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Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 92. Bremen, 16. November 1852.

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Deutsche Auswanderer=Zeitung.


Nro 92.     Bremen, 16. November    1852.

Allen nach Newyork, Neworleans, Baltimore, Philadelphia und St. Louis Auswandernden wird der unentgeldlich
ertheilte zuverlässige Rath der Agenten der "deutschen Gesellschaften" anempfohlen; dagegen wird vor Privatagenten dringend gewarnt.



[Beginn Spaltensatz]
Jnhalt:

Die Newyork=Erie=Eisenbahn ( Schluß ) . - Sitzungsbericht des Berliner
Centralvereins für die deutsche Auswanderungs= und Colonisations=Angelegenheit
( Schluß ) . - Auswanderer=Leiden. - Verzeichniß der im Hafen von Newyork
vom 19. bis 29. October mit Passagieren eingelaufenen Seeschiffe. - Zur War-
nung. - Bücherschau. - Vermischtes. - Schiffsnachrichten. - Anzeigen.



Die Newyork=Erie=Eisenbahn.
( Schluß. )

Man darf nicht glauben, daß dies Treiben der Eriebahnverwaltung
und ihres Anhanges hier Geheimniß ist; im Gegentheil kamen und kommen
Beschwerden dagegen so oft vor, daß die armen Einwanderer schon in den
europäischen Hafenplätzen davor gewarnt werden, und theils ausdrücklich
zu Herrn P. A. Löscher geführt und von demselben mit der Hudsonbahn
befördert sein wollen, deren Generalagent dieser reelle Mann jetzt geworden
ist, oder sie verlangen nach der deutschen Gesellschaft, welche ihr Local
leider jetzt ganz in die Nähe des Abgangsortes der Boote zur Eriebahn
verlegt hat, der Himmel mag wissen, durch welche Habgier oder durch
welches noch Aergere. Es hieß in diesem Frühjahr hier allgemein: "die
deutsche Gesellschaft sei an die Eriebahn verkauft!" ) Jch mag das nicht
glauben; allein unschicklich war dieser Schritt jedenfalls, den man - wie
ich höre - jetzt baldigst zu verbessern sucht, nachdem Tausende von armen
Einwanderern diese eingebrockte Suppe bezahlen mußten! Weil es notorisch
ist, daß Herr Löscher durch seine soliden Verbindungen als Generalagent
der Hudsonbahn die Einwanderer billiger und durchaus rechtlich befördert,
hat eine wohlgesinnte Partei im Verwaltungsrath der deutschen Gesellschaft,
wie es scheint, darauf gedrungen, daß man die Passagiere, welche auf den
Rath dieser Gesellschaft bestmöglichst befördet sein wollen, an Hrn. Löscher
weisen soll. Dadurch würde nun Alles sich der Hudsonbahn zuwenden;
und um dies zu verhindern, wendet nun die Verwaltung der Eriebahn
folgendes Mittel an: sie kauft sogenannte Permits, Erlaubnißscheine zum
Einbringen der Einwandererschiffe in hiesigen Hafen, läßt dann die Schiffe
an den ihr gehörigen Dock, am Fuße der Reedstreet, bringen, und hält
hier die Einwanderer hinter verschlossenem Gitter abgesperrt,
welche sich nicht entschließen wollen, Billets zur Weiterreise mit der Erie-
bahn zu nehmen. Es kam deßhalb schon mehrfach zu Tumulten; die
Eingesperrten brachen durch und sogar die Polizei gerieth sich deshalb in
die Haare. Die Eriebahnverwaltung hatte nämlich schon bezahlte Polizei-
leute aufgestellt, die eben den Einwanderertrupp abgesperrt erhalten halfen
und andere herbei gerufene Polizeipersonen wollten diese Ungebühr nicht
dulden. Darüber kam es zu Streit und Prügeleien, welche sich bis ganz
vorn nach der Greenwichstreet hinzogen und die bis spät des Abends
fortspielten, indem sich die bei der Eriebahn angestellten Runners mit ins

[Spaltenumbruch] Spiel mengten. Der Agent der deutschen Gesellschaft kann stets den
Scandal aus erster Hand mit ansehen! -


Dergleichen Passagierpressungen mit Anwendung offener Gewalt läßt
sich aber doch nicht immer in gedeihliche Anwendung bringen, darum müssen
noch andere Mittelchen herhalten. Man braucht häufig den Kniff, zu
sagen, daß die Leute eben bei Herrn Löscher oder bei der deutschen Gesell-
schaft seien, wenn sie sich bei durchaus andern Agenten befinden, die
für die Eriebahn "arbeiten," wie man sich auszudrücken pflegt. Und so
kömmt es denn, daß sogar Herrn Löscher's Name auswärts gemißbraucht
wird. Die Betrogenen sagen aus, sie wären just bei ihm gewesen, wäh-
rend dieser solide Agent mit der Eriebahn längst völlig abgebrochen hat.
Vor ganz kurzer Zeit übersiel ein Haufe Herumtreibender, von denen
mehrere im Solde eben des gerühmten Agenten der Eriebahn stehen sollen
und die man als sogenannte Leute dieser Bahn erkannte, das Expeditions-
local der Hudsonbahn, um durch Tumultuiren das Personal des Herrn
Löscher im Expediren der Passagiere zu hindern. Wenn man sich schon
so herabwürdigender Mittel bedienen muß, um einer soliden und anständigen
Concurrenz zu begegnen, dann bricht man sich in der öffentlichen Meinung
gewiß den Hals und es helfen die Puffs in erkauften Blättern zu nichts.
Allerdings haben die Dampfbootsunglücke, welche sich jüngst auf dem Hudson
ereigneten, der Eriebahn einen gar derben Stoß zu allem Uebrigen gegeben;
die Einwanderer wollen nach überstandener, gefahrvoller Seereise nicht
verbrüht oder in die Luft gesprengt sein und dringen auf die sichere Fahrt
mit der Hudsonflußbahn deshalb doppelt; indessen verrechnet sich doch die
Verwaltung der Eriebahn, wenn sie zu so elenden Mitteln ihre Zuflucht
nimmt! Man wird in Europa doch endlich Mittel ergreifen, dem Treiben,
das hier in Bezug auf Einwanderer stattfindet, ein Ziel zu setzen. Das
Beste wäre: solide Leute nähmen drüben etwa 10 pCt. Angeld und
wiesen dann die Einwanderer an hiesige solide Leute. Dann wäre nur
noch zu verhindern, daß sich die Einwanderer nicht von Gaunern beschwin-
deln ließen, sondern direct an die rechte Schmiede gingen; denn wenn die
Deutschen z. B. ein noch so kleines Draufgeld gezahlt, dann lassen sie dieß
schon nicht gern mehr im Stich. Bloße Empfehlungen helfen nichts; die
Runner und Consorten haben einen endlosen Sack immer neuer Ränke und
Schwänke bereit, um Ankommende zu beschwindeln. Die Norddeutschen
lassen sich noch am schwersten von Empfehlungen abbringen; aber bei Süd-
deutschen vernichtet in der Regel ein schurkischer Landsmann die besten
Vorsätze. Kommt da ein Schwabe z. B. und fragt nach Leuten "daheim,"
so hat er die Gemüther gewöhnlich hinweg und der Verstand läuft davon;
man glaubt allerlei fabelhaften Schwindel, und wo das noch nicht hilft,
da schrecken Drohungen und Prügel, wozu die hiesigen Fighter ( Fechter )
immer bereit sind, wenn's mit der Landsmannschaft nicht gehen will.
Norddeutsche haben dagegen schon angreifende Fighter mit derber Prügel-
suppe bedient und sie von den Schiffen gejagt.

Soll ich Jhnen berichten, weshalb unsere freie Presse hier, zumal die
deutsche, sich zu Puffs gleich den oben gerügten hergiebt, so läßt sich
[Ende Spaltensatz]

* ) Wie ein solches Gerede möglich gewesen, da die "deutsche Gesellschaft"
in Newyork kein Hehl daraus gemacht hat, daß und aus welchen Gründen sie zur
Zeit die Newyork=Erie=Eisenbahn nicht, dagegen aber die Hudson=River=Eisenbahn
empfehlen zu müssen glaube, ist nicht zu begreifen. D. Red. d. deutsch. Ausw.=Ztg.
* ) Wie ein solches Gerede möglich gewesen, da die "deutsche Gesellschaft"
in Newyork kein Hehl daraus gemacht hat, daß und aus welchen Gründen sie zur
Zeit die Newyork=Erie=Eisenbahn nicht, dagegen aber die Hudson=River=Eisenbahn
empfehlen zu müssen glaube, ist nicht zu begreifen. D. Red. d. deutsch. Ausw.=Ztg.
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Allen nach Newyork, Neworleans, Baltimore, Philadelphia und St. Louis Auswandernden wird der unentgeldlich
ertheilte zuverlässige Rath der Agenten der „deutschen Gesellschaften“ anempfohlen; dagegen wird vor Privatagenten dringend gewarnt.



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Die Newyork=Erie=Eisenbahn ( Schluß ) . – Sitzungsbericht des Berliner
Centralvereins für die deutsche Auswanderungs= und Colonisations=Angelegenheit
( Schluß ) . – Auswanderer=Leiden. – Verzeichniß der im Hafen von Newyork
vom 19. bis 29. October mit Passagieren eingelaufenen Seeschiffe. – Zur War-
nung. – Bücherschau. – Vermischtes. – Schiffsnachrichten. – Anzeigen.



Die Newyork=Erie=Eisenbahn.
( Schluß. )

Man darf nicht glauben, daß dies Treiben der Eriebahnverwaltung
und ihres Anhanges hier Geheimniß ist; im Gegentheil kamen und kommen
Beschwerden dagegen so oft vor, daß die armen Einwanderer schon in den
europäischen Hafenplätzen davor gewarnt werden, und theils ausdrücklich
zu Herrn P. A. Löscher geführt und von demselben mit der Hudsonbahn
befördert sein wollen, deren Generalagent dieser reelle Mann jetzt geworden
ist, oder sie verlangen nach der deutschen Gesellschaft, welche ihr Local
leider jetzt ganz in die Nähe des Abgangsortes der Boote zur Eriebahn
verlegt hat, der Himmel mag wissen, durch welche Habgier oder durch
welches noch Aergere. Es hieß in diesem Frühjahr hier allgemein: „die
deutsche Gesellschaft sei an die Eriebahn verkauft!“ ) Jch mag das nicht
glauben; allein unschicklich war dieser Schritt jedenfalls, den man – wie
ich höre – jetzt baldigst zu verbessern sucht, nachdem Tausende von armen
Einwanderern diese eingebrockte Suppe bezahlen mußten! Weil es notorisch
ist, daß Herr Löscher durch seine soliden Verbindungen als Generalagent
der Hudsonbahn die Einwanderer billiger und durchaus rechtlich befördert,
hat eine wohlgesinnte Partei im Verwaltungsrath der deutschen Gesellschaft,
wie es scheint, darauf gedrungen, daß man die Passagiere, welche auf den
Rath dieser Gesellschaft bestmöglichst befördet sein wollen, an Hrn. Löscher
weisen soll. Dadurch würde nun Alles sich der Hudsonbahn zuwenden;
und um dies zu verhindern, wendet nun die Verwaltung der Eriebahn
folgendes Mittel an: sie kauft sogenannte Permits, Erlaubnißscheine zum
Einbringen der Einwandererschiffe in hiesigen Hafen, läßt dann die Schiffe
an den ihr gehörigen Dock, am Fuße der Reedstreet, bringen, und hält
hier die Einwanderer hinter verschlossenem Gitter abgesperrt,
welche sich nicht entschließen wollen, Billets zur Weiterreise mit der Erie-
bahn zu nehmen. Es kam deßhalb schon mehrfach zu Tumulten; die
Eingesperrten brachen durch und sogar die Polizei gerieth sich deshalb in
die Haare. Die Eriebahnverwaltung hatte nämlich schon bezahlte Polizei-
leute aufgestellt, die eben den Einwanderertrupp abgesperrt erhalten halfen
und andere herbei gerufene Polizeipersonen wollten diese Ungebühr nicht
dulden. Darüber kam es zu Streit und Prügeleien, welche sich bis ganz
vorn nach der Greenwichstreet hinzogen und die bis spät des Abends
fortspielten, indem sich die bei der Eriebahn angestellten Runners mit ins

[Spaltenumbruch] Spiel mengten. Der Agent der deutschen Gesellschaft kann stets den
Scandal aus erster Hand mit ansehen! –


Dergleichen Passagierpressungen mit Anwendung offener Gewalt läßt
sich aber doch nicht immer in gedeihliche Anwendung bringen, darum müssen
noch andere Mittelchen herhalten. Man braucht häufig den Kniff, zu
sagen, daß die Leute eben bei Herrn Löscher oder bei der deutschen Gesell-
schaft seien, wenn sie sich bei durchaus andern Agenten befinden, die
für die Eriebahn „arbeiten,“ wie man sich auszudrücken pflegt. Und so
kömmt es denn, daß sogar Herrn Löscher's Name auswärts gemißbraucht
wird. Die Betrogenen sagen aus, sie wären just bei ihm gewesen, wäh-
rend dieser solide Agent mit der Eriebahn längst völlig abgebrochen hat.
Vor ganz kurzer Zeit übersiel ein Haufe Herumtreibender, von denen
mehrere im Solde eben des gerühmten Agenten der Eriebahn stehen sollen
und die man als sogenannte Leute dieser Bahn erkannte, das Expeditions-
local der Hudsonbahn, um durch Tumultuiren das Personal des Herrn
Löscher im Expediren der Passagiere zu hindern. Wenn man sich schon
so herabwürdigender Mittel bedienen muß, um einer soliden und anständigen
Concurrenz zu begegnen, dann bricht man sich in der öffentlichen Meinung
gewiß den Hals und es helfen die Puffs in erkauften Blättern zu nichts.
Allerdings haben die Dampfbootsunglücke, welche sich jüngst auf dem Hudson
ereigneten, der Eriebahn einen gar derben Stoß zu allem Uebrigen gegeben;
die Einwanderer wollen nach überstandener, gefahrvoller Seereise nicht
verbrüht oder in die Luft gesprengt sein und dringen auf die sichere Fahrt
mit der Hudsonflußbahn deshalb doppelt; indessen verrechnet sich doch die
Verwaltung der Eriebahn, wenn sie zu so elenden Mitteln ihre Zuflucht
nimmt! Man wird in Europa doch endlich Mittel ergreifen, dem Treiben,
das hier in Bezug auf Einwanderer stattfindet, ein Ziel zu setzen. Das
Beste wäre: solide Leute nähmen drüben etwa 10 pCt. Angeld und
wiesen dann die Einwanderer an hiesige solide Leute. Dann wäre nur
noch zu verhindern, daß sich die Einwanderer nicht von Gaunern beschwin-
deln ließen, sondern direct an die rechte Schmiede gingen; denn wenn die
Deutschen z. B. ein noch so kleines Draufgeld gezahlt, dann lassen sie dieß
schon nicht gern mehr im Stich. Bloße Empfehlungen helfen nichts; die
Runner und Consorten haben einen endlosen Sack immer neuer Ränke und
Schwänke bereit, um Ankommende zu beschwindeln. Die Norddeutschen
lassen sich noch am schwersten von Empfehlungen abbringen; aber bei Süd-
deutschen vernichtet in der Regel ein schurkischer Landsmann die besten
Vorsätze. Kommt da ein Schwabe z. B. und fragt nach Leuten „daheim,“
so hat er die Gemüther gewöhnlich hinweg und der Verstand läuft davon;
man glaubt allerlei fabelhaften Schwindel, und wo das noch nicht hilft,
da schrecken Drohungen und Prügel, wozu die hiesigen Fighter ( Fechter )
immer bereit sind, wenn's mit der Landsmannschaft nicht gehen will.
Norddeutsche haben dagegen schon angreifende Fighter mit derber Prügel-
suppe bedient und sie von den Schiffen gejagt.

