Badener Zeitung. Nr. 4, Baden (Niederösterreich), 12.01.1898. Mittwoch Badener Zeitung 12. Jänner 1898. Nr. 4. [Spaltenumbruch] für seine Vermittlerrolle auf Seite der Deutschen Gemeindeausschuss der Stadt Baden. (Constituierende Sitzung.) Unter einem starken Andrange von Publicum [Spaltenumbruch] Beginn der Sitzung um vier Uhr. Anwesend Der Altersvorsitzende, Herr Hönig, ersucht zu- Der Vorsitzende verliest sodann die §§ 47, 49, Abgegeben wurden 30 Stimmen; hievon entfallen Zur Wahl der Gemeinderäthe ergreift GA. Zum zweiten Gemeinderath wird unter lebhaftem Als dritter Gemeinderath erhält über Vorschlag GR. Schmidt schlägt als vierten Gemeinde- [Spaltenumbruch] Zum fünften Gemeinderath wird Herr Franz Zum sechsten Gemeinderath schlägt GA. Michael Zum siebenten Gemeinderath wird Herr Michael GR. Schwarz schlägt zum achten Gemeinde- Endlich wird über Vorschlag des GR. Rampl Sämmtliche gewählte Gemeinderäthe erklären in Bezirkshauptmann Graf zur Lippe: Nachdem [Spaltenumbruch] welches nun, in allen Details ausgearbeitet, der Damit hätte der Berichterstatter seine Pflicht Mittwoch Badener Zeitung 12. Jänner 1898. Nr. 4. [Spaltenumbruch] für ſeine Vermittlerrolle auf Seite der Deutſchen Gemeindeausſchuſs der Stadt Baden. (Conſtituierende Sitzung.) Unter einem ſtarken Andrange von Publicum [Spaltenumbruch] Beginn der Sitzung um vier Uhr. Anweſend Der Altersvorſitzende, Herr Hönig, erſucht zu- Der Vorſitzende verliest ſodann die §§ 47, 49, Abgegeben wurden 30 Stimmen; hievon entfallen Zur Wahl der Gemeinderäthe ergreift GA. Zum zweiten Gemeinderath wird unter lebhaftem Als dritter Gemeinderath erhält über Vorſchlag GR. Schmidt ſchlägt als vierten Gemeinde- [Spaltenumbruch] Zum fünften Gemeinderath wird Herr Franz Zum ſechsten Gemeinderath ſchlägt GA. Michael Zum ſiebenten Gemeinderath wird Herr Michael GR. Schwarz ſchlägt zum achten Gemeinde- Endlich wird über Vorſchlag des GR. Rampl Sämmtliche gewählte Gemeinderäthe erklären in Bezirkshauptmann Graf zur Lippe: Nachdem [Spaltenumbruch] welches nun, in allen Details ausgearbeitet, der Damit hätte der Berichterſtatter ſeine Pflicht <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="galatti1" next="#galatti2" type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0002" n="2"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">Mittwoch Badener Zeitung 12. Jänner 1898. Nr. 4.</hi> </hi> </fw><lb/> <cb/> </div> <div xml:id="bank2" prev="#bank1" type="jArticle" n="2"> <p>für ſeine Vermittlerrolle auf Seite der Deutſchen<lb/> ebenſoviel verloren hat, als er auf Seite der<lb/> Czechen damit gewinnen wollte. Dieſe Rede kann<lb/> der Verſöhnung der Gegenſätze nur abträglich<lb/> ſein, denn ſie iſt gänzlich dem Sprachenſchatze<lb/> der czechiſchen Phraſeologie über den Sprachen-<lb/> ſtreit entnommen. Herr v. Gautſch hat ungefähr<lb/> ſo geſprochen, wie etwa Herold oder Engel ſelbſt,<lb/> wenn ſie über ihre Sprachenrechte donnern oder<lb/> poltern. Die Gleichberechtigung iſt ein Wort aus<lb/> dem Wortſchatze der Verfaſſung; die Gleich-<lb/> wertigkeit ſteht nicht in der Verfaſſung; ſie<lb/> wurde erſt ſpäter im Verlaufe des Sprachenſtreites<lb/> geprägt. Wie kommt Baron Gautſch dazu, von<lb/> der Gleichberechtigung der deutſchen mit der<lb/> czechiſchen Sprache zu reden? Wie dehnbar der<lb/> Begriff Gleichberechtigung iſt, haben wir ſattſam<lb/> erlebt. Aller Unſinn, wie die Zweiſprachigkeit der<lb/> Beamten, wird daraus abgeleitet. Und iſt denn<lb/> nicht jene Gleichwertigkeit erſt recht eine con-<lb/> ventionelle Lüge, ein agitatoriſches Schlagwort<lb/> für die Czechen? Wie kommt der Miniſter zu ſo<lb/> agitatoriſchen Schlagworten ohne geſetzlichen<lb/> Hintergrund? Ebenſo iſt’s mit der Untheilbarkeit<lb/> des Königreiches. Auch nur ein Blendwerk der<lb/> Czechen, um damit die Deutſchen wie mit der<lb/> Preußenſeuche anzugreifen. Die Untheilbarkeit<lb/> kehrt ſich gegen das geſchloſſene deutſche Sprach-<lb/> gebiet, eine den Czechen unangenehme Thatſache.