe Kampfweiſen be-
reits aus Zeiten bekannt ſind wo es ſich um Bayerns ſpecielle Neugeſtal-
tung handelte, welche von ihnen gleichfalls als eine allgemeine Calamität
verrufen wurde, macht ihre Waffen jetzt bei der deutſchen Einheits- und
preußiſchen Kaiſerfrage minder wirkſam, als man noch vor kurzem zu er-
warten wagen durfte. Wie ſich endlich die Regierung dieſem Entſcheid
gegenüber verhält? Ein officieller Ausſpruch derſelben iſt noch nicht er-
folgt. Bekanntlich hat das hier zunächſt betheiligte Miniſterium, das des
Aeußern, ſeinen Chef nicht gewechſelt. Und wir kennen deſſen Verhalten
in der Einheits- und Kaiſerfrage. Manche Blätter wollen zwar wiſſen,
es ſeyen in letzter Zeit in den dortigen Anſichten bedeutende Aenderungen
zu Gunſten Preußens erfolgt. Aber welche Zeichen bieten ſich dafür? Das
Gerücht ſagt unterdeſſen, die Regierung, bereits mehrere Tage vor der Kaiſer-
wahl auf deren wahrſcheinliches Ergebniß vorbereitet, habe die Abſicht ein
Manifeſt zu erlaſſen, deſſen Inhalt über die Behandlung und Verwerfung
[Spaltenumbruch] der bayeriſchen Vorſchläge in Frankfurt Beſchwerde erheben, die Fortſetzung
des Vereinbarungswerks fordern und gegen den jetzigen einſeitigen Ab-
ſchluß umſomehr proteſtiren ſoll, als dadurch Oeſterreich von Deutſchland
abgetrennt würde, ehe es noch definitiy ſich erklärt habe. Es heißt dabei:
Bayern habe gegen Oeſterreich fortwährend auf der Nothwendigkeit eines
Volkshauſes beſtanden, und Oeſterreich ſeinerſeits habe in der neueſten
Zeit auch ſich geneigt gezeigt dieſe Nothwendigkeit anzuerkennen, worüber
es denn in dieſem Augenblick mit Bayern und andern Höfen unterhandle.
Ein Artikel der N. Münchn. Ztg. vom vorgeſtrigen Tag, worin übrigens
gegen den Gedanken einer einſeitigen Octroyirung proteſtirt wird, ſcheint
jenem Gerücht eines Manifeſtes allerdings einige Wahrſcheinlichkeit zu
verleihen. Alſo Feſthalten an der Vereinbarung, Verwerfung des Prin-
cips der Souveränetät der conſtituirenden Nationalverſammlung.


Heute fand eine Staatsrathsſitzung ſtatt,
in welcher, wie ich höre, die Kaiſerwahl in Frankfurt und die Hal-
tung der bayeriſchen Regierung dem deutſchen Kaiſerthum gegenüber zur
Berathung kam. Man erwartet eine feierliche Proteſtation gegen dieſelbe.
Jedenfalls dürfen wir in den nächſten Tagen einer auf dieſe Frage ein-
gehenden königlichen Proclamation entgegenſehen. — Nach Berichten aus
Wien und Peſth ſoll in der öſterreichiſchen Armee in Ungarn der Typhus
in einer ſchaudererregenden Weiſe um ſich greifen; die Kraft und der
Muth der Armee ſeyen dadurch ſehr gelähmt.*)

Gr. Baden.

Die Basler Ztg. enthält folgende Berichte über
den Struve’ſchen Proceß.


So eben ſchließt die ſiebente Sitzung in welcher die letzten Zeugen abge-
hört wurden, worauf der Staatsanwalt ſeine Anklage und die Vertheidi-
ger deren Beantwortung vortrugen. Erſt bei dieſen war es mir möglich
auf die mit 200 bis 300 Zuhörern überfüllte Tribüne zu gelangen, wo
alles den Hut auf dem Kopf hatte, ich weiß nicht ob wegen des Gedränges
oder aus Mangel an Achtung vor dem Gerichtshof. Das Gehörte flößte
mir wenig Bewunderung für die juriſtiſche Bildung und die gerichtliche
Beredſamkeit des badiſchen Barreau ein. Die bekannte Phraſeologie der
deutſchen Linken, Gefühlsappellationen, kleinſtädtiſches Pathos in einem
jedes Ohr verletzenden Provincialismus, untermiſcht mit den handgreif-
lichſten Sophismen wie: das deutſche Volk wollte die Republik, alſo auch
die öffentlichen Mittel wie Zollcaſſen, Poſtrimeſſen, Brandſchatzungen ꝛc.
