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Der Arbeitgeber. Nr. 701. Frankfurt a. M., 8. Oktober 1870.

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-- Korrespondenzkarten. Die Korrespondenzkarten, welche
jetzt in Deutschland. England und Oestreich angenommen sind, sollen
nun auch in Jtalien eingeführt werden.

-- Rekommandirte Korrespondenzkarten. Die
Postdirektion des Norddeutschen Bundes hat die [unleserliches Material - 12 Zeichen fehlen]Rekommandion der
Korrespondenzkarten für zulässig erklärt, und an Oestreich das Er-
suchen gerichtet, eine gleichartige Behandlung der Korrespondenzkarten
eintreten zu lassen.

-- Englisch=ostindische Post. Einem längst gehegten
Wunsche der deutschen Post= wie Bahnverwaltungen, sowie der deut-
schen Handelswelt, soll jetzt durch das General=Postamt in London
entsprochen werden. Es ist nämlich von diesem beabsichtigt, die
englisch=ostindische Post nunmehr über Deutschland zu leiten. Route:
London=Ostende=Herbesthal=Köln=Aschaffenburg=München=Ala=Brindisi.
Dieselbe wird von einem britischen Beamten begleitet, am Donnerstag
Abends von London abgehen, und am nächsten Sonntag darauf früh
3 Uhr 31 Min. in Ala eintreffen. Die deutsche Strecke wird im
Ganzen, nämlich von Herbesthal bis Ala, 39 Stunden in Anspruch
nehmen. Sämmtliche konkurrirende Bahnen sind zur genauesten Ein-
haltung der Fahrzeit für diese Post angewiesen, und das britische
Postamt wird noch insbesondere den Abgang der Post telegraphisch
signalisiren.

* Eisenbahnwesen. Die Eisenbahn Neumark=Ried=Braunau
wird am 15. Oktober dem Verkehr übergeben.

-- Zwei Strecken der neuen von Berlin nach Lehrte ge-
führten Eisenbahn sollen am 1. November eröffnet werden.

-- Der Trautenauer Flügel der Oestreichischen Nordwest-
bahn bis Pelsdorf=Hohenelbe wird bis Ende Oktober für den Verkehr
eröffnet. Die weitere Strecke bis Packa soll bei Fortbestand der für
den Bau günstigen Witterung bis Ende November eröffnet sein.

-- Die Strecke Mühlhausen=Leinefelde der Gotha-
Leinefelder Eisenbahn ward am 3. Oktober dem öffentlichen Verkehr
übergeben. Vorerst werden täglich acht Züge in beiden Richtungen
koursiren.

-- Die Linie Wien=Laa=Znaim wird am 15. Okt. dem
Verkehr übergeben.

-- Die Linie Moskau=Smolensk ist jetzt im Betrieb.

* Telegraphenwesen. Die ersten größeren unterirdischen Tele-
graphenlinien sind, wie sich jetzt herausstellt, in Frankreich gelegt
worden, so zwischen Metz und Straßburg und Paris und Tours.
Deßgleichen soll eine unterirdische Leitung zwischen Paris und Brüssel
bestehen ( ? ) . Jn Deutschland hat man vor längerer Zeit schon von sach-
verständiger Seite auf den Vortheil unterirdischer Leitungen aufmerk-
sam gemacht. Größere Anlagen wurden jedoch unseres Wissens nicht
ausgeführt; hoffentlich geschieht dies nach dem Krieg.

* Dividenden. Die Gasbeleuchtungs=Gesellschaft in München
zahlt 8 pCt. Dividende.

Gewerbe.

* Erbswurstfabrikation. Ueber diese neue Art von Wurst-
bereitung entnehmen wir der "D. Jndr.=Ztg." folgendes: Unter den
eigenthümlichen Schöpfungen, welche der Krieg in Berlin hervorge-
rufen hat, befindet sich auch eine große Wurstfabrik, wie sie in der
Welt wohl nicht zum zweiten Mal besteht, weder in der Leistungs-
fähigkeit, noch in dem eigenthümlichen Fabrikat. Ein Berliner Koch,
Namens Grünberg, hat nämlich eine sogen. Erbswurst erfunden,
und sein Geheimniß dem Kriegsministerium für den Preis von
37,000 Thlrn. verkauft. Richtiger gesagt, ist das Fabrikat nicht so-
wohl eine Erbswurst, sondern ein vollständiges Erbsengericht, in einen
Darm gefüllt, getrocknet und dauerhaft gemacht. Das Geheimniß
besteht in dem Zusatze von Salzen ec., welche verhindern, daß die
"Wurst" säuert. Der Vortheil einer solchen schon vollständig prä-
parirten Speisequantität wohlschmeckenden Essens liegt auf der Hand.
Es brauchen die Viehheerden dem Heere nicht nachgetrieben zu werden,
man ist also nicht der Gefahr ausgesetzt, daß Seuchen unter dem
Vieh ausbrechen und die vielen tausend Centner Knochen und Häute
bleiben zu Hause und am großen Markt. Die errichtete Wurstfabrik
beschäftigt ein Arbeiterpersonal von nicht weniger als 1200 Personen,
[Spaltenumbruch] von denen 20 Köche an je 2 Kesseln, also an 40 Wurstbrei=Kesseln,
die Masse bereiten, die von 150 Wurstspritzen, von je einem Arbeiter
bedient, in die Därme getrieben wird. Verarbeitet werden täglich
225 Ctr. Speck, 450 Ctr. Erbsmehl, 28 Scheffel Zwiebeln, 32 Säcke
Salz ( a 125 Pfd. ) . Anfangs wurden täglich nur 30,000 Würste
( oder Mittagsportionen ) fertig, und nur die 2. Armee versorgt. Jetzt
hat auch der Kronprinz für die 3. Armee Bestellung gemacht, so daß
täglich 75,000 Stück Würste bereitet werden, verpackt in 600 Kisten
a 100 bis 150 Stück, von 18 Böttchern transportfähig gemacht.
Der Soldat braucht die Wurst ( 1 Pfd. ) nur in seinen Feldkessel
zu legen und das Wasser siedend zu machen, so ist er fertig und
hat genug daran. Die Löhne in der Fabrik, welche viele brodlos
gewordene Frauen eingezogener Landwehrleute beschäftigt, sind reichlich
bemessen. Ein Koch erhält täglich3 1 / 4 Thlr., ein Mann an der
Spritze1 3 / 4 Thlr., ein Fleischschneider1 1 / 2 Thlr., ein gewöhnlicher
Arbeiter und ebenso eine Aufseherin 5 / 6 bis 1 Thlr.; die Gesammt-
ausgaben betragen gegenwärtig täglich 37,000 Thlr. -- Die Fabrik
ist nicht Privatunternehmen, sondern das Kriegsministerium hat sie
selbst übernommen und den Erfinder wie Andere ( Buchhalter ec. ) als
Beamte angestellt. Die Präparirung des Erbsmehles hat die Brauerei
von D'heureuse und Busse übernommen.

* Nähmaschinenfabrikation. Der Jahresbericht der Handels-
und Gewerbekammer zu Dresden sagt darüber: Von Nähmaschinen
wurden in Dresden ca. 11,800 Stück ( 800 Stück mehr als in 1868 )
verfertigt und durch ganz Europa bis nach Australien, Amerika und
Ostindien versendet. Obgleich die Produktion sich steigerte, so sind
doch in Folge der wachsenden inländischen wie nordamerikanischen
Konkurrenz die Preise nicht unwesentlich gesunken, so daß der Ge-
sammtwerth unverändert wie in 1868 zu 270,000 Thlr. angenom-
men werden kann.

* Porzellanfabrikation. Jn der Porzellanfabrik Meißen
wurden

8000Ctr.ThonimWerthevon1560Thlr.
9000"Kaolin """2400"
1200"Feldspath"""1400"
80"Quarz"""80"
60"Kalk und Kreide"""25"
18340Ctr.imWerthevon5465 Thlr.

( 1920 Ctr. Rohstoffe im Werth von 1102 Thlr. mehr als 1868 )
von 351 Arbeitskräften ( 19 mehr ) zu Porzellanwaaren im Faktura-
werthe von 255,000 Thlr. ( 27,000 Thlr. mehr ) verarbeitet. Bei
sehr lebhaftem Absatz nach dem Zollverein, England, Frankreich, Oest-
reich, Rußland, Jtalien und Amerika gelang es, die Lagerbestände aus
früheren Jahren nahezu ganz zu räumen und an sogenannten Ueber-
schußgeldern 87,000 Thlr. ( 32,000 Thlr. mehr ) an die Staatskasse
abzuliefern.

