Badener Zeitung. Nr. 66, Baden (Niederösterreich), 16.08.1916. Badener Zeitung Deutsch-freiheitliches und unabhängiges Organ. [Spaltenumbruch]
Redaktionsschluß: Nr. 66. Baden bei Wien, Mittwoch, den 16. August 1916. 37. Jahrg. [Spaltenumbruch] Die Erörterung über die Friedensziele in Deutschland. Wenn auch nicht offiziell und in aller Form, Die Sorge der denkenden Menschen geht Trotz dieser bedenklichen Erscheinungen, die Lokal-Nachrichten. -- Militärische Auszeichnung. In An- -- Todesfälle. Am 10. August starb hier -- Spende. Exzellenz Generaloberst Friedrich -- Vom Badener Kurorchester. Diens- Badener Zeitung Deutſch-freiheitliches und unabhängiges Organ. [Spaltenumbruch]
Redaktionsſchluß: Nr. 66. Baden bei Wien, Mittwoch, den 16. Auguſt 1916. 37. Jahrg. [Spaltenumbruch] Die Erörterung über die Friedensziele in Deutſchland. Wenn auch nicht offiziell und in aller Form, Die Sorge der denkenden Menſchen geht Trotz dieſer bedenklichen Erſcheinungen, die Lokal-Nachrichten. — Militäriſche Auszeichnung. In An- — Todesfälle. Am 10. Auguſt ſtarb hier — Spende. Exzellenz Generaloberſt Friedrich — Vom Badener Kurorcheſter. 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Schmoller teilt, der in der<lb/> „Deutſchen Politik“ ſehr richtig ſagt, die Zentral-<lb/> mächte können dem Vierverbande den Entſchluß<lb/> zum Frieden erleichtern, wenn ſie in ihren Sieges-<lb/> anſprüchen gemäßigt auftreten. „Die Stimmen<lb/> in Deutſchland“, ſo führt der genannte Gelehrte<lb/> aus, „zerfallen in drei Gruppen: Siegesgefühl,<lb/> die patriotiſche Begeiſterung und das wirtſchaftliche<lb/> Intereſſe verlangen in begreiflicher Gemütserregung<lb/> einen möglichſt großen Siegespreis. Eine faſt<lb/> überſchlaue, in die Zukunft blickende Mäßigung<lb/> will ſich faſt mit dem <hi rendition="#aq">Status quo ante</hi> begnügen.<lb/> Die Mehrzal der vernünftigen Leute, einſchließlich<lb/> der Regierung hält die Mitte zwiſchen den beiden<lb/> Extremen.“ Profeſſor v. 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Badener Zeitung
Deutſch-freiheitliches und unabhängiges Organ.
Redaktionsſchluß:
Dienstag und Freitag früh.
Erſcheint Mittwoch und Samstag früh.
——— Telephon-Anſchluß Nr. 229. ———
Unverlangt eingeſandte Manuſkripte
werden nicht zurückgeſendet.
Abonnement Raden: Zum Abholen vierteljährig K 2·50, halbjährig K 5·—, ganzjährig K 10·—. Mit Zuſtellung ins Haus Baden: Vierteljährig K 3·—, halbjährig K 6 —,
ganzjährig K 12·—. Oeſterreich-Ungarn: Mit Zuſendung vierteljährig K 3·30, halbjährig K 6·50, ganzjährig K 13·—. Einzelne Mittwoch-Nummer 12 h, Samstag-
Nummer 16 h. — Inſerate werden per 80 mm breite Petitzeile mit 16 h für die erſte, und mit 14 h für fünf nacheinander folgende Einſchaltungen berechnet, größere Aufträge
nach Uebereinkommen und können auch durch die beſtehenden Annonzen-Bureaus an die Adminiſtration gerichtet werden. — Intereſſante Mitteilungen, Notizen und
Korreſpondenzen werden nach Uebereinkunft honoriert. — Manuſkripte werden nicht zurückgeſtellt. — Redaktion und Adminiſtration: Baden, Pfarrgaſſe Nr. 3.
(Die Samstag-Nummer enthält die Gratis-Beilage „Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“.)
Nr. 66. Baden bei Wien, Mittwoch, den 16. Auguſt 1916. 37. Jahrg.
Die Erörterung über die
Friedensziele in Deutſchland.
Wenn auch nicht offiziell und in aller Form,
ſo hat doch die deutſche Reichsregierung die Er-
örterung über die Kriegs- und Friedensziele
wenigſtens ſtillſchweigend freigegeben. Das Schau-
ſpiel, welches die öffentliche Meinung in dieſer
Frage darbietet, iſt kein beſonders würdiges und
erſreuliches. Ebenſo iſt auch die Form, in der
der diesbezügliche Meinungsaustauſch geführt
wird, keine allzu vornehme und noble. Am ärgſten
treiben es ſelbſtredend die ſogen. Annexioniſten,
deren Forderungen nach möglichſten Sicherungen
ſchier keine Grenzen kennen wollen und die ſich
durch die Tatſache keineswegs irre machen laſſen,
daß derartige „Sicherungen“ auf Koſten anderer
eben keine Sicherungen ſind, ſondern der Keim
zu neuen Rachegedanken und Racheplänen. Wie
derartige „Sicherungen“ ihren beabſichtigten Zweck
niemals erreichen, dafür iſt ja auch dieſer Krieg
ein Beiſpiel, in welchem Frankreich die Gelegen-
heit erblicken wollte, den Revanchegedanken für
Elſaß-Lothringen zu verwirklichen. Bismarck, der
gewiß nicht als Flaumacher oder wie man jetzt
zu ſagen beliebt, als Hämmling gelten konnte,
war bekanntlich gegen die Annexion Elſaß-
Lothringens. Er konnte aber gegen den ein-
mütigen Willen der deutſchen Militärkreiſe, denen
faſt die geſamte Preſſe zur Verfügung ſtand, nicht
durchdringen. Zur Sicherung gegen künftige
Ueberfälle mußte Frankreich im Präliminarfrieden
vom 26. Februar 1872 auf alle ſeine Rechte auf
Elſaß-Lothringen verzichten. Wie dieſe Sicherung
beſchaffen war, ſehen wir heute in dem Ringen
zwiſchen dieſen beiden Staaten, welches kein
Duell zwiſchen zwei feindlichen mehr iſt, ſondern
ein Kampf zweier Nationen, die ſich gegenſeitig
an der Kehle gefaßt haben, um einander uner-
bittlich zu vernichten. Es kann kein Zweifel
darüber ſein, daß Europa ſich kaum ein zweites
Mal den Luxus einer ſolchen Selbſtzerfleiſchung
wird gönnen können, wenn es nicht will, daß
ſeine Kultur die Beute des Aſiatentums werde.
Die Sorge der denkenden Menſchen geht
deswegen dahin, daß von keiner Seite Friedens-
ziele aufgeſtellt werden, die geeignet ſind, in den
Unterliegenden Gedanken an einen neuen Krieg
zu erzeugen. Der Einwand, der von den
Annexioniſten erhoben wird — man könne nicht
anders, als große Forderungen aufzuſtellen, da
ein Erſatz für die aufgewendeten Opfer und Koſten
vorhanden ſein müſſe — hat auf den erſten Blick
hin gewiß etwas Beſtechendes für ſich. Gerade
die diverſen Staatsmänner, die mit ſo großen
Hoffnungen in den Krieg gezogen ſind, werden
nicht leichten Herzens aus ihm mit leeren Händen
zurückkehren wollen. Und doch iſt es ein böſer
Trugſchluß, zu glauben, die Unterjochung fremden
Landes und eines fremden Volkes ſei ein Gewinn.
Man muß ſich zunächſt vor Augen halten, daß
dieſer Krieg längſt ein verluſtbringendes Unter-
nehmen geworden iſt. Jedes Volk hat in ſeinem
Verlaufe ſo viele Opfer gebracht, daß an einen
annähernden Erſatz derſelben nicht gedacht werden
kann. Und dann iſt noch eines zu bedenken: Der
lange Krieg hat unſere ganze Volkswirtſchaft in
ihren Fundamenten erſchüttert. Jahrzehntelang
unermüdliche Arbeit wird zerſtört und vernichtet.
Der Gewinn, der möglicherweiſe aus der Unter-
werfung fremden Landes erwachſen kann, kann da
nicht erleichternd wirken, da er auf die ver-
ſtärkten Rüſtungen daraufgeht, die gemacht wer-
den müſſen, um den gewaltſam eingeſteckten neuen
Beſitz auch zu erhalten. Man begreift darum,
warum es gerade die ſogenannte Schwerinduſtrie
iſt, die dem Treiben der Annexioniſten ihre
Unterſtützung leiht. Sie wiſſen, daß der für die
Präparierung der Oeffentlichkeit zu den Annexions-
gedanken ausgelegte Kapitalsbetrag mit enormen
Zinſen und Zinſeszinſen durch die dadurch not-
wendig werdenden ſpäteren Rüſtungen herein-
gebracht wird. Die Agitation dieſer Leute für
eine Machterweiterung iſt daher, genau beſehen,
nichts anderes als eine Geldſackpolitik, die man
ſcheinheilig mit Patriotismus, Volksintereſſen uſw.
drapiert.
Trotz dieſer bedenklichen Erſcheinungen, die
dieſe Erörterung der Friedensziele in der Oeffent-
lichkeit bisher im Gefolge hatte, iſt ſie nicht ſo
unnütz und überflüſſig, wie das überoffiziös ſich
gebärdende Blatt glauben machen möchte. Dieſes
edle Preßerzeugnis behauptet nämlich, die
deutſche Regierung habe die Erörterung über dieſe
Ziele nur deswegen zugelaſſen, damit die Leute
ſehen ſollen, daß ſie nicht fähig ſind, über Krieg
und Frieden zu entſcheiden, ſondern daß dies nach
wie vor der Geheimdiplomatie überlaſſen bleiben
muß. Dabei vergißt dieſes Blatt ganz und gar,
daß einen gut Teil Schuld an dem herrſchenden
Wirrwarr auch die amtlichen Kreiſe tragen, die
es verſäumt haben, genauere Richtlinien über
Willen und Wollen zu geben. Trotzdem aber hat
die Diskuſſion, ſoferne ſie nicht von bezahlten
Narren, ſondern von unabhängigen, vernünftigen
Leuten geführt worden iſt, bewieſen, daß die
Volksmeinung, wenn man ſie nicht, wie es von
den Annexioniſten geſchieht, keck fälſcht, die An-
ſicht des berühmten Nationalökonomen der Berliner
Univerſität Guſtav v. Schmoller teilt, der in der
„Deutſchen Politik“ ſehr richtig ſagt, die Zentral-
mächte können dem Vierverbande den Entſchluß
zum Frieden erleichtern, wenn ſie in ihren Sieges-
anſprüchen gemäßigt auftreten. „Die Stimmen
in Deutſchland“, ſo führt der genannte Gelehrte
aus, „zerfallen in drei Gruppen: Siegesgefühl,
die patriotiſche Begeiſterung und das wirtſchaftliche
Intereſſe verlangen in begreiflicher Gemütserregung
einen möglichſt großen Siegespreis. Eine faſt
überſchlaue, in die Zukunft blickende Mäßigung
will ſich faſt mit dem Status quo ante begnügen.
Die Mehrzal der vernünftigen Leute, einſchließlich
der Regierung hält die Mitte zwiſchen den beiden
Extremen.“ Profeſſor v. Schmoller verweiſt auf
das Beiſpiel von 1866, wo König Wilhelm, als
die Truppen vor Wien und Frankfurt ſtanden,
das deutſche Nordböhmen und die althohen-
zolleriſchen Lande Ansbach-Baryreuth annektieren
wollte, einem Vorgehen, dem Bismarck wegen
ſeiner ſchädlichen Wirkung auf die Zukunft er-
folgreich entgegentrat, trotz des Lärmes, den
damals die ſchrankenloſen Annexioniſten vollführten.
