Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 24. Rudolstadt, 16. März 1847.[Spaltenumbruch]
Gesetze und Verordnungen. Koblenz, 25. Febr. Der Oberpräsident der Rheinprovinz Vermischte Nachrichten. Kassel, 23. Febr. Die hiesigen Jntelligenzblätter sind jetzt Antwerpen, 26. Febr. Gestern ist das erste Schiff ( der Freiburg, 27. Febr. Noch zu keiner Zeit war in Baden Berlin, 2. März. Seit einigen Tagen macht im Stillen Darmstadt, 4. März. Die der [unleserliches Material - 9 Zeichen fehlen]geftrigen Versammlung des Eine Gesellschaft auswanderungslustiger junger Männer hält in Briefkasten. Hrn. A. B. in M. Jhr gef. Anerbieten werden wir bei vorkommender Veranlassung Beiträge: "Mittheilungen für Auswanderungslustige, von einem Bremer See- Schriften zur Beurtheilung: "Für Auswanderungslustige," erste Lief. Leipzig,[unleserliches Material] [Spaltenumbruch]
Gesetze und Verordnungen. Koblenz, 25. Febr. Der Oberpräsident der Rheinprovinz Vermischte Nachrichten. Kassel, 23. Febr. Die hiesigen Jntelligenzblätter sind jetzt Antwerpen, 26. Febr. Gestern ist das erste Schiff ( der Freiburg, 27. Febr. Noch zu keiner Zeit war in Baden Berlin, 2. März. Seit einigen Tagen macht im Stillen Darmstadt, 4. März. Die der [unleserliches Material – 9 Zeichen fehlen]geftrigen Versammlung des Eine Gesellschaft auswanderungslustiger junger Männer hält in Briefkasten. Hrn. A. B. in M. Jhr gef. Anerbieten werden wir bei vorkommender Veranlassung Beiträge: „Mittheilungen für Auswanderungslustige, von einem Bremer See- Schriften zur Beurtheilung: „Für Auswanderungslustige,“ erste Lief. Leipzig,[unleserliches Material] <TEI> <text> <body> <div type="jFinancialNews"> <pb facs="#f0007" n="181"/> <cb/> <div type="jFinancialNews"> <head> <hi rendition="#c #fr">Gesetze und Verordnungen.</hi> </head><lb/> <p>Koblenz, 25. <hi rendition="#g">Febr.</hi> Der Oberpräsident der Rheinprovinz<lb/> hat folgende Bekanntmachung erlassen: Nach einer soeben mir zuge-<lb/> kommenen Mittheilung hat die kön. <hi rendition="#g">belgische</hi> Regierung, nach dem<lb/> Vorgange der kön. französischen, die Anordnung getroffen, forthin nur<lb/> solche Auswanderer, welche mit dem nöthigen Reisegelde zur Ueber-<lb/> fahrt nach Amerika versehen sind, über die belgische Grenze zuzu-<lb/> lassen. Die Summe, über deren Besitz die Auswanderer an der Grenze<lb/> sich auszuweisen haben, ist für jede Person über 15 Jahre auf 53<lb/> Thlr. 10 Sgr. und für jede Person mindern Alters auf 40 Thlr.<lb/> festgesetzt worden. Jndem ich diese Bestimmungen hiermit veröffentliche,<lb/> verpflichte ich zugleich die Polizeibehörden der Rheinprovinz, von allen<lb/> Personen, welche über die belgische Grenze nach Amerika auszuwan-<lb/> dern beabsichtigen, vor der Aushändigung der Entlassungs = Urkunde<lb/> und des Reisepasses den Besitz der vorerwähnten Reisemittel, mit Jn-<lb/> begriff der zur Reise bis an die belgische Grenze erforderlichen, sich<lb/> nachweisen zu lassen. </p> </div> </div><lb/> <div type="jAnnouncements"> <div type="jAnnouncements"> <head><hi rendition="#c #fr"><hi rendition="#g">Vermischte Nachrichten</hi></hi>.</head><lb/> <div type="jAn"> <p>Kassel, 23. <hi rendition="#g">Febr.</hi> Die hiesigen Jntelligenzblätter sind jetzt<lb/> mehr als je mit amtlichen Bekanntmachungen von Personen angefüllt,<lb/> die im nächsten Frühjahr über Bremen nach <hi rendition="#g">Nordamerika</hi> aus-<lb/> wandern wollen. 