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Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 37. Bremen, 7. Mai 1852.

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[Beginn Spaltensatz] demselben Blatte zu antworten, Unsinn! Kein Mensch erwartet Das!
Niemand gesteht aber auch einer solchen Presse irgendwie Einfluß zu, und
das Bestehen und wackere Fortarbeiten der deutschen Gesellschaft ist der
beste Beleg von dem Gewicht, welches die maßlosen Schimpfreden, die
gegen sie aufgewendet wurden, gehabt haben. Wie wir hören, wird
übrigens jetzt in Baiern ganz so gegen die deutsche Gesell-
schaft gearbeitet, wie früher in Württemberg, hoffent-
lich mit gleichem Erfolg!

Unser Jahresbericht kann, da wir das neue Lokal darin anführen
wollten, erst nächsten Mittwoch ( 21. April ) fertig und ausgegeben werden.

Jm März haben wir keinen Monatsbericht veröffentlicht.



Monats-Bericht
des Agenten der deutschen Gesellschaft in Newyork an den
Verwaltungsrath

für den Zeitraum vom 1. Februar bis 1. April 1852.

Die deutsche Einwanderung betrug im verflossenen Monat Februar
1378, welche in 30 Schiffen hier landeten, und im Monat März 3836
in 59 Schiffen.

Specifikation.
Monat Februar.

    Von Havre     in 5 Schiffen 370 Einwanderer.
    "     Antwerpen     " 2     "     352     "
    "     Bremen     " 3     "     288     "
    "     Rotterdam     " 2     "     154     "
    "     Hamburg     " 2     "     83     "
    "     Liverpool     " 10     "     82     "
    "     London     " 2     "     30     "
    "     südlichen Häfen     " 4     "     19     "
    --------------------
    Total 30 Schiffe 1378 Einwanderer.

Monat März.

    Von Havre     in 11 Schiffen 2304 Einwanderer.
    "     London     " 12     "     582     "
    "     Liverpool     " 27     "     385     "
    "     Antwerpen     " 2     "     243     "
    "     Bremen     " 2     "     170     "
    "     Rotterdam     " 1     "     141     "
    "     Glasgow     " 1     "     1     "
    "     südlichen Häfen     " 3     "     10     "
    --------------------
    Total 59 Schiffe 3836 Einwanderer.

Bis jetzt ist die Einwanderung in diesem Jahre durch keine in den
früheren Jahren übertroffen, wie nachstehende Uebersicht ergiebt:

JmFebruar1851kamen950.JmMärz1851kamen877.
""1850"288.""1850"290.
""1849"1318.""1849"744.
""1848"442.""1848"203.
""1847"475.""1847"472.

Seit dem 1. Januar d. J. bis Ende März sind bereits 8640 Deutsche
hier gelandet, eine Anzahl, welche die bisher bekannte, stärkste Einwande-
derung der früheren Jahre während desselben Zeitraums um mehr wie das
Doppelte übersteigt, ja fast das Dreifache beträgt. Allen Berichten und
Nachrichten zufolge wird für die nächste Zeit die Einwanderung wenigstens
in demselben Verhältnisse zunehmen. Jn Köln am Rhein sollen innerhalb
weniger Tage 20,000 deutsche Auswanderer passirt sein, welche zum
größten Theile sich über Antwerpen wandten, da dem Vernehmen nach die
meisten Schiffe in Havre durch frühere Bestellungen besetzt waren. Von
Bremen und Havre hört man dieselben Nachrichten, daß es an Schiffen
fehlt, um die dort ankommenden Auswanderer befördern zu können*).
[Spaltenumbruch] Nach diesen Nachrichten zu urtheilen wird die deutsche Einwanderung am
Ende des Jahres nicht weit unter 100,000 betragen.

Wenn sich der Monat Februar auszeichnete durch die vielen ganz
mittellosen Einwanderer, so zeigte sich unter den Ankömmlingen im März
der größte Theil als wohlhabend, die sich zur Weiterreise gehörig vorbe-
reitet hatten. Sehr Wenige sprachen vor, welche nicht einen bestimmten
Plan gefaßt, wozu sie sich schon früher durch Berichte von hier ansässigen
Verwandten und Freunden hatten bestimmen lassen.

Für Diejenigen, welche kein bestimmtes Handwerk verstanden, sondern
blos auf gewöhnliche Handarbeit angewiesen waren, fand sich in jüngster
Zeit viel Gelegenheit zu Beschäftigung, wenn auch nicht hier in der Stadt,
doch in geringer Entfernung, wofür die Reise nur wenige Schillinge kostet.

