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Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 20. Bremen, 9. März 1852.

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Die Auswanderer=Zeitung
erscheint wöchentlich zweimal.
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nehmen alle löbl. Buchhandlungen
und Postämter entgegen; für
Bremen: die Expedition
Pelzerstraste N ° 9.
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Deutsche Auswanderer=Zeitung.


Nro 20.     Bremen, 9. März    1852.

Allen nach Newyork, Neworleans, Baltimore, Philadelphia und St. Louis Auswandernden wird der unentgeldlich
ertheilte zuverlässige Rath der Agenten der "deutschen Gesellschaften" anempfohlen; dagegen wird vor Privatagenten dringend gewarnt.



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Jnhalt:

Die Kolonie Süd=Australien. ( Schluß. ) - Eine neue Verordnung über
Passagierbeförderung in Bremen. - Die "deutsche Gesellschaft" in Newyork. -
Beiträge der Schweizer Regierungen zur Unterstützung von Schweizern in New-
york. - Eine neue Auswandererzeitung. - Auswanderung über Bremen. -
Reise auf dem St. Juanflusse. ( Forts. ) - Schiffsnachrichten. - Anzeigen.


Die Kolonie Süd-Australien.
( Schluß aus Nr. 17. )

Außer den im vorigen Artikel genannten Handwerkern und kräf-
tigen, an die sauerste Arbeit gewöhnten Landleuten kann noch eine dritte
Klasse dort ihr Glück - nicht machen, aber ansehnlich vergrößern, nämlich
Kapitalisten, von denen freilich nur Wenige eine behagliche, durch die
geistigen und geselligen Genüsse der deutschen Civilisation geschmückte
Existenz der raschen Vergrößerung ihres Reichthums zum Opfer bringen
werden. Wer nemlich, berichtet Herr Reimer, mit einem in Deutschland
verhältnißmäßig unbedeutenden Vermögen von 1000 bis 2000 £ ( 6000 bis
12,000 Ld'or. ) sich dort niederläßt, der kann, indem er sein Geld zu
dem hohen Zinsfuße von 15 bis 20 Procent bei vollkommener Sicher-
heit
anlegt, nicht nur sorgenfrei leben, sondern auch auf ein stetes und
schnelles Wachsen seines Kapitals mit Sicherheit rechnen, zumal wenn er,
mit den dortigen Verhältnissen vertraut, sich auf Speculationen einlassen
will, wie sie dem Kapitalisten fast jeden Tag ohne Gefahr sich bieten.
Jnwiefern freilich die neu entdeckten Goldschätze von "Neu=Süd=Wales"
und "Port Philipp" hierin eine Aenderung hervorbringen, eine Masse von
baarem Gelde ins Land schleudern und den Zinsfuß herabdrücken werden,
darüber vermögen wir noch Nichts Sicheres mitzutheilen, das mag aber
Einer wohl überlegen, ehe er auf die obigen Mittheilungen hin mit seinem
Gelde dort auf neuen Fang auszugehen sich entschließt.

