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Badener Zeitung. Nr. 32, Baden (Niederösterreich), 20.04.1904.

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Nr. 32. Mittwoch Badener Zeitung 20. April 1904.

[Spaltenumbruch]
Korrespondenzen.
[Eigenberichte der "Badener Zeitung".]
Mödling.
(Auf der elektrischen Straßenbahn)

Mödling sollen versuch[s]weise Zeitkarten ausgegeben werden,
welche für die Monate Mai bis inklusive September Giltig-
keit haben und zum Preise von 40 Kronen für Mödling-
Vorderbrühl und 60 Kronen für Mödling-Hinterbrühl gegen
Anmeldung in beliebigen Stationen der Südbahnstrecke Wi[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]en,
Wr. Neustadt und Erlag einer Bestellgebühr von 6 Kronen
zu beheben sind. Bei der starken Frequenz von ständigen
Sommergästen dürfte sich diese Neueinführung wohl lohnen.

(Der Verein der Naturfreunde)

in Mödling
hält am 28. d. M. im Hotel "Kaiser von Oesterreich" einen
Vortragsabend ab, für welchen ein sehr interessantes Thema
in Aussicht genommen ist. Beginn 7 Uhr abends.

(Hymen.)

Am 16. d. M. wurde in der hiesigen Pfarr-
kirche die Tochter des Direktors der Röhrenkesselfabriks-
Aktiengesellschaft in Mödling, Fräulein Annie Mahlke, mit
dem Restaurateur Herrn Toni Pfletschinger aus Weißen-
bach bei Gloggnitz getraut. Das junge Paar trat eine Hoch-
zeitsreise noch Abbazia an.

(Todesfälle.)

Vorige Woche verschied die allen Aus-
flüglern und Touristen wohlbekannte Anningerwirtin Frau
Marie Hithaler im Alter von 29 Jahren. Welcher Beliebt-
heit sich die Verblich[e]ne in der Umgebung erfreue, bewies der
imposante Trauerzug, der dem Sarge folgte und bei welchem
der Verein der Naturfreunde, sowie andere touristische Sektionen
vertreten waren. -- In Hinterbrühl starb nach längerer Krank-
heit der Oberlehrer Herr Eduard Hanser im 66 Lebensjahre.
Der Verblichene war Ortsschulratsstellvertreter und Schulauf-
seher, Besitzer des goldenen Verdienstkreuzes und der Ehren-
medaille für 40jährige treue Dienstzeit sowie Ehrenmitglied
verschiedener Vereine. Sein Tod hat in allen bekannten Kreisen
lebhafteste Teilnahme, exweckt.

Perchtoldsdorf.
(Liedertafel.)

Am Samstag,
den 16. d. M. veranstaltete der Perchtoldsdorfer Männer-
Gesangverein einen Unterhaltungsabend für seine Mitglieder
und geladenen Gäste, der sehr gelungen verlief. Die Chöre:
"Hollerswamm", "Erlkönig", "Froschkantate" und "Mensch
und Sänger" wurden prä[z]ise und schneidig zum Vortrage ge-
bracht, was die Leitung durch den trefflichen Chormeister Herrn
Prof. Robert Teibler auch voraussehen ließ. Frl. Mizzi
Schäftner entzückte durch ihr herrliches Klavierspiel und Herr
Ferdinand Kiefhaber durch seinen vorzüglichen Violin-Vortrag.
Herr Franz Rupp jun. erntete mit seinen Solo-Vorträgen
verschiedener Lieder in steirischer Mundart und Jodler reichen
Beifall. In dem Einakter "Die verfolgte Unschuld" leisteten
Frl. Nelly Hoffmann und Herr H. Habek in den Hauptrollen
vorzügliches und auch die Herren Kollmann jun. und Oskar
Steingruber spielten die Rollen sehr gut. Zum Schlusse
führten die Herren Kollmann jun. und Ludwig Schmitt
eine Pantomime "Beim Barbier" auf, die großen Heiterkeits-
erfolg erzielte. Im Laufe dieses Abends wurden auch den
Herren Graf sen., Johann Plotz und Karl Urban, als Zeichen
der Anerkennung ihrer dem Gesangvereine während der Zeit
ihrer mehr als 30jährigen Mitgliederschaft geleisteten Dienste
vom Vorstande Herrn Georg Teibler je ein goldener Ring
mit einer Ansprache überreicht, was von den anwesenden
Gästen und Mitgliedern mit lebhaftem Beifalle aufgenommen
wurde. Es wäre nur zu wünschen, daß die Juwohner unseres
Marktes dem M.-G.-V. größeres Interesse entgegenbringen
würden.

Vöslau.
(Elektrisches Licht, Nernst-Lampe.)

Das Elektrizitätswerk hat seit 1. d. M. sämtliche Pauschalierungen
anfgehoben, um eventuellen Mißb[r]äuchen entgegentreten und
sich vor unreeller Ausnützung der Anlage, sei es mit oder ohne
Absicht, schützen zu können. Aus den den Abnehmern zuge-
sandten Strombezugsbedingungen ist folgendes besonders wichtig.
Die Herstellung und Erhaltung erfolgt aus chließlich durch
das Elektrizitätswerk und wird auf öffentlichem Grund oder
Gemeindebesitz unentgeltlich beigestellt. (Bisher war es
nicht der Fall.) Bei vorzunehmenden neuen Justallationen
durch einen auswärtigen Installateur müssen die eventuellen
Anordnungen des Werkes unbedingt berücksichtigt werden,
worauf nach deren Fertigstellung von diesem eine kostenlos[e]
Ueberprüfung vorgenommen wird. Vorhandene Mängel machen
eine neuerliche Ueberprüfung notwendig, welche nach einem
bestimmten Tarif entlohnt werden muß. Das Werk leistet mit
Ausnahme der Glaswaren und Grühlampen zweijährige Garantie.
Die Zählermiete wurde bedeutend herabgesetzt, richtet sich nach
dem Umfange der Anlage. Zum Beispiel bei 4 Lampen beträgt
sie 20 Heller, bei 10 Lampen 70 Heller (Bisher ohne eine
Ausnahme 1·40 Kr.). Für durch schadhafte Leitung entstandenen
Stromverlust wird keinerlei Entschädigung geleistet. Dieser
Verlust wird durch jeden Laien erkannt, wenn nämlich der
Zähler auch bei Nichtbenützung der Anlage fortschreitet. Letztere
leidet durch Feuchtigkeit und dies kann die Ursache gesährlicher
Kurzschlüsse werden. Das Uebermalen der Leitungen ist zu ver-
meiden. Die Bleisicherungen müssen immer nach derselben
bemessen sein und dürfen gegen solche mit einem größeren
Querschnitte bestimmte nicht ausget[a]uscht werden. Ueberall,
besonders aber in feuchten Räumen, Magazinen etc. empfiehlt
es sich, einen die ganze Anlage außer Tätigkeit setzenden
Hauptschalter anzubringen. Das Auswechseln der Glühlampen
soll nur im ausgeschalteten Zustande geschehen. Auch der Strom
[Spaltenumbruch] ist billiger geworden, überdies wird ein Rabatt gewährt, u. zw.
bei Verbrauch einer 16 Normal-Kerzen-Lampe im Betrage
von 2 bis 3 Kr. 5%, bis 4 Kr. 10% u. s. w. Eine
Hektowatstunde kostet 8 Heller, für Moloren 4 Heller. Zur
genauen Berechnung des Rabattes ist es notwendig, Ver-
änderungen in der Zahl oder Art der Lampe dem Werke be-
kannt zu geben. Nun wird hier mit Licht gespart, wo und wie
es nur möglich ist. Eine vorteilhafte Handhabe bietet dazu
die Nernstlampe, die zwar per Stück bis 5 Kronen kostet,
aber eine 25 Kerzenstärke bei einem Stromverbrauch von
3 Heller per Stunde liefert, was den früheren 10 Normal-
Kerzeu-Lampen gleichkommt. Montag, den 11. d. M. wurde
die Bahnstraße mit 50 normalkerzigen Nernstlampen probe-
weise beleuchtet, was einen Lichteffekt erzeugte, der unsere
großen Bogenlampen überflüssig machte. Leider konnte es nur
eine Probe sein.

