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Der Arbeitgeber. Nr. 672. Frankfurt a. M., 18. März 1870.

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[Spaltenumbruch] 1487; Jungvieh 7977, davon aus Steiermark 4011; Kälber 37,599,
davon aus Steiermark 15,616, Küstenland 12,578; Schafe und
Ziegen 379,014, davon aus Salzburg 178,185, Ober=Oestreich
133,973; Lämmer und Kitzen 24,798, davon Küstenland 11,684,
Ungarn 6912; Schweine 322,473, davon Böhmen 212,58, Schle-
sien 34,595, Ober=Oestreich 24,542, Galizien 19,864, Salzburg
17,377, Ungarn nur 1617; Spanferkel 22,703, davon Böhmen
15,849. Dieser Ausweis korrigirt das Vorurtheil, wonach Ungarn
das hauptsächlich Vieh exportirende Land sein soll.

Gewerbe.

* Ausstellungen. Am 15. Mai d. J. soll in Herford in
Westphalen eine Gewerbe= und Jndustrie=Ausstellung eröffnet werden,
in welcher hauptsächlich diejenigen Jndustrien Berücksichtigung finden
sollen, die in der Umgebung von Herford vorzugsweise gepflegt wer-
den, also Flachs= und Leinen=Jndustrie, Tabaks= und Cigarrenfabri-
kation, Fleischwaaren=Jndustrie und Baugewerbe. Am 29. Mai wird
die Ausstellung geschlossen.

-- Die Jndustrie=Ausstellung in Kassel für das Gesammt-
gebiet des Hauswesens, welche während der Monate Juni, Juli und
August abgehalten werden wird, findet, wie zu erwarten, allerwärts
lebhafte Theilnahme. Die Ausstellung ist eine sinnige Spezialität,
und soll, wie bereits mitgetheilt, alle Gegenstände, welche zu Haus
und Garten gehören, also den Jnbegriff der menschlichen Wohnung
bilden, umfassen, und innerhalb dieses Bereiches jeglichem Zubehör,
vom Rohmaterial bis zur luxuriösen Ausschmückung, eine Vereini-
gungsstätte bieten. Diese Gegenstände zerfallen in vierzehn Gruppen:
1. der Bau des Wohnhauses, 2. der Hof nebst Stall und Haus-
garten, 3. die Küche, 4. die Einrichtung des Salons, der Wohn=,
Kinder=, Speise=, Schlaf= und Badezimmer, 5. Haushaltungsgeräthe
aus edlen Metallen und Kompositionen, 6. Kleidung und Wäsche,
7. Schmucksachen, 8. Reise=Utensilien, 9. Gegenstände des täglichen
Gebrauchs, 10. Beleuchtungswesen, 11. Heizungsapparate, 12. das
Reinigungswesen ( Geräthe zum Waschen, Bleichen ec. ) , 13. sonstige
zur Ausstattung des Hauses gehörige Gegenstände und Maschinen,
14. Nahrungsmittel ( Fabrikate von Mehl ec., Chocolade, Zucker, kon-
servirtes Fleisch, Gemüse, Früchte ec. ) .

-- Jn Eger wird im Monat August eine Ausstellung von
Gewerbe=, Jndustrie=, land= und forstwirthschaftlichen Erzeugnissen
stattfinden.

* Permanente Ausstellung landwirthschaftlicher Lehrmittel in
Karlsruhe. Diese Anstalt wurde vor Kurzem ins Leben gerufen.
Dieselbe hat zum Zweck eine fortlaufende Uebersicht über die besten
Lehr= und Unterrichtsmittel, welche dem Unterricht in den Grund-
und Fachwissenschaften der Gewerbe des Landbaues im weitesten
Sinne des Wortes dienen, sowie der Entwicklung dieser Wissenschaft
selbst dienen, zu bieten; und zugleich eine Auskunftsstelle zu sein für
solche Personen, welche die Lehrmittel bedürfen oder solche fertigen.

* Baumwollspinnerei. Man rechnet, daß eine mechanische
Spindel ungefähr so viel Garn liefert, als ehemals zwei Hand-
spinner, daß für 100 mechanische Spindeln ungefähr ein Arbeiter
allerhöchstens erforderlich ist, und daß heute in der Schweiz circa
2,000,000 Spindeln im Gang sind. Um das Quantum Baumwoll-
garn, das jetzt in der Schweiz gesponnen wird, herzustellen, wären
4 Millionen Handspinner nöthig. Die ganze Schweiz hat aber nur
2,527,000 Einwohner. Mit den Maschinen wird das Arbeits-
quantum durch 20,000 Arbeiter verrichtet.

* Westphälische Kohle. Die preußische Marineverwaltung hat
in Danzig über die Heizkraft der Westphälischen Kohle im Vergleich
mit der englischen Versuche angestellt, welche für erstere sehr günstig
ausgefallen sind. Der Uebelstand der leichteren Selbstentzündbarkeit der
westphälischen Kohle im Vergleich zur englischen hat bisher den Ex-
port der ersteren gehemmt. Doch ist derselbe durch Herstellung einer
geeigneten Ventilation im Schiffsraum, wenn nicht ganz beseitigt, so
doch wesentlich gemindert worden.

* Gasfabrikation. Die Stadt Baden hat die Errichtung
eines städtischen Gaswerkes beschlossen.

* Preisaufgaben. Der Kongreß der norddeutschen Landwirthe
hat in seiner diesjährigen Sitzung beschlossen, zwei Preisaufgaben zur
öffentlichen Konkurrenz zu stellen. Für jede derselben sind 80 Fried-
[Spaltenumbruch] richs'dor ausgesetzt. Die erste Preisaufgabe hat das Verhältniß der
Besteuerung des Grundbesitzes und des landwirthschaftlichen Gewerbes
zu der der andern Produktions= und Erwerbszweige und des beweg-
lichen Vermögens innerhalb des Norddeutschen Bundes zu unter-
suchen und festzustellen, und namentlich folgende Fragen zu beant-
worten: 1. Liegt eine Ueberbürdung des Grundbesitzes und der
Landwirthschaft vor? 2. Welches sind die Ursachen derselben?
3. Wie ist ihr abzuhelfen? Die zweite Preisaufgabe beschäftigt sich
mit der Frage, ob sich zur Förderung des Grundkredites in Preußen,
eventuel für das Gebiet des Norddeutschen Bundes die Begründung
eines Central=Kreditinstitutes empfiehlt. Jede Preisschrift soll in
deutscher Sprache geschrieben sein und ist mit einem Wahlspruch zu
versehen und mit einem versiegelten Briefe einzusenden, der auswen-
dig denselben Wahlspruch trägt, inwendig den Namen und Wohnort
des Verfassers angibt. Die Bewerbungsschriften sind, was die erste
Aufgabe betrifft, spätestens bis zum 1. September d. J., was die
zweite Aufgabe anlangt, bis zum 1. Dezember d. J. einzureichen.
Den Preisrichtern bleibt vorbehalten, den Preis von 80 Friedrichsd'or
für eine hervorragende, allerseits befriedigende Arbeit ungetrennt zu
bewilligen, oder denselben nach ihrem Ermessen auch zu theilen. Die
Bewerbungsfristen sind zu dem bezeichneten Termine an den Ausschuß
des Kongresses z. H. des Herrn Noodt, Berlin, Club der Landwirthe
Französische Straße 48, abzuliefern.

Technik.

