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Badener Zeitung. Nr. 4, Baden (Niederösterreich), 12.01.1898.

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Nr. 4. Mittwoch Badener Zeitung 12. Jänner 1898.

[Spaltenumbruch]

Sonntag, 23. Jänner 1898: Feuerwehr-Ball
der II. freiw. Feuerwehr Baden in Rubel's Saal-
Localitäten, Leesdorfer Hauptstraße 8.

Mittwoch, 26. Jänner: Hausball in Fritsch'
Saallocalitäten "Stadt Baden", Baden, Alleegasse 13.

Samstag, 29. Jänner 1898: Geschlossener
Maskenball im Hotel "Stadt Wien".

Dienstag, 1. Februar: Kränzchen des Garten-
bauvereines in den Sälen des "Stadt Wien".

Samstag, 5. Februar 1898: Familienabend
des österr. Eisenbahnbeamten-Vereines (Ortsgruppe
Baden) im Hotel "Stadt Wien" Baden.

Samstag, 12. Februar 1898: Kränzchen der
Tischgesellschaft "D'Helenenthaler" im Hotel "Stadt
Wien" in Baden.

Samstag, 19. Februar: Ball der I. freiwilligen
Feuerwehr Baden im Hotel "Stadt Wien".

Sonntag, 20. Februar 1898: Großer Costüm-
und Maskenball in Rubels Jubiläums-Sälen in
Leesdorf.

Samstag, 5. März 1898: Familienabend des
österr. Eisenbahnbeamten-Vereines (Ortsgruppe Baden)
im Hotel "Stadt Wien" Baden.




Correspondenzen.
Mödling. [Eigenbericht der "Badener Zeitung."]
(Der Unterrichtsminister)

hat ver-
schiedenen Gymnasien und sonstigen Lehranstalten in
Österreich, darunter dem hiesigen Gymnasium, für die
bestehende erste und zweite Classe das Recht der
Öffentlichkeit verliehen.

(Ballnachrichten.)

Der beliebte Feuer-
wehrball findet am 15. d. M. im Hotel "Stadt
Mödling" statt. Die Ballmusik besorgt die Capelle
Schweiger. -- Acht Tage später, am 22. d M.,
veranstaltet der Männer-Gesangverein "Harmonie"
in demselben Hotel einen Costumeball. Der Musik
wird von der Capelle des 64. Infanterie-Regiments
besorgt.

Fahrafeld.
(Brand.)

Auf die Richtigstellung
des Herrn Bürgermeisters von Fahrafeld über den
uns zugekommenen Bericht über einen Brand, in
welchem unser Correspondent in launiger und gewiss
niemanden verletzender Form einige zutage getretene
Übelstände gerügt hatte, erhalten wir von unserem
Correspondenten das nachstehende Schreiben: "Die
vom neuen Herrn Bürgermeister Voggenhuber in der
letzten Nummer veröffentlichte Richtigstellung meines
Berichtes über den Brand in Fahrafeld ist eine Be-
stätigung des von mir dargestellten Sachverhaltes.
Wir wollen uns um Kleinigkeiten, ob die Spritze
um 3/410 Uhr oder um 10 Uhr, ob in schnellem
oder langsamen Tempo, am Brandplatze anlangte,
nicht streiten; Thatsache ist der Umstand, dass die
Spritze nicht functionierte, was in der Richtigstellung
zugestanden wird, ein Übelstand, an dem die Ver-
wendung der Saugschläuche nichts zu ändern vermag
Wenn in der Richtigstellung die aus Schonung ge-
wählte humoristische Fassung des Berichtes eine Tact-
losigkeit genannt wird, so zeigt dies, dass unter dem
Titel "Correspondenzen" Lobsprüche ohne Maß ver-
öffentlicht und mit Vergnügen aufgenommen werden
können, während der leiseste Tadel sofort die heftigsten
Verdauungsbeschwerden erzengt. Man kann es leichter
riskieren, im Parlamente den Präsidenten einen
armenischen Betrüger zu nennen, als auf eine Schwäche
einer Localgröße anzuspielen. Ich bin gewohnt, bei
Besprechung kleiner Übelstände eine leichte Klinge zu
führen, und erschrecke nicht, wenn ein Gegner bei einer
Zeitungsfehde zu einer Waffe greift, die ihm hand-
licher zu sein scheint, weil er mit ihr besser umzu-
gehen versteht,"




Theater.
Stadttheater in Baden.

Samstag, 8. Jänner: "Die Bürgermeisterwahl",
eine ländliche Komödie in 4 Acten von Max Burck-
hard. Diese Premiere fand ein fast ausverkauftes
Haus vor, das der Direction jedenfalls viel Freude
bereitet hat. Weniger befriedigt zeigte sich das
Publicum, das durch die schwunghafte Reclame,
welche dem Erzeugnisse des Directors des Wiener
Hofburgtheaters vorhergieng, in eine gewisse Auf-
regung versetzt worden war und auch noch aus dem
Grunde der Vorführung größere Aufmerksamkeit
widmete, weil der Titel im engen Zusammenhange
mit dem localen Schauspiele stand, welches sich, wie
ja bekannt war, zwei Tage darauf in unserer Raths-
[Spaltenumbruch] stube im Ernste abwickeln sollte. Allein die dadurch
hochgespannten Erwartungen des Publicums wurden
gründlich enttäuscht und wenn der Verfasser nicht
gerade der Director des ersten Kunstinstitutes des
Reiches wäre, wir wetten, dass das Stück schon bei
seiner ersten Aufführung in Wien eine sogenannte
kühle Ablehnung erfahren hätte. Es entbehrt vor
allem des wichtigsten Requisites, der einheitlichen
Handlung, und bietet uns in seinen vier Acten eben
so viele komische Scenen, wie sie, jede für sich, ganz
gut von einer Volkssänger-Gesellschaft aufgeführt
werden können; wenigstens stehen sie an Derbheit
den Darbietungen unserer Mimen vom "Brettl"
nicht viel nach. An und für sich ist jeder einzelne
Act die realistische und wahrhaftige Wiedergabe von
Vorkommnissen aus dem wirklichen alltäglichen Leben;
es ist jedoch, wie ja bei alleu Producten unserer
modernen Realistik, sehr die Frage, ob derartige Vor-
führungen in der That geeignet sind, den Gegen-
stand schauspielerischer Darstellungen zu bilden; die
Meinungen darüber sind getheilt und wir glauben
fast, dass der vollkommen unbefangene Zuhörer, der
der "Bürgermeisterwahl" angewohnt hat, unange-
kränkelt von einer parteiischen Residenzkritik, zu der
Überzeugung kommen muss, dass es für den Herrn
Director Burckhard besser gewesen wäre, bei seinem
Leisten zu bleiben. Man kann ein sehr guter Theater-
director, aber trotzdem dennoch ein rechter Stümper
auf dem Gebiete der schaffenden Theaterliteratur sein.
Man stellt nicht Stücke auf die Bühne, in welche
gleich zwei Acte, wie im vorliegenden Falle der
zweite und dritte, mit Macht in die Handlung
hineingepreßt sind, die man ohne diese beiden
Acte eben so gut verstehen könnte, und man wendet
besonders nicht eine Sprache an, die, so geläufig
sie auch der Gosse sein mag, denn doch nicht
für die Bühne paßt. Das Theater soll vor
allem erziehen und denjenigen, welchen das Leben
Nothdurft, Sorge und Entbehrung in die Wiege
gelegt hat, das ersetzen, was ihnen ihre unzuläng-
liche Erziehung nicht geben konnte. Dieses Vorzuges
kann sich die "Bürgermeisterwahl" nicht rühmen.
Wir sehen im ersten Acte eine Saufgesellschaft mit
einem jungen, unschuldigen Mädchen in der Mitte,
im zweiten eine Gerichtsscene, die, so wahr sie auch
sein mag, nicht zur Handlung gehört, im dritten eine
Episode zwischen zwei Wilderern, die mit der
Handlung absolut nichts zu thun hat und im vierten
die Anknüpfung an die Handlung des ersten Actes,
wobei alle handelnden Personen als erbärmliche Indi-
viduen hingestellt werden und in welchem die Zucht-
häuslerin Mali eigentlich als der integrerste
Charakter dasteht. Die Aufführung selbst war infolge
der Tüchtigkeit unserer bewährten Kräfte eine tadel-
lose und in dieser Beziehung gebührt besondere An-
erkennung den Damen Falkner und Goldschmidt und
den Herren Verstl, Erl, Friedberg, Röder, Gilzinger,
Schöpfer, Aman, Bartl, Parth, Wiegand, Cisowsky etc.
Herr Röder überraschte besonders im ersten Acte
durch die geradezu vorzügliche Wiedergabe seiner
Rolle, des "Krapfenmüller", welche ihm lebhaften
Beifall und wiederholte Hervorrufe eintrug. Schade,
dass so viele Mühe für ein so minderwertiges Mach-
werk verwendet musste!

Sonntag, 9. Jänner: "Die Bürgermeisterwahl."
(Zweite Aufführung.) Wie nicht anders zu erwarten
stand, war das Haus ausverkauft. Der Gallerie
schien mit den Zötchen und sonstigen Annehmlichkeiten
des Stückes vortrefflich gedient zu sein und die Auf-
führung erfreute sich daher einer viel lebhafteren
Aufnahme als, die Premiere.

Montag, 10. Jänner: "Charley's Tante." Wie
immer, war auch diese Wiederholung ein Erfolg für
das Ensemble, namentlich aber für Director Schreiber,
welcher an diesem Abende besonders gut disponiert
zu sein schien und zu fortwährenden Lachsalven reizte.
Der Beifall, den die Reprise fand, war ein unein-
geschränkter und es war nur zu bedauern, dass der
Besuch des Hauses leider viel zu wünschen übrig
ließ.




Literatur.

Der neue Jahrgang der "Gartenlaube". Am
1. Januar begann ein neuer Jahrgang des verbreitetsten
deutschen illustrierten Familienblattes. Aus einem uns vor-
liegenden Prospecte ersehen wir, dass der neue Jahrgang mit
dem neuesten, eben vollendeten Roman "Antous Erben" von W.
Heimburg eröffnet werden wird. In Andetracht der großen
Beliebtheit, der sich die Romane dieser berühmten Erzählerin
erfreuen, muss schon dieser Anfang als ein überaus glücklicher
und vielversprechender erscheinen. Mit großer Spannung darf
man aber auch dem neuesten Werke einer anderen Meisterin
der Erzählungskuust entgegensehen, das gleichfalls in der
"Gartenlaube" erscheinen wird: der größeren Erzählung "Die
[Spaltenumbruch] arme kleine" von Marie v. Ebner-Eschenbach. Mit dem Roman
"Das Schweigen des Waldes" wird Ludwig Ganghofer die
Leser in sein eigenstes Gebiet, die Welt der Alpen, führen.
An anderen Beiträgen, die in Aussicht genommen worden sind,
heben wir folgende hervor: "Der Lebensquell" von E. Werner,
"Maskiert" von Hans Arnold, "Schloss Josephsthal" von
Marie Bernhard, "Böse Zungen" von Ernst Muellenbach,
"Ein Sommernachtstraum" von A. Sewett. Wir müssen diese
Zusammenstellung als sehr glücklich bezeichnen und zweifeln
nicht, dass das Gebotene den Beifall der Leser erlangen wird.




Erklärung.

Ich Gefertigter habe den Herrn Alexander
Schotterer
im Leitgebschank des Herrn
Lenardin ohne jeden Grund, ohne je mit
ihm verkehrt oder einen Streit gehabt zu
haben, in einer mir ganz unbegreiflichen Art
und Weise gröblich beleidigt und an seiner
Ehre gekränkt. Ich spreche mein tiefstes
Bedauernüber diesen Vorfall aus, weil ich auf
Grund der eingeholten Information einsehe,
dass die von mir über genannten Herrn ge-
machten Äusserungen auf Unwahrheit beruhen
und bitte den Herrn Alexander Schotterer
für diesen ihm zugefügten Schimpf um Ver-
zeihung.

