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Der Arbeitgeber. Nr. 671. Frankfurt a. M., 11. März 1870.

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* Ueber die Korsettweberei in Würtemberg bemerkt der
Jahresbericht der Würtemberger Handelskammern: Die Korsettweberei
fuhr fort, zahlreiche Hände zu beschäftigen, und man darf annehmen,
daß gegen 1000 Stühle mehr in Gang gesetzt wurden, in Ebingen
und Umgegend allein nahezu 500 mehr. Die Löhne sind der ge-
stiegen. Der Absatz war stärker als im Vorjahr, aber für die Unter-
nehmer nicht so zufriedenstellend. Sie klagen mehr über die einhei-
mische als ausländische Konkurrenz. Die Korsettweber=Association in
Göppingen klagt über die gedrückten Preise auf dem amerikanischen
Markte, erklärt sich aber mit den anderwärts erzielten Preisen zu-
frieden. Auch sie konstatirt, daß sie unter dem Einfluß der auslän-
dischen Konkurrenz nicht zu leiden gehabt habe und schreibt die
gedrückten Preise auf dem amerikanischen Markte gleichfalls der ver-
mehrten inländischen Konkurrenz zu.

* Kleiderfabrikation. Die Fabrikation fertiger Kleider hat
bedeutende Fortschritte gemacht, theils auf dem Wege der Asso-
ciation, indem eine Anzahl Schneider zusammenstehen, theils durch
große Etablissements von Einzelnunternehmern. So hat sich in
Stuttgart ein Unternehmen unter der Firma Kleiner Bazar aufge-
than, welches eine große Anzahl von Schneidern beschäftigt und große
Ladeneinrichtungen hat, in welchen mit Ausschluß der Lederwaaren
alle zur Bekleidnng nöthigen Artikel aus Textilstoffen inclusive Kopf-
bedeckung, theils vorräthig gehalten, theils auf Bestellung aus eben-
falls in Vorrath gehaltenen Stoffen in kürzester Zeit gefertigt werden.
Ein ähnliches ausgedehntes Geschäft befindet sich in Rottweil, welches
seinen Artikeln auch als Konsumwaare Bahn bricht und Detailisten
damit versieht. Die Arbeitslöhne für bessere Kleidungsstücke sind
um 10--20 pCt. erhöht worden, was eine Folge des Mangels
an Gesellen und deren besseren Bezahlung von Seiten der Meister
gegen frühere Jahre ist. Am gesuchtesten sind Zuschneider, an wel-
chen geradezu Mangel ist. Jn Frankfurt z. B. werden solche bis
zu 2000 fl. per Jahr bezahlt.

* Waffenfabrikation. Die kön. Gewehrfabrik in Oberndorf
( Würtemberg ) verfertigt vorzugsweise Hinterlader nach dem Muster
der preußischen Ordonnanzzündnadelgewehre und wird mit Hilfsma-
schinen betrieben, die theils aus Chemnitz, theils aus Berlin bezogen
sind. 6 Wasserräder, 2 Turbinen und 2 Dampfmaschinen setzen die
verschiedenen Werke in Gang und sind dabei durchschnittlich 200 Ar-
beiter beschäftigt, welche etwa 50 Gewehre täglich -- 15,000 im
Jahr -- fertig bringen. Das mit der Fabrik verbundene Hammer-
werk producirte außer dem für die Waffen verwendeten Eisen noch
748 Ctr. verkäufliches Grob= und Kleineisen, welches in die nächste
Umgegend abgesetzt wurde.

* Krupp's Etablissement. Das Etablissement von Krupp in
Essen hat, während es zu Kanonenlieferungen schon auf Jahre hinaus
kaum zu bewältigende Aufträge hat, in der letzten Zeit die Lieferung
von nicht weniger als 300,000 Centner Eisenbahnschienen über-
nommen. Davon sind 150,000 Centner allein für die im Bau be-
griffene Bahn Posen=Thorn bestellt. Die Einrichtungen der Krupp'schen
Fabrik ermöglichen die jährliche Produktion von 800,000 Centnern
Eisenbahnschienen, ohne andere Fabrikationszweige dadurch zu beein-
trächtigen.

* Ausstellungen. Für die schwäbische Ausstellung in Ulm
laufen so zahlreiche Anmeldungen ein, daß der ursprünglich vorge-
sehene Raum nicht reicht, und deßhalb vergrößert werden muß. Bis
jetzt haben sich 1250 Aussteller angemeldet.

Technik.

* Zukunftsmaschinen. So äußerst erfolgreich eifriges Streben
und bewunderungswürdige Ausdauer genialer Männer in der Erfin-
dung sinnreicher, nützlicher Maschinen auch bereits gewesen ist --
sagt Prof. Rühlmann in seinem Bericht über die Zustände und
Fortschritte des Maschinenwesens in Wirth's "Gewerbskalender für
1870" -- so gibt es doch immer noch eine Anzahl derselben, welche
sich den allgemeinen Fortschritten entziehen, deren Verwirklichung der
Zukunft überlassen bleiben muß, oder wobei die entsprechenden Be-
mühungen und vergeblichen Anstrengungen bereits zu dem Urtheile
geführt haben, daß ihre Verwirklichung in völlig brauchbarer Weise
zu den Unmöglichkeiten gehört. Als ganz besonders hierher gehörig
sind in dieser Beziehung zu bezeichnen: die Maschinen zum Setzen
[Spaltenumbruch] und Ablegen der Buchdrucktypen, die Buchbinder=Falz= und Heftma-
schinen, die Maschinen zum Cigarrenwickeln=, die Korkschneide= und
Feilenhaumaschinen. Maschinen zum Setzen und Ablegen haben seit
1851 wieder Störensen in Kopenhagen, Delcambre in Frankreich,
Young in England und Mitchel in Amerika zu realisiren sich be-
müht, allein trotz der raffinirtesten Kombination und bewunderungs-
würdigsten Konstruktionen ist es dennoch bis heute Keinem gelungen,
eine Maschine auszuführen, welche die Handarbeit beim Setzen und
Ablegen auf ein Minimum beschränkte und zugleich im Stand wäre,
die mechanische und intellektuelle Behandlung des Satzes in der er-
forderlichen Vollkommenheit und Wohlfeilheit auf die Dauer mit
einander zu vereinigen ( das Umbrechen, Ausschließen des Satzes ec.
unnöthig zu machen ) . Wahrscheinlich dürfte bei einem Geschäft,
welches von Seiten der Arbeiter einen so großen Aufwand geistiger
Fähigkeit verlangt, die Hand des Setzers ohne Nachtheil auch in der
Zukunft mit der Satzweise der Maschine zu kämpfen vermögen! --
Nicht viel besser fällt das Urtheil über den Erfolg der bis jetzt ver-
suchten Maschinen zum Heften und Falzen der Bücher aus. Am
meisten gelungen sind noch die eines Schweizer Buchbinders Sulzberger.
-- Von Cigarrenwickelmaschinen machten noch vor Kurzem die von
Julius de Bary in Offenbach wegen ihrer äußerst sinnreichen Kon-
struktion viel von sich reden. Jndeß stellten sich auch diese bald zu
komplizirt heraus, demgemäß ihre Bewegungen leicht Störungen und
Stockungen ausgesetzt waren, und ein gehöriges Jneinandergreifen der
Arbeiten, namentlich ein hinreichendes Liefern von Wickeln für das
Aufbringen der Deckblätter ec. nicht derartig zu erreichen war, um
in gehöriger Weise ein überhaupt erforderliches Fabrikpersonal ange-
messen zu beschäftigen. -- Korkpropfenschneidemaschinen sind bereits
seit dem Jahre 1817 fortwährend versucht, immer aber wieder ver-
worfen worden. Der Grund dieser Thatsache liegt wohl einerseits
darin, daß ihre Verwendung selten ökonomische Vortheile gewährt,
anderseits aber gewiß auch in dem Umstande, daß die Maschine nicht
die mancherlei Fehlstellen, als Löcher, Knollen ec. gehörig berücksich-
tigen kann, welche ein aus der Hand schneidender Arbeiter leicht be-
merkt und vermeidet. -- Feilenhaumaschinen haben zeither ein gleiches
Schicksal gehabt. Von den englischen Feilenhaumaschinen, die zur
Zeit der 1862er Londoner internationalen Ausstellung als solche be-
zeichnet wurden, wodurch die schwierige Aufgabe gelöst sein sollte,
sind weitere Erfolge nicht bekannt worden. Die hauptsächliche Ur-
sache hiervon soll in dem Umstande liegen, daß die Maschinen nicht
im Stand sind, beim Schlagen eine Art kippende, dem Arbeiter zu-
gekehrte Bewegung des Handmeißels nachzuahmen, wodurch der ent-
stehende sogen. Grat mehr in die Höhe geworfen wird. Höchst wahr-
scheinlich spielt aber auch das mangelnde Gefühl der Maschine eine
Rolle, wodurch es dem Menschen, welcher den betr. Meißel mit der
Hand führt, allein möglich ist, harte und weiche Stellen im Stahle
zu unterscheiden, ferner den Meißel nach der Form der zu behauenden
Fläche mehr oder weniger tief einzutreiben ec.

* Bau landwirthschaftlicher Maschinen. Darüber sagt der
Jahresbericht der Würtemberger Handelskammern: Während sonst
die Zeit der Aufträge für landwirthschaftliche Werkzeuge und Ma-
schinen das Frühjahr ist, blieben diese in der ersten Hälfte des Jahres
so gut wie aus, und erst im Sommer und Spätherbst stellte sich
darin eine größere Nachfrage ein. Jm Allgemeinen leidet dieser
Fabrikationszweig unter einer ebenso großen inländischen als aus-
ländischen Konkurrenz. Einerseits hat sich eine Menge von Eisen-
arbeitern und gelernten Mechanikern auf die Herstellung von land-
wirthschaftlichen Werkzeugen, Apparaten und Maschinen geworfen, die
theils weniger technische Kenntnisse, theils weniger kostspielige Ein-
richtungen erfordern, während zu gleicher Zeit die ökonomische Lage
der Landwirthe eher zurück= als vorwärts ging; anderntheils haben
seit einer Reihe von Jahren die großen und einzig für das fragliche
Fach eingerichteten englischen Fabriken überall Lager ihrer Fabrikate
errichtet, welche mit größerer Billigkeit die Vorzüge zweckmäßiger
Konstruktion und solider Ausführung vereinigen, während unsere
Fabrikanten, wenn sie die englischen Erzeugnisse nachahmen, nur zu
häufig Verbesserungen durch eigene Gedanken dabei anbringen zu
müssen glauben, die alles eher als Verbesserungen sind, und dadurch
der fremden Konkurrenz in die Hände arbeiten. Namentlich in den-
jenigen Maschinen, wo die Gießerei die Hauptsache bildet, ist nach
dem eigenen Geständniß der Fabrikanten der schöne und billige Guß
der Maschinentheile bei uns noch nicht zu haben, daher noch immer
eine große Zahl solcher Maschinen eingeführt wird. Mit Rücksicht

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* Ueber die Korsettweberei in Würtemberg bemerkt der
Jahresbericht der Würtemberger Handelskammern: Die Korsettweberei
fuhr fort, zahlreiche Hände zu beschäftigen, und man darf annehmen,
daß gegen 1000 Stühle mehr in Gang gesetzt wurden, in Ebingen
und Umgegend allein nahezu 500 mehr. Die Löhne sind der ge-
stiegen. Der Absatz war stärker als im Vorjahr, aber für die Unter-
nehmer nicht so zufriedenstellend. Sie klagen mehr über die einhei-
mische als ausländische Konkurrenz. Die Korsettweber=Association in
Göppingen klagt über die gedrückten Preise auf dem amerikanischen
Markte, erklärt sich aber mit den anderwärts erzielten Preisen zu-
frieden. Auch sie konstatirt, daß sie unter dem Einfluß der auslän-
dischen Konkurrenz nicht zu leiden gehabt habe und schreibt die
gedrückten Preise auf dem amerikanischen Markte gleichfalls der ver-
mehrten inländischen Konkurrenz zu.