<lb/> Wie käme Gautſch dazu, mit den Zungen czechiſcher<lb/> Agitation zu reden? Der Bericht über dieſe<lb/> Czechenconferenz iſt vermuthlich gefärbt. Sonſt<lb/> müſste man glauben, daſs die Regierungen ein-<lb/> ander ablöſen, ohne von ihren Vorgängern etwas<lb/> gelernt zu haben. Vor allem müſsten ſie dann<lb/> ſo reden lernen, daſs ſie den deutſchen Wider-<lb/> ſpruch nicht von vorneherein wider ſich wecken!</p><lb/> <byline> <hi rendition="#aq">X.</hi> </byline> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div xml:id="baden1" next="#baden2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gemeindeausſchuſs der Stadt<lb/> Baden.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">(Conſtituierende Sitzung.)</hi> </p><lb/> <p>Unter einem ſtarken Andrange von Publicum<lb/> fand Montag nachmittags die conſtituierende Sitzung<lb/> des neugewählten Gemeindeausſchuſſes im Beiſein<lb/> des Bezirkshauptmannes Grafen zur Lippe im<lb/> ſtädtiſchen Rathhausſaale ſtatt. 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Von den hierauf<lb/> abgegebenen Stimmen erhält Herr Karl <hi rendition="#g">Reich</hi> 28,<lb/> zwei Stimmzettel waren leer.</p><lb/> <p>Zum zweiten Gemeinderath wird unter lebhaftem<lb/> Beifalle und über Vorſchlag des GA. v. <hi rendition="#g">Grimburg</hi><lb/> Bürgerſchuldirector Herr Emanuel <hi rendition="#g">Fitzga</hi> mit 29<lb/> Stimmen gewählt; ein Stimmzettel war leer.</p><lb/> <p>Als dritter Gemeinderath erhält über Vorſchlag<lb/> des GA. <hi rendition="#g">Gehrer</hi> Herr Franz <hi rendition="#g">Schmidt</hi> 28;<lb/> Stimmen; zwei Stimmzettel waren leer.</p><lb/> <p>GR. <hi rendition="#g">Schmidt</hi> ſchlägt als vierten Gemeinde-<lb/> rath Herru Michael <hi rendition="#g">Rampl</hi> vor, welcher mit 28<lb/> Stimmen gewählt erſcheint; zwei Stimmzettel war<lb/> leer.</p><lb/> <cb/> <p>Zum fünften Gemeinderath wird Herr Franz<lb/><hi rendition="#g">Gehrer</hi> über Vorſchlag des GA. Dr. v. <hi rendition="#g">Rein-<lb/> öhl</hi> mit 29 Stimmen gewählt; ein Stimmzettel war<lb/> leer.</p><lb/> <p>Zum ſechsten Gemeinderath ſchlägt GA. Michael<lb/><hi rendition="#g">Mayer</hi> Herrn Karl Guido <hi rendition="#g">Schwarz</hi> vor,<lb/> welcher 28 Stimmen erhielt; zwei Stimmzettel<lb/> waren leer.</p><lb/> <p>Zum ſiebenten Gemeinderath wird Herr Michael<lb/><hi rendition="#g">Mayer</hi> über Vorſchlag des GA. <hi rendition="#g">Zöllner</hi> mit<lb/> 28 Stimmen gewählt; zwei Stimmzettel waren<lb/> leer.</p><lb/> <p>GR. <hi rendition="#g">Schwarz</hi> ſchlägt zum achten Gemeinde-<lb/> rath Herrn Joſef <hi rendition="#g">Reigl</hi> vor, welcher mit 28<lb/> Stimmen gewählt wird; zwei Stimmzettel waren<lb/> leer.</p><lb/> <p>Endlich wird über Vorſchlag des GR. <hi rendition="#g">Rampl</hi><lb/> Herr Rudolf <hi rendition="#g">Zöllner</hi> zum neunten Gemeinde-<lb/> rath mit 29 Stimmen gewählt; ein Stimmzettel<lb/> war leer.</p><lb/> <p>Sämmtliche gewählte Gemeinderäthe erklären in<lb/> kurzen Worten, die auf ſie gefallene Wahl annehmen<lb/> zu wollen, was mit lebhaftem Beifalle begrüßt<lb/> wird.</p><lb/> <p>Bezirkshauptmann Graf zur <hi rendition="#g">Lippe:</hi> Nachdem<lb/> die Wahlen geſetzmäßig durchgeführt wurden und die<lb/> Herren erklärt haben, die Wahl anzunehmen, werde<lb/> ich ſogleich die vorgeſchriebene Angelobung vornehmen.