Badener Zeitung. Nr. 56, Baden (Niederösterreich), 13.07.1898. Badener Zeitung (vormals Badener Bezirks-Blatt). Abonnement Baden: Zum Abholen vierteljährig fl. 1·25, halbjährig fl. 2.50, ganzjährig fl. 5.--. Mit Zustellung ins Haus Baden: Vierteljährig fl. 1.50 halbjährig fl. 3.--, Nr. 56. Mittwoch den 13. Juli 1898. 18. Jahrg. [Spaltenumbruch] Abonnements-Einladung. Wir laden hiemit zum Abonnement für das Preis vierteljährig zum Abholen 1 fl. 25 kr., Die zweimal in der Woche erscheinende Jeder neue Abonnent erhält die schon Ihrer großen Verbreitung wegen empfiehlt [Spaltenumbruch] Unbesorgt! Es wird nicht in die Laube gegangen. Ein Was immer beschlossen werden wird, es Graf Thun wird demnach erkennen, dass er [Spaltenumbruch]
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Feuilleton.
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Ein Ausflug nach dem Chubut- Territorium. In deutschen Landen träumt man immer noch "Ich saß am Meeresstrand im Schatten eines Ich zog thalabwärts und betrat bald die Allenthalben hörte man vorherrschend deutsch Ich erwachte. Ein mir befreundeter Estanciero1) 1) Estanciero = Großgrundbesitzer.
Badener Zeitung (vormals Badener Bezirks-Blatt). Abonnement Baden: Zum Abholen vierteljährig fl. 1·25, halbjährig fl. 2.50, ganzjährig fl. 5.—. Mit Zuſtellung ins Haus Baden: Vierteljährig fl. 1.50 halbjährig fl. 3.—, Nr. 56. Mittwoch den 13. Juli 1898. 18. Jahrg. [Spaltenumbruch] Abonnements-Einladung. Wir laden hiemit zum Abonnement für das Preis vierteljährig zum Abholen 1 fl. 25 kr., Die zweimal in der Woche erſcheinende Jeder neue Abonnent erhält die ſchon Ihrer großen Verbreitung wegen empfiehlt [Spaltenumbruch] Unbeſorgt! Es wird nicht in die Laube gegangen. Ein Was immer beſchloſſen werden wird, es Graf Thun wird demnach erkennen, daſs er [Spaltenumbruch]
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Feuilleton.
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Ein Ausflug nach dem Chubut- Territorium. In deutſchen Landen träumt man immer noch „Ich ſaß am Meeresſtrand im Schatten eines Ich zog thalabwärts und betrat bald die Allenthalben hörte man vorherrſchend deutſch Ich erwachte. Ein mir befreundeter Eſtanciero1) 1) Eſtanciero = Großgrundbeſitzer.
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Man darf wohl<lb/> überzeugt ſein, daſs unſere Abgeordneten ſich<lb/> längſt klar ſind über die höheren Geſichtspunkte,<lb/> welche im Hintergrunde der Sprachenfragen<lb/> ſtehen; nämlich die Stellung des geſammten<lb/> Deutſchthums in ganz Öſterreich, nicht nur in<lb/> den Sudetenländern. Darum ſteht auch allvoran,<lb/> feſtgemauert in der Erden, die Grundforderung<lb/> des Geſammtdeutſchthums in Öſterreich auf<lb/> vorhergehende Aufhebung der Sprachenverord-<lb/> nungen ohne Einſchränkung oder Vorbehalte.<lb/> Die Wählerſchaften mögen insbeſondere erfahren,<lb/> daſs in den Reihen der deutſchen Fortſchritts-<lb/> partei durchaus kein Zweifel oder Schwanken<lb/> obwaltet über ihre auf der Conferenz einzu-<lb/> nehmende unbeugſame Haltung. 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Auch in den Alpenländern<lb/> erkennt man vollauf die Tragweite eines Be-<lb/> ſchluſſes in der Sprachenfrage, welcher auch nur<lb/> ein Itüpfchen preisgäbe, für die Geſammtheit.<lb/> Wenn man den Czechen nachgäbe, welche bereits<lb/> jetzt ſchon aufs heftigſte gegen die Vorſchläge<lb/> auf Einführung von Gerichtsdolmetſchen in<lb/> Böhmen loslegen, ſo würden ſie ſofort das<lb/> Staatsrecht herausſtecken und alle Fingerlang<lb/> mit neuen Forderungen anrücken. Mit der<lb/> czechiſchen Hetze gegen deutſche Rechtſprechung im<lb/> Norden gienge gleich die ſchon im Gang befindliche<lb/> Hetze im Süden gegen das deutſche Oberlandes-<lb/> gericht in Graz vorwärts als erbauliches Seiten-<lb/> ſtück. 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Ich war müde von dem<lb/> langen Ritt an der heißen Sonne, die Luft wehte<lb/> lau und das eintönige Geräuſch der Brandung trug<lb/> wohl dazu bei, daſs ich einnickte. Und da um-<lb/> gaukelte mich ein ſonderbarer Traum. Ich träumte,<lb/> daſs ich die grünen Bergthäler des Chubut-Terri-<lb/> toriums durchwanderte und mich an dem Anblick der<lb/> ſaftigen Wieſen und ſchönen Wälder, der ſchnee-<lb/> bedeckten Firnen und Gipfel der Cordillera und<lb/> blauen Fluten der Bergſeen weidete. Allein, die<lb/> ſtille Einſamkeit, die ich da vorzufinden glaubte,<lb/> fehlte. In manchen Thälern reihte ſich Dorf an<lb/> Dorf und reges, munteres Schaffen that ſich<lb/> allenthalben kund. Die freundlichen Häuschen mit<lb/> ihren blumengeſchmückten Gärten und Obſtwaldungen<lb/> im Hintergrund verliehen der Landſchaft einen<lb/> ſeltenen Reiz. Die Leute, die an mir vorbeigiengen,<lb/><cb/> trugen germaniſches Weſen zur Schau; noch viel<lb/> mehr die rothwangigen Kinder, die hüpfend und<lb/> ſingend zur Schule eilten. Ich hörte deutſche Laute<lb/> an mein Ohr dringen und nur ſelten bemerkte ich Ge-<lb/> ſtalten, die aus anderen Ländern, als aus germaniſchen,<lb/> ſtammen konnten. Das ganze Völklein lebte in<lb/> freudiger Schaffensluſt dahin; überall, wo ich hin-<lb/> blickte, erkannte ich die Spuren eines tapferen, frohen<lb/> Cultur-Wagemuthes. Und dennoch, wie alles ausſah,<lb/> ſchien es, daſs die Anſiedler in dieſen vordem ſo<lb/> menſchenleeren Thälern prächtig gediehen, daſs ſie<lb/> unter dem blauen Himmel, der ſich über den Kuppen<lb/> und Graten der Berge wölbte, ein zufriedenes<lb/> Daſein friſteten, daſs ſie ſich unter dem blau-weiß-<lb/> blauen Banner, das auf einigen Gebäuden flatterte,<lb/> wohl und glücklich fühlten.</p><lb/> <p>Ich zog thalabwärts und betrat bald die<lb/> breiten Straßen einer größeren, gewerbereichen Ort-<lb/> ſchaft, die mit der übrigen Welt durch das Stahl-<lb/> roſs in Verbindung ſtand. Ich beſtieg das letztere<lb/> und ließ mich von ihm bis zur Küſte forttragen.<lb/> Zuerſt durchzog der Schienenſtrang ein breites<lb/> offenes Thal, das zahlreichen Bauersleuten als<lb/> Heimſtätte diente, dann eilte es dem Bette eines an<lb/> manchen Stellen reißenden Fluſſes entlang; ſpäter<lb/> erreichte es ein Hügelgelände, deſſen Umriſſe, je länger,<lb/> deſto monotoner wurden. Zu beiden Seiten der<lb/> Linie weideten vielerorts große Herden breitgeſtirnten<lb/> Rindviehs. Nahe der Küſte zu wurde die Landſchaft<lb/> wieder abwechslungsreicher; das Geleiſe lenkte aus<lb/><cb/> einer langen, eintönigen, von Schafherden beſiedelten<lb/> Ebene in eine Thalſenkung ein, deren Lauf ſie ver-<lb/> folgte, bis ſchließlich ein Streifen des blauen<lb/> Meeres ſichtbar wurde. Allein, noch dauerte es eine<lb/> geraume Weile, ehe der Hafenort erreicht war.</p><lb/> <p>Allenthalben hörte man vorherrſchend deutſch<lb/> plaudern, in den Eiſenbahnwaggons, in den Stationen,<lb/> an denen der Zug hielt, im Hafenſtädtchen. Hier<lb/> alſo war es germaniſcher Zähigkeit und Thatkraft,<lb/> germaniſcher Intelligenz und Arbeitſamkeit gelungen,<lb/> eine Stätte zu finden, auf der Tauſende von<lb/> deutſchen Einwanderern in gedeihlicher Culturarbeit<lb/> leben und wirken konnten, ohne die lieben Sitten<lb/> und Gewohnheiten des Vaterlandes, ohne die<lb/> deutſche Schulung und Geſittung aufgeben zu<lb/> müſſen....</p><lb/> <p>Ich erwachte. Ein mir befreundeter Eſtanciero<note place="foot" n="1)">Eſtanciero = Großgrundbeſitzer.</note><lb/> der Umgebung, ein Engländer, der mich an den<lb/> Strand begleitet und ſich ebenfalls ein kurzes<lb/> Schläfchen gegönnt hatte, weckte mich. „Die Pferde<lb/> ſind geſattelt — gehen wir!“ rief er mir zu. Ich<lb/> verließ den Felsblock und während wir den Pferden<lb/> zuſchritten, erzählte ich ihm von dem Traumbild,<lb/> das mir den kurzen Mittagsſchlaf verſüßt hatte.<lb/> Er hörte aufmerkſam zu und als ich geendet hatte,<lb/> rief er: „Was Sie da geträumt haben, iſt der<lb/> Wirklichkeit vielleicht näher als Sie glauben, nur —<lb/> haben Sie ſich in der Nationalität geirrt; Engländer</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
Badener Zeitung
(vormals Badener Bezirks-Blatt).
Abonnement Baden: Zum Abholen vierteljährig fl. 1·25, halbjährig fl. 2.50, ganzjährig fl. 5.—. Mit Zuſtellung ins Haus Baden: Vierteljährig fl. 1.50 halbjährig fl. 3.—,
ganzjährig fl. 6·—. Oeſterreich-Ungarn: Mit Zuſendung vierteljährig fl. 1.65, halbjährig fl. 3.25, ganzjährig fl. 6.50. Einzeine Mittwoch-Nummer 6 kr., Samstag-Nummer
8 kr. — Inſerate werden per 80 mm breite Petitzeile mit 8 kr. für die erſte, und mit 7 kr. für fünf nacheinander folgende Einſchaltungen berechnet, größere Aufträge nach Ueber-
einkommen und können auch durch die beſtehenden Annoncen-Bureaux an die Adminiſtration gerichtet werden. — Intereſſante Mittheilungen, Notizen und Correſpon-
denzen werden nach Uebereinkunft honorirt. Manuſcripte werden nicht zurückgeſtellt.
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Erſcheint Mittwoch und Samstag früh.
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(Die Samstag-Nummer enthält die Gratis-Beilage „Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt“.)
Nr. 56. Mittwoch den 13. Juli 1898. 18. Jahrg.
Abonnements-Einladung.
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III. Quartal 1898 ein.
Preis vierteljährig zum Abholen 1 fl. 25 kr.,
mit Zuſtellung ins Haus in Baden 1 fl. 50 kr.,
für Oeſterreich-Ungarn 1 fl. 65 kr., monatlich
ohne Zuſtellung 50 kr., mit Zuſtellung oder Poſt-
ſendung 60 kr.
Die zweimal in der Woche erſcheinende
„Badener Zeitung“ mit einer Sams-
tags-Beilage (Illuſtriertes Unterhal-
tungsblatt) bietet außer einer möglichſt
genauen politiſchen Rundſchau auch aus Baden
und dem ganzen politiſchen Bezirke
die meiſten Berichte, orientirt den Leſer über
die wichtigſten Vorkommniſſe in der Börſe- und
Geſchäftswelt, enthält die genaueſten Nachrichten
über das Theater und bringt in der Feuilleton-
Rubrik Aufſätze, Erzählungen, Novellen ernſten
und heiteren Genres.
Jeder neue Abonnent erhält die ſchon
erſchienenen Nummern der Beilage (Illu-
ſtriertes Unterhaltungsblatt) gratis nachge-
liefert.
Ihrer großen Verbreitung wegen empfiehlt
ſich die „Badener Zeitung“ beſonders für
Inſerate und Reclamen!
Die Adminiſtration.
Unbeſorgt!
Es wird nicht in die Laube gegangen. Ein
vom Grafen Thun ſchlechtgewählter Augenblick
iſt es, jetzt die Deutſchen zu „unverbindlichen“
Beſprechungen einzuberufen, um durch ihre Nach-
giebigkeit die Fortfrettung oder Fortfriſtung
ſeines Syſtems zu erzielen. Allerdings erheben
ſich hie und da in der deutſchen Preſſe etwas
voreilige Unkenrufe, als habe man einen Beſchluſs
zu befürchten, der als verſteckter Canoſſagang,
als Segelſtreichen vor den wälſchen Praktiken
der Politik Thun’s ausgelegt werden könnte.
Die deutſchen Abgeordneten kennen aber die
Stimmung ihrer Wählerſchaften zu gut, um ſie
zu überſehen.
Was immer beſchloſſen werden wird, es
wird in vollſter Übereinſtimmung aller deutſchen
Parteien geſchehen; es darf da niemand voraus-
eilen, niemand zurückbleiben. Man darf wohl
überzeugt ſein, daſs unſere Abgeordneten ſich
längſt klar ſind über die höheren Geſichtspunkte,
welche im Hintergrunde der Sprachenfragen
ſtehen; nämlich die Stellung des geſammten
Deutſchthums in ganz Öſterreich, nicht nur in
den Sudetenländern. Darum ſteht auch allvoran,
feſtgemauert in der Erden, die Grundforderung
des Geſammtdeutſchthums in Öſterreich auf
vorhergehende Aufhebung der Sprachenverord-
nungen ohne Einſchränkung oder Vorbehalte.
Die Wählerſchaften mögen insbeſondere erfahren,
daſs in den Reihen der deutſchen Fortſchritts-
partei durchaus kein Zweifel oder Schwanken
obwaltet über ihre auf der Conferenz einzu-
nehmende unbeugſame Haltung. Die deutſche Fort-
ſchrittspartei wird, die Gemeinbürgſchaft voran-
ſtellend, im engſten, vollſtändigſten Einvernehmen
mit den anderen deutſchen Parteien vorgehen,
zumal aber im genaueſten Anſchluſſe an die
deutſche Volkspartei, welcher dem Vernehmen
nach, aus dem Grunde gewiſſermaßen der Vortritt
eingeräumt wird, weil von dieſer Partei, als
der vorwiegenden Vertreterin der deutſchen
Alpenländer, nicht behauptet werden kann, ſie
ſtehe als Gegnerin im Lande direct feindlich dem
Czechenthum gegenüber, wie es die Czechen der
deutſchen Fortſchrittspartei in Böhmen gegenüber
behaupten. Es wird ſich eben zeigen, daſs die
deutſche Volkspartei genau ſo die Verderblichkeit
und Unerträglichkeit der Sprachenverordnungen
als einen auf das ganze Deutſchthum Öſterreichs
rückwirkenden Nationalſchaden erkennt und be-
kämpft, wie dies ſeitens der deutſchen Fort-
ſchrittspartei geſchieht. Auch in den Alpenländern
erkennt man vollauf die Tragweite eines Be-
ſchluſſes in der Sprachenfrage, welcher auch nur
ein Itüpfchen preisgäbe, für die Geſammtheit.
Wenn man den Czechen nachgäbe, welche bereits
jetzt ſchon aufs heftigſte gegen die Vorſchläge
auf Einführung von Gerichtsdolmetſchen in
Böhmen loslegen, ſo würden ſie ſofort das
Staatsrecht herausſtecken und alle Fingerlang
mit neuen Forderungen anrücken. Mit der
czechiſchen Hetze gegen deutſche Rechtſprechung im
Norden gienge gleich die ſchon im Gang befindliche
Hetze im Süden gegen das deutſche Oberlandes-
gericht in Graz vorwärts als erbauliches Seiten-
ſtück. Dagegen wird aus den Reihen der deutſchen
Fortſchrittspartei ein kräftiges: „Hände weg!“
erſchallen und es liegt gar kein Grund vor,
ernſtlich zu befürchten, es werde dieſer Stand-
punkt bei anderen deutſchen Parteien Widerſpruch
finden.
Graf Thun wird demnach erkennen, daſs er
mit einer Geſammtkundgebung der Willens-
meinung des deutſchen Volkes in Öſterreich zu
rechnen hat, wobei es kein „Zurück“ gibt. Er wird
auch hoffentlich einſehen, daſs das deutſche Volk
ebenſowenig die Sprachenverordnungen wie ein
Sprachengeſetz dulden wird, welches man, ohne
[Abbildung]
Feuilleton.
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Ein Ausflug nach dem Chubut-
Territorium.
In deutſchen Landen träumt man immer noch
viel und vielleicht finden dieſe beſcheidenen Skizzen
dort mehr Beachtung, wenn ich einer kleinen
Traumgeſchichte Erwähnung thue, die mir einer
meiner Chubuter Freunde erzählte.
„Ich ſaß am Meeresſtrand im Schatten eines
vorſpringenden Felſens — ſo hub er an — und
blickte ins Meer hinaus. Ich war müde von dem
langen Ritt an der heißen Sonne, die Luft wehte
lau und das eintönige Geräuſch der Brandung trug
wohl dazu bei, daſs ich einnickte. Und da um-
gaukelte mich ein ſonderbarer Traum. Ich träumte,
daſs ich die grünen Bergthäler des Chubut-Terri-
toriums durchwanderte und mich an dem Anblick der
ſaftigen Wieſen und ſchönen Wälder, der ſchnee-
bedeckten Firnen und Gipfel der Cordillera und
blauen Fluten der Bergſeen weidete. Allein, die
ſtille Einſamkeit, die ich da vorzufinden glaubte,
fehlte. In manchen Thälern reihte ſich Dorf an
Dorf und reges, munteres Schaffen that ſich
allenthalben kund. Die freundlichen Häuschen mit
ihren blumengeſchmückten Gärten und Obſtwaldungen
im Hintergrund verliehen der Landſchaft einen
ſeltenen Reiz. Die Leute, die an mir vorbeigiengen,
trugen germaniſches Weſen zur Schau; noch viel
mehr die rothwangigen Kinder, die hüpfend und
ſingend zur Schule eilten. Ich hörte deutſche Laute
an mein Ohr dringen und nur ſelten bemerkte ich Ge-
ſtalten, die aus anderen Ländern, als aus germaniſchen,
ſtammen konnten. Das ganze Völklein lebte in
freudiger Schaffensluſt dahin; überall, wo ich hin-
blickte, erkannte ich die Spuren eines tapferen, frohen
Cultur-Wagemuthes. Und dennoch, wie alles ausſah,
ſchien es, daſs die Anſiedler in dieſen vordem ſo
menſchenleeren Thälern prächtig gediehen, daſs ſie
unter dem blauen Himmel, der ſich über den Kuppen
und Graten der Berge wölbte, ein zufriedenes
Daſein friſteten, daſs ſie ſich unter dem blau-weiß-
blauen Banner, das auf einigen Gebäuden flatterte,
wohl und glücklich fühlten.
Ich zog thalabwärts und betrat bald die
breiten Straßen einer größeren, gewerbereichen Ort-
ſchaft, die mit der übrigen Welt durch das Stahl-
roſs in Verbindung ſtand. Ich beſtieg das letztere
und ließ mich von ihm bis zur Küſte forttragen.
Zuerſt durchzog der Schienenſtrang ein breites
offenes Thal, das zahlreichen Bauersleuten als
Heimſtätte diente, dann eilte es dem Bette eines an
manchen Stellen reißenden Fluſſes entlang; ſpäter
erreichte es ein Hügelgelände, deſſen Umriſſe, je länger,
deſto monotoner wurden. Zu beiden Seiten der
Linie weideten vielerorts große Herden breitgeſtirnten
Rindviehs. Nahe der Küſte zu wurde die Landſchaft
wieder abwechslungsreicher; das Geleiſe lenkte aus
einer langen, eintönigen, von Schafherden beſiedelten
Ebene in eine Thalſenkung ein, deren Lauf ſie ver-
folgte, bis ſchließlich ein Streifen des blauen
Meeres ſichtbar wurde. Allein, noch dauerte es eine
geraume Weile, ehe der Hafenort erreicht war.
Allenthalben hörte man vorherrſchend deutſch
plaudern, in den Eiſenbahnwaggons, in den Stationen,
an denen der Zug hielt, im Hafenſtädtchen. Hier
alſo war es germaniſcher Zähigkeit und Thatkraft,
germaniſcher Intelligenz und Arbeitſamkeit gelungen,
eine Stätte zu finden, auf der Tauſende von
deutſchen Einwanderern in gedeihlicher Culturarbeit
leben und wirken konnten, ohne die lieben Sitten
und Gewohnheiten des Vaterlandes, ohne die
deutſche Schulung und Geſittung aufgeben zu
müſſen....
Ich erwachte. Ein mir befreundeter Eſtanciero 1)
der Umgebung, ein Engländer, der mich an den
Strand begleitet und ſich ebenfalls ein kurzes
Schläfchen gegönnt hatte, weckte mich. „Die Pferde
ſind geſattelt — gehen wir!“ rief er mir zu. Ich
verließ den Felsblock und während wir den Pferden
zuſchritten, erzählte ich ihm von dem Traumbild,
das mir den kurzen Mittagsſchlaf verſüßt hatte.
Er hörte aufmerkſam zu und als ich geendet hatte,
rief er: „Was Sie da geträumt haben, iſt der
Wirklichkeit vielleicht näher als Sie glauben, nur —
haben Sie ſich in der Nationalität geirrt; Engländer
1) Eſtanciero = Großgrundbeſitzer.
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