Bis so weit haben wir nur die materielle Lage der dorthin ein-
wandernden Deutschen in's Auge gefaßt; ein sehr wichtiger und enge
damit verbundener Punkt ist aber ihre sociale und politische Stellung.
Persönlich genießen die Deutschen dort allgemein des Rufes, fleißige Ar-
beiter und gute Haushälter zu sein. Sobald sie daher nur einigermaßen
Englisch verstehen, werden sie von manchem Engländer seinen eigenen
Landsleuten und namentlich den Jrländern als Dienstboten, als Arbeiter
u. s. w. vorgezogen. Diesen Unterschied zwischen den Deutschen und Eng-
ländern, welche letztere den Gewinn mehrerer Monate alsbald in kurzer
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nen, bestätigt ein englischer Schriftsteller, Francis Dutton, in seiner
Schrift über Süd=Australien. Untereinander herrscht aber dort unter den
Deutschen, wie leider so vielerwärts in der Fremde und in der Heimath,
ein geringes Zusammenhalten, eine geringe Einigkeit.
Gemeinschaftliche Mittelpunkte für sie, die sich bilden möchten, oder mit
großer Mühe, wie der deutsche Schulverein, der deutsche Einwande-
rungsverein
gebildet haben, werden von Vielen verlacht und verläumdet
und wohl gar aus dem Grunde bekämpft, weil sie bei den Englän-
dern Anstoß erregen könnten!
Nicht besser ergeht es der s. g.
[Spaltenumbruch] " Deutschen Kompagnie, " deren Zweck ist, Ländereien anzukaufen und
an Deutsche zu billigen Bedingungen zu verpachten, und der in Adelaide
gegründeten deutschen Zeitung. Daß unter solchen Verhältnissen das
natürliche Bestreben der Engländer, sich als alleiniges politisches Ele-
ment in Süd=Australien unter der neuen Konstitution geltend zu machen,
vom vollkommensten Erfolge gekrönt wird, ist kein Wunder. Unter
den sämmtlichen gut besoldeten Beamten der Kolonie, ist kein einziger
Deutscher!
Doch nicht bloß der aller deutschen Auswanderung anhaf-
tende Fluch der Zersplitterung, der Unterwerfung unter ein fremdes Ele-
ment ist es allein, was auch dem Deutschen in Süd=Australien im Wege
steht. Man darf dabei nicht vergessen, daß das deutsche Element eben nur
ein Siebentel der sämmtlichen Einwanderung beträgt, und daher auch
höchstens nur ein Siebentel politischer Berechtigung in Anspruch nehmen
dürfte. Die Hälfte des Erlöses aus dem verkauften Regierungsland wird
dazu verwandt s. g. freie Emigranten als Arbeiter nach der Kolonie
zu schaffen, so daß also die Käufer von Land in dem Preise desselben zu
gleicher Zeit die Herbeischaffung von Arbeitskräften bezahlen. Diese
" freien " Emigranten sind aber sämmtlich Engländer, und wenn
auch nicht Sträflinge, was verboten ist, so doch der Ausschuß von Arm-
seligkeit aus dem Mutterlande. Auch dieses System steht dem Empor-
kommen der Deutschen dort im Wege und liefert ein niedrigstehendes,
zweideutiges Element zu der dortigen Bevölkerung.

Wir haben diese politischen Verhältnisse schon deßhalb mit hervorge-
hoben, weil uns wohl der Wahn begegnet ist, Süd=Australien sei oder
könne leicht ein "zweites Deutschland" werden, wie man das mit einem
banalen, unrichtigen Ausdrucke zu bezeichnen pflegt. Ein "zweites Deutsch-
land " findet der Deutsche nirgends; aber auch die Hoffnung eine politisch
überwiegende Bedeutung dort zu erlangen oder dem Mutterlande zu einer
solchen dort zu verhelfen, werden die Meisten, die die Triftigkeit des
englischen Charakters kennen, nach dem Obigen als eine Jllusion ansehen.
Das inzwischen soll und kann nach unserm Dafürhalten nicht als ein
Grund gegen die Auswanderung nach Süd=Australien für den gelten,
den die anderweitigen geschilderten Uebelstände nicht davon abschrecken.
Denn, Hand auf's Herz, wo ist das Land, in welchem mit Sicherheit, in
welchem nur mit Wahrscheinlichkeit das Erblühen einer unabhängigen,
politisch=selbstständigen
deutschen Kolonie zu erwarten steht?

Wer also nach Süd=Australien zu gehen Lust hat, für den fügen wir
noch einige Rathschläge dem Berichte des Herrn Reimer gemäß hinzu.
Mancher Auswandernde glaubt seinen Ueberschuß an Geld am Besten durch
Ankauf von Waaren, die sich zum Wiederverkauf eignen, verwerthen zu
können. So gut, wie in einem früher veröffentlichten Briefe aus Mil-
waukie
im Staate Wisconsin für jenes Land hiervon auf's Entschiedenste
abgerathen wurde, ebenso wenig ist dies für die nach Süd=Australien
Uebersiedelnden zweckmäßig. Wer Geld überflüssig hat, nehme es baar
oder in sichern Wechseln mit, allein nur englisches Geld, da an allen
andern Münzsorten 25 Procent und mehr noch verloren wird. Ferner
[Ende Spaltensatz]

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ertheilte zuverlässige Rath der Agenten der „deutschen Gesellschaften“ anempfohlen; dagegen wird vor Privatagenten dringend gewarnt.



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Passagierbeförderung in Bremen. – Die „deutsche Gesellschaft“ in Newyork. –
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york. – Eine neue Auswandererzeitung. – Auswanderung über Bremen. –
Reise auf dem St. Juanflusse. ( Forts. ) – Schiffsnachrichten. – Anzeigen.


