Badener Zeitung. Nr. 13, Baden (Niederösterreich), 14.02.1900. Nr 13. Mittwoch Badener Zeitung. 14. Februar 1900. [Spaltenumbruch] allem Director Schreiber, der den Gabor von Vertessy äußerst schneidig zu behandeln verstand. Alle anderen Mitwirkenden waren derart gut, dass, sollten uns nicht weitere Leistungen eines andern belehren, die diesmalige Aufsührung in dem Genre des Schwankes als die beste bezeichnet werden kann. Für einen Wochentag war das Haus sehr gut besetzt. Das Publicum spendete seinen Beifall mit mehrmaligen Vorrufen nach den Actschlüssen. -- Sonntag, den 11. d. M. "Heiratsschwindler", Schwank von Buch- binder. Der äußerst grob und robust gehaltene Schwank, im luftleeren Raum gebaut, mit sparsamem Witz und Humor, zeigt keinen Mittelpunkt in einer Person, an der man sich erwärmen könnte, ein paar Situationen anwidernder, derber Personen, eine Mache, die alles, aber nur nicht das Product eines geistigen Niveaux ist. Der ganze Schwank wurde nur von Herrn Felix gehalten, der den Privatier Burger brillant spielte. Das temperamentvolle Auf- treten dieser Kraft zeigt in jeder Rolle volle Gewandt- heit und gute Schule. Dass man ein oder zweimal applaudierte, ist nur das Verdienst des Herrn Felix. Recht angenehm machte sich Frl. Miltner durch ihre sym- pathische Erscheinung bemerkbar. Herr Erl und Frl. Zöhrer waren bemüht, ihr Bestes zu bringen, doch scheint es uns hier eitel Mühe zu sein, für dieses Werk Begeisterung, ja nur Stimmung zu machen. Von den anderen Darstellern ist nichts auszusetzen, aber auch nichts hervorzuheben. (Theater-Nachricht.) Morgen Donnerstag, Theater. Stadttheater in Baden. Samstag, den 10. d. M. (Zum Benefice für Der beliebte Beneficiant hatte trotz des an dem- "Das war eine köstliche Zeit" singt der Waffen- Wer jemals das klangvolle Organ des Herrn Herr Bartl gab den Grafen von Liebenau ge- Auch Frl. Narenta bot als Marie eine reizende Mit Frau Zwerenz (Irmentraut) war der Re- Nahezu eine großartige Leistung bot das Der geschätzte Gast, herr Carl Grengg, und Sonntag, den 11. d. M.: "Die Waise Auch die alte, hier schon so oft gesehene Birch- Die Absolvierung der beiden Hauptrollen lag Frau Treumann war als Mistreß Sarah Reed Die bei allen Birch-Pfeiffer'schen Stücken übliche Montag, den 12. d. M. (Zum erstenmale): Faschings-Repertoire. Donnerstag, den 15. Februar: Hausball in Karl Ziegler's Gasthaus "zur Rennbahn" in Kotting- brunn. Donnerstag, den 15. Februar: Hausball in Carl Geßl's Hotel zu den "zwei Raben" in Mödling. Samstag, den 17. Februar: Ball der Arbeiter der Fränkel'schen Schuhwaren-Fabrik im Hotel "Stadt Mödling". -- Geschlossenes Kränzchen der Ortsgruppe Baden des "N.-ö. Gebirgsvereines" im Sauerhofe in Baden. -- Mittwoch, den 21. Februar: Hausball in Jacob Brunner's Restauration "zum kleinen Mann" in Baden (Mühlgasse). Samstag, den 24. Februar 1900: Ball der I. freiwilligen Feuerwehr Baden im Hotel "Stadt Wien", Baden. [Spaltenumbruch] -- Elite-Maskenfest des Mödlinger Männer Gesang- Vereines im Hotel "Stadt Mödling". -- Haus-Unterhaltung des Männer-Gesang-Vereines "Liederkranz" im Gasthause zum "goldenen Adler", in Mödling. Sonntag, den 25. Februar: Großer Maskenball in Rubel's "Jubiläums-Sälen" in Baden. Sonntag, den 25. Februar: Großes Faschingsfest mit Ball in Zwirschütz' Saallocalitäten in Vöslau. -- Budapester Variete-Gesellschaft "Brahma" in Alex. Deisenhofer's Saallocalitäten in Weikers- dorf, Helenenstraße. Dienstag, den 27. Februar: Goldhaubenball in E. Bachmann's Witwe Saallolalitäten, Baden, Vöslauerstraße 19. Fasching-Dienstag, den 27. Februar: Schlafhauben- ball in Johann Krenn's Gasthaus (Bezirks- straße) Sooß. Mittwoch, den 28. Februar: Häringschmaus des Gesangvereines Baden in Brusatti's Hotel. Samstag, den 3. März: "Gunhold-Kränzchen" (Schluss-Kränzchen des Abendcurses der Tanzschule), ohne Costümzwang im k. u. k. Sauerhofe in Baden. Gerichtssaal. Majestätsbeleidigung. Vor einem Erkenntnis- Urtheile, welche beim Kreisgerichte Wr.