Badener Zeitung. Nr. 73, Baden (Niederösterreich), 12.09.1906. Mittwoch Badener Zeitung 12. September 1906. Nr. 73. [Spaltenumbruch] abends 8 Uhr: Gesellige Zusammenkunft im Hotel -- Was wird an der kaufmännischen Fortbildungsschule in Warenkunde und in Kalligraphie gelehrt? Siehe die letzten -- Eine Generalprobe von "1001 Nacht" fand Montag vormittags um 1/29 Uhr statt. Zu der- -- Der landwirtschaftliche Bezirks- verein Baden unternimmt Sonntag, den 16. d. M. -- Versammlung der Ortsgruppe Kottingbrunn des Vereines "Freie Schule". Samstag, den 15. d. M., 7 Uhr abends, -- Jugendlicher Leichtsinn. Die beiden in den höheren Luftschichten der Nordostwind die Eine kühle Brise wehte vom Festland her, als Am linken Flügel hielt Marina's Segelboot. Am Auf dem nächsten Boote befanden sich Hugo, "Vento in puppo" -- Vor dem Winde hin -- Die Segel blähten sich, spannten sich, faßten "Was gibt es denn?" fragt Vladic. "Die Taue haben sich verwickelt!" antwortet "Gut! Aber halt fest und geradeaus, damit wir Schluß folgt. [Spaltenumbruch] Zigarre aus dem Munde und direkt auf das Pulver, -- Unglückschronik. Sonntag mittags wurde -- Selbstmord. