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Badener Zeitung. Nr. 60, Baden (Niederösterreich), 27.07.1898.

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Nr. 60. Mittwoch Badener Zeitung 27. Juli 1898.

[Spaltenumbruch] nachstehendem Programme statt: 1. "Fest-Ouverture
über das Thüringer Lied" von Lassen. (Erste Auf-
führung.) 2. "Concert Nr. 8 in A-moll" für die
Violine von Louis Spohr. Vorgetragen vom Concert-
meister Herrn Paul Meyer. 3. "Badner Madeln",
Walzer von K. Komzak. (Neu.) 4. "Ungarische
Rhapsodie Nr. 6" (Pester Carneval) von Fr. Liszt.
(Erste Aufführung.) 5. "Vorspiel des ersten Actes
aus der Oper Lohengrin" von R. Wagner. 6. "Im
Chambre separee", Lied aus der Operette "Der
Opernball" von R. Heuberger. (Erste Aufführung.)
7. "II. Satz aus der Symphonie pathetique" von
P. Tschaikowsky (Erste Aufführung.) 8. "Der Traum
des Reservisten" Großes militärisches Tongemälde
von C. M. Ziehrer. Das Concert beginnt um
halb 8 Uhr abends. Karten im Vorverkaufe (40 kr.)
sind zu haben in den Buchhandlungen Dittrich und
Schütze, in den Cafes Fischer, Schopf, Kerschbaum,
im Cafepavillon im städtischen Parke und auf der
Hauswiese und in der Tabaktrafik am Hauptplatze.

-- Die I. Reunion

des Vergnügungs-
vereines, welche letzten Samstag im Curhaussaale
stattfand, erfreute sich, dank des gelungenen Arrange-
ments, des Besuches eines zahlreichen und durchwegs
distinguierten Publicums. Das Kränzchen-Comite,
mit Herrn Laschitz als Obmann an der Spitze, und
den Herren Grimme, Gregora, Pircher, Schubert,
Wladarz, ferner die Herren Adolf Hallenstein, Julius
Hartmann, Julius Hene, Fritz Landau, Robert
Schmidt, Max Scheu, hatte alles aufgeboten, um
seine Gäste nach jeder Richtung hin zu befriedigen
und dieses Bestreben war denn auch von einem
vollen Erfolge gekrönt. Das Tanzarrangement lag
in den Händen des Wiener Tanzmeisters Bubna,
der seines schwierigen Amtes mit vollendeter Eleganz
und allseits anerkanntem Geschicke waltete, hiebei
trefflich unterstützt von der vierundzwanzig Mann
starken Abtheilung der Curcapelle, welche unermüdlich
zum Tanze aufspielte und deren befeuernden Melodien
Damen und Herren mit nicht erschlaffendem Eifer
folgten. Die reizenden Blumenspenden des Comites,
vertrieben durch noch viel reizendere junge Damen,
fanden reißenden Absatz und das Comite kann somit
auch auf einen materiellen Erfolg zurückblicken, von
welchem die bisherigen derartigen Unternehmungen
noch selten begleitet waren. Fügen wir weiters hinzu,
dass alles, jung und alt, sich trefflich unterhielt und
nur ungern den Ballsaal verliess, so liegt darin die
beste Anerkennung für das Comite, dem wir bei den
folgenden Reunionen den gleichen Erfolg wünschen.

-- Die Tombola

vom vorigen Sonntag
erfreute sich eines massenhaften Besuches und der
lebhaftesten Antheilnahme seitens des Publicums.
Die erste Tombola, eine goldene Herrenuhr sammt
Kette, fiel auf einen Schneidergehilfen, die zweite,
eine goldene Damenuhr sammt Kette, an Fräulein
Irma Menschik. Die anderen zahlreichen Gewinnste
fielen meist bedürftigen Leuten zu.

-- Badener Mohrenwäsche.

In
der Auslage der bekannten Droguenhandlung "zum
schwarzen Hund", Rathhausgasse Nr 5, wird jetzt
täglich ein Mohr binnen zwei Minuten mit der
beliebten "Badener Fettseife" weiß gewaschen und
empfiehlt es sich, die Güte dieser Seife kennen
zu lernen.

-- Selbstmord eines Bureauchefs.

Montag, den 25. d. M., in der 5. Morgenstunde,
wurden die Bewohner des "Frauenhofes" durch
jammernde Hilferufe aus ihrer Ruhe geweckt. Es
hatte sich nämlich der daselbst seit 3 Wochen an-
wesende Curgast Rudolf Hirnschall, Bureauchef der
Donau-Dampfschiffahrtsgesellschaft, in einem nervösen
Anfalle eine Revolverkugel in den Unterleib gejagt.
Herr Regimentsarzt Dr. Hassak, welcher sofort herbei-
geholt wurde, sah, dass bei der schweren Verletzung,
welche sich H. zuzog, jede ärztliche Hilfe schon zu
spät sei und ordnete die Transportierung des Schwer-
verwundeten durch die freiwillige Rettungsgesellschaft
in das Rath'sche Spital an, woselbst der Verwundete
um 10 Uhr vormittags starb. Hirnschall, welcher im
45. Lebensjahre stand, litt au hochgradiger Hypo-
chondrie. Eine unglückliche Ehe steigerte das Leiden
zur unheilbaren Krankheit. Nach der Trennung von
seiner Gattin führte er ein höchst zurückgezogenes
Leben und bewohnte in Wien bei einer Beamten-
familie eine bescheidene Garconwohnung. In der
letzten Zeit stellten sich bei Hirnschall Angstvor-
stellungen ein, welchen er in dem letzten Schreiben,
das er an einen seiner Collegen richtete, durch folgende
Zeilen deutlichen Ausdruck giebt: "Lieber
Freund! Leichte Influenza mit Katarrh, hohe
Körpertemperatur, daher das Angstgefühl und
die Wahnidee -- so lautet die Prognose Dr. Reiß-
[Spaltenumbruch] mann's. Innerhalb 3 bis 4 Tagen hoffe ich her-
gestellt zu sein. -- Theilen Sie den Herren mit,
dass ich Mittwoch im Bureau eintreffe." Die Nach-
richt von dem Selbstmorde Hirnschall's rief unter
seinen Collegen große Überraschung hervor.

-- Kellerfeuer.

Montag früh kam aus
bisher unbekannter Ursache in den Kellerräumlich-
keiten des Gastwirtes Josef Schabner in der Braitner-
straße Feuer aus, welches mit rapider Schnelligkeit
um sich griff und die in der Holzkammer aufbe-
wahrten Gegenstände verzehrte. Dnrch die rasche
Hilfe der Feuerwehren von Weikersdorf und Baden
gelang es, den Brand binnen einer halben Stunde
zu localisieren.