* Kleiderfabrikation. Die Fabrikation fertiger Kleider hat
bedeutende Fortschritte gemacht, theils auf dem Wege der Asso-
ciation, indem eine Anzahl Schneider zusammenstehen, theils durch
große Etablissements von Einzelnunternehmern. So hat sich in
Stuttgart ein Unternehmen unter der Firma Kleiner Bazar aufge-
than, welches eine große Anzahl von Schneidern beschäftigt und große
Ladeneinrichtungen hat, in welchen mit Ausschluß der Lederwaaren
alle zur Bekleidnng nöthigen Artikel aus Textilstoffen inclusive Kopf-
bedeckung, theils vorräthig gehalten, theils auf Bestellung aus eben-
falls in Vorrath gehaltenen Stoffen in kürzester Zeit gefertigt werden.
Ein ähnliches ausgedehntes Geschäft befindet sich in Rottweil, welches
seinen Artikeln auch als Konsumwaare Bahn bricht und Detailisten
damit versieht. Die Arbeitslöhne für bessere Kleidungsstücke sind
um 10--20 pCt. erhöht worden, was eine Folge des Mangels
an Gesellen und deren besseren Bezahlung von Seiten der Meister
gegen frühere Jahre ist. Am gesuchtesten sind Zuschneider, an wel-
chen geradezu Mangel ist. Jn Frankfurt z. B. werden solche bis
zu 2000 fl. per Jahr bezahlt.

* Waffenfabrikation. Die kön. Gewehrfabrik in Oberndorf
( Würtemberg ) verfertigt vorzugsweise Hinterlader nach dem Muster
der preußischen Ordonnanzzündnadelgewehre und wird mit Hilfsma-
schinen betrieben, die theils aus Chemnitz, theils aus Berlin bezogen
sind. 6 Wasserräder, 2 Turbinen und 2 Dampfmaschinen setzen die
verschiedenen Werke in Gang und sind dabei durchschnittlich 200 Ar-
beiter beschäftigt, welche etwa 50 Gewehre täglich -- 15,000 im
Jahr -- fertig bringen. Das mit der Fabrik verbundene Hammer-
werk producirte außer dem für die Waffen verwendeten Eisen noch
748 Ctr. verkäufliches Grob= und Kleineisen, welches in die nächste
Umgegend abgesetzt wurde.

* Krupp's Etablissement. Das Etablissement von Krupp in
Essen hat, während es zu Kanonenlieferungen schon auf Jahre hinaus
kaum zu bewältigende Aufträge hat, in der letzten Zeit die Lieferung
von nicht weniger als 300,000 Centner Eisenbahnschienen über-
nommen. Davon sind 150,000 Centner allein für die im Bau be-
griffene Bahn Posen=Thorn bestellt. Die Einrichtungen der Krupp'schen
Fabrik ermöglichen die jährliche Produktion von 800,000 Centnern
Eisenbahnschienen, ohne andere Fabrikationszweige dadurch zu beein-
trächtigen.

* Ausstellungen. Für die schwäbische Ausstellung in Ulm
laufen so zahlreiche Anmeldungen ein, daß der ursprünglich vorge-
sehene Raum nicht reicht, und deßhalb vergrößert werden muß. Bis
jetzt haben sich 1250 Aussteller angemeldet.

Technik.

