Badener Zeitung. Nr. 32, Baden (Niederösterreich), 20.04.1904. Nr. 32. Mittwoch Badener Zeitung 20. April 1904. [Spaltenumbruch] Korrespondenzen. [Eigenberichte der "Badener Zeitung".] Mödling. (Auf der elektrischen Straßenbahn) Mödling sollen versuch[s]weise Zeitkarten ausgegeben werden, (Der Verein der Naturfreunde) in Mödling (Hymen.) Am 16. d. M. wurde in der hiesigen Pfarr- (Todesfälle.) Vorige Woche verschied die allen Aus- Perchtoldsdorf. (Liedertafel.) Am Samstag, Vöslau. (Elektrisches Licht, Nernst-Lampe.) Das Elektrizitätswerk hat seit 1. d. M. sämtliche Pauschalierungen Gainfarn. (Zur Beleuchtung.) Nach der Stimmung Hirtenberg. (Eine aufregende Szene) spielte Theater. Stadttheater in Baden. Mit 1. Mai l. J., dem offiziellen Beginn der Die Lösung der Badener Theaterfrage vor Dies ist schon ein Verdienst, das nach Gebühr Die wirklich notwendige Ausmusterung in dem Mit dem Aufräumen minderwertiger oder dem Daß ein allzugroßer Mitgliederstand, abgesehen Die Direktion Heißiger, die oft mit Einzel- Als neu engagierte Mitglieder treten in den Für den Chor kamen als neu: die Damen Elf[unleserliches Material] [irrelevantes Material - 7 Zeilen fehlen] Nr. 32. Mittwoch Badener Zeitung 20. April 1904. [Spaltenumbruch] Korreſpondenzen. [Eigenberichte der „Badener Zeitung“.] Mödling. (Auf der elektriſchen Straßenbahn) Mödling ſollen verſuch[ſ]weiſe Zeitkarten ausgegeben werden, (Der Verein der Naturfreunde) in Mödling (Hymen.) Am 16. d. M. wurde in der hieſigen Pfarr- (Todesfälle.) Vorige Woche verſchied die allen Aus- Perchtoldsdorf. (Liedertafel.) Am Samstag, Vöslau. (Elektriſches Licht, Nernſt-Lampe.) Das Elektrizitätswerk hat ſeit 1. d. M. ſämtliche Pauſchalierungen Gainfarn. (Zur Beleuchtung.) Nach der Stimmung Hirtenberg. (Eine aufregende Szene) ſpielte Theater. Stadttheater in Baden. Mit 1. Mai l. J., dem offiziellen Beginn der Die Löſung der Badener Theaterfrage vor Dies iſt ſchon ein Verdienſt, das nach Gebühr Die wirklich notwendige Ausmuſterung in dem Mit dem Aufräumen minderwertiger oder dem Daß ein allzugroßer Mitgliederſtand, abgeſehen Die Direktion Heißiger, die oft mit Einzel- Als neu engagierte Mitglieder treten in den Für den Chor kamen als neu: die Damen Elf[unleserliches Material] [irrelevantes Material – 7 Zeilen fehlen] <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0005" n="5"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">Nr. 32. Mittwoch Badener Zeitung 20. 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Mizzi<lb/> Schäftner entzückte durch ihr herrliches Klavierſpiel und Herr<lb/> Ferdinand Kiefhaber durch ſeinen vorzüglichen Violin-Vortrag.<lb/> Herr Franz Rupp <hi rendition="#aq">jun.</hi> erntete mit ſeinen Solo-Vorträgen<lb/> verſchiedener Lieder in ſteiriſcher Mundart und Jodler reichen<lb/> Beifall. In dem Einakter „Die verfolgte Unſchuld“ leiſteten<lb/> Frl. Nelly Hoffmann und Herr H. Habek in den Hauptrollen<lb/> vorzügliches und auch die Herren Kollmann <hi rendition="#aq">jun.</hi> und Oskar<lb/> Steingruber ſpielten die Rollen ſehr gut. Zum Schluſſe<lb/> führten die Herren Kollmann <hi rendition="#aq">jun.</hi> und Ludwig Schmitt<lb/> eine Pantomime „Beim Barbier“ auf, die großen Heiterkeits-<lb/> erfolg erzielte. Im Laufe dieſes Abends wurden auch den<lb/> Herren Graf <hi rendition="#aq">sen.,</hi> Johann Plotz und Karl Urban, als Zeichen<lb/> der Anerkennung ihrer dem Geſangvereine während der Zeit<lb/> ihrer mehr als 30jährigen Mitgliederſchaft geleiſteten Dienſte<lb/> vom Vorſtande Herrn Georg Teibler je ein goldener Ring<lb/> mit einer Anſprache überreicht, was von den anweſenden<lb/> Gäſten und Mitgliedern mit lebhaftem Beifalle aufgenommen<lb/> wurde. Es wäre nur zu wünſchen, daß die Juwohner unſeres<lb/> Marktes dem M.-G.-V. größeres Intereſſe entgegenbringen<lb/> würden.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Vöslau.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Elektriſches Licht, Nernſt-Lampe.)</hi> </head><lb/> <p>Das Elektrizitätswerk hat ſeit 1. d. M. ſämtliche Pauſchalierungen<lb/> anfgehoben, um eventuellen Mißb<supplied>r</supplied>äuchen entgegentreten und<lb/> ſich vor unreeller Ausnützung der Anlage, ſei es mit oder ohne<lb/> Abſicht, ſchützen zu können. Aus den den Abnehmern zuge-<lb/> ſandten Strombezugsbedingungen iſt folgendes beſonders wichtig.<lb/> Die Herſtellung und Erhaltung erfolgt aus chließlich durch<lb/> das Elektrizitätswerk und wird auf öffentlichem Grund oder<lb/> Gemeindebeſitz <hi rendition="#g">unentgeltlich</hi> beigeſtellt. (Bisher war es<lb/> nicht der Fall.) Bei vorzunehmenden neuen Juſtallationen<lb/> durch einen auswärtigen Inſtallateur müſſen die eventuellen<lb/> Anordnungen des Werkes unbedingt berückſichtigt werden,<lb/> worauf nach deren Fertigſtellung von dieſem eine koſtenloſ<supplied>e</supplied><lb/> Ueberprüfung vorgenommen wird. Vorhandene Mängel machen<lb/> eine neuerliche Ueberprüfung notwendig, welche nach einem<lb/> beſtimmten Tarif entlohnt werden muß. Das Werk leiſtet mit<lb/> Ausnahme der Glaswaren und Grühlampen zweijährige Garantie.<lb/> Die Zählermiete wurde bedeutend herabgeſetzt, richtet ſich nach<lb/> dem Umfange der Anlage. Zum Beiſpiel bei 4 Lampen beträgt<lb/> ſie 20 Heller, bei 10 Lampen 70 Heller (Bisher ohne eine<lb/> Ausnahme 1·40 Kr.). Für durch ſchadhafte Leitung entſtandenen<lb/> Stromverluſt wird keinerlei Entſchädigung geleiſtet. Dieſer<lb/> Verluſt wird durch jeden Laien erkannt, wenn nämlich der<lb/> Zähler auch bei Nichtbenützung der Anlage fortſchreitet. Letztere<lb/> leidet durch Feuchtigkeit und dies kann die Urſache geſährlicher<lb/> Kurzſchlüſſe werden. Das Uebermalen der Leitungen iſt zu ver-<lb/> meiden. Die Bleiſicherungen müſſen immer nach derſelben<lb/> bemeſſen ſein und dürfen gegen ſolche mit einem größeren<lb/> Querſchnitte beſtimmte nicht ausget<supplied>a</supplied>uſcht werden. Ueberall,<lb/> beſonders aber in feuchten Räumen, Magazinen ꝛc. empfiehlt<lb/> es ſich, einen die ganze Anlage außer Tätigkeit ſetzenden<lb/> Hauptſchalter anzubringen. Das Auswechſeln der Glühlampen<lb/> ſoll nur im ausgeſchalteten Zuſtande geſchehen. Auch der Strom<lb/><cb/> iſt billiger geworden, überdies wird ein Rabatt gewährt, u. zw.<lb/> bei Verbrauch einer 16 Normal-Kerzen-Lampe im Betrage<lb/> von 2 bis 3 Kr. 5%, bis 4 Kr. 10% u. ſ. w. Eine<lb/> Hektowatſtunde koſtet 8 Heller, für Moloren 4 Heller. Zur<lb/> genauen Berechnung des Rabattes iſt es notwendig, Ver-<lb/> änderungen in der Zahl oder Art der Lampe dem Werke be-<lb/> kannt zu geben. Nun wird hier mit Licht geſpart, wo und wie<lb/> es nur möglich iſt. Eine vorteilhafte Handhabe bietet dazu<lb/> die <hi rendition="#g">Nernſtlampe,</hi> die zwar per Stück bis 5 Kronen koſtet,<lb/> aber eine 25 Kerzenſtärke bei einem Stromverbrauch von<lb/> 3 Heller per Stunde liefert, was den früheren 10 Normal-<lb/> Kerzeu-Lampen gleichkommt. Montag, den 11. d. M. wurde<lb/> die Bahnſtraße mit 50 normalkerzigen Nernſtlampen probe-<lb/> weiſe beleuchtet, was einen Lichteffekt erzeugte, der unſere<lb/> großen Bogenlampen überflüſſig machte. Leider konnte es nur<lb/> eine Probe ſein.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gainfarn.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Zur Beleuchtung.)</hi> </head> <p>Nach der Stimmung<lb/> des Gemeinderates wird es mit dem Waſſergaswerk nichts,<lb/> obgleich Herr Ingenieur Kraif und ſeine Anhänger ſo intenſiv<lb/> dafür Propaganda machen und es bleibt bei der ſchon erprobten<lb/> Benzinbeleuchtung, falls ſich nicht eine Geſellſchaft findet,<lb/> welche die Errichtung des Waſſergaswerkes in der allernächſten<lb/> Zeit noch in die Hand nimmt. Da dies nicht zu hoffen iſt,<lb/> ſo wird die Firma Pollak den Auftrag erhalten, 50 Benzinlampen<lb/> inkluſive Aufſtellung ꝛc. um den Preis von 1000 fl. zu liefrrn,<lb/> deren Gebrauch jährlich ebenfalls auf 1000 fl. zu ſtehen kommt.<lb/> Hiermit wird zwar eine beſſere Beleuchtung geſchaffen, jedoch<lb/> benimmt ſich die Gemeinde im vorhinein jeder Ausſicht auf<lb/> eine leicht zu erzielende Einnahme, während ein Waſſergas-<lb/> werk in vorausſichtlich kürzeſter Zeit einen Reingewinn ab-<lb/> werfen würde.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Hirtenberg.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Eine aufregende Szene)</hi> </head> <p>ſpielte<lb/> ſich vergangenen Mittwoch auf dem Bahnkörper der Station<lb/> Enzesfeld (zwiſchen Leobersdorf und Hirtenberg) ab. Ein Laſten-<lb/> zug war eben von dieſer Station abgefahren, die Schrauken<lb/> der nach Hirtenberg führenden Straßen geſchloſſen, als ein<lb/> altes Mütterchen, die in Hirtenberg in der Verſorgung lebende<lb/> Frau Agnes Zeiler, den Abgang des Zuges und die geſchloſſene<lb/> Sch<supplied>r</supplied>anke nicht achtend, unter letzterer durchſchlüpfte und die<lb/> Schienen paſſieren wollte. Da plötzlich ſtrauchelte ſie und fiel<lb/> quer auf die Schienen, ohne ſich wieder aufraffen zu können.<lb/> Der Zug war indeſſen bis auf 20 Meter näher gekommen,<lb/> ohne daß der Zugführer, weil dort die Bahn gerade eine<lb/> Biegung machte, etwas von dem Unfalle bemerkte und die<lb/> Frau unbedingt in wenigen Minuten zermalmt worden wäre.<lb/> Da im kritiſchen Moment, gelangte der Materialverwalter der<lb/> Hirtenberger Patronenfabrik und Hauptmann der Hirtenberger<lb/> Ortsfeuerwehr, Herr Mathias <hi rendition="#g">Gernedl,</hi> mit ſeinem Fuhrwerk<lb/> an die geſchloſſene Bahnſchranke und erfaßte im Moment die<lb/> kritiſche Situation der auf den Schienen unbeweglich daliegenden<lb/> Frau. Es war für ihn gerade noch Zeit, dem Zugführer mit<lb/> dem Hute zu winken, um ihn aufmerkſam zu machen, daß et-<lb/> was außergwöhnliches geſchehen ſei, was ihm auch glücklich<lb/> gelang. Der wackere Zugführer, an ähnliche Fälle wahrſcheinlich<lb/> gewöhnt, gab ſofort Signal zum Bremſen, ſodaß der Laſtzug<lb/> in langſameres Tempo gebracht wurde. Im gleichen Moment<lb/> war aber auch ſchon Herr Gernedl vom Wagen geſprungen,<lb/> mit einem Satz auf den Schienen, wo er, ein k<supplied>r</supplied>äftiger Mann,<lb/> die Frau um die Mitte faßte und auf die Straße brachte, als<lb/> ſchon der Zug die ominöſe Stelle paſſierte. Nur dem ziel-<lb/> bewußten Eingreifen beider Männer war es gelungen, ein<lb/> Menſchenleben zu retten und wird die Staatsbahn den beiden<lb/> wackeren Leuten wohl die verdiente Anerkennung zu<supplied>t</supplied>eil werden<lb/> laſſen.</p> <byline> <hi rendition="#aq">W.</hi> </byline> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jCulturalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Theater.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Stadttheater in Baden.</hi> </head><lb/> <p>Mit 1. Mai l. J., dem offiziellen Beginn der<lb/> neuen Badener Kurſaiſon, öffnet ſich auch wieder die<lb/> Pforte zu unſerem Muſentempel und mit dieſem<lb/> Tage tritt Direktor <hi rendition="#g">Heißiger</hi> in das zweite Jahr<lb/> ſeiner hieſigen Direktionsführung, das mit einem<lb/> ſchönen Sommer und einer guten Kurſaiſon ihn wohl<lb/> für die vielen Unannehmlichkeiten des erſten Direktions-<lb/> jahres entſchädigen könnte.