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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 5. Rudolstadt, 31. Januar 1848.

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[Spaltenumbruch] gar keine Spur mehr vorhanden. Wir mußten uns deßhalb in
ein Loghaus in einer nahe liegenden, ebenfalls wüsten Farm einst-
weilen einmiethen. Die Kaufbedingungen waren 700 Doll. zahl-
bar in Abschlagszahlungen a 70 Doll. pro Jahr, und Rückgang
des Kaufs, wenn wir den Boden nicht culturfähig fänden.

Kaum waren wir angekommen, so statteten uns die Nach-
barn Besuche ab, oft in ganzen Zügen von Gentlemen und Ladies,
und selten kamen sie mit leeren Händen, sondern brachten den
neuen Ankömmlingen nicht unbedeutende Geschenke an Fleisch, Brod
und Früchten mit. Aber schon in den ersten Tagen mußten wir
hören, daß wir viel zu theuer gekauft, und daß nur ein kleiner
Theil der Farm culturfähig sei. Zu gleicher Zeit wurden uns
Anerbietungen zu Ankäufen wohlfeilerer und besserer Farmen ge-
macht. Jndessen waren wir einmal da und wollten ohne Versuch
unser Unternehmen nicht aufgeben. Auch versicherte der eine
meiner Gefährten, ein würtembergischer Weinbauer, daß er meh-
rere Hügel der Farm ganz trefflich geeignet zum Weinbau fände.
Sogleich wurden Bäume gefällt und behauen und mit thätiger
Mithülfe der freundlichen Nachbarn mehrere Loghäuser errichtet.
Eine Kuh wurde angeschafft, und junge Schweine schenkte uns
ein Nachbar. Ohngefähr 1 / 2 Acre wurde mit Korn, eine andere
hübsche Stelle mit Erbsen besäet, welche letztere wir ( es war frei-
lich schon zu Ende Octobers ) noch als Wintervorrath benutzen zu
können hofften. Beides schoß auch bald sehr üppig empor, aber
die Erbsen legten sich, nachdem sie bereits zur Blüthe gekommen
waren, wahrscheinlich, weil sie ein nächtlicher Frost berührt hatte.
Was aus dem Roggen geworden, habe ich nicht erlebt. Jch
glaube wohl, daß wir am Ende auf dieser Farm, trotz Allem,
was uns dagegen gesagt worden war, unsern Lebensunterhalt
hätten finden können, vorzüglich wenn der Plan des Weinbaues
wäre durchgeführt worden. Aber Mangel und Noth, der ich nicht
wie meine Gefährten durch Betteln ( das immer wunderbar reich-
lichen Ertrag brachte ) zuvorkam, zugleich genauere Aufklärung,
die ich über deren Charakter bekam, furchtbare Drangsale während
des, wenn auch spät eintretenden Winters, und selbst das Zureden
der Nachbarn waren die Ursachen, daß ich im Februar diese Farm
wieder verließ und nach noch einigen vergeblichen Versuchen, mir
in Amerika eine Eristenz zu verschaffen, in dem darauf folgenden
Mai nach Europa zurückkehrte. Viele, unendlich viele Güte ward
mir übrigens während meines Aufenthalts in jener Gegend von
den Nachbarn erwiesen; den größten Dienst leistete mir jedoch mein
edler Nachbar Nicholes, welcher mich mit meinen 2 Kindern
4 ganze Wochen in seinem Hause schirmte und nährte, mich nur
erst nach häufigen Drängen entließ und keinen Cent Entschädigung
annahm.

   

Anmerkung des Herausgebers. Je vielfältigere Ge-
legenheit dem Herausgeber geboten ist, bei der Leitung des "allgem.
Auswanderungs = Bureau" die Winke, Warnungen und Rathschläge,
welche von sachkundigen Männern zu Gunsten unserer auswandernden
Landsleute in diesen Blättern niedergelegt werden, zur praktischen An-
wendung zu bringen; je lebendiger das Streben ihm innewohnt, in
immer vollerem Maße den fortziehenden Brüdern zur Förderung ihres
Unternehmens, zur Gewinnung einer behaglichen Existenz hülfreiche Hand
bieten zu können: um so mehr erachtet er es für heilige Pflicht, mit
sorgfältiger Prüfung dabei zu Werke zu gehen und mit größter Vor-
sicht die Aufmerksamkeit der Rath Suchenden nur auf solche Hinwei-
sungen und Vorschläge zu lenken, welche durch das Fundament über-
zeugender Gründe eine hinreichende Gewähr leisten und Vertrauen sich
erzwingen. Wenn dieß Letztere nicht der Fall ist, so hält es derselbe
für gerathen und der Sache der Auswanderer ersprießlich, die Zweifel
und Bedenken, welche ein solcher Vorschlag erweckt, und welche vielleicht
von Manchem Wanderlustigen bei der Betrachtung der lockenden Licht-
[Spaltenumbruch] seiten einer neugeöffneten Aussicht zur Befriedigung seiner Wünsche
leicht übergangen werden, öffentlich laut werden und, wenn möglich,
erst genügend erledigen zu lassen, bevor man es wagt, die Zukunft
und das Lebensglück, wenn auch nur Einzelner, an die unsichere Aus-
führung eines auf Vermuthungen gestützten Einfalles zu knüpfen.

Unser Hr. Streckfuß ließ in No. 34 d. Bl. an Auswanderer
den Rath ergehen, sich in einem dort näher bezeichneten Districte Mary-
lands anzusiedeln, weil sie hier leichter und schneller erlangen können,
was sie im tiefen Westen nur mit vielen Mühen und Opfern erstrebten.
Es gäbe in dem beschriebenen Landstriche viele verlassene Farmen, deren
durch Tabaksbau ausgesogener Boden in Mißcredit gekommen und der
nun äußerst billig angekauft und durch deutschen Fleiß und geeignete
Behandlung vielleicht wieder dahin gebracht werden könnte, die darauf
gewendete Mühe reichlich zu belohnen.

Jn einer Zeit, wo sich die meisten Auswanderer zur Abreise rüsten
und alle ihre Blicke auf die verschiedenen Gegenden richten, welche die
gewöhnlichen Zielpunkte der Fortziehenden bilden, um sich einen passen-
den Boden zu einer gedeihlichen Ansiedelung auszulesen, konnte es nicht
fehlen, daß auch dieser Vorschlag eines mit der überseeischen Welt be-
kannten Mannes in den Kreis ihrer Berathung gezogen wurde. So ist
dem Auswanderungs = Bureau eine Zuschrift zugekommen, welche die
Mittheilung enthielt, daß eine Gesellschaft Oekonomen in jener Gegend
sich anzusiedeln entschlossen sei und dieserhalb um nähere Aufschlüsse
über die dortigen Verhältnisse ersuchte. Die Details, welche der Verf.
jenes Artikels in der heutigen No als eine Beantwortung mehrerer
an ihn gestellten Fragen der Oeffentlichkeit übergibt, mögen auch jenen
Wißbegierigen zur gewünschten Erläuterung dienen und ihnen Veran-
lassung werden zu einer recht sorgfältigen Erwägung ihres gefaßten
Entschlusses. Es will uns scheinen, als wenn die Verhältnisse, welche
nach den hier angegebenen Bemerkungen in dem angepriesenen Landstriche
herrschen, nicht eben geeignet wären, dem Versuche einer Ansiedelung
das Wort zu reden und eher dazu dienen könnten, Einwanderungslustige
abzuschrecken, als einzuladen. Eine verlassene Farm trägt sicher-
lich die Schuld ihrer Verödung, und früher oder später wird der zweite
Besitzer den wunden Fleck entdecken, welcher seinen Vorgänger vertrieben.

Der Boden, welcher gewiß nicht mit Unrecht allgemein im " übeln
Rufe
" steht, welcher nicht mehr im Stande war, die darauf ver-
wandte Mühe zu lohnen, ist auch für den billigsten Preis noch zu theuer
erkauft und wir begreifen nicht, wie derselbe fleißige Bebauer anlocken
soll, so lange es noch anderwärts weite Flächen des lohnendsten, dank-
barsten Landes gibt, welche der Ansiedler harren.

