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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 26. Rudolstadt, 30. März 1847.

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Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.

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Organ
für
Kunde aus deutschen Ansiedlungen,
für Rath und That
zu Gunsten der fortziehenden Brüder,
sowie für
Oeffentlichkeit in Auswanderungs-
sachen überhaupt.
Erstes Semester.

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Mit
statistischen Uebersichten, Karten
und Plänen,

sowie mit einem
Jntelligenzblatte
für Bekanntmachungen von
Behörden u. Privaten.
( Mich. 1846 bis Ostern 1847. )

[Ende Spaltensatz]

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Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen
Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Tarischen
Postanstalten 1 1 / 6 Rl. == 2 fl 6 Xr.

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Nro 26.
Dienstag, 30. März 1847.
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[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]
Ueber
den sogenannten Seelenverkanf.

Jn den Statuten des "Darmstädter National = Vereins" ist
unter andern die erfreuliche Absicht ausgesprochen, daß der Ver-
ein nicht bloß die Verpflichtung übernehmen werde, den Auswan-
derern als treuer und aufrichtiger Rathgeber zur Seite zu stehen,
sondern der Hauptzweck seines Bestrebens darauf hinausgehen
müsse, die Länder anzuzeigen und anzurathen, in welchem der
Auswanderer die gewisseste Aussicht zu seinem künftigen Glücke,
mit den verhältnißmäßig geringsten Opfern, zu erwarten habe;
in Ländern, wo Sicherheit und Gesundheit des Klima's dem
Einwanderer die ersten beschwerlichen Arbeiten seiner Niederlassung
befördern und wo die guten Zwecke des Vereins durch die dort
bestehenden Regierungen unterstützt werden.

Wir haben also nun die gerechteste Hoffnung, daß die Klagen
über Seelenverkauf und Sclavenhandel bald aufhören werden,
obgleich diese leeren Worte auf keiner richtigen Beurtheilung der
bisherigen Verhältnisse beruhen, weil man nichts mit der Seele,
aber vieles mit dem Beutel der Auswandernden zu thun haben
wollte; weiße Sclaven gibt es nicht, weil alle Auswanderer bei
ihrer Ankunft in überseeischen Ländern frei waren und frei blieben,
auch nur aus eigenem Antriebe oder aus Noth diese oder jene
Beschäftigung zu ergreifen gezwungen waren; alle diese Verhält-
nisse konnten aber den hiesigen Agenten oder Schiffsmäklern keinen
Vortheil oder Nachtheil bringen und waren ihnen völlig gleich-
gültig. Anstatt also von Seelenverkäuferei und weißen Sclaven-
handel zu sprechen, hätte man richtiger von der Geldprellerei
sprechen sollen, die leider schon seit vielen Jahren in manchen
Städten am Rhein, unter dem Aushängeschild von Agenturen,
tolerirt und gesetzmäßig betrieben wird. Als nun diese Herren
ihr Monopol durch Fremde beeinträchtigt und ihren Verdienst da-
durch geschmälert glaubten, brachten sie alle Triebfedern in Be-
wegung und verschrieen die Fremden, die die Sache vielleicht für
geringere Preise unternommen hätten. Der beste Beweis dieser
Behauptung ist, daß wir am Rhein dergleichen Geschäfts - Bu-
reaur haben, die noch im vorigen Jahre 40 -- 50,000 Gulden,
nach Abzug aller Kosten, reinen Gewinn übrig hatten; die Schiffs-
rheder und Correspondenten in Amerika werden wahrscheinlich
[Spaltenumbruch] auch nicht umsonst arbeiten wollen, und es läßt sich demnach be-
urtheilen, wie viel dem Auswanderer übrig bleibt, um allen diesen
Anforderungen Genüge zu leisten. Wie oft ist es schon vorge-
kommen, daß Auswanderer, mit Contracten der dortigen Agenten,
den Rhein oder Main herunter gekommen sind und man ihnen
hier sagte: "Ja, lieben Leute, die Frachten sind, durch den gro-
ßen Andrang der Auswanderer, seit ein Paar Tagen in die Höhe
gegangen und ihr müßt, wenn ihr nicht warten wollt, noch so
viel Gulden oder Thaler nachzahlen." Vor noch nicht sehr langer
Zeit wurden auch nebenbei Ländereien in den Verein. Staaten
ganz wohlfeil verkauft; die Hälfte des Preises wurde gleich ent-
richtet, die andere Hälfte bei der Ankunft in Amerika; die Länder
waren wohl da, aber in welcher Gegend, in welcher Entfernung
von den Landungsplätzen, von allem menschlichen Verkehr!!