Jm Februar wurden hier nur 295 bestimmte Stellen angemeldet,
dagegen im Monat März schon 405, wovon die meisten in der letzten
Hälfte. Neben Farmern und Gärtnern wurden von den Handwerkern am
meisten Schreiner gesucht; auch mehrere Familien, welche im letzten Winter
Unterstützung in Anspruch nahmen, erhielten angemessene Stellen bei Farmern
auf dem Lande. Die Arbeiten uuf den Brickyards haben bereits begonnen;
desgleichen können mehrere hundert Mann in Rondout und Umgegend
bestimmte Beschäftigung finden, so daß es für die nächste Zeit für einzelne
arbeitsfähige Männer nicht an Arbeit fehlen wird.

Jn Betreff der Passage in's Jnnere war nur die Reise über Pittsburg
regelmäßig eröffnet, da die regelmäßige Schifffahrt auf dem Eriesee noch
nicht eröffnet ist. Die Fahrpreise nach Pittsburg per Amboy und Camden
und per Pennsylvanien Centraleisenbahn kostet gegenwärtig $ 5. 25 c. Die
Reise nach Buffalo über Albany und von da per Eisenbahn kostet $ 4. 50 c.,
von hier ganz per Eisenbahn dagegen 5 $. Die Reise nach Dunkirk
per Newyork und Erieeisenbahn kostet bisher noch 5 $. Die Preise nach
Buffalo werden aller Wahrscheinlichkeit nach binnen Kurzem noch geringer
werden. Die Preise für weiter in's Jnnere stehen noch nicht fest, werden
jedoch die vorjährigen Preise nicht übersteigen, vielmehr niedriger werden.

Briefauszüge.

    Valdivia, 11. Febr. 1852.

Von Hamburg sind in diesem Sommer wieder einige Schiffe mit
Passagieren hier angekommen, so daß die Zahl der Deutschen hier immer-
mehr zunimmt und das Land sich dadurch mehr und mehr hebt; allen bis
jetzt gekommenen Deutschen, soweit sie der arbeitenden Classe angehören
und zum Arbeiten wirklich Lust haben, geht es gut und wären dieselben
wohl schwerlich anderswo in derselben Zeit weitergekommen. - Die Re-
gierung ist auch sehr geneigt, Alles Mögliche für die Einwanderung zu
thun, und unterstützt und begünstigt die Ankommenden, wo sie kann. Die-
selbe hätte noch mehr gethan, wenn die im September ausgebrochene
Revolution sie nicht genöthigt hätte, ihre ganze Aufmerksamkeit einst-
weilen darauf zu verwenden und in möglichst kurzer Zeit die Ruhe wieder
herzustellen, was ihr ja auch seit circa 1 Monat gelungen ist. Jch bemerke
noch ausdrücklich, daß die Schiffe hier beinahe gar keine Unkosten haben,
d. h. wenn sie nur Einwanderer und deren Effekten bringen,
in diesem Falle haben sie nur 1 $ Ankergeld und 2 $ für den Hafen-
capitain zu bezahlen. Haben sie Ladung, dann müssen sie allerdings
das Tonnengeld, welches 2 R. per Tonne beträgt, bezahlen, welches aber,
falls sie von hier nach Vaparaiso gehen, dort natürlich dann wegfällt.
Der Aufenthalt des Schiffes beträgt hier gewöhnlich 3 Tage, höchstens
5 Tage; ich schreibe Jhnen dieses, damit Sie sehen, daß es wohl convenirt,
ein Schiff, welches nach Valparaiso, oder einem andern Hafen der Küste
bestimmt ist und vielleicht zur Completirung seiner Ladung längere Zeit
zu warten hätte, wegen einer kleinen Anzahl von 15 oder 20 Passagieren
hier anlaufen zu lassen.

Der Einwanderung von sogenannten " anständigen " Leuten, d. h.
von solchen, die ein paar tausend Thaler Geld haben und an mancherlei
Bequemlichkeiten gewöhnt sind, auch selten selbst mit anfassen und arbeiten
wollen, ist durchaus abzurathen; solche Leute finden hier eine Menge
Unbequemlichkeiten, Entbehrungen, Schwierigkeiten, so daß sie muthlos werden
und nur dazu dienen, Anderen auch den Muth zu nehmen; für den
Handwerkerstand ist aber auch noch nicht die Zeit;
wir haben
schon mehr davon als nöthig, auch gehen die Leute gewöhnlich mit in jeder
Hinsicht so lächerlichen Prätensionen und Hoffnungen von dort, daß sie
sich durch und durch getäuscht finden müssen; für hier paßt nur eine
Classe Leute und das sind die Landleute d. h. nicht der studirte Oekonom,
auch keine Gutsbesitzer, Gutsverwalter u. dergl., sondern der ganz ein-
fache Bauer,
der in Deutschland gewohnt war, von Morgens früh bis
Abends spät zu arbeiten, und Luxus und Bequemlichkeiten der Städte
nicht kennt; ein solcher Mann wird hier, nachdem er die ersten 2 bis 3
Jahre tüchtig gearbeitet hat, ein weit angenehmeres und sorgenfreieres
Leben führen können, als dort. Die Regierung scheint sich hier jetzt auch
für die Sache auf eine vernünftige Weise interessiren zu wollen und statt
der früheren unglücklichen Jdee, die Leute nach dem Jnnern zu schleppen,
( wohin die Communikation sehr schwierig und kostspielig, ) jetzt den Ent-
[Ende Spaltensatz]

zubeuten suchen, führen wir schließlich an, daß um die Zeit, als hier in aller-
tiefster Ruhe
eine einseitige Verfassungsänderung sich vollendete, Auswanderer
in Köln, die in Bremen sich einschiffen wollten, von der Reise hierher abgelenkt
wurden, - weil hier Alles in voller Empörung sei!     D. Red.
*) Was Bremen betrifft, über das uns ein sicheres Urtheil zusteht, so
müssen wir bedauern, daß solche Nachrichten, durch den zu eigennützigen Zwecken
von der Concurrenz ausgebeuteten Umstand des plötzlichen Steigens der Fahr-
preise im Monat März hervorgerufen und mit böswilligen Entstellungen und
Vergrößerungen weiter verbreitet, auch in den vorliegenden Bericht ihren Weg
gefunden haben. Thatsache ist, daß sämmtliche hier eingetroffenen Auswanderer,
deren Zahl größer war, als in irgend einem der vorhergehenden Jahre, richtig
befördert sind, daß die seit dem 1. Mai eingetroffenen am 7. d. M. befördert
werden, und daß die Expedienten noch bis zum letzten Augenblicke vor dem letzten
Expeditionstage neue Anmeldungen angenommen haben. Es folgt hieraus, daß
der angeführte Mangel an Schiffen eine Fabel ist und daß die gegenwärtig ein-
treffenden Auswanderer auf regelmäßige Beförderung rechnen können. Zur weitern
Bestätigung dieser Sachlage fügen wir hinzu, daß die Fahrpreise gegen die im
Monat März bereits um einige Thaler heruntergegangen sind. Wenn sie noch
immer ziemlich hoch sind ( d. h. circa 36 Thlr. inclusive Beköstigung ) , so ist das in
dem gegenwärtigen Monate nichts Außergewöhnliches, sondern in allen Ein-
schiffungshäfen als Regel zu betrachten, da diese Jahreszeit von allen nach New-
york, Baltimore Gehenden als die beste Reisezeit angesehen wird. Wie es mit
den Schiffsgelegenheiten für die Mitte des Monats steht, lehrt ein Blick auf die
in Ladung liegenden Schiffe ( vergl. Nr. 36. ) . Der plötzliche und unerwartete
Andrang im März hatte in der That eine augenblickliche Bestürzung unter den
Geschäftsleuten hervorgerufen, indem sie, um die im Jnlande von ihren Agenten
abgeschlossenen Verträge einzuhalten, genöthigt waren, mit bedeutendem Verluste
für sich selbst, weitere Schiffe zu chartern. Nachdem diese Zeit glücklich und mit
Ehren überstanden war, kehrte Alles in das gewohnte Geleise zurück. Zum Beweise
aber, wie Uebelwollen und Brodneid auch die entferntest liegenden Umstände aus-

[Beginn Spaltensatz] demselben Blatte zu antworten, Unsinn! Kein Mensch erwartet Das!
Niemand gesteht aber auch einer solchen Presse irgendwie Einfluß zu, und
das Bestehen und wackere Fortarbeiten der deutschen Gesellschaft ist der
beste Beleg von dem Gewicht, welches die maßlosen Schimpfreden, die
gegen sie aufgewendet wurden, gehabt haben. Wie wir hören, wird
übrigens jetzt in Baiern ganz so gegen die deutsche Gesell-
schaft gearbeitet, wie früher in Württemberg, hoffent-
lich mit gleichem Erfolg!

Unser Jahresbericht kann, da wir das neue Lokal darin anführen
wollten, erst nächsten Mittwoch ( 21. April ) fertig und ausgegeben werden.

Jm März haben wir keinen Monatsbericht veröffentlicht.



Monats-Bericht
des Agenten der deutschen Gesellschaft in Newyork an den
Verwaltungsrath

für den Zeitraum vom 1. Februar bis 1. April 1852.

Die deutsche Einwanderung betrug im verflossenen Monat Februar
1378, welche in 30 Schiffen hier landeten, und im Monat März 3836
in 59 Schiffen.

Specifikation.
Monat Februar.

    Von Havre     in 5 Schiffen 370 Einwanderer.
    „     Antwerpen     „ 2     „     352     „
    „     Bremen     „ 3     „     288     „
    „     Rotterdam     „ 2     „     154     „
    „     Hamburg     „ 2     „     83     „
    „     Liverpool     „ 10     „     82     „
    „     London     „ 2     „     30     „
    „     südlichen Häfen     „ 4     „     19     „
    ––––––––––––––––––––
    Total 30 Schiffe 1378 Einwanderer.