-Neustadt Nr 13. Mittwoch Badener Zeitung. 14. Februar 1900. [Spaltenumbruch] allem Director Schreiber, der den Gabor von Verteſſy äußerſt ſchneidig zu behandeln verſtand. Alle anderen Mitwirkenden waren derart gut, daſs, ſollten uns nicht weitere Leiſtungen eines andern belehren, die diesmalige Aufſührung in dem Genre des Schwankes als die beſte bezeichnet werden kann. Für einen Wochentag war das Haus ſehr gut beſetzt. Das Publicum ſpendete ſeinen Beifall mit mehrmaligen Vorrufen nach den Actſchlüſſen. — Sonntag, den 11. d. M. „Heiratsſchwindler“, Schwank von Buch- binder. Der äußerſt grob und robuſt gehaltene Schwank, im luftleeren Raum gebaut, mit ſparſamem Witz und Humor, zeigt keinen Mittelpunkt in einer Perſon, an der man ſich erwärmen könnte, ein paar Situationen anwidernder, derber Perſonen, eine Mache, die alles, aber nur nicht das Product eines geiſtigen Niveaux iſt. Der ganze Schwank wurde nur von Herrn Felix gehalten, der den Privatier Burger brillant ſpielte. Das temperamentvolle Auf- treten dieſer Kraft zeigt in jeder Rolle volle Gewandt- heit und gute Schule. Daſs man ein oder zweimal applaudierte, iſt nur das Verdienſt des Herrn Felix. Recht angenehm machte ſich Frl. Miltner durch ihre ſym- pathiſche Erſcheinung bemerkbar. Herr Erl und Frl. Zöhrer waren bemüht, ihr Beſtes zu bringen, doch ſcheint es uns hier eitel Mühe zu ſein, für dieſes Werk Begeiſterung, ja nur Stimmung zu machen. Von den anderen Darſtellern iſt nichts auszuſetzen, aber auch nichts hervorzuheben. (Theater-Nachricht.) Morgen Donnerstag, Theater. Stadttheater in Baden. Samstag, den 10. d. M. (Zum Benefice für Der beliebte Beneficiant hatte trotz des an dem- „Das war eine köſtliche Zeit“ ſingt der Waffen- Wer jemals das klangvolle Organ des Herrn Herr Bartl gab den Grafen von Liebenau ge- Auch Frl. Narenta bot als Marie eine reizende Mit Frau Zwerenz (Irmentraut) war der Re- Nahezu eine großartige Leiſtung bot das Der geſchätzte Gaſt, herr Carl Grengg, und Sonntag, den 11. d. M.: „Die Waiſe Auch die alte, hier ſchon ſo oft geſehene Birch- Die Abſolvierung der beiden Hauptrollen lag Frau Treumann war als Miſtreß Sarah Reed Die bei allen Birch-Pfeiffer’ſchen Stücken übliche Montag, den 12. d. M. (Zum erſtenmale): Faſchings-Repertoire. Donnerstag, den 15. Februar: Hausball in Karl Ziegler’s Gaſthaus „zur Rennbahn“ in Kotting- brunn. Donnerstag, den 15. Februar: Hausball in Carl Geßl’s Hotel zu den „zwei Raben“ in Mödling. Samstag, den 17. Februar: Ball der Arbeiter der Fränkel’ſchen Schuhwaren-Fabrik im Hotel „Stadt Mödling“. — Geſchloſſenes Kränzchen der Ortsgruppe Baden des „N.-ö. Gebirgsvereines“ im Sauerhofe in Baden. — Mittwoch, den 21. Februar: Hausball in Jacob Brunner’s Reſtauration „zum kleinen Mann“ in Baden (Mühlgaſſe). Samstag, den 24. Februar 1900: Ball der I. freiwilligen Feuerwehr Baden im Hotel „Stadt Wien“, Baden. [Spaltenumbruch] — Elite-Maskenfeſt des Mödlinger Männer Geſang- Vereines im Hotel „Stadt Mödling“. — Haus-Unterhaltung des Männer-Geſang-Vereines „Liederkranz“ im Gaſthauſe zum „goldenen Adler“, in Mödling. Sonntag, den 25. Februar: Großer Maskenball in Rubel’s „Jubiläums-Sälen“ in Baden. Sonntag, den 25. Februar: Großes Faſchingsfeſt mit Ball in Zwirſchütz’ Saallocalitäten in Vöslau. — Budapeſter Variete-Geſellſchaft „Brahma“ in Alex. Deiſenhofer’s Saallocalitäten in Weikers- dorf, Helenenſtraße. Dienstag, den 27. Februar: Goldhaubenball in E. Bachmann’s Witwe Saallolalitäten, Baden, Vöslauerſtraße 19. Faſching-Dienstag, den 27. Februar: Schlafhauben- ball in Johann Krenn’s Gaſthaus (Bezirks- ſtraße) Sooß. Mittwoch, den 28. Februar: Häringſchmaus des Geſangvereines Baden in Bruſatti’s Hotel. Samstag, den 3. März: „Gunhold-Kränzchen“ (Schluſs-Kränzchen des Abendcurſes der Tanzſchule), ohne Coſtümzwang im k. u. k. Sauerhofe in Baden. Gerichtsſaal. Majeſtätsbeleidigung. Vor einem Erkenntnis- Urtheile, welche beim Kreisgerichte Wr.-Neuſtadt <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0005" n="5"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Nr 13. Mittwoch Badener Zeitung. 14. Februar 1900.</hi></hi></fw><lb/><cb/> allem Director Schreiber, der den Gabor von Verteſſy<lb/> äußerſt ſchneidig zu behandeln verſtand. 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Das temperamentvolle Auf-<lb/> treten dieſer Kraft zeigt in jeder Rolle volle Gewandt-<lb/> heit und gute Schule. Daſs man ein oder zweimal<lb/> applaudierte, iſt nur das Verdienſt des Herrn Felix. Recht<lb/> angenehm machte ſich Frl. Miltner durch ihre ſym-<lb/> pathiſche Erſcheinung bemerkbar. Herr Erl und Frl.<lb/> Zöhrer waren bemüht, ihr Beſtes zu bringen, doch<lb/> ſcheint es uns hier eitel Mühe zu ſein, für dieſes<lb/> Werk Begeiſterung, ja nur Stimmung zu machen.<lb/> Von den anderen Darſtellern iſt nichts auszuſetzen,<lb/> aber auch nichts hervorzuheben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Theater-Nachricht.)</hi> </head> <p>Morgen Donnerstag,<lb/> den 15. d. M., abends halb 8 Uhr, geht „<hi rendition="#g">Wo is<lb/> denn ’s Kind</hi>“, Local-Poſſe mit Geſang in<lb/> 4 Bildern von Anton Langer, in Scene. 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Die Freunde des<lb/> Waffenſchmiedes waren zu wenig Bürger, aber zu<lb/> viel undefinierbare Knappen, die Ritter beim „glän-<lb/> zenden“ Einzuge keine Ritter und vor allem die<lb/> „Rittersfrauen“ alles andere als wirkliche Ritters-<lb/> frauen. Die aufgeſteckten Bärte des Gefolges des<lb/> Ritters Liebenau und die Damen im modernen<lb/> Kleide ſtreiften an die Carricatur, und auch die ab-<lb/> gewaſchene Hintergrundslaube war ein Decorations-<lb/> ſtück, das keine Verwendung mehr verträgt.</p><lb/> <p>Der geſchätzte Gaſt, herr Carl Grengg, und<lb/> der Beneficiant herr Januſchke, der den Badenern<lb/> zu ſeinem Ehrenabende einen ſo ſeltenen Genuß der<lb/> Mitwirkung eines Hofopernſängers verſchaffte, muſste<lb/> gar oft vor die Rampe. Die Überreichung eines<lb/> Palmen- und Lorbeerbouquets an Herrn Carl Grengg<lb/> ſymboliſierte den Dank des Publicums in einer in<lb/> dieſer Art in Baden ſeltenen Form der Auszeichnung.</p><lb/> <p>Sonntag, den 11. d. M.: <hi rendition="#g">„Die Waiſe<lb/> aus Lowood“.</hi> Schauſpiel in 2 Abtheilungen und<lb/> 4 Acten mii freier Benützung des Romanes von<lb/> Currer-Bell, von Charlotte Birch-Pfeiffer.</p><lb/> <p>Auch die alte, hier ſchon ſo oft geſehene Birch-<lb/> Pfeiffer’ſche Komödie füllte das Haus bis auf das<lb/> letzte Plätzchen und ſicherte den Darſtellern höchſt<lb/> verdiente Anerkennungen.</p><lb/> <p>Die Abſolvierung der beiden Hauptrollen lag<lb/> in bewährten Händen und Herr Strauß (Lord<lb/> Rowland Rocheſter) und Frl. Waldeck (Jane Eyre)<lb/> überboten ſich gegenſeitig in der Vertiefung der von<lb/> ihnen dargeſtellten, individuell ſo ſcharf gezeichneten<lb/> Charaktern.</p><lb/> <p>Frau Treumann war als Miſtreß Sarah Reed<lb/> wie immer die ſouveräne Ariſtokratin unſeres Bühnen-<lb/> verbandes. Nicht beſonders disponiert, geſtaltete ſich<lb/> die Rolle der Witwe Lady Georgine Clarens, welche<lb/> durch Frl. Brand nachläſſig behauptet wurde. Sehr<lb/> hübſch ſah Frl. Maylor als John Reed aus und gab<lb/> den böſen Jungen recht lebenswahr. Frau Fiala,<lb/> deren üppige Form im ſchwarzen Kleide auf der<lb/> Bühne recht gefällig wirkte, entſprach als Miſtreß<lb/> Judith Herleigh allen Anforderungen. Die übrigen<lb/> Darſteller genügten.</p><lb/> <p>Die bei allen Birch-Pfeiffer’ſchen Stücken übliche<lb/> Streichung des Textes wurde diesmal nicht mit be-<lb/> ſonderer Sorgfalt geübt, und war hauptſächlich am<lb/> Schluſſe, im Intereſſe der Verſtändlichkeit der auf-<lb/> löſenden Handlung, ſtörend.</p><lb/> <p>Montag, den 12. d. M. (Zum erſtenmale):<lb/><hi rendition="#g">„Dolly“.</hi> Luſtſpiel in drei Acten von Henrik<lb/> Chriſtiernſon, deutſch von Emil Jonas. Mit größtem<lb/> Erfolge anfgeführt am Raimundtheater in Wien.<lb/> Referat in nächſter Nummer.</p><lb/> <byline>Guſtav Calliano.</byline> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jAn" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Faſchings-Repertoire.</hi> </head><lb/> <list> <item>Donnerstag, den 15. Februar: Hausball in Karl<lb/> Ziegler’s Gaſthaus „zur Rennbahn“ in Kotting-<lb/> brunn.</item><lb/> <item>Donnerstag, den 15. Februar: Hausball in Carl<lb/> Geßl’s Hotel zu den „zwei Raben“ in Mödling.</item><lb/> <item>Samstag, den 17. Februar: Ball der Arbeiter der<lb/> Fränkel’ſchen Schuhwaren-Fabrik im Hotel<lb/> „Stadt Mödling“.</item><lb/> <item>— Geſchloſſenes Kränzchen der Ortsgruppe Baden<lb/> des „N.-ö. Gebirgsvereines“ im Sauerhofe in<lb/> Baden.</item><lb/> <item>— Mittwoch, den 21. Februar: Hausball in Jacob<lb/> Brunner’s Reſtauration „zum kleinen Mann“ in<lb/> Baden (Mühlgaſſe).</item><lb/> <item>Samstag, den 24. 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Da<lb/> über Antrag des öffentlichen Anklägers, Saatsanwalt-<lb/> ſubſtitut Dr. Waldheim, der Gerichtshof die Durch-<lb/> führung der Verhandlung, für die Öffentlichkeit aus-<lb/> geſchloſſen, als geheim vorzunehmen beſchloſs, ſo<lb/> müſſen wir uns aus preſsgeſetzlichen Gründen bloß<lb/> auf die Publicierung des Urtheils beſchränken. Durch<lb/> die Ausſagen der Zeugen Thomas Haas und Johann<lb/> Graf, ſowie der Verleſung der Zeugenausſagen des<lb/> Julius Jahn, Joſef Braunias, Agnes Vockenthaler<lb/> und Helene Graf wurde beſtätigt, daſs der Ange-<lb/> klagte am Tage der That, am 15. December 1899,<lb/> im Gaſthauſe des Johann Graf in Alland ſtark<lb/> berauſcht geweſen ſei. Der Gerichtshof ſprach den<lb/> Angeklagten wegen des Verbrechens der Majeſtäts-<lb/> beleidigung frei und verurtheitte denſelben wegen<lb/> Übertretung des Trunkenheitsgeſetzes zu einem<lb/> Monat mit zwei Faſttagen verſchärften Arreſt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Urtheile,</hi> </head> <p>welche beim Kreisgerichte Wr.-Neuſtadt<lb/> im Monate Jänner gefällt wurden: Ferdinand Blank,<lb/> Hauer in Leesdorf, wegen ſchw. körp. Beſchädigung<lb/> 3 Monate Kerkers; Johann Wügſchitz, Bäckermeiſter<lb/> in Wagram, wegen Vergehens gegen das Thier-<lb/> ſeuchengeſetz freigeſprochen; Johanna Migſchitz, Dienſt-<lb/> magd in Wr.-Neuſtadt, wegen Diebſtahls 1 Monat<lb/> ſtrengen Arreſt; Alexander Eibl, Taglöhner in Tees-<lb/> dorf, wegen Diebſtahls 1 Woche Arreſt; Carl Itzen-<lb/> thaler, Pferdeknecht in Edlach, wegen Vergehens gegen<lb/> die Sicherheit des Lebens 3 Monate ſtrengen Arreſt;<lb/> Joſef Hautz, Gemeindediener in Ober-Eggendorf,<lb/> wegen Vergehens gegen das Thierſeuchengeſetz 10 Kr.<lb/> Geldſtrafe; Johann Gruber, Waſſeraufſeher in Dunkel-<lb/> ſtein, wegen Vergehens gegen das Thierſeuchengeſetz<lb/> 20 Kr. Geldſtrafe; Franz Kiſtler, Bauer in Unter-<lb/> waltersdorf, wegen Vergehens gegen das Thierſeuchen-<lb/> geſetz 10 Kronen Geldſtrafe; Carl Theodor Fitzga,<lb/> Fleiſchhauergehilfe in Tattendorf, wegen Majeſtäts-<lb/> beleidigung und Übertretung der Beleidigung der<lb/> Armee freigeſprochen; Valentin Pichler, Knecht in<lb/> Auſſeraigen, wegen Unzucht wider die Natur 3 Monate<lb/> ſchw. Kerkers; Benedikt Scharf, Taglöhner in Oyen-<lb/> hauſen, wegen Diebſtahls 14 Tage ſtrengen Arreſt;<lb/> Joſef Artner, Taglöhner in Gainfarn, wegen ſchw.<lb/> körp. Beſchädigung 7 Monate ſchw. Kerkers; Kath.<lb/> Schaffner, Fabriksarbeiterin, wegen Vergehens gegen<lb/> die Sicherheit des Lebens 6 Wochen Arreſt; Mayer<lb/> Franz, Taglöhner in Neunkirchen, wegen öffentlicher<lb/> Gewaltthätigkeit 2 Monate ſchweren Kerkers; Johann<lb/> Matuſch, Faſsbinder, wegen Diebſtahls 8 Monate<lb/> ſchw. 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Nr 13. Mittwoch Badener Zeitung. 14. Februar 1900.
allem Director Schreiber, der den Gabor von Verteſſy
äußerſt ſchneidig zu behandeln verſtand. Alle anderen
Mitwirkenden waren derart gut, daſs, ſollten uns
nicht weitere Leiſtungen eines andern belehren, die
diesmalige Aufſührung in dem Genre des Schwankes
als die beſte bezeichnet werden kann. Für einen
Wochentag war das Haus ſehr gut beſetzt. Das
Publicum ſpendete ſeinen Beifall mit mehrmaligen
Vorrufen nach den Actſchlüſſen. — Sonntag, den
11. d. M. „Heiratsſchwindler“, Schwank von Buch-
binder. Der äußerſt grob und robuſt gehaltene
Schwank, im luftleeren Raum gebaut, mit ſparſamem
Witz und Humor, zeigt keinen Mittelpunkt in einer
Perſon, an der man ſich erwärmen könnte, ein paar
Situationen anwidernder, derber Perſonen, eine
Mache, die alles, aber nur nicht das Product eines
geiſtigen Niveaux iſt. Der ganze Schwank wurde
nur von Herrn Felix gehalten, der den Privatier
Burger brillant ſpielte. Das temperamentvolle Auf-
treten dieſer Kraft zeigt in jeder Rolle volle Gewandt-
heit und gute Schule. Daſs man ein oder zweimal
applaudierte, iſt nur das Verdienſt des Herrn Felix. Recht
angenehm machte ſich Frl. Miltner durch ihre ſym-
pathiſche Erſcheinung bemerkbar. Herr Erl und Frl.
Zöhrer waren bemüht, ihr Beſtes zu bringen, doch
ſcheint es uns hier eitel Mühe zu ſein, für dieſes
Werk Begeiſterung, ja nur Stimmung zu machen.
Von den anderen Darſtellern iſt nichts auszuſetzen,
aber auch nichts hervorzuheben.
(Theater-Nachricht.) Morgen Donnerstag,
den 15. d. M., abends halb 8 Uhr, geht „Wo is
denn ’s Kind“, Local-Poſſe mit Geſang in
4 Bildern von Anton Langer, in Scene. Dieſes
äußerſt humorvolle Wiener Stück, welches mehrere
wunderhübſche Muſiknummern von Max von Weinzierl
enthält, baut ſeine Handlung darin auf, daſs ein
Wickelkind in Verluſt geräth, nach welchem von dieſem
Momente an, eine unbeſchreiblich komiſche Hetzjagd
beginnt. Die nächſte Vorſtellung findet am Sonntag,
den 18. d. M., nachmittags 3 Uhr, ſtatt, und zwar
wird „Die Tochter Belial’s“, Original-Luſtſpiel in
5 Aufzügen von Rudolf Kneifel, gegeben.
Theater.
