Badener Zeitung. Nr. 26, Baden (Niederösterreich), 30.03.1904. Nr. 26 Mittwoch Badener Zeitung 30. März 1904. [Spaltenumbruch] Sinnlichkeit zum Spielzeug oder Opfer dienen, groß gezogen, keine anderen Freuden der Liebe als den bloßen sinnlichen Genuß kennt, wirft sich zum Be- schützer seiner beiden Nichten Maud und Riza auf, da dieselben die Söhne des Rittmeisters v. Lanzen- kampf, Kurt und Manfred, lieben und weder von deren Vater noch von der Mutter seiner Schützlinge, seiner eigenen Schwägerin, Leopoldine v. Stromberg, eine leichte Einwilligung zu diesen Herzensbündnissen erhoffen. Hans von Stromberg beschließt nun die beiden Doch wer Andern eine Grube gräbt, fällt selbst Mehrere andere Figuren, die jugendlich tuende, Was die Aufführung anbelangt, so war dieselbe Sehr brav war Frau Maschek als Klärchen Die Herrenrollen lagen in den Händen der Die Szenerie des dritten Aktes mit den Gestal- Auch die Ausstattung der übrigen Akte, zu Eingesendet. Aufruf zur Errichtung eines Johann Stranß-Denk- males in Wien. Ein Lustrum ging dahin, seit Meister Johann Der Tote hat die ihm gebührenden Ehren Nun ist es Zeit, an den Lebenden zu denken, Ein Strauß-Denkmal in Wien sei die künst- Den schnellen Singschwalben binden wir unseren Wien, im März 1904. [irrelevantes Material - 35 Zeilen fehlen] *) Die Administration unseres Blattes ist bereit, etwaige
Spenden für den Denkma fond entgegenzunehmen und wird diese Beträge seinerzeit ausweisen. Nr. 26 Mittwoch Badener Zeitung 30. März 1904. [Spaltenumbruch] Sinnlichkeit zum Spielzeug oder Opfer dienen, groß gezogen, keine anderen Freuden der Liebe als den bloßen ſinnlichen Genuß kennt, wirft ſich zum Be- ſchützer ſeiner beiden Nichten Maud und Riza auf, da dieſelben die Söhne des Rittmeiſters v. Lanzen- kampf, Kurt und Manfred, lieben und weder von deren Vater noch von der Mutter ſeiner Schützlinge, ſeiner eigenen Schwägerin, Leopoldine v. Stromberg, eine leichte Einwilligung zu dieſen Herzensbündniſſen erhoffen. Hans von Stromberg beſchließt nun die beiden Doch wer Andern eine Grube gräbt, fällt ſelbſt Mehrere andere Figuren, die jugendlich tuende, Was die Aufführung anbelangt, ſo war dieſelbe Sehr brav war Frau Maſchek als Klärchen Die Herrenrollen lagen in den Händen der Die Szenerie des dritten Aktes mit den Geſtal- Auch die Ausſtattung der übrigen Akte, zu Eingeſendet. Aufruf zur Errichtung eines Johann Stranß-Denk- males in Wien. Ein Luſtrum ging dahin, ſeit Meiſter Johann Der Tote hat die ihm gebührenden Ehren Nun iſt es Zeit, an den Lebenden zu denken, Ein Strauß-Denkmal in Wien ſei die künſt- Den ſchnellen Singſchwalben binden wir unſeren Wien, im März 1904. [irrelevantes Material – 35 Zeilen fehlen] *) Die Adminiſtration unſeres Blattes iſt bereit, etwaige
Spenden für den Denkma fond entgegenzunehmen und wird dieſe Beträge ſeinerzeit ausweiſen. <TEI> <text> <body> <div type="jCulturalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0005" n="5"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Nr. 26 Mittwoch Badener Zeitung 30. März 1904.</hi></hi></fw><lb/><cb/> Sinnlichkeit zum Spielzeug oder Opfer dienen, groß<lb/> gezogen, keine anderen Freuden der Liebe als den<lb/> bloßen ſinnlichen Genuß kennt, wirft ſich zum Be-<lb/> ſchützer ſeiner beiden Nichten Maud und Riza auf,<lb/> da dieſelben die Söhne des Rittmeiſters v. Lanzen-<lb/> kampf, Kurt und Manfred, lieben und weder von<lb/> deren Vater noch von der Mutter ſeiner Schützlinge,<lb/> ſeiner eigenen Schwägerin, Leopoldine v. Stromberg,<lb/> eine leichte Einwilligung zu dieſen Herzensbündniſſen<lb/> erhoffen.</p><lb/> <p>Hans von Stromberg beſchließt nun die beiden<lb/> Elternteile ſelbſt zu verheiraten und iſt nur einmal<lb/> der Rittmeiſter der Mann ſeiner Schwägerin, dann<lb/> iſt das Glück der Kinder auch geſichert. Geſagt,<lb/> getan. Zuerſt ſondiert der gute Herr Onkel ſeine<lb/> ſchöne, ſchon zu lange um ſeinen verſtorbenen Bruder<lb/> trauernde und erſt 35 Jahre alte Schwä<supplied>g</supplied>erin, legt<lb/> ihr eine Art Heiratsverpflichtung nahe, offeriert ihr<lb/> einen zukünftigen Gatten und will dann mit Hilfe<lb/> ſeiner jugendlichen Alliirten, den Kindern der derart<lb/> zu verkuppelten Perſonen und einer künſtlich ge-<lb/> ſchaffenen Heiratsannonze auch den nur in ſeinen<lb/> militäriſchen Rückerinnerungen lebenden, Pferde und<lb/> Sportliebenden, penſionierten Rittmeiſter für die<lb/> Ehe mit einer gleichgeſinnten Seele intereſſieren, was<lb/> ihm auch durch ſeine Beredſamkeit und durch die<lb/> Nachhilfe der Heiratsannonze in der Zeitung gelingt.</p><lb/> <p>Doch wer Andern eine Grube gräbt, fällt ſelbſt<lb/> hinein. Ein von ihm veranſtaltetes Maskenfeſt in<lb/> ſeinem Hauſe ſoll ſchließlich die geplante Entſcheidung<lb/> herbeiführen, aber es kommt bei dieſem, wie es nun<lb/> ſchon der Zufall will, ganz anders. Der Rittmeiſter<lb/> von Lanzenkampf erwählt ſich bei der Suche nach<lb/> ſeiner Braut nicht die ihm zugedachte Perſon, ſondern<lb/> ſeine eigene Nichte Emilie und der Verfechter der<lb/> ungebundenen, freien, ſündigen Liebe, der gute Strom-<lb/> berg, kommt endlich gebeſſert zur Erkenntnis, daß es<lb/> auch eine andere Art der Hingebung zweier Herzen,<lb/> die echte, die wirkliche Liebe gibt und erwählt ſich<lb/> entzückt von der Schönheit ſeiner als Venus erſchie-<lb/> nenen Schwägerin, dieſe zur ferneren Lebensgefährtin.<lb/> „Der bisher Blinde wurde ſehend und glücklich in<lb/> der Liebe zu einer ſchönen Frau, der Liebe mit den<lb/> Sinnen und dem Herzen.“</p><lb/> <p>Mehrere andere Figuren, die jugendlich tuende,<lb/> männertolle und ſich vor der Bazillen-Gefahr fürch-<lb/> tende Geſellſchafterin Klärchen Buße, die ſchließlich<lb/> — o Ironie des Schickſals — ſogar einen mit<lb/> Bazillen arbeitenden Gelehrten zum Manne erhält,<lb/> drei köſtlich charakteriſierte, nach reichen Frauen Aus-<lb/> ſchau haltende Offiziere, der Diener Franz des Ritt-<lb/> meiſters und das Stubenmädchen des Herrn von<lb/> Stromberg, fügen ſich recht geſchickt in den Gang<lb/> der Handlung, die ob ihres Problemes, der Liebe<lb/> mit den Sinnen und dem Herzen und des Läuteruugs-<lb/> prozeſſes eines gereiften Mannes vom Wahn zum<lb/> Ideal, eine recht intereſſante zu nennen iſt.</p><lb/> <p>Was die Aufführung anbelangt, ſo war dieſelbe<lb/> teilweiſe gut und verdient insbeſondere der geſchätzte<lb/> Gaſt Fräulein <hi rendition="#g">Iſa Haſſaty</hi> Erwähnung. Dieſelbe,<lb/> eine ſchöne Bühnenerſcheinung, gab die Witwe von<lb/> Stromberg recht beachtenswert, ſcheint aber keine<lb/> Berufsſchauſpielerin zu ſein. Als Riza debutierte ein<lb/> Fräulein <hi rendition="#g">Linna Woiwode</hi> mit recht hübſchem<lb/> Erfolg, doch gibt die kleine Rolle wenig Gelegenheit<lb/> zu beſonderem Hervortreten. Die Dame verfügt bei<lb/> hübſchem Ausſehen über ein ziemlich ſicheres Auftreten<lb/> und ſcheint überhaupt Talent zu beſitzen.</p><lb/> <p>Sehr brav war Frau <hi rendition="#g">Maſchek</hi> als Klärchen<lb/> Buſſe, deren Bazillenfurcht leider durch einen Text-<lb/> ſtrich im Manuſkript nicht zum vollen Ausdrucke<lb/> kam. Fräulein <hi rendition="#g">Herma</hi> als Stubenmädchen Fini,<lb/> Fräulein Frank (Emilie, Nichte des Rittmeiſters),<lb/> Fräulein <hi rendition="#g">Steininger</hi> (Maud) ſtanden auf ihrem<lb/> Platze.</p><lb/> <p>Die Herrenrollen lagen in den Händen der<lb/> Herren <hi rendition="#g">Erl</hi> (Hans v. Stromberg), <hi rendition="#g">Maſchek</hi> (Ritt-<lb/> meiſter v. Lanzenkampf), <hi rendition="#g">Lipensky</hi> (Kurt), <hi rendition="#g">Brady</hi><lb/><cb/> (Manfred) und <hi rendition="#g">Oeſterreicher</hi> (Prof. Dr. Bleib-<lb/> treu). Auch Herr <hi rendition="#g">Trimmel</hi> verdient als Diener des<lb/> Rittmeiſters ein Speziallob. 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Draußen<lb/> auf dem Wiener <hi rendition="#aq">Campo santo,</hi> in jenem geheiligten<lb/> Rund, wo unſere großen Tondichter ſchlummern,<lb/> neben den Gräbern Beethoven’s, Schubert’s und<lb/> Brahm’s, erhebt ſich auch ſein Totenmal und ver-<lb/> kündet dem trauernden Beſucher der ſtillen Stätte,<lb/> daß <hi rendition="#g">Johann Strauß</hi> zu den Auserwählten ge-<lb/> hört, denen die öſterreichiſche Kaiſerſtadt ihren Ruhm<lb/> als Kapitale der deutſchen Muſik verdankt.</p><lb/> <p>Der Tote hat die ihm gebührenden Ehren<lb/> erhalten.</p><lb/> <p>Nun iſt es Zeit, an den Lebenden zu denken,<lb/> an den unſterblichen Sohn Wiens, deſſen leichtbe-<lb/> ſchwingte, göttliche Melodien ihn tagtäglich wieder<lb/> auferſtehen laſſen von den Toten, um uns jauchzend<lb/> und ſingend ſeiner ewigen Gegenwart zu verſichern.<lb/> Der Lebende gehört zu den Lebenden. Es drängt uns<lb/> mit der vollen Gewalt unſerer Liebe und Verehrung,<lb/> ihm ein weithin ſichtbares, die Jahrhunderte über-<lb/> dauerndes Zeichen unſerer herzlichen Sympathie zu<lb/> errichten. Wir wollen ſeines Anblickes froh werden,<lb/> wollen den unruhigen Feuerkopf mit der buſchigen<lb/> Haarmähne und den durchdringenden luſtigen Augen<lb/> vor allem Volke erhoben wiſſen, daß wir ihn Kindern<lb/> und Kindeskindern zeigen und ſagen können: Seht,<lb/> das iſt unſer vielgeliebter Meiſter Johann! Wir<lb/> wollen ihm, dem unerſchöpflichen Spender zahlloſer<lb/> Freuden und Genüſſe, die Erſtlinge der von Jahr<lb/> zu Jahr ſich erneuernden Jugend darbringen, wollen<lb/> ihm das friſche Grün von den Höhen des Wiener-<lb/> waldes reichen, ihm das flüſſige Gold von den<lb/> ſonnigen Hängen ſanft geneigter Rebenhügel zutrinken,<lb/> ihm die duftigſten Blumen vom Buſen anmutiger<lb/> Tänzerinnen zu Füßen legen.</p><lb/> <p>Ein Strauß-Denkmal in Wien ſei die künſt-<lb/> leriſche Vollſtreckung, der monumentale Ausdruck dieſes<lb/> unſeres guten Willens! In ihm wiſſen wir uns eins<lb/> mit den Bewohnern unſerer von Strauß verherr-<lb/> lichten ſchönen Stadt, wie mit allen über die ſingende<lb/> und tanzende Welt ausgeſtreuten Verehrern ſeiner<lb/> launigen Tonmuſe. Wohin immer ihre fröhliche Bot-<lb/> ſchaft drang, verſcheuchte ſie der Schwermut düſtere<lb/> Schatten, führte den von Feſſeln der ſtrengen Kon-<lb/><cb/> vennienz eingeengten Menſchen zur freien Natürlichkeit<lb/> ſeines geſelligen Weſens zurück und lehrte ihn auf<lb/> einſchmeichelnde Art, dem ernſten Leben die heiterſte<lb/> Seite abzugewinnen. Mit den bezaubernden Weiſen<lb/> Strauß’ſcher Muſik flatterte ein Stück liebenswürdigen<lb/> echten Wienertums über Länder und Meere fort, und<lb/> die „Schöne, blaue Donau“ erfriſcht und ergötzt durch<lb/> das melodiſche Spiel ihrer Wellen auch ſolche, die<lb/> niemals an ihren Ufern ſaßen.</p><lb/> <p>Den ſchnellen Singſchwalben binden wir unſeren<lb/> Aufruf unter die Flügel. Mögen ſie mit ihm überall<lb/> offene Türen und Herzen finden für die Bitte, uns<lb/> bei dem geplanten Werke zu helfen und zu fördern!<lb/> Geſtützt auf die beiſpielloſe Popularität unſeres Ton-<lb/> dichters, wenden wir uns nicht nur an die Mächtigen<lb/> und Reichen, ſondern noch mehr an den kleinen<lb/> Mann, den begeiſterten Liebhaber Strauß’ſcher Tänze<lb/> und Geſänge. Auf der Wage der Liebe gewogen, fällt<lb/> auch die geringſte Gabe ſchwer und voll ins Gewicht.<note place="foot" n="*)">Die Adminiſtration unſeres Blattes iſt bereit, etwaige<lb/> Spenden für den Denkma fond entgegenzunehmen und wird<lb/> dieſe Beträge ſeinerzeit ausweiſen.</note> </p><lb/> <dateline>Wien, im März 1904.</dateline><lb/> <byline><hi rendition="#g">Das Johann Strauß-Denkmalkomitee in<lb/> Wien:</hi><lb/><hi rendition="#b">Prinzeſſin Roſa Croy-Sternberg,</hi><lb/> Präſidentin<lb/><hi rendition="#b">Graf Karl von Vrzezie-Lanckoronski,</hi><lb/> Vize-Präſident.<lb/><hi rendition="#b">Franz Ritter von Regenhart-Zapory,</hi><lb/> Vize-Präſident.<lb/><hi rendition="#b">Regierungsrat Ludwig Koch,</hi><lb/> Schriftführer.<lb/><hi rendition="#b">Rudolf Ritter von Lewicki,</hi><lb/> Schriftführer.<lb/><hi rendition="#b">Dr. Eugen Herz.</hi><lb/> Kaſſaverwalter.</byline> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <gap reason="insignificant" unit="lines" quantity="35"/> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [5/0005]
Nr. 26 Mittwoch Badener Zeitung 30. März 1904.
