Badener Zeitung. Nr. 21, Baden (Niederösterreich), 14.03.1906.Nr. 21. Mittwoch Badener Zeitung 14 März 1906. [Spaltenumbruch] Mödling. (Begräbnis.) Am 9. d. M. fand das (Der Streik) unter der Kaiser'schen Arbeiterschaft (Die Ortsgruppe Mödling) des Vereines "Die (Die freiw. Feuerwehr) hat ihren Jahresbericht (Die 37. Vollversammlung des Schützenver- eines) findet am 22. d. M., um 5 Uhr nachmittags, im (Vortrag.) Am 19. d. M wird Herr Dr. Westreiter (Zu Ehren des Dichters Stefan Milow), der (Witternngswechsel.) Am Samstag, dem kalender- Vöslau. (Generalversammlung des deutschen Schulvereines, Ortsgruppe Vöslau.) Die am (Protest.) Die hiesige Gemeindevertretung hat laut Leobersdorf. (Abschiedsabend.) Zu Ehren des Theater. Stadttheater in Baden. Freitag, den 9. d. M., Wohltätigkeits-Vorstellung Dank der Liebenswürdigkeit der Frau Klemen- Zahlreiche prächtige Blumenspenden lieferten den Dicht neben dem Gaste muß natürlich der Stein- Eine prächtige Type schuf auch Herr Exl als Samstag, den 10. d. M., zum ersten Male: Es ist kaum zu glauben, mit was für Erzeug- Von der Raimann'schen Musik läßt sich auch Die beiden Hauptrollen lagen in den Händen Als Sollizitator Spangl entwickelte Herr Ger- Von den übrigen mehr oder weniger belanglosen Sonntag, den 11. d. M.: "Der Schuster- Montag, den 12. d. M., zum zweitenmale: Gerichtssaal. Kassier und Feuerwehrhauptmann. Am Ein teurer Häring. Am 30. Dezember v. J. Briefkasten. Herrn E. Kainz, Vöslau, Auch Ihre zweite uns Wer den verderblichen Einfluß konfessionell po- Wer den Wert eines vorurteilslosen Unterrichtes Wer die Jugend zu freien, sittlichen Menschen Wer in Oesterreichs Schulen dem Geiste der Wer den Staatsgrundgesetzen in der Schule zur Wer die Aufrechterhaltung der Grundsätze des Wer will, daß jeder klerikale Uebergriff auf dem der trete dem Vereine "Freie Schule" (Ortsgruppe Nr. 21. Mittwoch Badener Zeitung 14 März 1906. [Spaltenumbruch] Mödling. (Begräbnis.) Am 9. d. M. fand das (Der Streik) unter der Kaiſer’ſchen Arbeiterſchaft (Die Ortsgruppe Mödling) des Vereines „Die (Die freiw. Feuerwehr) hat ihren Jahresbericht (Die 37. Vollverſammlung des Schützenver- eines) findet am 22. d. M., um 5 Uhr nachmittags, im (Vortrag.) Am 19. d. M wird Herr Dr. Weſtreiter (Zu Ehren des Dichters Stefan Milow), der (Witternngswechſel.) Am Samstag, dem kalender- Vöslau. (Generalverſammlung des deutſchen Schulvereines, Ortsgruppe Vöslau.) Die am (Proteſt.) Die hieſige Gemeindevertretung hat laut Leobersdorf. (Abſchiedsabend.) Zu Ehren des Theater. Stadttheater in Baden. Freitag, den 9. d. M., Wohltätigkeits-Vorſtellung Dank der Liebenswürdigkeit der Frau Klemen- Zahlreiche prächtige Blumenſpenden lieferten den Dicht neben dem Gaſte muß natürlich der Stein- Eine prächtige Type ſchuf auch Herr Exl als Samstag, den 10. d. M., zum erſten Male: Es iſt kaum zu glauben, mit was für Erzeug- Von der Raimann’ſchen Muſik läßt ſich auch Die beiden Hauptrollen lagen in den Händen Als Sollizitator Spangl entwickelte Herr Ger- Von den übrigen mehr oder weniger belangloſen Sonntag, den 11. d. M.: „Der Schuſter- Montag, den 12. d. M., zum zweitenmale: Gerichtsſaal. Kaſſier und Feuerwehrhauptmann. Am Ein teurer Häring. Am 30. Dezember v. J. Briefkaſten. Herrn E. Kainz, Vöslau, Auch Ihre zweite uns Wer den verderblichen Einfluß konfeſſionell po- Wer den Wert eines vorurteilsloſen Unterrichtes Wer die Jugend zu freien, ſittlichen Menſchen Wer in Oeſterreichs Schulen dem Geiſte der Wer den Staatsgrundgeſetzen in der Schule zur Wer die Aufrechterhaltung der Grundſätze des Wer will, daß jeder klerikale Uebergriff auf dem der trete dem Vereine „Freie Schule“ (Ortsgruppe <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <pb facs="#f0005" n="5"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">Nr. 21. Mittwoch Badener Zeitung 14 März 1906.</hi> </fw><lb/> <cb/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Mödling.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Begräbnis.)</hi> </head> <p>Am 9. d. M. fand das<lb/> Leichenbegängnis der Witwe des Ober-In<supplied>g</supplied>enieurs Novak, Frau<lb/> Antonie <hi rendition="#g">Novak,</hi> ſtatt. An der Trauerfeier beteiligten ſich<lb/> zahlreiche Angehörige ſowie Freunde der Familie.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Der Streik)</hi> </head> <p>unter der Kaiſer’ſchen Arbeiterſchaft<lb/> dauert weiter an. Nachdem in den letzten Tagen die ſoge-<lb/> nannten Streikpoſten wieder abgeſchafft worden waren, ſand<lb/> am 10. d. M. unter dem Vorſitze <hi rendition="#g">Korineks</hi> wieder eine<lb/> Verſammlung ſtatt, in welcher J. <hi rendition="#g">Frankl</hi> unter großem<lb/> Beifall über den derzeitigen Stand des Streikes ſprach, worauf<lb/> Korinek die Anweſenden aufforderte, im Ausſtand zu verbleiben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Die Ortsgruppe Mödling)</hi> </head> <p>des Vereines „Die<lb/> Naturfreunde in Wien“ macht bekannt, daß ſie von nun ab<lb/> an jedem Sonn- und Feiertage Ausflüge in die reizende Um-<lb/> gebung Mödlings verauſtalten wird. Am 24. d. M. veranſtaltet<lb/> dieſe Ortsgruppe hier ihr erſtes Touriſtenkränzchen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Die freiw. Feuerwehr)</hi> </head> <p>hat ihren Jahresbericht<lb/> vorgelegt, dem wir folgendes entnehmen: Der Verein hat be-<lb/> reits eine 38jährige Tätigkeit hinter ſich. Die im vorigen<lb/> Jahre durch Reſignation des Herrn Leopold <hi rendition="#g">Mayer</hi> freige-<lb/> wordene Stelle eines Hauptmann-Stellvertreters iſt bis nun<lb/> unbeſetzt geblieben. Der Verein zählt bis heute 94 aktive Mit-<lb/> glieder, u. zw. 30 Steiger, 43 Spritzenmänner und 21 Schutz-<lb/> rottenmitglieder, weiters 14 Ehren- und 650 beitragende Mit-<lb/> glieder. An Stelle des Gebäudes der Verpflegsſtation in der<lb/> Neuſiedlerſtraße ſoll ein zwei Stock hohes Requiſitenhaus ſamt<lb/> Wohnungen erbaut werden. Die Feuerwehr beſitzt in Mödling<lb/> 8 Telephonſtellen, ferner 23 bei Mitgliedern angebrachte<lb/> Alarm-Signalglocken, ſo daß im ganzen 31 Alarm-Signale<lb/> beſtehen. Die Feuerwehr mußte im vergangenen Jahre neun-<lb/> mal ausrücken. Der Verein beſitzt dermalen 20 Mitglieder,<lb/> welche dem Vereine 25 Jahre angehören. Die Einnahmen des<lb/> Vereines betrugen im abgelaufenen Jahre 5409.89 Kr., die<lb/> Ausgaben 5149·15 Kr. Die bedeutendſte Einnahmepoſt betrugen<lb/> die Jahresbeiträge der unterſtützenden Mitglieder per 2553.80 Kr.,<lb/> die größte Ausgabepoſt 3014·12 Kr. für gelieferte Geräte durch<lb/> die Firma Knauft. — Für heuer wurde die Aufchaffung einer<lb/> 22 Meter hohen Schiebleiter um den Betrag von 7000 Kr.<lb/> beſchloſſen. Derzeit iſt F. <hi rendition="#g">Nacke</hi> Hauptmann und Leopold<lb/><hi rendition="#g">Deiſenhofer</hi> deſſen Stellvertreter.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>(<hi rendition="#g">Die</hi> 37. <hi rendition="#g">Vollverſammlung des Schützenver-<lb/> eines</hi>)</head> <p>findet am 22. d. M., um 5 Uhr nachmittags, im<lb/> Hotel Nitſch ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Vortrag.)</hi> </head> <p>Am 19. d. M wird Herr Dr. <hi rendition="#g">Weſtreiter</hi><lb/> aus Wien im Hotel „<supplied>K</supplied>aiſer von Oeſterreich“ einen Vortrag<lb/> über Kaltwaſſerbehandlung nach Kneipp’ſchem Syſtem abhalten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Zu Ehren des Dichters Stefan Milow),</hi> </head> <p>der<lb/> ſeit Jahren in Mödling wohnt und hier auch vor wenigen<lb/> Tagen ſeinen 70. Geburtstag feierte, ſind von vielen Seiten<lb/> Drahtgrüße und Blumenſpenden eingelangt. Unter den Gratu-<lb/> lanten befanden ſich auch Exzellenz v. <hi rendition="#g">Bienerth,</hi> Ferdinand<lb/> von <hi rendition="#g">Saar</hi> und viele andere. Es wurde, da ſich ſo zahlreiche<lb/> Glückwünſche aus nah und fern gemeldet hatten, dieſer 70.<lb/> Geburtstag ſomit zu einem denkwürdigen Tage für den Ju-<lb/> bilar. — Milows Werke zeichnen ſich, wie bekannt, nicht bloß<lb/> durch Gedankenreichtum, ſondern auch durch die ſchöne Form<lb/> und reine Sprache aus.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Witternngswechſel.)</hi> </head> <p>Am Samstag, dem kalender-<lb/> mäßigen Tage der „vierzig Märtyrer“, trat hier ein gewaltiger<lb/> Schneeſturm ein, der trotz ſeiner nur halbſtündigen Dauer<lb/> alles in Weiß hüllte. Die Temperatur kühlte ſich merklich ab,<lb/> nnd an einzelnen Stellen blieb der Schnee auch liegen. Später<lb/> trat wieder die Sonne ihre Herrſchaft an, allein die Luft blieb<lb/> raub und nachts tobte neuerdings ein gewaltiger Sturm. Gegen<lb/> 10 Uhr ab<supplied>e</supplied>nds wurden infolge des Windes die vor einem<lb/> Hauſe poſtierten Pferde eines Fiakerwagens plötzlich ſcheu und<lb/> raſten mit dem Fahrzeug durch die ganze Hauptſtraße, ohne<lb/> glücklicherweiſe jemanden zu verletzen. Es wurden auch von<lb/> mehreren Seiten durch beherzte Männer Verſuche gemacht, die<lb/> Tiere in ihrem raſenden Laufe aufzuhalten. Jedoch vergebens.<lb/> Was die ſcheuen Pferde auf ihrem weiten Weg etwa niederge-<lb/> ſtürmt haben, iſt noch nicht bekannt. — Der Sonntag brachte<lb/> wieder milderes Wetter und einen Maſſenbeſuch aus Wien, der<lb/> ſich an dem raſchen Fortſchreiten der Frühlingsvegetation er-<lb/> götzte. Alles kehrte, mit Küchenſchellen reichlich verſehen, heim,<lb/> und die Umgebung des Anningers gewährte wieder ein äußerſt<lb/> lebhaftes Bild.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Vöslau.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Generalverſammlung des deutſchen<lb/> Schulvereines, Ortsgruppe Vöslau.)</hi> </head> <p>Die am<lb/> 10. d. M. in Witzmanns Hotel ſtattgefundene Verſammlung<lb/> war nicht zahlreich beſucht, da gleichzeitig andere Veranſtal-<lb/> tungen eine Anzahl Mitglieder ferne hielten. Der Schriftführer<lb/> Herr <hi rendition="#g">Malik</hi> brachte den Jahresbericht zur Verleſung, der<lb/> gleichzeitig das Wirken des Geſamtvereines in den Hauptzügen<lb/> wiedergab, und ſprach nicht nur der Gemei<supplied>n</supplied>devertretung mit<lb/> Herrn Bürgermeiſter <hi rendition="#g">Reiter,</hi> ſondern auch dem Turn- und<lb/> Geſangvereine für deren tatkräftige Unterſtützung anläßlich des<lb/> 25jährigen Inbelfeſtes den Dank des Vereines aus. Aus dem<lb/> Kaſſaberichte des Herrn <hi rendition="#g">Iskat</hi> iſt die beſonders wichtige Tat-<lb/> ſache feſtzuſetzen, daß die Ortsgruppe Vöslau im abgelaufeneu<lb/> Vereinsjahre 532·78 <hi rendition="#aq">K</hi> an die Hauptkaſſe abgeführt hat, welche<lb/> Summe ſich <supplied>t</supplied>eils aus Mitgliederbeiträgen, teils aus dem<lb/> Reinerträgniſſe des Feſtes (211 <hi rendition="#aq">K</hi>) und einer Spende der Ge-<lb/> meinde (100 <hi rendition="#aq">K</hi>) zuſammenſetzt. Dem Kaſſier wurde, nachdem<lb/> die Herren <hi rendition="#g">Feichtinger</hi> und <hi rendition="#g">Hauſenberger</hi> den Bericht<lb/> geprüft und in vollſter Ordnung befunden hatten, die Ent-<lb/> laſtung erteilt und ihm von dem Obmanne des Vereines, Herrn<lb/> Bürgermeiſter <hi rendition="#g">Reiter,</hi> für ſeine unermüdliche Tätigkeit der<lb/> Dank der Verſammlung ausgeſprochen, da es hauptſächlich<lb/> ſein Verdienſt ſei, wenn die Ortsgruppe au Zahl der Mitglieder<lb/> ſtets vorwärtsſchreite. Schließlich wurde die frühere Vereins-<lb/> leitung wiedergewählt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Proteſt.)</hi> </head> <p>Die hieſige Gemeindevertretung hat laut<lb/> Sitzungsbeſchluß vom 8. d. M. einen energiſchen Proteſt gegen<lb/> die neue Wahlkreiseinteilung an die Regierung geleitet.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Leobersdorf.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Abſchiedsabend.)</hi> </head> <p>Zu Ehren des<lb/> Herrn Oberförſters J. <hi rendition="#g">Schicho,</hi> bei Freiherrn Nathaniel von<lb/> Rothſchild in Enzesfelg, der nun in den wohlverdienten Ruhe-<lb/> ſtand getreten, wurde von den Jagdgäſten in der Bahuhofre-<lb/> ſtauration in Leobersdorf ein feuchtfröhlicher Abend veranſtaltet,<lb/> bei welchem es hoch herging. Die Herren <hi rendition="#g">Zagler, Cachee</hi><lb/> uud Ritter v. <hi rendition="#g">Löthi</hi> hielten zum Teile ſehr launige Reden,<lb/> in welchen der Gefeierte als echter und rechter Weidmann und<lb/> als trefflicher Schütze geſeiert wurde. An dieſem Abende wurde<lb/> Herrn Schicho eine von den Jagdgäſten geſpendete, ſehr fein<lb/> ausgearbeitete Hubertus-Statuette aus Bronze als Ehrengabe<lb/> überreicht. Von der vorzüglichen Küche und dem guten Tropfen,<lb/><cb/> beziehw. „Litern“ des Reſtaurateurs <hi rendition="#g">Köller</hi> waren alle<lb/> Gäſte hoch entzückt; daber herrſchte eine fröhliche Stimmung,<lb/> ſo daß die Letzten erſt beim Morgengrauen heimwärts gingen.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jCulturalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Theater.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Stadttheater in Baden.</hi> </head><lb/> <p>Freitag, den 9. d. M., Wohltätigkeits-Vorſtellung<lb/> zugunſten des Kaiſerin Eliſabeth-Künſtlerheimes unter<lb/> gefälliger Mitwirkung der Frau Klementine <hi rendition="#g">Sukfüll</hi><lb/> (Rafael): <hi rendition="#g">„Die Kreuzelſchreiber“.</hi> </p><lb/> <p>Dank der Liebenswürdigkeit der Frau Klemen-<lb/> tine <hi rendition="#g">Sukfüll-Rafael,</hi> welche bereitwilligſt in<lb/> Anbetracht des edlen Zweckes ihre Mitwirkung zu-<lb/> geſagt und ſich dadurch, wie vorauszuſehen, wieder<lb/> als bedeutende Zugkraft erwieſen, dürfte der Ver-<lb/> waltung des Künſtlerheimes ein ganz nettes Sümmchen<lb/> zugeführt werden, umſomehr, als trotz der erhöhten<lb/> Preiſe im ganzen Hauſe nicht ein leeres Plätzchen<lb/> aufzutreiben geweſen wäre. Die liebenswürdige Gaſtin,<lb/> die kein Geringerer als Anzengruber ſelbſt als eine<lb/> der beſten Interpretin ſeiner Typen bezeichnete, gab<lb/> die reſolute Bäuerin Sepherl vom gelben Hof mit<lb/> ſolcher natürlicher Anmut und Humor, daß das Haus,<lb/> das heute völlig einem <hi rendition="#aq">theatre parée</hi> glich, in Ent-<lb/> zücken geriet und der Schauſpielerin und Sängerin<lb/> anhaltenden ſtürmiſchen Beifall zollte. Speziell das<lb/> Lied im zweiten Akte trug ſie geradezu herrlich vor;<lb/> ſchade, daß wir dieſe Stimmittel ſo ſelten zu hören<lb/> Gelegenheit haben.</p><lb/> <p>Zahlreiche prächtige Blumenſpenden lieferten den<lb/> Beweis, wie viele Sympathien ſich die geſchätzte Dame<lb/> hier erhalten und wie ſehr man ſich freute, die<lb/> ſeinerzeit ſo gefeierte Künſtlerin auf den ihr noch<lb/> immer vertrauten Brettern wieder einmal zu be-<lb/> gegnen. Unter den Anweſenden bemerkte man u. a.<lb/> auch den gefeierten Hofſchauſpieler <hi rendition="#g">Baumeiſter,</hi><lb/> der ſich ſichtlich an der Darſtellung der Künſtlerin<lb/> weidete.</p><lb/> <p>Dicht neben dem Gaſte muß natürlich der Stein-<lb/> klopferhans des Direktors <hi rendition="#g">Schreiber</hi> genannt<lb/> werden. Mit wahrem Vergnügen ſieht man dieſe<lb/> verwetterte Geſtalt, die charakteriſtiſchen Züge und<lb/> den ſonnigen Humor das tiefe Gemüt dieſer Anzen-<lb/> gruber’ſchen Geſtalt fand durch den Mund des<lb/> vorzüglichen Charakterdarſtellers <hi rendition="#g">Schreiber</hi> ihren<lb/> Weg zur dankbaren Zuhörerſchaft, dort ſtark wirkende<lb/> und bleibende Eindrücke zurücklaſſend.</p><lb/> <p>Eine prächtige Type ſchuf auch Herr <hi rendition="#g">Exl</hi> als<lb/> alter Brenninger. Herrn <hi rendition="#g">Gregor</hi> fehlt der richtige<lb/> Zug, der paſſende Ton für den Gelbhofbauer. An-<lb/> zengruber zu ſpielen iſt eben nicht jedermanns Sache,<lb/> das konnte man mehrmals an dieſem Abende be-<lb/> merken.</p><lb/> <p>Samstag, den 10. d. M., zum erſten Male:<lb/><hi rendition="#g">„Der Schuſterbub“.</hi> Poſſe mit Geſang in 4 Akten<lb/> von Bernhard Buchbinder. Muſik von Rudolf Rai-<lb/> mann.</p><lb/> <p>Es iſt kaum zu glauben, mit was für Erzeug-<lb/> niſſen die Großſtadtbühnen mitunter arbeiten. Da<lb/> werden zwei Lieblingen des Publikums Rollen an<lb/> den Leib geſchrieben, aller Witz, alle guten Einfälle<lb/> älteren oder neueren Datums, was dem Autor eben<lb/> gerade zur Verfügung ſteht, über dieſe Rollen ge-<lb/> goſſen und nun um das Ganze eine ſogenannte<lb/> Handlung, die leider nach einer veralteten Inſtitution<lb/> noch immer zum Inventar einer Komödie gehört, ge-<lb/> woben. So ähnlich iſt auch die Buchbinder’ſche Poſſe<lb/> beſchaffen. Er und ſie, ein flotter Sollizitator und<lb/> eine feſche Zuckerbäckerswitwe, ſtehen im Mittelpunkt.<lb/> Er iſt ein Findelkind, ſie desgleichen. Er ſucht ihren<lb/> Vater und findet zufälligerweiſe ſeinen, einen ehr-<lb/> ſamen Meiſter der Schuhmacherzunft. Daher auch der<lb/> Titel „Der Schuſterbub“. Bis das aber geſchieht<lb/> und dem vorher gehen ungefähr drei und dreiviertel<lb/> Akte, ſtreiten er und ſie bei jeder Gelegenheit nach<lb/> Leibeskräften, wenn ſie nicht gerade mit Singen oder<lb/> Tanzen beſchäftigt ſind. Saftige Grobheiten fliegen<lb/> in jeden Winkel der Bühne und was die übliche<lb/> pikante Würze anbetrifft, pikant iſt dafür eigentlich<lb/> ein zu zahmer Ausdruck, ſo überholt ſie das bisher<lb/> Gebotene reichlich um einen guten Teil.</p><lb/> <p>Von der Raimann’ſchen Muſik läßt ſich auch<lb/> nichts beſonderes bemerken. Dafür werden im dritten<lb/> Akt in einer Art Quodlibet populäre Melodien, wie<lb/> „Geh, mach’ dei Fenſterl auf“, Radetzky-Marſch,<lb/> Toreadorlied, „D’ Schönbrunner“, die Barcarolle<lb/> u. a. benützt.</p><lb/> <p>Die beiden Hauptrollen lagen in den Händen<lb/> von Frau <hi rendition="#g">Herma</hi> und Herrn <hi rendition="#g">Gerhardt.</hi> Sie war<lb/><cb/> eine ſchneidige Zuckerbäckerin voll Temperament, und<lb/> Laune, die ſich auch des nicht ſehr dankbaren ge-<lb/> ſanglichen Teiles ihrer Aufgabe mit gewohnter Prä-<lb/> ziſion annahm. Brillant gelang ihr der ſchwierigen<lb/> jodlerähnliche, in der Offenbach’ſchen Barcarolle ein-<lb/> geflochtene Koloraturpart.</p><lb/> <p>Als Sollizitator Spangl entwickelte Herr <hi rendition="#g">Ger-<lb/> hardt</hi> ziemlich viel Leben und Humor, doch hätte<lb/> dem flotten Schwadroneur ein wenig mehr textliche<lb/> Flottheit nicht geſchadet.</p><lb/> <p>Von den übrigen mehr oder weniger belangloſen<lb/> Perſonen der Poſſe ſoll noch die gelungene Ehever-<lb/> mittlerin Sali Roſenblüte der Frau <hi rendition="#g">Baer</hi> genannt<lb/> werden.</p><lb/> <p>Sonntag, den 11. d. M.: <hi rendition="#g">„Der Schuſter-<lb/> bub“.</hi> Wiederholung. Ausverkauftes Haus.</p><lb/> <p>Montag, den 12. d. M., zum zweitenmale:<lb/><hi rendition="#g">„Die Strecke“.</hi> Annehmbarer Beſuch.</p><lb/> <byline>Guſtav <hi rendition="#g">Calliano.</hi> </byline> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Gerichtsſaal.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kaſſier und Feuerwehrhauptmann.