</p><lb/> <p>Die Löſung der Badener Theaterfrage vor<lb/> Jahresfriſt hat mit der Gegner- und Anhängerſchaft<lb/> der alten und neuen Direktion der neuen Bühnen-<lb/> leitung viele Sorgen gebracht und dieſe auch unbe-<lb/> dingt geſchädigt, ſo daß bei einem nicht allzu günſtigen<lb/> Sommer und einer in der gewohnten Schablone ver-<lb/> bliebenen Winter-Campagne die finanzielle Einbuße<lb/> der Direktion eine ganz beträchtliche genannt werden<lb/> muß. Trotz dieſer für jeden Direktor nicht beſonders<lb/> erfreulichen Tatſache hat Direktor <hi rendition="#g">Heißiger,</hi> dem<lb/> nur Unkenntnis der hieſigen Verhältniſſe und ein zu<lb/> koſtſpieliger Bühnen-Apparat vorgehalten werden kann,<lb/><cb/> doch wacker und ehrenvoll auf ſeinem Poſten ausge-<lb/> harrt und unverdroſſen eine Novität um die andere<lb/> auf die Bühne gebracht, ſo daß man das erſte Jahr<lb/> ſeiner hieſigen Theaterleitung als das repertoirreichſte<lb/> faſt aller verfloſſenen Saiſons bezeichnen kann.</p><lb/> <p>Dies iſt ſchon ein Verdienſt, das nach Gebühr<lb/> zu würdigen iſt. Mögen auch Fehler in der Leitung<lb/> unterlaufen ſein, immer blieb das Streben der Di-<lb/> rektion ein ideales und damit eine über die gewohnte<lb/> Alltäglichkeit der Provinzbühne erhebende Leiſtung,<lb/> der man bei voller Objektivität die Anerkennung nicht<lb/> verſagen darf. Ja noch mehr, Direktor <hi rendition="#g">Heißiger,</hi><lb/> der die Kinderkrankheiten ſeiner hieſigen Direktions-<lb/> führung überwunden, hat ſich auch nun zu Aende-<lb/> rungen in ſeinem Perſonalſtande herbeigelaſſen, die<lb/> unbedingt nur zugunſten des geſamten Badener<lb/> Bühnenweſens ein langſames Einlenken in jene<lb/> Bahnen geſtatten, welche die Erfahrung, daher lang-<lb/> jährige Uebung und die lokalen Verhältniſſe ſchon<lb/> längſt als feſte Norm feſtgeſetzt hat. Dadurch wird<lb/> Direktor <hi rendition="#g">Heißiger</hi> und das Publikum umſomehr<lb/> auf die beiderſeitige Rechnung kommen, als die Macht<lb/> der Gewohnheit größer als der vielverlockende Reiz<lb/> der Neuheit oder Abwechslung iſt und eine Badener<lb/> Bühnenleitung überhaupt derzeit, ſo lange nicht ein<lb/> neuer Theaterbau größere Einnahmsquellen verſprechen<lb/> kann, noch nicht über den Rahmen der ſommerlichen,<lb/> durch das Wetter bedingten, und winterlichen, durch<lb/> bei Zugſtücken ſicheren Einnahmen experimentieren kann.</p><lb/> <p>Die wirklich notwendige Ausmuſterung in dem<lb/> Mitgliederſtande, der teilweiſe für den Rang der<lb/> Badener Bühne gewiß nicht vollwertig erſchien, vom<lb/> Publikum ſympathiſch begrüßt, weiſt auf den Ernſt<lb/> der Direktion, das Darſtellungsmaterial zu verbeſſern,<lb/> hin, und bezeugt damit ehrliches Streben nach vorwärts.</p><lb/> <p>Mit dem Aufräumen minderwertiger oder dem<lb/> Publikum nicht genehmer Fächer wird auch nicht nur<lb/> das Repertoire an Abwechslung, guten Novitäten<lb/> und den noch immer gangbaren älteren Bühnen-<lb/> werken gewinnen und ſo dazu beitragen, daß eine<lb/> Ueberanſtrengung der M<supplied>i</supplied>tglieder mit überflüſſigen<lb/> Proben vermieden werden kann.</p><lb/> <p>Daß ein allzugroßer Mitgliederſtand, abgeſehen<lb/> von dem zu hohen, daher direktionell unerſchwinglichen<lb/> Gagenetat, ſelbſt jeder Bühnenleitung nur Unan-<lb/> nehmlichkeiten aller Art bietet, iſt eine längſt ge-<lb/> machte Erfahrung. Auch Baden verträgt keine Doppel-<lb/> Beſetzungen. Lieber wenige, aber gute Kräfte und der<lb/> altbewährte Ruf der Badener Bühne wird dann auf<lb/> jedem Gebiete der Darſtellungskunſt ein zwar lokalen<lb/> Verhältniſſen angepaßter, aber immer ein guter und<lb/> bleibender ſein.</p><lb/> <p>Die Direktion <hi rendition="#g">Heißiger,</hi> die oft mit Einzel-<lb/> leiſtungen, wie in Oper und Operette, ſo hervor-<lb/> ragendes, ja glänzendes geleiſtet, wird dann auch in<lb/> anderen Fächern, im Schau- und Luſtſpiel, Poſſe<lb/> und Schwank gleiche Leiſtungen bieten und damit<lb/> auch die Theaterluſt nicht an die Einſeitigkeit des<lb/> Repertoires zu binden haben.</p><lb/> <p>Als neu engagierte Mitglieder treten in den<lb/> Verband unſerer Bühne: Herr Paul <hi rendition="#g">Hubl,</hi> <hi rendition="#aq">I.