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Der kurhessische Consul <hi rendition="#g">Faber</hi> in Newyork<lb/> hat besonders den neuen Staat Wisconsin als günstig für deutsche<lb/> Einwanderer empfohlen. </p> </div><lb/> <div type="jAn"> <p>Antwerpen, 26. <hi rendition="#g">Febr.</hi> Gestern ist das erste Schiff ( der<lb/> amerikanische Dreimaster „John Parker“ ) mit Auswanderern aus un-<lb/> serem Hafen auf der Rhede vor Anker gegangen, um mit der nächsten<lb/> Ebbe mit 126 Deutschen nach New = Orleans abzusegeln. -- Die<lb/> Verordnung unsrer Regierung in Betreff der auswandernden Proleta-<lb/> rier hat hier das größte Mißfallen erregt; man fürchtet, daß sie den<lb/> Zug der Auswanderer von unserem Hafen sehr wesentlich ablenken werde. </p> </div><lb/> <div type="jAn"> <p>Freiburg, 27. <hi rendition="#g">Febr.</hi> Noch zu keiner Zeit war in <hi rendition="#g">Baden</hi><lb/> der Strom der Auswanderung so sehr angeschwollen, wie gegenwärtig.<lb/> Sobald der Himmel einen warmen Wind schickt, werden Tausende aus<lb/> unserem Lande fortziehen, um sich über dem Meere eine neue Heimat<lb/> zu suchen. 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Ein Haupteinkommen des Vereins ist auf<lb/> Actien zu je <hi rendition="#g">fünf</hi> Gulden gegründet, welche den Jnhabern mit 4<lb/> Procent verzinst werden sollen. Andere Einnahmen entspringen aus<lb/> freiwilligen Beiträgen, Geschenken <abbr>ec.</abbr>, und insbesondere aus den von<lb/> den Auswanderern zu zahlenden Kosten. Bei Verwendung der ihm<lb/> zu Gebot stehenden Geldmittel hat der Verein vorgesehen: 1 ) die<lb/> Salairung des Vorstandes und der Agenten, 2 ) die Ueberfahrtskosten<lb/> der Auswanderer, 3 ) die Kosten der Correspondenz und Druckschriften,<lb/> 4 ) den Ankauf von Ländereien in Nordamerika, zu größeren gemein-<lb/> samen Ansiedelungen bestimmt. Ein Drittheil des Gesellschaftsver-<lb/> mögens soll zu diesem Zwecke verwendet werden. Aus diesen Grund-<lb/> zügen des Entwurfs der Statuten unseres Nationalvereins ersieht man,<lb/> daß derselbe sehr weit aussehende Plane gefaßt hat, die, wenn sie<lb/> auch nur <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="16"/>annäherungsweise gelingen sollen, bedeutender finanzieller<lb/> Mittel bedürfen. Vorläufig ganz abgesehen von dem projectirten An-<lb/> kauf von Länderein in Nordamerika und der Gründung deutscher Nie-<lb/> derlassungen durch Auswanderungsgesellschaften ( ein Unternehmen, wel-<lb/> ches, wie die Erfahrung lehrt, selten gelingt, da dergleichen Gesell-<lb/> schaften sich gewöhnlich veruneinigen, auseinanderlaufen <abbr>ec.</abbr> ) ; so wird<lb/> der Verein gleichwohl durch unmittelbares Eingreifen in den Gang<lb/> und die Leitung der Auswanderung, insofern für die Sicherstellung<lb/> des Privatinteresse der Uebersiedler zu sorgen ist, in ersprießlicher<lb/> Weise wirken können. -- Ein Schneider vom Hunsrücken, der, wegen<lb/> Verleitung zur Auswanderung, vom Zuchtpolizeigerichte in Koblenz zu<lb/> einem Monat Gefängniß verurtheilt worden war und dagegen appellirt<lb/> hatte, ist von dem betr. Spruchcollegium mit noch größerer, aber wohl-<lb/> verdienter Strenge zu <hi rendition="#g">sechs</hi> Monat Gefängniß verurtheilt worden. 