Monat März.

    Von Havre     in 11 Schiffen 2304 Einwanderer.
    „     London     „ 12     „     582     „
    „     Liverpool     „ 27     „     385     „
    „     Antwerpen     „ 2     „     243     „
    „     Bremen     „ 2     „     170     „
    „     Rotterdam     „ 1     „     141     „
    „     Glasgow     „ 1     „     1     „
    „     südlichen Häfen     „ 3     „     10     „
    ––––––––––––––––––––
    Total 59 Schiffe 3836 Einwanderer.

Bis jetzt ist die Einwanderung in diesem Jahre durch keine in den
früheren Jahren übertroffen, wie nachstehende Uebersicht ergiebt:

JmFebruar1851kamen950.JmMärz1851kamen877.
1850288.1850290.
18491318.1849744.
1848442.1848203.
1847475.1847472.

Seit dem 1. Januar d. J. bis Ende März sind bereits 8640 Deutsche
hier gelandet, eine Anzahl, welche die bisher bekannte, stärkste Einwande-
derung der früheren Jahre während desselben Zeitraums um mehr wie das
Doppelte übersteigt, ja fast das Dreifache beträgt. Allen Berichten und
Nachrichten zufolge wird für die nächste Zeit die Einwanderung wenigstens
in demselben Verhältnisse zunehmen. Jn Köln am Rhein sollen innerhalb
weniger Tage 20,000 deutsche Auswanderer passirt sein, welche zum
größten Theile sich über Antwerpen wandten, da dem Vernehmen nach die
meisten Schiffe in Havre durch frühere Bestellungen besetzt waren. Von
Bremen und Havre hört man dieselben Nachrichten, daß es an Schiffen
fehlt, um die dort ankommenden Auswanderer befördern zu können*).
[Spaltenumbruch] Nach diesen Nachrichten zu urtheilen wird die deutsche Einwanderung am
Ende des Jahres nicht weit unter 100,000 betragen.

Wenn sich der Monat Februar auszeichnete durch die vielen ganz
mittellosen Einwanderer, so zeigte sich unter den Ankömmlingen im März
der größte Theil als wohlhabend, die sich zur Weiterreise gehörig vorbe-
reitet hatten. Sehr Wenige sprachen vor, welche nicht einen bestimmten
Plan gefaßt, wozu sie sich schon früher durch Berichte von hier ansässigen
Verwandten und Freunden hatten bestimmen lassen.

Für Diejenigen, welche kein bestimmtes Handwerk verstanden, sondern
blos auf gewöhnliche Handarbeit angewiesen waren, fand sich in jüngster
Zeit viel Gelegenheit zu Beschäftigung, wenn auch nicht hier in der Stadt,
doch in geringer Entfernung, wofür die Reise nur wenige Schillinge kostet.

Jm Februar wurden hier nur 295 bestimmte Stellen angemeldet,
dagegen im Monat März schon 405, wovon die meisten in der letzten
Hälfte. Neben Farmern und Gärtnern wurden von den Handwerkern am
meisten Schreiner gesucht; auch mehrere Familien, welche im letzten Winter
Unterstützung in Anspruch nahmen, erhielten angemessene Stellen bei Farmern
auf dem Lande. Die Arbeiten uuf den Brickyards haben bereits begonnen;
desgleichen können mehrere hundert Mann in Rondout und Umgegend
bestimmte Beschäftigung finden, so daß es für die nächste Zeit für einzelne
arbeitsfähige Männer nicht an Arbeit fehlen wird.

Jn Betreff der Passage in's Jnnere war nur die Reise über Pittsburg
regelmäßig eröffnet, da die regelmäßige Schifffahrt auf dem Eriesee noch
nicht eröffnet ist. Die Fahrpreise nach Pittsburg per Amboy und Camden
und per Pennsylvanien Centraleisenbahn kostet gegenwärtig $ 5. 25 c. Die
Reise nach Buffalo über Albany und von da per Eisenbahn kostet $ 4. 50 c.,
von hier ganz per Eisenbahn dagegen 5 $. Die Reise nach Dunkirk
per Newyork und Erieeisenbahn kostet bisher noch 5 $. Die Preise nach
Buffalo werden aller Wahrscheinlichkeit nach binnen Kurzem noch geringer
werden. Die Preise für weiter in's Jnnere stehen noch nicht fest, werden
jedoch die vorjährigen Preise nicht übersteigen, vielmehr niedriger werden.

Briefauszüge.

    Valdivia, 11. Febr. 1852.