<lb/> Bevor ich dies thue, will ich die Gelegenheit benützen<lb/> und ſämmtliche anweſende Herren Gemeindevertreter<lb/> beſtens begrüßen. Ich kann nicht umhin, dieſen<lb/> Anlaſs dazu zu benützen, um mich offen dahin aus-<lb/> zuſprechen, daſs für den Gemeindeausſchuſs der<lb/> Stadt Baden mit dem heutigen Tage eine neue<lb/> Ära, eine Ära der Arbeit und fruchtbaren Thätigkeit<lb/> beginnt. Mit Ihnen, meine Herren, wünſche und hoffe<lb/> ich, daſs die traurigen und beklagen swerten Zuſtände,<lb/> welche in der ehemaligen Gemeindevertretung geherrſcht<lb/> und deren Auflöſung herbeigeführt haben, ſich nicht<lb/> wiederholen, ſondern endgiltig der Vergangenheit an-<lb/> gehören mögen. (Bravo!) Ich bin überzeugt, daſs<lb/> Sie alle von dem ernſten Willen beſeelt ſind, als<lb/> rechtſchaffene und gewiſſenhafte Männer die <hi rendition="#g">Ih</hi>nen<lb/> übertragene Aufgabe zu erfüllen, welche vor allen<lb/> Dingen darin beſteht, daſs Sie unter Beobachtung<lb/> der Geſetze das Wohl der Stadt Baden und ihrer<lb/> Bevölkerung fördern. Aber, meine Herren! Es wird<lb/> dieſe Aufgabe nicht leicht ſein, wenn Sie nicht von<lb/> vornherein den feſten Willen haben, trotz aller Ver-<lb/> ſchiedenheit der Meinungen, trotz aller Verſchiedenheit<lb/> der Parteiſtellung, in allen Gemeindeangelegenheiten<lb/> zum Wohle des Ganzen einträchtig zuſammenzuwirken.<lb/> Sie werden dieſes Ziel nicht erreichen, wenn Sie<lb/> nicht beſtrebt ſind, von Ihren Berathungen jene<lb/> Fragen ferne zu halten, welche nicht dahin gehören,<lb/> durch deren Erörterung lediglich Ihre koſtbare Zeit<lb/> vergeudet, Ihre Kräfte zerſplittert und ſchließlich<lb/> nichts anderes erreicht wird, als daſs eine geſpannte,<lb/> feindſelige Stimmung unter Ihnen hervorgerufen<lb/> wird, und Sie werden es nicht erreichen können,<lb/> wenn Sie nicht darauf bedacht ſind, bei Ihren Ver-<lb/> handlungen ſtets den nothwendigen Ernſt und die</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div xml:id="galatti2" prev="#galatti1" type="jArticle" n="2"> <p>welches nun, in allen Details ausgearbeitet, der<lb/> politiſchen Behörde vorliegt. Hand in Hand mit<lb/> dieſer Frage geht die der <hi rendition="#g">Canaliſation,</hi> inbezug<lb/> auf welche vorerſt bei den bereits beſtehenden Ge-<lb/> rinnen weſentliche und beſonders für die Thermal-<lb/> bäder nutzbringende Verbeſſerungen vorgenommen<lb/> wurden, nachdem die eigentliche Canaliſation der<lb/> Stadt dem Zeitpunkte vorbehalten bleiben muſs, wo<lb/> es gelingt, die Waſſerverſorgung endgiltig zu reali-<lb/> ſieren. Der Bau des <hi rendition="#g">Gymnaſiums</hi> wurde<lb/> erheblich gefördert und die <hi rendition="#g">ſtädtiſchen Bäder</hi><lb/> erfreuten ſich, in Anerkennung ihrer hohen Wichtigkeit<lb/> für die Gemeinde, einer ganz beſonderen Fürſorge<lb/> des Regierungscommiſſärs, der umfaſſende Repara-<lb/> turen vornehmen ließ, die Aufnahme von bis jetzt<lb/> fehlenden Inventarien veranlaſste und Projectſkizzen<lb/> für den Umbau des Herzoghofes anfertigen ließ. Selbſt-<lb/> verſtändlich waren gerade auf dieſem Gebiete der<lb/> Thätigkeit des Regierungscommiſſärs, ſchon im Hin-<lb/> blicke auf die vorausſichtlich nur kurze Zeit ſeiner<lb/> Wirkſamkeit, enge Grenzen gezogen. Allein ſchon aus<lb/> den wenigen Maſsnahmen, zu welchen er ſich ent-<lb/> ſchloſs, leuchtet die Erkenntnis von der hohen Wich-<lb/> tigkeit hervor, welche jedermann, der in das Ge-<lb/> triebe des Curortes aus eigener Anſchauung Einblick<lb/> gewinnt, mit zwingender Nothwendigkeit dieſem Theile<lb/> der Verwaltung beimeſſen muſs. In der <hi rendition="#g">Theater-<lb/> frage,</hi> welche infolge des Betreibens der politiſchen<lb/> Behörde dringend wurde, wurden die nöthigen Studien<lb/> vollzogen, der Stadtpark als Platz für ein neues<lb/> Theatergebäude in Ausſicht genommen, die Ver-<lb/><cb/> faſſung von Plänen durch die bewährte Firma Fellner<lb/> und Helmer veranlaſst und gleichzeitig die mit dieſem<lb/> Projecte ſpruchreif werdende Frage der umfaſſenden<lb/> Adaptierung des <hi rendition="#g">Dampf- und Wannen-<lb/> bades, der Kaltwaſſer-Heilanſtalt</hi><lb/> und des <hi rendition="#g">Marienhofes</hi> energiſch gefördert.