</hi> Held<lb/> und Liebhaber, Herr Leo <hi rendition="#g">Bowacs,</hi> jugendlicher<lb/> Held und Liebhaber, beide vom Stadttheater in<lb/> Olmütz; dann Fräulein Ren<hi rendition="#aq">é</hi>e <hi rendition="#g">Imrey,</hi> bekannt durch<lb/> ihr winterliches Gaſtſpiel als Monna Banna, <hi rendition="#aq">I.</hi> Heldin<lb/> und Liebhaberin, Fräulein Karoline <hi rendition="#g">Woiwode,</hi><lb/> Naiv-Sentimentale, Fräulein Ella <hi rendition="#g">Hannak,</hi> <hi rendition="#aq">I.</hi> Opern-<lb/> und Operettenſängerin, und Fräulein Helene <hi rendition="#g">Bürger.</hi><lb/><hi rendition="#aq">II.</hi> Soubrette und Lokalſängerin. Als draſtiſcher<lb/> Komiker wurde Herr Alfred <hi rendition="#g">Sturm</hi> engagiert.</p><lb/> <p>Für den Chor kamen als neu: die Damen Elf<gap reason="illegible"/><lb/><hi rendition="#g">Malten</hi> und Reſi <hi rendition="#g">Springer,</hi> dann die Herren<lb/> Gottfried <hi rendition="#g">Quatemba,</hi> Karl <hi rendition="#g">Tobiſcher,</hi> Wilhelm<lb/><hi rendition="#g">Czap,</hi> Joſef <hi rendition="#g">Schul,</hi> Karl <hi rendition="#g">Gregorich,</hi> Karl<lb/><hi rendition="#g">Jirba</hi> und Armin <hi rendition="#g">Laufer.</hi> </p><lb/> <byline>Guſtav <hi rendition="#g">Calliano.</hi> </byline> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <gap reason="insignificant" unit="lines" quantity="7"/> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [5/0005]
Nr. 32. Mittwoch Badener Zeitung 20. April 1904.
Korreſpondenzen.
[Eigenberichte der „Badener Zeitung“.]
Mödling.
(Auf der elektriſchen Straßenbahn)
Mödling ſollen verſuchſweiſe Zeitkarten ausgegeben werden,
welche für die Monate Mai bis inkluſive September Giltig-
keit haben und zum Preiſe von 40 Kronen für Mödling-
Vorderbrühl und 60 Kronen für Mödling-Hinterbrühl gegen
Anmeldung in beliebigen Stationen der Südbahnſtrecke Wi_en,
Wr. Neuſtadt und Erlag einer Beſtellgebühr von 6 Kronen
zu beheben ſind. Bei der ſtarken Frequenz von ſtändigen
Sommergäſten dürfte ſich dieſe Neueinführung wohl lohnen.
(Der Verein der Naturfreunde) in Mödling
hält am 28. d. M. im Hotel „Kaiſer von Oeſterreich“ einen
Vortragsabend ab, für welchen ein ſehr intereſſantes Thema
in Ausſicht genommen iſt. Beginn 7 Uhr abends.
(Hymen.) Am 16. d. M. wurde in der hieſigen Pfarr-
kirche die Tochter des Direktors der Röhrenkeſſelfabriks-
Aktiengeſellſchaft in Mödling, Fräulein Annie Mahlke, mit
dem Reſtaurateur Herrn Toni Pfletſchinger aus Weißen-
bach bei Gloggnitz getraut. Das junge Paar trat eine Hoch-
zeitsreiſe noch Abbazia an.
(Todesfälle.) Vorige Woche verſchied die allen Aus-
flüglern und Touriſten wohlbekannte Anningerwirtin Frau
Marie Hithaler im Alter von 29 Jahren. Welcher Beliebt-
heit ſich die Verblichene in der Umgebung erfreue, bewies der
impoſante Trauerzug, der dem Sarge folgte und bei welchem
der Verein der Naturfreunde, ſowie andere touriſtiſche Sektionen
vertreten waren. — In Hinterbrühl ſtarb nach längerer Krank-
heit der Oberlehrer Herr Eduard Hanſer im 66 Lebensjahre.
Der Verblichene war Ortsſchulratsſtellvertreter und Schulauf-
ſeher, Beſitzer des goldenen Verdienſtkreuzes und der Ehren-
medaille für 40jährige treue Dienſtzeit ſowie Ehrenmitglied
verſchiedener Vereine. Sein Tod hat in allen bekannten Kreiſen
lebhafteſte Teilnahme, exweckt.
Perchtoldsdorf.
(Liedertafel.) Am Samstag,
den 16. d. M. veranſtaltete der Perchtoldsdorfer Männer-
Geſangverein einen Unterhaltungsabend für ſeine Mitglieder
und geladenen Gäſte, der ſehr gelungen verlief. Die Chöre:
„Hollerswamm“, „Erlkönig“, „Froſchkantate“ und „Menſch
und Sänger“ wurden präziſe und ſchneidig zum Vortrage ge-
bracht, was die Leitung durch den trefflichen Chormeiſter Herrn
Prof. Robert Teibler auch vorausſehen ließ. Frl. Mizzi
Schäftner entzückte durch ihr herrliches Klavierſpiel und Herr
Ferdinand Kiefhaber durch ſeinen vorzüglichen Violin-Vortrag.