Ich verpflichte mich ferner zur Tragung
der Kosten des von Herrn Schotterer ange-
bahnten Processes und verpflichte mich weiters,
die Erklärung in zwei in Baden erscheinenden
Zeitungen bei deren nächstem Erscheinen zu
veröffentlichen.

Baden, am 6. Jänner 1898.

[irrelevantes Material]
Nr. 4. Mittwoch Badener Zeitung 12. Jänner 1898.

[Spaltenumbruch]

Sonntag, 23. Jänner 1898: Feuerwehr-Ball
der II. freiw. Feuerwehr Baden in Rubel’s Saal-
Localitäten, Leesdorfer Hauptſtraße 8.

Mittwoch, 26. Jänner: Hausball in Fritſch’
Saallocalitäten „Stadt Baden“, Baden, Alleegaſſe 13.

Samstag, 29. Jänner 1898: Geſchloſſener
Maskenball im Hotel „Stadt Wien“.

Dienstag, 1. Februar: Kränzchen des Garten-
bauvereines in den Sälen des „Stadt Wien“.

Samstag, 5. Februar 1898: Familienabend
des öſterr. Eiſenbahnbeamten-Vereines (Ortsgruppe
Baden) im Hotel „Stadt Wien“ Baden.

Samstag, 12. Februar 1898: Kränzchen der
Tiſchgeſellſchaft „D’Helenenthaler“ im Hotel „Stadt
Wien“ in Baden.

Samstag, 19. Februar: Ball der I. freiwilligen
Feuerwehr Baden im Hotel „Stadt Wien“.

Sonntag, 20. Februar 1898: Großer Coſtüm-
und Maskenball in Rubels Jubiläums-Sälen in
Leesdorf.

Samstag, 5. März 1898: Familienabend des
öſterr. Eiſenbahnbeamten-Vereines (Ortsgruppe Baden)
im Hotel „Stadt Wien“ Baden.




Correſpondenzen.
Mödling. [Eigenbericht der „Badener Zeitung.“]
(Der Unterrichtsminiſter)

hat ver-
ſchiedenen Gymnaſien und ſonſtigen Lehranſtalten in
Öſterreich, darunter dem hieſigen Gymnaſium, für die
beſtehende erſte und zweite Claſſe das Recht der
Öffentlichkeit verliehen.

(Ballnachrichten.)

Der beliebte Feuer-
wehrball findet am 15. d. M. im Hotel „Stadt
Mödling“ ſtatt. Die Ballmuſik beſorgt die Capelle
Schweiger. — Acht Tage ſpäter, am 22. d M.,
veranſtaltet der Männer-Geſangverein „Harmonie“
in demſelben Hotel einen Coſtumeball. Der Muſik
wird von der Capelle des 64. Infanterie-Regiments
beſorgt.

Fahrafeld.
(Brand.)

Auf die Richtigſtellung
des Herrn Bürgermeiſters von Fahrafeld über den
uns zugekommenen Bericht über einen Brand, in
welchem unſer Correſpondent in launiger und gewiſs
niemanden verletzender Form einige zutage getretene
Übelſtände gerügt hatte, erhalten wir von unſerem
Correſpondenten das nachſtehende Schreiben: „Die
vom neuen Herrn Bürgermeiſter Voggenhuber in der
letzten Nummer veröffentlichte Richtigſtellung meines
Berichtes über den Brand in Fahrafeld iſt eine Be-
ſtätigung des von mir dargeſtellten Sachverhaltes.
Wir wollen uns um Kleinigkeiten, ob die Spritze
um ¾10 Uhr oder um 10 Uhr, ob in ſchnellem
oder langſamen Tempo, am Brandplatze anlangte,
nicht ſtreiten; Thatſache iſt der Umſtand, daſs die
Spritze nicht functionierte, was in der Richtigſtellung
zugeſtanden wird, ein Übelſtand, an dem die Ver-
wendung der Saugſchläuche nichts zu ändern vermag
Wenn in der Richtigſtellung die aus Schonung ge-
wählte humoriſtiſche Faſſung des Berichtes eine Tact-
loſigkeit genannt wird, ſo zeigt dies, daſs unter dem
Titel „Correſpondenzen“ Lobſprüche ohne Maß ver-
öffentlicht und mit Vergnügen aufgenommen werden
können, während der leiſeſte Tadel ſofort die heftigſten
Verdauungsbeſchwerden erzengt. Man kann es leichter
riskieren, im Parlamente den Präſidenten einen
armeniſchen Betrüger zu nennen, als auf eine Schwäche
einer Localgröße anzuſpielen. Ich bin gewohnt, bei
Beſprechung kleiner Übelſtände eine leichte Klinge zu
führen, und erſchrecke nicht, wenn ein Gegner bei einer
Zeitungsfehde zu einer Waffe greift, die ihm hand-
licher zu ſein ſcheint, weil er mit ihr beſſer umzu-
gehen verſteht,“