Stadttheater in Baden.
Samstag, den 10. d. M. (Zum Benefice für
unſeren geſchätzten Operettenſänger Herrn Carl
Januſchke) „Der Waffenſchmied“. Komiſche
Oper in 3 Acten von Albert Lortzing. Herr Carl
Grengg, k. k. Hofopernſänger aus Wien, als Gaſt.
Der beliebte Beneficiant hatte trotz des an dem-
ſelben Abend ſtattfindenden Helenenthalerkränzchens
Glück, was indeſſen niemanden wundern darf, denn
einerſeits gehört Herr Carl Januſchke noch immer zu
den erklärten Lieblingen des hieſigen Theater-Publi-
cums und andererſeits war die collegiale Zuſage der
Mitwirkung eines Mitgliedes des k. k. Hofopern-
theaters, wie die des Herrn Carl Grengg, ein Er-
eignis für unſere Bühne, das die Menge mächtig
anlockte.
„Das war eine köſtliche Zeit“ ſingt der Waffen-
ſchmied in ſeiner ſchönſten Vortragsnummer und es
war auch eine köſtliche Zeit, in welcher man mit
Andacht dem Sange eines Meiſters lauſchte, der,
wie dieſer Waffenſchmied, ſo männlich ſchön, in
unſerem Muſentempel alle Herzen entzückte.
Wer jemals das klangvolle Organ des Herrn
Grengg gehört, iſt dem Zauber ſeiner herrlichen
Stimme verfallen und der Beifall, der das Haus
durchſtürmte, bewies zur Genüge, daſs das Badener
Publicum für dieſen ſeltenen Kunſtgenuß dankbar
war. Mit dem illuſtren Gaſte fand auch die reizende
Spieloper ſeitens unſerer Mitglieder eine größere
Würdigung, und die Herren Januſchke und Bartl
konnten mit reichen Ehren neben dem geſchätzten Hof-
opernſänger ihre beiderſeits ſo verſchiedenen Rollen
behaupten.
Herr Bartl gab den Grafen von Liebenau ge-
ſanglich äußerſt tüchtig und der Knappe Georg (Herr
Januſchke) hat ſchon lange, trotz eines kleinen Fehlers
beim erſten Anſatze, nicht ſo ſchön wie diesmal
geſungen.
Auch Frl. Narenta bot als Marie eine reizende
muſikaliſche Leiſtung, empfindungsvoll, rein im Klange
und Wirkung, und bewies, daſs unſere erſte Operetten-
diva auch in der Oper ganz Hervorragendes zu
ſchaffen vermag. Warum die geſchätzte Künſtlerin
das typiſche blaue Gretchencoſtüm abgelegt und in
weißer Toilette ſich bis zum modernen Ballkleide
ganz unmittelalterlich präſentierte, iſt nicht recht ver-
ſtändlich. Kennt die hieſige Regieleitung denn gar
keine Coſtümvorſchriften mehr?
Mit Frau Zwerenz (Irmentraut) war der Re-
ferent diesmal ausnahmsweiſe nicht recht zufrieden,
aber der Charakter der ihr eigentlich ferne liegenden
Rolle entſchuldigt indeſſen vieles, auch ſcheint die
Dame, dem Vernehmen nach, nicht ganz wohl ge-
weſen zu ſein.
Nahezu eine großartige Leiſtung bot das
Orcheſter, das unter dem Taktſtocke des Meiſters
Wallner der Lortzing’ſchen Spielart mit Original-
treue gerecht wurde und einen neuerlichen Beweis
der beſten Muſikſchulung erbrachte. Auch der Chor
war, aber nur als ſolcher, für die hieſigen Verhält-
niſſe recht brav. Andererſeits entſprach derſelbe in
der Coſtümierung nicht beſonders. Die Freunde des
Waffenſchmiedes waren zu wenig Bürger, aber zu
viel undefinierbare Knappen, die Ritter beim „glän-
zenden“ Einzuge keine Ritter und vor allem die
„Rittersfrauen“ alles andere als wirkliche Ritters-
frauen. Die aufgeſteckten Bärte des Gefolges des
Ritters Liebenau und die Damen im modernen
Kleide ſtreiften an die Carricatur, und auch die ab-
gewaſchene Hintergrundslaube war ein Decorations-
ſtück, das keine Verwendung mehr verträgt.