Soll ich Jhnen berichten, weshalb unsere freie Presse hier, zumal die
deutsche, sich zu Puffs gleich den oben gerügten hergiebt, so läßt sich
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* ) Wie ein solches Gerede möglich gewesen, da die „deutsche Gesellschaft“
in Newyork kein Hehl daraus gemacht hat, daß und aus welchen Gründen sie zur
Zeit die Newyork=Erie=Eisenbahn nicht, dagegen aber die Hudson=River=Eisenbahn
empfehlen zu müssen glaube, ist nicht zu begreifen. D. Red. d. deutsch. Ausw.=Ztg.
* ) Wie ein solches Gerede möglich gewesen, da die „deutsche Gesellschaft“
in Newyork kein Hehl daraus gemacht hat, daß und aus welchen Gründen sie zur
Zeit die Newyork=Erie=Eisenbahn nicht, dagegen aber die Hudson=River=Eisenbahn
empfehlen zu müssen glaube, ist nicht zu begreifen. D. Red. d. deutsch. Ausw.=Ztg.
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October mit Passagieren eingelaufenen Seeschiffe. – Zur War- nung. – Bücherschau. – Vermischtes. – Schiffsnachrichten. – Anzeigen. Die Newyork=Erie=Eisenbahn. ( Schluß. ) Man darf nicht glauben, daß dies Treiben der Eriebahnverwaltung und ihres Anhanges hier Geheimniß ist; im Gegentheil kamen und kommen Beschwerden dagegen so oft vor, daß die armen Einwanderer schon in den europäischen Hafenplätzen davor gewarnt werden, und theils ausdrücklich zu Herrn P. A. Löscher geführt und von demselben mit der Hudsonbahn befördert sein wollen, deren Generalagent dieser reelle Mann jetzt geworden ist, oder sie verlangen nach der deutschen Gesellschaft, welche ihr Local leider jetzt ganz in die Nähe des Abgangsortes der Boote zur Eriebahn verlegt hat, der Himmel mag wissen, durch welche Habgier oder durch welches noch Aergere. Es hieß in diesem Frühjahr hier allgemein: „die deutsche Gesellschaft sei an die Eriebahn verkauft!“ ) Jch mag das nicht glauben; allein unschicklich war dieser Schritt jedenfalls, den man – wie ich höre – jetzt baldigst zu verbessern sucht, nachdem Tausende von armen Einwanderern diese eingebrockte Suppe bezahlen mußten! Weil es notorisch ist, daß Herr Löscher durch seine soliden Verbindungen als Generalagent der Hudsonbahn die Einwanderer billiger und durchaus rechtlich befördert, hat eine wohlgesinnte Partei im Verwaltungsrath der deutschen Gesellschaft, wie es scheint, darauf gedrungen, daß man die Passagiere, welche auf den Rath dieser Gesellschaft bestmöglichst befördet sein wollen, an Hrn. Löscher weisen soll. Dadurch würde nun Alles sich der Hudsonbahn zuwenden; und um dies zu verhindern, wendet nun die Verwaltung der Eriebahn folgendes Mittel an: sie kauft sogenannte Permits, Erlaubnißscheine zum Einbringen der Einwandererschiffe in hiesigen Hafen, läßt dann die Schiffe an den ihr gehörigen Dock, am Fuße der Reedstreet, bringen, und hält hier die Einwanderer hinter verschlossenem Gitter abgesperrt, welche sich nicht entschließen wollen, Billets zur Weiterreise mit der Erie- bahn zu nehmen. Es kam deßhalb schon mehrfach zu Tumulten; die Eingesperrten brachen durch und sogar die Polizei gerieth sich deshalb in die Haare. Die Eriebahnverwaltung hatte nämlich schon bezahlte Polizei- leute aufgestellt, die eben den Einwanderertrupp abgesperrt erhalten halfen und andere herbei gerufene Polizeipersonen wollten diese Ungebühr nicht dulden. Darüber kam es zu Streit und Prügeleien, welche sich bis ganz vorn nach der Greenwichstreet hinzogen und die bis spät des Abends fortspielten, indem sich die bei der Eriebahn angestellten Runners mit ins Spiel mengten. Der Agent der deutschen Gesellschaft kann stets den Scandal aus erster Hand mit ansehen! – Dergleichen Passagierpressungen mit Anwendung offener Gewalt läßt sich aber doch nicht immer in gedeihliche Anwendung bringen, darum müssen noch andere Mittelchen herhalten. Man braucht häufig den Kniff, zu