Herr Franz Rupp jun. erntete mit ſeinen Solo-Vorträgen
verſchiedener Lieder in ſteiriſcher Mundart und Jodler reichen
Beifall. In dem Einakter „Die verfolgte Unſchuld“ leiſteten
Frl. Nelly Hoffmann und Herr H. Habek in den Hauptrollen
vorzügliches und auch die Herren Kollmann jun. und Oskar
Steingruber ſpielten die Rollen ſehr gut. Zum Schluſſe
führten die Herren Kollmann jun. und Ludwig Schmitt
eine Pantomime „Beim Barbier“ auf, die großen Heiterkeits-
erfolg erzielte. Im Laufe dieſes Abends wurden auch den
Herren Graf sen., Johann Plotz und Karl Urban, als Zeichen
der Anerkennung ihrer dem Geſangvereine während der Zeit
ihrer mehr als 30jährigen Mitgliederſchaft geleiſteten Dienſte
vom Vorſtande Herrn Georg Teibler je ein goldener Ring
mit einer Anſprache überreicht, was von den anweſenden
Gäſten und Mitgliedern mit lebhaftem Beifalle aufgenommen
wurde. Es wäre nur zu wünſchen, daß die Juwohner unſeres
Marktes dem M.-G.-V. größeres Intereſſe entgegenbringen
würden.
Vöslau.
(Elektriſches Licht, Nernſt-Lampe.)
Das Elektrizitätswerk hat ſeit 1. d. M. ſämtliche Pauſchalierungen
anfgehoben, um eventuellen Mißbräuchen entgegentreten und
ſich vor unreeller Ausnützung der Anlage, ſei es mit oder ohne
Abſicht, ſchützen zu können. Aus den den Abnehmern zuge-
ſandten Strombezugsbedingungen iſt folgendes beſonders wichtig.
Die Herſtellung und Erhaltung erfolgt aus chließlich durch
das Elektrizitätswerk und wird auf öffentlichem Grund oder
Gemeindebeſitz unentgeltlich beigeſtellt. (Bisher war es
nicht der Fall.) Bei vorzunehmenden neuen Juſtallationen
durch einen auswärtigen Inſtallateur müſſen die eventuellen
Anordnungen des Werkes unbedingt berückſichtigt werden,
worauf nach deren Fertigſtellung von dieſem eine koſtenloſe
Ueberprüfung vorgenommen wird. Vorhandene Mängel machen
eine neuerliche Ueberprüfung notwendig, welche nach einem
beſtimmten Tarif entlohnt werden muß. Das Werk leiſtet mit
Ausnahme der Glaswaren und Grühlampen zweijährige Garantie.
Die Zählermiete wurde bedeutend herabgeſetzt, richtet ſich nach
dem Umfange der Anlage. Zum Beiſpiel bei 4 Lampen beträgt
ſie 20 Heller, bei 10 Lampen 70 Heller (Bisher ohne eine
Ausnahme 1·40 Kr.). Für durch ſchadhafte Leitung entſtandenen
Stromverluſt wird keinerlei Entſchädigung geleiſtet. Dieſer
Verluſt wird durch jeden Laien erkannt, wenn nämlich der
Zähler auch bei Nichtbenützung der Anlage fortſchreitet. Letztere
leidet durch Feuchtigkeit und dies kann die Urſache geſährlicher
Kurzſchlüſſe werden. Das Uebermalen der Leitungen iſt zu ver-
meiden. Die Bleiſicherungen müſſen immer nach derſelben
bemeſſen ſein und dürfen gegen ſolche mit einem größeren
Querſchnitte beſtimmte nicht ausgetauſcht werden. Ueberall,
beſonders aber in feuchten Räumen, Magazinen ꝛc. empfiehlt
es ſich, einen die ganze Anlage außer Tätigkeit ſetzenden
Hauptſchalter anzubringen. Das Auswechſeln der Glühlampen
ſoll nur im ausgeſchalteten Zuſtande geſchehen. Auch der Strom
iſt billiger geworden, überdies wird ein Rabatt gewährt, u. zw.
bei Verbrauch einer 16 Normal-Kerzen-Lampe im Betrage
von 2 bis 3 Kr. 5%, bis 4 Kr. 10% u. ſ. w. Eine
Hektowatſtunde koſtet 8 Heller, für Moloren 4 Heller. Zur
genauen Berechnung des Rabattes iſt es notwendig, Ver-
änderungen in der Zahl oder Art der Lampe dem Werke be-
kannt zu geben. Nun wird hier mit Licht geſpart, wo und wie
es nur möglich iſt. Eine vorteilhafte Handhabe bietet dazu
die Nernſtlampe, die zwar per Stück bis 5 Kronen koſtet,
aber eine 25 Kerzenſtärke bei einem Stromverbrauch von
3 Heller per Stunde liefert, was den früheren 10 Normal-
Kerzeu-Lampen gleichkommt. Montag, den 11. d. M. wurde
die Bahnſtraße mit 50 normalkerzigen Nernſtlampen probe-
weiſe beleuchtet, was einen Lichteffekt erzeugte, der unſere
großen Bogenlampen überflüſſig machte. Leider konnte es nur
eine Probe ſein.
Gainfarn.
(Zur Beleuchtung.) Nach der Stimmung
des Gemeinderates wird es mit dem Waſſergaswerk nichts,
obgleich Herr Ingenieur Kraif und ſeine Anhänger ſo intenſiv
dafür Propaganda machen und es bleibt bei der ſchon erprobten
Benzinbeleuchtung, falls ſich nicht eine Geſellſchaft findet,
welche die Errichtung des Waſſergaswerkes in der allernächſten
Zeit noch in die Hand nimmt. Da dies nicht zu hoffen iſt,
ſo wird die Firma Pollak den Auftrag erhalten, 50 Benzinlampen
inkluſive Aufſtellung ꝛc. um den Preis von 1000 fl. zu liefrrn,
deren Gebrauch jährlich ebenfalls auf 1000 fl. zu ſtehen kommt.
Hiermit wird zwar eine beſſere Beleuchtung geſchaffen, jedoch
benimmt ſich die Gemeinde im vorhinein jeder Ausſicht auf
eine leicht zu erzielende Einnahme, während ein Waſſergas-
werk in vorausſichtlich kürzeſter Zeit einen Reingewinn ab-
werfen würde.
Hirtenberg.
(Eine aufregende Szene) ſpielte
ſich vergangenen Mittwoch auf dem Bahnkörper der Station
Enzesfeld (zwiſchen Leobersdorf und Hirtenberg) ab. Ein Laſten-
zug war eben von dieſer Station abgefahren, die Schrauken
der nach Hirtenberg führenden Straßen geſchloſſen, als ein
altes Mütterchen, die in Hirtenberg in der Verſorgung lebende
Frau Agnes Zeiler, den Abgang des Zuges und die geſchloſſene
Schranke nicht achtend, unter letzterer durchſchlüpfte und die
Schienen paſſieren wollte. Da plötzlich ſtrauchelte ſie und fiel
quer auf die Schienen, ohne ſich wieder aufraffen zu können.
Der Zug war indeſſen bis auf 20 Meter näher gekommen,
ohne daß der Zugführer, weil dort die Bahn gerade eine
Biegung machte, etwas von dem Unfalle bemerkte und die
Frau unbedingt in wenigen Minuten zermalmt worden wäre.
Da im kritiſchen Moment, gelangte der Materialverwalter der
Hirtenberger Patronenfabrik und Hauptmann der Hirtenberger
Ortsfeuerwehr, Herr Mathias Gernedl, mit ſeinem Fuhrwerk
an die geſchloſſene Bahnſchranke und erfaßte im Moment die
kritiſche Situation der auf den Schienen unbeweglich daliegenden
Frau. Es war für ihn gerade noch Zeit, dem Zugführer mit
dem Hute zu winken, um ihn aufmerkſam zu machen, daß et-
was außergwöhnliches geſchehen ſei, was ihm auch glücklich
gelang. Der wackere Zugführer, an ähnliche Fälle wahrſcheinlich
gewöhnt, gab ſofort Signal zum Bremſen, ſodaß der Laſtzug
in langſameres Tempo gebracht wurde. Im gleichen Moment
war aber auch ſchon Herr Gernedl vom Wagen geſprungen,
mit einem Satz auf den Schienen, wo er, ein kräftiger Mann,
die Frau um die Mitte faßte und auf die Straße brachte, als
ſchon der Zug die ominöſe Stelle paſſierte. Nur dem ziel-
bewußten Eingreifen beider Männer war es gelungen, ein
Menſchenleben zu retten und wird die Staatsbahn den beiden
wackeren Leuten wohl die verdiente Anerkennung zuteil werden
laſſen.
W.
Theater.
Stadttheater in Baden.
Mit 1. Mai l. J., dem offiziellen Beginn der
neuen Badener Kurſaiſon, öffnet ſich auch wieder die
Pforte zu unſerem Muſentempel und mit dieſem
Tage tritt Direktor Heißiger in das zweite Jahr
ſeiner hieſigen Direktionsführung, das mit einem
ſchönen Sommer und einer guten Kurſaiſon ihn wohl
für die vielen Unannehmlichkeiten des erſten Direktions-
jahres entſchädigen könnte.
Die Löſung der Badener Theaterfrage vor
Jahresfriſt hat mit der Gegner- und Anhängerſchaft
der alten und neuen Direktion der neuen Bühnen-
leitung viele Sorgen gebracht und dieſe auch unbe-
dingt geſchädigt, ſo daß bei einem nicht allzu günſtigen
Sommer und einer in der gewohnten Schablone ver-
bliebenen Winter-Campagne die finanzielle Einbuße
der Direktion eine ganz beträchtliche genannt werden
muß. Trotz dieſer für jeden Direktor nicht beſonders
erfreulichen Tatſache hat Direktor Heißiger, dem
nur Unkenntnis der hieſigen Verhältniſſe und ein zu
koſtſpieliger Bühnen-Apparat vorgehalten werden kann,
doch wacker und ehrenvoll auf ſeinem Poſten ausge-
harrt und unverdroſſen eine Novität um die andere
auf die Bühne gebracht, ſo daß man das erſte Jahr
ſeiner hieſigen Theaterleitung als das repertoirreichſte
faſt aller verfloſſenen Saiſons bezeichnen kann.
Dies iſt ſchon ein Verdienſt, das nach Gebühr
zu würdigen iſt. Mögen auch Fehler in der Leitung
unterlaufen ſein, immer blieb das Streben der Di-
rektion ein ideales und damit eine über die gewohnte
Alltäglichkeit der Provinzbühne erhebende Leiſtung,
der man bei voller Objektivität die Anerkennung nicht
verſagen darf. Ja noch mehr, Direktor Heißiger,
der die Kinderkrankheiten ſeiner hieſigen Direktions-
führung überwunden, hat ſich auch nun zu Aende-
rungen in ſeinem Perſonalſtande herbeigelaſſen, die
unbedingt nur zugunſten des geſamten Badener
Bühnenweſens ein langſames Einlenken in jene
Bahnen geſtatten, welche die Erfahrung, daher lang-
jährige Uebung und die lokalen Verhältniſſe ſchon
längſt als feſte Norm feſtgeſetzt hat. Dadurch wird
Direktor Heißiger und das Publikum umſomehr
auf die beiderſeitige Rechnung kommen, als die Macht
der Gewohnheit größer als der vielverlockende Reiz
der Neuheit oder Abwechslung iſt und eine Badener
Bühnenleitung überhaupt derzeit, ſo lange nicht ein
neuer Theaterbau größere Einnahmsquellen verſprechen
kann, noch nicht über den Rahmen der ſommerlichen,
durch das Wetter bedingten, und winterlichen, durch
bei Zugſtücken ſicheren Einnahmen experimentieren kann.
Die wirklich notwendige Ausmuſterung in dem
Mitgliederſtande, der teilweiſe für den Rang der
Badener Bühne gewiß nicht vollwertig erſchien, vom
Publikum ſympathiſch begrüßt, weiſt auf den Ernſt
der Direktion, das Darſtellungsmaterial zu verbeſſern,
hin, und bezeugt damit ehrliches Streben nach vorwärts.
Mit dem Aufräumen minderwertiger oder dem
Publikum nicht genehmer Fächer wird auch nicht nur
das Repertoire an Abwechslung, guten Novitäten
und den noch immer gangbaren älteren Bühnen-
werken gewinnen und ſo dazu beitragen, daß eine
Ueberanſtrengung der Mitglieder mit überflüſſigen
Proben vermieden werden kann.
Daß ein allzugroßer Mitgliederſtand, abgeſehen
von dem zu hohen, daher direktionell unerſchwinglichen
Gagenetat, ſelbſt jeder Bühnenleitung nur Unan-
nehmlichkeiten aller Art bietet, iſt eine längſt ge-
machte Erfahrung. Auch Baden verträgt keine Doppel-
Beſetzungen. Lieber wenige, aber gute Kräfte und der
altbewährte Ruf der Badener Bühne wird dann auf
jedem Gebiete der Darſtellungskunſt ein zwar lokalen
Verhältniſſen angepaßter, aber immer ein guter und
bleibender ſein.
Die Direktion Heißiger, die oft mit Einzel-
leiſtungen, wie in Oper und Operette, ſo hervor-
ragendes, ja glänzendes geleiſtet, wird dann auch in
anderen Fächern, im Schau- und Luſtſpiel, Poſſe
und Schwank gleiche Leiſtungen bieten und damit
auch die Theaterluſt nicht an die Einſeitigkeit des
Repertoires zu binden haben.
Als neu engagierte Mitglieder treten in den
Verband unſerer Bühne: Herr Paul Hubl, I. Held
und Liebhaber, Herr Leo Bowacs, jugendlicher
Held und Liebhaber, beide vom Stadttheater in
Olmütz; dann Fräulein Renée Imrey, bekannt durch
ihr winterliches Gaſtſpiel als Monna Banna, I. Heldin
und Liebhaberin, Fräulein Karoline Woiwode,
Naiv-Sentimentale, Fräulein Ella Hannak, I. Opern-
und Operettenſängerin, und Fräulein Helene Bürger.
II. Soubrette und Lokalſängerin. Als draſtiſcher
Komiker wurde Herr Alfred Sturm engagiert.
Für den Chor kamen als neu: die Damen Elf_
Malten und Reſi Springer, dann die Herren
Gottfried Quatemba, Karl Tobiſcher, Wilhelm
Czap, Joſef Schul, Karl Gregorich, Karl
Jirba und Armin Laufer.
Guſtav Calliano.
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