</hi> </head> <p>Am<lb/> 21. Jänner d. J. erregte in Teesdorf das plötzliche<lb/> Verſchwinden des dortigen Feuerwehrhauptmannes und<lb/> Kaſſiers der Spargeſellſchaft, Anton <hi rendition="#g">Lorenz,</hi> großes<lb/> Aufſehen, umſomehr als an jenem Tage die General-<lb/> verſammlung dieſer Spargeſellſchaft hätte ſtattfinden<lb/> ſollen und Lorenz als Kaſſier die Reviſion der Kaſſe<lb/> zu gewärtigen hatte. Eine Skontrierung des Vereins-<lb/> vermögens ſtellte einen Abgang von 1200 Kr. feſt.<lb/> Lorenz hatte ſich an dem genannten Tage von Tees-<lb/> dorf nach Baden gegeben, kaufte ſich daſelbſt einen<lb/> Revolver ſamt Patronen und irrte einen Tag im<lb/> Eichwalde umher, mit der Abſicht, ſich zu erſchießen.<lb/> Er flüchtete ſich gegen Wr.-Neuſtadt, wo er ſich einen<lb/> Streifſchuß an der rechten Kopfſeite beibrachte. Mon-<lb/> tag ſtand Lorenz wegen des Verbrechens der Ver-<lb/> untreuung vor einem Erkenntnisſenate des Kreisge-<lb/> richtes angeklagt und legte ein umfaſſendes Ge-<lb/> ſtändnis ab. Der Gerichtshof verurteilte ihn zu ſechs<lb/> Monaten ſchweren Kerkers.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein teurer Häring.</hi> </head> <p>Am 30. Dezember v. J.<lb/> wurde der im Sauerhofe disloszierte Sanitätsſoldat<lb/> Iſak <hi rendition="#g">Roſenberg</hi> von einem Feldwebel zu der Ge-<lb/> miſchtwarenhändlerin Frau Joſefa <hi rendition="#g">Eichberger</hi> um<lb/> Briefmarken geſendet. Roſenberg kaufte ſich bei dieſer<lb/> Gelegenheit auch einen Häring, deſſen Geruch und<lb/> Ausſehen den Feldwebel veranlaßte, die Anzeige zu<lb/> erſtatten. Der Gemeindearzt gab das Gutachten ab,<lb/> daß der Hering mit Schimmel behaftet und der Ge-<lb/> ſundheit des Menſchen ſchädlich ſei. Deshalb hatte<lb/> ſich Frau Joſefa Eichberger am 12. d. M. vor dem<lb/> Kreisgerichte Wiener-Neuſtadt wegen des Vergehens<lb/> des Lebensmittelgeſetzes im Sinne des § 18 des<lb/> Strafgeſetzes zu verantworten und wurde zu vierzehn<lb/> Tagen ſtrengen Arreſt und 200 Kronen Geldſtrafe,<lb/> ſowie zum Koſtenerſatz des Strafverfahrens ver-<lb/> urteilt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Briefkaſten.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Herrn <hi rendition="#b">E. Kainz, Vöslau,</hi> Auch Ihre zweite uns<lb/> geſandte Berichtigung eutſpricht nicht den Bedingungen des<lb/> Preßgeſetzes und kann deshalb keine Aufnahme finden.</p><lb/> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <div type="jAn" n="2"> <p><hi rendition="#b">Wer</hi> den verderblichen Einfluß konfeſſionell po-<lb/> litiſcher Tendenzen in unſeren Schulen<lb/> brechen, will</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Wer</hi> den Wert eines vorurteilsloſen Unterrichtes<lb/> erkannt hat,</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Wer</hi> die Jugend zu freien, ſittlichen Menſchen<lb/> erzogen wiſſen will,</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Wer</hi> in Oeſterreichs Schulen dem Geiſte der<lb/> Duldung wieder Geltung verſchaffen will,</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Wer</hi> den Staatsgrundgeſetzen in der Schule zur<lb/> Durchführung verhelfen will,</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Wer</hi> die Aufrechterhaltung der Grundſätze des<lb/> Reichsvolksſchulgeſetzes vom Jahre 1869<lb/> für notwendig hält,</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Wer</hi> will, daß jeder klerikale Uebergriff auf dem<lb/> Gebiete der Schule zurückgewieſen wird,</p><lb/> <p>der trete dem Vereine „Freie Schule“ (Ortsgruppe<lb/> Baden) bei. Mitglieder-Anmeldungen übernimmt die<lb/> Schriftleitung unſeres Blattes (Pfarrgaſſe 3) mündlich<lb/> und ſchriftlich.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [5/0005]
Nr. 21. Mittwoch Badener Zeitung 14 März 1906.
Mödling.
(Begräbnis.) Am 9. d. M. fand das
Leichenbegängnis der Witwe des Ober-Ingenieurs Novak, Frau
Antonie Novak, ſtatt. An der Trauerfeier beteiligten ſich
zahlreiche Angehörige ſowie Freunde der Familie.
(Der Streik) unter der Kaiſer’ſchen Arbeiterſchaft
dauert weiter an. Nachdem in den letzten Tagen die ſoge-
nannten Streikpoſten wieder abgeſchafft worden waren, ſand
am 10. d. M. unter dem Vorſitze Korineks wieder eine
Verſammlung ſtatt, in welcher J. Frankl unter großem
Beifall über den derzeitigen Stand des Streikes ſprach, worauf
Korinek die Anweſenden aufforderte, im Ausſtand zu verbleiben.
(Die Ortsgruppe Mödling) des Vereines „Die
Naturfreunde in Wien“ macht bekannt, daß ſie von nun ab
an jedem Sonn- und Feiertage Ausflüge in die reizende Um-
gebung Mödlings verauſtalten wird. Am 24. d. M. veranſtaltet
dieſe Ortsgruppe hier ihr erſtes Touriſtenkränzchen.
(Die freiw. Feuerwehr) hat ihren Jahresbericht
vorgelegt, dem wir folgendes entnehmen: Der Verein hat be-
reits eine 38jährige Tätigkeit hinter ſich. Die im vorigen
Jahre durch Reſignation des Herrn Leopold Mayer freige-
wordene Stelle eines Hauptmann-Stellvertreters iſt bis nun
unbeſetzt geblieben. Der Verein zählt bis heute 94 aktive Mit-
glieder, u. zw. 30 Steiger, 43 Spritzenmänner und 21 Schutz-
rottenmitglieder, weiters 14 Ehren- und 650 beitragende Mit-
glieder. An Stelle des Gebäudes der Verpflegsſtation in der
Neuſiedlerſtraße ſoll ein zwei Stock hohes Requiſitenhaus ſamt
Wohnungen erbaut werden. Die Feuerwehr beſitzt in Mödling
8 Telephonſtellen, ferner 23 bei Mitgliedern angebrachte
Alarm-Signalglocken, ſo daß im ganzen 31 Alarm-Signale
beſtehen. Die Feuerwehr mußte im vergangenen Jahre neun-
mal ausrücken. Der Verein beſitzt dermalen 20 Mitglieder,
welche dem Vereine 25 Jahre angehören. Die Einnahmen des
Vereines betrugen im abgelaufenen Jahre 5409.89 Kr., die
Ausgaben 5149·15 Kr. Die bedeutendſte Einnahmepoſt betrugen
die Jahresbeiträge der unterſtützenden Mitglieder per 2553.80 Kr.,
die größte Ausgabepoſt 3014·12 Kr. für gelieferte Geräte durch
die Firma Knauft. — Für heuer wurde die Aufchaffung einer
22 Meter hohen Schiebleiter um den Betrag von 7000 Kr.
beſchloſſen. Derzeit iſt F. Nacke Hauptmann und Leopold
Deiſenhofer deſſen Stellvertreter.
(Die 37. Vollverſammlung des Schützenver-
eines) findet am 22. d. M., um 5 Uhr nachmittags, im
Hotel Nitſch ſtatt.
(Vortrag.) Am 19. d. M wird Herr Dr. Weſtreiter
aus Wien im Hotel „Kaiſer von Oeſterreich“ einen Vortrag
über Kaltwaſſerbehandlung nach Kneipp’ſchem Syſtem abhalten.
(Zu Ehren des Dichters Stefan Milow), der
ſeit Jahren in Mödling wohnt und hier auch vor wenigen
Tagen ſeinen 70. Geburtstag feierte, ſind von vielen Seiten
Drahtgrüße und Blumenſpenden eingelangt. Unter den Gratu-
lanten befanden ſich auch Exzellenz v. Bienerth, Ferdinand
von Saar und viele andere. Es wurde, da ſich ſo zahlreiche
Glückwünſche aus nah und fern gemeldet hatten, dieſer 70.
Geburtstag ſomit zu einem denkwürdigen Tage für den Ju-
bilar. — Milows Werke zeichnen ſich, wie bekannt, nicht bloß
durch Gedankenreichtum, ſondern auch durch die ſchöne Form
und reine Sprache aus.
(Witternngswechſel.) Am Samstag, dem kalender-
mäßigen Tage der „vierzig Märtyrer“, trat hier ein gewaltiger
Schneeſturm ein, der trotz ſeiner nur halbſtündigen Dauer
alles in Weiß hüllte. Die Temperatur kühlte ſich merklich ab,
nnd an einzelnen Stellen blieb der Schnee auch liegen. Später
trat wieder die Sonne ihre Herrſchaft an, allein die Luft blieb
raub und nachts tobte neuerdings ein gewaltiger Sturm. Gegen
10 Uhr abends wurden infolge des Windes die vor einem
Hauſe poſtierten Pferde eines Fiakerwagens plötzlich ſcheu und
raſten mit dem Fahrzeug durch die ganze Hauptſtraße, ohne
glücklicherweiſe jemanden zu verletzen. Es wurden auch von
mehreren Seiten durch beherzte Männer Verſuche gemacht, die
Tiere in ihrem raſenden Laufe aufzuhalten. Jedoch vergebens.
Was die ſcheuen Pferde auf ihrem weiten Weg etwa niederge-
ſtürmt haben, iſt noch nicht bekannt. — Der Sonntag brachte
wieder milderes Wetter und einen Maſſenbeſuch aus Wien, der
ſich an dem raſchen Fortſchreiten der Frühlingsvegetation er-
götzte. Alles kehrte, mit Küchenſchellen reichlich verſehen, heim,
und die Umgebung des Anningers gewährte wieder ein äußerſt
lebhaftes Bild.
Vöslau.
(Generalverſammlung des deutſchen
Schulvereines, Ortsgruppe Vöslau.) Die am
10. d. M. in Witzmanns Hotel ſtattgefundene Verſammlung
war nicht zahlreich beſucht, da gleichzeitig andere Veranſtal-
tungen eine Anzahl Mitglieder ferne hielten. Der Schriftführer
Herr Malik brachte den Jahresbericht zur Verleſung, der
gleichzeitig das Wirken des Geſamtvereines in den Hauptzügen
wiedergab, und ſprach nicht nur der Gemeindevertretung mit
Herrn Bürgermeiſter Reiter, ſondern auch dem Turn- und
Geſangvereine für deren tatkräftige Unterſtützung anläßlich des
25jährigen Inbelfeſtes den Dank des Vereines aus. Aus dem
Kaſſaberichte des Herrn Iskat iſt die beſonders wichtige Tat-
ſache feſtzuſetzen, daß die Ortsgruppe Vöslau im abgelaufeneu
Vereinsjahre 532·78 K an die Hauptkaſſe abgeführt hat, welche
Summe ſich teils aus Mitgliederbeiträgen, teils aus dem
Reinerträgniſſe des Feſtes (211 K) und einer Spende der Ge-
meinde (100 K) zuſammenſetzt. Dem Kaſſier wurde, nachdem
die Herren Feichtinger und Hauſenberger den Bericht
geprüft und in vollſter Ordnung befunden hatten, die Ent-
laſtung erteilt und ihm von dem Obmanne des Vereines, Herrn
Bürgermeiſter Reiter, für ſeine unermüdliche Tätigkeit der
Dank der Verſammlung ausgeſprochen, da es hauptſächlich
ſein Verdienſt ſei, wenn die Ortsgruppe au Zahl der Mitglieder
ſtets vorwärtsſchreite. Schließlich wurde die frühere Vereins-
leitung wiedergewählt.
