Badener Zeitung. Nr. 5, Baden (Niederösterreich), 15.01.1908. Nr. 5. Mittwoch Badener Zeitung 15 Jänner 1908. [Spaltenumbruch] Bezirksgericht Mödling. Karnotte. Herr Dr. Stipek als Anwalt des Konkurrenztratsch. Der Fleischhauer Zumpf Briefkasten. Herrn Dr. Sch. in M. Besten Dank für Ihre freund- Herrn Ing. H. in L. Danken bestens für den uns Herrn Prof. H. Sendung bestens dankend erhalten. Frau ? ? Wir würden Ihnen raten, Ihre Klage, die ja Eingesendet. [irrelevantes Material] Nr. 5. Mittwoch Badener Zeitung 15 Jänner 1908. [Spaltenumbruch] Bezirksgericht Mödling. Karnotte. Herr Dr. Stipek als Anwalt des Konkurrenztratſch. Der Fleiſchhauer Zumpf Briefkaſten. Herrn Dr. Sch. in M. Beſten Dank für Ihre freund- Herrn Ing. H. in L. Danken beſtens für den uns Herrn Prof. H. Sendung beſtens dankend erhalten. Frau ? ? Wir würden Ihnen raten, Ihre Klage, die ja Eingeſendet. [irrelevantes Material] <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <pb facs="#f0007" n="7"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">Nr. 5. Mittwoch Badener Zeitung 15 Jänner 1908.</hi> </hi> </fw><lb/> <cb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bezirksgericht Mödling.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Karnotte.</hi> </head> <p>Herr Dr. <hi rendition="#g">Stipek</hi> als Anwalt des<lb/> Geklagten mühte ſich vergeblich. Die Bedentung des<lb/> ſeltſamen Ausdruckes offenbarte ihm kein Lexikon.<lb/> Da lud der Richter den braven <hi rendition="#g">Sobotka,</hi> deſſen<lb/> Kraftorgan die Parteien vor den Gerichtstiſch ruft,<lb/> als Exporten — und Brockhaus’ Weltruf wurde zu<lb/> Schanden. Die Karnotte exiſtiert wirklich, allerdings<lb/> nur im Sprachgebrauch des Mödlinger „Grundes“,<lb/> der, wie wir oft bemerken konnten, für Sprachneuer-<lb/> ungen überhaupt ein äußerſt günſtiger Boden iſt.<lb/> Das Wort bedeutet eine lokale Variation von Kanaille.<lb/> Von der „Karnaillie“ zur Karnotte kann man mit<lb/> einigem guten Willen ſchon irgend eine Brücke finden.<lb/> Der Fruchthändler <hi rendition="#g">Hubmayer</hi> machte ſich indeß<lb/> die Ratloſigkeit zu Nutze und leugnete, das Wort zu<lb/> kennen, noch mehr aber beſtritt er die geklagte An-<lb/> wendung desſelben auf die Gemüſehändlerin <hi rendition="#g">Sams.</hi><lb/> Deren Gatte beſtätigte jedoch die Klage und Hubmayer<lb/> erklärte ſich bereit, 5 <hi rendition="#aq">K</hi> an den Waiſenrat zu er-<lb/> legen und eine Ehrenerklärung auszuſtellen. So<lb/> verſchwand die Karnotte wieder aus der Gerichtsſtube,<lb/> in welcher ihre Exiſtenz ſo ſchmählich- angezweifelt<lb/> worden iſt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Konkurrenztratſch.</hi> </head> <p>Der Fleiſchhauer <hi rendition="#g">Zumpf</hi><lb/> und der Gaſtwirt <hi rendition="#g">Brei</hi> ſollen nach der Klage des<lb/> Fleiſchhauers <hi rendition="#g">Berl</hi> in der Hinterbrühl an der Ver-<lb/> breitung einer für Berl nachteiligen Geſchichte mit-<lb/> gewirkt haben, die dem letztgenannten zur Laſt legte,<lb/> kranke Schweine zu kaufen, um an ihnen die Not-<lb/> ſchlachtung vorzunehmen, insbeſonders aber ein ſchon<lb/> totes Schwein „abgeſtochen“ zu haben. Dieſer höchſt<lb/> befremdliche Vorgang wurde durch die Zeugen dahin<lb/> erklärt, daß unter dem Abſtechen einer krepierten Sau<lb/> deren Aufarbeitung und Zerteilung gemeint ſei. Nach<lb/> Feſtſtellung dieſes Sprachgebrauches führte Herr Dr.<lb/><hi rendition="#g">Bruſt</hi> namens des Geklagten mehrere Ergänzungs-<lb/> detaile an, deren Inhalt über verdächtige Vorkomm-<lb/> niſſe in der Fleiſcherei des Herrn Berl berichten<lb/> ſollte. Herr Dr. <hi rendition="#g">Stipek</hi> hingegen machte Zeugen<lb/> namhaft, welche in der Verhandlung gegen Berl<lb/> wegen Vergehen gegen das Tierſeuchengeſetz alle dieſe<lb/> Ausſtreuungen widerlegt hatten. Nun handle es ſich<lb/> um die Feſtſtellung, daß Herr Zumpf dieſe Erzählung<lb/> aus Konkurrenzneid neu aufwärmte, verbreite, und<lb/> dadurch den Berl ſowohl in ſeiner Ehre nahetrete,<lb/> als auch im Gewerbe ſchädige. Nachdem ein Vergleichs-<lb/> verſuch ſcheiterte, ſtellte Dr. Bruſt als der Klage-<lb/> vertreter mehrere Anträge auf Vernehmung weiterer<lb/> Zeugen, zu deren Vorladung die Verhandlung ver-<lb/> tagt werden mußte.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Briefkaſten.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Herrn <hi rendition="#b">Dr. Sch.</hi> in <hi rendition="#b">M.</hi> Beſten Dank für Ihre freund-<lb/> liche Verſtändigung. Geniert uns nicht. Buben mögen ſich<lb/> untereinander und in ihrer Sprache nur unterhalten. Wenn<lb/> es nötig iſt, werden wir ſie ſchon beim ruppigen Wickel zu<lb/> faſſen kriegen.<hi rendition="#et">F. K.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Herrn <hi rendition="#b">Ing. H.</hi> in <hi rendition="#b">L.</hi> Danken beſtens für den uns<lb/> geſandten Bericht.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Herrn <hi rendition="#b">Prof. H.</hi> Sendung beſtens dankend erhalten.<lb/> Wünſchen baldige Geneſung.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Frau <hi rendition="#b">? ?</hi> Wir würden Ihnen raten, Ihre Klage, die ja<lb/> eine allgemeine iſt, an das Theaterkomitee zu leiten.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Eingeſendet.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <gap reason="insignificant"/> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [7/0007]
Nr. 5. Mittwoch Badener Zeitung 15 Jänner 1908.