Sinnlichkeit zum Spielzeug oder Opfer dienen, groß
gezogen, keine anderen Freuden der Liebe als den
bloßen ſinnlichen Genuß kennt, wirft ſich zum Be-
ſchützer ſeiner beiden Nichten Maud und Riza auf,
da dieſelben die Söhne des Rittmeiſters v. Lanzen-
kampf, Kurt und Manfred, lieben und weder von
deren Vater noch von der Mutter ſeiner Schützlinge,
ſeiner eigenen Schwägerin, Leopoldine v. Stromberg,
eine leichte Einwilligung zu dieſen Herzensbündniſſen
erhoffen.
Hans von Stromberg beſchließt nun die beiden
Elternteile ſelbſt zu verheiraten und iſt nur einmal
der Rittmeiſter der Mann ſeiner Schwägerin, dann
iſt das Glück der Kinder auch geſichert. Geſagt,
getan. Zuerſt ſondiert der gute Herr Onkel ſeine
ſchöne, ſchon zu lange um ſeinen verſtorbenen Bruder
trauernde und erſt 35 Jahre alte Schwägerin, legt
ihr eine Art Heiratsverpflichtung nahe, offeriert ihr
einen zukünftigen Gatten und will dann mit Hilfe
ſeiner jugendlichen Alliirten, den Kindern der derart
zu verkuppelten Perſonen und einer künſtlich ge-
ſchaffenen Heiratsannonze auch den nur in ſeinen
militäriſchen Rückerinnerungen lebenden, Pferde und
Sportliebenden, penſionierten Rittmeiſter für die
Ehe mit einer gleichgeſinnten Seele intereſſieren, was
ihm auch durch ſeine Beredſamkeit und durch die
Nachhilfe der Heiratsannonze in der Zeitung gelingt.
Doch wer Andern eine Grube gräbt, fällt ſelbſt
hinein. Ein von ihm veranſtaltetes Maskenfeſt in
ſeinem Hauſe ſoll ſchließlich die geplante Entſcheidung
herbeiführen, aber es kommt bei dieſem, wie es nun
ſchon der Zufall will, ganz anders. Der Rittmeiſter
von Lanzenkampf erwählt ſich bei der Suche nach
ſeiner Braut nicht die ihm zugedachte Perſon, ſondern
ſeine eigene Nichte Emilie und der Verfechter der
ungebundenen, freien, ſündigen Liebe, der gute Strom-
berg, kommt endlich gebeſſert zur Erkenntnis, daß es
auch eine andere Art der Hingebung zweier Herzen,
die echte, die wirkliche Liebe gibt und erwählt ſich
entzückt von der Schönheit ſeiner als Venus erſchie-
nenen Schwägerin, dieſe zur ferneren Lebensgefährtin.
„Der bisher Blinde wurde ſehend und glücklich in
der Liebe zu einer ſchönen Frau, der Liebe mit den
Sinnen und dem Herzen.“
Mehrere andere Figuren, die jugendlich tuende,
männertolle und ſich vor der Bazillen-Gefahr fürch-
tende Geſellſchafterin Klärchen Buße, die ſchließlich
— o Ironie des Schickſals — ſogar einen mit
Bazillen arbeitenden Gelehrten zum Manne erhält,
drei köſtlich charakteriſierte, nach reichen Frauen Aus-
ſchau haltende Offiziere, der Diener Franz des Ritt-
meiſters und das Stubenmädchen des Herrn von
Stromberg, fügen ſich recht geſchickt in den Gang
der Handlung, die ob ihres Problemes, der Liebe
mit den Sinnen und dem Herzen und des Läuteruugs-
prozeſſes eines gereiften Mannes vom Wahn zum
Ideal, eine recht intereſſante zu nennen iſt.