Von Hamburg sind in diesem Sommer wieder einige Schiffe mit
Passagieren hier angekommen, so daß die Zahl der Deutschen hier immer-
mehr zunimmt und das Land sich dadurch mehr und mehr hebt; allen bis
jetzt gekommenen Deutschen, soweit sie der arbeitenden Classe angehören
und zum Arbeiten wirklich Lust haben, geht es gut und wären dieselben
wohl schwerlich anderswo in derselben Zeit weitergekommen. – Die Re-
gierung ist auch sehr geneigt, Alles Mögliche für die Einwanderung zu
thun, und unterstützt und begünstigt die Ankommenden, wo sie kann. Die-
selbe hätte noch mehr gethan, wenn die im September ausgebrochene
Revolution sie nicht genöthigt hätte, ihre ganze Aufmerksamkeit einst-
weilen darauf zu verwenden und in möglichst kurzer Zeit die Ruhe wieder
herzustellen, was ihr ja auch seit circa 1 Monat gelungen ist. Jch bemerke
noch ausdrücklich, daß die Schiffe hier beinahe gar keine Unkosten haben,
d. h. wenn sie nur Einwanderer und deren Effekten bringen,
in diesem Falle haben sie nur 1 $ Ankergeld und 2 $ für den Hafen-
capitain zu bezahlen. Haben sie Ladung, dann müssen sie allerdings
das Tonnengeld, welches 2 R. per Tonne beträgt, bezahlen, welches aber,
falls sie von hier nach Vaparaiso gehen, dort natürlich dann wegfällt.
Der Aufenthalt des Schiffes beträgt hier gewöhnlich 3 Tage, höchstens
5 Tage; ich schreibe Jhnen dieses, damit Sie sehen, daß es wohl convenirt,
ein Schiff, welches nach Valparaiso, oder einem andern Hafen der Küste
bestimmt ist und vielleicht zur Completirung seiner Ladung längere Zeit
zu warten hätte, wegen einer kleinen Anzahl von 15 oder 20 Passagieren
hier anlaufen zu lassen.

Der Einwanderung von sogenannten „ anständigen “ Leuten, d. h.
von solchen, die ein paar tausend Thaler Geld haben und an mancherlei
Bequemlichkeiten gewöhnt sind, auch selten selbst mit anfassen und arbeiten
wollen, ist durchaus abzurathen; solche Leute finden hier eine Menge
Unbequemlichkeiten, Entbehrungen, Schwierigkeiten, so daß sie muthlos werden
und nur dazu dienen, Anderen auch den Muth zu nehmen; für den
Handwerkerstand ist aber auch noch nicht die Zeit;
wir haben
schon mehr davon als nöthig, auch gehen die Leute gewöhnlich mit in jeder
Hinsicht so lächerlichen Prätensionen und Hoffnungen von dort, daß sie
sich durch und durch getäuscht finden müssen; für hier paßt nur eine
Classe Leute und das sind die Landleute d. h. nicht der studirte Oekonom,
auch keine Gutsbesitzer, Gutsverwalter u. dergl., sondern der ganz ein-
fache Bauer,
der in Deutschland gewohnt war, von Morgens früh bis
Abends spät zu arbeiten, und Luxus und Bequemlichkeiten der Städte
nicht kennt; ein solcher Mann wird hier, nachdem er die ersten 2 bis 3
Jahre tüchtig gearbeitet hat, ein weit angenehmeres und sorgenfreieres
Leben führen können, als dort. Die Regierung scheint sich hier jetzt auch
für die Sache auf eine vernünftige Weise interessiren zu wollen und statt
der früheren unglücklichen Jdee, die Leute nach dem Jnnern zu schleppen,
( wohin die Communikation sehr schwierig und kostspielig, ) jetzt den Ent-
[Ende Spaltensatz]