Theater.
Stadttheater in Baden.

Samstag, 8. Jänner: „Die Bürgermeiſterwahl“,
eine ländliche Komödie in 4 Acten von Max Burck-
hard. Dieſe Première fand ein faſt ausverkauftes
Haus vor, das der Direction jedenfalls viel Freude
bereitet hat. Weniger befriedigt zeigte ſich das
Publicum, das durch die ſchwunghafte Reclame,
welche dem Erzeugniſſe des Directors des Wiener
Hofburgtheaters vorhergieng, in eine gewiſſe Auf-
regung verſetzt worden war und auch noch aus dem
Grunde der Vorführung größere Aufmerkſamkeit
widmete, weil der Titel im engen Zuſammenhange
mit dem localen Schauſpiele ſtand, welches ſich, wie
ja bekannt war, zwei Tage darauf in unſerer Raths-
[Spaltenumbruch] ſtube im Ernſte abwickeln ſollte. Allein die dadurch
hochgeſpannten Erwartungen des Publicums wurden
gründlich enttäuſcht und wenn der Verfaſſer nicht
gerade der Director des erſten Kunſtinſtitutes des
Reiches wäre, wir wetten, daſs das Stück ſchon bei
ſeiner erſten Aufführung in Wien eine ſogenannte
kühle Ablehnung erfahren hätte. Es entbehrt vor
allem des wichtigſten Requiſites, der einheitlichen
Handlung, und bietet uns in ſeinen vier Acten eben
ſo viele komiſche Scenen, wie ſie, jede für ſich, ganz
gut von einer Volksſänger-Geſellſchaft aufgeführt
werden können; wenigſtens ſtehen ſie an Derbheit
den Darbietungen unſerer Mimen vom „Brettl“
nicht viel nach. An und für ſich iſt jeder einzelne
Act die realiſtiſche und wahrhaftige Wiedergabe von
Vorkommniſſen aus dem wirklichen alltäglichen Leben;
es iſt jedoch, wie ja bei alleu Producten unſerer
modernen Realiſtik, ſehr die Frage, ob derartige Vor-
führungen in der That geeignet ſind, den Gegen-
ſtand ſchauſpieleriſcher Darſtellungen zu bilden; die
Meinungen darüber ſind getheilt und wir glauben
faſt, daſs der vollkommen unbefangene Zuhörer, der
der „Bürgermeiſterwahl“ angewohnt hat, unange-
kränkelt von einer parteiiſchen Reſidenzkritik, zu der
Überzeugung kommen muſs, daſs es für den Herrn
Director Burckhard beſſer geweſen wäre, bei ſeinem
Leiſten zu bleiben. Man kann ein ſehr guter Theater-
director, aber trotzdem dennoch ein rechter Stümper
auf dem Gebiete der ſchaffenden Theaterliteratur ſein.
Man ſtellt nicht Stücke auf die Bühne, in welche
gleich zwei Acte, wie im vorliegenden Falle der
zweite und dritte, mit Macht in die Handlung
hineingepreßt ſind, die man ohne dieſe beiden
Acte eben ſo gut verſtehen könnte, und man wendet
beſonders nicht eine Sprache an, die, ſo geläufig
ſie auch der Goſſe ſein mag, denn doch nicht
für die Bühne paßt. Das Theater ſoll vor
allem erziehen und denjenigen, welchen das Leben
Nothdurft, Sorge und Entbehrung in die Wiege
gelegt hat, das erſetzen, was ihnen ihre unzuläng-
liche Erziehung nicht geben konnte. Dieſes Vorzuges
kann ſich die „Bürgermeiſterwahl“ nicht rühmen.
Wir ſehen im erſten Acte eine Saufgeſellſchaft mit
einem jungen, unſchuldigen Mädchen in der Mitte,
im zweiten eine Gerichtsſcene, die, ſo wahr ſie auch
ſein mag, nicht zur Handlung gehört, im dritten eine
Epiſode zwiſchen zwei Wilderern, die mit der
Handlung abſolut nichts zu thun hat und im vierten
die Anknüpfung an die Handlung des erſten Actes,
wobei alle handelnden Perſonen als erbärmliche Indi-
viduen hingeſtellt werden und in welchem die Zucht-
häuslerin Mali eigentlich als der integrerſte
Charakter daſteht. Die Aufführung ſelbſt war infolge
der Tüchtigkeit unſerer bewährten Kräfte eine tadel-
loſe und in dieſer Beziehung gebührt beſondere An-
erkennung den Damen Falkner und Goldſchmidt und
den Herren Verſtl, Erl, Friedberg, Röder, Gilzinger,
Schöpfer, Aman, Bartl, Parth, Wiegand, Ciſowsky ꝛc.
Herr Röder überraſchte beſonders im erſten Acte
durch die geradezu vorzügliche Wiedergabe ſeiner
Rolle, des „Krapfenmüller“, welche ihm lebhaften
Beifall und wiederholte Hervorrufe eintrug. Schade,
daſs ſo viele Mühe für ein ſo minderwertiges Mach-
werk verwendet muſste!