Das Holz, dieses nothwendige Bedürfniß der Kolonisten, war nie
im Ueberfluß dort zu finden, mag jetzt noch seltener geworden sein und
Holzmangel wäre allein schon hinreichend, manchen Vorzug einer weit
günstigern Landstrecke zu verdunkeln.

Was über das Klima des empfohlenen Landes gesagt ist, ent-
kräftet keinesweges die dieserhalb ausgesprochenen Besorgnisse und die
Sclaverei ist und bleibt ein Schandfleck auch der reizendsten Gegend,
so sehr man sich Mühe geben mag, durch die gelindesten Farben ihn
dem Auge weniger häßlich und widerwärtig darzustellen.

Wenn aber Hr. Streckfuß endlich mit der aufrichtigen Schilderung
des traurigen Ausganges einer von ihm selbst dort versuchten Ansiede-
lung seine Mittheilung schließt, wenn er erzählt, in welcher beklagens-
werthen Lage er mit seinen Leidensgefährten sich befunden, wie diese
in der Verzweiflung zum Bettelstab gegriffen, er selbst aber durch
Mangel und Elend aus dem gelobten Lande getrieben worden ist --
so scheint uns doch wenig Grund vorhanden zu sein, um zu einer Nach-
ahmung eines solchen Unternehmens aufzufordern. Wir möchten daher
nur in den einen Vorschlag des Hrn. Streckfuß mit einstimmen, daß
diejenigen Auswanderungslustigen, welche die bezeichnete Gegend zu
einer Niederlassung sich auserlesen haben, vorher sich selbst davon an
Ort und Stelle die Ueberzeugung verschaffen mögen, ob die dortigen
Verhältnisse die Aussicht auf eine sichere und behagliche Existenz gewähren

[Spaltenumbruch] gar keine Spur mehr vorhanden. Wir mußten uns deßhalb in
ein Loghaus in einer nahe liegenden, ebenfalls wüsten Farm einst-
weilen einmiethen. Die Kaufbedingungen waren 700 Doll. zahl-
bar in Abschlagszahlungen à 70 Doll. pro Jahr, und Rückgang
des Kaufs, wenn wir den Boden nicht culturfähig fänden.

Kaum waren wir angekommen, so statteten uns die Nach-
barn Besuche ab, oft in ganzen Zügen von Gentlemen und Ladies,
und selten kamen sie mit leeren Händen, sondern brachten den
neuen Ankömmlingen nicht unbedeutende Geschenke an Fleisch, Brod
und Früchten mit. Aber schon in den ersten Tagen mußten wir
hören, daß wir viel zu theuer gekauft, und daß nur ein kleiner
Theil der Farm culturfähig sei. Zu gleicher Zeit wurden uns
Anerbietungen zu Ankäufen wohlfeilerer und besserer Farmen ge-
macht. Jndessen waren wir einmal da und wollten ohne Versuch
unser Unternehmen nicht aufgeben. Auch versicherte der eine
meiner Gefährten, ein würtembergischer Weinbauer, daß er meh-
rere Hügel der Farm ganz trefflich geeignet zum Weinbau fände.
Sogleich wurden Bäume gefällt und behauen und mit thätiger
Mithülfe der freundlichen Nachbarn mehrere Loghäuser errichtet.
Eine Kuh wurde angeschafft, und junge Schweine schenkte uns
ein Nachbar. Ohngefähr 1 / 2 Acre wurde mit Korn, eine andere
hübsche Stelle mit Erbsen besäet, welche letztere wir ( es war frei-
lich schon zu Ende Octobers ) noch als Wintervorrath benutzen zu
können hofften. Beides schoß auch bald sehr üppig empor, aber
die Erbsen legten sich, nachdem sie bereits zur Blüthe gekommen
waren, wahrscheinlich, weil sie ein nächtlicher Frost berührt hatte.
Was aus dem Roggen geworden, habe ich nicht erlebt. Jch
glaube wohl, daß wir am Ende auf dieser Farm, trotz Allem,
was uns dagegen gesagt worden war, unsern Lebensunterhalt
hätten finden können, vorzüglich wenn der Plan des Weinbaues
wäre durchgeführt worden. Aber Mangel und Noth, der ich nicht
wie meine Gefährten durch Betteln ( das immer wunderbar reich-
lichen Ertrag brachte ) zuvorkam, zugleich genauere Aufklärung,
die ich über deren Charakter bekam, furchtbare Drangsale während
des, wenn auch spät eintretenden Winters, und selbst das Zureden
der Nachbarn waren die Ursachen, daß ich im Februar diese Farm
wieder verließ und nach noch einigen vergeblichen Versuchen, mir
in Amerika eine Eristenz zu verschaffen, in dem darauf folgenden
Mai nach Europa zurückkehrte. Viele, unendlich viele Güte ward
mir übrigens während meines Aufenthalts in jener Gegend von
den Nachbarn erwiesen; den größten Dienst leistete mir jedoch mein
edler Nachbar Nicholes, welcher mich mit meinen 2 Kindern
4 ganze Wochen in seinem Hause schirmte und nährte, mich nur
erst nach häufigen Drängen entließ und keinen Cent Entschädigung
annahm.

