Badener Zeitung. Nr. 56, Baden (Niederösterreich), 13.07.1898. Mittwoch Badener Zeitung 13. Juli 1898. Nr. 56. [Spaltenumbruch] seine Vertreter auch nur zu fragen, ihm etwa Wenn nun die Conferenz beschließt, die Soll das alles nicht Stimmung machen in Trabrennen in Baden (Juli-Meeting.) Vierter Tag, Sonntag, 10. Juli. Der zur Schau getragene feste Entschluss, die Die Rennen vom Sonntag verliefen bei sehr Nachstehend die Resultate: Park-Preis. 2400 Kronen. 3000 Meter. Preis der Stadt Baden. 3000 Kronen. Strassern-Preis. 2800 Kronen. 3000 Rennen für Dreijährige. 2400 Kronen. Zweispänniges Herrenfahren. 2400 Preis von Belvedere. 3500 Kronen. Preis von Steinfeld 2400 Kronen. 3000 Handicap. 2400 Kronen. 2800 Meter. Cav. Local-Nachrichten. -- Hofnachricht. Erzherzogin Elisabeth -- Personalnachrichten. Der k. k. [Spaltenumbruch] werden es sein, die dieses weite Land der Cultur Soweit die sonderbare Traumgeschichte.3) Bei Man hört viel über englischen Egoismus und Im verflossenen Jahre fand hier in Buenos (Schluss folgt.) 2) Thatsächlich arbeiten die Engländer heimlich und offen eifrigst an der Agitation für Süd-Argentinien. 3) Es fürchtet jeder Orientierte hier, dass uns die Eng- länder auch diesmal wieder den Rang ablaufen werden, wenn nicht bald Hilfe von der Heimat kommt. 4) Dass sich aber die Deutschen, welche die ersten schweren Ansiedlungen in diesem Gebiete machten, wieder die Palme aus der Hand reißen lassen, ist mehr als schmerzlich -- ist erniedrigend. 5) "steril" d. h. bis dato unfruchtbar erscheinend -- durchaus ironisch gemeint. 6) Der Redacteur, ist Schweizer, wie seine Abonnenten,
daher spricht er besonders von diesem Lande, trotzdem die Territorien ebenso für Deutsche -- auch die der Küste -- geeignet sind. Mittwoch Badener Zeitung 13. Juli 1898. Nr. 56. [Spaltenumbruch] ſeine Vertreter auch nur zu fragen, ihm etwa Wenn nun die Conferenz beſchließt, die Soll das alles nicht Stimmung machen in Trabrennen in Baden (Juli-Meeting.) Vierter Tag, Sonntag, 10. Juli. Der zur Schau getragene feſte Entſchluſs, die Die Rennen vom Sonntag verliefen bei ſehr Nachſtehend die Reſultate: Park-Preis. 2400 Kronen. 3000 Meter. Preis der Stadt Baden. 3000 Kronen. Straſſern-Preis. 2800 Kronen. 3000 Rennen für Dreijährige. 2400 Kronen. Zweiſpänniges Herrenfahren. 2400 Preis von Belvedere. 3500 Kronen. Preis von Steinfeld 2400 Kronen. 3000 Handicap. 2400 Kronen. 2800 Meter. Cav. Local-Nachrichten. — Hofnachricht. Erzherzogin Eliſabeth — Perſonalnachrichten. Der k. k. [Spaltenumbruch] werden es ſein, die dieſes weite Land der Cultur Soweit die ſonderbare Traumgeſchichte.3) Bei Man hört viel über engliſchen Egoismus und Im verfloſſenen Jahre fand hier in Buenos (Schluſs folgt.) 2) Thatſächlich arbeiten die Engländer heimlich und offen eifrigſt an der Agitation für Süd-Argentinien. 3) Es fürchtet jeder Orientierte hier, daſs uns die Eng- länder auch diesmal wieder den Rang ablaufen werden, wenn nicht bald Hilfe von der Heimat kommt. 4) Daſs ſich aber die Deutſchen, welche die erſten ſchweren Anſiedlungen in dieſem Gebiete machten, wieder die Palme aus der Hand reißen laſſen, iſt mehr als ſchmerzlich — iſt erniedrigend. 5) „ſteril“ d. h. bis dato unfruchtbar erſcheinend — durchaus ironiſch gemeint. 6) Der Redacteur, iſt Schweizer, wie ſeine Abonnenten,