<lb/> Endlich wurden auch die Agenden der <hi rendition="#g">Curcom-<lb/> miſſion</hi> nicht außeracht gelaſſen, in welcher<lb/> Beziehung beſonders die ausgeſchriebene Concurrenz<lb/> für ein des Curortes würdiges, künſtleriſch ausge-<lb/> führtes Reclame-Placat zu erwähnen wäre.</p><lb/> <p>Damit hätte der Berichterſtatter ſeine Pflicht<lb/> eigentlich redlich erfüllt und die Gemeinde könnte<lb/> ihm ſchon hiefür Dank und Anerkennung zollen, weil<lb/> ſie aus dem Berichte die Gewiſsheit zu ſchöpfen in<lb/> der Lage iſt, daſs ihre Geſchicke während einer für<lb/> die Stadt beſchämenden Periode glücklicherweiſe in<lb/> den Händen eines Mannes geruht haben, der es mit<lb/> dem ihm übertragenen Amte ernſt genommen hat.<lb/> Der Bericht enthält aber auch noch ein Schluſswort,<lb/> und da ſchlägt der Verfaſſer, entgegen dem Geſchäfts-<lb/> ſtile des eigentlichen Berichtes, einen warmen Ton<lb/> an. Er blickt mit Genugthuung auf ſeine ſechs-<lb/> monatliche Thätigkeit zurück, während welcher es ihm<lb/> vergönnt war, ſich in den Dienſt der Intereſſen der<lb/> Gemeinde ſtellen zu können, und er richtet einen<lb/> überaus warmen Appell an die kommende Gemeinde-<lb/> vertretung, der in dem Wunſche ausklingt, daſs ſich<lb/> alle Kreiſe der Bevölkerung, ohne Unterſchied der<lb/> Parteiſtellung, darin vereinigen mögen, ihren ge-<lb/> wählten Vertretern die ſchwere Arbeit, die ſie er-<lb/><cb/> wartet, zu erleichtern. Einer der Wortführer einer<lb/> glücklicherweiſe verfloſſenen Partei hat in Bethätigung<lb/> ſeiner zerſtörenden Agitation das Wort „Armes<lb/> Baden!“ gebraucht und dieſes Schlagwort, ausge-<lb/> geben von einem eingeborenen Badener Bürger, hat<lb/> lange Zeit hindurch die ſchmale Koſt gebildet, mit<lb/> welcher die Retter der Gemeinde von <hi rendition="#aq">anno</hi> dazumal<lb/> ihre Agitation gegen Friede, Eintracht und verſtän-<lb/> diges Zuſammenwirken zum Wohle der Wähler-<lb/> ſchaft zu nähren verſuchten. Das Schlagwort und<lb/> mit ihm die Partei ſind raſch zu Grabe gegangen.<lb/> Da kommt aber nun Einer, der, ſo ſollte man wenigſtens<lb/> meinen, nicht das mindeſte Intereſſe an dem ferneren<lb/> Gedeihen der Gemeinde hat, Einer, der heute, ohne<lb/> daſs ihm ein Vorwurf gemacht werden könnte, den<lb/> Staub der Stadt Baden von ſeinen Füßen ſchütteln<lb/> und gleichmüthig zu ſeiner normalen Beſchäftigung<lb/> zurückkehren könnte, und dieſer Eine zeigt ſich uns<lb/> als ein echter und rechter Localpatriot, der ſeinen<lb/> Bericht ſchließt mit den Wunſche: „<hi rendition="#aq">Viribus unitis!</hi><lb/> Zum Beſten der Gemeinde, ſei fortab der Wahl-<lb/> ſpruch in und außerhalb der Gemeindeſtube, auf<lb/> daſs ſich wieder bewähre der alte Ruf: <hi rendition="#g">Glück-<lb/> liches Baden!</hi>“ Ehre dieſem Manne und<lb/> Dank ſeinem erſprießlichen Wirken! Möge er die<lb/> Überzeugung mit ſich nehmen, daſs wir ſeiner ſtets<lb/> mit der Anerkennung gedenken werden, die er ſich ſo<lb/> redlich verdient hat, und der ſich in ſeinem Thätig-<lb/> keitsberichte unbewuſst ſelbſt das ehrendſte Zeugnis<lb/> ausſtellt.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [2/0002]
Mittwoch Badener Zeitung 12. Jänner 1898. Nr. 4.
für ſeine Vermittlerrolle auf Seite der Deutſchen
ebenſoviel verloren hat, als er auf Seite der
Czechen damit gewinnen wollte. Dieſe Rede kann
der Verſöhnung der Gegenſätze nur abträglich
ſein, denn ſie iſt gänzlich dem Sprachenſchatze
der czechiſchen Phraſeologie über den Sprachen-
ſtreit entnommen. Herr v. Gautſch hat ungefähr
ſo geſprochen, wie etwa Herold oder Engel ſelbſt,
wenn ſie über ihre Sprachenrechte donnern oder
poltern. Die Gleichberechtigung iſt ein Wort aus
dem Wortſchatze der Verfaſſung; die Gleich-
wertigkeit ſteht nicht in der Verfaſſung; ſie
wurde erſt ſpäter im Verlaufe des Sprachenſtreites
geprägt. Wie kommt Baron Gautſch dazu, von
der Gleichberechtigung der deutſchen mit der
czechiſchen Sprache zu reden? Wie dehnbar der
Begriff Gleichberechtigung iſt, haben wir ſattſam
erlebt. Aller Unſinn, wie die Zweiſprachigkeit der
Beamten, wird daraus abgeleitet. Und iſt denn
nicht jene Gleichwertigkeit erſt recht eine con-
ventionelle Lüge, ein agitatoriſches Schlagwort
für die Czechen? Wie kommt der Miniſter zu ſo
agitatoriſchen Schlagworten ohne geſetzlichen
Hintergrund? Ebenſo iſt’s mit der Untheilbarkeit
des Königreiches. Auch nur ein Blendwerk der
Czechen, um damit die Deutſchen wie mit der
Preußenſeuche anzugreifen. Die Untheilbarkeit
kehrt ſich gegen das geſchloſſene deutſche Sprach-
gebiet, eine den Czechen unangenehme Thatſache.
Wie käme Gautſch dazu, mit den Zungen czechiſcher
Agitation zu reden? Der Bericht über dieſe
Czechenconferenz iſt vermuthlich gefärbt. Sonſt
müſste man glauben, daſs die Regierungen ein-
ander ablöſen, ohne von ihren Vorgängern etwas
gelernt zu haben. Vor allem müſsten ſie dann
ſo reden lernen, daſs ſie den deutſchen Wider-
ſpruch nicht von vorneherein wider ſich wecken!
X.
Gemeindeausſchuſs der Stadt
Baden.
(Conſtituierende Sitzung.)
Unter einem ſtarken Andrange von Publicum
fand Montag nachmittags die conſtituierende Sitzung
des neugewählten Gemeindeausſchuſſes im Beiſein
des Bezirkshauptmannes Grafen zur Lippe im
ſtädtiſchen Rathhausſaale ſtatt. Über die Beſetzung
der Stellen hatten vorher gemeinſchaftliche Be-
ſprechungen ſtattgefunden, welche zu dem erfreulichen
Reſultate der vollſtändigen Übereinſtimmung führten,
ſo daſs die Sitzung ein Bild der Harmonie bot, wie
wir es in dieſem Saale noch nicht erlebt haben.
Der uns zur Verfügung ſtehende knappe Raum ge-
ſtattet uns nicht, dem heutigen Sitzungsberichte eine
längere Einleitung zu geben, wir müſſen uns viel-
mehr für heute darauf beſchränken, unſeren Leſern
mit einem ausführlichen Berichte zu dienen, den wir
im Nachſtehenden folgen laſſen, und ſparen uns unſere
Ausführungen für eine nächſte Gelegenheit auf.
Beginn der Sitzung um vier Uhr. Anweſend
ſämmtliche Gemeindevertreter, u. zw. die Herren:
Arens, Faſching, Fiſcher, Fitzga, Gehrer, Gleichweit,
Gregora, v. Grimburg. Hönig, Dr. Hora, Huber,
Klaps, Kolb, Mahorſchitz, Maſſinger, Mayer Michael,
Rampl, Reich, Reigl, v. Reinöhl, Dr. Reitler, Schmidt,
Schwarz, Sprinz, Trautzl, Weber Andreas, Weber
Johann, Wittek, Witzmann und Zöllner. In Ver-
tretung der politiſchen Behörde wohnt der Sitzung
Bezirkshauptmann Graf zur Lippe an.
Der Altersvorſitzende, Herr Hönig, erſucht zu-
nächſt die Herren Joh. Weber und Reigl, als Scru-
tatoren zu fungieren. Nach Verleſung der Liſte der
gewählten Gemeindeausſchüſſe conſtatiert der Vor-
ſitzende die Anweſenheit ſämmtlicher 30 Ausſchuſs-
mitglieder, begrüßt zunächſt den anweſenden Herrn
Bezirkshauptmann, wobei ſich die Verſammlung von
den Sitzen erhebt, und richtet ſodann einige herzliche
Worte an die erſchienenen Gemeindevertreter. Als
Älteſter unter den Gemeindevertretern ſei ihm die
Ehre zutheil geworden, den Ausſchuſs heute hier zu
verſammeln, um die Wahl des Stadtoberhauptes vor-
zunehmen. Durch die Neuwahlen haben unſere Mit-
bürger ihre Vertreter hieher entſendet, die nun be-
rufen ſind, die Aufgaben, vor denen die Gemeinde
ſteht, zu löſen. Zu dieſem Behufe brauchen wir einen
tüchtigen Bürgermeiſter Wir haben einen ſolchen
Mann in unſerer Mitte, der durch viele Jahre Er-
ſprießliches geleiſtet hat. Erlauben Sie mir, daſs
ich Ihnen zum Bürgermeiſter Herrn Dr. Karl Hora
vorſchlage. (Beifall.)
Der Vorſitzende verliest ſodann die §§ 47, 49,
50 und 52 G.-O., welche auf die Wahl des Ge-
meindevorſtandes Bezug haben, und ſchreitet ſodann
zur Wahl des Bürgermeiſters, welche, wie alle fol-
genden Wahlen, im Rahmen der geſetzlichen Vor-
ſchriften mittels Stimmzettels erfolgt.
Abgegeben wurden 30 Stimmen; hievon entfallen
auf Dr. Karl Hora 29 Stimmen, ein Stimmzettel
war leer. Die Verkündigung des Wahlreſultates
wurde mit lebhaftem und andauerndem Beifalle be-
grüßt und der neugewählte Bürgermeiſter von allen
Seiten beglückwünſcht. Auf Befragen des Vorſitzenden
erklärt Dr. Hora, die auf ihn gefallene Wahl an-
nehmen zu wollen.
Zur Wahl der Gemeinderäthe ergreift GA.
Michael Mayer das Wort und ſchlägt als erſten
Gemeinderath Herrn Karl Reich vor. Von den hierauf
abgegebenen Stimmen erhält Herr Karl Reich 28,
zwei Stimmzettel waren leer.
Zum zweiten Gemeinderath wird unter lebhaftem
Beifalle und über Vorſchlag des GA. v. Grimburg
Bürgerſchuldirector Herr Emanuel Fitzga mit 29
Stimmen gewählt; ein Stimmzettel war leer.
Als dritter Gemeinderath erhält über Vorſchlag
des GA. Gehrer Herr Franz Schmidt 28;
Stimmen; zwei Stimmzettel waren leer.
GR. Schmidt ſchlägt als vierten Gemeinde-
rath Herru Michael Rampl vor, welcher mit 28
Stimmen gewählt erſcheint; zwei Stimmzettel war
leer.
Zum fünften Gemeinderath wird Herr Franz
Gehrer über Vorſchlag des GA. Dr. v. Rein-
öhl mit 29 Stimmen gewählt; ein Stimmzettel war
leer.
Zum ſechsten Gemeinderath ſchlägt GA. Michael
Mayer Herrn Karl Guido Schwarz vor,
welcher 28 Stimmen erhielt; zwei Stimmzettel
waren leer.