   

Anmerkung des Herausgebers. Je vielfältigere Ge-
legenheit dem Herausgeber geboten ist, bei der Leitung des „allgem.
Auswanderungs = Bureau“ die Winke, Warnungen und Rathschläge,
welche von sachkundigen Männern zu Gunsten unserer auswandernden
Landsleute in diesen Blättern niedergelegt werden, zur praktischen An-
wendung zu bringen; je lebendiger das Streben ihm innewohnt, in
immer vollerem Maße den fortziehenden Brüdern zur Förderung ihres
Unternehmens, zur Gewinnung einer behaglichen Existenz hülfreiche Hand
bieten zu können: um so mehr erachtet er es für heilige Pflicht, mit
sorgfältiger Prüfung dabei zu Werke zu gehen und mit größter Vor-
sicht die Aufmerksamkeit der Rath Suchenden nur auf solche Hinwei-
sungen und Vorschläge zu lenken, welche durch das Fundament über-
zeugender Gründe eine hinreichende Gewähr leisten und Vertrauen sich
erzwingen. Wenn dieß Letztere nicht der Fall ist, so hält es derselbe
für gerathen und der Sache der Auswanderer ersprießlich, die Zweifel
und Bedenken, welche ein solcher Vorschlag erweckt, und welche vielleicht
von Manchem Wanderlustigen bei der Betrachtung der lockenden Licht-
[Spaltenumbruch] seiten einer neugeöffneten Aussicht zur Befriedigung seiner Wünsche
leicht übergangen werden, öffentlich laut werden und, wenn möglich,
erst genügend erledigen zu lassen, bevor man es wagt, die Zukunft
und das Lebensglück, wenn auch nur Einzelner, an die unsichere Aus-
führung eines auf Vermuthungen gestützten Einfalles zu knüpfen.

Unser Hr. Streckfuß ließ in No. 34 d. Bl. an Auswanderer
den Rath ergehen, sich in einem dort näher bezeichneten Districte Mary-
lands anzusiedeln, weil sie hier leichter und schneller erlangen können,
was sie im tiefen Westen nur mit vielen Mühen und Opfern erstrebten.
Es gäbe in dem beschriebenen Landstriche viele verlassene Farmen, deren
durch Tabaksbau ausgesogener Boden in Mißcredit gekommen und der
nun äußerst billig angekauft und durch deutschen Fleiß und geeignete
Behandlung vielleicht wieder dahin gebracht werden könnte, die darauf
gewendete Mühe reichlich zu belohnen.

Jn einer Zeit, wo sich die meisten Auswanderer zur Abreise rüsten
und alle ihre Blicke auf die verschiedenen Gegenden richten, welche die
gewöhnlichen Zielpunkte der Fortziehenden bilden, um sich einen passen-
den Boden zu einer gedeihlichen Ansiedelung auszulesen, konnte es nicht
fehlen, daß auch dieser Vorschlag eines mit der überseeischen Welt be-
kannten Mannes in den Kreis ihrer Berathung gezogen wurde. So ist
dem Auswanderungs = Bureau eine Zuschrift zugekommen, welche die
Mittheilung enthielt, daß eine Gesellschaft Oekonomen in jener Gegend
sich anzusiedeln entschlossen sei und dieserhalb um nähere Aufschlüsse
über die dortigen Verhältnisse ersuchte. Die Details, welche der Verf.
jenes Artikels in der heutigen No als eine Beantwortung mehrerer
an ihn gestellten Fragen der Oeffentlichkeit übergibt, mögen auch jenen
Wißbegierigen zur gewünschten Erläuterung dienen und ihnen Veran-
lassung werden zu einer recht sorgfältigen Erwägung ihres gefaßten
Entschlusses. Es will uns scheinen, als wenn die Verhältnisse, welche
nach den hier angegebenen Bemerkungen in dem angepriesenen Landstriche
herrschen, nicht eben geeignet wären, dem Versuche einer Ansiedelung
das Wort zu reden und eher dazu dienen könnten, Einwanderungslustige
abzuschrecken, als einzuladen. Eine verlassene Farm trägt sicher-
lich die Schuld ihrer Verödung, und früher oder später wird der zweite
Besitzer den wunden Fleck entdecken, welcher seinen Vorgänger vertrieben.

Der Boden, welcher gewiß nicht mit Unrecht allgemein im „ übeln
Rufe
“ steht, welcher nicht mehr im Stande war, die darauf ver-
wandte Mühe zu lohnen, ist auch für den billigsten Preis noch zu theuer
erkauft und wir begreifen nicht, wie derselbe fleißige Bebauer anlocken
soll, so lange es noch anderwärts weite Flächen des lohnendsten, dank-
barsten Landes gibt, welche der Ansiedler harren.

Das Holz, dieses nothwendige Bedürfniß der Kolonisten, war nie
im Ueberfluß dort zu finden, mag jetzt noch seltener geworden sein und
Holzmangel wäre allein schon hinreichend, manchen Vorzug einer weit
günstigern Landstrecke zu verdunkeln.

Was über das Klima des empfohlenen Landes gesagt ist, ent-
kräftet keinesweges die dieserhalb ausgesprochenen Besorgnisse und die
Sclaverei ist und bleibt ein Schandfleck auch der reizendsten Gegend,
so sehr man sich Mühe geben mag, durch die gelindesten Farben ihn
dem Auge weniger häßlich und widerwärtig darzustellen.