Bezirksgericht Mödling.
Karnotte. Herr Dr. Stipek als Anwalt des
Geklagten mühte ſich vergeblich. Die Bedentung des
ſeltſamen Ausdruckes offenbarte ihm kein Lexikon.
Da lud der Richter den braven Sobotka, deſſen
Kraftorgan die Parteien vor den Gerichtstiſch ruft,
als Exporten — und Brockhaus’ Weltruf wurde zu
Schanden. Die Karnotte exiſtiert wirklich, allerdings
nur im Sprachgebrauch des Mödlinger „Grundes“,
der, wie wir oft bemerken konnten, für Sprachneuer-
ungen überhaupt ein äußerſt günſtiger Boden iſt.
Das Wort bedeutet eine lokale Variation von Kanaille.
Von der „Karnaillie“ zur Karnotte kann man mit
einigem guten Willen ſchon irgend eine Brücke finden.
Der Fruchthändler Hubmayer machte ſich indeß
die Ratloſigkeit zu Nutze und leugnete, das Wort zu
kennen, noch mehr aber beſtritt er die geklagte An-
wendung desſelben auf die Gemüſehändlerin Sams.
Deren Gatte beſtätigte jedoch die Klage und Hubmayer
erklärte ſich bereit, 5 K an den Waiſenrat zu er-
legen und eine Ehrenerklärung auszuſtellen. So
verſchwand die Karnotte wieder aus der Gerichtsſtube,
in welcher ihre Exiſtenz ſo ſchmählich- angezweifelt
worden iſt.
Konkurrenztratſch. Der Fleiſchhauer Zumpf
und der Gaſtwirt Brei ſollen nach der Klage des
Fleiſchhauers Berl in der Hinterbrühl an der Ver-
breitung einer für Berl nachteiligen Geſchichte mit-
gewirkt haben, die dem letztgenannten zur Laſt legte,
kranke Schweine zu kaufen, um an ihnen die Not-
ſchlachtung vorzunehmen, insbeſonders aber ein ſchon
totes Schwein „abgeſtochen“ zu haben. Dieſer höchſt
befremdliche Vorgang wurde durch die Zeugen dahin
erklärt, daß unter dem Abſtechen einer krepierten Sau
deren Aufarbeitung und Zerteilung gemeint ſei. Nach
Feſtſtellung dieſes Sprachgebrauches führte Herr Dr.
Bruſt namens des Geklagten mehrere Ergänzungs-
detaile an, deren Inhalt über verdächtige Vorkomm-
niſſe in der Fleiſcherei des Herrn Berl berichten
ſollte. Herr Dr. Stipek hingegen machte Zeugen
namhaft, welche in der Verhandlung gegen Berl
wegen Vergehen gegen das Tierſeuchengeſetz alle dieſe
Ausſtreuungen widerlegt hatten. Nun handle es ſich
um die Feſtſtellung, daß Herr Zumpf dieſe Erzählung
aus Konkurrenzneid neu aufwärmte, verbreite, und
dadurch den Berl ſowohl in ſeiner Ehre nahetrete,
als auch im Gewerbe ſchädige. Nachdem ein Vergleichs-
verſuch ſcheiterte, ſtellte Dr. Bruſt als der Klage-
vertreter mehrere Anträge auf Vernehmung weiterer
Zeugen, zu deren Vorladung die Verhandlung ver-
tagt werden mußte.
Briefkaſten.
Herrn Dr. Sch. in M. Beſten Dank für Ihre freund-
liche Verſtändigung. Geniert uns nicht. Buben mögen ſich
untereinander und in ihrer Sprache nur unterhalten. Wenn
es nötig iſt, werden wir ſie ſchon beim ruppigen Wickel zu
faſſen kriegen.F. K.
Herrn Ing. H. in L. Danken beſtens für den uns
geſandten Bericht.
Herrn Prof. H. Sendung beſtens dankend erhalten.
Wünſchen baldige Geneſung.
Frau ? ? Wir würden Ihnen raten, Ihre Klage, die ja
eine allgemeine iſt, an das Theaterkomitee zu leiten.
Eingeſendet.
_
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).
(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |