[N. N.]: Unsere moderne Bildung im Bunde mit der Anarchie. Stuttgart, 1852.die Stärke des Glaubens, auf das Glauben oder Nicht- Was heißt denn eine sittliche Macht, was heißt ein die Stärke des Glaubens, auf das Glauben oder Nicht- Was heißt denn eine ſittliche Macht, was heißt ein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0032" n="26"/> die Stärke des Glaubens, auf das Glauben oder Nicht-<lb/> glauben. Es muß alſo doch noch ein <hi rendition="#g">anderes</hi> Element<lb/> in uns vorhanden ſein, von deſſen Stärke und Pflege die<lb/> Jnnigkeit und Kraft des Glaubens abhängt. Wie heißt<lb/> wohl dieſes Element? wie wird es gepflegt und gekräftigt?<lb/> Ein Element, von deſſen Ausbildung ſo Vieles, der Glau-<lb/> ben des Einzelnen und durch ihn das Beſtehen der Staaten<lb/> bedingt iſt, kann doch unſerer vorgerückten Bildung unmög-<lb/> lich unbekannt ſein, und wird doch gewiß von uns ganz<lb/> beſonders gepflegt werden?</p><lb/> <p>Was heißt denn eine <hi rendition="#g">ſittliche</hi> Macht, was heißt ein<lb/><hi rendition="#g">heiliger</hi> Gott? Daß das Sittliche, daß das Heilige nicht<lb/><hi rendition="#g">ſinnlicher</hi> Natur ſei, bezweifelt wohl Niemand. Aber iſt<lb/> es denn wohl gleicher Natur mit der Natur des <hi rendition="#g">denken-<lb/> den Geiſtes</hi>? liegt ſein Weſen in der Uebereinſtimmung<lb/> mit den Geſetzen des Denkens? iſt die Vollkommenheit der<lb/> Geſinnung Eines und Dasſelbe mit der Vollkommenheit des<lb/> Denkens? iſt Heiligkeit einerlei mit Wahrheit? iſt ſie ein<lb/> nothwendiges Produkt der Wahrheit? oder iſt ſie davon<lb/> weſentlich verſchieden? Wenn das Erſtere iſt, ſo müſſen<lb/> wir auf dem Wege des <hi rendition="#g">Denkens</hi> zum feſten Glauben an<lb/> einen heiligen Gott und ſogar zur Heiligung, d. h. zur ſitt-<lb/> lichen Beſſerung ſelbſt gelangen, und es iſt nur zu verwun-<lb/> dern, daß wir es hierin noch nicht weiter gebracht haben, da<lb/> wir ſo ſtarke und ſo überaus klare Denker ſind. Jſt aber<lb/> das Letztere, iſt die Natur des Heiligen weſentlich verſchie-<lb/> den, wie von der Sinnenwelt, ebenſo von der Natur der<lb/> denkenden Geiſteskraft, ſo werden wir zum Bewußtſein des<lb/> Sittlichen nur unter der Vorausſetzung gelangen können,<lb/> daß ein demſelben entſprechendes, von der Natur des den-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [26/0032]
die Stärke des Glaubens, auf das Glauben oder Nicht-
glauben. Es muß alſo doch noch ein anderes Element
in uns vorhanden ſein, von deſſen Stärke und Pflege die
Jnnigkeit und Kraft des Glaubens abhängt. Wie heißt
wohl dieſes Element? wie wird es gepflegt und gekräftigt?
Ein Element, von deſſen Ausbildung ſo Vieles, der Glau-
ben des Einzelnen und durch ihn das Beſtehen der Staaten
bedingt iſt, kann doch unſerer vorgerückten Bildung unmög-
lich unbekannt ſein, und wird doch gewiß von uns ganz
beſonders gepflegt werden?
Was heißt denn eine ſittliche Macht, was heißt ein
heiliger Gott? Daß das Sittliche, daß das Heilige nicht
ſinnlicher Natur ſei, bezweifelt wohl Niemand. Aber iſt
es denn wohl gleicher Natur mit der Natur des denken-
den Geiſtes? liegt ſein Weſen in der Uebereinſtimmung
mit den Geſetzen des Denkens? iſt die Vollkommenheit der
Geſinnung Eines und Dasſelbe mit der Vollkommenheit des
Denkens? iſt Heiligkeit einerlei mit Wahrheit? iſt ſie ein
nothwendiges Produkt der Wahrheit? oder iſt ſie davon
weſentlich verſchieden? Wenn das Erſtere iſt, ſo müſſen
wir auf dem Wege des Denkens zum feſten Glauben an
einen heiligen Gott und ſogar zur Heiligung, d. h. zur ſitt-
lichen Beſſerung ſelbſt gelangen, und es iſt nur zu verwun-
dern, daß wir es hierin noch nicht weiter gebracht haben, da
wir ſo ſtarke und ſo überaus klare Denker ſind. Jſt aber
das Letztere, iſt die Natur des Heiligen weſentlich verſchie-
den, wie von der Sinnenwelt, ebenſo von der Natur der
denkenden Geiſteskraft, ſo werden wir zum Bewußtſein des
Sittlichen nur unter der Vorausſetzung gelangen können,
daß ein demſelben entſprechendes, von der Natur des den-
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