(Proteſt.) Die hieſige Gemeindevertretung hat laut
Sitzungsbeſchluß vom 8. d. M. einen energiſchen Proteſt gegen
die neue Wahlkreiseinteilung an die Regierung geleitet.
Leobersdorf.
(Abſchiedsabend.) Zu Ehren des
Herrn Oberförſters J. Schicho, bei Freiherrn Nathaniel von
Rothſchild in Enzesfelg, der nun in den wohlverdienten Ruhe-
ſtand getreten, wurde von den Jagdgäſten in der Bahuhofre-
ſtauration in Leobersdorf ein feuchtfröhlicher Abend veranſtaltet,
bei welchem es hoch herging. Die Herren Zagler, Cachee
uud Ritter v. Löthi hielten zum Teile ſehr launige Reden,
in welchen der Gefeierte als echter und rechter Weidmann und
als trefflicher Schütze geſeiert wurde. An dieſem Abende wurde
Herrn Schicho eine von den Jagdgäſten geſpendete, ſehr fein
ausgearbeitete Hubertus-Statuette aus Bronze als Ehrengabe
überreicht. Von der vorzüglichen Küche und dem guten Tropfen,
beziehw. „Litern“ des Reſtaurateurs Köller waren alle
Gäſte hoch entzückt; daber herrſchte eine fröhliche Stimmung,
ſo daß die Letzten erſt beim Morgengrauen heimwärts gingen.
Theater.
Stadttheater in Baden.
Freitag, den 9. d. M., Wohltätigkeits-Vorſtellung
zugunſten des Kaiſerin Eliſabeth-Künſtlerheimes unter
gefälliger Mitwirkung der Frau Klementine Sukfüll
(Rafael): „Die Kreuzelſchreiber“.
Dank der Liebenswürdigkeit der Frau Klemen-
tine Sukfüll-Rafael, welche bereitwilligſt in
Anbetracht des edlen Zweckes ihre Mitwirkung zu-
geſagt und ſich dadurch, wie vorauszuſehen, wieder
als bedeutende Zugkraft erwieſen, dürfte der Ver-
waltung des Künſtlerheimes ein ganz nettes Sümmchen
zugeführt werden, umſomehr, als trotz der erhöhten
Preiſe im ganzen Hauſe nicht ein leeres Plätzchen
aufzutreiben geweſen wäre. Die liebenswürdige Gaſtin,
die kein Geringerer als Anzengruber ſelbſt als eine
der beſten Interpretin ſeiner Typen bezeichnete, gab
die reſolute Bäuerin Sepherl vom gelben Hof mit
ſolcher natürlicher Anmut und Humor, daß das Haus,
das heute völlig einem theatre parée glich, in Ent-
zücken geriet und der Schauſpielerin und Sängerin
anhaltenden ſtürmiſchen Beifall zollte. Speziell das
Lied im zweiten Akte trug ſie geradezu herrlich vor;
ſchade, daß wir dieſe Stimmittel ſo ſelten zu hören
Gelegenheit haben.
Zahlreiche prächtige Blumenſpenden lieferten den
Beweis, wie viele Sympathien ſich die geſchätzte Dame
hier erhalten und wie ſehr man ſich freute, die
ſeinerzeit ſo gefeierte Künſtlerin auf den ihr noch
immer vertrauten Brettern wieder einmal zu be-
gegnen. Unter den Anweſenden bemerkte man u. a.
auch den gefeierten Hofſchauſpieler Baumeiſter,
der ſich ſichtlich an der Darſtellung der Künſtlerin
weidete.
Dicht neben dem Gaſte muß natürlich der Stein-
klopferhans des Direktors Schreiber genannt
werden. Mit wahrem Vergnügen ſieht man dieſe
verwetterte Geſtalt, die charakteriſtiſchen Züge und
den ſonnigen Humor das tiefe Gemüt dieſer Anzen-
gruber’ſchen Geſtalt fand durch den Mund des
vorzüglichen Charakterdarſtellers Schreiber ihren
Weg zur dankbaren Zuhörerſchaft, dort ſtark wirkende
und bleibende Eindrücke zurücklaſſend.
Eine prächtige Type ſchuf auch Herr Exl als
alter Brenninger. Herrn Gregor fehlt der richtige
Zug, der paſſende Ton für den Gelbhofbauer. An-
zengruber zu ſpielen iſt eben nicht jedermanns Sache,
das konnte man mehrmals an dieſem Abende be-
merken.
Samstag, den 10. d. M., zum erſten Male:
„Der Schuſterbub“. Poſſe mit Geſang in 4 Akten
von Bernhard Buchbinder. Muſik von Rudolf Rai-
mann.
Es iſt kaum zu glauben, mit was für Erzeug-
niſſen die Großſtadtbühnen mitunter arbeiten. Da
werden zwei Lieblingen des Publikums Rollen an
den Leib geſchrieben, aller Witz, alle guten Einfälle
älteren oder neueren Datums, was dem Autor eben
gerade zur Verfügung ſteht, über dieſe Rollen ge-
goſſen und nun um das Ganze eine ſogenannte
Handlung, die leider nach einer veralteten Inſtitution
noch immer zum Inventar einer Komödie gehört, ge-
woben. So ähnlich iſt auch die Buchbinder’ſche Poſſe
beſchaffen. Er und ſie, ein flotter Sollizitator und
eine feſche Zuckerbäckerswitwe, ſtehen im Mittelpunkt.