Gainfarn.
(Zur Beleuchtung.)

Nach der Stimmung
des Gemeinderates wird es mit dem Wassergaswerk nichts,
obgleich Herr Ingenieur Kraif und seine Anhänger so intensiv
dafür Propaganda machen und es bleibt bei der schon erprobten
Benzinbeleuchtung, falls sich nicht eine Gesellschaft findet,
welche die Errichtung des Wassergaswerkes in der allernächsten
Zeit noch in die Hand nimmt. Da dies nicht zu hoffen ist,
so wird die Firma Pollak den Auftrag erhalten, 50 Benzinlampen
inklusive Aufstellung etc. um den Preis von 1000 fl. zu liefrrn,
deren Gebrauch jährlich ebenfalls auf 1000 fl. zu stehen kommt.
Hiermit wird zwar eine bessere Beleuchtung geschaffen, jedoch
benimmt sich die Gemeinde im vorhinein jeder Aussicht auf
eine leicht zu erzielende Einnahme, während ein Wassergas-
werk in voraussichtlich kürzester Zeit einen Reingewinn ab-
werfen würde.

Hirtenberg.
(Eine aufregende Szene)

spielte
sich vergangenen Mittwoch auf dem Bahnkörper der Station
Enzesfeld (zwischen Leobersdorf und Hirtenberg) ab. Ein Lasten-
zug war eben von dieser Station abgefahren, die Schrauken
der nach Hirtenberg führenden Straßen geschlossen, als ein
altes Mütterchen, die in Hirtenberg in der Versorgung lebende
Frau Agnes Zeiler, den Abgang des Zuges und die geschlossene
Sch[r]anke nicht achtend, unter letzterer durchschlüpfte und die
Schienen passieren wollte. Da plötzlich strauchelte sie und fiel
quer auf die Schienen, ohne sich wieder aufraffen zu können.
Der Zug war indessen bis auf 20 Meter näher gekommen,
ohne daß der Zugführer, weil dort die Bahn gerade eine
Biegung machte, etwas von dem Unfalle bemerkte und die
Frau unbedingt in wenigen Minuten zermalmt worden wäre.
Da im kritischen Moment, gelangte der Materialverwalter der
Hirtenberger Patronenfabrik und Hauptmann der Hirtenberger
Ortsfeuerwehr, Herr Mathias Gernedl, mit seinem Fuhrwerk
an die geschlossene Bahnschranke und erfaßte im Moment die
kritische Situation der auf den Schienen unbeweglich daliegenden
Frau. Es war für ihn gerade noch Zeit, dem Zugführer mit
dem Hute zu winken, um ihn aufmerksam zu machen, daß et-
was außergwöhnliches geschehen sei, was ihm auch glücklich
gelang. Der wackere Zugführer, an ähnliche Fälle wahrscheinlich
gewöhnt, gab sofort Signal zum Bremsen, sodaß der Lastzug
in langsameres Tempo gebracht wurde. Im gleichen Moment
war aber auch schon Herr Gernedl vom Wagen gesprungen,
mit einem Satz auf den Schienen, wo er, ein k[r]äftiger Mann,
die Frau um die Mitte faßte und auf die Straße brachte, als
schon der Zug die ominöse Stelle passierte. Nur dem ziel-
bewußten Eingreifen beider Männer war es gelungen, ein
Menschenleben zu retten und wird die Staatsbahn den beiden
wackeren Leuten wohl die verdiente Anerkennung zu[t]eil werden
lassen.




Theater.
Stadttheater in Baden.

Mit 1. Mai l. J., dem offiziellen Beginn der
neuen Badener Kursaison, öffnet sich auch wieder die
Pforte zu unserem Musentempel und mit diesem
Tage tritt Direktor Heißiger in das zweite Jahr
seiner hiesigen Direktionsführung, das mit einem
schönen Sommer und einer guten Kursaison ihn wohl
für die vielen Unannehmlichkeiten des ersten Direktions-
jahres entschädigen könnte.

Die Lösung der Badener Theaterfrage vor
Jahresfrist hat mit der Gegner- und Anhängerschaft
der alten und neuen Direktion der neuen Bühnen-
leitung viele Sorgen gebracht und diese auch unbe-
dingt geschädigt, so daß bei einem nicht allzu günstigen
Sommer und einer in der gewohnten Schablone ver-
bliebenen Winter-Campagne die finanzielle Einbuße
der Direktion eine ganz beträchtliche genannt werden
muß. Trotz dieser für jeden Direktor nicht besonders
erfreulichen Tatsache hat Direktor Heißiger, dem
nur Unkenntnis der hiesigen Verhältnisse und ein zu
kostspieliger Bühnen-Apparat vorgehalten werden kann,
[Spaltenumbruch] doch wacker und ehrenvoll auf seinem Posten ausge-
harrt und unverdrossen eine Novität um die andere
auf die Bühne gebracht, so daß man das erste Jahr
seiner hiesigen Theaterleitung als das repertoirreichste
fast aller verflossenen Saisons bezeichnen kann.