sagen, daß die Leute eben bei Herrn Löscher oder bei der deutschen Gesell- schaft seien, wenn sie sich bei durchaus andern Agenten befinden, die für die Eriebahn „arbeiten,“ wie man sich auszudrücken pflegt. Und so kömmt es denn, daß sogar Herrn Löscher's Name auswärts gemißbraucht wird. Die Betrogenen sagen aus, sie wären just bei ihm gewesen, wäh- rend dieser solide Agent mit der Eriebahn längst völlig abgebrochen hat. Vor ganz kurzer Zeit übersiel ein Haufe Herumtreibender, von denen mehrere im Solde eben des gerühmten Agenten der Eriebahn stehen sollen und die man als sogenannte Leute dieser Bahn erkannte, das Expeditions- local der Hudsonbahn, um durch Tumultuiren das Personal des Herrn Löscher im Expediren der Passagiere zu hindern. Wenn man sich schon so herabwürdigender Mittel bedienen muß, um einer soliden und anständigen Concurrenz zu begegnen, dann bricht man sich in der öffentlichen Meinung gewiß den Hals und es helfen die Puffs in erkauften Blättern zu nichts. Allerdings haben die Dampfbootsunglücke, welche sich jüngst auf dem Hudson ereigneten, der Eriebahn einen gar derben Stoß zu allem Uebrigen gegeben; die Einwanderer wollen nach überstandener, gefahrvoller Seereise nicht verbrüht oder in die Luft gesprengt sein und dringen auf die sichere Fahrt mit der Hudsonflußbahn deshalb doppelt; indessen verrechnet sich doch die Verwaltung der Eriebahn, wenn sie zu so elenden Mitteln ihre Zuflucht nimmt! Man wird in Europa doch endlich Mittel ergreifen, dem Treiben, das hier in Bezug auf Einwanderer stattfindet, ein Ziel zu setzen. Das Beste wäre: solide Leute nähmen drüben etwa 10 pCt. Angeld und wiesen dann die Einwanderer an hiesige solide Leute. Dann wäre nur noch zu verhindern, daß sich die Einwanderer nicht von Gaunern beschwin- deln ließen, sondern direct an die rechte Schmiede gingen; denn wenn die Deutschen z. B. ein noch so kleines Draufgeld gezahlt, dann lassen sie dieß schon nicht gern mehr im Stich. Bloße Empfehlungen helfen nichts; die Runner und Consorten haben einen endlosen Sack immer neuer Ränke und Schwänke bereit, um Ankommende zu beschwindeln. Die Norddeutschen lassen sich noch am schwersten von Empfehlungen abbringen; aber bei Süd- deutschen vernichtet in der Regel ein schurkischer Landsmann die besten Vorsätze. Kommt da ein Schwabe z. B. und fragt nach Leuten „daheim,“ so hat er die Gemüther gewöhnlich hinweg und der Verstand läuft davon; man glaubt allerlei fabelhaften Schwindel, und wo das noch nicht hilft, da schrecken Drohungen und Prügel, wozu die hiesigen Fighter ( Fechter ) immer bereit sind, wenn's mit der Landsmannschaft nicht gehen will. Norddeutsche haben dagegen schon angreifende Fighter mit derber Prügel- suppe bedient und sie von den Schiffen gejagt. Soll ich Jhnen berichten, weshalb unsere freie Presse hier, zumal die deutsche, sich zu Puffs gleich den oben gerügten hergiebt, so läßt sich * ) Wie ein solches Gerede möglich gewesen, da die „deutsche Gesellschaft“ in Newyork kein Hehl daraus gemacht hat, daß und aus welchen Gründen sie zur Zeit die Newyork=Erie=Eisenbahn nicht, dagegen aber die Hudson=River=Eisenbahn empfehlen zu müssen glaube, ist nicht zu begreifen. D. Red. d. deutsch. Ausw.=Ztg. * ) Wie ein solches Gerede möglich gewesen, da die „deutsche Gesellschaft“ in Newyork kein Hehl daraus gemacht hat, daß und aus welchen Gründen sie zur Zeit die Newyork=Erie=Eisenbahn nicht, dagegen aber die Hudson=River=Eisenbahn empfehlen zu müssen glaube, ist nicht zu begreifen. D. Red. d. deutsch. Ausw.=Ztg.

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Zitationshilfe: Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 92. Bremen, 16. November 1852, S. [367]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswandererzeitung092_1852/1>, abgerufen am 21.11.2024.