zu dieſem öffentlichen Zwecke. Gewaltthätigkeiten könnten den Republi-
canern nicht zur Laſt gelegt werden, ſondern bloße Nothwehr gegen die
fürſtliche Gewalt ꝛc. Wenn Struve morgen nicht ſeine ſämmtlichen Werke
vorliest, ſo wird im Laufe dieſes Donnerstags noch (29) das Urtheil ge-
fällt werden können.


Als der muthmaßlichen Schlußſitzung wa-
ren heut vor 7 Uhr ſchon ſämmtliche Zugänge zu dem Gerichtslocale be-
lagert, und im Augenblick die beiden Tribünen mit ungefähr 500 Zuhö-
rern angefüllt. Um 9 Uhr erſcheint der Gerichtshof und die beiden An-
geklagten, Struve und Blind, mit Blumenſträußen in den Händen. Bren-
tano als zweiter Vertheidiger Struve’s beginnt ſeinen Vortrag nach einem
dem der Mai-Angeklagten in Bourges analogen Syſtem, indem er die be-
ſtehende Landeshoheit und die Revolution als zwei gleichberechtigte Ele-
mente darſtellt, die um den Sieg miteinander kämpfen. Nach einer kur-
zen Entgegnung des Staatsanwalts und einigen Bemerkungen Struve’s
werden die Verhandlungen geſchloſſen. Wider Erwarten wurde nun
(kaum 12 Uhr) der Schluß auf morgen vertagt, unter dem Vorgeben die
Abfaſſung der Fragen an die Geſchwornen würde viel Zeit rauben. Ver-
gebens proteſtirten Vertheidiger und Angeklagte, nach geſchloſſenen Ver-
handlungen müſſe ſogleich zum Urtheil geſchritten werden, die Jury dürfe
keinen Einflüſſen von außen preisgegeben werden ꝛc.; vergebens machte
man auf das engliſche Syſtem aufmerkſam, nach dem die Geſchwornen ſo-
fort nach Schluß eingeſperrt werden. Den ganzen Nachmittag laufen ſie
jetzt hier herum. Ueberhaupt habe ich noch nie eine ſchönere Collection
bornirter Köpfe geſehen als dieſe Jury, die ſämmtlich dem Bauernſtande
angehört, wovon der eine während der Verhandlungen ſchläft, der andere
nicht ſchreiben kann, der dritte nicht gut deutſch verſteht und ſämmtlich
ſüß lächeln wenn ſie mit dem noch nie gehörten „Hr. Geſchworner“ ange-
redet werden. Die Tribüne mußte ſechsmal des Tages wegen ihrer Bei-
falls- oder Mißfallensäußerungen mit Räumung bedroht werden. Der
erſte Staatsanwalt leidet an bedenklicher oratoriſcher Schwäche, die Ver-
theidiger an allem parlamentariſchen Tact, der Gerichtshof an Schwer-
fälligkeit und Unbeholfenheit, und ſelbſt das gebildetere Auditorium an
einer Rechtsbegriffverwirrung, wovon wir keine Ahnung haben. Nach
den Anſichten der Freiburger muß Struve und Blind morgen freigeſpro-
chen werden, „nicht nach dem Geſetze, denn das iſt ja nur das Recht der

*) Keiner unſerer vielen Briefe aus Wien, Ungarn und Siebenbürgen hat
bis jetzt einer ſolchen Calamität erwähnt; wir zweifeln daher daran.