Dies ist schon ein Verdienst, das nach Gebühr
zu würdigen ist. Mögen auch Fehler in der Leitung
unterlaufen sein, immer blieb das Streben der Di-
rektion ein ideales und damit eine über die gewohnte
Alltäglichkeit der Provinzbühne erhebende Leistung,
der man bei voller Objektivität die Anerkennung nicht
versagen darf. Ja noch mehr, Direktor Heißiger,
der die Kinderkrankheiten seiner hiesigen Direktions-
führung überwunden, hat sich auch nun zu Aende-
rungen in seinem Personalstande herbeigelassen, die
unbedingt nur zugunsten des gesamten Badener
Bühnenwesens ein langsames Einlenken in jene
Bahnen gestatten, welche die Erfahrung, daher lang-
jährige Uebung und die lokalen Verhältnisse schon
längst als feste Norm festgesetzt hat. Dadurch wird
Direktor Heißiger und das Publikum umsomehr
auf die beiderseitige Rechnung kommen, als die Macht
der Gewohnheit größer als der vielverlockende Reiz
der Neuheit oder Abwechslung ist und eine Badener
Bühnenleitung überhaupt derzeit, so lange nicht ein
neuer Theaterbau größere Einnahmsquellen versprechen
kann, noch nicht über den Rahmen der sommerlichen,
durch das Wetter bedingten, und winterlichen, durch
bei Zugstücken sicheren Einnahmen experimentieren kann.

Die wirklich notwendige Ausmusterung in dem
Mitgliederstande, der teilweise für den Rang der
Badener Bühne gewiß nicht vollwertig erschien, vom
Publikum sympathisch begrüßt, weist auf den Ernst
der Direktion, das Darstellungsmaterial zu verbessern,
hin, und bezeugt damit ehrliches Streben nach vorwärts.

Mit dem Aufräumen minderwertiger oder dem
Publikum nicht genehmer Fächer wird auch nicht nur
das Repertoire an Abwechslung, guten Novitäten
und den noch immer gangbaren älteren Bühnen-
werken gewinnen und so dazu beitragen, daß eine
Ueberanstrengung der M[i]tglieder mit überflüssigen
Proben vermieden werden kann.

Daß ein allzugroßer Mitgliederstand, abgesehen
von dem zu hohen, daher direktionell unerschwinglichen
Gagenetat, selbst jeder Bühnenleitung nur Unan-
nehmlichkeiten aller Art bietet, ist eine längst ge-
machte Erfahrung. Auch Baden verträgt keine Doppel-
Besetzungen. Lieber wenige, aber gute Kräfte und der
altbewährte Ruf der Badener Bühne wird dann auf
jedem Gebiete der Darstellungskunst ein zwar lokalen
Verhältnissen angepaßter, aber immer ein guter und
bleibender sein.

Die Direktion Heißiger, die oft mit Einzel-
leistungen, wie in Oper und Operette, so hervor-
ragendes, ja glänzendes geleistet, wird dann auch in
anderen Fächern, im Schau- und Lustspiel, Posse
und Schwank gleiche Leistungen bieten und damit
auch die Theaterlust nicht an die Einseitigkeit des
Repertoires zu binden haben.

Als neu engagierte Mitglieder treten in den
Verband unserer Bühne: Herr Paul Hubl, I. Held
und Liebhaber, Herr Leo Bowacs, jugendlicher
Held und Liebhaber, beide vom Stadttheater in
Olmütz; dann Fräulein Renee Imrey, bekannt durch
ihr winterliches Gastspiel als Monna Banna, I. Heldin
und Liebhaberin, Fräulein Karoline Woiwode,
Naiv-Sentimentale, Fräulein Ella Hannak, I. Opern-
und Operettensängerin, und Fräulein Helene Bürger.
II. Soubrette und Lokalsängerin. Als drastischer
Komiker wurde Herr Alfred Sturm engagiert.

Für den Chor kamen als neu: die Damen Elf[unleserliches Material]
Malten und Resi Springer, dann die Herren
Gottfried Quatemba, Karl Tobischer, Wilhelm
Czap, Josef Schul, Karl Gregorich, Karl
Jirba und Armin Laufer.






[irrelevantes Material - 7 Zeilen fehlen]

Nr. 32. Mittwoch Badener Zeitung 20. April 1904.

[Spaltenumbruch]
Korreſpondenzen.
[Eigenberichte der „Badener Zeitung“.]
Mödling.
(Auf der elektriſchen Straßenbahn)

Mödling ſollen verſuch[ſ]weiſe Zeitkarten ausgegeben werden,
welche für die Monate Mai bis inkluſive September Giltig-
keit haben und zum Preiſe von 40 Kronen für Mödling-
Vorderbrühl und 60 Kronen für Mödling-Hinterbrühl gegen
Anmeldung in beliebigen Stationen der Südbahnſtrecke Wi[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]en,
Wr. Neuſtadt und Erlag einer Beſtellgebühr von 6 Kronen
zu beheben ſind. Bei der ſtarken Frequenz von ſtändigen
Sommergäſten dürfte ſich dieſe Neueinführung wohl lohnen.

(Der Verein der Naturfreunde)

in Mödling
hält am 28. d. M. im Hotel „Kaiſer von Oeſterreich“ einen
Vortragsabend ab, für welchen ein ſehr intereſſantes Thema
in Ausſicht genommen iſt. Beginn 7 Uhr abends.

(Hymen.)

Am 16. d. M. wurde in der hieſigen Pfarr-
kirche die Tochter des Direktors der Röhrenkeſſelfabriks-
Aktiengeſellſchaft in Mödling, Fräulein Annie Mahlke, mit
dem Reſtaurateur Herrn Toni Pfletſchinger aus Weißen-
bach bei Gloggnitz getraut. Das junge Paar trat eine Hoch-
zeitsreiſe noch Abbazia an.

(Todesfälle.)

Vorige Woche verſchied die allen Aus-
flüglern und Touriſten wohlbekannte Anningerwirtin Frau
Marie Hithaler im Alter von 29 Jahren. Welcher Beliebt-
heit ſich die Verblich[e]ne in der Umgebung erfreue, bewies der
impoſante Trauerzug, der dem Sarge folgte und bei welchem
der Verein der Naturfreunde, ſowie andere touriſtiſche Sektionen
vertreten waren. — In Hinterbrühl ſtarb nach längerer Krank-
heit der Oberlehrer Herr Eduard Hanſer im 66 Lebensjahre.
Der Verblichene war Ortsſchulratsſtellvertreter und Schulauf-
ſeher, Beſitzer des goldenen Verdienſtkreuzes und der Ehren-
medaille für 40jährige treue Dienſtzeit ſowie Ehrenmitglied
verſchiedener Vereine. Sein Tod hat in allen bekannten Kreiſen
lebhafteſte Teilnahme, exweckt.

Perchtoldsdorf.
(Liedertafel.)