* Gewerbliches aus Ungarn. Die Alt=Ofener Spiritusfabrik
liquidirt, nachdem sie sich 80,000 fl. Passiva erarbeitet hat. Würde
Ungarn sich mehr auf Ausbildung seiner Landwirthschaft werfen, und
seine industrielle Experimente so lange bei Seite lassen, bis es die
nöthige Kultur dazu hat, so würde seine Wirthschaft eine viel ge-
sundere sein.

* Posamentier verlangt. Man schreibt uns aus Edenkoben:
Jn hiesiger Stadt ist kein Posamentier, welcher in Möbelgimpen,
Borden ec. bewandert ist, und würde einem Manne, mit nur einigen
hundert Gulden Vermögen eine Gelegenheit zu einer schönen Existenz
geboten sein.

* Jndustrieschule. Die an Stelle der bisherigen Maschinen-
bauschule in Augsburg zu errichtende Jndustrieschule tritt mit dem
Beginne des Schuljahres 1870/71 ins Leben.

* Steinkohlenbergbau. Zum Zwecke der bergmännischen Aus-
beutung von Kohlengruben im Kreise Oberbayern und dessen Umge-
bung hat sich eine Aktiengesellschaft gebildet mit dem Sitze in Mies-
bach
und einem Grundkapital von 2,450,000 fl., wovon vorläufig
2,100,000 fl. in 6000 Aktien a 350 fl. begeben werden.

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-- Korrespondenzkarten. Die Korrespondenzkarten, welche
jetzt in Deutschland. England und Oestreich angenommen sind, sollen
nun auch in Jtalien eingeführt werden.

-- Rekommandirte Korrespondenzkarten. Die
Postdirektion des Norddeutschen Bundes hat die [unleserliches Material – 12 Zeichen fehlen]Rekommandion der
Korrespondenzkarten für zulässig erklärt, und an Oestreich das Er-
suchen gerichtet, eine gleichartige Behandlung der Korrespondenzkarten
eintreten zu lassen.

-- Englisch=ostindische Post. Einem längst gehegten
Wunsche der deutschen Post= wie Bahnverwaltungen, sowie der deut-
schen Handelswelt, soll jetzt durch das General=Postamt in London
entsprochen werden. Es ist nämlich von diesem beabsichtigt, die
englisch=ostindische Post nunmehr über Deutschland zu leiten. Route:
London=Ostende=Herbesthal=Köln=Aschaffenburg=München=Ala=Brindisi.
Dieselbe wird von einem britischen Beamten begleitet, am Donnerstag
Abends von London abgehen, und am nächsten Sonntag darauf früh
3 Uhr 31 Min. in Ala eintreffen. Die deutsche Strecke wird im
Ganzen, nämlich von Herbesthal bis Ala, 39 Stunden in Anspruch
nehmen. Sämmtliche konkurrirende Bahnen sind zur genauesten Ein-
haltung der Fahrzeit für diese Post angewiesen, und das britische
Postamt wird noch insbesondere den Abgang der Post telegraphisch
signalisiren.

* Eisenbahnwesen. Die Eisenbahn Neumark=Ried=Braunau
wird am 15. Oktober dem Verkehr übergeben.

-- Zwei Strecken der neuen von Berlin nach Lehrte ge-
führten Eisenbahn sollen am 1. November eröffnet werden.

-- Der Trautenauer Flügel der Oestreichischen Nordwest-
bahn bis Pelsdorf=Hohenelbe wird bis Ende Oktober für den Verkehr
eröffnet. Die weitere Strecke bis Packa soll bei Fortbestand der für
den Bau günstigen Witterung bis Ende November eröffnet sein.

-- Die Strecke Mühlhausen=Leinefelde der Gotha-
Leinefelder Eisenbahn ward am 3. Oktober dem öffentlichen Verkehr
übergeben. Vorerst werden täglich acht Züge in beiden Richtungen
koursiren.

-- Die Linie Wien=Laa=Znaim wird am 15. Okt. dem
Verkehr übergeben.

-- Die Linie Moskau=Smolensk ist jetzt im Betrieb.

* Telegraphenwesen. Die ersten größeren unterirdischen Tele-
graphenlinien sind, wie sich jetzt herausstellt, in Frankreich gelegt
worden, so zwischen Metz und Straßburg und Paris und Tours.
Deßgleichen soll eine unterirdische Leitung zwischen Paris und Brüssel
bestehen ( ? ) . Jn Deutschland hat man vor längerer Zeit schon von sach-
verständiger Seite auf den Vortheil unterirdischer Leitungen aufmerk-
sam gemacht. Größere Anlagen wurden jedoch unseres Wissens nicht
ausgeführt; hoffentlich geschieht dies nach dem Krieg.

* Dividenden. Die Gasbeleuchtungs=Gesellschaft in München
zahlt 8 pCt. Dividende.

Gewerbe.

* Erbswurstfabrikation. Ueber diese neue Art von Wurst-
bereitung entnehmen wir der „D. Jndr.=Ztg.“ folgendes: Unter den
eigenthümlichen Schöpfungen, welche der Krieg in Berlin hervorge-
rufen hat, befindet sich auch eine große Wurstfabrik, wie sie in der
Welt wohl nicht zum zweiten Mal besteht, weder in der Leistungs-
fähigkeit, noch in dem eigenthümlichen Fabrikat. Ein Berliner Koch,
Namens Grünberg, hat nämlich eine sogen. Erbswurst erfunden,
und sein Geheimniß dem Kriegsministerium für den Preis von
37,000 Thlrn. verkauft. Richtiger gesagt, ist das Fabrikat nicht so-
wohl eine Erbswurst, sondern ein vollständiges Erbsengericht, in einen
Darm gefüllt, getrocknet und dauerhaft gemacht. Das Geheimniß
besteht in dem Zusatze von Salzen ec., welche verhindern, daß die
„Wurst“ säuert. Der Vortheil einer solchen schon vollständig prä-
parirten Speisequantität wohlschmeckenden Essens liegt auf der Hand.
Es brauchen die Viehheerden dem Heere nicht nachgetrieben zu werden,
man ist also nicht der Gefahr ausgesetzt, daß Seuchen unter dem
Vieh ausbrechen und die vielen tausend Centner Knochen und Häute
bleiben zu Hause und am großen Markt. Die errichtete Wurstfabrik
beschäftigt ein Arbeiterpersonal von nicht weniger als 1200 Personen,
[Spaltenumbruch] von denen 20 Köche an je 2 Kesseln, also an 40 Wurstbrei=Kesseln,
die Masse bereiten, die von 150 Wurstspritzen, von je einem Arbeiter
bedient, in die Därme getrieben wird. Verarbeitet werden täglich
225 Ctr. Speck, 450 Ctr. Erbsmehl, 28 Scheffel Zwiebeln, 32 Säcke
Salz ( à 125 Pfd. ) . Anfangs wurden täglich nur 30,000 Würste
( oder Mittagsportionen ) fertig, und nur die 2. Armee versorgt. Jetzt
hat auch der Kronprinz für die 3. Armee Bestellung gemacht, so daß
täglich 75,000 Stück Würste bereitet werden, verpackt in 600 Kisten
à 100 bis 150 Stück, von 18 Böttchern transportfähig gemacht.
Der Soldat braucht die Wurst ( 1 Pfd. ) nur in seinen Feldkessel
zu legen und das Wasser siedend zu machen, so ist er fertig und
hat genug daran. Die Löhne in der Fabrik, welche viele brodlos
gewordene Frauen eingezogener Landwehrleute beschäftigt, sind reichlich
bemessen. Ein Koch erhält täglich3 1 / 4 Thlr., ein Mann an der
Spritze1 3 / 4 Thlr., ein Fleischschneider1 1 / 2 Thlr., ein gewöhnlicher
Arbeiter und ebenso eine Aufseherin 5 / 6 bis 1 Thlr.; die Gesammt-
ausgaben betragen gegenwärtig täglich 37,000 Thlr. -- Die Fabrik
ist nicht Privatunternehmen, sondern das Kriegsministerium hat sie
selbst übernommen und den Erfinder wie Andere ( Buchhalter ec. ) als
Beamte angestellt. Die Präparirung des Erbsmehles hat die Brauerei
von D'heureuse und Busse übernommen.

* Nähmaschinenfabrikation. Der Jahresbericht der Handels-
und Gewerbekammer zu Dresden sagt darüber: Von Nähmaschinen
wurden in Dresden ca. 11,800 Stück ( 800 Stück mehr als in 1868 )
verfertigt und durch ganz Europa bis nach Australien, Amerika und
Ostindien versendet. Obgleich die Produktion sich steigerte, so sind
doch in Folge der wachsenden inländischen wie nordamerikanischen
Konkurrenz die Preise nicht unwesentlich gesunken, so daß der Ge-
sammtwerth unverändert wie in 1868 zu 270,000 Thlr. angenom-
men werden kann.

* Porzellanfabrikation. Jn der Porzellanfabrik Meißen
wurden

8000Ctr.ThonimWerthevon1560Thlr.
9000Kaolin2400
1200Feldspath1400
80Quarz80
60Kalk und Kreide25
18340Ctr.imWerthevon5465 Thlr.

( 1920 Ctr. Rohstoffe im Werth von 1102 Thlr. mehr als 1868 )
von 351 Arbeitskräften ( 19 mehr ) zu Porzellanwaaren im Faktura-
werthe von 255,000 Thlr. ( 27,000 Thlr. mehr ) verarbeitet. Bei
sehr lebhaftem Absatz nach dem Zollverein, England, Frankreich, Oest-
reich, Rußland, Jtalien und Amerika gelang es, die Lagerbestände aus
früheren Jahren nahezu ganz zu räumen und an sogenannten Ueber-
schußgeldern 87,000 Thlr. ( 32,000 Thlr. mehr ) an die Staatskasse
abzuliefern.

* Gewerbliches aus Ungarn. Die Alt=Ofener Spiritusfabrik
liquidirt, nachdem sie sich 80,000 fl. Passiva erarbeitet hat. Würde
Ungarn sich mehr auf Ausbildung seiner Landwirthschaft werfen, und
seine industrielle Experimente so lange bei Seite lassen, bis es die
nöthige Kultur dazu hat, so würde seine Wirthschaft eine viel ge-
sundere sein.

* Posamentier verlangt. Man schreibt uns aus Edenkoben:
Jn hiesiger Stadt ist kein Posamentier, welcher in Möbelgimpen,
Borden ec. bewandert ist, und würde einem Manne, mit nur einigen
hundert Gulden Vermögen eine Gelegenheit zu einer schönen Existenz
geboten sein.

* Jndustrieschule. Die an Stelle der bisherigen Maschinen-
bauschule in Augsburg zu errichtende Jndustrieschule tritt mit dem
Beginne des Schuljahres 1870/71 ins Leben.

* Steinkohlenbergbau. Zum Zwecke der bergmännischen Aus-
beutung von Kohlengruben im Kreise Oberbayern und dessen Umge-
bung hat sich eine Aktiengesellschaft gebildet mit dem Sitze in Mies-
bach
und einem Grundkapital von 2,450,000 fl., wovon vorläufig
2,100,000 fl. in 6000 Aktien à 350 fl. begeben werden.