Was die Aufführung anbelangt, ſo war dieſelbe
teilweiſe gut und verdient insbeſondere der geſchätzte
Gaſt Fräulein Iſa Haſſaty Erwähnung. Dieſelbe,
eine ſchöne Bühnenerſcheinung, gab die Witwe von
Stromberg recht beachtenswert, ſcheint aber keine
Berufsſchauſpielerin zu ſein. Als Riza debutierte ein
Fräulein Linna Woiwode mit recht hübſchem
Erfolg, doch gibt die kleine Rolle wenig Gelegenheit
zu beſonderem Hervortreten. Die Dame verfügt bei
hübſchem Ausſehen über ein ziemlich ſicheres Auftreten
und ſcheint überhaupt Talent zu beſitzen.
Sehr brav war Frau Maſchek als Klärchen
Buſſe, deren Bazillenfurcht leider durch einen Text-
ſtrich im Manuſkript nicht zum vollen Ausdrucke
kam. Fräulein Herma als Stubenmädchen Fini,
Fräulein Frank (Emilie, Nichte des Rittmeiſters),
Fräulein Steininger (Maud) ſtanden auf ihrem
Platze.
Die Herrenrollen lagen in den Händen der
Herren Erl (Hans v. Stromberg), Maſchek (Ritt-
meiſter v. Lanzenkampf), Lipensky (Kurt), Brady
(Manfred) und Oeſterreicher (Prof. Dr. Bleib-
treu). Auch Herr Trimmel verdient als Diener des
Rittmeiſters ein Speziallob. In der Epiſode machten
ſich noch die Herren Ciſowsky, Reuther und
Eichinger bemerkbar.
Die Szenerie des dritten Aktes mit den Geſtal-
ten der Venus, der Gerechtigkeit, der Pallas Athene,
des Gretchen, des Jokey, einer Jokiſe, eines Drago-
ners, eines Pferdes, des König Salomon, Napoleons I.,
Tannhäuſer, einer Amazone und einer Nonne bot
ein recht bewegtes ſchönes Bild, nur war die Figuren-
ähnlichkeit der maskierten Jokiſe, Amazone und Venus,
auf welche die Perſonsverwechslung der Handlung
baſiert, keine allzu glaubwürdige.
Auch die Ausſtattung der übrigen Akte, zu
welcher auch ein ganzes, jeden Oſteologen hocherfreuen-
des Pferdeſkelett, der einſtige Goliath des Ritt-
meiſters, gehörte, war bis auf das kleinſte Bühnen-
requiſit vorzüglich detailliert und eine für eine
Provinzbühne ungewöhnliche Schauſtellung.
Guſtav Calliano.
Eingeſendet.
Aufruf
zur Errichtung eines Johann Stranß-Denk-
males in Wien.
Ein Luſtrum ging dahin, ſeit Meiſter Johann
Strauß, der zweite ſeines Namens, ſeiner Bedeutung
nach der Erſte in der glorreichen Dynaſtie der Walzer-
könige, zur ewigen Ruhe gebettet worden iſt. Draußen
auf dem Wiener Campo santo, in jenem geheiligten
Rund, wo unſere großen Tondichter ſchlummern,
neben den Gräbern Beethoven’s, Schubert’s und
Brahm’s, erhebt ſich auch ſein Totenmal und ver-
kündet dem trauernden Beſucher der ſtillen Stätte,
daß Johann Strauß zu den Auserwählten ge-
hört, denen die öſterreichiſche Kaiſerſtadt ihren Ruhm
als Kapitale der deutſchen Muſik verdankt.
Der Tote hat die ihm gebührenden Ehren
erhalten.