Der neue Verein wird nun wohl diesen bisher bestandenen
Mißbräuchen abhelfen, wenn er die Einsicht und Kraft hat, das
Uebel an der Wurzel ausrotten zu wollen, und dadurch die Er-
wartungen rechtfertigt, die ganz Deutschland sich von seiner Wirk-
samkeit verspricht. Ob der Auswanderer während der Reise ein
wenig bessere oder schlechtere Nahrung erhält, ist keine Hauptsache
und hat auf seine Zukunft keinen Einfluß; es leben in diesem
Augenblick vielleicht tausende von Familien in Europa von schlechten
Kartoffeln und die Anforderungen der Auswanderer sind in dieser
Hinsicht gewiß leicht zu befriedigen; man beschäftigt aber oft die
Aufmerksamkeit des Publikums durch Nebendinge, um die Haupt-
sachen in Vergessenheit zu bringen.

   
Warnung vor Südcarolina
als Einwanderungsziel.

   Charleston, Anfangs Januar.

Den Deutschen, welche in der neuen Welt eine neue Heimath
suchen wollen, ist durchaus nicht zu rathen, hierher zu reisen; denn
das Klima sowohl als die Beschaffenheit des Landes sagt keinem
Deutschen zu. Selbst die Eingebornen bleiben nicht gänzlich von
den Einflüssen der Witterung in den Wintermonaten befreit und

Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.

[Beginn Spaltensatz]
Organ
für
Kunde aus deutschen Ansiedlungen,
für Rath und That
zu Gunsten der fortziehenden Brüder,
sowie für
Oeffentlichkeit in Auswanderungs-
sachen überhaupt.
Erstes Semester.

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[Spaltenumbruch]
Mit
statistischen Uebersichten, Karten
und Plänen,

sowie mit einem
Jntelligenzblatte
für Bekanntmachungen von
Behörden u. Privaten.
( Mich. 1846 bis Ostern 1847. )

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]
Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen
Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Tarischen
Postanstalten 1 1 / 6 Rl. == 2 fl 6 Xr.

[Spaltenumbruch]
Nro 26.
Dienstag, 30. März 1847.
[Spaltenumbruch]
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]
Ueber
den sogenannten Seelenverkanf.

Jn den Statuten des „Darmstädter National = Vereins“ ist
unter andern die erfreuliche Absicht ausgesprochen, daß der Ver-
ein nicht bloß die Verpflichtung übernehmen werde, den Auswan-
derern als treuer und aufrichtiger Rathgeber zur Seite zu stehen,
sondern der Hauptzweck seines Bestrebens darauf hinausgehen
müsse, die Länder anzuzeigen und anzurathen, in welchem der
Auswanderer die gewisseste Aussicht zu seinem künftigen Glücke,
mit den verhältnißmäßig geringsten Opfern, zu erwarten habe;
in Ländern, wo Sicherheit und Gesundheit des Klima's dem
Einwanderer die ersten beschwerlichen Arbeiten seiner Niederlassung
befördern und wo die guten Zwecke des Vereins durch die dort
bestehenden Regierungen unterstützt werden.