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[0004] -- Korrespondenzkarten. Die Korrespondenzkarten, welche jetzt in Deutschland. England und Oestreich angenommen sind, sollen nun auch in Jtalien eingeführt werden. -- Rekommandirte Korrespondenzkarten. Die Postdirektion des Norddeutschen Bundes hat die ____________Rekommandion der Korrespondenzkarten für zulässig erklärt, und an Oestreich das Er- suchen gerichtet, eine gleichartige Behandlung der Korrespondenzkarten eintreten zu lassen. -- Englisch=ostindische Post. Einem längst gehegten Wunsche der deutschen Post= wie Bahnverwaltungen, sowie der deut- schen Handelswelt, soll jetzt durch das General=Postamt in London entsprochen werden. Es ist nämlich von diesem beabsichtigt, die englisch=ostindische Post nunmehr über Deutschland zu leiten. Route: London=Ostende=Herbesthal=Köln=Aschaffenburg=München=Ala=Brindisi. Dieselbe wird von einem britischen Beamten begleitet, am Donnerstag Abends von London abgehen, und am nächsten Sonntag darauf früh 3 Uhr 31 Min. in Ala eintreffen. Die deutsche Strecke wird im Ganzen, nämlich von Herbesthal bis Ala, 39 Stunden in Anspruch nehmen. Sämmtliche konkurrirende Bahnen sind zur genauesten Ein- haltung der Fahrzeit für diese Post angewiesen, und das britische Postamt wird noch insbesondere den Abgang der Post telegraphisch signalisiren. * Eisenbahnwesen. Die Eisenbahn Neumark=Ried=Braunau wird am 15. Oktober dem Verkehr übergeben. -- Zwei Strecken der neuen von Berlin nach Lehrte ge- führten Eisenbahn sollen am 1. November eröffnet werden. -- Der Trautenauer Flügel der Oestreichischen Nordwest- bahn bis Pelsdorf=Hohenelbe wird bis Ende Oktober für den Verkehr eröffnet. Die weitere Strecke bis Packa soll bei Fortbestand der für den Bau günstigen Witterung bis Ende November eröffnet sein. -- Die Strecke Mühlhausen=Leinefelde der Gotha- Leinefelder Eisenbahn ward am 3. Oktober dem öffentlichen Verkehr übergeben. Vorerst werden täglich acht Züge in beiden Richtungen koursiren. -- Die Linie Wien=Laa=Znaim wird am 15. Okt. dem Verkehr übergeben. -- Die Linie Moskau=Smolensk ist jetzt im Betrieb. * Telegraphenwesen. Die ersten größeren unterirdischen Tele- graphenlinien sind, wie sich jetzt herausstellt, in Frankreich gelegt worden, so zwischen Metz und Straßburg und Paris und Tours. Deßgleichen soll eine unterirdische Leitung zwischen Paris und Brüssel bestehen ( ? ) . Jn Deutschland hat man vor längerer Zeit schon von sach- verständiger Seite auf den Vortheil unterirdischer Leitungen aufmerk- sam gemacht. Größere Anlagen wurden jedoch unseres Wissens nicht ausgeführt; hoffentlich geschieht dies nach dem Krieg. * Dividenden. Die Gasbeleuchtungs=Gesellschaft in München zahlt 8 pCt. Dividende. Gewerbe. * Erbswurstfabrikation. Ueber diese neue Art von Wurst- bereitung entnehmen wir der „D. Jndr.=Ztg.“ folgendes: Unter den eigenthümlichen Schöpfungen, welche der Krieg in Berlin hervorge- rufen hat, befindet sich auch eine große Wurstfabrik, wie sie in der Welt wohl nicht zum zweiten Mal besteht, weder in der Leistungs- fähigkeit, noch in dem eigenthümlichen Fabrikat. Ein Berliner Koch, Namens Grünberg, hat nämlich eine sogen. Erbswurst erfunden, und sein Geheimniß dem Kriegsministerium für den Preis von 37,000 Thlrn. verkauft. Richtiger gesagt, ist das Fabrikat nicht so- wohl eine Erbswurst, sondern ein vollständiges Erbsengericht, in einen Darm gefüllt, getrocknet und dauerhaft gemacht. Das Geheimniß besteht in dem Zusatze von Salzen ec., welche verhindern, daß die „Wurst“ säuert. Der Vortheil einer solchen schon vollständig prä- parirten Speisequantität wohlschmeckenden Essens liegt auf der Hand. Es brauchen die Viehheerden dem Heere nicht nachgetrieben zu werden, man ist also nicht der Gefahr ausgesetzt, daß Seuchen unter dem Vieh ausbrechen und die vielen tausend Centner Knochen und Häute bleiben zu Hause und am großen Markt. Die errichtete Wurstfabrik beschäftigt ein Arbeiterpersonal