Der geſchätzte Gaſt, herr Carl Grengg, und
der Beneficiant herr Januſchke, der den Badenern
zu ſeinem Ehrenabende einen ſo ſeltenen Genuß der
Mitwirkung eines Hofopernſängers verſchaffte, muſste
gar oft vor die Rampe. Die Überreichung eines
Palmen- und Lorbeerbouquets an Herrn Carl Grengg
ſymboliſierte den Dank des Publicums in einer in
dieſer Art in Baden ſeltenen Form der Auszeichnung.
Sonntag, den 11. d. M.: „Die Waiſe
aus Lowood“. Schauſpiel in 2 Abtheilungen und
4 Acten mii freier Benützung des Romanes von
Currer-Bell, von Charlotte Birch-Pfeiffer.
Auch die alte, hier ſchon ſo oft geſehene Birch-
Pfeiffer’ſche Komödie füllte das Haus bis auf das
letzte Plätzchen und ſicherte den Darſtellern höchſt
verdiente Anerkennungen.
Die Abſolvierung der beiden Hauptrollen lag
in bewährten Händen und Herr Strauß (Lord
Rowland Rocheſter) und Frl. Waldeck (Jane Eyre)
überboten ſich gegenſeitig in der Vertiefung der von
ihnen dargeſtellten, individuell ſo ſcharf gezeichneten
Charaktern.
Frau Treumann war als Miſtreß Sarah Reed
wie immer die ſouveräne Ariſtokratin unſeres Bühnen-
verbandes. Nicht beſonders disponiert, geſtaltete ſich
die Rolle der Witwe Lady Georgine Clarens, welche
durch Frl. Brand nachläſſig behauptet wurde. Sehr
hübſch ſah Frl. Maylor als John Reed aus und gab
den böſen Jungen recht lebenswahr. Frau Fiala,
deren üppige Form im ſchwarzen Kleide auf der
Bühne recht gefällig wirkte, entſprach als Miſtreß
Judith Herleigh allen Anforderungen. Die übrigen
Darſteller genügten.
Die bei allen Birch-Pfeiffer’ſchen Stücken übliche
Streichung des Textes wurde diesmal nicht mit be-
ſonderer Sorgfalt geübt, und war hauptſächlich am
Schluſſe, im Intereſſe der Verſtändlichkeit der auf-
löſenden Handlung, ſtörend.
Montag, den 12. d. M. (Zum erſtenmale):
„Dolly“. Luſtſpiel in drei Acten von Henrik
Chriſtiernſon, deutſch von Emil Jonas. Mit größtem
Erfolge anfgeführt am Raimundtheater in Wien.
Referat in nächſter Nummer.
Guſtav Calliano.
Faſchings-Repertoire.
Donnerstag, den 15. Februar: Hausball in Karl
Ziegler’s Gaſthaus „zur Rennbahn“ in Kotting-
brunn.
Donnerstag, den 15. Februar: Hausball in Carl
Geßl’s Hotel zu den „zwei Raben“ in Mödling.
Samstag, den 17. Februar: Ball der Arbeiter der
Fränkel’ſchen Schuhwaren-Fabrik im Hotel
„Stadt Mödling“.
— Geſchloſſenes Kränzchen der Ortsgruppe Baden
des „N.-ö. Gebirgsvereines“ im Sauerhofe in
Baden.
— Mittwoch, den 21. Februar: Hausball in Jacob
Brunner’s Reſtauration „zum kleinen Mann“ in
Baden (Mühlgaſſe).
Samstag, den 24. Februar 1900: Ball der I.
freiwilligen Feuerwehr Baden im Hotel „Stadt
Wien“, Baden.
— Elite-Maskenfeſt des Mödlinger Männer Geſang-
Vereines im Hotel „Stadt Mödling“.
— Haus-Unterhaltung des Männer-Geſang-Vereines
„Liederkranz“ im Gaſthauſe zum „goldenen Adler“,
in Mödling.
Sonntag, den 25. Februar: Großer Maskenball in
Rubel’s „Jubiläums-Sälen“ in Baden.
Sonntag, den 25. Februar: Großes Faſchingsfeſt
mit Ball in Zwirſchütz’ Saallocalitäten in Vöslau.
— Budapeſter Variete-Geſellſchaft „Brahma“ in
Alex. Deiſenhofer’s Saallocalitäten in Weikers-
dorf, Helenenſtraße.
Dienstag, den 27. Februar: Goldhaubenball in E.
Bachmann’s Witwe Saallolalitäten, Baden,
Vöslauerſtraße 19.
Faſching-Dienstag, den 27. Februar: Schlafhauben-
ball in Johann Krenn’s Gaſthaus (Bezirks-
ſtraße) Sooß.
Mittwoch, den 28. Februar: Häringſchmaus des
Geſangvereines Baden in Bruſatti’s Hotel.
