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Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 48. Bremen, 15. Juni 1852.

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Die Auswanderer=Zeitung
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Deutsche Auswanderer=Zeitung.


Nro 46.     Bremen, 8. Juni    1852.

Allen nach Newyork, Neworleans, Baltimore, Philadelphia und St. Louis Auswandernden wird der unentgeldlich
ertheilte zuverlässige Rath der Agenten der "deutschen Gesellschaften" anempfohlen; dagegen wird vor Privatagenten dringend gewarnt.



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Jnhalt:

Aus der Provinz Valdivia in Chili - Briefaus züge: Milwankie; Honolulu. -
Berechnung der Reisekosten eines Auswanderers auf den verschiedenen Routen von
Cassel nach Bremen. - Verzeichniß Nr. 3 der im Monat Mai 1852 von Bremen aus
mit Passagieren nach den Ver. Staaten expedirten Schiffe. - Warnung für Aus-
wanderer. - Verzeichniß Nr. 6 der im Hafen von Newyork eingelaufenen Seeschiffe.
- Die Einwanderung und ihre Bedeutung für die Ver. Staaten von Nordamerika. -
Mineralreichthum von Jndiana. - Bücherschau. - Vermischtes. - Schiffsnach-
richten. - Anzeigen.

[Abbildung]
Aus der Provinz Valdivia in Chili.

    Valdivia, 21. Februar 1852.

Jch bin nun 14 Monate hier und müßte eine Unwahrheit sagen,
wenn ich im Allgemeinen nachtheilig von Chile sprechen wollte. Wir haben
4 Stunden von der Stadt ein meilengroßes Stück Land gekauft, was sehr
gut, zwischen 2 Flüssen gelegen ist, worauf wir ein ziemlich großes Haus
und mehr urbares Land vorfanden, als wir vorläufig brauchen. Da der
ganze Norden von Chile sein Bauholz von Valdivia oder Chiloe bezieht,
und wir die herrlichsten Waldungen dicht an den Flüssen haben, so haben
wir darin eine dauernde Erwerbsquelle - abgerechnet den Vortheil, daß
durch das Holzschlagen das Land nach und nach für den Ackerbau geeignet
und für den Ackersmann werthvoller wird. Da die Waldbäume im Winter,
mit Ausnahme des Pellin, ihre Blätter nicht verlieren, sondern unaus-
gesetzt Blüthen und Früchte treiben, so haben wir auch in der sonst
langweiligen Regenzeit eine freundliche Natur, - aus eben diesem Grunde
finden sich aber auch die hohen Humus=Lager des Westens von Nordamerica
nicht, die dort durch das ewige Abfallen und Faulen der Blätter entstanden
sind; nichts desto weniger haben wir einen ziemlich guten, leicht zu bear-
beitenden, selbst bis auf hohe Berge produktiven Boden, der ein Gemisch
von schwarzer Erde, kurzem Lehm und wenig Sand ist, und fast nie Steine
enthält. Das Klima ist mild, und obgleich wir im Winter nie unter
0 Reaumer hatten, stieg doch im Sommer die Hitze niemals über 25 Gr.
im Schatten; Regen ist im Sommer selten, doch wird er durch starken
Thau ersetzt, und die Nächte sind ziemlich kühl; überhaupt hat das Klima
viel Aehnlichkeit mit der europ. Türkey, zwischen dem Balkan und Kon-
stantinopel. Alle Flüsse sind hier sehr tief und weit hinauf schiffbar; so
ist unser Land z. B. auf der einen Seite von einem Flusse begrenzt, der
bei seiner Mündung in den Rio de Cruces, der unser Terrain auf der
andern Seite einschließt, nicht breiter ist, wie die Pleiße beim Rosenthale
in Leipzig; diesen kleinen Fluß fahren wir mit einer beladenen Lancha
( Schute ) 1 1 / 2 Stunde weit hinauf und haben vollständiges Fahrwasser,
obgleich so eine Lancha mit circa 1500 7elligen Brettern beladen ist. Die
Karten, welche drüben von Chile existiren, sind nicht richtig, - so ist z. B.
der Rio Bueno im Jnnern auf der Karte weit bedeutender angegeben,
als der Rio de Valdivia und Rio de Cenus. Doch ist dies gerade
umgekehrt; der Calle=Calle oder Rio de Valdivia hat unterhalb
der Stadt die Breite der Elbe bei Dresden, und eben jetzt liegt ein Drei-
master, die "Rosa von Valparaiso", am Dock, um die Ladung zu löschen.
Gewöhnlich bleiben jedoch die Schiffe im Hafen von Valdivia, Corral
[Spaltenumbruch] genannt, einer herrlichen Bay, wo viele Hunderte von Schiffen vor jedem Sturm
sicher liegen können, und der wohl der vorzüglichste der ganzen Westküste ist.

Das Volk ist im Allgemeinen sehr faul und läßt sich aus diesem
Grunde seine Arbeiten gut bezahlen; alle Produkte, die durch viel Arbeit
erzielt werden müssen, sind theuer, so ist z. B. der Mittelpreis der Kar-
toffeln per Tomga ( circa 1 Dresdner Scheffel ) 1 1 / 2 -2 Pesos ( 2-2 3 / 4
Cour. ) ; dabei kostet der Acker Land hier ungefähr 5 ( nahe der Stadt )
während in Deutschland der Scheffel Kartoffeln 15 gGr. und der
Acker Land 3 bis 500 kostet. Fleisch ist dagegen billig und kostet
1 gGr. das Pfund, da das Vieh den Leuten keine Arbeit macht, sondern
sich sein Futter selbst sucht. Eine Kuh mit Kalb kostet gewöhnlich 8 $,
ein Zugochse 9 bis 10 $, ein Pferd 10-20 $, eine Stute 4-6 $. -
Das Rindvieh ist außerordentlich schön, die Pferde nicht sehr groß, aber
dauerhaft und sind bis über 30 Jahr brauchbar. Jch darf schließlich wohl
sagen, daß Einer, der entschlossen ist, nach Chile zu gehen und einige hundert
Pesos nach hier mitbringt, der Zukunft ohne Besorgniß entgegensehen kann.



Briefanszüge.

    Milwaukie, im März 1852.

Unser Staat Wisconsin steht vor allen andern westlichen Staaten
hoch in Betreff seiner Vorzüge für die Landwirthschaft. Wir haben ein
gesundes Klima und einen fruchtbaren Boden. Es findet sich fast jede
Erdart und jede Holzart. - Wisconsin ist durchzogen mit den vor-
theilhaftesten Flüssen und besitzt außerdem für Mühlenbau eine Masse
kleiner Bäche und Strömchen. Die Haupteingewanderten sind Deutsche,
und findet sich mancher Platz im Staate, der ganz an das alte Deutschland
erinnert, und scheinen deutsche Sitten und deutsche Gemüthlichkeit sich mehr hier
heimisch gemacht zu haben, als man je unter den Yankee hätte erwarten dürfen.

Ackerbau ist hier ein einträglicher guter Erwerbszweig und kann fast,
wie bei uns zu Hause betrieben werden; wir bauen Weizen, Gerste, Hafer,
Roggen, Welschkorn mit gutem Erfolge und ziehen Wolle, Flachs, Rapps,
Hopfen, Tabak, alle Arten Gemüse , schönes Obst , und kann man
gutes Land in fast allen Theilen des Staates billig erstehen. Wir haben
eine Eisenbahn, die gerade den Staat westlich durchschneidet bis an den
Mississippi und Holzchausseen fast nach allen Richtungen in Verbindung
mit den Häfen am Michigansee. - Der Landbauer kann also seine
Ernten ohne viele Mühe in den Märkten versilbern, und lassen die Durch-
schnittspreise immer noch dem Farmer einen guten Verdienst. Unsere Gesetze
sind gut und liberal, und kann Jedermann, der gesittet und arbeitsam, sich
eine angenehme Existenz leicht und in kurzer Zeit verschaffen.