von nicht weniger als 1200 Personen, von denen 20 Köche an je 2 Kesseln, also an 40 Wurstbrei=Kesseln, die Masse bereiten, die von 150 Wurstspritzen, von je einem Arbeiter bedient, in die Därme getrieben wird. Verarbeitet werden täglich 225 Ctr. Speck, 450 Ctr. Erbsmehl, 28 Scheffel Zwiebeln, 32 Säcke Salz ( à 125 Pfd. ) . Anfangs wurden täglich nur 30,000 Würste ( oder Mittagsportionen ) fertig, und nur die 2. Armee versorgt. Jetzt hat auch der Kronprinz für die 3. Armee Bestellung gemacht, so daß täglich 75,000 Stück Würste bereitet werden, verpackt in 600 Kisten à 100 bis 150 Stück, von 18 Böttchern transportfähig gemacht. Der Soldat braucht die Wurst ( 1 Pfd. ) nur in seinen Feldkessel zu legen und das Wasser siedend zu machen, so ist er fertig und hat genug daran. Die Löhne in der Fabrik, welche viele brodlos gewordene Frauen eingezogener Landwehrleute beschäftigt, sind reichlich bemessen. Ein Koch erhält täglich3 1 / 4 Thlr., ein Mann an der Spritze1 3 / 4 Thlr., ein Fleischschneider1 1 / 2 Thlr., ein gewöhnlicher Arbeiter und ebenso eine Aufseherin 5 / 6 bis 1 Thlr.; die Gesammt- ausgaben betragen gegenwärtig täglich 37,000 Thlr. -- Die Fabrik ist nicht Privatunternehmen, sondern das Kriegsministerium hat sie selbst übernommen und den Erfinder wie Andere ( Buchhalter ec. ) als Beamte angestellt. Die Präparirung des Erbsmehles hat die Brauerei von D'heureuse und Busse übernommen. * Nähmaschinenfabrikation. Der Jahresbericht der Handels- und Gewerbekammer zu Dresden sagt darüber: Von Nähmaschinen wurden in Dresden ca. 11,800 Stück ( 800 Stück mehr als in 1868 ) verfertigt und durch ganz Europa bis nach Australien, Amerika und Ostindien versendet. Obgleich die Produktion sich steigerte, so sind doch in Folge der wachsenden inländischen wie nordamerikanischen Konkurrenz die Preise nicht unwesentlich gesunken, so daß der Ge- sammtwerth unverändert wie in 1868 zu 270,000 Thlr. angenom- men werden kann. * Porzellanfabrikation. Jn der Porzellanfabrik Meißen wurden 8000 Ctr. Thon im Werthe von 1560 Thlr. 9000 „ Kaolin „ „ „ 2400 „ 1200 „ Feldspath „ „ „ 1400 „ 80 „ Quarz „ „ „ 80 „ 60 „ Kalk und Kreide „ „ „ 25 „ 18340 Ctr. im Werthe von 5465 Thlr. ( 1920 Ctr. Rohstoffe im Werth von 1102 Thlr. mehr als 1868 ) von 351 Arbeitskräften ( 19 mehr ) zu Porzellanwaaren im Faktura- werthe von 255,000 Thlr. ( 27,000 Thlr. mehr ) verarbeitet. Bei sehr lebhaftem Absatz nach dem Zollverein, England, Frankreich, Oest- reich, Rußland, Jtalien und Amerika gelang es, die Lagerbestände aus früheren Jahren nahezu ganz zu räumen und an sogenannten Ueber- schußgeldern 87,000 Thlr. ( 32,000 Thlr. mehr ) an die Staatskasse abzuliefern. * Gewerbliches aus Ungarn. Die Alt=Ofener Spiritusfabrik liquidirt, nachdem sie sich 80,000 fl. Passiva erarbeitet hat. Würde Ungarn sich mehr auf Ausbildung seiner Landwirthschaft werfen, und seine industrielle Experimente so lange bei Seite lassen, bis es die nöthige Kultur dazu hat, so würde seine Wirthschaft eine viel ge- sundere sein. * Posamentier verlangt. Man schreibt uns aus Edenkoben: Jn hiesiger Stadt ist kein Posamentier, welcher in Möbelgimpen, Borden ec. bewandert ist, und würde einem Manne, mit nur einigen hundert Gulden Vermögen eine Gelegenheit zu einer schönen Existenz geboten sein. * Jndustrieschule. Die an Stelle der bisherigen Maschinen- bauschule in Augsburg zu errichtende Jndustrieschule tritt mit dem Beginne des Schuljahres 1870/71 ins Leben. * Steinkohlenbergbau. Zum Zwecke der bergmännischen Aus- beutung von Kohlengruben im Kreise Oberbayern und dessen Umge- bung hat sich eine Aktiengesellschaft gebildet mit dem Sitze in Mies- bach und einem Grundkapital von 2,450,000 fl., wovon vorläufig 2,100,000 fl. in 6000 Aktien à 350 fl. begeben werden.

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 701. Frankfurt a. M., 8. Oktober 1870, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber0701_1870/4>, abgerufen am 21.11.2024.