-- Ein Gedenkbuch für Concert
und Theater.

Zur Anmerkung von Concerten,
Opern, Schauspielen etc., in sehr eleganter Aus-
stattung, als Geschenk für Jung und Alt vortrefflich
geeignet, ist im Verlage von J. Wladarz, Baden,
Pfarrgasse 3, erschienen und um den äußerst geringen
Betrag von 50 kr. erhältlich.




Correspondenzen.
Mödling. [Eigenbericht der "Badener Zeitung."]
(Einquartierung.)

In diesen Tagen
findet hier eine Einquartierung von 5 Officieren,
46 Cadetten, 30 Mann und 60 Pferden der k. k.
Artillerie-Academie statt. Uuter den Cadetten befindet
sich auch der Prinz von Orleans. Es werden
Übungen vorgenommen.

(Die Rettungsgesellschaft),

dieses
seit langem vorbereitete, humanitäre Institut, wird
am 2. December d. J sicher activiert werden und
hoffentlich eine ungezählte Reihe von Jahren hin-
durch segensreich wirken. Die Vorarbeiten wurden
bereits eingeleitet und werden mit Hilfe des dem
Bürgermeister, Herrn Thoma, gewährten Credites alle
nöthigen Anschaffungen bald vollzogen sein.

(Ein neues Brauhaus)

soll an Stelle
des alten, der Brunner Actienbrauerei gehörigen
Gebäudes, am Ende der Neusiedlerstraße entstehen.
Schon im Herbste d. J. will man mit der Demo-
lierung des Gebäudes beginnen. An dessen Stelle
kommt ein zwei Stock hoher Neubau, von großen
Gartenanlagen umgeben, zu stehen. Vorne, an der
Hauptfront des Gebäudes, soll ein zwei Meter breiter
Promenadeweg geschaffen werden. Da beabsichtigt
wird, in dem neuen Brauhauslocale, beziehungsweise
dessen Garten, populäre Concerte, wie solche in
Liesing stattfinden, zweimal in der Woche zu veran-
stalten, so dürften die Sonntags-Ausflüge der Mödlinger
nach Liesing in Zukunft entbehrlich werden.

(Diebstahl von Fahrrädern)

In der
Fabrik von Potschau & Co. in Atzgersdorf ist man
kürzlich zur Entdeckung eines Diebstahls an fertigen
Rädern und Radbestandtheilen in einer bisnun noch
unbekannten Werthöhe gelangt. Als Thäter dieser
Diebstähle wurde der frühere Director der Fabrik,
G., welcher zuletzt in Wien eine Stelle bekleidete,
von der Gendarmerie ausgeforscht und verhaftet.
Zugleich mit diesem nahm die Behörde auch die Ver-
haftung des in Mödling etablierten Fahrradhändlers
B. und einer anderen Person vor. Jener hatte von
dem Director Räder im Werte von 140 fl. um
blos 50 fl., dann Fahrradbestandtheile erworben und
soll sich dieses bedenklichen Ankaufes wegen verant-
worten. Nach kurzer Haft wurde B. entlassen und
es wird die Untersuchung gegen ihn auf freiem Fuße
fortgesetzt.

(Die Tombola)

hat am 24. d. M. auf
der hiesigen Brauereiwiese unter starkem Andrang
von Losbesitzern und Neugierigen stattgefunden. Trotz-
dem dürfte, weil der Absatz an Losen diesmal ein
schwächerer war, dem wohlthätigen Zwecke, nämlich
der am 2. December d. J. zu activierenden Rettungs-
Gesellschaft, nicht so viel, als erhofft wurde, zuge-
führt worden sein. Die Ziehung dauerte diesmal
länger als sonst, es kamen, bis endlich die Tombolas
gewonnen waren, fast alle neunzig Nummern zur
Ausrufung. Die Ungeduld der Anwesenden war
bereits auf das höchste gestiegen, allein Fortuna
zögerte noch immer, bis endlich ein Mann "Tom-
bola!" rief und nach der Tribüne eilte, um dort
die große goldene Uhr freudig bewegt in Empfang
zu nehmen. Es war dies ein wackerer Bindergehilfe
aus dem Neudorfer Brauhaus. Bald darauf lief ein
hübsches, kleines Mädchen die Treppen hinan; allein
nicht das Kind, sondern eine Magd des hiesigen
Gemeindesecretärs war die Gewinnerin der Damen-
uhr. Überhaupt hatte das Glück diesmal in sehr
löblicher Weise fast ausnahmslos nur mit Erden-
gütern wenig gesegneten Leuten zugewendet und die
[Spaltenumbruch] 50 Terni, 16 Quaterni und 2 Tombolas kamen
zumeist in die richtigen Hände. Um 7 Uhr strömten
die Leute massenhaft zurück. allein der Theaterbesuch
hatte doch unter dieser Veranstaltung gelitten.

(Begräbnis.)

Am 24. d. M., nachmittags,
fand das Begräbnis des hier in der Enzersdorfer-
straße wohnhaft gewesenen und verstorbenen ehe-
maligen Baumeisters, Ehrenbürgers etc., Herrn Ign.
Stättermayer, statt. Der Verblichene hatte ein Alter
von 72 Jahren erreicht.

(Männer-Gesangverein.)

Das Damen-
und Herren-Comite, welchem die schwierige und
vielen Tact erfordernde Aufgabe zufiel, für das große
Fest Spenden, bezw. Geschenke von Wertgegenständen,
zu sammeln, ist bereits in Action getreten und wird
allem Anscheine nach die besten Resultate erzielen.

(Theater.)

Samstag, den 23. Juli, gelangte
Ohnet's vieractiges Schauspiel "Der Hüttenbesitzer"
vor gut besuchtem Hause zur Aufführung. Dank der
vereinten Bemühungen aller Mitwirkenden, muss die
Darstellung als eine gelungene bezeichnet werden
und haben sich darum in erster Linie die Damen
Gigl und Arlt, sowie Herr Wolf verdient gemacht.
Letzterer war ein gewiegter Darsteller für den Philipp
Derblay, welchen er mit seinen besten Mitteln aus-
zustatten wusste. Frl. Gigl war in Erscheinung und
Auftreten die stolze Claire, für welche sie auch die
richtigen Herzenstöne in den entsprechenden Momenten
traf. Besonders wirkend war der Dialog zwischen
ihr und Athenais, welche in Frau Arlt ihre Meisterin
fand. Wir haben die genannte Dame schon früher
in dieser Rolle bewuudern gelernt und können unsere
Anerkennung nur aufs neue aussprechen. Frau
Förster ist als "Marquise Beaulieu" die stolze
Aristokratin und zärtliche Mutter, Frl. Vilma
(Susanne) das reizendste junge Dämchen. Herr
Brüngger traf mit seinem Monlinet die richtige
Grenze der Komik, Herr Richter lieferte mit seinem
Herzog v. Bligny eine vortreffliche Figur. Herr
Bauer fühlte sich als "Octave" sichtlich nicht wohl,
doch zog er sich ehrenhaft aus der Affaire. Unter
Brüngger's Regie leisteten auch die Inhaber der
kleineren Rollen ihr bestes. -- Sonntag, 24. Juli:
"Bruder Martin", Volksstück in vier Acten, von
C. Costa. Musik von M. v. Weinzierl. Regie Herr
Fischer. Trotz des mäßig besuchten Hauses -- blos
die Gallerien waren dicht besetzt -- kam eine
sehr animierte Vorstellung zustande. Die Kürzungen
machten sich zuweilen recht fühlbar und auch mit den
Couplet-Zugaben wurde zeitmangels halber gespart.
In den Hauptrollen zeichneten sich insbesondere Herr
Fischer als "Bruder Martin", Herr Bauer (Würmerl)
und Frl. Baer (Stanzi), dann Herr Wolf (Kern-
linger) und Frl. Gigl (Cilli) aus. Das sehr beifalls-
lustige Publicum zeichnete die Genannten wiederholt
durch stürmischen Beifall aus. -- Ein Gastspiel des
Charakterdarstellers Ludwig Martinelli vom Deutschen
Volkstheater im Karlweis'schen "Groben Hemd"
wird im Laufe dieser Woche stattfinden. -- Als
Novität folgen sodann "Die kleinen Schäfchen".

Sooß.
(Postexpedientenstelle)

ist
in unserem Orte unter folgenden Bedingungen zu
besetzen. Postbestallung 150 fl., Amtspauschale 40 fl.,
ein Pauschale jährlicher 200 fl. für die Besorgung des
täglich einmaligen Botenganges im Winter und der
täglich zweimaligen Botengänge im Sommer nach
Baden. Bewerber um diese Stelle haben eine Caution
von 200 fl. zu leisten. Gesuche sind binnen vier Wochen
bei der k. k. Post- und Telegraphen-Direction in
Wien einzubringen.

Pfaffstätten.
(Geschäfts-Eröffnung.)

Herr J. Rautschka, Tapezierer und Decorateur, er-
richtete in unserem Orte, Gumpoldskirchnerstraße 12,
ein Tapezierer- und Decorateur-Geschäft.

Gumpoldskirchen.
(Todesfall.)

Der
in allen Kreisen geachtete Weinhändler und
Realitätenbesitzer, Herr Josef Schneider, erlitt durch
das Ableben seines einzigen Sohnes Georg Schneider,
welcher gestern, den 26. d. M., im 41. Lebensjahre
starb, einen herben Verlust. Das Leichenbegängnis
findet Donnerstag, den 28. d. M., um halb 5 Uhr
nachmittags, vom Trauerhause: Hauptstraße 262, statt.

Traiskirchen.
(Deutscher Schulverein.)

Sonntag, den 31. l. M., findet in Traiskirchen in
Dopplinger's Gasthaus, um halb 5 Uhr nachmittags,
eine Ortsgruppenvertreter-Versammlung statt. Tages-
ordnung: 1. Neugründung der Ortsgruppe Trais-
kirchen. 2. Ansprache des Obmannes der Ortsgruppe
Baden, Herrn Professor Dr. Rainer v. Reinöhl.
3. Ansprache des Vertreters der Hauptleitung des
deutschen Schulvereines, Herrn Reichsrathsabgeordneten
Dr. Wolffhardt. 4. Unterhaltende Vorträge. -- Aus-
wärtige Theilnehmer benützen am besten in der

Nr. 60. Mittwoch Badener Zeitung 27. Juli 1898.

[Spaltenumbruch] nachſtehendem Programme ſtatt: 1. „Feſt-Ouverture
über das Thüringer Lied“ von Laſſen. (Erſte Auf-
führung.) 2. „Concert Nr. 8 in A-moll“ für die
Violine von Louis Spohr. Vorgetragen vom Concert-
meiſter Herrn Paul Meyer. 3. „Badner Madeln“,
Walzer von K. Komzák. (Neu.) 4. „Ungariſche
Rhapſodie Nr. 6“ (Peſter Carneval) von Fr. Liszt.
(Erſte Aufführung.) 5. „Vorſpiel des erſten Actes
aus der Oper Lohengrin“ von R. Wagner. 6. „Im
Chambre separée“, Lied aus der Operette „Der
Opernball“ von R. Heuberger. (Erſte Aufführung.)
7. „II. Satz aus der Symphonie pathétique“ von
P. Tſchaikowsky (Erſte Aufführung.) 8. „Der Traum
des Reſerviſten“ Großes militäriſches Tongemälde
von C. M. Ziehrer. Das Concert beginnt um
halb 8 Uhr abends. Karten im Vorverkaufe (40 kr.)
ſind zu haben in den Buchhandlungen Dittrich und
Schütze, in den Cafés Fiſcher, Schopf, Kerſchbaum,
im Cafépavillon im ſtädtiſchen Parke und auf der
Hauswieſe und in der Tabaktrafik am Hauptplatze.

Die I. Reunion

des Vergnügungs-
vereines, welche letzten Samstag im Curhausſaale
ſtattfand, erfreute ſich, dank des gelungenen Arrange-
ments, des Beſuches eines zahlreichen und durchwegs
diſtinguierten Publicums. Das Kränzchen-Comité,
mit Herrn Laſchitz als Obmann an der Spitze, und
den Herren Grimme, Gregora, Pircher, Schubert,
Wladarz, ferner die Herren Adolf Hallenſtein, Julius
Hartmann, Julius Hené, Fritz Landau, Robert
Schmidt, Max Scheu, hatte alles aufgeboten, um
ſeine Gäſte nach jeder Richtung hin zu befriedigen
und dieſes Beſtreben war denn auch von einem
vollen Erfolge gekrönt. Das Tanzarrangement lag
in den Händen des Wiener Tanzmeiſters Bubna,
der ſeines ſchwierigen Amtes mit vollendeter Eleganz
und allſeits anerkanntem Geſchicke waltete, hiebei
trefflich unterſtützt von der vierundzwanzig Mann
ſtarken Abtheilung der Curcapelle, welche unermüdlich
zum Tanze aufſpielte und deren befeuernden Melodien
Damen und Herren mit nicht erſchlaffendem Eifer
folgten. Die reizenden Blumenſpenden des Comités,
vertrieben durch noch viel reizendere junge Damen,
fanden reißenden Abſatz und das Comité kann ſomit
auch auf einen materiellen Erfolg zurückblicken, von
welchem die bisherigen derartigen Unternehmungen
noch ſelten begleitet waren. Fügen wir weiters hinzu,
daſs alles, jung und alt, ſich trefflich unterhielt und
nur ungern den Ballſaal verlieſs, ſo liegt darin die
beſte Anerkennung für das Comité, dem wir bei den
folgenden Reunionen den gleichen Erfolg wünſchen.

Die Tombola

vom vorigen Sonntag
erfreute ſich eines maſſenhaften Beſuches und der
lebhafteſten Antheilnahme ſeitens des Publicums.
Die erſte Tombola, eine goldene Herrenuhr ſammt
Kette, fiel auf einen Schneidergehilfen, die zweite,
eine goldene Damenuhr ſammt Kette, an Fräulein
Irma Menſchik. Die anderen zahlreichen Gewinnſte
fielen meiſt bedürftigen Leuten zu.

Badener Mohrenwäſche.

In
der Auslage der bekannten Droguenhandlung „zum
ſchwarzen Hund“, Rathhausgaſſe Nr 5, wird jetzt
täglich ein Mohr binnen zwei Minuten mit der
beliebten „Badener Fettſeife“ weiß gewaſchen und
empfiehlt es ſich, die Güte dieſer Seife kennen
zu lernen.

Selbſtmord eines Bureauchefs.

Montag, den 25. d. M., in der 5. Morgenſtunde,
wurden die Bewohner des „Frauenhofes“ durch
jammernde Hilferufe aus ihrer Ruhe geweckt. Es
hatte ſich nämlich der daſelbſt ſeit 3 Wochen an-
weſende Curgaſt Rudolf Hirnſchall, Bureauchef der
Donau-Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft, in einem nervöſen
Anfalle eine Revolverkugel in den Unterleib gejagt.
Herr Regimentsarzt Dr. Haſſak, welcher ſofort herbei-
geholt wurde, ſah, daſs bei der ſchweren Verletzung,
welche ſich H. zuzog, jede ärztliche Hilfe ſchon zu
ſpät ſei und ordnete die Transportierung des Schwer-
verwundeten durch die freiwillige Rettungsgeſellſchaft
in das Rath’ſche Spital an, woſelbſt der Verwundete
um 10 Uhr vormittags ſtarb. Hirnſchall, welcher im
45. Lebensjahre ſtand, litt au hochgradiger Hypo-
chondrie. Eine unglückliche Ehe ſteigerte das Leiden
zur unheilbaren Krankheit. Nach der Trennung von
ſeiner Gattin führte er ein höchſt zurückgezogenes
Leben und bewohnte in Wien bei einer Beamten-
familie eine beſcheidene Garçonwohnung. In der
letzten Zeit ſtellten ſich bei Hirnſchall Angſtvor-
ſtellungen ein, welchen er in dem letzten Schreiben,
das er an einen ſeiner Collegen richtete, durch folgende
Zeilen deutlichen Ausdruck giebt: „Lieber
Freund! Leichte Influenza mit Katarrh, hohe
Körpertemperatur, daher das Angſtgefühl und
die Wahnidee — ſo lautet die Prognoſe Dr. Reiß-
[Spaltenumbruch] mann’s. Innerhalb 3 bis 4 Tagen hoffe ich her-
geſtellt zu ſein. — Theilen Sie den Herren mit,
daſs ich Mittwoch im Bureau eintreffe.“ Die Nach-
richt von dem Selbſtmorde Hirnſchall’s rief unter
ſeinen Collegen große Überraſchung hervor.

Kellerfeuer.

Montag früh kam aus
bisher unbekannter Urſache in den Kellerräumlich-
keiten des Gaſtwirtes Joſef Schabner in der Braitner-
ſtraße Feuer aus, welches mit rapider Schnelligkeit
um ſich griff und die in der Holzkammer aufbe-
wahrten Gegenſtände verzehrte. Dnrch die raſche
Hilfe der Feuerwehren von Weikersdorf und Baden
gelang es, den Brand binnen einer halben Stunde
zu localiſieren.

Ein Gedenkbuch für Concert
und Theater.

Zur Anmerkung von Concerten,
Opern, Schauſpielen ꝛc., in ſehr eleganter Aus-
ſtattung, als Geſchenk für Jung und Alt vortrefflich
geeignet, iſt im Verlage von J. Wladarz, Baden,
Pfarrgaſſe 3, erſchienen und um den äußerſt geringen
Betrag von 50 kr. erhältlich.




Correſpondenzen.
Mödling. [Eigenbericht der „Badener Zeitung.“]
(Einquartierung.)

In dieſen Tagen
findet hier eine Einquartierung von 5 Officieren,
46 Cadetten, 30 Mann und 60 Pferden der k. k.
Artillerie-Academie ſtatt. Uuter den Cadetten befindet
ſich auch der Prinz von Orleans. Es werden
Übungen vorgenommen.

(Die Rettungsgeſellſchaft),

dieſes
ſeit langem vorbereitete, humanitäre Inſtitut, wird
am 2. December d. J ſicher activiert werden und
hoffentlich eine ungezählte Reihe von Jahren hin-
durch ſegensreich wirken. Die Vorarbeiten wurden
bereits eingeleitet und werden mit Hilfe des dem
Bürgermeiſter, Herrn Thoma, gewährten Credites alle
nöthigen Anſchaffungen bald vollzogen ſein.

(Ein neues Brauhaus)

ſoll an Stelle
des alten, der Brunner Actienbrauerei gehörigen
Gebäudes, am Ende der Neuſiedlerſtraße entſtehen.
Schon im Herbſte d. J. will man mit der Demo-
lierung des Gebäudes beginnen. An deſſen Stelle
kommt ein zwei Stock hoher Neubau, von großen
Gartenanlagen umgeben, zu ſtehen. Vorne, an der
Hauptfront des Gebäudes, ſoll ein zwei Meter breiter
Promenadeweg geſchaffen werden. Da beabſichtigt
wird, in dem neuen Brauhauslocale, beziehungsweiſe
deſſen Garten, populäre Concerte, wie ſolche in
Lieſing ſtattfinden, zweimal in der Woche zu veran-
ſtalten, ſo dürften die Sonntags-Ausflüge der Mödlinger
nach Lieſing in Zukunft entbehrlich werden.