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Als Jhr Brief vom 9. ankam, war<lb/> die Anzeige schon gedruckt; wir werden daher den Zusatz durch <hi rendition="#g">Wiederholung</hi> derselben<lb/> in der nächsten Nummer noch berücksichtigen. -- Dem Wunsche des Herrn <hi rendition="#aq">B. v. G</hi>. in<lb/> F. a. M. wird demnächst entsprochen werden. -- Die Passagebedingungen der Elb-<lb/> dampfschifffahrts = Compagnie; die bedeutenden Begünstigungen, welche den <hi rendition="#g">Donnerstags</hi><lb/> und <hi rendition="#g">Sonntags</hi> mit Schleppschiff reisenden Auswanderern zu Theil werden, sind höchst<lb/> erfreulich und die Direction verdient für solche Liberalität rühmlichste Anerkennung. Nur<lb/> eine Frage haben wir noch zu wiederholen: ob nämlich die Perionen=Annahme unbeschränkt<lb/><gap reason="illegible" unit="chars" quantity="3"/>fei, so daß auch starke Züge jederzeit mit nächster Fahrt, ohne vorherige briefliche Anmeldung<lb/> befördert werden können? -- Hrn. <hi rendition="#aq">C. P</hi>. in <hi rendition="#aq">M</hi>. Unser Beischluß nach B. an Sie war ein<lb/> reines Versehen, wegen dessen wir um Entschuldigung bitten; übrigens haben uns Jhre<lb/> wohlwollenden Gesinnungen sehr angenehm überrascht. </p> </div><lb/> <div n="2"> <p>Beiträge: „Mittheilungen für Auswanderungslustige, von einem Bremer See-<lb/> fahrer;“ durch E<gap reason="illegible"/>. in B. Diese Gegenskizze zur „Warnung für Auswanderungslustige“ in<lb/> Nr. 20. unserer Zeitung gereicht dem Hrn. Verf. zu großer Ehre und wird für alle geneigte<lb/> Leser höchst anziehend sein. Auch die freundlichst in Aussicht gestellten anderweiten Spenden<lb/> des Hrn. Einsenders heißen wir im Voraus willkommen. -- „Correspondenz aus Weinheim,<lb/> v. G. M.“ Gruß und Dank! -- „Die Aussichten gebildeter deutscher Auswanderer in Nord-<lb/> Amerika, von C. K.“ Diesen und ähnlichen Artikeln aus Jhrer geübten Feder werden unsere<lb/> Spalten stets mit Vergnügen offen stehen. Unser von Jhnen gemißbilligtes früheres Ver-<lb/> halten ist von anderer Seite gerade im entgegengesetzten Sinne angefochten und dabei der<lb/> Antrag gestellt worden, daß die von der Sache zu Persönlichkeiten abschweifende Polemik<lb/> künftig in diesen Blättern noch mehr eingeschränkt werden möchte. </p> </div><lb/> <div n="2"> <p>Schriften zur Beurtheilung: „Für Auswanderungslustige,“ erste Lief. Leipzig,<gap reason="illegible"/><lb/> Exped. des Herold; „Nachrichten für Auswanderer,“ Eisleben, G. Reichardt; „Colonie<lb/> oder Auswanderung,“ Danzig, Gerhard.</p> <space dim="horizontal"/> <byline>Die Red.</byline> </div> </div><lb/> <cb type="end"/><lb/> </body> </text> </TEI> [181/0007]
Gesetze und Verordnungen.
Koblenz, 25. Febr. Der Oberpräsident der Rheinprovinz
hat folgende Bekanntmachung erlassen: Nach einer soeben mir zuge-
kommenen Mittheilung hat die kön. belgische Regierung, nach dem
Vorgange der kön. französischen, die Anordnung getroffen, forthin nur
solche Auswanderer, welche mit dem nöthigen Reisegelde zur Ueber-
fahrt nach Amerika versehen sind, über die belgische Grenze zuzu-
lassen. Die Summe, über deren Besitz die Auswanderer an der Grenze
sich auszuweisen haben, ist für jede Person über 15 Jahre auf 53
Thlr. 10 Sgr. und für jede Person mindern Alters auf 40 Thlr.
festgesetzt worden. Jndem ich diese Bestimmungen hiermit veröffentliche,
verpflichte ich zugleich die Polizeibehörden der Rheinprovinz, von allen
Personen, welche über die belgische Grenze nach Amerika auszuwan-
dern beabsichtigen, vor der Aushändigung der Entlassungs = Urkunde
und des Reisepasses den Besitz der vorerwähnten Reisemittel, mit Jn-
begriff der zur Reise bis an die belgische Grenze erforderlichen, sich
nachweisen zu lassen.
Vermischte Nachrichten.