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[1419/0003] in mancher Hinſicht bayeriſch befangenen, aber doch den vernünftigen Ideen der Zeit und beſonders der Einheit Deutſchlands aufrichtig und ehrlich er- gebenen Publicums nicht erkennen ſollten wie mit dem Falle jenes An- trags gleiche Gefahr von der Seite der Republicaner, wie von jener der Rückzügelnden drohe. Die erneute Kraftentwicklung jener mußte eine all- gemeine Revolution heranrufen; unſere bürgerliche Geſellſchaft mit allen ihren Attributen der Bildung, der materiellen Thätigkeit, des Beſitzes und der Ausgleichung zwiſchen den verſchiedenen Bevölkerungsſchichten ſchien von einer unabſehbaren Anarchie bedroht. Die neue Kraftentwicklung der par- ticulariſtiſchen Reaction bedrohte Deutſchland nicht minder mit dem Bür- gerkrieg, während ſie gleichzeitig die Errungenſchaften der Neuzeit in poli- tiſcher und confeſſioneller Beziehung vernichtete, die öffentlichen Zuſtände wieder dem Beamtenthum und der Militärherrſchaft in die Arme warf, Deutſchlands äußere Geltung auf das ſchmachvolle Maß der frühern Jahre zurückführte. Freilich ſagte man ſich dieß nicht in ſolcher geſchloſſenen Form. Aber durchweg getragen waren die Aeußerungen der öffentlichen wie der geſchloſſenen Geſellſchaften von dieſen Gedanken. In dieſe Stim- mungen fielen die ſpätern Abſtimmungen über das an einen regierenden Fürſten zu übertragende Kaiſerthum, am andern Tag über die Erblichkeit desſelben. Daß dieſe Beſchlüſſe nicht als abſtracte Feſtſtellungen ohne den Hintergrund einer beſtimmten Dynaſtie gefaßt ſeyn konnten, fühlte ſich auch augenblicklich in den der politiſchen Betheiligung ferner ſtehenden Kreiſen. Und als endlich an den Straßenecken angeſchlagen ſtand: „Deut- ſches Volk! Die Nationalverſammlung hat am Mittwoch, den 28 März Nachmittag [FORMEL] auf 3 Uhr den König von Preußen zum Kaiſer der Deut- ſchen erwählt“ — da war zwar der Eindruck ein außerordentlich mächti- ger, doch keineswegs der eines vollkommen unerwarteten Ereigniſſes. Da- mit iſt freilich nicht geſagt daß man ſich bereits an den Gedanken gewöhnt hatte dieſen und keinen andern Ausgang zu erwarten. Nein! man nahm die Wahl als ſolche wohl als etwas für den Augenblick unabweisliches hin, aber nirgends fand ſich ein Glaube an die Möglichkeit daß der König von Preußen die ihm von der Reichsverſammlung allein übertragene erbliche Kaiſerwürde unbedingt annehmen werde und könne. Abgeſehen von ſei- ner frühern eventuellen Erklärung in Bezug auf die Uebereinſtimmung der deutſchen Fürſten mit dieſer Wahl und deren auf Jahrhunderte hinaus- greifende Beſtimmung Deutſchlands, welche allerdings das Souveränetäts- princip der Reichsverſammlung in ihren Grundfeſten erſchüttert, herrſcht im allgemeinen auch die Ueberzeugung daß ein deutſches Kaiſerthum mit dem bekannten Wahlrecht, mit dem bekannten ſuspenſiven Veto ꝛc. ſelbſt für den Augenblick und gerade in der kritiſchen augenblicklichen Lage Deutſchlands auch dann von Friedrich Wilhelm IV nicht angenommen werden könne, wenn die Fürſten ihm einſtimmig deſſen Krone darbräch- ten. Was wird der König von Preußen thun? Das iſt die Frage der äußerſten Spannung aller, dieſer Spannung welche ſelbſt ein weiteres Ur- theil noch unterdrückt. So viel aber glaube ich beſtimmt behaupten zu dürfen daß ſich dieß Urtheil — außer in ſehr beſchränkten Particulariſten- kreiſen — keineswegs dahin wendet, es möge der König die dargebotene Würde vollkommen von ſich weiſen. Nein, man hält es für ſeine Pflicht ſich jetzt an die Spitze Deutſchlands zu ſtellen, aber als ordnender Reichs- ſtatthalter für Jahre, wohl für unbeſtimmte Jahre, nicht als erblicher Kaiſer. Vor allem wünſcht man daß er ſein Verſprechen löſe, daß er das Schwert des deutſchen Reiches ſey. Es iſt wohl kaum nöthig zu erwähnen daß nun die ultramontanen Blätter die ganze Frage wieder auf den con- feſſionellen Standpunkt führen, indem ſie darauf hinweiſen wie mit dieſer Wahl das Lutherthum nur auf die Knechtung des Katholicismus hinge- arbeitet habe, indem ſie zum Beweiſe hervorheben wie namentlich unter den für den Kaiſer und Friedrich Wilhelm ſtimmenden Bayern faſt lauter „Luthriſche“ ſich befinden u. ſ. w. Die Particulariſten ſuchen von neuem die Flamme der Eiferſucht zwiſchen Nord- und Süddeutſch anzufachen, und bringen alle ihre bekannten Bedenken von neuem in Form der Anklage gegen die Reichsverſammlung. Allein eben daß dieſe Kampfweiſen be- reits aus Zeiten bekannt ſind wo es ſich um Bayerns ſpecielle Neugeſtal- tung handelte, welche von ihnen gleichfalls als eine allgemeine Calamität verrufen wurde, macht ihre Waffen jetzt bei der deutſchen Einheits- und preußiſchen Kaiſerfrage minder wirkſam, als man noch vor kurzem zu er- warten wagen durfte. Wie ſich endlich die Regierung dieſem Entſcheid gegenüber verhält? Ein officieller Ausſpruch derſelben iſt noch nicht er- folgt. Bekanntlich hat das hier zunächſt betheiligte Miniſterium, das des Aeußern, ſeinen Chef nicht gewechſelt. Und wir kennen deſſen Verhalten in der Einheits- und Kaiſerfrage. Manche Blätter wollen zwar wiſſen, es ſeyen in letzter Zeit in den dortigen Anſichten bedeutende Aenderungen zu Gunſten Preußens erfolgt. Aber welche Zeichen bieten ſich dafür? Das Gerücht ſagt unterdeſſen, die Regierung, bereits mehrere Tage vor der Kaiſer- wahl auf deren wahrſcheinliches Ergebniß vorbereitet, habe die Abſicht ein Manifeſt zu erlaſſen, deſſen Inhalt über die Behandlung und Verwerfung der bayeriſchen Vorſchläge in Frankfurt Beſchwerde erheben, die Fortſetzung des Vereinbarungswerks fordern und gegen den jetzigen einſeitigen Ab- ſchluß umſomehr proteſtiren ſoll, als dadurch Oeſterreich von Deutſchland abgetrennt würde, ehe es noch definitiy ſich erklärt habe. Es heißt dabei: Bayern habe gegen Oeſterreich fortwährend auf der Nothwendigkeit eines Volkshauſes beſtanden, und Oeſterreich ſeinerſeits habe in der neueſten Zeit auch ſich geneigt gezeigt dieſe Nothwendigkeit anzuerkennen, worüber es denn in dieſem Augenblick mit Bayern und andern Höfen unterhandle. Ein Artikel der N. Münchn. Ztg. vom vorgeſtrigen Tag, worin übrigens gegen den Gedanken einer einſeitigen Octroyirung proteſtirt wird, ſcheint jenem Gerücht eines Manifeſtes allerdings einige Wahrſcheinlichkeit zu verleihen. Alſo Feſthalten an der Vereinbarung, Verwerfung des Prin- cips der Souveränetät der conſtituirenden Nationalverſammlung. ♀ München, 2 April. Heute fand eine Staatsrathsſitzung ſtatt, in welcher, wie ich höre, die Kaiſerwahl in Frankfurt und die Hal- tung der bayeriſchen Regierung dem deutſchen Kaiſerthum gegenüber zur Berathung kam. Man erwartet eine feierliche Proteſtation gegen dieſelbe. Jedenfalls dürfen wir in den nächſten Tagen einer auf dieſe Frage ein- gehenden königlichen Proclamation entgegenſehen. — Nach Berichten aus Wien und Peſth ſoll in der öſterreichiſchen Armee in Ungarn der Typhus in einer ſchaudererregenden Weiſe um ſich greifen; die Kraft und der Muth der Armee ſeyen dadurch ſehr gelähmt. *) Gr. Baden. Die Basler Ztg. enthält folgende Berichte über den Struve’ſchen Proceß. Freiburg, 28 März, halb 6 Uhr Abends. So eben ſchließt die ſiebente Sitzung in welcher die letzten Zeugen abge- hört wurden, worauf der