Er iſt ein Findelkind, ſie desgleichen. Er ſucht ihren
Vater und findet zufälligerweiſe ſeinen, einen ehr-
ſamen Meiſter der Schuhmacherzunft. Daher auch der
Titel „Der Schuſterbub“. Bis das aber geſchieht
und dem vorher gehen ungefähr drei und dreiviertel
Akte, ſtreiten er und ſie bei jeder Gelegenheit nach
Leibeskräften, wenn ſie nicht gerade mit Singen oder
Tanzen beſchäftigt ſind. Saftige Grobheiten fliegen
in jeden Winkel der Bühne und was die übliche
pikante Würze anbetrifft, pikant iſt dafür eigentlich
ein zu zahmer Ausdruck, ſo überholt ſie das bisher
Gebotene reichlich um einen guten Teil.
Von der Raimann’ſchen Muſik läßt ſich auch
nichts beſonderes bemerken. Dafür werden im dritten
Akt in einer Art Quodlibet populäre Melodien, wie
„Geh, mach’ dei Fenſterl auf“, Radetzky-Marſch,
Toreadorlied, „D’ Schönbrunner“, die Barcarolle
u. a. benützt.
Die beiden Hauptrollen lagen in den Händen
von Frau Herma und Herrn Gerhardt. Sie war
eine ſchneidige Zuckerbäckerin voll Temperament, und
Laune, die ſich auch des nicht ſehr dankbaren ge-
ſanglichen Teiles ihrer Aufgabe mit gewohnter Prä-
ziſion annahm. Brillant gelang ihr der ſchwierigen
jodlerähnliche, in der Offenbach’ſchen Barcarolle ein-
geflochtene Koloraturpart.
Als Sollizitator Spangl entwickelte Herr Ger-
hardt ziemlich viel Leben und Humor, doch hätte
dem flotten Schwadroneur ein wenig mehr textliche
Flottheit nicht geſchadet.
Von den übrigen mehr oder weniger belangloſen
Perſonen der Poſſe ſoll noch die gelungene Ehever-
mittlerin Sali Roſenblüte der Frau Baer genannt
werden.
Sonntag, den 11. d. M.: „Der Schuſter-
bub“. Wiederholung. Ausverkauftes Haus.
Montag, den 12. d. M., zum zweitenmale:
„Die Strecke“. Annehmbarer Beſuch.
Guſtav Calliano.
Gerichtsſaal.
Kaſſier und Feuerwehrhauptmann. Am
21. Jänner d. J. erregte in Teesdorf das plötzliche
Verſchwinden des dortigen Feuerwehrhauptmannes und
Kaſſiers der Spargeſellſchaft, Anton Lorenz, großes
Aufſehen, umſomehr als an jenem Tage die General-
verſammlung dieſer Spargeſellſchaft hätte ſtattfinden
ſollen und Lorenz als Kaſſier die Reviſion der Kaſſe
zu gewärtigen hatte. Eine Skontrierung des Vereins-
vermögens ſtellte einen Abgang von 1200 Kr. feſt.
Lorenz hatte ſich an dem genannten Tage von Tees-
dorf nach Baden gegeben, kaufte ſich daſelbſt einen
Revolver ſamt Patronen und irrte einen Tag im
Eichwalde umher, mit der Abſicht, ſich zu erſchießen.
Er flüchtete ſich gegen Wr.-Neuſtadt, wo er ſich einen
Streifſchuß an der rechten Kopfſeite beibrachte. Mon-
tag ſtand Lorenz wegen des Verbrechens der Ver-
untreuung vor einem Erkenntnisſenate des Kreisge-
richtes angeklagt und legte ein umfaſſendes Ge-
ſtändnis ab. Der Gerichtshof verurteilte ihn zu ſechs
Monaten ſchweren Kerkers.
Ein teurer Häring. Am 30. Dezember v. J.
wurde der im Sauerhofe disloszierte Sanitätsſoldat
Iſak Roſenberg von einem Feldwebel zu der Ge-
miſchtwarenhändlerin Frau Joſefa Eichberger um
Briefmarken geſendet. Roſenberg kaufte ſich bei dieſer
Gelegenheit auch einen Häring, deſſen Geruch und
Ausſehen den Feldwebel veranlaßte, die Anzeige zu
erſtatten. Der Gemeindearzt gab das Gutachten ab,
daß der Hering mit Schimmel behaftet und der Ge-
ſundheit des Menſchen ſchädlich ſei. Deshalb hatte
ſich Frau Joſefa Eichberger am 12. d. M. vor dem
Kreisgerichte Wiener-Neuſtadt wegen des Vergehens
des Lebensmittelgeſetzes im Sinne des § 18 des
Strafgeſetzes zu verantworten und wurde zu vierzehn
Tagen ſtrengen Arreſt und 200 Kronen Geldſtrafe,
ſowie zum Koſtenerſatz des Strafverfahrens ver-
urteilt.
Briefkaſten.
Herrn E. Kainz, Vöslau, Auch Ihre zweite uns
geſandte Berichtigung eutſpricht nicht den Bedingungen des
Preßgeſetzes und kann deshalb keine Aufnahme finden.
Wer den verderblichen Einfluß konfeſſionell po-
litiſcher Tendenzen in unſeren Schulen
brechen, will
Wer den Wert eines vorurteilsloſen Unterrichtes
erkannt hat,
Wer die Jugend zu freien, ſittlichen Menſchen
erzogen wiſſen will,
Wer in Oeſterreichs Schulen dem Geiſte der
Duldung wieder Geltung verſchaffen will,
Wer den Staatsgrundgeſetzen in der Schule zur
Durchführung verhelfen will,
Wer die Aufrechterhaltung der Grundſätze des
Reichsvolksſchulgeſetzes vom Jahre 1869
für notwendig hält,
Wer will, daß jeder klerikale Uebergriff auf dem
Gebiete der Schule zurückgewieſen wird,
der trete dem Vereine „Freie Schule“ (Ortsgruppe
Baden) bei. Mitglieder-Anmeldungen übernimmt die
Schriftleitung unſeres Blattes (Pfarrgaſſe 3) mündlich
und ſchriftlich.
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grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
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