[N. N.]: Unsere moderne Bildung im Bunde mit der Anarchie. Stuttgart, 1852.kenden Geistes wesentlich verschiedenes Element in unserem Welcher von diesen beiden Sätzen enthält nun die Wahr- Fast noch wichtiger als die Freiheit für Alle scheint der kenden Geiſtes weſentlich verſchiedenes Element in unſerem Welcher von dieſen beiden Sätzen enthält nun die Wahr- Faſt noch wichtiger als die Freiheit für Alle ſcheint der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0033" n="27"/> kenden Geiſtes weſentlich verſchiedenes Element in unſerem<lb/> Jnnern ſei, und dieſes müßte dann das „<hi rendition="#g">ſittliche</hi>“ Element<lb/> ſein (oder wie wir es ſonſt nennen möchten), denn nur das<lb/> Gleichartige kann ſich verſtehen, und nur das Gleichartige<lb/> kann vom Gleichartigen Eindrücke erleiden. Jede Kraft<lb/> aber, ſie ſei nun ſinnlich, geiſtig oder ſittlich, bedarf der<lb/> Uebung, wenn ſie uns ordentliche Dienſte leiſten ſoll, und<lb/> ſo würde denn auch nicht Derjenige in dem Glauben an<lb/> eine höhere, <hi rendition="#g">heilige</hi> Macht zur größten Sicherheit gelangen,<lb/> welcher im <hi rendition="#g">Denken</hi> am geübteſten wäre oder den Katechis-<lb/> mus am vollſtändigſten begriffen und ſeinem Gedächtniß<lb/> eingeprägt hätte, ſondern Derjenige, deſſen <hi rendition="#g">ſittliche Kraft</hi><lb/> am meiſten angeregt und geübt worden wäre.</p><lb/> <p>Welcher von dieſen beiden Sätzen enthält nun die Wahr-<lb/> heit? liegt das Sittliche innerhalb des dem denkenden Geiſte<lb/> eigenthümlichen Gebietes, oder liegt es außerhalb deſſelben?<lb/> Anſtatt dieſe etwas ſchwierige Frage hier weiter zu verfol-<lb/> gen, kehren wir wohl beſſer zur Prüfung der Beſtrebungen<lb/> der Anarchie zurück, denn dort läßt ſich glücklicher Weiſe<lb/> die Wahrheit mit Händen greifen.</p><lb/> <p>Faſt noch wichtiger als die Freiheit für Alle ſcheint der<lb/> Anarchie die Forderung des <hi rendition="#g">Wohlſtandes für Alle</hi> zu<lb/> ſein. Jene württembergiſchen Bauern, welche, als ſie dem<lb/> Rufe der Freiheit folgend, ſich vor Allem mit tüchtigen Säcken<lb/> verſahen, mit denen ſie gegen die Stadt zogen, waren prak-<lb/> tiſche Leute. Jhnen ſchwebte offenbar ein reelleres Ziel vor,<lb/> als das allgemeine Stimmrecht. <hi rendition="#g">Worauf beruht nun<lb/> wohl dieſe Forderung des Wohlſtands für Alle</hi>?<lb/> Sie beruht zunächſt auf dem Satze, daß der <hi rendition="#g">Genuß</hi>, der<lb/> ſinnliche Genuß und daneben auch, ihn ergänzend, der gei-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [27/0033]
kenden Geiſtes weſentlich verſchiedenes Element in unſerem
Jnnern ſei, und dieſes müßte dann das „ſittliche“ Element
ſein (oder wie wir es ſonſt nennen möchten), denn nur das
Gleichartige kann ſich verſtehen, und nur das Gleichartige
kann vom Gleichartigen Eindrücke erleiden. Jede Kraft
aber, ſie ſei nun ſinnlich, geiſtig oder ſittlich, bedarf der
Uebung, wenn ſie uns ordentliche Dienſte leiſten ſoll, und
ſo würde denn auch nicht Derjenige in dem Glauben an
eine höhere, heilige Macht zur größten Sicherheit gelangen,
welcher im Denken am geübteſten wäre oder den Katechis-
mus am vollſtändigſten begriffen und ſeinem Gedächtniß
eingeprägt hätte, ſondern Derjenige, deſſen ſittliche Kraft
am meiſten angeregt und geübt worden wäre.
Welcher von dieſen beiden Sätzen enthält nun die Wahr-
heit? liegt das Sittliche innerhalb des dem denkenden Geiſte
eigenthümlichen Gebietes, oder liegt es außerhalb deſſelben?
Anſtatt dieſe etwas ſchwierige Frage hier weiter zu verfol-
gen, kehren wir wohl beſſer zur Prüfung der Beſtrebungen
der Anarchie zurück, denn dort läßt ſich glücklicher Weiſe
die Wahrheit mit Händen greifen.
Faſt noch wichtiger als die Freiheit für Alle ſcheint der
Anarchie die Forderung des Wohlſtandes für Alle zu
ſein. Jene württembergiſchen Bauern, welche, als ſie dem
Rufe der Freiheit folgend, ſich vor Allem mit tüchtigen Säcken
verſahen, mit denen ſie gegen die Stadt zogen, waren prak-
tiſche Leute. Jhnen ſchwebte offenbar ein reelleres Ziel vor,
als das allgemeine Stimmrecht. Worauf beruht nun
wohl dieſe Forderung des Wohlſtands für Alle?
Sie beruht zunächſt auf dem Satze, daß der Genuß, der
ſinnliche Genuß und daneben auch, ihn ergänzend, der gei-
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