Zum ſiebenten Gemeinderath wird Herr Michael
Mayer über Vorſchlag des GA. Zöllner mit
28 Stimmen gewählt; zwei Stimmzettel waren
leer.
GR. Schwarz ſchlägt zum achten Gemeinde-
rath Herrn Joſef Reigl vor, welcher mit 28
Stimmen gewählt wird; zwei Stimmzettel waren
leer.
Endlich wird über Vorſchlag des GR. Rampl
Herr Rudolf Zöllner zum neunten Gemeinde-
rath mit 29 Stimmen gewählt; ein Stimmzettel
war leer.
Sämmtliche gewählte Gemeinderäthe erklären in
kurzen Worten, die auf ſie gefallene Wahl annehmen
zu wollen, was mit lebhaftem Beifalle begrüßt
wird.
Bezirkshauptmann Graf zur Lippe: Nachdem
die Wahlen geſetzmäßig durchgeführt wurden und die
Herren erklärt haben, die Wahl anzunehmen, werde
ich ſogleich die vorgeſchriebene Angelobung vornehmen.
Bevor ich dies thue, will ich die Gelegenheit benützen
und ſämmtliche anweſende Herren Gemeindevertreter
beſtens begrüßen. Ich kann nicht umhin, dieſen
Anlaſs dazu zu benützen, um mich offen dahin aus-
zuſprechen, daſs für den Gemeindeausſchuſs der
Stadt Baden mit dem heutigen Tage eine neue
Ära, eine Ära der Arbeit und fruchtbaren Thätigkeit
beginnt. Mit Ihnen, meine Herren, wünſche und hoffe
ich, daſs die traurigen und beklagen swerten Zuſtände,
welche in der ehemaligen Gemeindevertretung geherrſcht
und deren Auflöſung herbeigeführt haben, ſich nicht
wiederholen, ſondern endgiltig der Vergangenheit an-
gehören mögen. (Bravo!) Ich bin überzeugt, daſs
Sie alle von dem ernſten Willen beſeelt ſind, als
rechtſchaffene und gewiſſenhafte Männer die Ihnen
übertragene Aufgabe zu erfüllen, welche vor allen
Dingen darin beſteht, daſs Sie unter Beobachtung
der Geſetze das Wohl der Stadt Baden und ihrer
Bevölkerung fördern. Aber, meine Herren! Es wird
dieſe Aufgabe nicht leicht ſein, wenn Sie nicht von
vornherein den feſten Willen haben, trotz aller Ver-
ſchiedenheit der Meinungen, trotz aller Verſchiedenheit
der Parteiſtellung, in allen Gemeindeangelegenheiten
zum Wohle des Ganzen einträchtig zuſammenzuwirken.
Sie werden dieſes Ziel nicht erreichen, wenn Sie
nicht beſtrebt ſind, von Ihren Berathungen jene
Fragen ferne zu halten, welche nicht dahin gehören,
durch deren Erörterung lediglich Ihre koſtbare Zeit
vergeudet, Ihre Kräfte zerſplittert und ſchließlich
nichts anderes erreicht wird, als daſs eine geſpannte,
feindſelige Stimmung unter Ihnen hervorgerufen
wird, und Sie werden es nicht erreichen können,
wenn Sie nicht darauf bedacht ſind, bei Ihren Ver-
handlungen ſtets den nothwendigen Ernſt und die
welches nun, in allen Details ausgearbeitet, der
politiſchen Behörde vorliegt. Hand in Hand mit
dieſer Frage geht die der Canaliſation, inbezug
auf welche vorerſt bei den bereits beſtehenden Ge-
rinnen weſentliche und beſonders für die Thermal-
bäder nutzbringende Verbeſſerungen vorgenommen
wurden, nachdem die eigentliche Canaliſation der
Stadt dem Zeitpunkte vorbehalten bleiben muſs, wo
es gelingt, die Waſſerverſorgung endgiltig zu reali-
ſieren. Der Bau des Gymnaſiums wurde
erheblich gefördert und die ſtädtiſchen Bäder
erfreuten ſich, in Anerkennung ihrer hohen Wichtigkeit
für die Gemeinde, einer ganz beſonderen Fürſorge
des Regierungscommiſſärs, der umfaſſende Repara-
turen vornehmen ließ, die Aufnahme von bis jetzt
fehlenden Inventarien veranlaſste und Projectſkizzen
für den Umbau des Herzoghofes anfertigen ließ. Selbſt-
verſtändlich waren gerade auf dieſem Gebiete der
Thätigkeit des Regierungscommiſſärs, ſchon im Hin-
blicke auf die vorausſichtlich nur kurze Zeit ſeiner
Wirkſamkeit, enge Grenzen gezogen. Allein ſchon aus
den wenigen Maſsnahmen, zu welchen er ſich ent-
ſchloſs, leuchtet die Erkenntnis von der hohen Wich-
tigkeit hervor, welche jedermann, der in das Ge-
triebe des Curortes aus eigener Anſchauung Einblick
gewinnt, mit zwingender Nothwendigkeit dieſem Theile
der Verwaltung beimeſſen muſs. In der Theater-
frage, welche infolge des Betreibens der politiſchen
Behörde dringend wurde, wurden die nöthigen Studien
vollzogen, der Stadtpark als Platz für ein neues
Theatergebäude in Ausſicht genommen, die Ver-
faſſung von Plänen durch die bewährte Firma Fellner
und Helmer veranlaſst und gleichzeitig die mit dieſem
Projecte ſpruchreif werdende Frage der umfaſſenden
Adaptierung des Dampf- und Wannen-
bades, der Kaltwaſſer-Heilanſtalt
und des Marienhofes energiſch gefördert.