Unzufriedene giebt es natürlich immer. Meistentheils aber müssen
solche es sich selbst zumessen, wenn sie getäuscht werden; denn ein Jeder,
der ein neues Land oder eine neue Heimath betritt, sei es wo es wolle, soll
zuerst sich vorsehen, wem er sein Vertrauen schenkt und am allermeisten sollte sich
ein jeder Einwanderer verwahren, für die Hintergehungen der s. g. Landsharkers
( betrügerischen Landspekulanten ) , die überall in Massen zu finden sind.

Ganz besonders ist Wisconsin in diesem Frühjahr denen zu
empfehlen, die als Bergleute in Europa gearbeitet haben. Wisconsin
ist reicher an Metallen, die selbst im Zustande von 82 pCt. reinen Ertrags
gefunden werden, als irgend ein anderer Staat, und augenblicklich ist
großer Mangel an Arbeitern. Blei ist in den Wisconsin Minen der
Hauptertrag und werden Sie darüber die letzten Statistiken besitzen. *)

[Ende Spaltensatz]
*) Wir haben darüber schon in Nr. 33 Mittheilungen veröffentlicht. D. R.
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Allen nach Newyork, Neworleans, Baltimore, Philadelphia und St. Louis Auswandernden wird der unentgeldlich
ertheilte zuverlässige Rath der Agenten der „deutschen Gesellschaften“ anempfohlen; dagegen wird vor Privatagenten dringend gewarnt.



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Jnhalt:

Aus der Provinz Valdivia in Chili – Briefaus züge: Milwankie; Honolulu. –
Berechnung der Reisekosten eines Auswanderers auf den verschiedenen Routen von
Cassel nach Bremen. – Verzeichniß Nr. 3 der im Monat Mai 1852 von Bremen aus
mit Passagieren nach den Ver. Staaten expedirten Schiffe. – Warnung für Aus-
wanderer. – Verzeichniß Nr. 6 der im Hafen von Newyork eingelaufenen Seeschiffe.
– Die Einwanderung und ihre Bedeutung für die Ver. Staaten von Nordamerika. –
Mineralreichthum von Jndiana. – Bücherschau. – Vermischtes. – Schiffsnach-
richten. – Anzeigen.

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Aus der Provinz Valdivia in Chili.

    Valdivia, 21. Februar 1852.

Jch bin nun 14 Monate hier und müßte eine Unwahrheit sagen,
wenn ich im Allgemeinen nachtheilig von Chile sprechen wollte. Wir haben
4 Stunden von der Stadt ein meilengroßes Stück Land gekauft, was sehr
gut, zwischen 2 Flüssen gelegen ist, worauf wir ein ziemlich großes Haus
und mehr urbares Land vorfanden, als wir vorläufig brauchen. Da der
ganze Norden von Chile sein Bauholz von Valdivia oder Chiloé bezieht,
und wir die herrlichsten Waldungen dicht an den Flüssen haben, so haben
wir darin eine dauernde Erwerbsquelle – abgerechnet den Vortheil, daß
durch das Holzschlagen das Land nach und nach für den Ackerbau geeignet
und für den Ackersmann werthvoller wird. Da die Waldbäume im Winter,
mit Ausnahme des Pellin, ihre Blätter nicht verlieren, sondern unaus-
gesetzt Blüthen und Früchte treiben, so haben wir auch in der sonst
langweiligen Regenzeit eine freundliche Natur, – aus eben diesem Grunde
finden sich aber auch die hohen Humus=Lager des Westens von Nordamerica
nicht, die dort durch das ewige Abfallen und Faulen der Blätter entstanden
sind; nichts desto weniger haben wir einen ziemlich guten, leicht zu bear-
beitenden, selbst bis auf hohe Berge produktiven Boden, der ein Gemisch
von schwarzer Erde, kurzem Lehm und wenig Sand ist, und fast nie Steine
enthält. Das Klima ist mild, und obgleich wir im Winter nie unter
0 Reaumer hatten, stieg doch im Sommer die Hitze niemals über 25 Gr.
im Schatten; Regen ist im Sommer selten, doch wird er durch starken
Thau ersetzt, und die Nächte sind ziemlich kühl; überhaupt hat das Klima
viel Aehnlichkeit mit der europ. Türkey, zwischen dem Balkan und Kon-
stantinopel. Alle Flüsse sind hier sehr tief und weit hinauf schiffbar; so
ist unser Land z. B. auf der einen Seite von einem Flusse begrenzt, der
bei seiner Mündung in den Rio de Cruces, der unser Terrain auf der
andern Seite einschließt, nicht breiter ist, wie die Pleiße beim Rosenthale
in Leipzig; diesen kleinen Fluß fahren wir mit einer beladenen Lancha
( Schute ) 1 1 / 2 Stunde weit hinauf und haben vollständiges Fahrwasser,
obgleich so eine Lancha mit circa 1500 7elligen Brettern beladen ist. Die
Karten, welche drüben von Chile existiren, sind nicht richtig, – so ist z. B.
der Rio Bueno im Jnnern auf der Karte weit bedeutender angegeben,
als der Rio de Valdivia und Rio de Cenus. Doch ist dies gerade
umgekehrt; der Calle=Calle oder Rio de Valdivia hat unterhalb
der Stadt die Breite der Elbe bei Dresden, und eben jetzt liegt ein Drei-
master, die „Rosa von Valparaiso“, am Dock, um die Ladung zu löschen.
Gewöhnlich bleiben jedoch die Schiffe im Hafen von Valdivia, Corral
[Spaltenumbruch] genannt, einer herrlichen Bay, wo viele Hunderte von Schiffen vor jedem Sturm
sicher liegen können, und der wohl der vorzüglichste der ganzen Westküste ist.

Das Volk ist im Allgemeinen sehr faul und läßt sich aus diesem
Grunde seine Arbeiten gut bezahlen; alle Produkte, die durch viel Arbeit
erzielt werden müssen, sind theuer, so ist z. B. der Mittelpreis der Kar-
toffeln per Tomga ( circa 1 Dresdner Scheffel ) 1 1 / 2 –2 Pesos ( 2–2 3 / 4
Cour. ) ; dabei kostet der Acker Land hier ungefähr 5 ( nahe der Stadt )
während in Deutschland der Scheffel Kartoffeln 15 gGr. und der
Acker Land 3 bis 500 kostet. Fleisch ist dagegen billig und kostet
1 gGr. das Pfund, da das Vieh den Leuten keine Arbeit macht, sondern
sich sein Futter selbst sucht. Eine Kuh mit Kalb kostet gewöhnlich 8 $,
ein Zugochse 9 bis 10 $, ein Pferd 10–20 $, eine Stute 4–6 $. –
Das Rindvieh ist außerordentlich schön, die Pferde nicht sehr groß, aber
dauerhaft und sind bis über 30 Jahr brauchbar. Jch darf schließlich wohl
sagen, daß Einer, der entschlossen ist, nach Chile zu gehen und einige hundert
Pesos nach hier mitbringt, der Zukunft ohne Besorgniß entgegensehen kann.



Briefanszüge.

    Milwaukie, im März 1852.

Unser Staat Wisconsin steht vor allen andern westlichen Staaten
hoch in Betreff seiner Vorzüge für die Landwirthschaft. Wir haben ein
gesundes Klima und einen fruchtbaren Boden. Es findet sich fast jede
Erdart und jede Holzart. – Wisconsin ist durchzogen mit den vor-
theilhaftesten Flüssen und besitzt außerdem für Mühlenbau eine Masse
kleiner Bäche und Strömchen. Die Haupteingewanderten sind Deutsche,
und findet sich mancher Platz im Staate, der ganz an das alte Deutschland
erinnert, und scheinen deutsche Sitten und deutsche Gemüthlichkeit sich mehr hier
heimisch gemacht zu haben, als man je unter den Yankee hätte erwarten dürfen.