Nun iſt es Zeit, an den Lebenden zu denken,
an den unſterblichen Sohn Wiens, deſſen leichtbe-
ſchwingte, göttliche Melodien ihn tagtäglich wieder
auferſtehen laſſen von den Toten, um uns jauchzend
und ſingend ſeiner ewigen Gegenwart zu verſichern.
Der Lebende gehört zu den Lebenden. Es drängt uns
mit der vollen Gewalt unſerer Liebe und Verehrung,
ihm ein weithin ſichtbares, die Jahrhunderte über-
dauerndes Zeichen unſerer herzlichen Sympathie zu
errichten. Wir wollen ſeines Anblickes froh werden,
wollen den unruhigen Feuerkopf mit der buſchigen
Haarmähne und den durchdringenden luſtigen Augen
vor allem Volke erhoben wiſſen, daß wir ihn Kindern
und Kindeskindern zeigen und ſagen können: Seht,
das iſt unſer vielgeliebter Meiſter Johann! Wir
wollen ihm, dem unerſchöpflichen Spender zahlloſer
Freuden und Genüſſe, die Erſtlinge der von Jahr
zu Jahr ſich erneuernden Jugend darbringen, wollen
ihm das friſche Grün von den Höhen des Wiener-
waldes reichen, ihm das flüſſige Gold von den
ſonnigen Hängen ſanft geneigter Rebenhügel zutrinken,
ihm die duftigſten Blumen vom Buſen anmutiger
Tänzerinnen zu Füßen legen.
Ein Strauß-Denkmal in Wien ſei die künſt-
leriſche Vollſtreckung, der monumentale Ausdruck dieſes
unſeres guten Willens! In ihm wiſſen wir uns eins
mit den Bewohnern unſerer von Strauß verherr-
lichten ſchönen Stadt, wie mit allen über die ſingende
und tanzende Welt ausgeſtreuten Verehrern ſeiner
launigen Tonmuſe. Wohin immer ihre fröhliche Bot-
ſchaft drang, verſcheuchte ſie der Schwermut düſtere
Schatten, führte den von Feſſeln der ſtrengen Kon-
vennienz eingeengten Menſchen zur freien Natürlichkeit
ſeines geſelligen Weſens zurück und lehrte ihn auf
einſchmeichelnde Art, dem ernſten Leben die heiterſte
Seite abzugewinnen. Mit den bezaubernden Weiſen
Strauß’ſcher Muſik flatterte ein Stück liebenswürdigen
echten Wienertums über Länder und Meere fort, und
die „Schöne, blaue Donau“ erfriſcht und ergötzt durch
das melodiſche Spiel ihrer Wellen auch ſolche, die
niemals an ihren Ufern ſaßen.
Den ſchnellen Singſchwalben binden wir unſeren
Aufruf unter die Flügel. Mögen ſie mit ihm überall
offene Türen und Herzen finden für die Bitte, uns
bei dem geplanten Werke zu helfen und zu fördern!
Geſtützt auf die beiſpielloſe Popularität unſeres Ton-
dichters, wenden wir uns nicht nur an die Mächtigen
und Reichen, ſondern noch mehr an den kleinen
Mann, den begeiſterten Liebhaber Strauß’ſcher Tänze
und Geſänge. Auf der Wage der Liebe gewogen, fällt
auch die geringſte Gabe ſchwer und voll ins Gewicht. *)
Wien, im März 1904.
Das Johann Strauß-Denkmalkomitee in
Wien:
Prinzeſſin Roſa Croy-Sternberg,
Präſidentin
Graf Karl von Vrzezie-Lanckoronski,
Vize-Präſident.
Franz Ritter von Regenhart-Zapory,
Vize-Präſident.
Regierungsrat Ludwig Koch,
Schriftführer.
Rudolf Ritter von Lewicki,
Schriftführer.
Dr. Eugen Herz.
Kaſſaverwalter.
___________________________________
*) Die Adminiſtration unſeres Blattes iſt bereit, etwaige
Spenden für den Denkma fond entgegenzunehmen und wird
dieſe Beträge ſeinerzeit ausweiſen.
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