Wir haben also nun die gerechteste Hoffnung, daß die Klagen
über Seelenverkauf und Sclavenhandel bald aufhören werden,
obgleich diese leeren Worte auf keiner richtigen Beurtheilung der
bisherigen Verhältnisse beruhen, weil man nichts mit der Seele,
aber vieles mit dem Beutel der Auswandernden zu thun haben
wollte; weiße Sclaven gibt es nicht, weil alle Auswanderer bei
ihrer Ankunft in überseeischen Ländern frei waren und frei blieben,
auch nur aus eigenem Antriebe oder aus Noth diese oder jene
Beschäftigung zu ergreifen gezwungen waren; alle diese Verhält-
nisse konnten aber den hiesigen Agenten oder Schiffsmäklern keinen
Vortheil oder Nachtheil bringen und waren ihnen völlig gleich-
gültig. Anstatt also von Seelenverkäuferei und weißen Sclaven-
handel zu sprechen, hätte man richtiger von der Geldprellerei
sprechen sollen, die leider schon seit vielen Jahren in manchen
Städten am Rhein, unter dem Aushängeschild von Agenturen,
tolerirt und gesetzmäßig betrieben wird. Als nun diese Herren
ihr Monopol durch Fremde beeinträchtigt und ihren Verdienst da-
durch geschmälert glaubten, brachten sie alle Triebfedern in Be-
wegung und verschrieen die Fremden, die die Sache vielleicht für
geringere Preise unternommen hätten. Der beste Beweis dieser
Behauptung ist, daß wir am Rhein dergleichen Geschäfts - Bu-
reaur haben, die noch im vorigen Jahre 40 -- 50,000 Gulden,
nach Abzug aller Kosten, reinen Gewinn übrig hatten; die Schiffs-
rheder und Correspondenten in Amerika werden wahrscheinlich
[Spaltenumbruch] auch nicht umsonst arbeiten wollen, und es läßt sich demnach be-
urtheilen, wie viel dem Auswanderer übrig bleibt, um allen diesen
Anforderungen Genüge zu leisten. Wie oft ist es schon vorge-
kommen, daß Auswanderer, mit Contracten der dortigen Agenten,
den Rhein oder Main herunter gekommen sind und man ihnen
hier sagte: „Ja, lieben Leute, die Frachten sind, durch den gro-
ßen Andrang der Auswanderer, seit ein Paar Tagen in die Höhe
gegangen und ihr müßt, wenn ihr nicht warten wollt, noch so
viel Gulden oder Thaler nachzahlen.“ Vor noch nicht sehr langer
Zeit wurden auch nebenbei Ländereien in den Verein. Staaten
ganz wohlfeil verkauft; die Hälfte des Preises wurde gleich ent-
richtet, die andere Hälfte bei der Ankunft in Amerika; die Länder
waren wohl da, aber in welcher Gegend, in welcher Entfernung
von den Landungsplätzen, von allem menschlichen Verkehr!!

Der neue Verein wird nun wohl diesen bisher bestandenen
Mißbräuchen abhelfen, wenn er die Einsicht und Kraft hat, das
Uebel an der Wurzel ausrotten zu wollen, und dadurch die Er-
wartungen rechtfertigt, die ganz Deutschland sich von seiner Wirk-
samkeit verspricht. Ob der Auswanderer während der Reise ein
wenig bessere oder schlechtere Nahrung erhält, ist keine Hauptsache
und hat auf seine Zukunft keinen Einfluß; es leben in diesem
Augenblick vielleicht tausende von Familien in Europa von schlechten
Kartoffeln und die Anforderungen der Auswanderer sind in dieser
Hinsicht gewiß leicht zu befriedigen; man beschäftigt aber oft die
Aufmerksamkeit des Publikums durch Nebendinge, um die Haupt-
sachen in Vergessenheit zu bringen.

   
Warnung vor Südcarolina
als Einwanderungsziel.

   Charleston, Anfangs Januar.

Den Deutschen, welche in der neuen Welt eine neue Heimath
suchen wollen, ist durchaus nicht zu rathen, hierher zu reisen; denn
das Klima sowohl als die Beschaffenheit des Landes sagt keinem
Deutschen zu. Selbst die Eingebornen bleiben nicht gänzlich von
den Einflüssen der Witterung in den Wintermonaten befreit und

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 26. Rudolstadt, 30. März 1847, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer26_1847/1>, abgerufen am 18.04.2024.