Endlich wurden auch die Agenden der Curcom-
miſſion nicht außeracht gelaſſen, in welcher
Beziehung beſonders die ausgeſchriebene Concurrenz
für ein des Curortes würdiges, künſtleriſch ausge-
führtes Reclame-Placat zu erwähnen wäre.
Damit hätte der Berichterſtatter ſeine Pflicht
eigentlich redlich erfüllt und die Gemeinde könnte
ihm ſchon hiefür Dank und Anerkennung zollen, weil
ſie aus dem Berichte die Gewiſsheit zu ſchöpfen in
der Lage iſt, daſs ihre Geſchicke während einer für
die Stadt beſchämenden Periode glücklicherweiſe in
den Händen eines Mannes geruht haben, der es mit
dem ihm übertragenen Amte ernſt genommen hat.
Der Bericht enthält aber auch noch ein Schluſswort,
und da ſchlägt der Verfaſſer, entgegen dem Geſchäfts-
ſtile des eigentlichen Berichtes, einen warmen Ton
an. Er blickt mit Genugthuung auf ſeine ſechs-
monatliche Thätigkeit zurück, während welcher es ihm
vergönnt war, ſich in den Dienſt der Intereſſen der
Gemeinde ſtellen zu können, und er richtet einen
überaus warmen Appell an die kommende Gemeinde-
vertretung, der in dem Wunſche ausklingt, daſs ſich
alle Kreiſe der Bevölkerung, ohne Unterſchied der
Parteiſtellung, darin vereinigen mögen, ihren ge-
wählten Vertretern die ſchwere Arbeit, die ſie er-
wartet, zu erleichtern. Einer der Wortführer einer
glücklicherweiſe verfloſſenen Partei hat in Bethätigung
ſeiner zerſtörenden Agitation das Wort „Armes
Baden!“ gebraucht und dieſes Schlagwort, ausge-
geben von einem eingeborenen Badener Bürger, hat
lange Zeit hindurch die ſchmale Koſt gebildet, mit
welcher die Retter der Gemeinde von anno dazumal
ihre Agitation gegen Friede, Eintracht und verſtän-
diges Zuſammenwirken zum Wohle der Wähler-
ſchaft zu nähren verſuchten. Das Schlagwort und
mit ihm die Partei ſind raſch zu Grabe gegangen.
Da kommt aber nun Einer, der, ſo ſollte man wenigſtens
meinen, nicht das mindeſte Intereſſe an dem ferneren
Gedeihen der Gemeinde hat, Einer, der heute, ohne
daſs ihm ein Vorwurf gemacht werden könnte, den
Staub der Stadt Baden von ſeinen Füßen ſchütteln
und gleichmüthig zu ſeiner normalen Beſchäftigung
zurückkehren könnte, und dieſer Eine zeigt ſich uns
als ein echter und rechter Localpatriot, der ſeinen
Bericht ſchließt mit den Wunſche: „Viribus unitis!
Zum Beſten der Gemeinde, ſei fortab der Wahl-
ſpruch in und außerhalb der Gemeindeſtube, auf
daſs ſich wieder bewähre der alte Ruf: Glück-
liches Baden!“ Ehre dieſem Manne und
Dank ſeinem erſprießlichen Wirken! Möge er die
Überzeugung mit ſich nehmen, daſs wir ſeiner ſtets
mit der Anerkennung gedenken werden, die er ſich ſo
redlich verdient hat, und der ſich in ſeinem Thätig-
keitsberichte unbewuſst ſelbſt das ehrendſte Zeugnis
ausſtellt.
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