Die Kolonie Süd-Australien.
( Schluß aus Nr. 17. )

Außer den im vorigen Artikel genannten Handwerkern und kräf-
tigen, an die sauerste Arbeit gewöhnten Landleuten kann noch eine dritte
Klasse dort ihr Glück – nicht machen, aber ansehnlich vergrößern, nämlich
Kapitalisten, von denen freilich nur Wenige eine behagliche, durch die
geistigen und geselligen Genüsse der deutschen Civilisation geschmückte
Existenz der raschen Vergrößerung ihres Reichthums zum Opfer bringen
werden. Wer nemlich, berichtet Herr Reimer, mit einem in Deutschland
verhältnißmäßig unbedeutenden Vermögen von 1000 bis 2000 £ ( 6000 bis
12,000 Ld'or. ) sich dort niederläßt, der kann, indem er sein Geld zu
dem hohen Zinsfuße von 15 bis 20 Procent bei vollkommener Sicher-
heit
anlegt, nicht nur sorgenfrei leben, sondern auch auf ein stetes und
schnelles Wachsen seines Kapitals mit Sicherheit rechnen, zumal wenn er,
mit den dortigen Verhältnissen vertraut, sich auf Speculationen einlassen
will, wie sie dem Kapitalisten fast jeden Tag ohne Gefahr sich bieten.
Jnwiefern freilich die neu entdeckten Goldschätze von „Neu=Süd=Wales“
und „Port Philipp“ hierin eine Aenderung hervorbringen, eine Masse von
baarem Gelde ins Land schleudern und den Zinsfuß herabdrücken werden,
darüber vermögen wir noch Nichts Sicheres mitzutheilen, das mag aber
Einer wohl überlegen, ehe er auf die obigen Mittheilungen hin mit seinem
Gelde dort auf neuen Fang auszugehen sich entschließt.

Bis so weit haben wir nur die materielle Lage der dorthin ein-
wandernden Deutschen in's Auge gefaßt; ein sehr wichtiger und enge
damit verbundener Punkt ist aber ihre sociale und politische Stellung.
Persönlich genießen die Deutschen dort allgemein des Rufes, fleißige Ar-
beiter und gute Haushälter zu sein. Sobald sie daher nur einigermaßen
Englisch verstehen, werden sie von manchem Engländer seinen eigenen
Landsleuten und namentlich den Jrländern als Dienstboten, als Arbeiter
u. s. w. vorgezogen. Diesen Unterschied zwischen den Deutschen und Eng-
ländern, welche letztere den Gewinn mehrerer Monate alsbald in kurzer
Zeit wieder durchzubringen pflegen und entsetzlich der Trunksucht fröh-
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Schrift über Süd=Australien. Untereinander herrscht aber dort unter den
Deutschen, wie leider so vielerwärts in der Fremde und in der Heimath,
ein geringes Zusammenhalten, eine geringe Einigkeit.
Gemeinschaftliche Mittelpunkte für sie, die sich bilden möchten, oder mit
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gebildet haben, werden von Vielen verlacht und verläumdet
und wohl gar aus dem Grunde bekämpft, weil sie bei den Englän-
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Nicht besser ergeht es der s. g.
[Spaltenumbruch]Deutschen Kompagnie, “ deren Zweck ist, Ländereien anzukaufen und
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natürliche Bestreben der Engländer, sich als alleiniges politisches Ele-
ment in Süd=Australien unter der neuen Konstitution geltend zu machen,
vom vollkommensten Erfolge gekrönt wird, ist kein Wunder. Unter
den sämmtlichen gut besoldeten Beamten der Kolonie, ist kein einziger
Deutscher!
Doch nicht bloß der aller deutschen Auswanderung anhaf-
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ment ist es allein, was auch dem Deutschen in Süd=Australien im Wege
steht. Man darf dabei nicht vergessen, daß das deutsche Element eben nur
ein Siebentel der sämmtlichen Einwanderung beträgt, und daher auch
höchstens nur ein Siebentel politischer Berechtigung in Anspruch nehmen
dürfte. Die Hälfte des Erlöses aus dem verkauften Regierungsland wird
dazu verwandt s. g. freie Emigranten als Arbeiter nach der Kolonie
zu schaffen, so daß also die Käufer von Land in dem Preise desselben zu
gleicher Zeit die Herbeischaffung von Arbeitskräften bezahlen. Diese
freien “ Emigranten sind aber sämmtlich Engländer, und wenn
auch nicht Sträflinge, was verboten ist, so doch der Ausschuß von Arm-
seligkeit aus dem Mutterlande. Auch dieses System steht dem Empor-
kommen der Deutschen dort im Wege und liefert ein niedrigstehendes,
zweideutiges Element zu der dortigen Bevölkerung.