zubeuten suchen, führen wir schließlich an, daß um die Zeit, als hier in aller-
tiefster Ruhe
eine einseitige Verfassungsänderung sich vollendete, Auswanderer
in Köln, die in Bremen sich einschiffen wollten, von der Reise hierher abgelenkt
wurden, – weil hier Alles in voller Empörung sei!     D. Red.
*) Was Bremen betrifft, über das uns ein sicheres Urtheil zusteht, so
müssen wir bedauern, daß solche Nachrichten, durch den zu eigennützigen Zwecken
von der Concurrenz ausgebeuteten Umstand des plötzlichen Steigens der Fahr-
preise im Monat März hervorgerufen und mit böswilligen Entstellungen und
Vergrößerungen weiter verbreitet, auch in den vorliegenden Bericht ihren Weg
gefunden haben. Thatsache ist, daß sämmtliche hier eingetroffenen Auswanderer,
deren Zahl größer war, als in irgend einem der vorhergehenden Jahre, richtig
befördert sind, daß die seit dem 1. Mai eingetroffenen am 7. d. M. befördert
werden, und daß die Expedienten noch bis zum letzten Augenblicke vor dem letzten
Expeditionstage neue Anmeldungen angenommen haben. Es folgt hieraus, daß
der angeführte Mangel an Schiffen eine Fabel ist und daß die gegenwärtig ein-
treffenden Auswanderer auf regelmäßige Beförderung rechnen können. Zur weitern
Bestätigung dieser Sachlage fügen wir hinzu, daß die Fahrpreise gegen die im
Monat März bereits um einige Thaler heruntergegangen sind. Wenn sie noch
immer ziemlich hoch sind ( d. h. circa 36 Thlr. inclusive Beköstigung ) , so ist das in
dem gegenwärtigen Monate nichts Außergewöhnliches, sondern in allen Ein-
schiffungshäfen als Regel zu betrachten, da diese Jahreszeit von allen nach New-
york, Baltimore Gehenden als die beste Reisezeit angesehen wird. Wie es mit
den Schiffsgelegenheiten für die Mitte des Monats steht, lehrt ein Blick auf die
in Ladung liegenden Schiffe ( vergl. Nr. 36. ) . Der plötzliche und unerwartete
Andrang im März hatte in der That eine augenblickliche Bestürzung unter den
Geschäftsleuten hervorgerufen, indem sie, um die im Jnlande von ihren Agenten
abgeschlossenen Verträge einzuhalten, genöthigt waren, mit bedeutendem Verluste
für sich selbst, weitere Schiffe zu chartern. Nachdem diese Zeit glücklich und mit
Ehren überstanden war, kehrte Alles in das gewohnte Geleise zurück. Zum Beweise
aber, wie Uebelwollen und Brodneid auch die entferntest liegenden Umstände aus-
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[146/0002] 146 demselben Blatte zu antworten, Unsinn! Kein Mensch erwartet Das! Niemand gesteht aber auch einer solchen Presse irgendwie Einfluß zu, und das Bestehen und wackere Fortarbeiten der deutschen Gesellschaft ist der beste Beleg von dem Gewicht, welches die maßlosen Schimpfreden, die gegen sie aufgewendet wurden, gehabt haben. Wie wir hören, wird übrigens jetzt in Baiern ganz so gegen die deutsche Gesell- schaft gearbeitet, wie früher in Württemberg, hoffent- lich mit gleichem Erfolg! Unser Jahresbericht kann, da wir das neue Lokal darin anführen wollten, erst nächsten Mittwoch ( 21. April ) fertig und ausgegeben werden. Jm März haben wir keinen Monatsbericht veröffentlicht. Monats-Bericht des Agenten der deutschen Gesellschaft in Newyork an den Verwaltungsrath für den Zeitraum vom 1. Februar bis 1. April 1852. Die deutsche Einwanderung betrug im verflossenen Monat Februar 1378, welche in 30 Schiffen hier landeten, und im Monat März 3836 in 59 Schiffen. Specifikation. Monat Februar. Von Havre in 5 Schiffen 370 Einwanderer. „ Antwerpen „ 2 „ 352 „ „ Bremen „ 3 „ 288 „ „ Rotterdam „ 2 „ 154 „ „ Hamburg „ 2 „ 83 „ „ Liverpool „ 10 „ 82 „ „ London „ 2 „ 30 „ „ südlichen Häfen „ 4 „ 19 „ –––––––––––––––––––– Total 30 Schiffe 1378 Einwanderer. Monat März. Von Havre in 11 Schiffen 2304 Einwanderer. „ London „ 12 „ 582 „ „ Liverpool „ 27 „ 385 „ „ Antwerpen „ 2 „ 243 „ „ Bremen „ 2 „ 170 „ „ Rotterdam „ 1 „ 141 „ „ Glasgow „ 1 „ 1 „ „ südlichen Häfen „ 3 „ 10 „ –––––––––––––––––––– Total 59 Schiffe 3836 Einwanderer. Bis jetzt ist die Einwanderung in diesem Jahre durch keine in den früheren Jahren übertroffen, wie nachstehende Uebersicht ergiebt: Jm Februar 1851 kamen 950. Jm März 1851 kamen 877. „ „ 1850 „ 288. „ „ 1850 „ 290. „ „ 1849 „ 1318. „ „ 1849 „ 744. „ „ 1848 „ 442. „ „ 1848 „ 203. „ „ 1847 „ 475. „ „ 1847 „ 472. Seit dem 1. Januar d. J. bis