Sonntag, 9. Jänner: „Die Bürgermeiſterwahl.“
(Zweite Aufführung.) Wie nicht anders zu erwarten
ſtand, war das Haus ausverkauft. Der Gallerie
ſchien mit den Zötchen und ſonſtigen Annehmlichkeiten
des Stückes vortrefflich gedient zu ſein und die Auf-
führung erfreute ſich daher einer viel lebhafteren
Aufnahme als, die Première.

Montag, 10. Jänner: „Charley’s Tante.“ Wie
immer, war auch dieſe Wiederholung ein Erfolg für
das Enſemble, namentlich aber für Director Schreiber,
welcher an dieſem Abende beſonders gut disponiert
zu ſein ſchien und zu fortwährenden Lachſalven reizte.
Der Beifall, den die Repriſe fand, war ein unein-
geſchränkter und es war nur zu bedauern, daſs der
Beſuch des Hauſes leider viel zu wünſchen übrig
ließ.




Literatur.

Der neue Jahrgang der „Gartenlaube“. Am
1. Januar begann ein neuer Jahrgang des verbreitetſten
deutſchen illuſtrierten Familienblattes. Aus einem uns vor-
liegenden Proſpecte erſehen wir, daſs der neue Jahrgang mit
dem neueſten, eben vollendeten Roman „Antous Erben“ von W.
Heimburg eröffnet werden wird. In Andetracht der großen
Beliebtheit, der ſich die Romane dieſer berühmten Erzählerin
erfreuen, muſs ſchon dieſer Anfang als ein überaus glücklicher
und vielverſprechender erſcheinen. Mit großer Spannung darf
man aber auch dem neueſten Werke einer anderen Meiſterin
der Erzählungskuuſt entgegenſehen, das gleichfalls in der
„Gartenlaube“ erſcheinen wird: der größeren Erzählung „Die
[Spaltenumbruch] arme kleine“ von Marie v. Ebner-Eſchenbach. Mit dem Roman
„Das Schweigen des Waldes“ wird Ludwig Ganghofer die
Leſer in ſein eigenſtes Gebiet, die Welt der Alpen, führen.
An anderen Beiträgen, die in Ausſicht genommen worden ſind,
heben wir folgende hervor: „Der Lebensquell“ von E. Werner,
„Maskiert“ von Hans Arnold, „Schloſs Joſephsthal“ von
Marie Bernhard, „Böſe Zungen“ von Ernſt Muellenbach,
„Ein Sommernachtstraum“ von A. Sewett. Wir müſſen dieſe
Zuſammenſtellung als ſehr glücklich bezeichnen und zweifeln
nicht, daſs das Gebotene den Beifall der Leſer erlangen wird.




Erklärung.

Ich Gefertigter habe den Herrn Alexander
Schotterer
im Leitgebschank des Herrn
Lenardin ohne jeden Grund, ohne je mit
ihm verkehrt oder einen Streit gehabt zu
haben, in einer mir ganz unbegreiflichen Art
und Weise gröblich beleidigt und an seiner
Ehre gekränkt. Ich spreche mein tiefstes
Bedauernüber diesen Vorfall aus, weil ich auf
Grund der eingeholten Information einsehe,
dass die von mir über genannten Herrn ge-
machten Äusserungen auf Unwahrheit beruhen
und bitte den Herrn Alexander Schotterer
für diesen ihm zugefügten Schimpf um Ver-
zeihung.

Ich verpflichte mich ferner zur Tragung
der Kosten des von Herrn Schotterer ange-
bahnten Processes und verpflichte mich weiters,
die Erklärung in zwei in Baden erscheinenden
Zeitungen bei deren nächstem Erscheinen zu
veröffentlichen.

Baden, am 6. Jänner 1898.

[irrelevantes Material]
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[5/0005] Nr. 4. Mittwoch Badener Zeitung 12. Jänner 1898. Sonntag, 23. Jänner 1898: Feuerwehr-Ball der II. freiw. Feuerwehr Baden in Rubel’s Saal- Localitäten, Leesdorfer Hauptſtraße 8. Mittwoch, 26. Jänner: Hausball in Fritſch’ Saallocalitäten „Stadt Baden“, Baden, Alleegaſſe 13. Samstag, 29. Jänner 1898: Geſchloſſener Maskenball im Hotel „Stadt Wien“. Dienstag, 1. Februar: Kränzchen des Garten- bauvereines in den Sälen des „Stadt Wien“. Samstag, 5. Februar 1898: Familienabend des öſterr. Eiſenbahnbeamten-Vereines (Ortsgruppe Baden) im Hotel „Stadt Wien“ Baden. Samstag, 12. Februar 1898: Kränzchen der Tiſchgeſellſchaft „D’Helenenthaler“ im Hotel „Stadt Wien“ in Baden. Samstag, 19. Februar: Ball der I. freiwilligen Feuerwehr Baden im Hotel „Stadt Wien“. Sonntag, 20. Februar 1898: Großer Coſtüm- und Maskenball in Rubels Jubiläums-Sälen in Leesdorf. Samstag, 5. März 1898: Familienabend des öſterr. Eiſenbahnbeamten-Vereines (Ortsgruppe Baden) im Hotel „Stadt Wien“ Baden. Correſpondenzen. Mödling. [Eigenbericht der „Badener Zeitung.“] (Der Unterrichtsminiſter) hat ver- ſchiedenen Gymnaſien und ſonſtigen Lehranſtalten in Öſterreich, darunter dem hieſigen Gymnaſium, für die beſtehende erſte und zweite Claſſe das Recht der Öffentlichkeit verliehen. (Ballnachrichten.) Der beliebte Feuer- wehrball findet am 15. d. M. im Hotel „Stadt Mödling“ ſtatt. Die Ballmuſik beſorgt die Capelle Schweiger. — Acht Tage ſpäter, am 22. d M., veranſtaltet der Männer-Geſangverein „Harmonie“ in demſelben Hotel einen Coſtumeball. Der Muſik wird von der Capelle des 64. Infanterie-Regiments beſorgt. Fahrafeld. (Brand.) Auf die Richtigſtellung des Herrn Bürgermeiſters von Fahrafeld über den uns zugekommenen Bericht über einen Brand, in welchem unſer Correſpondent in launiger und gewiſs niemanden verletzender Form einige zutage getretene Übelſtände gerügt hatte, erhalten wir von unſerem Correſpondenten das nachſtehende Schreiben: „Die vom neuen Herrn Bürgermeiſter Voggenhuber in der letzten Nummer veröffentlichte Richtigſtellung meines Berichtes über den Brand in Fahrafeld iſt eine Be- ſtätigung des von mir dargeſtellten Sachverhaltes. 