Wir haben diese politischen Verhältnisse schon deßhalb mit hervorge-
hoben, weil uns wohl der Wahn begegnet ist, Süd=Australien sei oder
könne leicht ein „zweites Deutschland“ werden, wie man das mit einem
banalen, unrichtigen Ausdrucke zu bezeichnen pflegt. Ein „zweites Deutsch-
land “ findet der Deutsche nirgends; aber auch die Hoffnung eine politisch
überwiegende Bedeutung dort zu erlangen oder dem Mutterlande zu einer
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englischen Charakters kennen, nach dem Obigen als eine Jllusion ansehen.
Das inzwischen soll und kann nach unserm Dafürhalten nicht als ein
Grund gegen die Auswanderung nach Süd=Australien für den gelten,
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Denn, Hand auf's Herz, wo ist das Land, in welchem mit Sicherheit, in
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politisch=selbstständigen
deutschen Kolonie zu erwarten steht?

Wer also nach Süd=Australien zu gehen Lust hat, für den fügen wir
noch einige Rathschläge dem Berichte des Herrn Reimer gemäß hinzu.
Mancher Auswandernde glaubt seinen Ueberschuß an Geld am Besten durch
Ankauf von Waaren, die sich zum Wiederverkauf eignen, verwerthen zu
können. So gut, wie in einem früher veröffentlichten Briefe aus Mil-
waukie
im Staate Wisconsin für jenes Land hiervon auf's Entschiedenste
abgerathen wurde, ebenso wenig ist dies für die nach Süd=Australien
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( Schluß. ) – Eine neue Verordnung über Passagierbeförderung in Bremen. – Die „deutsche Gesellschaft“ in Newyork. – Beiträge der Schweizer Regierungen zur Unterstützung von Schweizern in New- york. – Eine neue Auswandererzeitung. – Auswanderung über Bremen. – Reise auf dem St. Juanflusse. ( Forts. ) – Schiffsnachrichten. – Anzeigen. Die Kolonie Süd-Australien. ( Schluß aus Nr. 17. ) Außer den im vorigen Artikel genannten Handwerkern und kräf- tigen, an die sauerste Arbeit gewöhnten Landleuten kann noch eine dritte Klasse dort ihr Glück – nicht machen, aber ansehnlich vergrößern, nämlich Kapitalisten, von denen freilich nur Wenige eine behagliche, durch die geistigen und geselligen Genüsse der deutschen Civilisation geschmückte Existenz der raschen Vergrößerung ihres Reichthums zum Opfer bringen werden. Wer nemlich, berichtet Herr Reimer, mit einem in Deutschland verhältnißmäßig unbedeutenden Vermögen von 1000 bis 2000 £ ( 6000 bis 12,000 Ld'or. ) sich dort niederläßt, der kann, indem er sein Geld zu dem hohen Zinsfuße von 15 bis 20 Procent bei vollkommener Sicher- heit anlegt, nicht nur sorgenfrei leben, sondern auch auf ein stetes und schnelles Wachsen seines Kapitals mit Sicherheit rechnen, zumal wenn er, mit den dortigen Verhältnissen vertraut, sich auf Speculationen einlassen will, wie sie dem Kapitalisten fast jeden Tag ohne Gefahr sich bieten. Jnwiefern freilich die neu entdeckten Goldschätze von „Neu=Süd=Wales“ und „Port Philipp“ hierin eine Aenderung hervorbringen, eine Masse von baarem Gelde ins Land schleudern und den Zinsfuß herabdrücken werden, darüber vermögen wir noch Nichts Sicheres mitzutheilen, das mag aber Einer wohl überlegen, ehe er auf die obigen Mittheilungen hin mit seinem Gelde dort auf neuen Fang auszugehen sich entschließt. Bis so weit haben wir nur die materielle Lage der dorthin ein- wandernden Deutschen in's Auge gefaßt; ein sehr wichtiger und enge damit verbundener Punkt ist aber ihre sociale und politische Stellung. Persönlich genießen die Deutschen dort allgemein des Rufes, fleißige Ar- beiter und gute Haushälter zu sein. Sobald sie daher nur einigermaßen Englisch verstehen, werden sie von manchem Engländer seinen eigenen Landsleuten und namentlich den Jrländern als Dienstboten, als Arbeiter u. s. w. vorgezogen. Diesen Unterschied zwischen den Deutschen und Eng- ländern, welche letztere den Gewinn mehrerer Monate alsbald in kurzer Zeit wieder durchzubringen pflegen und entsetzlich der Trunksucht fröh- nen, bestätigt ein englischer Schriftsteller, Francis