Ackerbau ist hier ein einträglicher guter Erwerbszweig und kann fast,
wie bei uns zu Hause betrieben werden; wir bauen Weizen, Gerste, Hafer,
Roggen, Welschkorn mit gutem Erfolge und ziehen Wolle, Flachs, Rapps,
Hopfen, Tabak, alle Arten Gemüse , schönes Obst , und kann man
gutes Land in fast allen Theilen des Staates billig erstehen. Wir haben
eine Eisenbahn, die gerade den Staat westlich durchschneidet bis an den
Mississippi und Holzchausseen fast nach allen Richtungen in Verbindung
mit den Häfen am Michigansee. – Der Landbauer kann also seine
Ernten ohne viele Mühe in den Märkten versilbern, und lassen die Durch-
schnittspreise immer noch dem Farmer einen guten Verdienst. Unsere Gesetze
sind gut und liberal, und kann Jedermann, der gesittet und arbeitsam, sich
eine angenehme Existenz leicht und in kurzer Zeit verschaffen.

Unzufriedene giebt es natürlich immer. Meistentheils aber müssen
solche es sich selbst zumessen, wenn sie getäuscht werden; denn ein Jeder,
der ein neues Land oder eine neue Heimath betritt, sei es wo es wolle, soll
zuerst sich vorsehen, wem er sein Vertrauen schenkt und am allermeisten sollte sich
ein jeder Einwanderer verwahren, für die Hintergehungen der s. g. Landsharkers
( betrügerischen Landspekulanten ) , die überall in Massen zu finden sind.

Ganz besonders ist Wisconsin in diesem Frühjahr denen zu
empfehlen, die als Bergleute in Europa gearbeitet haben. Wisconsin
ist reicher an Metallen, die selbst im Zustande von 82 pCt. reinen Ertrags
gefunden werden, als irgend ein anderer Staat, und augenblicklich ist
großer Mangel an Arbeitern. Blei ist in den Wisconsin Minen der
Hauptertrag und werden Sie darüber die letzten Statistiken besitzen. *)

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*) Wir haben darüber schon in Nr. 33 Mittheilungen veröffentlicht. D. R.
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[[191]/0001] Die Auswanderer=Zeitung erscheint wöchentlich zweimal. Abonnementspreis vierteljährig: in Bremen: 36 Gold, außerhalb „18 3 / 4 Sgr. oder 1. 6 rh. [Abbildung] Bestellungen für Auswärts nehmen alle löbl. Buchhandlungen und Postämter entgegen; für Bremen: die Expedition Pelzerstraste N ° 9. Jnsertionsgebühr: für den Raum einer dreimal gespaltenen Petitzeile1 1 / 2 Sgr. Deutsche Auswanderer=Zeitung. Nro 46. Bremen, 8. Juni 1852. ☞ Allen nach Newyork, Neworleans, Baltimore, Philadelphia und St. Louis Auswandernden wird der unentgeldlich ertheilte zuverlässige Rath der Agenten der „deutschen Gesellschaften“ anempfohlen; dagegen wird vor Privatagenten dringend gewarnt. Jnhalt: Aus der Provinz Valdivia in Chili – Briefaus züge: Milwankie; Honolulu. – Berechnung der Reisekosten eines Auswanderers auf den verschiedenen Routen von Cassel nach Bremen. – Verzeichniß Nr. 3 der im Monat Mai 1852 von Bremen aus mit Passagieren nach den Ver. Staaten expedirten Schiffe. – Warnung für Aus- wanderer. – Verzeichniß Nr. 6 der im Hafen von Newyork eingelaufenen Seeschiffe. – Die Einwanderung und ihre Bedeutung für die Ver. Staaten von Nordamerika. – Mineralreichthum von Jndiana. – Bücherschau. – Vermischtes. – Schiffsnach- richten. – Anzeigen. [Abbildung] Aus der Provinz Valdivia in Chili. Valdivia, 21. Februar 1852. Jch bin nun 14 Monate hier und müßte eine Unwahrheit sagen, wenn ich im Allgemeinen nachtheilig von Chile sprechen wollte. Wir haben 4 Stunden von der Stadt ein meilengroßes Stück Land gekauft, was sehr gut, zwischen 2 Flüssen gelegen ist, worauf wir ein ziemlich großes Haus und mehr urbares Land vorfanden, als wir vorläufig brauchen. Da der ganze Norden von Chile sein Bauholz von Valdivia oder Chiloé bezieht, und wir die herrlichsten Waldungen dicht an den Flüssen haben, so haben wir darin eine dauernde Erwerbsquelle – abgerechnet den Vortheil, daß durch das Holzschlagen das Land nach und nach für den Ackerbau geeignet und für den Ackersmann werthvoller wird. Da die Waldbäume im Winter, mit Ausnahme des Pellin, ihre Blätter nicht verlieren, sondern unaus- gesetzt Blüthen und Früchte treiben, so haben wir auch in der sonst langweiligen Regenzeit eine freundliche Natur, – aus eben diesem Grunde finden sich aber auch die hohen Humus=Lager des Westens von Nordamerica nicht, die dort durch das ewige Abfallen und Faulen der Blätter entstanden sind; nichts desto weniger haben wir einen ziemlich guten, leicht zu bear- beitenden, selbst bis auf hohe Berge produktiven Boden, der ein Gemisch von schwarzer Erde, kurzem Lehm und wenig Sand ist, und fast nie Steine enthält. Das Klima ist mild, und obgleich wir im Winter nie unter 0 Reaumer hatten, stieg doch im Sommer die Hitze niemals über 25 Gr. im Schatten; Regen ist im Sommer selten, doch wird er durch starken Thau ersetzt, und die Nächte sind ziemlich kühl; überhaupt hat das Klima viel Aehnlichkeit mit der europ. Türkey, zwischen dem Balkan und Kon- stantinopel. Alle Flüsse sind hier sehr tief und weit hinauf schiffbar; so ist unser Land z. B. auf der einen Seite von einem Flusse begrenzt, der bei seiner Mündung in den Rio de Cruces, der unser Terrain auf der andern Seite einschließt, nicht breiter ist, wie die Pleiße beim Rosenthale in Leipzig; diesen kleinen Fluß fahren wir mit einer beladenen Lancha ( Schute ) 1 1 / 2 Stunde weit hinauf und haben vollständiges Fahrwasser, obgleich so eine Lancha mit circa 1500 7elligen Brettern beladen ist. Die Karten, welche drüben von Chile existiren, sind nicht richtig, – so ist z. B. der Rio Bueno im Jnnern auf der Karte weit bedeutender angegeben, als der Rio de Valdivia und Rio de Cenus. Doch ist dies gerade umgekehrt; der Calle=Calle oder Rio de Valdivia hat unterhalb der Stadt die Breite der Elbe bei Dresden, und eben jetzt liegt ein Drei- master, die „Rosa von Valparaiso“, am Dock, um die Ladung zu löschen. Gewöhnlich bleiben jedoch die Schiffe im Hafen von Valdivia, Corral genannt, einer herrlichen Bay, wo viele Hunderte von Schiffen vor jedem Sturm sicher liegen können, und der wohl der vorzüglichste der ganzen Westküste ist. Das Volk ist im Allgemeinen sehr faul und läßt sich aus diesem Grunde seine Arbeiten gut bezahlen; alle Produkte, die durch viel Arbeit erzielt werden müssen, sind theuer, so ist z. B. der Mittelpreis der Kar- toffeln per Tomga ( circa 1 Dresdner Scheffel ) 1 1 / 2 –2 Pesos ( 2–2 3 / 4 Cour. ) ; dabei kostet der Acker Land hier ungefähr 5 ( nahe der Stadt ) während in Deutschland der Scheffel Kartoffeln 15 gGr. und der Acker Land 3 bis 500 kostet. Fleisch ist dagegen billig und kostet 1 gGr. das Pfund, da das Vieh den Leuten keine Arbeit macht, sondern sich sein Futter selbst sucht. Eine Kuh mit Kalb kostet gewöhnlich 8 $, ein Zugochse 9 bis 10 $, ein Pferd 10–20 $, eine Stute 4–6 $. – Das Rindvieh ist außerordentlich schön, die Pferde nicht sehr groß, aber dauerhaft und sind bis über 30 Jahr brauchbar. Jch darf schließlich wohl sagen, daß Einer, der entschlossen ist, nach Chile zu gehen und einige hundert Pesos nach hier mitbringt, der Zukunft ohne Besorgniß entgegensehen kann. Briefanszüge. Milwaukie, im März 1852. Unser Staat Wisconsin steht vor allen andern westlichen Staaten hoch in Betreff seiner Vorzüge für die Landwirthschaft. Wir haben ein gesundes Klima und einen fruchtbaren Boden. Es findet sich fast jede Erdart und jede Holzart. – Wisconsin ist durchzogen mit den vor- theilhaftesten Flüssen und besitzt außerdem für Mühlenbau eine Masse kleiner Bäche und Strömchen. Die Haupteingewanderten sind Deutsche, und findet sich mancher Platz im Staate, der ganz an das alte Deutschland erinnert, und scheinen deutsche Sitten und deutsche Gemüthlichkeit sich mehr hier heimisch gemacht zu haben, als man je unter den Yankee hätte erwarten dürfen. Ackerbau ist hier ein einträglicher guter Erwerbszweig und kann fast, wie bei uns zu Hause betrieben werden; wir bauen Weizen, Gerste, Hafer, Roggen, Welschkorn mit gutem Erfolge und ziehen Wolle, Flachs, Rapps, Hopfen, Tabak, alle Arten Gemüse , schönes Obst , und kann man gutes Land in fast allen Theilen des Staates billig erstehen. Wir haben eine Eisenbahn, die gerade den Staat westlich durchschneidet bis an den Mississippi und Holzchausseen fast nach allen Richtungen in Verbindung mit den Häfen am Michigansee. – Der Landbauer kann also seine Ernten ohne viele Mühe in den Märkten versilbern, und lassen die Durch- schnittspreise immer noch dem Farmer einen guten Verdienst. Unsere Gesetze sind gut und liberal, und kann Jedermann, der gesittet und arbeitsam, sich eine angenehme Existenz leicht und in kurzer Zeit verschaffen. Unzufriedene giebt es natürlich immer. Meistentheils aber müssen solche es sich selbst zumessen, wenn sie getäuscht werden; denn ein Jeder, der ein neues Land oder eine neue Heimath betritt, sei es wo es wolle, soll zuerst sich vorsehen, wem er sein Vertrauen schenkt und am allermeisten sollte sich ein jeder Einwanderer verwahren, für die Hintergehungen der s. g. Landsharkers ( betrügerischen Landspekulanten ) , die überall in Massen zu finden sind. Ganz besonders ist Wisconsin in diesem Frühjahr denen zu empfehlen, die als Bergleute in Europa gearbeitet haben. Wisconsin ist reicher an Metallen, die selbst im Zustande von 82 pCt. reinen Ertrags gefunden werden, als irgend ein anderer Staat, und augenblicklich ist großer Mangel an Arbeitern. Blei ist in den Wisconsin Minen der Hauptertrag und werden Sie darüber die letzten Statistiken besitzen. *) *) Wir haben darüber schon in Nr. 33 Mittheilungen veröffentlicht. D. R.

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Zitationshilfe: Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 48. Bremen, 15. Juni 1852, S. [191]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswandererzeitung048_1852/1>, abgerufen am 10.05.2024.