daher ſpricht er beſonders von dieſem Lande, trotzdem die Territorien ebenſo für Deutſche — auch die der Küſte — geeignet ſind. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0002" n="2"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">Mittwoch Badener Zeitung 13. Juli 1898. 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Durch die Ernennung Gleispach’s hat Graf<lb/> Thun das Deutſchthum vor den Kopf geſtoßen;<lb/> ſie klang wie ein Hohn auf die Miniſteranklage;<lb/> dann wurde Graz gemaßregelt, der Krawall-<lb/> protector Podlipny aber mit Huld überhäuft;<lb/> in Prag wurde unter den Glückwünſchen des<lb/> Miniſters und Statthalters ein Feſt gefeiert,<lb/> auf dem panruſſiſche Redner den Deutſchen mit<lb/> dem Knochenbrechen und dem Deutſchen Reiche<lb/> mit Vernichtung gedroht haben; der neue<lb/> Juſtizminiſter hat für Schleſien eine polniſch-<lb/> czechiſche Sprachenverordnung erlaſſen, die<lb/> beſcheidene Selbſtverſtändlichkeit des niederöſter-<lb/> reichiſchen Landtages, in Niederöſterreich den<lb/> geltenden Zuſtand rechtlich feſtzulegen, wurde<lb/> zur Sanction nicht zugelaſſen; auch ein anderer<lb/> Landtag, der ſteiriſche, wurde mit ſeinem Be-<lb/> ſchluſſe betreff der Bezirksvertretungen vor den<lb/> Kopf geſtoßen, weil es ſo die Windiſchen gefordert<lb/> hatten; in Böhmen legt man dem deutſchen<lb/> Städtebund Prügel in den Weg, in Mähren<lb/> werden das Staatsgrundgeſetz und die Vereins-<lb/> geſetze gerade den angerempelten Deutſchen<lb/> gegenüber ſo gehandhabt, daſs offenbar die<lb/> Deutſchen als Minderwertige daſtehen — ſiehe<lb/> Brünn, Schölſchniz, Eibenſchitz, Olmütz, Troppau<lb/> — in Böhmen wird das Freizügigkeitsgeſetz ganz<lb/> ungeniert umgangen, zum Nachtheil der Deutſchen!</p><lb/> <p>Soll das alles nicht Stimmung machen in<lb/> der Einladungsconferenz, zur Fortfriſtung eines<lb/> Syſtems, das ſich alle dieſe Dinge gegen uns<lb/> Deutſche herausgenommen hat? Die Deutſchen<lb/> ſollten wohl die Rolle des einfältigen Bären<lb/> ſpielen, dem die Lappen, wenn ſie ihn einfangen<lb/> wollen, Holzſcheite hinhalten, womit er ſich dann<lb/> ſelbſt die Höhle verrammelt, in der er durch<lb/> einen Lanzenſtich umgebracht werden kann? Die<lb/> Methode mag an die Lappen erinnern; aber die<lb/> Bären werden auf ſich wohl warten laſſen. Wenn<lb/> nun dies ſo zutreffen ſollte, ſo mag ſich nur<lb/> Graf Thun ſelbſt die Schuld beimeſſen; er hat<lb/> es nicht anders gewollt. Nur möge er nicht<lb/> wieder ſich wundern, wenn die radicale Strömung<lb/> unter den Deutſchen zunimmt; nicht die anderen<lb/> Parteien rennen am Gängelband der Radicalen,<lb/><cb/> wie verſchiedentliche officiöſe Bürſchchen ſchwätzen,<lb/> ſondern die Regierungspolitik ſelbſt iſt es, die<lb/> Volk und Vertreter zum Äußerſten reizt, während<lb/> gerade die Czechen den Beweis liefern, daſs der<lb/> Radicalismus dorf nur prämiiert wird. Die<lb/> Friedensgeſinnung der Deutſchen im Jahre 1890<lb/> wurde ihnen mit Verrath und Wortbruch gelohnt.<lb/> Das wird man auch auf der Conferenz nicht<lb/> vergeſſen. <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">X</hi></hi> </p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Trabrennen in Baden<lb/> (Juli-Meeting.)</hi> </head><lb/> <dateline> <hi rendition="#g">Vierter Tag, Sonntag, 10. Juli.</hi> </dateline><lb/> <p>Der zur Schau getragene feſte Entſchluſs, die<lb/> Badener Rennbahn von den Wiener Mogeleien frei<lb/> zu machen und den Rennfahrern auf die Finger zu<lb/> ſehen, hat bei dem anſtändigen Theile des Publicums<lb/> allgemein Befriedigung hervorgerufen. Nicht ſo bei<lb/> dem anderen, größeren Theile, der ſich nicht damit<lb/> einverſtanden erklären will, daſs Demonſtrationen<lb/> am Rennplatz verboten ſein ſollen, und daſs Zuwider-<lb/> handelnden, wie dies bereits geſchehen iſt, der Beſuch<lb/> der Bahn unterſagt werde. Man iſt die ſcharfe,<lb/> energiſche Hand nicht gewohnt und am allerwenigſten<lb/> die Wiener Journaliſtik, die, anſtatt das durchaus<lb/> richtige Vorgehen der Rennleitung zu unterſtützen,<lb/> über ſie noch herfällt und in gehäſſigſter Weiſe ihre<lb/> Maßnahmen kritiſiert. Wir berichten an anderer<lb/> Stelle, daſs Fälle vorgekommen ſind, in welchen<lb/> Berichterſtatter Wiener Blätter ihre Journaliſten-<lb/> plaques um ein paar Gulden verkauft haben; die<lb/> Preſſe, welche derartige Vertreter nach Baden ent-<lb/> ſendet, hat am allerwenigſten Urſache, ſich auf den<lb/> Cato hinauszuſpielen. Der Verein thut ſeine Pflicht,<lb/> wenn er allen Unzukömmlichkeiten am Rennplatze<lb/> ſteuert und er wird auch gewiſs unſerem Rathe<lb/> folgen und, ſowie er die Namen aller jener ver<lb/> öffentlicht, welche wegen ſtörenden Benehmens von<lb/> der Bahn verwieſen wurden, auch dem Publicum jedes-<lb/> mal die Namen jener Fahrer bekanntgeben, die wegen<lb/> unehrlichen Fahrens beſtraft wurden. Das wird dem<lb/> Publicum die Sicherheit geben, daſs ſein Recht in<lb/> guten Händen iſt.</p><lb/> <p>Die Rennen vom Sonntag verliefen bei ſehr<lb/> gutem Beſuche, ohne jeden Zwiſchenfall, und einige<lb/> von ihnen geſtalteten ſich ſogar in den Endkämpfen<lb/> ſehr ſpannend; die Leiſtung von „Princeß Nefta“,<lb/> welche trotz der rieſigen Vorgabe von 180 Metern<lb/> dennoch als Zweite im Rennen um den Preis von<lb/> Baden einkam, erregte lebhaften Beifall.</p><lb/> <p>Nachſtehend die Reſultate:</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Park-Preis.</hi> 2400 Kronen. 3000 Meter.<lb/> Oppi Biagio’s ſechsjährige braune Stute Victor B.<lb/> (4 Minuten 37·2 Secunden) Erſte; Gherini de<lb/> Marchi’s ſechsjährige lichtbraune Stute Typewriter<lb/> Zweite; Schleſinger & Co. fünfjährige Fuchsſtute<lb/> Happy Bird Dritte. Totaliſateur 10:5, Platzwetten<lb/> 35, 41, 79:25.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Preis der Stadt Baden.</hi> 3000 Kronen.<lb/> 2800 Meter. 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Erzherzog<lb/><hi rendition="#g">Friedrich</hi> begrüßte ſeine Mutter auf dem hieſigen<lb/> Bahnhofe und fuhren ſodann in die Weilburg zum<lb/> Sommeraufenthalte.</p> </div><lb/> <div xml:id="personalnachrichten1" next="#personalnachrichten2" type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Perſonalnachrichten.</hi> </head> <p>Der k. k.<lb/> Steueramts-Controlor Karl Joachimsthal wurde zum<lb/> k. k. Hauptſteueramts-Controlor ernannt und dem</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="ausflug2" prev="#ausflug1" type="jArticle" n="2"> <p>werden es ſein, die dieſes weite Land der Cultur<lb/> erſchließen werden, Engländer, die den Schienenſtrang<lb/> von der Küſte nach der Cordillera und dem Stillen<lb/> Ocean ziehen, die Hafenanlagen erbauen, weite<lb/> Landſtrecken erwerben und Tauſenden von Anſiedlern<lb/> ein Heim gründen werden.<note place="foot" n="2)">Thatſächlich arbeiten die Engländer heimlich und offen<lb/> eifrigſt an der Agitation für Süd-Argentinien.</note> Daſs wir daran ſind,<lb/> den erſten und ſchwerſten Anfang zu machen, das<lb/> ſehen Sie ja mit eigenen Augen — mit Verlaub<lb/> daher, werter Freund, es lebe das anglo-argentiniſche<lb/> Patagonien — glückauf Britannia!“</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Soweit die ſonderbare Traumgeſchichte.<note place="foot" n="3)">Es fürchtet jeder Orientierte hier, daſs uns die Eng-<lb/> länder auch diesmal wieder den Rang ablaufen werden, wenn<lb/> nicht bald Hilfe von der Heimat kommt.</note> Bei<lb/> Licht beſehen, dürfte deren Inhalt wohl ſelbſt dem<lb/> nüchternen Zahlenmenſchen gar nicht ſo nebel- und<lb/> traumhaft vorkommen. Engländer waren es, die in<lb/> Central- und Süd-Patagonien zuerſt Fuß faßten,<lb/> Engländer, die den erſten Schienenſtrang bauten,<lb/> Engländer, die weite Ländereien in ihren Beſitz<lb/> gebracht haben. Engländer werden es vorausſichtlich<lb/> auch ſein, die in der wirtſchaftlichen Erſchließung<lb/> Patagoniens die Hauptrolle ſpielen werden.