* Ueber neue Erfindungen bemerkt F. Siemens in der
deutschen "Jndustrie=Zeitung": Meine bisherigen Erfahrungen haben
mich in allen diesen Dingen zu der Ueberzeugung geführt, daß jedes
neue Verfahren ( oder neue Maschine ) , welches bei seinem ersten Auf-
treten im Stand ist, dem schon länger bestehenden gegenüber gerechnet,
etwas bessere, ja selbst nur eben so gute Erfolge zu erzielen, von
nicht zu unterschätzender Bedeutung ist. Denn keine derartige Erfin-
dung springt als vollständig bewehrte und bewaffnete Minerva aus
dem Haupte des Jupiter und ist jedenfalls in ihren Konstruktionen
und Methoden noch um 10 pCt. verbesserungsfähig. Rechnet man
dazu noch 10 pCt. für nach und nach steigende Erfahrung und Jn-
telligenz bei der Bedienung und Benutzung, ein Satz, der sicher nicht
zu hoch gerechnet ist, so kommt schon ein ganz erfreuliches Resultat
heraus. Aber freilich wir guten Deutschen sind durch unsern schlechten
Schutz der Erfinderrechte in die erbärmliche Praxis hineingetrieben,
daß wir wohl massenhaft Neues erfinden, aber selten neue Erfin-
dungen wirklich lebensfähig machen. Der vom Gesetz in seinen
Rechten nicht geschützte Erfinder verliert bald die Lust, den Kampf
gegen den alten Schlendrian fortzusetzen, und alle Welt bemüht sich,
nur Blößen an dem neuen Weltbürger zu entdecken, anstatt demselben
durch freundliches Entgegenkommen und Mithilfe bei der Ueberwin-
dung von Hindernissen und Bewältigung der Mängel sein Fortkommen
und seine Entwickelung zu erleichtern. -- Die in neuester Zeit viel-
besprochenen Rammpumpen ( amerikanische Röhrenbrunnen ) sind wieder
einmal ein schlagender Beweis für dieses deutsche Unglück. Nach
Jahren freilich, wenn die Sache im Ausland unter dem erfolgreichen
Schutze besserer Gesetze zur praktischen Durchführung und Vollendung
gelangt ist, dann suchen wir so lange in alten Aktenstücken umher,
bis es uns gelingt, den Nachweis zu führen, "daß eigentlich ein
Deutscher der erste Erfinder gewesen, aber daß derselbe leider unter
der Ungunst der Verhältnisse im Vaterland nicht im Stand gewesen
sei, die Sache erfolgreich durchzuführen!" und dann wird dem deut-
schen Erfindungsgeiste so lange und so stark Weihrauch geopfert, daß
man in grauem Nebel nicht klar wird über die Ursachen dieser
"Ungunst der Verhältnisse"! -- Werden wir eines Tags aufhören
mit dieser nachträglichen Anerkennung der Verdienste, die dem Be-
treffenden gar nichts nützt und uns auf einem unpraktischen Weg
erhält? Dann müssen wir uns aber auch die so leichte und doch so
gelehrt aussehende, stets verneinende und tadelnde Kritik abgewöhnen,
die nur hemmend auf unsere Entwickelung einwirkt.

* Bleirauchcondensation zu St. Blasien im badischen
Schwarzwald.
Zur Condensation des bei Verarbeitung der Kupfer-
nickelerze entstehenden Hüttenrauches haben Koch und Moldenhauer
mit sehr günstigem Erfolge für die Röst= und Krummöfen einen
Kohksthurm in Anwendung gebracht, dessen Jnhalt mit einer wässe-

[Spaltenumbruch] 1487; Jungvieh 7977, davon aus Steiermark 4011; Kälber 37,599,
davon aus Steiermark 15,616, Küstenland 12,578; Schafe und
Ziegen 379,014, davon aus Salzburg 178,185, Ober=Oestreich
133,973; Lämmer und Kitzen 24,798, davon Küstenland 11,684,
Ungarn 6912; Schweine 322,473, davon Böhmen 212,58, Schle-
sien 34,595, Ober=Oestreich 24,542, Galizien 19,864, Salzburg
17,377, Ungarn nur 1617; Spanferkel 22,703, davon Böhmen
15,849. Dieser Ausweis korrigirt das Vorurtheil, wonach Ungarn
das hauptsächlich Vieh exportirende Land sein soll.

Gewerbe.

* Ausstellungen. Am 15. Mai d. J. soll in Herford in
Westphalen eine Gewerbe= und Jndustrie=Ausstellung eröffnet werden,
in welcher hauptsächlich diejenigen Jndustrien Berücksichtigung finden
sollen, die in der Umgebung von Herford vorzugsweise gepflegt wer-
den, also Flachs= und Leinen=Jndustrie, Tabaks= und Cigarrenfabri-
kation, Fleischwaaren=Jndustrie und Baugewerbe. Am 29. Mai wird
die Ausstellung geschlossen.

-- Die Jndustrie=Ausstellung in Kassel für das Gesammt-
gebiet des Hauswesens, welche während der Monate Juni, Juli und
August abgehalten werden wird, findet, wie zu erwarten, allerwärts
lebhafte Theilnahme. Die Ausstellung ist eine sinnige Spezialität,
und soll, wie bereits mitgetheilt, alle Gegenstände, welche zu Haus
und Garten gehören, also den Jnbegriff der menschlichen Wohnung
bilden, umfassen, und innerhalb dieses Bereiches jeglichem Zubehör,
vom Rohmaterial bis zur luxuriösen Ausschmückung, eine Vereini-
gungsstätte bieten. Diese Gegenstände zerfallen in vierzehn Gruppen:
1. der Bau des Wohnhauses, 2. der Hof nebst Stall und Haus-
garten, 3. die Küche, 4. die Einrichtung des Salons, der Wohn=,
Kinder=, Speise=, Schlaf= und Badezimmer, 5. Haushaltungsgeräthe
aus edlen Metallen und Kompositionen, 6. Kleidung und Wäsche,
7. Schmucksachen, 8. Reise=Utensilien, 9. Gegenstände des täglichen
Gebrauchs, 10. Beleuchtungswesen, 11. Heizungsapparate, 12. das
Reinigungswesen ( Geräthe zum Waschen, Bleichen ec. ) , 13. sonstige
zur Ausstattung des Hauses gehörige Gegenstände und Maschinen,
14. Nahrungsmittel ( Fabrikate von Mehl ec., Chocolade, Zucker, kon-
servirtes Fleisch, Gemüse, Früchte ec. ) .

-- Jn Eger wird im Monat August eine Ausstellung von
Gewerbe=, Jndustrie=, land= und forstwirthschaftlichen Erzeugnissen
stattfinden.

* Permanente Ausstellung landwirthschaftlicher Lehrmittel in
Karlsruhe. Diese Anstalt wurde vor Kurzem ins Leben gerufen.
Dieselbe hat zum Zweck eine fortlaufende Uebersicht über die besten
Lehr= und Unterrichtsmittel, welche dem Unterricht in den Grund-
und Fachwissenschaften der Gewerbe des Landbaues im weitesten
Sinne des Wortes dienen, sowie der Entwicklung dieser Wissenschaft
selbst dienen, zu bieten; und zugleich eine Auskunftsstelle zu sein für
solche Personen, welche die Lehrmittel bedürfen oder solche fertigen.

* Baumwollspinnerei. Man rechnet, daß eine mechanische
Spindel ungefähr so viel Garn liefert, als ehemals zwei Hand-
spinner, daß für 100 mechanische Spindeln ungefähr ein Arbeiter
allerhöchstens erforderlich ist, und daß heute in der Schweiz circa
2,000,000 Spindeln im Gang sind. Um das Quantum Baumwoll-
garn, das jetzt in der Schweiz gesponnen wird, herzustellen, wären
4 Millionen Handspinner nöthig. Die ganze Schweiz hat aber nur
2,527,000 Einwohner. Mit den Maschinen wird das Arbeits-
quantum durch 20,000 Arbeiter verrichtet.

* Westphälische Kohle. Die preußische Marineverwaltung hat
in Danzig über die Heizkraft der Westphälischen Kohle im Vergleich
mit der englischen Versuche angestellt, welche für erstere sehr günstig
ausgefallen sind. Der Uebelstand der leichteren Selbstentzündbarkeit der
westphälischen Kohle im Vergleich zur englischen hat bisher den Ex-
port der ersteren gehemmt. Doch ist derselbe durch Herstellung einer
geeigneten Ventilation im Schiffsraum, wenn nicht ganz beseitigt, so
doch wesentlich gemindert worden.

* Gasfabrikation. Die Stadt Baden hat die Errichtung
eines städtischen Gaswerkes beschlossen.

* Preisaufgaben. Der Kongreß der norddeutschen Landwirthe
hat in seiner diesjährigen Sitzung beschlossen, zwei Preisaufgaben zur
öffentlichen Konkurrenz zu stellen. Für jede derselben sind 80 Fried-
[Spaltenumbruch] richs'dor ausgesetzt. Die erste Preisaufgabe hat das Verhältniß der
Besteuerung des Grundbesitzes und des landwirthschaftlichen Gewerbes
zu der der andern Produktions= und Erwerbszweige und des beweg-
lichen Vermögens innerhalb des Norddeutschen Bundes zu unter-
suchen und festzustellen, und namentlich folgende Fragen zu beant-
worten: 1. Liegt eine Ueberbürdung des Grundbesitzes und der
Landwirthschaft vor? 2. Welches sind die Ursachen derselben?
3. Wie ist ihr abzuhelfen? Die zweite Preisaufgabe beschäftigt sich
mit der Frage, ob sich zur Förderung des Grundkredites in Preußen,
eventuel für das Gebiet des Norddeutschen Bundes die Begründung
eines Central=Kreditinstitutes empfiehlt. Jede Preisschrift soll in
deutscher Sprache geschrieben sein und ist mit einem Wahlspruch zu
versehen und mit einem versiegelten Briefe einzusenden, der auswen-
dig denselben Wahlspruch trägt, inwendig den Namen und Wohnort
des Verfassers angibt. Die Bewerbungsschriften sind, was die erste
Aufgabe betrifft, spätestens bis zum 1. September d. J., was die
zweite Aufgabe anlangt, bis zum 1. Dezember d. J. einzureichen.
Den Preisrichtern bleibt vorbehalten, den Preis von 80 Friedrichsd'or
für eine hervorragende, allerseits befriedigende Arbeit ungetrennt zu
bewilligen, oder denselben nach ihrem Ermessen auch zu theilen. Die
Bewerbungsfristen sind zu dem bezeichneten Termine an den Ausschuß
des Kongresses z. H. des Herrn Noodt, Berlin, Club der Landwirthe
Französische Straße 48, abzuliefern.

Technik.

* Ueber neue Erfindungen bemerkt F. Siemens in der
deutschen „Jndustrie=Zeitung“: Meine bisherigen Erfahrungen haben
mich in allen diesen Dingen zu der Ueberzeugung geführt, daß jedes
neue Verfahren ( oder neue Maschine ) , welches bei seinem ersten Auf-
treten im Stand ist, dem schon länger bestehenden gegenüber gerechnet,
etwas bessere, ja selbst nur eben so gute Erfolge zu erzielen, von
nicht zu unterschätzender Bedeutung ist. Denn keine derartige Erfin-
dung springt als vollständig bewehrte und bewaffnete Minerva aus
dem Haupte des Jupiter und ist jedenfalls in ihren Konstruktionen
und Methoden noch um 10 pCt. verbesserungsfähig. Rechnet man
dazu noch 10 pCt. für nach und nach steigende Erfahrung und Jn-
telligenz bei der Bedienung und Benutzung, ein Satz, der sicher nicht
zu hoch gerechnet ist, so kommt schon ein ganz erfreuliches Resultat
heraus. Aber freilich wir guten Deutschen sind durch unsern schlechten
Schutz der Erfinderrechte in die erbärmliche Praxis hineingetrieben,
daß wir wohl massenhaft Neues erfinden, aber selten neue Erfin-
dungen wirklich lebensfähig machen. Der vom Gesetz in seinen
Rechten nicht geschützte Erfinder verliert bald die Lust, den Kampf
gegen den alten Schlendrian fortzusetzen, und alle Welt bemüht sich,
nur Blößen an dem neuen Weltbürger zu entdecken, anstatt demselben
durch freundliches Entgegenkommen und Mithilfe bei der Ueberwin-
dung von Hindernissen und Bewältigung der Mängel sein Fortkommen
und seine Entwickelung zu erleichtern. -- Die in neuester Zeit viel-
besprochenen Rammpumpen ( amerikanische Röhrenbrunnen ) sind wieder
einmal ein schlagender Beweis für dieses deutsche Unglück. Nach
Jahren freilich, wenn die Sache im Ausland unter dem erfolgreichen
Schutze besserer Gesetze zur praktischen Durchführung und Vollendung
gelangt ist, dann suchen wir so lange in alten Aktenstücken umher,
bis es uns gelingt, den Nachweis zu führen, „daß eigentlich ein
Deutscher der erste Erfinder gewesen, aber daß derselbe leider unter
der Ungunst der Verhältnisse im Vaterland nicht im Stand gewesen
sei, die Sache erfolgreich durchzuführen!“ und dann wird dem deut-
schen Erfindungsgeiste so lange und so stark Weihrauch geopfert, daß
man in grauem Nebel nicht klar wird über die Ursachen dieser
„Ungunst der Verhältnisse“! -- Werden wir eines Tags aufhören
mit dieser nachträglichen Anerkennung der Verdienste, die dem Be-
treffenden gar nichts nützt und uns auf einem unpraktischen Weg
erhält? Dann müssen wir uns aber auch die so leichte und doch so
gelehrt aussehende, stets verneinende und tadelnde Kritik abgewöhnen,
die nur hemmend auf unsere Entwickelung einwirkt.