(Diebſtahl von Fahrrädern)

In der
Fabrik von Potſchau & Co. in Atzgersdorf iſt man
kürzlich zur Entdeckung eines Diebſtahls an fertigen
Rädern und Radbeſtandtheilen in einer bisnun noch
unbekannten Werthöhe gelangt. Als Thäter dieſer
Diebſtähle wurde der frühere Director der Fabrik,
G., welcher zuletzt in Wien eine Stelle bekleidete,
von der Gendarmerie ausgeforſcht und verhaftet.
Zugleich mit dieſem nahm die Behörde auch die Ver-
haftung des in Mödling etablierten Fahrradhändlers
B. und einer anderen Perſon vor. Jener hatte von
dem Director Räder im Werte von 140 fl. um
blos 50 fl., dann Fahrradbeſtandtheile erworben und
ſoll ſich dieſes bedenklichen Ankaufes wegen verant-
worten. Nach kurzer Haft wurde B. entlaſſen und
es wird die Unterſuchung gegen ihn auf freiem Fuße
fortgeſetzt.

(Die Tombola)

hat am 24. d. M. auf
der hieſigen Brauereiwieſe unter ſtarkem Andrang
von Losbeſitzern und Neugierigen ſtattgefunden. Trotz-
dem dürfte, weil der Abſatz an Loſen diesmal ein
ſchwächerer war, dem wohlthätigen Zwecke, nämlich
der am 2. December d. J. zu activierenden Rettungs-
Geſellſchaft, nicht ſo viel, als erhofft wurde, zuge-
führt worden ſein. Die Ziehung dauerte diesmal
länger als ſonſt, es kamen, bis endlich die Tombolas
gewonnen waren, faſt alle neunzig Nummern zur
Ausrufung. Die Ungeduld der Anweſenden war
bereits auf das höchſte geſtiegen, allein Fortuna
zögerte noch immer, bis endlich ein Mann „Tom-
bola!“ rief und nach der Tribüne eilte, um dort
die große goldene Uhr freudig bewegt in Empfang
zu nehmen. Es war dies ein wackerer Bindergehilfe
aus dem Neudorfer Brauhaus. Bald darauf lief ein
hübſches, kleines Mädchen die Treppen hinan; allein
nicht das Kind, ſondern eine Magd des hieſigen
Gemeindeſecretärs war die Gewinnerin der Damen-
uhr. Überhaupt hatte das Glück diesmal in ſehr
löblicher Weiſe faſt ausnahmslos nur mit Erden-
gütern wenig geſegneten Leuten zugewendet und die
[Spaltenumbruch] 50 Terni, 16 Quaterni und 2 Tombolas kamen
zumeiſt in die richtigen Hände. Um 7 Uhr ſtrömten
die Leute maſſenhaft zurück. allein der Theaterbeſuch
hatte doch unter dieſer Veranſtaltung gelitten.

(Begräbnis.)

Am 24. d. M., nachmittags,
fand das Begräbnis des hier in der Enzersdorfer-
ſtraße wohnhaft geweſenen und verſtorbenen ehe-
maligen Baumeiſters, Ehrenbürgers ꝛc., Herrn Ign.
Stättermayer, ſtatt. Der Verblichene hatte ein Alter
von 72 Jahren erreicht.

(Männer-Geſangverein.)

Das Damen-
und Herren-Comité, welchem die ſchwierige und
vielen Tact erfordernde Aufgabe zufiel, für das große
Feſt Spenden, bezw. Geſchenke von Wertgegenſtänden,
zu ſammeln, iſt bereits in Action getreten und wird
allem Anſcheine nach die beſten Reſultate erzielen.

(Theater.)

Samstag, den 23. Juli, gelangte
Ohnet’s vieractiges Schauſpiel „Der Hüttenbeſitzer“
vor gut beſuchtem Hauſe zur Aufführung. Dank der
vereinten Bemühungen aller Mitwirkenden, muſs die
Darſtellung als eine gelungene bezeichnet werden
und haben ſich darum in erſter Linie die Damen
Gigl und Arlt, ſowie Herr Wolf verdient gemacht.
Letzterer war ein gewiegter Darſteller für den Philipp
Derblay, welchen er mit ſeinen beſten Mitteln aus-
zuſtatten wuſste. Frl. Gigl war in Erſcheinung und
Auftreten die ſtolze Claire, für welche ſie auch die
richtigen Herzenstöne in den entſprechenden Momenten
traf. Beſonders wirkend war der Dialog zwiſchen
ihr und Athenaïs, welche in Frau Arlt ihre Meiſterin
fand. Wir haben die genannte Dame ſchon früher
in dieſer Rolle bewuudern gelernt und können unſere
Anerkennung nur aufs neue ausſprechen. Frau
Förſter iſt als „Marquiſe Beaulieu“ die ſtolze
Ariſtokratin und zärtliche Mutter, Frl. Vilma
(Suſanne) das reizendſte junge Dämchen. Herr
Brüngger traf mit ſeinem Monlinet die richtige
Grenze der Komik, Herr Richter lieferte mit ſeinem
Herzog v. Bligny eine vortreffliche Figur. Herr
Bauer fühlte ſich als „Octave“ ſichtlich nicht wohl,
doch zog er ſich ehrenhaft aus der Affaire. Unter
Brüngger’s Regie leiſteten auch die Inhaber der
kleineren Rollen ihr beſtes. — Sonntag, 24. Juli:
„Bruder Martin“, Volksſtück in vier Acten, von
C. Coſta. Muſik von M. v. Weinzierl. Regie Herr
Fiſcher. Trotz des mäßig beſuchten Hauſes — blos
die Gallerien waren dicht beſetzt — kam eine
ſehr animierte Vorſtellung zuſtande. Die Kürzungen
machten ſich zuweilen recht fühlbar und auch mit den
Couplet-Zugaben wurde zeitmangels halber geſpart.
In den Hauptrollen zeichneten ſich insbeſondere Herr
Fiſcher als „Bruder Martin“, Herr Bauer (Würmerl)
und Frl. Baer (Stanzi), dann Herr Wolf (Kern-
linger) und Frl. Gigl (Cilli) aus. Das ſehr beifalls-
luſtige Publicum zeichnete die Genannten wiederholt
durch ſtürmiſchen Beifall aus. — Ein Gaſtſpiel des
Charakterdarſtellers Ludwig Martinelli vom Deutſchen
Volkstheater im Karlweis’ſchen „Groben Hemd“
wird im Laufe dieſer Woche ſtattfinden. — Als
Novität folgen ſodann „Die kleinen Schäfchen“.

Sooß.
(Poſtexpedientenſtelle)

iſt
in unſerem Orte unter folgenden Bedingungen zu
beſetzen. Poſtbeſtallung 150 fl., Amtspauſchale 40 fl.,
ein Pauſchale jährlicher 200 fl. für die Beſorgung des
täglich einmaligen Botenganges im Winter und der
täglich zweimaligen Botengänge im Sommer nach
Baden. Bewerber um dieſe Stelle haben eine Caution
von 200 fl. zu leiſten. Geſuche ſind binnen vier Wochen
bei der k. k. Poſt- und Telegraphen-Direction in
Wien einzubringen.

Pfaffſtätten.
(Geſchäfts-Eröffnung.)

Herr J. Rautſchka, Tapezierer und Decorateur, er-
richtete in unſerem Orte, Gumpoldskirchnerſtraße 12,
ein Tapezierer- und Decorateur-Geſchäft.

Gumpoldskirchen.
(Todesfall.)

Der
in allen Kreiſen geachtete Weinhändler und
Realitätenbeſitzer, Herr Joſef Schneider, erlitt durch
das Ableben ſeines einzigen Sohnes Georg Schneider,
welcher geſtern, den 26. d. M., im 41. Lebensjahre
ſtarb, einen herben Verluſt. Das Leichenbegängnis
findet Donnerstag, den 28. d. M., um halb 5 Uhr
nachmittags, vom Trauerhauſe: Hauptſtraße 262, ſtatt.

Traiskirchen.
(Deutſcher Schulverein.)

Sonntag, den 31. l. M., findet in Traiskirchen in
Dopplinger’s Gaſthaus, um halb 5 Uhr nachmittags,
eine Ortsgruppenvertreter-Verſammlung ſtatt. Tages-
ordnung: 1. Neugründung der Ortsgruppe Trais-
kirchen. 2. Anſprache des Obmannes der Ortsgruppe
Baden, Herrn Profeſſor Dr. Rainer v. Reinöhl.
3. Anſprache des Vertreters der Hauptleitung des
deutſchen Schulvereines, Herrn Reichsrathsabgeordneten
Dr. Wolffhardt. 4. Unterhaltende Vorträge. — Aus-
wärtige Theilnehmer benützen am beſten in der

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[3/0003] Nr. 60. Mittwoch Badener Zeitung 27. Juli 1898. nachſtehendem Programme ſtatt: 1. „Feſt-Ouverture über das Thüringer Lied“ von Laſſen. (Erſte Auf- führung.) 2. „Concert Nr. 8 in A-moll“ für die Violine von Louis Spohr. Vorgetragen vom Concert- meiſter Herrn Paul Meyer. 3. „Badner Madeln“, Walzer von K. Komzák. (Neu.) 4. „Ungariſche Rhapſodie Nr. 6“ (Peſter Carneval) von Fr. Liszt. (Erſte Aufführung.) 5. „Vorſpiel des erſten Actes aus der Oper Lohengrin“ von R. Wagner. 6. „Im Chambre separée“, Lied aus der Operette „Der Opernball“ von R. Heuberger. (Erſte Aufführung.) 7. „II. Satz aus der Symphonie pathétique“ von P. Tſchaikowsky (Erſte Aufführung.) 8. „Der Traum des Reſerviſten“ Großes militäriſches Tongemälde von C. M. Ziehrer. Das Concert beginnt um halb 8 Uhr abends. Karten im Vorverkaufe (40 kr.) ſind zu haben in den Buchhandlungen Dittrich und Schütze, in den Cafés Fiſcher, Schopf, Kerſchbaum, im Cafépavillon im ſtädtiſchen Parke und auf der Hauswieſe und in der Tabaktrafik am Hauptplatze. — Die I. Reunion des Vergnügungs- vereines, welche letzten Samstag im Curhausſaale ſtattfand, erfreute ſich, dank des gelungenen Arrange- ments, des Beſuches eines zahlreichen und durchwegs diſtinguierten Publicums. Das Kränzchen-Comité, mit Herrn Laſchitz als Obmann an der Spitze, und den Herren Grimme, Gregora, Pircher, Schubert, Wladarz, ferner die Herren Adolf Hallenſtein, Julius Hartmann, Julius Hené, Fritz Landau, Robert Schmidt, Max Scheu, hatte alles aufgeboten, um ſeine Gäſte nach jeder Richtung hin zu befriedigen und dieſes Beſtreben war denn auch von einem vollen Erfolge gekrönt. Das Tanzarrangement lag in den Händen des Wiener Tanzmeiſters Bubna, der ſeines ſchwierigen Amtes mit vollendeter Eleganz und allſeits anerkanntem Geſchicke waltete, hiebei trefflich unterſtützt von der vierundzwanzig Mann ſtarken Abtheilung der Curcapelle, welche unermüdlich zum Tanze aufſpielte und deren befeuernden Melodien Damen und Herren mit nicht erſchlaffendem Eifer folgten. Die reizenden Blumenſpenden des Comités, vertrieben durch noch viel reizendere junge Damen, fanden reißenden Abſatz und das Comité kann ſomit auch auf einen materiellen Erfolg zurückblicken, von welchem die bisherigen derartigen Unternehmungen noch ſelten begleitet waren. Fügen wir weiters hinzu, daſs alles, jung und alt, ſich trefflich unterhielt und nur ungern den Ballſaal verlieſs, ſo liegt darin die beſte Anerkennung für das Comité, dem wir bei den folgenden Reunionen den gleichen Erfolg wünſchen. — Die Tombola vom vorigen Sonntag erfreute ſich eines maſſenhaften Beſuches und der lebhafteſten Antheilnahme ſeitens des Publicums. Die erſte Tombola, eine goldene Herrenuhr ſammt Kette, fiel auf einen Schneidergehilfen, die zweite, eine goldene Damenuhr ſammt Kette, an Fräulein Irma Menſchik. Die anderen zahlreichen Gewinnſte fielen meiſt bedürftigen Leuten zu. — Badener Mohrenwäſche. In der Auslage der bekannten Droguenhandlung „zum ſchwarzen Hund“, Rathhausgaſſe Nr 5, wird jetzt täglich ein Mohr binnen zwei Minuten mit der beliebten „Badener Fettſeife“ weiß gewaſchen und empfiehlt es ſich, die Güte dieſer Seife kennen zu lernen. — Selbſtmord eines Bureauchefs. Montag, den 25. d. M., in der 5. Morgenſtunde, wurden die Bewohner des „Frauenhofes“ durch jammernde Hilferufe aus ihrer Ruhe geweckt. Es hatte ſich nämlich der daſelbſt ſeit 3 Wochen an- weſende Curgaſt Rudolf Hirnſchall, Bureauchef der Donau-Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft, in einem nervöſen Anfalle eine Revolverkugel in den Unterleib gejagt. Herr Regimentsarzt Dr. Haſſak, welcher ſofort herbei- geholt wurde, ſah, daſs bei der ſchweren Verletzung, welche ſich H. zuzog, jede ärztliche Hilfe ſchon zu ſpät ſei und ordnete die Transportierung des Schwer- verwundeten durch die freiwillige Rettungsgeſellſchaft in das Rath’ſche Spital an, woſelbſt der Verwundete um 10 Uhr vormittags ſtarb. Hirnſchall, welcher im 45. Lebensjahre ſtand, litt au hochgradiger Hypo- chondrie. Eine unglückliche Ehe ſteigerte das Leiden zur unheilbaren Krankheit. Nach der Trennung von ſeiner Gattin führte er ein höchſt zurückgezogenes Leben und bewohnte in Wien bei einer Beamten- familie eine beſcheidene Garçonwohnung. In der letzten Zeit ſtellten ſich bei Hirnſchall Angſtvor- ſtellungen ein, welchen er in dem letzten Schreiben, das er an einen ſeiner Collegen richtete, durch folgende Zeilen deutlichen Ausdruck giebt: „Lieber Freund! Leichte Influenza mit Katarrh, hohe Körpertemperatur, daher das Angſtgefühl und die Wahnidee — ſo lautet die Prognoſe Dr. Reiß- mann’s. Innerhalb 3 bis 4 Tagen hoffe ich her- geſtellt zu ſein. — Theilen Sie den Herren mit, daſs ich Mittwoch im Bureau eintreffe.“ Die Nach- richt von dem Selbſtmorde Hirnſchall’s rief unter ſeinen Collegen große Überraſchung hervor. — Kellerfeuer. Montag früh kam aus bisher unbekannter Urſache in den Kellerräumlich- keiten des Gaſtwirtes Joſef Schabner in der Braitner- ſtraße Feuer aus, welches mit rapider Schnelligkeit um ſich griff und die in der Holzkammer aufbe- wahrten Gegenſtände verzehrte. Dnrch die raſche Hilfe der Feuerwehren von Weikersdorf und Baden gelang es, den Brand binnen einer halben Stunde zu localiſieren. — Ein Gedenkbuch für Concert und Theater. Zur Anmerkung von Concerten, Opern, Schauſpielen ꝛc., in ſehr eleganter Aus- ſtattung, als Geſchenk für Jung und Alt vortrefflich geeignet, iſt im Verlage von J. Wladarz, Baden, Pfarrgaſſe 3, erſchienen und um den äußerſt geringen Betrag von 50 kr. erhältlich. Correſpondenzen. Mödling. [Eigenbericht der „Badener Zeitung.“] (Einquartierung.) In dieſen Tagen findet hier eine Einquartierung von 5 Officieren, 46 Cadetten, 30 Mann und 60 Pferden der k. k. Artillerie-Academie ſtatt. Uuter den Cadetten befindet ſich auch der Prinz von Orleans. Es werden Übungen vorgenommen. (Die Rettungsgeſellſchaft), dieſes ſeit langem vorbereitete, humanitäre Inſtitut, wird am 2. December d. J ſicher activiert werden und hoffentlich eine ungezählte Reihe von Jahren hin- durch ſegensreich wirken. Die Vorarbeiten wurden bereits eingeleitet und werden mit Hilfe des dem Bürgermeiſter, Herrn Thoma, gewährten Credites alle nöthigen Anſchaffungen bald vollzogen ſein. (Ein neues Brauhaus) ſoll an Stelle des alten, der Brunner Actienbrauerei gehörigen Gebäudes, am Ende der Neuſiedlerſtraße entſtehen. Schon im Herbſte d. J. will man mit der Demo- lierung des Gebäudes beginnen. An deſſen Stelle kommt ein zwei Stock hoher Neubau, von großen Gartenanlagen umgeben, zu ſtehen. Vorne, an der Hauptfront des Gebäudes, ſoll ein zwei Meter breiter Promenadeweg geſchaffen werden. Da beabſichtigt wird, in dem neuen Brauhauslocale, beziehungsweiſe deſſen Garten, populäre Concerte, wie ſolche in Lieſing ſtattfinden, zweimal in der Woche zu veran- ſtalten, ſo dürften die Sonntags-Ausflüge der Mödlinger nach Lieſing in Zukunft entbehrlich werden. (Diebſtahl von Fahrrädern) In der Fabrik von Potſchau & Co. in Atzgersdorf iſt man kürzlich zur Entdeckung eines Diebſtahls an fertigen Rädern und Radbeſtandtheilen in einer bisnun noch unbekannten Werthöhe gelangt. Als Thäter dieſer Diebſtähle wurde der frühere Director der Fabrik, G., welcher zuletzt in Wien eine Stelle bekleidete, von der Gendarmerie ausgeforſcht und verhaftet. Zugleich mit dieſem nahm die Behörde auch die Ver- haftung des in Mödling etablierten Fahrradhändlers B. und einer anderen Perſon vor. Jener hatte von dem Director Räder im Werte von 140 fl. um blos 50 fl., dann Fahrradbeſtandtheile erworben und ſoll ſich dieſes bedenklichen Ankaufes wegen verant- worten. Nach kurzer Haft wurde B. entlaſſen und es wird die Unterſuchung gegen ihn auf freiem Fuße fortgeſetzt. (Die Tombola) hat am 24. d. M. auf der hieſigen Brauereiwieſe unter ſtarkem Andrang von Losbeſitzern und Neugierigen ſtattgefunden. Trotz- dem dürfte, weil der Abſatz an Loſen diesmal ein ſchwächerer war, dem wohlthätigen Zwecke, nämlich der am 2. December d. J. zu activierenden Rettungs- Geſellſchaft, nicht ſo viel, als erhofft wurde, zuge- führt worden ſein. Die Ziehung dauerte diesmal länger als ſonſt, es kamen, bis endlich die Tombolas gewonnen waren, faſt alle neunzig Nummern zur Ausrufung. Die Ungeduld der Anweſenden war bereits auf das höchſte geſtiegen, allein Fortuna zögerte noch immer, bis endlich ein Mann „Tom- bola!“ rief und nach der Tribüne eilte, um dort die große goldene Uhr freudig bewegt in Empfang zu nehmen. Es war dies ein wackerer Bindergehilfe aus dem Neudorfer Brauhaus. Bald darauf lief ein hübſches, kleines Mädchen die Treppen hinan; allein nicht das Kind, ſondern eine Magd des hieſigen Gemeindeſecretärs war die Gewinnerin der Damen- uhr. Überhaupt hatte das Glück diesmal in ſehr löblicher Weiſe faſt ausnahmslos nur mit Erden- gütern wenig geſegneten Leuten zugewendet und die 50 Terni, 16 Quaterni und 2 Tombolas kamen zumeiſt in die richtigen Hände. Um 7 Uhr ſtrömten die Leute maſſenhaft zurück. allein der Theaterbeſuch hatte doch unter dieſer Veranſtaltung gelitten. (Begräbnis.) Am 24. d. M., nachmittags, fand das Begräbnis des hier in der Enzersdorfer- ſtraße wohnhaft geweſenen und verſtorbenen ehe- maligen Baumeiſters, Ehrenbürgers ꝛc., Herrn Ign. Stättermayer, ſtatt. Der Verblichene hatte ein Alter von 72 Jahren erreicht. (Männer-Geſangverein.) Das Damen- und Herren-Comité, welchem die ſchwierige und vielen Tact erfordernde Aufgabe zufiel, für das große Feſt Spenden, bezw. Geſchenke von Wertgegenſtänden, zu ſammeln, iſt bereits in Action getreten und wird allem Anſcheine nach die beſten Reſultate erzielen. (Theater.) Samstag, den 23. Juli, gelangte Ohnet’s vieractiges Schauſpiel „Der Hüttenbeſitzer“ vor gut beſuchtem Hauſe zur Aufführung. Dank der vereinten Bemühungen aller Mitwirkenden, muſs die Darſtellung als eine gelungene bezeichnet werden und haben ſich darum in erſter Linie die Damen Gigl und Arlt, ſowie Herr Wolf verdient gemacht. Letzterer war ein gewiegter Darſteller für den Philipp Derblay, welchen er mit ſeinen beſten Mitteln aus- zuſtatten wuſste. Frl. Gigl war in Erſcheinung und Auftreten die ſtolze Claire, für welche ſie auch die richtigen Herzenstöne in den entſprechenden Momenten traf. Beſonders wirkend war der Dialog zwiſchen ihr und Athenaïs, welche in Frau Arlt ihre Meiſterin fand. Wir haben die genannte Dame ſchon früher in dieſer Rolle bewuudern gelernt und können unſere Anerkennung nur aufs neue ausſprechen. Frau Förſter iſt als „Marquiſe Beaulieu“ die ſtolze Ariſtokratin und zärtliche Mutter, Frl. Vilma (Suſanne) das reizendſte junge Dämchen. Herr Brüngger traf mit ſeinem Monlinet die richtige Grenze der Komik, Herr Richter lieferte mit ſeinem Herzog v. Bligny eine vortreffliche Figur. Herr Bauer fühlte ſich als „Octave“ ſichtlich nicht wohl, doch zog er ſich ehrenhaft aus der Affaire. Unter Brüngger’s Regie leiſteten auch die Inhaber der kleineren Rollen ihr beſtes. — Sonntag, 24. Juli: „Bruder Martin“, Volksſtück in vier Acten, von C. Coſta. Muſik von M. v. Weinzierl. Regie Herr Fiſcher. Trotz des mäßig beſuchten Hauſes — blos die Gallerien waren dicht beſetzt — kam eine ſehr animierte Vorſtellung zuſtande. Die Kürzungen machten ſich zuweilen recht fühlbar und auch mit den Couplet-Zugaben wurde zeitmangels halber geſpart. In den Hauptrollen zeichneten ſich insbeſondere Herr Fiſcher als „Bruder Martin“, Herr Bauer (Würmerl) und Frl. Baer (Stanzi), dann Herr Wolf (Kern- linger) und Frl. Gigl (Cilli) aus. Das ſehr beifalls- luſtige Publicum zeichnete die Genannten wiederholt durch ſtürmiſchen Beifall aus. — Ein Gaſtſpiel des Charakterdarſtellers Ludwig Martinelli vom Deutſchen Volkstheater im Karlweis’ſchen „Groben Hemd“ wird im Laufe dieſer Woche ſtattfinden. — Als Novität folgen ſodann „Die kleinen Schäfchen“. Sooß. (Poſtexpedientenſtelle) iſt in unſerem Orte unter folgenden Bedingungen zu beſetzen. Poſtbeſtallung 150 fl., Amtspauſchale 40 fl., ein Pauſchale jährlicher 200 fl. für die Beſorgung des täglich einmaligen Botenganges im Winter und der täglich zweimaligen Botengänge im Sommer nach Baden. Bewerber um dieſe Stelle haben eine Caution von 200 fl. zu leiſten. Geſuche ſind binnen vier Wochen bei der k. k. Poſt- und Telegraphen-Direction in Wien einzubringen. Pfaffſtätten. (Geſchäfts-Eröffnung.) Herr J. Rautſchka, Tapezierer und Decorateur, er- richtete in unſerem Orte, Gumpoldskirchnerſtraße 12, ein Tapezierer- und Decorateur-Geſchäft. Gumpoldskirchen. (Todesfall.) Der in allen Kreiſen geachtete Weinhändler und Realitätenbeſitzer, Herr Joſef Schneider, erlitt durch das Ableben ſeines einzigen Sohnes Georg Schneider, welcher geſtern, den 26. d. M., im 41. Lebensjahre ſtarb, einen herben Verluſt. Das Leichenbegängnis findet Donnerstag, den 28. d. M., um halb 5 Uhr nachmittags, vom Trauerhauſe: Hauptſtraße 262, ſtatt. Traiskirchen. (Deutſcher Schulverein.) Sonntag, den 31. l. M., findet in Traiskirchen in Dopplinger’s Gaſthaus, um halb 5 Uhr nachmittags, eine Ortsgruppenvertreter-Verſammlung ſtatt. Tages- ordnung: 1. Neugründung der Ortsgruppe Trais- kirchen. 2. Anſprache des Obmannes der Ortsgruppe Baden, Herrn Profeſſor Dr. Rainer v. Reinöhl. 3. Anſprache des Vertreters der Hauptleitung des deutſchen Schulvereines, Herrn Reichsrathsabgeordneten Dr. Wolffhardt. 4. Unterhaltende Vorträge. — Aus- wärtige Theilnehmer benützen am beſten in der

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 60, Baden (Niederösterreich), 27.07.1898, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener060_1898/3>, abgerufen am 03.12.2024.