Ende März sind bereits 8640 Deutsche hier gelandet, eine Anzahl, welche die bisher bekannte, stärkste Einwande- derung der früheren Jahre während desselben Zeitraums um mehr wie das Doppelte übersteigt, ja fast das Dreifache beträgt. Allen Berichten und Nachrichten zufolge wird für die nächste Zeit die Einwanderung wenigstens in demselben Verhältnisse zunehmen. Jn Köln am Rhein sollen innerhalb weniger Tage 20,000 deutsche Auswanderer passirt sein, welche zum größten Theile sich über Antwerpen wandten, da dem Vernehmen nach die meisten Schiffe in Havre durch frühere Bestellungen besetzt waren. Von Bremen und Havre hört man dieselben Nachrichten, daß es an Schiffen fehlt, um die dort ankommenden Auswanderer befördern zu können *). Nach diesen Nachrichten zu urtheilen wird die deutsche Einwanderung am Ende des Jahres nicht weit unter 100,000 betragen. Wenn sich der Monat Februar auszeichnete durch die vielen ganz mittellosen Einwanderer, so zeigte sich unter den Ankömmlingen im März der größte Theil als wohlhabend, die sich zur Weiterreise gehörig vorbe- reitet hatten. Sehr Wenige sprachen vor, welche nicht einen bestimmten Plan gefaßt, wozu sie sich schon früher durch Berichte von hier ansässigen Verwandten und Freunden hatten bestimmen lassen. Für Diejenigen, welche kein bestimmtes Handwerk verstanden, sondern blos auf gewöhnliche Handarbeit angewiesen waren, fand sich in jüngster Zeit viel Gelegenheit zu Beschäftigung, wenn auch nicht hier in der Stadt, doch in geringer Entfernung, wofür die Reise nur wenige Schillinge kostet. Jm Februar wurden hier nur 295 bestimmte Stellen angemeldet, dagegen im Monat März schon 405, wovon die meisten in der letzten Hälfte. Neben Farmern und Gärtnern wurden von den Handwerkern am meisten Schreiner gesucht; auch mehrere Familien, welche im letzten Winter Unterstützung in Anspruch nahmen, erhielten angemessene Stellen bei Farmern auf dem Lande. Die Arbeiten uuf den Brickyards haben bereits begonnen; desgleichen können mehrere hundert Mann in Rondout und Umgegend bestimmte Beschäftigung finden, so daß es für die nächste Zeit für einzelne arbeitsfähige Männer nicht an Arbeit fehlen wird. Jn Betreff der Passage in's Jnnere war nur die Reise über Pittsburg regelmäßig eröffnet, da die regelmäßige Schifffahrt auf dem Eriesee noch nicht eröffnet ist. Die Fahrpreise nach Pittsburg per Amboy und Camden und per Pennsylvanien Centraleisenbahn kostet gegenwärtig $ 5. 25 c. Die Reise nach Buffalo über Albany und von da per Eisenbahn kostet $ 4. 50 c., von hier ganz per Eisenbahn dagegen 5 $. Die Reise nach Dunkirk per Newyork und Erieeisenbahn kostet bisher noch 5 $. Die Preise nach Buffalo werden aller Wahrscheinlichkeit nach binnen Kurzem noch geringer werden. Die Preise für weiter in's Jnnere stehen noch nicht fest, werden jedoch die vorjährigen Preise nicht übersteigen, vielmehr niedriger werden. Briefauszüge. Valdivia, 11. Febr. 1852. Von Hamburg sind in diesem Sommer wieder einige Schiffe mit Passagieren hier angekommen, so daß die Zahl der Deutschen hier immer- mehr zunimmt und das Land sich dadurch mehr und mehr hebt; allen bis jetzt gekommenen Deutschen, soweit sie der arbeitenden Classe angehören und zum Arbeiten wirklich Lust haben, geht es gut und wären dieselben wohl schwerlich anderswo in derselben Zeit weitergekommen. – Die Re- gierung ist auch sehr geneigt, Alles Mögliche für die Einwanderung zu thun, und unterstützt und begünstigt die Ankommenden, wo sie kann. Die- selbe hätte noch mehr gethan, wenn die im September ausgebrochene Revolution sie nicht genöthigt hätte, ihre ganze Aufmerksamkeit einst- weilen darauf zu verwenden und in möglichst kurzer Zeit die Ruhe wieder herzustellen, was ihr ja auch seit circa 1 Monat gelungen ist. Jch bemerke noch ausdrücklich, daß die Schiffe hier beinahe gar keine Unkosten haben, d. h. wenn sie nur Einwanderer und deren Effekten bringen, in diesem Falle haben sie nur 1 $ Ankergeld und 2 $ für den Hafen- capitain zu bezahlen. Haben sie Ladung, dann müssen sie allerdings das Tonnengeld, welches 2 R. per Tonne beträgt, bezahlen, welches aber, falls sie von hier nach Vaparaiso gehen, dort natürlich dann wegfällt. Der Aufenthalt des Schiffes beträgt hier gewöhnlich 3 Tage, höchstens 5 Tage; ich schreibe Jhnen dieses, damit