Kassel, 23. Febr. Die hiesigen Jntelligenzblätter sind jetzt
mehr als je mit amtlichen Bekanntmachungen von Personen angefüllt,
die im nächsten Frühjahr über Bremen nach Nordamerika aus-
wandern wollen. Jn dem eine Stunde von hier entfernten Dorfe
Oberkaufungen steigt allein die Zahl der Einwohner, die zu diesem
Ende ihre Grundstücke veräußert haben, auf 85. Aus dem nämlichen
Orte hatten sich im vorigen Jahre gegen 60 kleine Grundeigenthümer
und verschiedene Handwerker in der Gegend der rasch aufblühenden
Stadt Buffalo im Staate New = York niedergelassen und in den Briefen
an ihre Angehörigen und Freunde in der Heimath ihre Verhältnisse
als sehr glücklich geschildert. Aus der Umgegend von Kassel treten
in einigen Wochen wieder einige hundert Personen die Reise nach den
Vereinigten Staaten an. Der kurhessische Consul Faber in Newyork
hat besonders den neuen Staat Wisconsin als günstig für deutsche
Einwanderer empfohlen.
Antwerpen, 26. Febr. Gestern ist das erste Schiff ( der
amerikanische Dreimaster „John Parker“ ) mit Auswanderern aus un-
serem Hafen auf der Rhede vor Anker gegangen, um mit der nächsten
Ebbe mit 126 Deutschen nach New = Orleans abzusegeln. -- Die
Verordnung unsrer Regierung in Betreff der auswandernden Proleta-
rier hat hier das größte Mißfallen erregt; man fürchtet, daß sie den
Zug der Auswanderer von unserem Hafen sehr wesentlich ablenken werde.
Freiburg, 27. Febr. Noch zu keiner Zeit war in Baden
der Strom der Auswanderung so sehr angeschwollen, wie gegenwärtig.
Sobald der Himmel einen warmen Wind schickt, werden Tausende aus
unserem Lande fortziehen, um sich über dem Meere eine neue Heimat
zu suchen. Alle für obrigkeitliche Ankündigungen bestimmten Blätter
sind angefüllt mit Schulden = Liquidationen zum Behufe der Auswan-
derungen.
Berlin, 2. März. Seit einigen Tagen macht im Stillen
ein großer Bogen in Steindruckschrift durch verschiedene Kreise die
Runde, der den Plan enthält, große Niederlassungen in den Staaten
Corrientes, Paraguay und Uruguay zu gründen. Eine bis
jetzt anonyme Gesellschaft unter dem Namen „ Uruguay and Parana
junction Company “ will es unter dem Schutze der dortigen Regie-
rungen unternehmen, den Parana und Uruguay durch Canäle zu ver-
binden, und an Orten, wo dieser bisher unfahrbar war, schiffbar
zu machen, für welches den anwohnenden Staaten so wohlthätige Un-
ternehmen ihr umfassende Rechte und weite Länderstrecken als Eigen-
thum eingeräumt werden sollen. Der Plan scheint klug, ausführbar
und aussichtsvoll, wenn auch der Mangel deutscher Kriegsschiffe sich
abermals recht fühlbar dabei machen würde. -- Zwischen Preußen
und den Vereinigten Staaten von Nordamerika ist ein Vertrag
zu gegenseitiger Auslieferung der Verbrecher abgeschlossen worden.
Darmstadt, 4. März. Die der _________geftrigen Versammlung des
hiesigen Nationalvereins für deutsche Auswanderung im Entwurfe vor-
gelegten Statuten wurden satz = und paragraphenweise angenommen,
durch zwei wesentliche und zweckmäßige, durch Oppositionen hervor-
gerufene Paragraphen bereichert, und der höchsten Staatsbehörde Behufs
Confirmation vorgelegt. Ein Haupteinkommen des Vereins ist auf
Actien zu je fünf Gulden gegründet, welche den Jnhabern mit 4
Procent verzinst werden sollen. Andere Einnahmen entspringen aus
freiwilligen Beiträgen, Geschenken ec., und insbesondere aus den von
den Auswanderern zu zahlenden Kosten. Bei Verwendung der ihm
zu Gebot stehenden Geldmittel hat der Verein vorgesehen: 1 ) die
Salairung des Vorstandes und der Agenten, 2 ) die Ueberfahrtskosten
der Auswanderer, 3 ) die Kosten der Correspondenz und Druckschriften,
4 ) den Ankauf von Ländereien in Nordamerika, zu größeren gemein-
samen Ansiedelungen bestimmt. Ein Drittheil des Gesellschaftsver-
mögens soll zu diesem Zwecke verwendet werden. Aus diesen Grund-
zügen des Entwurfs der Statuten unseres Nationalvereins ersieht man,