Samstag, den 3. März: „Gunhold-Kränzchen“
(Schluſs-Kränzchen des Abendcurſes der Tanzſchule),
ohne Coſtümzwang im k. u. k. Sauerhofe in Baden.
Gerichtsſaal.
Majeſtätsbeleidigung. Vor einem Erkenntnis-
ſenate des Kreisgerichtes Wr.-Neuſtadt unter Vorſitz
des LGR. Grubmann fand am 12. d. M. die
bereits vertagt geweſene Verhandlung wider den in
Alland wohnhaften Hausbeſitzersſohn Johann Wagen-
hofer wegen des Verbrechens der Majeſtätsbeleidigung
und Schmähung gegen die k. k. Armee ſtatt. Da
über Antrag des öffentlichen Anklägers, Saatsanwalt-
ſubſtitut Dr. Waldheim, der Gerichtshof die Durch-
führung der Verhandlung, für die Öffentlichkeit aus-
geſchloſſen, als geheim vorzunehmen beſchloſs, ſo
müſſen wir uns aus preſsgeſetzlichen Gründen bloß
auf die Publicierung des Urtheils beſchränken. Durch
die Ausſagen der Zeugen Thomas Haas und Johann
Graf, ſowie der Verleſung der Zeugenausſagen des
Julius Jahn, Joſef Braunias, Agnes Vockenthaler
und Helene Graf wurde beſtätigt, daſs der Ange-
klagte am Tage der That, am 15. December 1899,
im Gaſthauſe des Johann Graf in Alland ſtark
berauſcht geweſen ſei. Der Gerichtshof ſprach den
Angeklagten wegen des Verbrechens der Majeſtäts-
beleidigung frei und verurtheitte denſelben wegen
Übertretung des Trunkenheitsgeſetzes zu einem
Monat mit zwei Faſttagen verſchärften Arreſt.
Urtheile, welche beim Kreisgerichte Wr.-Neuſtadt
im Monate Jänner gefällt wurden: Ferdinand Blank,
Hauer in Leesdorf, wegen ſchw. körp. Beſchädigung
3 Monate Kerkers; Johann Wügſchitz, Bäckermeiſter
in Wagram, wegen Vergehens gegen das Thier-
ſeuchengeſetz freigeſprochen; Johanna Migſchitz, Dienſt-
magd in Wr.-Neuſtadt, wegen Diebſtahls 1 Monat
ſtrengen Arreſt; Alexander Eibl, Taglöhner in Tees-
dorf, wegen Diebſtahls 1 Woche Arreſt; Carl Itzen-
thaler, Pferdeknecht in Edlach, wegen Vergehens gegen
die Sicherheit des Lebens 3 Monate ſtrengen Arreſt;
Joſef Hautz, Gemeindediener in Ober-Eggendorf,
wegen Vergehens gegen das Thierſeuchengeſetz 10 Kr.
Geldſtrafe; Johann Gruber, Waſſeraufſeher in Dunkel-
ſtein, wegen Vergehens gegen das Thierſeuchengeſetz
20 Kr. Geldſtrafe; Franz Kiſtler, Bauer in Unter-
waltersdorf, wegen Vergehens gegen das Thierſeuchen-
geſetz 10 Kronen Geldſtrafe; Carl Theodor Fitzga,
Fleiſchhauergehilfe in Tattendorf, wegen Majeſtäts-
beleidigung und Übertretung der Beleidigung der
Armee freigeſprochen; Valentin Pichler, Knecht in
Auſſeraigen, wegen Unzucht wider die Natur 3 Monate
ſchw. Kerkers; Benedikt Scharf, Taglöhner in Oyen-
hauſen, wegen Diebſtahls 14 Tage ſtrengen Arreſt;
Joſef Artner, Taglöhner in Gainfarn, wegen ſchw.
körp. Beſchädigung 7 Monate ſchw. Kerkers; Kath.
Schaffner, Fabriksarbeiterin, wegen Vergehens gegen
die Sicherheit des Lebens 6 Wochen Arreſt; Mayer
Franz, Taglöhner in Neunkirchen, wegen öffentlicher
Gewaltthätigkeit 2 Monate ſchweren Kerkers; Johann
Matuſch, Faſsbinder, wegen Diebſtahls 8 Monate
ſchw. Kerkers und Stellung unter Polizeiaufſicht;
Vincenz Verſitz, Theaterdiener, wegen Diebſtahls
8 Monate ſchw. Kerkers und Stellung unter Polizei-
aufſicht; Joſef Wolf, Toglöhner in Mödling, wegen
Diebſtahls 8 Monate ſchw. Kerkers; Barbara Pazdur,
Dienſtmagd, wegen Diebſtahls 1 Woche ſchw. Kerkers.
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