* Zukunftsmaschinen. So äußerst erfolgreich eifriges Streben
und bewunderungswürdige Ausdauer genialer Männer in der Erfin-
dung sinnreicher, nützlicher Maschinen auch bereits gewesen ist --
sagt Prof. Rühlmann in seinem Bericht über die Zustände und
Fortschritte des Maschinenwesens in Wirth's „Gewerbskalender für
1870“ -- so gibt es doch immer noch eine Anzahl derselben, welche
sich den allgemeinen Fortschritten entziehen, deren Verwirklichung der
Zukunft überlassen bleiben muß, oder wobei die entsprechenden Be-
mühungen und vergeblichen Anstrengungen bereits zu dem Urtheile
geführt haben, daß ihre Verwirklichung in völlig brauchbarer Weise
zu den Unmöglichkeiten gehört. Als ganz besonders hierher gehörig
sind in dieser Beziehung zu bezeichnen: die Maschinen zum Setzen
[Spaltenumbruch] und Ablegen der Buchdrucktypen, die Buchbinder=Falz= und Heftma-
schinen, die Maschinen zum Cigarrenwickeln=, die Korkschneide= und
Feilenhaumaschinen. Maschinen zum Setzen und Ablegen haben seit
1851 wieder Störensen in Kopenhagen, Delcambre in Frankreich,
Young in England und Mitchel in Amerika zu realisiren sich be-
müht, allein trotz der raffinirtesten Kombination und bewunderungs-
würdigsten Konstruktionen ist es dennoch bis heute Keinem gelungen,
eine Maschine auszuführen, welche die Handarbeit beim Setzen und
Ablegen auf ein Minimum beschränkte und zugleich im Stand wäre,
die mechanische und intellektuelle Behandlung des Satzes in der er-
forderlichen Vollkommenheit und Wohlfeilheit auf die Dauer mit
einander zu vereinigen ( das Umbrechen, Ausschließen des Satzes ec.
unnöthig zu machen ) . Wahrscheinlich dürfte bei einem Geschäft,
welches von Seiten der Arbeiter einen so großen Aufwand geistiger
Fähigkeit verlangt, die Hand des Setzers ohne Nachtheil auch in der
Zukunft mit der Satzweise der Maschine zu kämpfen vermögen! --
Nicht viel besser fällt das Urtheil über den Erfolg der bis jetzt ver-
suchten Maschinen zum Heften und Falzen der Bücher aus. Am
meisten gelungen sind noch die eines Schweizer Buchbinders Sulzberger.
-- Von Cigarrenwickelmaschinen machten noch vor Kurzem die von
Julius de Bary in Offenbach wegen ihrer äußerst sinnreichen Kon-
struktion viel von sich reden. Jndeß stellten sich auch diese bald zu
komplizirt heraus, demgemäß ihre Bewegungen leicht Störungen und
Stockungen ausgesetzt waren, und ein gehöriges Jneinandergreifen der
Arbeiten, namentlich ein hinreichendes Liefern von Wickeln für das
Aufbringen der Deckblätter ec. nicht derartig zu erreichen war, um
in gehöriger Weise ein überhaupt erforderliches Fabrikpersonal ange-
messen zu beschäftigen. -- Korkpropfenschneidemaschinen sind bereits
seit dem Jahre 1817 fortwährend versucht, immer aber wieder ver-
worfen worden. Der Grund dieser Thatsache liegt wohl einerseits
darin, daß ihre Verwendung selten ökonomische Vortheile gewährt,
anderseits aber gewiß auch in dem Umstande, daß die Maschine nicht
die mancherlei Fehlstellen, als Löcher, Knollen ec. gehörig berücksich-
tigen kann, welche ein aus der Hand schneidender Arbeiter leicht be-
merkt und vermeidet. -- Feilenhaumaschinen haben zeither ein gleiches
Schicksal gehabt. Von den englischen Feilenhaumaschinen, die zur
Zeit der 1862er Londoner internationalen Ausstellung als solche be-
zeichnet wurden, wodurch die schwierige Aufgabe gelöst sein sollte,
sind weitere Erfolge nicht bekannt worden. Die hauptsächliche Ur-
sache hiervon soll in dem Umstande liegen, daß die Maschinen nicht
im Stand sind, beim Schlagen eine Art kippende, dem Arbeiter zu-
gekehrte Bewegung des Handmeißels nachzuahmen, wodurch der ent-
stehende sogen. Grat mehr in die Höhe geworfen wird. Höchst wahr-
scheinlich spielt aber auch das mangelnde Gefühl der Maschine eine
Rolle, wodurch es dem Menschen, welcher den betr. Meißel mit der
Hand führt, allein möglich ist, harte und weiche Stellen im Stahle
zu unterscheiden, ferner den Meißel nach der Form der zu behauenden
Fläche mehr oder weniger tief einzutreiben ec.

* Bau landwirthschaftlicher Maschinen. Darüber sagt der
Jahresbericht der Würtemberger Handelskammern: Während sonst
die Zeit der Aufträge für landwirthschaftliche Werkzeuge und Ma-
schinen das Frühjahr ist, blieben diese in der ersten Hälfte des Jahres
so gut wie aus, und erst im Sommer und Spätherbst stellte sich
darin eine größere Nachfrage ein. Jm Allgemeinen leidet dieser
Fabrikationszweig unter einer ebenso großen inländischen als aus-
ländischen Konkurrenz. Einerseits hat sich eine Menge von Eisen-
arbeitern und gelernten Mechanikern auf die Herstellung von land-
wirthschaftlichen Werkzeugen, Apparaten und Maschinen geworfen, die
theils weniger technische Kenntnisse, theils weniger kostspielige Ein-
richtungen erfordern, während zu gleicher Zeit die ökonomische Lage
der Landwirthe eher zurück= als vorwärts ging; anderntheils haben
seit einer Reihe von Jahren die großen und einzig für das fragliche
Fach eingerichteten englischen Fabriken überall Lager ihrer Fabrikate
errichtet, welche mit größerer Billigkeit die Vorzüge zweckmäßiger
Konstruktion und solider Ausführung vereinigen, während unsere
Fabrikanten, wenn sie die englischen Erzeugnisse nachahmen, nur zu
häufig Verbesserungen durch eigene Gedanken dabei anbringen zu
müssen glauben, die alles eher als Verbesserungen sind, und dadurch
der fremden Konkurrenz in die Hände arbeiten. Namentlich in den-
jenigen Maschinen, wo die Gießerei die Hauptsache bildet, ist nach
dem eigenen Geständniß der Fabrikanten der schöne und billige Guß
der Maschinentheile bei uns noch nicht zu haben, daher noch immer
eine große Zahl solcher Maschinen eingeführt wird. Mit Rücksicht