daß derselbe sehr weit aussehende Plane gefaßt hat, die, wenn sie
auch nur ________________annäherungsweise gelingen sollen, bedeutender finanzieller
Mittel bedürfen. Vorläufig ganz abgesehen von dem projectirten An-
kauf von Länderein in Nordamerika und der Gründung deutscher Nie-
derlassungen durch Auswanderungsgesellschaften ( ein Unternehmen, wel-
ches, wie die Erfahrung lehrt, selten gelingt, da dergleichen Gesell-
schaften sich gewöhnlich veruneinigen, auseinanderlaufen ec. ) ; so wird
der Verein gleichwohl durch unmittelbares Eingreifen in den Gang
und die Leitung der Auswanderung, insofern für die Sicherstellung
des Privatinteresse der Uebersiedler zu sorgen ist, in ersprießlicher
Weise wirken können. -- Ein Schneider vom Hunsrücken, der, wegen
Verleitung zur Auswanderung, vom Zuchtpolizeigerichte in Koblenz zu
einem Monat Gefängniß verurtheilt worden war und dagegen appellirt
hatte, ist von dem betr. Spruchcollegium mit noch größerer, aber wohl-
verdienter Strenge zu sechs Monat Gefängniß verurtheilt worden. Ein
warnendes Beispiel für jene Menschen, welche sich aus „ Seelenverkäufe-
reien “ ein Geschäft machen, indem sie zur Auswanderung unberufen
antreiben und die durch sie dafür Gestimmten an wirkliche Auswande-
rungsagenten um die Summe von 4-5 Thl. für den Kopf verkaufen.
( Corresp. )
Eine Gesellschaft auswanderungslustiger junger Männer hält in
Elbing Zusammenkünfte in einem öffentlichen Locale, um sich über
eine Auswanderung nach Amerika zu besprechen.
Briefkasten.
Hrn. A. B. in M. Jhr gef. Anerbieten werden wir bei vorkommender Veranlassung
dankbar benutzen und Jhrem Auftrage bestens genügen. Als Jhr Brief vom 9. ankam, war
die Anzeige schon gedruckt; wir werden daher den Zusatz durch Wiederholung derselben
in der nächsten Nummer noch berücksichtigen. -- Dem Wunsche des Herrn B. v. G. in
F. a. M. wird demnächst entsprochen werden. -- Die Passagebedingungen der Elb-
dampfschifffahrts = Compagnie; die bedeutenden Begünstigungen, welche den Donnerstags
und Sonntags mit Schleppschiff reisenden Auswanderern zu Theil werden, sind höchst
erfreulich und die Direction verdient für solche Liberalität rühmlichste Anerkennung. Nur
eine Frage haben wir noch zu wiederholen: ob nämlich die Perionen=Annahme unbeschränkt
___fei, so daß auch starke Züge jederzeit mit nächster Fahrt, ohne vorherige briefliche Anmeldung
befördert werden können? -- Hrn. C. P. in M. Unser Beischluß nach B. an Sie war ein
reines Versehen, wegen dessen wir um Entschuldigung bitten; übrigens haben uns Jhre
wohlwollenden Gesinnungen sehr angenehm überrascht.
Beiträge: „Mittheilungen für Auswanderungslustige, von einem Bremer See-
fahrer;“ durch E_ . in B. Diese Gegenskizze zur „Warnung für Auswanderungslustige“ in
Nr. 20. unserer Zeitung gereicht dem Hrn. Verf. zu großer Ehre und wird für alle geneigte
Leser höchst anziehend sein. Auch die freundlichst in Aussicht gestellten anderweiten Spenden
des Hrn. Einsenders heißen wir im Voraus willkommen. -- „Correspondenz aus Weinheim,
v. G. M.“ Gruß und Dank! -- „Die Aussichten gebildeter deutscher Auswanderer in Nord-
Amerika, von C. K.“ Diesen und ähnlichen Artikeln aus Jhrer geübten Feder werden unsere
Spalten stets mit Vergnügen offen stehen. Unser von Jhnen gemißbilligtes früheres Ver-
halten ist von anderer Seite gerade im entgegengesetzten Sinne angefochten und dabei der
Antrag gestellt worden, daß die von der Sache zu Persönlichkeiten abschweifende Polemik
künftig in diesen Blättern noch mehr eingeschränkt werden möchte.
Schriften zur Beurtheilung: „Für Auswanderungslustige,“ erste Lief. Leipzig,_
Exped. des Herold; „Nachrichten für Auswanderer,“ Eisleben, G. Reichardt; „Colonie
oder Auswanderung,“ Danzig, Gerhard.
Die Red.
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Peter Fankhauser:
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