Staatsanwalt ſeine Anklage und die Vertheidi- ger deren Beantwortung vortrugen. Erſt bei dieſen war es mir möglich auf die mit 200 bis 300 Zuhörern überfüllte Tribüne zu gelangen, wo alles den Hut auf dem Kopf hatte, ich weiß nicht ob wegen des Gedränges oder aus Mangel an Achtung vor dem Gerichtshof. Das Gehörte flößte mir wenig Bewunderung für die juriſtiſche Bildung und die gerichtliche Beredſamkeit des badiſchen Barreau ein. Die bekannte Phraſeologie der deutſchen Linken, Gefühlsappellationen, kleinſtädtiſches Pathos in einem jedes Ohr verletzenden Provincialismus, untermiſcht mit den handgreif- lichſten Sophismen wie: das deutſche Volk wollte die Republik, alſo auch die öffentlichen Mittel wie Zollcaſſen, Poſtrimeſſen, Brandſchatzungen ꝛc. zu dieſem öffentlichen Zwecke. Gewaltthätigkeiten könnten den Republi- canern nicht zur Laſt gelegt werden, ſondern bloße Nothwehr gegen die fürſtliche Gewalt ꝛc. Wenn Struve morgen nicht ſeine ſämmtlichen Werke vorliest, ſo wird im Laufe dieſes Donnerstags noch (29) das Urtheil ge- fällt werden können. Freiburg, 29 März. Als der muthmaßlichen Schlußſitzung wa- ren heut vor 7 Uhr ſchon ſämmtliche Zugänge zu dem Gerichtslocale be- lagert, und im Augenblick die beiden Tribünen mit ungefähr 500 Zuhö- rern angefüllt. Um 9 Uhr erſcheint der Gerichtshof und die beiden An- geklagten, Struve und Blind, mit Blumenſträußen in den Händen. Bren- tano als zweiter Vertheidiger Struve’s beginnt ſeinen Vortrag nach einem dem der Mai-Angeklagten in Bourges analogen Syſtem, indem er die be- ſtehende Landeshoheit und die Revolution als zwei gleichberechtigte Ele- mente darſtellt, die um den Sieg miteinander kämpfen. Nach einer kur- zen Entgegnung des Staatsanwalts und einigen Bemerkungen Struve’s werden die Verhandlungen geſchloſſen. Wider Erwarten wurde nun (kaum 12 Uhr) der Schluß auf morgen vertagt, unter dem Vorgeben die Abfaſſung der Fragen an die Geſchwornen würde viel Zeit rauben. Ver- gebens proteſtirten Vertheidiger und Angeklagte, nach geſchloſſenen Ver- handlungen müſſe ſogleich zum Urtheil geſchritten werden, die Jury dürfe keinen Einflüſſen von außen preisgegeben werden ꝛc.; vergebens machte man auf das engliſche Syſtem aufmerkſam, nach dem die Geſchwornen ſo- fort nach Schluß eingeſperrt werden. Den ganzen Nachmittag laufen ſie jetzt hier herum. Ueberhaupt habe ich noch nie eine ſchönere Collection bornirter Köpfe geſehen als dieſe Jury, die ſämmtlich dem Bauernſtande angehört, wovon der eine während der Verhandlungen ſchläft, der andere nicht ſchreiben kann, der dritte nicht gut deutſch verſteht und ſämmtlich ſüß lächeln wenn ſie mit dem noch nie gehörten „Hr. Geſchworner“ ange- redet werden. Die Tribüne mußte ſechsmal des Tages wegen ihrer Bei- falls- oder Mißfallensäußerungen mit Räumung bedroht werden. Der erſte Staatsanwalt leidet an bedenklicher oratoriſcher Schwäche, die Ver- theidiger an allem parlamentariſchen Tact, der Gerichtshof an Schwer- fälligkeit und Unbeholfenheit, und ſelbſt das gebildetere Auditorium an einer Rechtsbegriffverwirrung, wovon wir keine Ahnung haben. Nach den Anſichten der Freiburger muß Struve und Blind morgen freigeſpro- chen werden, „nicht nach dem Geſetze, denn das iſt ja nur das Recht der *) Keiner unſerer vielen Briefe aus Wien, Ungarn und Siebenbürgen hat bis jetzt einer ſolchen Calamität erwähnt; wir zweifeln daher daran.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2021-08-16T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 93, 3. April 1849, S. 1419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine93_1849/3>, abgerufen am 24.11.2024.