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Ich bin gewohnt, bei Beſprechung kleiner Übelſtände eine leichte Klinge zu führen, und erſchrecke nicht, wenn ein Gegner bei einer Zeitungsfehde zu einer Waffe greift, die ihm hand- licher zu ſein ſcheint, weil er mit ihr beſſer umzu- gehen verſteht,“ Theater. Stadttheater in Baden. Samstag, 8. Jänner: „Die Bürgermeiſterwahl“, eine ländliche Komödie in 4 Acten von Max Burck- hard. Dieſe Première fand ein faſt ausverkauftes Haus vor, das der Direction jedenfalls viel Freude bereitet hat. Weniger befriedigt zeigte ſich das Publicum, das durch die ſchwunghafte Reclame, welche dem Erzeugniſſe des Directors des Wiener Hofburgtheaters vorhergieng, in eine gewiſſe Auf- regung verſetzt worden war und auch noch aus dem Grunde der Vorführung größere Aufmerkſamkeit widmete, weil der Titel im engen Zuſammenhange mit dem localen Schauſpiele ſtand, welches ſich, wie ja bekannt war, zwei Tage darauf in unſerer Raths- ſtube im Ernſte abwickeln ſollte. Allein die dadurch hochgeſpannten Erwartungen des Publicums wurden gründlich enttäuſcht und wenn der Verfaſſer nicht gerade der Director des erſten Kunſtinſtitutes des Reiches wäre, wir wetten, daſs das Stück ſchon bei ſeiner erſten Aufführung in Wien eine ſogenannte kühle Ablehnung erfahren hätte. Es entbehrt vor allem des wichtigſten Requiſites, der einheitlichen Handlung, und bietet uns in ſeinen vier Acten eben ſo viele komiſche Scenen, wie ſie, jede für ſich, ganz gut von einer Volksſänger-Geſellſchaft aufgeführt werden können; wenigſtens ſtehen ſie an Derbheit den Darbietungen unſerer Mimen vom „Brettl“ nicht viel nach. 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Mit dem Roman „Das Schweigen des Waldes“ wird Ludwig Ganghofer die Leſer in ſein eigenſtes Gebiet, die Welt der Alpen, führen. An anderen Beiträgen, die in Ausſicht genommen worden ſind, heben wir folgende hervor: „Der Lebensquell“ von E. Werner, „Maskiert“ von Hans Arnold, „Schloſs Joſephsthal“ von Marie Bernhard, „Böſe Zungen“ von Ernſt Muellenbach, „Ein Sommernachtstraum“ von A. Sewett. Wir müſſen dieſe Zuſammenſtellung als ſehr glücklich bezeichnen und zweifeln nicht, daſs das Gebotene den Beifall der Leſer erlangen wird. Erklärung. Ich Gefertigter habe den Herrn Alexander Schotterer im Leitgebschank des Herrn Lenardin ohne jeden Grund, ohne je mit ihm verkehrt oder einen Streit gehabt zu haben, in einer mir ganz unbegreiflichen Art und Weise gröblich beleidigt und an seiner Ehre gekränkt. Ich spreche mein tiefstes Bedauernüber diesen Vorfall aus, weil ich auf Grund der eingeholten Information einsehe, dass die von mir über genannten Herrn ge- machten Äusserungen auf Unwahrheit beruhen und bitte den Herrn Alexander Schotterer für diesen ihm zugefügten Schimpf um Ver- zeihung. Ich verpflichte mich ferner zur Tragung der Kosten des von Herrn Schotterer ange- bahnten Processes und verpflichte mich weiters, die Erklärung in zwei in Baden erscheinenden Zeitungen bei deren nächstem Erscheinen zu veröffentlichen. Baden, am 6. Jänner 1898. Anton Unvogel. _

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 4, Baden (Niederösterreich), 12.01.1898, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener004_1898/5>, abgerufen am 28.03.2024.