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[0005] * Ueber die Korsettweberei in Würtemberg bemerkt der Jahresbericht der Würtemberger Handelskammern: Die Korsettweberei fuhr fort, zahlreiche Hände zu beschäftigen, und man darf annehmen, daß gegen 1000 Stühle mehr in Gang gesetzt wurden, in Ebingen und Umgegend allein nahezu 500 mehr. Die Löhne sind der ge- stiegen. Der Absatz war stärker als im Vorjahr, aber für die Unter- nehmer nicht so zufriedenstellend. Sie klagen mehr über die einhei- mische als ausländische Konkurrenz. Die Korsettweber=Association in Göppingen klagt über die gedrückten Preise auf dem amerikanischen Markte, erklärt sich aber mit den anderwärts erzielten Preisen zu- frieden. Auch sie konstatirt, daß sie unter dem Einfluß der auslän- dischen Konkurrenz nicht zu leiden gehabt habe und schreibt die gedrückten Preise auf dem amerikanischen Markte gleichfalls der ver- mehrten inländischen Konkurrenz zu. * Kleiderfabrikation. Die Fabrikation fertiger Kleider hat bedeutende Fortschritte gemacht, theils auf dem Wege der Asso- ciation, indem eine Anzahl Schneider zusammenstehen, theils durch große Etablissements von Einzelnunternehmern. So hat sich in Stuttgart ein Unternehmen unter der Firma Kleiner Bazar aufge- than, welches eine große Anzahl von Schneidern beschäftigt und große Ladeneinrichtungen hat, in welchen mit Ausschluß der Lederwaaren alle zur Bekleidnng nöthigen Artikel aus Textilstoffen inclusive Kopf- bedeckung, theils vorräthig gehalten, theils auf Bestellung aus eben- falls in Vorrath gehaltenen Stoffen in kürzester Zeit gefertigt werden. Ein ähnliches ausgedehntes Geschäft befindet sich in Rottweil, welches seinen Artikeln auch als Konsumwaare Bahn bricht und Detailisten damit versieht. Die Arbeitslöhne für bessere Kleidungsstücke sind um 10--20 pCt. erhöht worden, was eine Folge des Mangels an Gesellen und deren besseren Bezahlung von Seiten der Meister gegen frühere Jahre ist. Am gesuchtesten sind Zuschneider, an wel- chen geradezu Mangel ist. Jn Frankfurt z. B. werden solche bis zu 2000 fl. per Jahr bezahlt. * Waffenfabrikation. Die kön. Gewehrfabrik in Oberndorf ( Würtemberg ) verfertigt vorzugsweise Hinterlader nach dem Muster der preußischen Ordonnanzzündnadelgewehre und wird mit Hilfsma- schinen betrieben, die theils aus Chemnitz, theils aus Berlin bezogen sind. 6 Wasserräder, 2 Turbinen und 2 Dampfmaschinen setzen die verschiedenen Werke in Gang und sind dabei durchschnittlich 200 Ar- beiter beschäftigt, welche etwa 50 Gewehre täglich -- 15,000 im Jahr -- fertig bringen. Das mit der Fabrik verbundene Hammer- werk producirte außer dem für die Waffen verwendeten Eisen noch 748 Ctr. verkäufliches Grob= und Kleineisen, welches in die nächste Umgegend abgesetzt wurde. * Krupp's Etablissement. Das Etablissement von Krupp in Essen hat, während es zu Kanonenlieferungen schon auf Jahre hinaus kaum zu bewältigende Aufträge hat, in der letzten Zeit die Lieferung von nicht weniger als 300,000 Centner Eisenbahnschienen über- nommen. Davon sind 150,000 Centner allein für die im Bau be- griffene Bahn Posen=Thorn bestellt. Die Einrichtungen der Krupp'schen Fabrik ermöglichen die jährliche Produktion von 800,000 Centnern Eisenbahnschienen, ohne andere Fabrikationszweige dadurch zu beein- trächtigen. * Ausstellungen. Für die schwäbische Ausstellung in Ulm laufen so zahlreiche Anmeldungen ein, daß der ursprünglich vorge- sehene Raum nicht reicht, und deßhalb vergrößert werden muß. Bis jetzt haben sich 1250 Aussteller angemeldet. Technik. * Zukunftsmaschinen. So äußerst erfolgreich eifriges Streben und bewunderungswürdige Ausdauer genialer Männer in der Erfin- dung sinnreicher, nützlicher Maschinen auch bereits gewesen ist -- sagt Prof. Rühlmann in seinem Bericht über die Zustände und Fortschritte des Maschinenwesens in Wirth's „Gewerbskalender für 1870“ -- so gibt es doch immer noch eine Anzahl derselben, welche sich den allgemeinen Fortschritten entziehen, deren Verwirklichung der Zukunft überlassen bleiben muß, oder wobei die entsprechenden Be- mühungen und vergeblichen Anstrengungen bereits zu dem Urtheile geführt haben, daß ihre Verwirklichung in völlig brauchbarer Weise zu den Unmöglichkeiten gehört. Als ganz besonders hierher gehörig sind in dieser Beziehung zu bezeichnen: die Maschinen zum Setzen und Ablegen der Buchdrucktypen, die Buchbinder=Falz= und Heftma- schinen, die Maschinen zum Cigarrenwickeln=, die Korkschneide= und Feilenhaumaschinen. Maschinen zum Setzen und Ablegen haben seit 1851 wieder Störensen in Kopenhagen, Delcambre in Frankreich, Young in England und Mitchel in Amerika zu realisiren sich be- müht, allein trotz der