Vielleicht wollten ſich die politiſchen Schaumſchläger
doch die Frage vorlegen, was geworden wäre,
wenn Bismarck damals ſeinen Willen nicht hätte
durchſetzen können. Die uferloſen Forderungen
haben nur den einen Zweck, den Haß ſtets aufs
neue anzufachen, und tragen auf dieſe Weiſe am
meiſten zur Verlängerung des Krieges bei. Daß
die übermäßige Verlängerung des Krieges nicht
im Volksintereſſe gelegen iſt, auch dann nicht,
wenn er mit einem Siege endigt, braucht wohl
nicht lange bewieſen zu werden. Auch auf dieſe
Wahrheit verweiſt Profeſſor v. Schmoller, indem
er warnend ſchreibt, „auch die Sieger, müſſen um
ihre Völker nicht zu ſehr zu erſchöpfen, von ihren
Hoffnungen und Wünſchen dies und jenes
zurückſtellen. Man muß nicht zu viel auf einmal
wollen.“
Lokal-Nachrichten.
— Militäriſche Auszeichnung. In An-
erkennung tapferen Verhaltens vor dem Feinde
wurde dem Linienſchiffskapitän Nikolaus Horthy
de Nagybanya das Militär-Verdienſtkreuz
3. Klaſſe mit der Kriegsdekoration verliehen.
— Todesfälle. Am 10. Auguſt ſtarb hier
nach langem ſchweren Leiden der Private Franz
Stepanek im 60. Lebensjahre. Die Einſegnung
fand Sonntag, den 13. d. Mts., um 11 Uhr vor-
mittags in der hieſigen Stadtpfarrkirche ſtatt, worauf
die Ueberführung auf den Hietzinger Friedhof zur
Beerdigung in der Familiengruft erfolgte. — Am
13. d. Mts. verſchied nach kurzem ſchweren Leiden
die Hotelbeſitzerin Eliſe Miller, geb. Zwierſchütz,
im 70. Lebensjahre. Das Leichenbegängnis fand
Dienstag, den 15. d. M., ſtatt. Die Beiſetzung er-
folgte am hieſigen Stadtpfarrfriedhofe im eigenen
Grabe.
— Spende. Exzellenz Generaloberſt Friedrich
Graf von Beck-Rzikowsky, Kommandant der
erſten Arcieren-Leibgarde, hat für die Geburtstags-
feier Sr. Majeſtät am 18. Aug. K 500 zur Ver-
wendung für die kranken und verwundeten Soldaten
in Baden dem Garniſonsſpitale geſpendet.
— Vom Badener Kurorcheſter. Diens-
tag hat das Badener Kurorcheſter ſeiner einſtigen
Dirigenten Karl Komzak und Hans Maria
Wallner gedacht, was einen Abend der ange-
nehmſten Eindrücke ergeben hat. Durch eine ge-
ſchmackvolle Zuſammenſtellung einiger beliebter
Kompoſitionen der beiden hochverdienten Muſiker
hat Kapellmeiſter Wichtl den Zuhörern ſichtlich
Freude bereitet und die Erinnerung an eine Zeit
geweckt, in welcher ſich unſer Kurorcheſter ſeinen
großen Ruf erworben hat. Komzaks liebenswürdige
Weiſen, die populär geworden ſind und mit Recht
noch immer gefallen, und Wallners etwas herbere,
immer gründliche Art ergänzten ſich in ſo eindrucks-
voller Weiſe, daß man von einer muſikaliſchen Pari-
tät ſprechen kann. Von Wallner bekam man die
romantiſche Ouverture zur Oper „Das ſtählerne
Schloß“, eine Phantaſie aus der „Traumprinzeſſiu“
und die melodiöſe „Romanze für Violine mit
Orcheſter“ zu hören, in welch letzterer Kompoſition
Herr Konzertmeiſter Georg Steiner das Solo ſo
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