Am Samstag,
den 16. d. M. veranſtaltete der Perchtoldsdorfer Männer-
Geſangverein einen Unterhaltungsabend für ſeine Mitglieder
und geladenen Gäſte, der ſehr gelungen verlief. Die Chöre:
„Hollerswamm“, „Erlkönig“, „Froſchkantate“ und „Menſch
und Sänger“ wurden prä[z]iſe und ſchneidig zum Vortrage ge-
bracht, was die Leitung durch den trefflichen Chormeiſter Herrn
Prof. Robert Teibler auch vorausſehen ließ. Frl. Mizzi
Schäftner entzückte durch ihr herrliches Klavierſpiel und Herr
Ferdinand Kiefhaber durch ſeinen vorzüglichen Violin-Vortrag.
Herr Franz Rupp jun. erntete mit ſeinen Solo-Vorträgen
verſchiedener Lieder in ſteiriſcher Mundart und Jodler reichen
Beifall. In dem Einakter „Die verfolgte Unſchuld“ leiſteten
Frl. Nelly Hoffmann und Herr H. Habek in den Hauptrollen
vorzügliches und auch die Herren Kollmann jun. und Oskar
Steingruber ſpielten die Rollen ſehr gut. Zum Schluſſe
führten die Herren Kollmann jun. und Ludwig Schmitt
eine Pantomime „Beim Barbier“ auf, die großen Heiterkeits-
erfolg erzielte. Im Laufe dieſes Abends wurden auch den
Herren Graf sen., Johann Plotz und Karl Urban, als Zeichen
der Anerkennung ihrer dem Geſangvereine während der Zeit
ihrer mehr als 30jährigen Mitgliederſchaft geleiſteten Dienſte
vom Vorſtande Herrn Georg Teibler je ein goldener Ring
mit einer Anſprache überreicht, was von den anweſenden
Gäſten und Mitgliedern mit lebhaftem Beifalle aufgenommen
wurde. Es wäre nur zu wünſchen, daß die Juwohner unſeres
Marktes dem M.-G.-V. größeres Intereſſe entgegenbringen
würden.

Vöslau.
(Elektriſches Licht, Nernſt-Lampe.)

Das Elektrizitätswerk hat ſeit 1. d. M. ſämtliche Pauſchalierungen
anfgehoben, um eventuellen Mißb[r]äuchen entgegentreten und
ſich vor unreeller Ausnützung der Anlage, ſei es mit oder ohne
Abſicht, ſchützen zu können. Aus den den Abnehmern zuge-
ſandten Strombezugsbedingungen iſt folgendes beſonders wichtig.
Die Herſtellung und Erhaltung erfolgt aus chließlich durch
das Elektrizitätswerk und wird auf öffentlichem Grund oder
Gemeindebeſitz unentgeltlich beigeſtellt. (Bisher war es
nicht der Fall.) Bei vorzunehmenden neuen Juſtallationen
durch einen auswärtigen Inſtallateur müſſen die eventuellen
Anordnungen des Werkes unbedingt berückſichtigt werden,
worauf nach deren Fertigſtellung von dieſem eine koſtenloſ[e]
Ueberprüfung vorgenommen wird. Vorhandene Mängel machen
eine neuerliche Ueberprüfung notwendig, welche nach einem
beſtimmten Tarif entlohnt werden muß. Das Werk leiſtet mit
Ausnahme der Glaswaren und Grühlampen zweijährige Garantie.
Die Zählermiete wurde bedeutend herabgeſetzt, richtet ſich nach
dem Umfange der Anlage. Zum Beiſpiel bei 4 Lampen beträgt
ſie 20 Heller, bei 10 Lampen 70 Heller (Bisher ohne eine
Ausnahme 1·40 Kr.). Für durch ſchadhafte Leitung entſtandenen
Stromverluſt wird keinerlei Entſchädigung geleiſtet. Dieſer
Verluſt wird durch jeden Laien erkannt, wenn nämlich der
Zähler auch bei Nichtbenützung der Anlage fortſchreitet. Letztere
leidet durch Feuchtigkeit und dies kann die Urſache geſährlicher
Kurzſchlüſſe werden. Das Uebermalen der Leitungen iſt zu ver-
meiden. Die Bleiſicherungen müſſen immer nach derſelben
bemeſſen ſein und dürfen gegen ſolche mit einem größeren
Querſchnitte beſtimmte nicht ausget[a]uſcht werden. Ueberall,
beſonders aber in feuchten Räumen, Magazinen ꝛc. empfiehlt
es ſich, einen die ganze Anlage außer Tätigkeit ſetzenden
Hauptſchalter anzubringen. Das Auswechſeln der Glühlampen
ſoll nur im ausgeſchalteten Zuſtande geſchehen. Auch der Strom
[Spaltenumbruch] iſt billiger geworden, überdies wird ein Rabatt gewährt, u. zw.
bei Verbrauch einer 16 Normal-Kerzen-Lampe im Betrage
von 2 bis 3 Kr. 5%, bis 4 Kr. 10% u. ſ. w. Eine
Hektowatſtunde koſtet 8 Heller, für Moloren 4 Heller. Zur
genauen Berechnung des Rabattes iſt es notwendig, Ver-
änderungen in der Zahl oder Art der Lampe dem Werke be-
kannt zu geben. Nun wird hier mit Licht geſpart, wo und wie
es nur möglich iſt. Eine vorteilhafte Handhabe bietet dazu
die Nernſtlampe, die zwar per Stück bis 5 Kronen koſtet,
aber eine 25 Kerzenſtärke bei einem Stromverbrauch von
3 Heller per Stunde liefert, was den früheren 10 Normal-
Kerzeu-Lampen gleichkommt. Montag, den 11. d. M. wurde
die Bahnſtraße mit 50 normalkerzigen Nernſtlampen probe-
weiſe beleuchtet, was einen Lichteffekt erzeugte, der unſere
großen Bogenlampen überflüſſig machte. Leider konnte es nur
eine Probe ſein.

Gainfarn.
(Zur Beleuchtung.)

Nach der Stimmung
des Gemeinderates wird es mit dem Waſſergaswerk nichts,
obgleich Herr Ingenieur Kraif und ſeine Anhänger ſo intenſiv
dafür Propaganda machen und es bleibt bei der ſchon erprobten
Benzinbeleuchtung, falls ſich nicht eine Geſellſchaft findet,
welche die Errichtung des Waſſergaswerkes in der allernächſten
Zeit noch in die Hand nimmt. Da dies nicht zu hoffen iſt,
ſo wird die Firma Pollak den Auftrag erhalten, 50 Benzinlampen
inkluſive Aufſtellung ꝛc. um den Preis von 1000 fl. zu liefrrn,
deren Gebrauch jährlich ebenfalls auf 1000 fl. zu ſtehen kommt.
Hiermit wird zwar eine beſſere Beleuchtung geſchaffen, jedoch
benimmt ſich die Gemeinde im vorhinein jeder Ausſicht auf
eine leicht zu erzielende Einnahme, während ein Waſſergas-
werk in vorausſichtlich kürzeſter Zeit einen Reingewinn ab-
werfen würde.

Hirtenberg.
(Eine aufregende Szene)

ſpielte
ſich vergangenen Mittwoch auf dem Bahnkörper der Station
Enzesfeld (zwiſchen Leobersdorf und Hirtenberg) ab. Ein Laſten-
zug war eben von dieſer Station abgefahren, die Schrauken
der nach Hirtenberg führenden Straßen geſchloſſen, als ein
altes Mütterchen, die in Hirtenberg in der Verſorgung lebende
Frau Agnes Zeiler, den Abgang des Zuges und die geſchloſſene
Sch[r]anke nicht achtend, unter letzterer durchſchlüpfte und die
Schienen paſſieren wollte. Da plötzlich ſtrauchelte ſie und fiel
quer auf die Schienen, ohne ſich wieder aufraffen zu können.
Der Zug war indeſſen bis auf 20 Meter näher gekommen,
ohne daß der Zugführer, weil dort die Bahn gerade eine
Biegung machte, etwas von dem Unfalle bemerkte und die
Frau unbedingt in wenigen Minuten zermalmt worden wäre.
Da im kritiſchen Moment, gelangte der Materialverwalter der
Hirtenberger Patronenfabrik und Hauptmann der Hirtenberger
Ortsfeuerwehr, Herr Mathias Gernedl, mit ſeinem Fuhrwerk
an die geſchloſſene Bahnſchranke und erfaßte im Moment die
kritiſche Situation der auf den Schienen unbeweglich daliegenden
Frau. Es war für ihn gerade noch Zeit, dem Zugführer mit
dem Hute zu winken, um ihn aufmerkſam zu machen, daß et-
was außergwöhnliches geſchehen ſei, was ihm auch glücklich
gelang. Der wackere Zugführer, an ähnliche Fälle wahrſcheinlich
gewöhnt, gab ſofort Signal zum Bremſen, ſodaß der Laſtzug
in langſameres Tempo gebracht wurde. Im gleichen Moment
war aber auch ſchon Herr Gernedl vom Wagen geſprungen,
mit einem Satz auf den Schienen, wo er, ein k[r]äftiger Mann,
die Frau um die Mitte faßte und auf die Straße brachte, als
ſchon der Zug die ominöſe Stelle paſſierte. Nur dem ziel-
bewußten Eingreifen beider Männer war es gelungen, ein
Menſchenleben zu retten und wird die Staatsbahn den beiden
wackeren Leuten wohl die verdiente Anerkennung zu[t]eil werden
laſſen.




Theater.
Stadttheater in Baden.

Mit 1. Mai l. J., dem offiziellen Beginn der
neuen Badener Kurſaiſon, öffnet ſich auch wieder die
Pforte zu unſerem Muſentempel und mit dieſem
Tage tritt Direktor Heißiger in das zweite Jahr
ſeiner hieſigen Direktionsführung, das mit einem
ſchönen Sommer und einer guten Kurſaiſon ihn wohl
für die vielen Unannehmlichkeiten des erſten Direktions-
jahres entſchädigen könnte.

Die Löſung der Badener Theaterfrage vor
Jahresfriſt hat mit der Gegner- und Anhängerſchaft
der alten und neuen Direktion der neuen Bühnen-
leitung viele Sorgen gebracht und dieſe auch unbe-
dingt geſchädigt, ſo daß bei einem nicht allzu günſtigen
Sommer und einer in der gewohnten Schablone ver-
bliebenen Winter-Campagne die finanzielle Einbuße
der Direktion eine ganz beträchtliche genannt werden
muß. Trotz dieſer für jeden Direktor nicht beſonders
erfreulichen Tatſache hat Direktor Heißiger, dem
nur Unkenntnis der hieſigen Verhältniſſe und ein zu
koſtſpieliger Bühnen-Apparat vorgehalten werden kann,
[Spaltenumbruch] doch wacker und ehrenvoll auf ſeinem Poſten ausge-
harrt und unverdroſſen eine Novität um die andere
auf die Bühne gebracht, ſo daß man das erſte Jahr
ſeiner hieſigen Theaterleitung als das repertoirreichſte
faſt aller verfloſſenen Saiſons bezeichnen kann.

Dies iſt ſchon ein Verdienſt, das nach Gebühr
zu würdigen iſt. Mögen auch Fehler in der Leitung
unterlaufen ſein, immer blieb das Streben der Di-
rektion ein ideales und damit eine über die gewohnte
Alltäglichkeit der Provinzbühne erhebende Leiſtung,
der man bei voller Objektivität die Anerkennung nicht
verſagen darf. Ja noch mehr, Direktor Heißiger,
der die Kinderkrankheiten ſeiner hieſigen Direktions-
führung überwunden, hat ſich auch nun zu Aende-
rungen in ſeinem Perſonalſtande herbeigelaſſen, die
unbedingt nur zugunſten des geſamten Badener
Bühnenweſens ein langſames Einlenken in jene
Bahnen geſtatten, welche die Erfahrung, daher lang-
jährige Uebung und die lokalen Verhältniſſe ſchon
längſt als feſte Norm feſtgeſetzt hat. Dadurch wird
Direktor Heißiger und das Publikum umſomehr
auf die beiderſeitige Rechnung kommen, als die Macht
der Gewohnheit größer als der vielverlockende Reiz
der Neuheit oder Abwechslung iſt und eine Badener
Bühnenleitung überhaupt derzeit, ſo lange nicht ein
neuer Theaterbau größere Einnahmsquellen verſprechen
kann, noch nicht über den Rahmen der ſommerlichen,
durch das Wetter bedingten, und winterlichen, durch
bei Zugſtücken ſicheren Einnahmen experimentieren kann.

Die wirklich notwendige Ausmuſterung in dem
Mitgliederſtande, der teilweiſe für den Rang der
Badener Bühne gewiß nicht vollwertig erſchien, vom
Publikum ſympathiſch begrüßt, weiſt auf den Ernſt
der Direktion, das Darſtellungsmaterial zu verbeſſern,
hin, und bezeugt damit ehrliches Streben nach vorwärts.

Mit dem Aufräumen minderwertiger oder dem
Publikum nicht genehmer Fächer wird auch nicht nur
das Repertoire an Abwechslung, guten Novitäten
und den noch immer gangbaren älteren Bühnen-
werken gewinnen und ſo dazu beitragen, daß eine
Ueberanſtrengung der M[i]tglieder mit überflüſſigen
Proben vermieden werden kann.

Daß ein allzugroßer Mitgliederſtand, abgeſehen
von dem zu hohen, daher direktionell unerſchwinglichen
Gagenetat, ſelbſt jeder Bühnenleitung nur Unan-
nehmlichkeiten aller Art bietet, iſt eine längſt ge-
machte Erfahrung. Auch Baden verträgt keine Doppel-
Beſetzungen. Lieber wenige, aber gute Kräfte und der
altbewährte Ruf der Badener Bühne wird dann auf
jedem Gebiete der Darſtellungskunſt ein zwar lokalen
Verhältniſſen angepaßter, aber immer ein guter und
bleibender ſein.

Die Direktion Heißiger, die oft mit Einzel-
leiſtungen, wie in Oper und Operette, ſo hervor-
ragendes, ja glänzendes geleiſtet, wird dann auch in
anderen Fächern, im Schau- und Luſtſpiel, Poſſe
und Schwank gleiche Leiſtungen bieten und damit
auch die Theaterluſt nicht an die Einſeitigkeit des
Repertoires zu binden haben.

Als neu engagierte Mitglieder treten in den
Verband unſerer Bühne: Herr Paul Hubl, I. Held
und Liebhaber, Herr Leo Bowacs, jugendlicher
Held und Liebhaber, beide vom Stadttheater in
Olmütz; dann Fräulein Renée Imrey, bekannt durch
ihr winterliches Gaſtſpiel als Monna Banna, I. Heldin
und Liebhaberin, Fräulein Karoline Woiwode,
Naiv-Sentimentale, Fräulein Ella Hannak, I. Opern-
und Operettenſängerin, und Fräulein Helene Bürger.
II. Soubrette und Lokalſängerin. Als draſtiſcher
Komiker wurde Herr Alfred Sturm engagiert.

Für den Chor kamen als neu: die Damen Elf[unleserliches Material]
Malten und Reſi Springer, dann die Herren
Gottfried Quatemba, Karl Tobiſcher, Wilhelm
Czap, Joſef Schul, Karl Gregorich, Karl
Jirba und Armin Laufer.






[irrelevantes Material – 7 Zeilen fehlen]

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Vorderbrühl und 60 Kronen für Mödling-Hinterbrühl gegen<lb/>
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Ueberprüfung vorgenommen wird. Vorhandene Mängel machen<lb/>
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Die Zählermiete wurde bedeutend herabge&#x017F;etzt, richtet &#x017F;ich nach<lb/>
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Stromverlu&#x017F;t wird keinerlei Ent&#x017F;chädigung gelei&#x017F;tet. Die&#x017F;er<lb/>
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[5/0005] Nr. 32. Mittwoch Badener Zeitung 20. April 1904. Korreſpondenzen. [Eigenberichte der „Badener Zeitung“.] Mödling. (Auf der elektriſchen Straßenbahn) Mödling ſollen verſuchſweiſe Zeitkarten ausgegeben werden, welche für die Monate Mai bis inkluſive September Giltig- keit haben und zum Preiſe von 40 Kronen für Mödling- Vorderbrühl und 60 Kronen für Mödling-Hinterbrühl gegen Anmeldung in beliebigen Stationen der Südbahnſtrecke Wi_en, Wr. Neuſtadt und Erlag einer Beſtellgebühr von 6 Kronen zu beheben ſind. Bei der ſtarken Frequenz von ſtändigen Sommergäſten dürfte ſich dieſe Neueinführung wohl lohnen. (Der Verein der Naturfreunde) in Mödling hält am 28. d. M. im Hotel „Kaiſer von Oeſterreich“ einen Vortragsabend ab, für welchen ein ſehr intereſſantes Thema in Ausſicht genommen iſt. Beginn 7 Uhr abends. (Hymen.) Am 16. d. M. wurde in der hieſigen Pfarr- kirche die Tochter des Direktors der Röhrenkeſſelfabriks- Aktiengeſellſchaft in Mödling, Fräulein Annie Mahlke, mit dem Reſtaurateur Herrn Toni Pfletſchinger aus Weißen- bach bei Gloggnitz getraut. Das junge Paar trat eine Hoch- zeitsreiſe noch Abbazia an. (Todesfälle.) Vorige Woche verſchied die allen Aus- flüglern und Touriſten wohlbekannte Anningerwirtin Frau Marie Hithaler im Alter von 29 Jahren. Welcher Beliebt- heit ſich die Verblichene in der Umgebung erfreue, bewies der impoſante Trauerzug, der dem Sarge folgte und bei welchem der Verein der Naturfreunde, ſowie andere touriſtiſche Sektionen vertreten waren. — In Hinterbrühl ſtarb nach längerer Krank- heit der Oberlehrer Herr Eduard Hanſer im 66 Lebensjahre. Der Verblichene war Ortsſchulratsſtellvertreter und Schulauf- ſeher, Beſitzer des goldenen Verdienſtkreuzes und der Ehren- medaille für 40jährige treue Dienſtzeit ſowie Ehrenmitglied verſchiedener Vereine. Sein Tod hat in allen bekannten Kreiſen lebhafteſte Teilnahme, exweckt. Perchtoldsdorf. (Liedertafel.) Am Samstag, den 16. d. M. veranſtaltete der Perchtoldsdorfer Männer- Geſangverein einen Unterhaltungsabend für ſeine Mitglieder und geladenen Gäſte, der ſehr gelungen verlief. Die Chöre: „Hollerswamm“, „Erlkönig“, „Froſchkantate“ und „Menſch und Sänger“ wurden präziſe und ſchneidig zum Vortrage ge- bracht, was die Leitung durch den trefflichen Chormeiſter Herrn Prof. Robert Teibler auch vorausſehen ließ. Frl. Mizzi Schäftner entzückte durch ihr herrliches Klavierſpiel und Herr Ferdinand Kiefhaber durch ſeinen vorzüglichen Violin-Vortrag. Herr Franz Rupp jun. erntete mit ſeinen Solo-Vorträgen verſchiedener Lieder in ſteiriſcher Mundart und Jodler reichen Beifall. In dem Einakter „Die verfolgte Unſchuld“ leiſteten Frl. Nelly Hoffmann und Herr H. Habek in den Hauptrollen vorzügliches und auch die Herren Kollmann jun. und Oskar Steingruber ſpielten die Rollen ſehr gut. Zum Schluſſe führten die Herren Kollmann jun. und Ludwig Schmitt eine Pantomime „Beim Barbier“ auf, die großen Heiterkeits- erfolg erzielte. Im Laufe dieſes Abends wurden auch den Herren Graf sen., Johann Plotz und Karl Urban, als Zeichen der Anerkennung ihrer dem Geſangvereine während der Zeit ihrer mehr als 30jährigen Mitgliederſchaft geleiſteten Dienſte vom Vorſtande Herrn Georg Teibler je ein goldener Ring mit einer Anſprache überreicht, was von den anweſenden Gäſten und Mitgliedern mit lebhaftem Beifalle aufgenommen wurde. Es wäre nur zu wünſchen, daß die Juwohner unſeres Marktes dem M.-G.-V. größeres Intereſſe entgegenbringen würden. Vöslau. (Elektriſches Licht, Nernſt-Lampe.) Das Elektrizitätswerk hat ſeit 1. d. M. ſämtliche Pauſchalierungen anfgehoben, um eventuellen Mißbräuchen entgegentreten und ſich vor unreeller Ausnützung der Anlage, ſei es mit oder ohne Abſicht, ſchützen zu können. Aus den den Abnehmern zuge- ſandten Strombezugsbedingungen iſt folgendes beſonders wichtig. Die Herſtellung und Erhaltung erfolgt aus chließlich durch das Elektrizitätswerk und wird auf öffentlichem Grund oder Gemeindebeſitz unentgeltlich beigeſtellt. (Bisher war es nicht der Fall.) Bei vorzunehmenden neuen Juſtallationen durch einen auswärtigen Inſtallateur müſſen die eventuellen Anordnungen des Werkes unbedingt berückſichtigt werden, worauf nach deren Fertigſtellung von dieſem eine koſtenloſe Ueberprüfung vorgenommen wird. Vorhandene Mängel machen eine neuerliche Ueberprüfung notwendig, welche nach einem beſtimmten Tarif entlohnt werden muß. Das Werk leiſtet mit Ausnahme der Glaswaren und Grühlampen zweijährige Garantie. Die Zählermiete wurde bedeutend herabgeſetzt, richtet ſich nach dem Umfange der Anlage. Zum Beiſpiel bei 4 Lampen beträgt ſie 20 Heller, bei 10 Lampen 70 Heller (Bisher ohne eine Ausnahme 1·40 Kr.). Für durch ſchadhafte Leitung entſtandenen Stromverluſt wird keinerlei Entſchädigung geleiſtet. Dieſer Verluſt wird durch jeden Laien erkannt, wenn nämlich der Zähler auch bei Nichtbenützung der Anlage fortſchreitet. Letztere leidet durch Feuchtigkeit und dies kann die Urſache geſährlicher Kurzſchlüſſe werden. Das Uebermalen der Leitungen iſt zu ver- meiden. Die Bleiſicherungen müſſen immer nach derſelben bemeſſen ſein und dürfen gegen ſolche mit einem größeren Querſchnitte beſtimmte nicht ausgetauſcht werden. Ueberall, beſonders aber in feuchten Räumen, Magazinen ꝛc. empfiehlt es ſich, einen die ganze Anlage außer Tätigkeit ſetzenden Hauptſchalter anzubringen. Das Auswechſeln der Glühlampen ſoll nur im ausgeſchalteten Zuſtande geſchehen. Auch der Strom iſt billiger geworden, überdies wird ein Rabatt gewährt, u. zw. bei Verbrauch einer 16 Normal-Kerzen-Lampe im Betrage von 2 bis 3 Kr. 5%, bis 4 Kr. 10% u. ſ. w. Eine Hektowatſtunde koſtet 8 Heller, für Moloren 4 Heller. Zur genauen Berechnung des Rabattes iſt es notwendig, Ver- änderungen in der Zahl oder Art der Lampe dem Werke be- kannt zu geben. Nun wird hier mit Licht geſpart, wo und wie es nur möglich iſt. Eine vorteilhafte Handhabe bietet dazu die Nernſtlampe, die zwar per Stück bis 5 Kronen koſtet, aber eine 25 Kerzenſtärke bei einem Stromverbrauch von 3 Heller per Stunde liefert, was den früheren 10 Normal- Kerzeu-Lampen gleichkommt. Montag, den 11. d. M. wurde die Bahnſtraße mit 50 normalkerzigen Nernſtlampen probe- weiſe beleuchtet, was einen Lichteffekt erzeugte, der unſere großen Bogenlampen überflüſſig machte. Leider konnte es nur eine Probe ſein. Gainfarn. (Zur Beleuchtung.) Nach der Stimmung des Gemeinderates wird es mit dem Waſſergaswerk nichts, obgleich Herr Ingenieur Kraif und ſeine Anhänger ſo intenſiv dafür Propaganda machen und es bleibt bei der ſchon erprobten Benzinbeleuchtung, falls ſich nicht eine Geſellſchaft findet, welche die Errichtung des Waſſergaswerkes in der allernächſten Zeit noch in die Hand nimmt. Da dies nicht zu hoffen iſt, ſo wird die Firma Pollak den Auftrag erhalten, 50 Benzinlampen inkluſive Aufſtellung ꝛc. um den Preis von 1000 fl. zu liefrrn, deren Gebrauch jährlich ebenfalls auf 1000 fl. zu ſtehen kommt. Hiermit wird zwar eine beſſere Beleuchtung geſchaffen, jedoch benimmt ſich die Gemeinde im vorhinein jeder Ausſicht auf eine leicht zu erzielende Einnahme, während ein Waſſergas- werk in vorausſichtlich kürzeſter Zeit einen Reingewinn ab- werfen würde. Hirtenberg. (Eine aufregende Szene) ſpielte ſich vergangenen Mittwoch auf dem Bahnkörper der Station Enzesfeld (zwiſchen Leobersdorf und Hirtenberg) ab. Ein Laſten- zug war eben von dieſer Station abgefahren, die Schrauken der nach Hirtenberg führenden Straßen geſchloſſen, als ein altes Mütterchen, die in Hirtenberg in der Verſorgung lebende Frau Agnes Zeiler, den Abgang des Zuges und die geſchloſſene Schranke nicht achtend, unter letzterer durchſchlüpfte und die Schienen paſſieren wollte. Da plötzlich ſtrauchelte ſie und fiel quer auf die Schienen, ohne ſich wieder aufraffen zu können. Der Zug war indeſſen bis auf 20 Meter näher gekommen, ohne daß der Zugführer, weil dort die Bahn gerade eine Biegung machte, etwas von dem Unfalle bemerkte und die Frau unbedingt in wenigen Minuten zermalmt worden wäre. Da im kritiſchen Moment, gelangte der Materialverwalter der Hirtenberger Patronenfabrik und Hauptmann der Hirtenberger Ortsfeuerwehr, Herr Mathias Gernedl, mit ſeinem Fuhrwerk an die geſchloſſene Bahnſchranke und erfaßte im Moment die kritiſche Situation der auf den Schienen unbeweglich daliegenden Frau. Es war für ihn gerade noch Zeit, dem Zugführer mit dem Hute zu winken, um ihn aufmerkſam zu machen, daß et- was außergwöhnliches geſchehen ſei, was ihm auch glücklich gelang. Der wackere Zugführer, an ähnliche Fälle wahrſcheinlich gewöhnt, gab ſofort Signal zum Bremſen, ſodaß der Laſtzug in langſameres Tempo gebracht wurde. Im gleichen Moment war aber auch ſchon Herr Gernedl vom Wagen geſprungen, mit einem Satz auf den Schienen, wo er, ein kräftiger Mann, die Frau um die Mitte faßte und auf die Straße brachte, als ſchon der Zug die ominöſe Stelle paſſierte. Nur dem ziel- bewußten Eingreifen beider Männer war es gelungen, ein Menſchenleben zu retten und wird die Staatsbahn den beiden wackeren Leuten wohl die verdiente Anerkennung zuteil werden laſſen. W. Theater. Stadttheater in Baden. Mit 1. Mai l. J., dem offiziellen Beginn der neuen Badener Kurſaiſon, öffnet ſich auch wieder die Pforte zu unſerem Muſentempel und mit dieſem Tage tritt Direktor Heißiger in das zweite Jahr ſeiner hieſigen Direktionsführung, das mit einem ſchönen Sommer und einer guten Kurſaiſon ihn wohl für die vielen Unannehmlichkeiten des erſten Direktions- jahres entſchädigen könnte. Die Löſung der Badener Theaterfrage vor Jahresfriſt hat mit der Gegner- und Anhängerſchaft der alten und neuen Direktion der neuen Bühnen- leitung viele Sorgen gebracht und dieſe auch unbe- dingt geſchädigt, ſo daß bei einem nicht allzu günſtigen Sommer und einer in der gewohnten Schablone ver- bliebenen Winter-Campagne die finanzielle Einbuße der Direktion eine ganz beträchtliche genannt werden muß. Trotz dieſer für jeden Direktor nicht beſonders erfreulichen Tatſache hat Direktor Heißiger, dem nur Unkenntnis der hieſigen Verhältniſſe und ein zu koſtſpieliger Bühnen-Apparat vorgehalten werden kann, doch wacker und ehrenvoll auf ſeinem Poſten ausge- harrt und unverdroſſen eine Novität um die andere auf die Bühne gebracht, ſo daß man das erſte Jahr ſeiner hieſigen Theaterleitung als das repertoirreichſte faſt aller verfloſſenen Saiſons bezeichnen kann. Dies iſt ſchon ein Verdienſt, das nach Gebühr zu würdigen iſt. Mögen auch Fehler in der Leitung unterlaufen ſein, immer blieb das Streben der Di- rektion ein ideales und damit eine über die gewohnte Alltäglichkeit der Provinzbühne erhebende Leiſtung, der man bei voller Objektivität die Anerkennung nicht verſagen darf. Ja noch mehr, Direktor Heißiger, der die Kinderkrankheiten ſeiner hieſigen Direktions- führung überwunden, hat ſich auch nun zu Aende- rungen in ſeinem Perſonalſtande herbeigelaſſen, die unbedingt nur zugunſten des geſamten Badener Bühnenweſens ein langſames Einlenken in jene Bahnen geſtatten, welche die Erfahrung, daher lang- jährige Uebung und die lokalen Verhältniſſe ſchon längſt als feſte Norm feſtgeſetzt hat. Dadurch wird Direktor Heißiger und das Publikum umſomehr auf die beiderſeitige Rechnung kommen, als die Macht der Gewohnheit größer als der vielverlockende Reiz der Neuheit oder Abwechslung iſt und eine Badener Bühnenleitung überhaupt derzeit, ſo lange nicht ein neuer Theaterbau größere Einnahmsquellen verſprechen kann, noch nicht über den Rahmen der ſommerlichen, durch das Wetter bedingten, und winterlichen, durch bei Zugſtücken ſicheren Einnahmen experimentieren kann. Die wirklich notwendige Ausmuſterung in dem Mitgliederſtande, der teilweiſe für den Rang der Badener Bühne gewiß nicht vollwertig erſchien, vom Publikum ſympathiſch begrüßt, weiſt auf den Ernſt der Direktion, das Darſtellungsmaterial zu verbeſſern, hin, und bezeugt damit ehrliches Streben nach vorwärts. Mit dem Aufräumen minderwertiger oder dem Publikum nicht genehmer Fächer wird auch nicht nur das Repertoire an Abwechslung, guten Novitäten und den noch immer gangbaren älteren Bühnen- werken gewinnen und ſo dazu beitragen, daß eine Ueberanſtrengung der Mitglieder mit überflüſſigen Proben vermieden werden kann. Daß ein allzugroßer Mitgliederſtand, abgeſehen von dem zu hohen, daher direktionell unerſchwinglichen Gagenetat, ſelbſt jeder Bühnenleitung nur Unan- nehmlichkeiten aller Art bietet, iſt eine längſt ge- machte Erfahrung. Auch Baden verträgt keine Doppel- Beſetzungen. Lieber wenige, aber gute Kräfte und der altbewährte Ruf der Badener Bühne wird dann auf jedem Gebiete der Darſtellungskunſt ein zwar lokalen Verhältniſſen angepaßter, aber immer ein guter und bleibender ſein. Die Direktion Heißiger, die oft mit Einzel- leiſtungen, wie in Oper und Operette, ſo hervor- ragendes, ja glänzendes geleiſtet, wird dann auch in anderen Fächern, im Schau- und Luſtſpiel, Poſſe und Schwank gleiche Leiſtungen bieten und damit auch die Theaterluſt nicht an die Einſeitigkeit des Repertoires zu binden haben. Als neu engagierte Mitglieder treten in den Verband unſerer Bühne: Herr Paul Hubl, I. Held und Liebhaber, Herr Leo Bowacs, jugendlicher Held und Liebhaber, beide vom Stadttheater in Olmütz; dann Fräulein Renée Imrey, bekannt durch ihr winterliches Gaſtſpiel als Monna Banna, I. Heldin und Liebhaberin, Fräulein Karoline Woiwode, Naiv-Sentimentale, Fräulein Ella Hannak, I. Opern- und Operettenſängerin, und Fräulein Helene Bürger. II. Soubrette und Lokalſängerin. Als draſtiſcher Komiker wurde Herr Alfred Sturm engagiert. Für den Chor kamen als neu: die Damen Elf_ Malten und Reſi Springer, dann die Herren Gottfried Quatemba, Karl Tobiſcher, Wilhelm Czap, Joſef Schul, Karl Gregorich, Karl Jirba und Armin Laufer. Guſtav Calliano. _______

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 32, Baden (Niederösterreich), 20.04.1904, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener032_1904/5>, abgerufen am 21.11.2024.