Wenn aber Hr. Streckfuß endlich mit der aufrichtigen Schilderung
des traurigen Ausganges einer von ihm selbst dort versuchten Ansiede-
lung seine Mittheilung schließt, wenn er erzählt, in welcher beklagens-
werthen Lage er mit seinen Leidensgefährten sich befunden, wie diese
in der Verzweiflung zum Bettelstab gegriffen, er selbst aber durch
Mangel und Elend aus dem gelobten Lande getrieben worden ist --
so scheint uns doch wenig Grund vorhanden zu sein, um zu einer Nach-
ahmung eines solchen Unternehmens aufzufordern. Wir möchten daher
nur in den einen Vorschlag des Hrn. Streckfuß mit einstimmen, daß
diejenigen Auswanderungslustigen, welche die bezeichnete Gegend zu
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Auch versicherte der eine meiner Gefährten, ein würtembergischer Weinbauer, daß er meh- rere Hügel der Farm ganz trefflich geeignet zum Weinbau fände. Sogleich wurden Bäume gefällt und behauen und mit thätiger Mithülfe der freundlichen Nachbarn mehrere Loghäuser errichtet. Eine Kuh wurde angeschafft, und junge Schweine schenkte uns ein Nachbar. Ohngefähr 1 / 2 Acre wurde mit Korn, eine andere hübsche Stelle mit Erbsen besäet, welche letztere wir ( es war frei- lich schon zu Ende Octobers ) noch als Wintervorrath benutzen zu können hofften. Beides schoß auch bald sehr üppig empor, aber die Erbsen legten sich, nachdem sie bereits zur Blüthe gekommen waren, wahrscheinlich, weil sie ein nächtlicher Frost berührt hatte. Was aus dem Roggen geworden, habe ich nicht erlebt. Jch glaube wohl, daß wir am Ende auf dieser Farm, trotz Allem, was uns dagegen gesagt worden war, unsern Lebensunterhalt hätten finden können, vorzüglich wenn der Plan des Weinbaues wäre durchgeführt worden. Aber Mangel und Noth, der ich nicht wie meine Gefährten durch Betteln ( das immer wunderbar reich- lichen Ertrag brachte ) zuvorkam, zugleich genauere Aufklärung, die ich über deren Charakter bekam, furchtbare Drangsale während des, wenn auch spät eintretenden Winters, und selbst das Zureden der Nachbarn waren die Ursachen, daß ich im Februar diese Farm wieder verließ und nach noch einigen vergeblichen Versuchen, mir in Amerika eine Eristenz zu verschaffen, in dem darauf folgenden Mai nach Europa zurückkehrte. Viele, unendlich viele Güte ward mir übrigens während meines Aufenthalts in jener Gegend von den Nachbarn erwiesen; den größten Dienst leistete mir jedoch mein edler Nachbar Nicholes, welcher mich mit meinen 2 Kindern 4 ganze Wochen in seinem Hause schirmte und nährte, mich nur erst nach häufigen Drängen entließ und keinen Cent Entschädigung annahm. G. F. Streckfuß. Anmerkung des Herausgebers. Je vielfältigere Ge- legenheit dem Herausgeber geboten ist, bei der Leitung des „allgem. Auswanderungs = Bureau“ die Winke, Warnungen und Rathschläge, welche von sachkundigen Männern zu Gunsten unserer auswandernden Landsleute in diesen Blättern niedergelegt werden, zur praktischen An- wendung zu bringen; je lebendiger das Streben ihm innewohnt, in immer vollerem Maße den fortziehenden Brüdern zur Förderung ihres Unternehmens, zur Gewinnung einer behaglichen Existenz hülfreiche Hand bieten zu können: um so mehr erachtet er es für heilige Pflicht, mit sorgfältiger Prüfung dabei zu Werke zu gehen und mit größter Vor- sicht die Aufmerksamkeit der Rath Suchenden nur auf solche Hinwei- sungen und Vorschläge zu lenken, welche durch das Fundament über- zeugender Gründe eine hinreichende Gewähr leisten und Vertrauen sich erzwingen. Wenn dieß Letztere nicht der Fall ist, so hält es derselbe für gerathen und der Sache der Auswanderer ersprießlich, die Zweifel und Bedenken, welche ein solcher Vorschlag erweckt, und welche vielleicht von Manchem Wanderlustigen bei der Betrachtung der lockenden Licht- seiten einer neugeöffneten Aussicht zur Befriedigung seiner Wünsche leicht übergangen werden, öffentlich laut werden und, wenn möglich, erst genügend erledigen zu lassen, bevor man es wagt, die Zukunft und das Lebensglück, wenn auch nur Einzelner, an die unsichere Aus- führung eines auf Vermuthungen gestützten Einfalles zu knüpfen. Unser Hr. Streckfuß ließ in No. 34 d. Bl. an Auswanderer den Rath ergehen, sich in einem dort näher bezeichneten Districte Mary- lands anzusiedeln, weil sie hier leichter und schneller erlangen können, was sie im tiefen Westen nur mit vielen Mühen und Opfern erstrebten. Es gäbe in dem beschriebenen Landstriche viele verlassene Farmen, deren durch Tabaksbau ausgesogener Boden in Mißcredit gekommen und der nun äußerst billig angekauft und durch deutschen Fleiß und geeignete Behandlung vielleicht wieder dahin gebracht werden könnte, die darauf gewendete Mühe reichlich zu belohnen. Jn einer Zeit, wo sich die meisten Auswanderer zur Abreise rüsten und alle ihre Blicke auf die verschiedenen Gegenden richten, welche die gewöhnlichen Zielpunkte der Fortziehenden bilden, um sich einen passen- den Boden zu einer gedeihlichen Ansiedelung auszulesen, konnte es nicht fehlen, daß auch dieser Vorschlag eines mit der überseeischen Welt be- kannten Mannes in den Kreis ihrer Berathung gezogen wurde. So ist dem Auswanderungs = Bureau eine Zuschrift zugekommen, welche die Mittheilung enthielt, daß eine Gesellschaft Oekonomen in jener Gegend sich anzusiedeln entschlossen sei und dieserhalb um nähere Aufschlüsse über die dortigen Verhältnisse ersuchte. Die Details, welche der Verf. jenes Artikels in der heutigen No als eine Beantwortung mehrerer an ihn gestellten Fragen der Oeffentlichkeit übergibt, mögen auch jenen Wißbegierigen zur gewünschten Erläuterung dienen und ihnen Veran- lassung werden zu einer recht sorgfältigen Erwägung ihres gefaßten Entschlusses. Es will uns scheinen, als wenn die Verhältnisse, welche nach den hier angegebenen Bemerkungen in dem angepriesenen Landstriche herrschen, nicht eben geeignet wären, dem Versuche einer Ansiedelung das Wort zu reden und eher dazu dienen könnten, Einwanderungslustige abzuschrecken, als einzuladen. Eine verlassene Farm trägt sicher- lich die Schuld ihrer Verödung, und früher oder später wird der zweite Besitzer den wunden Fleck entdecken, welcher seinen Vorgänger vertrieben. Der Boden, welcher gewiß nicht mit Unrecht allgemein im „ übeln Rufe “ steht, welcher nicht mehr im Stande war, die darauf ver- wandte Mühe zu lohnen, ist auch für den billigsten Preis noch zu theuer erkauft und wir begreifen nicht, wie derselbe fleißige Bebauer anlocken soll, so lange es noch anderwärts weite Flächen des lohnendsten, dank- barsten Landes gibt, welche der Ansiedler harren. Das Holz, dieses nothwendige Bedürfniß der Kolonisten, war nie im Ueberfluß dort zu finden, mag jetzt noch seltener geworden sein und Holzmangel wäre allein schon hinreichend, manchen Vorzug einer weit günstigern Landstrecke zu verdunkeln. Was über das Klima des empfohlenen Landes gesagt ist, ent- kräftet keinesweges die dieserhalb ausgesprochenen Besorgnisse und die Sclaverei ist und bleibt ein Schandfleck auch der reizendsten Gegend, so sehr man sich Mühe geben mag, durch die gelindesten Farben ihn dem Auge weniger häßlich und widerwärtig darzustellen. Wenn aber Hr. Streckfuß endlich mit der aufrichtigen Schilderung des traurigen Ausganges einer von ihm selbst dort versuchten Ansiede- lung seine Mittheilung schließt, wenn er erzählt, in welcher beklagens- werthen Lage er mit seinen Leidensgefährten sich befunden, wie diese in der Verzweiflung zum Bettelstab gegriffen, er selbst aber durch Mangel und Elend aus dem gelobten Lande getrieben worden ist -- so scheint uns doch wenig Grund vorhanden zu sein, um zu einer Nach- ahmung eines solchen Unternehmens aufzufordern. Wir möchten daher nur in den einen Vorschlag des Hrn. Streckfuß mit einstimmen, daß diejenigen Auswanderungslustigen, welche die bezeichnete Gegend zu einer Niederlassung sich auserlesen haben, vorher sich selbst davon an Ort und Stelle die Ueberzeugung verschaffen mögen, ob die dortigen Verhältnisse die Aussicht auf eine sichere und behagliche Existenz gewähren

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 5. Rudolstadt, 31. Januar 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer05_1848/3>, abgerufen am 03.12.2024.