Sie sehen, daß es wohl convenirt, ein Schiff, welches nach Valparaiso, oder einem andern Hafen der Küste bestimmt ist und vielleicht zur Completirung seiner Ladung längere Zeit zu warten hätte, wegen einer kleinen Anzahl von 15 oder 20 Passagieren hier anlaufen zu lassen. Der Einwanderung von sogenannten „ anständigen “ Leuten, d. h. von solchen, die ein paar tausend Thaler Geld haben und an mancherlei Bequemlichkeiten gewöhnt sind, auch selten selbst mit anfassen und arbeiten wollen, ist durchaus abzurathen; solche Leute finden hier eine Menge Unbequemlichkeiten, Entbehrungen, Schwierigkeiten, so daß sie muthlos werden und nur dazu dienen, Anderen auch den Muth zu nehmen; für den Handwerkerstand ist aber auch noch nicht die Zeit; wir haben schon mehr davon als nöthig, auch gehen die Leute gewöhnlich mit in jeder Hinsicht so lächerlichen Prätensionen und Hoffnungen von dort, daß sie sich durch und durch getäuscht finden müssen; für hier paßt nur eine Classe Leute und das sind die Landleute d. h. nicht der studirte Oekonom, auch keine Gutsbesitzer, Gutsverwalter u. dergl., sondern der ganz ein- fache Bauer, der in Deutschland gewohnt war, von Morgens früh bis Abends spät zu arbeiten, und Luxus und Bequemlichkeiten der Städte nicht kennt; ein solcher Mann wird hier, nachdem er die ersten 2 bis 3 Jahre tüchtig gearbeitet hat, ein weit angenehmeres und sorgenfreieres Leben führen können, als dort. Die Regierung scheint sich hier jetzt auch für die Sache auf eine vernünftige Weise interessiren zu wollen und statt der früheren unglücklichen Jdee, die Leute nach dem Jnnern zu schleppen, ( wohin die Communikation sehr schwierig und kostspielig, ) jetzt den Ent- *) *) Was Bremen betrifft, über das uns ein sicheres Urtheil zusteht, so müssen wir bedauern, daß solche Nachrichten, durch den zu eigennützigen Zwecken von der Concurrenz ausgebeuteten Umstand des plötzlichen Steigens der Fahr- preise im Monat März hervorgerufen und mit böswilligen Entstellungen und Vergrößerungen weiter verbreitet, auch in den vorliegenden Bericht ihren Weg gefunden haben. Thatsache ist, daß sämmtliche hier eingetroffenen Auswanderer, deren Zahl größer war, als in irgend einem der vorhergehenden Jahre, richtig befördert sind, daß die seit dem 1. Mai eingetroffenen am 7. d. M. befördert werden, und daß die Expedienten noch bis zum letzten Augenblicke vor dem letzten Expeditionstage neue Anmeldungen angenommen haben. Es folgt hieraus, daß der angeführte Mangel an Schiffen eine Fabel ist und daß die gegenwärtig ein- treffenden Auswanderer auf regelmäßige Beförderung rechnen können. Zur weitern Bestätigung dieser Sachlage fügen wir hinzu, daß die Fahrpreise gegen die im Monat März bereits um einige Thaler heruntergegangen sind. Wenn sie noch immer ziemlich hoch sind ( d. h. circa 36 Thlr. inclusive Beköstigung ) , so ist das in dem gegenwärtigen Monate nichts Außergewöhnliches, sondern in allen Ein- schiffungshäfen als Regel zu betrachten, da diese Jahreszeit von allen nach New- york, Baltimore Gehenden als die beste Reisezeit angesehen wird. Wie es mit den Schiffsgelegenheiten für die Mitte des Monats steht, lehrt ein Blick auf die in Ladung liegenden Schiffe ( vergl. Nr. 36. ) . Der plötzliche und unerwartete Andrang im März hatte in der That eine augenblickliche Bestürzung unter den Geschäftsleuten hervorgerufen, indem sie, um die im Jnlande von ihren Agenten abgeschlossenen Verträge einzuhalten, genöthigt waren, mit bedeutendem Verluste für sich selbst, weitere Schiffe zu chartern. Nachdem diese Zeit glücklich und mit Ehren überstanden war, kehrte Alles in das gewohnte Geleise zurück. Zum Beweise aber, wie Uebelwollen und Brodneid auch die entferntest liegenden Umstände aus- *) zubeuten suchen, führen wir schließlich an, daß um die Zeit, als hier in aller- tiefster Ruhe eine einseitige Verfassungsänderung sich vollendete, Auswanderer in Köln, die in Bremen sich einschiffen wollten, von der Reise hierher abgelenkt wurden, – weil hier Alles in voller Empörung sei! D. Red.

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Zitationshilfe: Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 37. Bremen, 7. Mai 1852, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswandererzeitung037_1852/2>, abgerufen am 21.11.2024.