raffinirtesten Kombination und bewunderungs- würdigsten Konstruktionen ist es dennoch bis heute Keinem gelungen, eine Maschine auszuführen, welche die Handarbeit beim Setzen und Ablegen auf ein Minimum beschränkte und zugleich im Stand wäre, die mechanische und intellektuelle Behandlung des Satzes in der er- forderlichen Vollkommenheit und Wohlfeilheit auf die Dauer mit einander zu vereinigen ( das Umbrechen, Ausschließen des Satzes ec. unnöthig zu machen ) . Wahrscheinlich dürfte bei einem Geschäft, welches von Seiten der Arbeiter einen so großen Aufwand geistiger Fähigkeit verlangt, die Hand des Setzers ohne Nachtheil auch in der Zukunft mit der Satzweise der Maschine zu kämpfen vermögen! -- Nicht viel besser fällt das Urtheil über den Erfolg der bis jetzt ver- suchten Maschinen zum Heften und Falzen der Bücher aus. Am meisten gelungen sind noch die eines Schweizer Buchbinders Sulzberger. -- Von Cigarrenwickelmaschinen machten noch vor Kurzem die von Julius de Bary in Offenbach wegen ihrer äußerst sinnreichen Kon- struktion viel von sich reden. Jndeß stellten sich auch diese bald zu komplizirt heraus, demgemäß ihre Bewegungen leicht Störungen und Stockungen ausgesetzt waren, und ein gehöriges Jneinandergreifen der Arbeiten, namentlich ein hinreichendes Liefern von Wickeln für das Aufbringen der Deckblätter ec. nicht derartig zu erreichen war, um in gehöriger Weise ein überhaupt erforderliches Fabrikpersonal ange- messen zu beschäftigen. -- Korkpropfenschneidemaschinen sind bereits seit dem Jahre 1817 fortwährend versucht, immer aber wieder ver- worfen worden. Der Grund dieser Thatsache liegt wohl einerseits darin, daß ihre Verwendung selten ökonomische Vortheile gewährt, anderseits aber gewiß auch in dem Umstande, daß die Maschine nicht die mancherlei Fehlstellen, als Löcher, Knollen ec. gehörig berücksich- tigen kann, welche ein aus der Hand schneidender Arbeiter leicht be- merkt und vermeidet. -- Feilenhaumaschinen haben zeither ein gleiches Schicksal gehabt. Von den englischen Feilenhaumaschinen, die zur Zeit der 1862er Londoner internationalen Ausstellung als solche be- zeichnet wurden, wodurch die schwierige Aufgabe gelöst sein sollte, sind weitere Erfolge nicht bekannt worden. Die hauptsächliche Ur- sache hiervon soll in dem Umstande liegen, daß die Maschinen nicht im Stand sind, beim Schlagen eine Art kippende, dem Arbeiter zu- gekehrte Bewegung des Handmeißels nachzuahmen, wodurch der ent- stehende sogen. Grat mehr in die Höhe geworfen wird. Höchst wahr- scheinlich spielt aber auch das mangelnde Gefühl der Maschine eine Rolle, wodurch es dem Menschen, welcher den betr. Meißel mit der Hand führt, allein möglich ist, harte und weiche Stellen im Stahle zu unterscheiden, ferner den Meißel nach der Form der zu behauenden Fläche mehr oder weniger tief einzutreiben ec. * Bau landwirthschaftlicher Maschinen. Darüber sagt der Jahresbericht der Würtemberger Handelskammern: Während sonst die Zeit der Aufträge für landwirthschaftliche Werkzeuge und Ma- schinen das Frühjahr ist, blieben diese in der ersten Hälfte des Jahres so gut wie aus, und erst im Sommer und Spätherbst stellte sich darin eine größere Nachfrage ein. Jm Allgemeinen leidet dieser Fabrikationszweig unter einer ebenso großen inländischen als aus- ländischen Konkurrenz. Einerseits hat sich eine Menge von Eisen- arbeitern und gelernten Mechanikern auf die Herstellung von land- wirthschaftlichen Werkzeugen, Apparaten und Maschinen geworfen, die theils weniger technische Kenntnisse, theils weniger kostspielige Ein- richtungen erfordern, während zu gleicher Zeit die ökonomische Lage der Landwirthe eher zurück= als vorwärts ging; anderntheils haben seit einer Reihe von Jahren die großen und einzig für das fragliche Fach eingerichteten englischen Fabriken überall Lager ihrer Fabrikate errichtet, welche mit größerer Billigkeit die Vorzüge zweckmäßiger Konstruktion und solider Ausführung vereinigen, während unsere Fabrikanten, wenn sie die englischen Erzeugnisse nachahmen, nur zu häufig Verbesserungen durch eigene Gedanken dabei anbringen zu müssen glauben, die alles eher als Verbesserungen sind, und dadurch der fremden Konkurrenz in die Hände arbeiten. Namentlich in den- jenigen Maschinen, wo die Gießerei die Hauptsache bildet, ist nach dem eigenen Geständniß der Fabrikanten der schöne und billige Guß der Maschinentheile bei uns noch nicht zu haben, daher noch immer eine große Zahl solcher Maschinen eingeführt wird. Mit Rücksicht

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 671. Frankfurt a. M., 11. März 1870, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber0671_1870/5>, abgerufen am 09.11.2024.