Dutton, in seiner Schrift über Süd=Australien. Untereinander herrscht aber dort unter den Deutschen, wie leider so vielerwärts in der Fremde und in der Heimath, ein geringes Zusammenhalten, eine geringe Einigkeit. Gemeinschaftliche Mittelpunkte für sie, die sich bilden möchten, oder mit großer Mühe, wie der deutsche Schulverein, der deutsche Einwande- rungsverein gebildet haben, werden von Vielen verlacht und verläumdet und wohl gar aus dem Grunde bekämpft, weil sie bei den Englän- dern Anstoß erregen könnten! Nicht besser ergeht es der s. g. „ Deutschen Kompagnie, “ deren Zweck ist, Ländereien anzukaufen und an Deutsche zu billigen Bedingungen zu verpachten, und der in Adelaide gegründeten deutschen Zeitung. Daß unter solchen Verhältnissen das natürliche Bestreben der Engländer, sich als alleiniges politisches Ele- ment in Süd=Australien unter der neuen Konstitution geltend zu machen, vom vollkommensten Erfolge gekrönt wird, ist kein Wunder. Unter den sämmtlichen gut besoldeten Beamten der Kolonie, ist kein einziger Deutscher! Doch nicht bloß der aller deutschen Auswanderung anhaf- tende Fluch der Zersplitterung, der Unterwerfung unter ein fremdes Ele- ment ist es allein, was auch dem Deutschen in Süd=Australien im Wege steht. Man darf dabei nicht vergessen, daß das deutsche Element eben nur ein Siebentel der sämmtlichen Einwanderung beträgt, und daher auch höchstens nur ein Siebentel politischer Berechtigung in Anspruch nehmen dürfte. Die Hälfte des Erlöses aus dem verkauften Regierungsland wird dazu verwandt s. g. freie Emigranten als Arbeiter nach der Kolonie zu schaffen, so daß also die Käufer von Land in dem Preise desselben zu gleicher Zeit die Herbeischaffung von Arbeitskräften bezahlen. Diese „ freien “ Emigranten sind aber sämmtlich Engländer, und wenn auch nicht Sträflinge, was verboten ist, so doch der Ausschuß von Arm- seligkeit aus dem Mutterlande. Auch dieses System steht dem Empor- kommen der Deutschen dort im Wege und liefert ein niedrigstehendes, zweideutiges Element zu der dortigen Bevölkerung. Wir haben diese politischen Verhältnisse schon deßhalb mit hervorge- hoben, weil uns wohl der Wahn begegnet ist, Süd=Australien sei oder könne leicht ein „zweites Deutschland“ werden, wie man das mit einem banalen, unrichtigen Ausdrucke zu bezeichnen pflegt. Ein „zweites Deutsch- land “ findet der Deutsche nirgends; aber auch die Hoffnung eine politisch überwiegende Bedeutung dort zu erlangen oder dem Mutterlande zu einer solchen dort zu verhelfen, werden die Meisten, die die Triftigkeit des englischen Charakters kennen, nach dem Obigen als eine Jllusion ansehen. Das inzwischen soll und kann nach unserm Dafürhalten nicht als ein Grund gegen die Auswanderung nach Süd=Australien für den gelten, den die anderweitigen geschilderten Uebelstände nicht davon abschrecken. Denn, Hand auf's Herz, wo ist das Land, in welchem mit Sicherheit, in welchem nur mit Wahrscheinlichkeit das Erblühen einer unabhängigen, politisch=selbstständigen deutschen Kolonie zu erwarten steht? Wer also nach Süd=Australien zu gehen Lust hat, für den fügen wir noch einige Rathschläge dem Berichte des Herrn Reimer gemäß hinzu. Mancher Auswandernde glaubt seinen Ueberschuß an Geld am Besten durch Ankauf von Waaren, die sich zum Wiederverkauf eignen, verwerthen zu können. So gut, wie in einem früher veröffentlichten Briefe aus Mil- waukie im Staate Wisconsin für jenes Land hiervon auf's Entschiedenste abgerathen wurde, ebenso wenig ist dies für die nach Süd=Australien Uebersiedelnden zweckmäßig. Wer Geld überflüssig hat, nehme es baar oder in sichern Wechseln mit, allein nur englisches Geld, da an allen andern Münzsorten 25 Procent und mehr noch verloren wird. Ferner

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Zitationshilfe: Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 20. Bremen, 9. März 1852, S. [77]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswandererzeitung020_1852/1>, abgerufen am 21.11.2024.