* Bleirauchcondensation zu St. Blasien im badischen
Schwarzwald.
Zur Condensation des bei Verarbeitung der Kupfer-
nickelerze entstehenden Hüttenrauches haben Koch und Moldenhauer
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[0005] 1487; Jungvieh 7977, davon aus Steiermark 4011; Kälber 37,599, davon aus Steiermark 15,616, Küstenland 12,578; Schafe und Ziegen 379,014, davon aus Salzburg 178,185, Ober=Oestreich 133,973; Lämmer und Kitzen 24,798, davon Küstenland 11,684, Ungarn 6912; Schweine 322,473, davon Böhmen 212,58, Schle- sien 34,595, Ober=Oestreich 24,542, Galizien 19,864, Salzburg 17,377, Ungarn nur 1617; Spanferkel 22,703, davon Böhmen 15,849. Dieser Ausweis korrigirt das Vorurtheil, wonach Ungarn das hauptsächlich Vieh exportirende Land sein soll. Gewerbe. * Ausstellungen. Am 15. Mai d. J. soll in Herford in Westphalen eine Gewerbe= und Jndustrie=Ausstellung eröffnet werden, in welcher hauptsächlich diejenigen Jndustrien Berücksichtigung finden sollen, die in der Umgebung von Herford vorzugsweise gepflegt wer- den, also Flachs= und Leinen=Jndustrie, Tabaks= und Cigarrenfabri- kation, Fleischwaaren=Jndustrie und Baugewerbe. Am 29. Mai wird die Ausstellung geschlossen. -- Die Jndustrie=Ausstellung in Kassel für das Gesammt- gebiet des Hauswesens, welche während der Monate Juni, Juli und August abgehalten werden wird, findet, wie zu erwarten, allerwärts lebhafte Theilnahme. Die Ausstellung ist eine sinnige Spezialität, und soll, wie bereits mitgetheilt, alle Gegenstände, welche zu Haus und Garten gehören, also den Jnbegriff der menschlichen Wohnung bilden, umfassen, und innerhalb dieses Bereiches jeglichem Zubehör, vom Rohmaterial bis zur luxuriösen Ausschmückung, eine Vereini- gungsstätte bieten. Diese Gegenstände zerfallen in vierzehn Gruppen: 1. der Bau des Wohnhauses, 2. der Hof nebst Stall und Haus- garten, 3. die Küche, 4. die Einrichtung des Salons, der Wohn=, Kinder=, Speise=, Schlaf= und Badezimmer, 5. Haushaltungsgeräthe aus edlen Metallen und Kompositionen, 6. Kleidung und Wäsche, 7. Schmucksachen, 8. Reise=Utensilien, 9. Gegenstände des täglichen Gebrauchs, 10. Beleuchtungswesen, 11. Heizungsapparate, 12. das Reinigungswesen ( Geräthe zum Waschen, Bleichen ec. ) , 13. sonstige zur Ausstattung des Hauses gehörige Gegenstände und Maschinen, 14. Nahrungsmittel ( Fabrikate von Mehl ec., Chocolade, Zucker, kon- servirtes Fleisch, Gemüse, Früchte ec. ) . -- Jn Eger wird im Monat August eine Ausstellung von Gewerbe=, Jndustrie=, land= und forstwirthschaftlichen Erzeugnissen stattfinden. * Permanente Ausstellung landwirthschaftlicher Lehrmittel in Karlsruhe. Diese Anstalt wurde vor Kurzem ins Leben gerufen. Dieselbe hat zum Zweck eine fortlaufende Uebersicht über die besten Lehr= und Unterrichtsmittel, welche dem Unterricht in den Grund- und Fachwissenschaften der Gewerbe des Landbaues im weitesten Sinne des Wortes dienen, sowie der Entwicklung dieser Wissenschaft selbst dienen, zu bieten; und zugleich eine Auskunftsstelle zu sein für solche Personen, welche die Lehrmittel bedürfen oder solche fertigen. * Baumwollspinnerei. Man rechnet, daß eine mechanische Spindel ungefähr so viel Garn liefert, als ehemals zwei Hand- spinner, daß für 100 mechanische Spindeln ungefähr ein Arbeiter allerhöchstens erforderlich ist, und daß heute in der Schweiz circa 2,000,000 Spindeln im Gang sind. Um das Quantum Baumwoll- garn, das jetzt in der Schweiz gesponnen wird, herzustellen, wären 4 Millionen Handspinner nöthig. Die ganze Schweiz hat aber nur 2,527,000 Einwohner. Mit den Maschinen wird das Arbeits- quantum durch 20,000 Arbeiter verrichtet. * Westphälische Kohle. Die preußische Marineverwaltung hat in Danzig über die Heizkraft der Westphälischen Kohle im Vergleich mit der englischen Versuche angestellt, welche für erstere sehr günstig ausgefallen sind. Der Uebelstand der leichteren Selbstentzündbarkeit der westphälischen Kohle im Vergleich zur englischen hat bisher den Ex- port der ersteren gehemmt. Doch ist derselbe durch Herstellung einer geeigneten Ventilation im Schiffsraum, wenn nicht ganz beseitigt, so doch wesentlich gemindert worden. * Gasfabrikation. Die Stadt Baden hat die Errichtung eines städtischen Gaswerkes beschlossen. * Preisaufgaben. Der Kongreß der norddeutschen Landwirthe hat in seiner diesjährigen Sitzung beschlossen, zwei Preisaufgaben zur öffentlichen Konkurrenz zu stellen. Für jede derselben sind 80 Fried- richs'dor ausgesetzt. Die erste Preisaufgabe hat das Verhältniß der Besteuerung des Grundbesitzes und des landwirthschaftlichen Gewerbes zu der der andern Produktions= und Erwerbszweige und des beweg- lichen Vermögens innerhalb des Norddeutschen Bundes zu unter- suchen und festzustellen, und namentlich folgende Fragen zu beant- worten: 1. Liegt eine Ueberbürdung des Grundbesitzes und der Landwirthschaft vor? 2. Welches sind die Ursachen derselben? 3. Wie ist ihr abzuhelfen? Die zweite Preisaufgabe beschäftigt sich mit der Frage, ob sich zur Förderung des Grundkredites in Preußen, eventuel für das Gebiet des Norddeutschen Bundes die Begründung eines Central=Kreditinstitutes empfiehlt. Jede Preisschrift soll in deutscher Sprache geschrieben sein und ist mit einem Wahlspruch zu versehen und mit einem versiegelten Briefe einzusenden, der auswen- dig denselben Wahlspruch trägt, inwendig den Namen und Wohnort des Verfassers angibt. Die Bewerbungsschriften sind, was die erste Aufgabe betrifft, spätestens bis zum 1. September d. J., was die zweite Aufgabe anlangt, bis zum 1. Dezember d. J. einzureichen. Den Preisrichtern bleibt vorbehalten, den Preis von 80 Friedrichsd'or für eine hervorragende, allerseits befriedigende Arbeit ungetrennt zu bewilligen, oder denselben nach ihrem Ermessen auch zu theilen. Die Bewerbungsfristen sind zu dem bezeichneten Termine an den Ausschuß des Kongresses z. H. des Herrn Noodt, Berlin, Club der Landwirthe Französische Straße 48, abzuliefern. Technik. * Ueber neue Erfindungen bemerkt F. Siemens in der deutschen „Jndustrie=Zeitung“: Meine bisherigen Erfahrungen haben mich in allen diesen Dingen zu der Ueberzeugung geführt, daß jedes neue Verfahren ( oder neue Maschine ) , welches bei seinem ersten Auf- treten im Stand ist, dem schon länger bestehenden gegenüber gerechnet, etwas bessere, ja selbst nur eben so gute Erfolge zu erzielen, von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist. Denn keine derartige Erfin- dung springt als vollständig bewehrte und bewaffnete Minerva aus dem Haupte des Jupiter und ist jedenfalls in ihren Konstruktionen und Methoden noch um 10 pCt. verbesserungsfähig. Rechnet man dazu noch 10 pCt. für nach und nach steigende Erfahrung und Jn- telligenz bei der Bedienung und Benutzung, ein Satz, der sicher nicht zu hoch gerechnet ist, so kommt schon ein ganz erfreuliches Resultat heraus. Aber freilich wir guten Deutschen sind durch unsern schlechten Schutz der Erfinderrechte in die erbärmliche Praxis hineingetrieben, daß wir wohl massenhaft Neues erfinden, aber selten neue Erfin- dungen wirklich lebensfähig machen. Der vom Gesetz in seinen Rechten nicht geschützte Erfinder verliert bald die Lust, den Kampf gegen den alten Schlendrian fortzusetzen, und alle Welt bemüht sich, nur Blößen an dem neuen Weltbürger zu entdecken, anstatt demselben durch freundliches Entgegenkommen und Mithilfe bei der Ueberwin- dung von Hindernissen und Bewältigung der Mängel sein Fortkommen und seine Entwickelung zu erleichtern. -- Die in neuester Zeit viel- besprochenen Rammpumpen ( amerikanische Röhrenbrunnen ) sind wieder einmal ein schlagender Beweis für dieses deutsche Unglück. Nach Jahren freilich, wenn die Sache im Ausland unter dem erfolgreichen Schutze besserer Gesetze zur praktischen Durchführung und Vollendung gelangt ist, dann suchen wir so lange in alten Aktenstücken umher, bis es uns gelingt, den Nachweis zu führen, „daß eigentlich ein Deutscher der erste Erfinder gewesen, aber daß derselbe leider unter der Ungunst der Verhältnisse im Vaterland nicht im Stand gewesen sei, die Sache erfolgreich durchzuführen!“ und dann wird dem deut- schen Erfindungsgeiste so lange und so stark Weihrauch geopfert, daß man in grauem Nebel nicht klar wird über die Ursachen dieser „Ungunst der Verhältnisse“! -- Werden wir eines Tags aufhören mit dieser nachträglichen Anerkennung der Verdienste, die dem Be- treffenden gar nichts nützt und uns auf einem unpraktischen Weg erhält? Dann müssen wir uns aber auch die so leichte und doch so gelehrt aussehende, stets verneinende und tadelnde Kritik abgewöhnen, die nur hemmend auf unsere Entwickelung einwirkt. * Bleirauchcondensation zu St. Blasien im badischen Schwarzwald. Zur Condensation des bei Verarbeitung der Kupfer- nickelerze entstehenden Hüttenrauches haben Koch und Moldenhauer mit sehr günstigem Erfolge für die Röst= und Krummöfen einen Kohksthurm in Anwendung gebracht, dessen Jnhalt mit einer wässe-

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 672. Frankfurt a. M., 18. März 1870, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber0672_1870/5>, abgerufen am 23.11.2024.