<note place="foot" n="4)">Daſs ſich aber die Deutſchen, welche die erſten ſchweren<lb/> Anſiedlungen in dieſem Gebiete machten, wieder die Palme<lb/> aus der Hand reißen laſſen, iſt mehr als ſchmerzlich — iſt<lb/> erniedrigend.</note> Und<lb/><cb/> dabei waren Deutſche die erſten Wegweiſer und<lb/> Pionniere; allein, bei ihren Landsleuten fanden ſie<lb/> keine Beachtung und Würdigung und ſo wird wohl<lb/> zehn gegen eins zu wetten ſein, daſs die Engländer<lb/> diejenigen ſein werden, welche das ſterile <note place="foot" n="5)">„ſteril“ d. h. bis dato unfruchtbar erſcheinend —<lb/> durchaus ironiſch gemeint.</note> Patagonien<lb/> in ein hervorragendes Productionsgebiet umwandeln<lb/> werden.</p><lb/> <p>Man hört viel über engliſchen Egoismus und<lb/> engliſche Ausbeutungsſucht reden und klagen. Die<lb/> Kehrſeite der Medaille wird dagegen weniger<lb/> beachtet. Den engliſchen Wagemuth und Unter-<lb/> nehmungsgeiſt, den engliſchen Fleiß und praktiſchen<lb/> Sinn, die engliſche Beharrlichkeit und Ausdauer<lb/> rühmt man nicht entfernt ſo, wie man die Schatten-<lb/> ſeiten dieſer Nation kritiſiert. Dies mögen ſich die-<lb/> jenigen hinter die Ohren ſchreiben, die in Deutſch-<lb/> land und der Schweiz über Auswanderung ſchreiben<lb/> und dichten und trotz aller Gelehrſamkeit noch nicht<lb/> imſtande waren, ein verſtändiges, der deutſchen und<lb/> ſchweizeriſchen Auswanderung wirklich dienendes<lb/> Anſiedlungsziel in Vorſchlag zu bringen, geſchweige<lb/> denn ein Coloniſationsproject in großem Stile zu<lb/> verwirklichen.</p><lb/> <p>Im verfloſſenen Jahre fand hier in Buenos<lb/> Ayres eine Verſammlung von Schweizern ſtatt, um<lb/> Ideen über ſchweizeriſche Coloniſation in Argentinien<lb/> auszutauſchen. Ein poſitives Ergebnis ergaben dieſe<lb/> Erörterungen nicht, zum Theil ſchon aus dem<lb/><cb/> Grunde, weil die Behörden in der Schweiz<note place="foot" n="6)">Der Redacteur, iſt Schweizer, wie ſeine Abonnenten,<lb/> daher ſpricht er beſonders von dieſem Lande, trotzdem die<lb/> Territorien ebenſo für Deutſche — auch die der Küſte —<lb/> geeignet ſind.</note> ſich<lb/> einer zielbewuſsten Auswanderung gegenüber durchaus<lb/> ablehnend verhalten und daher alle Verſuche, ge-<lb/> eignete Auswanderungsziele ausfindig zu machen,<lb/> auf unfruchtbaren Boden fallen. Die Anſicht, daſs<lb/> es im Süden Argentiniens weite Strecken fruchtbaren<lb/> Landes giebt, die ſich wirklich als Anſiedlungsgebiet<lb/> für ſchweizeriſche Auswanderung eignen, herrſchte<lb/> vor, allein wozu ſich bemühen, praktiſch durchführbare<lb/> Vorſchläge zu machen und Projecte auszuhecken,<lb/> wenn man von vornherein weiß, daſs dieſelben doch<lb/> keinen Anklang finden? So kam es, daſs die Er-<lb/> örterungen zu keinem Ziele führten. Und doch iſt<lb/> Schreiber dieſes der Überzeugung, daſs z. B. gerade<lb/> in Chubut ein Feld für ſchweizeriſche Auswanderung<lb/> zu finden wäre, wie es ſeinesgleichen auf dieſem<lb/> Planeten kein zweites gibt. In den Bergthälern des<lb/> Weſtens könnten ſchweizeriſche Landwirte und Hand-<lb/> werker zu Tauſenden ſchöne Heimſtätten finden,<lb/> allein — nur unter Beihilfe des Großcapitals.<lb/> Denn ſo wie die Dinge liegen, iſt an eine gedeihliche<lb/> Coloniſation in dieſem ſchönſten Theile Chubuts<lb/> ohne Eiſenbahnverbindung mit der Oſtküſte nicht zu<lb/> denken. Das Coloniſations-Unternehmen müſste daher<lb/> in großem Stile gehalten ſein.</p><lb/> <p> <ref> <hi rendition="#c">(Schluſs folgt.)</hi> </ref> </p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [2/0002]
Mittwoch Badener Zeitung 13. Juli 1898. Nr. 56.
ſeine Vertreter auch nur zu fragen, ihm etwa
mit dem § 14 an den Kopf zu werfen gedächte.
An der Schwelle des XX. Jahrhunderts ſpringt
man nicht ſo wie mit einer Schafherde mit einem
der erſten Culturvölker des Erdballs um; ganz
abgeſehen davon, daſs dieſes auch finanziell der
Tiagbalken des Reiches iſt.
Wenn nun die Conferenz beſchließt, die
Deutſchen haben dem Grafen Thun vor Auf-
hebung der Sprachenverordnungen nichts, weder
Verbindliches noch Unverbindliches, zu ſagen, ſo
möge Graf Thun ſich nur gefälligſt gegenwärtig
halten, daſs ſeine Politik ſelbſt zu dieſer Tonart
die Noten vorgezeichnet hat, Schlag auf Schlag,
Schimpf auf Schimpf über die Deutſchen
häufend; er wird hören, daſs es aus dem Walde
wohl nur heraushallt, wie man hineingeſchrien
hat. Durch die Ernennung Gleispach’s hat Graf
Thun das Deutſchthum vor den Kopf geſtoßen;
ſie klang wie ein Hohn auf die Miniſteranklage;
dann wurde Graz gemaßregelt, der Krawall-
protector Podlipny aber mit Huld überhäuft;
in Prag wurde unter den Glückwünſchen des
Miniſters und Statthalters ein Feſt gefeiert,
auf dem panruſſiſche Redner den Deutſchen mit
dem Knochenbrechen und dem Deutſchen Reiche
mit Vernichtung gedroht haben; der neue
Juſtizminiſter hat für Schleſien eine polniſch-
czechiſche Sprachenverordnung erlaſſen, die
beſcheidene Selbſtverſtändlichkeit des niederöſter-
reichiſchen Landtages, in Niederöſterreich den
geltenden Zuſtand rechtlich feſtzulegen, wurde
zur Sanction nicht zugelaſſen; auch ein anderer
Landtag, der ſteiriſche, wurde mit ſeinem Be-
ſchluſſe betreff der Bezirksvertretungen vor den
Kopf geſtoßen, weil es ſo die Windiſchen gefordert
hatten; in Böhmen legt man dem deutſchen
Städtebund Prügel in den Weg, in Mähren
werden das Staatsgrundgeſetz und die Vereins-
geſetze gerade den angerempelten Deutſchen
gegenüber ſo gehandhabt, daſs offenbar die
Deutſchen als Minderwertige daſtehen — ſiehe
Brünn, Schölſchniz, Eibenſchitz, Olmütz, Troppau
— in Böhmen wird das Freizügigkeitsgeſetz ganz
ungeniert umgangen, zum Nachtheil der Deutſchen!
Soll das alles nicht Stimmung machen in
der Einladungsconferenz, zur Fortfriſtung eines
Syſtems, das ſich alle dieſe Dinge gegen uns
Deutſche herausgenommen hat? Die Deutſchen
ſollten wohl die Rolle des einfältigen Bären
ſpielen, dem die Lappen, wenn ſie ihn einfangen
wollen, Holzſcheite hinhalten, womit er ſich dann
ſelbſt die Höhle verrammelt, in der er durch
einen Lanzenſtich umgebracht werden kann? Die
Methode mag an die Lappen erinnern; aber die
Bären werden auf ſich wohl warten laſſen. Wenn
nun dies ſo zutreffen ſollte, ſo mag ſich nur
Graf Thun ſelbſt die Schuld beimeſſen; er hat
es nicht anders gewollt. Nur möge er nicht
wieder ſich wundern, wenn die radicale Strömung
unter den Deutſchen zunimmt; nicht die anderen
Parteien rennen am Gängelband der Radicalen,
wie verſchiedentliche officiöſe Bürſchchen ſchwätzen,
ſondern die Regierungspolitik ſelbſt iſt es, die
Volk und Vertreter zum Äußerſten reizt, während
gerade die Czechen den Beweis liefern, daſs der
Radicalismus dorf nur prämiiert wird. Die
Friedensgeſinnung der Deutſchen im Jahre 1890
wurde ihnen mit Verrath und Wortbruch gelohnt.
Das wird man auch auf der Conferenz nicht
vergeſſen. X
Trabrennen in Baden
(Juli-Meeting.)
Vierter Tag, Sonntag, 10. Juli.
Der zur Schau getragene feſte Entſchluſs, die
Badener Rennbahn von den Wiener Mogeleien frei
zu machen und den Rennfahrern auf die Finger zu
ſehen, hat bei dem anſtändigen Theile des Publicums
allgemein Befriedigung hervorgerufen. Nicht ſo bei
dem anderen, größeren Theile, der ſich nicht damit
einverſtanden erklären will, daſs Demonſtrationen
am Rennplatz verboten ſein ſollen, und daſs Zuwider-
handelnden, wie dies bereits geſchehen iſt, der Beſuch
der Bahn unterſagt werde. Man iſt die ſcharfe,
energiſche Hand nicht gewohnt und am allerwenigſten
die Wiener Journaliſtik, die, anſtatt das durchaus
richtige Vorgehen der Rennleitung zu unterſtützen,
über ſie noch herfällt und in gehäſſigſter Weiſe ihre
Maßnahmen kritiſiert. Wir berichten an anderer
Stelle, daſs Fälle vorgekommen ſind, in welchen
Berichterſtatter Wiener Blätter ihre Journaliſten-
plaques um ein paar Gulden verkauft haben; die
Preſſe, welche derartige Vertreter nach Baden ent-
ſendet, hat am allerwenigſten Urſache, ſich auf den
Cato hinauszuſpielen. Der Verein thut ſeine Pflicht,
wenn er allen Unzukömmlichkeiten am Rennplatze
ſteuert und er wird auch gewiſs unſerem Rathe
folgen und, ſowie er die Namen aller jener ver
öffentlicht, welche wegen ſtörenden Benehmens von
der Bahn verwieſen wurden, auch dem Publicum jedes-
mal die Namen jener Fahrer bekanntgeben, die wegen
unehrlichen Fahrens beſtraft wurden. Das wird dem
Publicum die Sicherheit geben, daſs ſein Recht in
guten Händen iſt.
Die Rennen vom Sonntag verliefen bei ſehr
gutem Beſuche, ohne jeden Zwiſchenfall, und einige
von ihnen geſtalteten ſich ſogar in den Endkämpfen
ſehr ſpannend; die Leiſtung von „Princeß Nefta“,
welche trotz der rieſigen Vorgabe von 180 Metern
dennoch als Zweite im Rennen um den Preis von
Baden einkam, erregte lebhaften Beifall.
Nachſtehend die Reſultate:
Park-Preis. 2400 Kronen. 3000 Meter.
Oppi Biagio’s ſechsjährige braune Stute Victor B.
(4 Minuten 37·2 Secunden) Erſte; Gherini de
Marchi’s ſechsjährige lichtbraune Stute Typewriter
Zweite; Schleſinger & Co. fünfjährige Fuchsſtute
Happy Bird Dritte. Totaliſateur 10:5, Platzwetten
35, 41, 79:25.
Preis der Stadt Baden. 3000 Kronen.
2800 Meter. Wöß’ vierjährige braune Stute
Tummle dich, 2820 Meter (4 Minuten 35·1 Sec.),
Erſte; desſelben vierjährige Fuchsſtute Princeſs
Nefta, 2980 Meter, Zweite; Hauſer’s dreijähriger
Rapphengſt Blaſel Dritter. Totaliſateur 7:5, Platz
wetten 58, 37:25.
Straſſern-Preis. 2800 Kronen. 3000
Meter. Frau Mac Phee’s zehnjähriger dunkelbrauner
Hengſt Lee Simmons, 3050 Meter (4 Minuten
29·8 Secunden), Erſter; Gherini de Marchi’s ſechs-
jährige ſchwarzbraune Stute Princetta Zweite, Ober-
lieutenant Joſef Klaus’ ſiebenjähriger Rapphengſt
Charwing Chimes, 3075 Meter, Dritter. Totali-
ſateur 13:5, Platzwetten 36, 43, 42:25.
Rennen für Dreijährige. 2400 Kronen.
2500 Meter. Wanko’s braune Stute Phantaſie
(4 Minuten 9·8 Secunden), Erſte; Kreipl’s ſchwarz-
brauner Hengſt Felix Papageno Zweiter; Spitz & Co.
braune Stute Medea, 2450 Meter, Dritte. Tota-
liſateur 20:5, Platzwetten 36, 31, 42:25.
Zweiſpänniges Herrenfahren. 2400
Kronen. 3000 Meter. Czeloth’s Ruth T-Lola Montes
(Beſitzer) 3120 Meter (5 Minuten 20·7 Secunden),
Erſter; des Geſtüts Grünberg Kerios-Local, 3120
Meter (Prinz E. Auersperg), Zweiter; Mr. Dollar’s
Galatea-Tommy, 3100 Meter (Ritter v. Wachtler),
Dritter. Totaliſateur 9:5, Platzwetten 32, 68, 40:25.
Preis von Belvedere. 3500 Kronen.
3000 Meter. Morgenſtern’s ſiebenjährige Fuchsſtute
Golden Belle (4 Minuten 25 Secunden) Erſte; Frau
Mac Phee’s achtjähriger, brauner Hengſt Bismarck
Zweiter; Mr. Dongal’s ſechsjähriger, brauner Hengſt
Quarter Couſin Dritter. Totaliſateur 38:5, Platz-
wetten 97, 54:25.
Preis von Steinfeld 2400 Kronen. 3000
Meter. Moſer’s dreijähriger brauner Hengſt Donau-
dorf (4 Minuten 56·9 Secunden), Erſter; des Geſtüts
Kaplanhof dreijähriger Rapphengſt Adolf W. Zweiter;
Mr. Black’s ſechsjähriger brauner Hengſt Manfredo,
3050 Meter, Dritter. Totaliſateur 28:5, Platzwetten
64, 68, 112:25.
Handicap. 2400 Kronen. 2800 Meter. Cav.
Roſſi’s ſechsjähriger Rapphengſt Caſpio, 3840 Meter
(4 Minuten 23·6 Secunden), Erſter; Frau Mac
Phee’s alte braune Stute Arline, 2900 Meter,
Zweite; Wöß’ ſiebenjährige lichtbraune Stute Nellie,
2840 Meter, Dritte. Totaliſateur 43:5, Platzwetten
52, 64, 118:25.
Local-Nachrichten.
— Hofnachricht. Erzherzogin Eliſabeth
iſt nach mehrmonatlicher Abweſenheit von Wien
Montag, den 11. d. M., um 5 Uhr nachmittags,
in Begleitung des Oberſthofmeiſters Grafen Chotek
und der Hofdame Gräfin Daun über Paris und
Wien aus Madrid hier eingetroffen. Erzherzog
Friedrich begrüßte ſeine Mutter auf dem hieſigen
Bahnhofe und fuhren ſodann in die Weilburg zum
Sommeraufenthalte.
— Perſonalnachrichten. Der k. k.
Steueramts-Controlor Karl Joachimsthal wurde zum
k. k. Hauptſteueramts-Controlor ernannt und dem
werden es ſein, die dieſes weite Land der Cultur
erſchließen werden, Engländer, die den Schienenſtrang
von der Küſte nach der Cordillera und dem Stillen
Ocean ziehen, die Hafenanlagen erbauen, weite
Landſtrecken erwerben und Tauſenden von Anſiedlern
ein Heim gründen werden. 2) Daſs wir daran ſind,
den erſten und ſchwerſten Anfang zu machen, das
ſehen Sie ja mit eigenen Augen — mit Verlaub
daher, werter Freund, es lebe das anglo-argentiniſche
Patagonien — glückauf Britannia!“
Soweit die ſonderbare Traumgeſchichte. 3) Bei
Licht beſehen, dürfte deren Inhalt wohl ſelbſt dem
nüchternen Zahlenmenſchen gar nicht ſo nebel- und
traumhaft vorkommen. Engländer waren es, die in
Central- und Süd-Patagonien zuerſt Fuß faßten,
Engländer, die den erſten Schienenſtrang bauten,
Engländer, die weite Ländereien in ihren Beſitz
gebracht haben. Engländer werden es vorausſichtlich
auch ſein, die in der wirtſchaftlichen Erſchließung
Patagoniens die Hauptrolle ſpielen werden. 4) Und
dabei waren Deutſche die erſten Wegweiſer und
Pionniere; allein, bei ihren Landsleuten fanden ſie
keine Beachtung und Würdigung und ſo wird wohl
zehn gegen eins zu wetten ſein, daſs die Engländer
diejenigen ſein werden, welche das ſterile 5) Patagonien
in ein hervorragendes Productionsgebiet umwandeln
werden.
Man hört viel über engliſchen Egoismus und
engliſche Ausbeutungsſucht reden und klagen. Die
Kehrſeite der Medaille wird dagegen weniger
beachtet. Den engliſchen Wagemuth und Unter-
nehmungsgeiſt, den engliſchen Fleiß und praktiſchen
Sinn, die engliſche Beharrlichkeit und Ausdauer
rühmt man nicht entfernt ſo, wie man die Schatten-
ſeiten dieſer Nation kritiſiert. Dies mögen ſich die-
jenigen hinter die Ohren ſchreiben, die in Deutſch-
land und der Schweiz über Auswanderung ſchreiben
und dichten und trotz aller Gelehrſamkeit noch nicht
imſtande waren, ein verſtändiges, der deutſchen und
ſchweizeriſchen Auswanderung wirklich dienendes
Anſiedlungsziel in Vorſchlag zu bringen, geſchweige
denn ein Coloniſationsproject in großem Stile zu
verwirklichen.
Im verfloſſenen Jahre fand hier in Buenos
Ayres eine Verſammlung von Schweizern ſtatt, um
Ideen über ſchweizeriſche Coloniſation in Argentinien
auszutauſchen. Ein poſitives Ergebnis ergaben dieſe
Erörterungen nicht, zum Theil ſchon aus dem
Grunde, weil die Behörden in der Schweiz 6) ſich
einer zielbewuſsten Auswanderung gegenüber durchaus
ablehnend verhalten und daher alle Verſuche, ge-
eignete Auswanderungsziele ausfindig zu machen,
auf unfruchtbaren Boden fallen. Die Anſicht, daſs
es im Süden Argentiniens weite Strecken fruchtbaren
Landes giebt, die ſich wirklich als Anſiedlungsgebiet
für ſchweizeriſche Auswanderung eignen, herrſchte
vor, allein wozu ſich bemühen, praktiſch durchführbare
Vorſchläge zu machen und Projecte auszuhecken,
wenn man von vornherein weiß, daſs dieſelben doch
keinen Anklang finden? So kam es, daſs die Er-
örterungen zu keinem Ziele führten. Und doch iſt
Schreiber dieſes der Überzeugung, daſs z. B. gerade
in Chubut ein Feld für ſchweizeriſche Auswanderung
zu finden wäre, wie es ſeinesgleichen auf dieſem
Planeten kein zweites gibt. In den Bergthälern des
Weſtens könnten ſchweizeriſche Landwirte und Hand-
werker zu Tauſenden ſchöne Heimſtätten finden,
allein — nur unter Beihilfe des Großcapitals.
Denn ſo wie die Dinge liegen, iſt an eine gedeihliche
Coloniſation in dieſem ſchönſten Theile Chubuts
ohne Eiſenbahnverbindung mit der Oſtküſte nicht zu
denken. Das Coloniſations-Unternehmen müſste daher
in großem Stile gehalten ſein.
(Schluſs folgt.)
2) Thatſächlich arbeiten die Engländer heimlich und offen
eifrigſt an der Agitation für Süd-Argentinien.
3) Es fürchtet jeder Orientierte hier, daſs uns die Eng-
länder auch diesmal wieder den Rang ablaufen werden, wenn
nicht bald Hilfe von der Heimat kommt.
4) Daſs ſich aber die Deutſchen, welche die erſten ſchweren
Anſiedlungen in dieſem Gebiete machten, wieder die Palme
aus der Hand reißen laſſen, iſt mehr als ſchmerzlich — iſt
erniedrigend.
5) „ſteril“ d. h. bis dato unfruchtbar erſcheinend —
durchaus ironiſch gemeint.
6) Der Redacteur, iſt Schweizer, wie ſeine Abonnenten,
daher ſpricht er beſonders von dieſem Lande, trotzdem die
Territorien ebenſo für Deutſche — auch die der Küſte —
geeignet ſind.
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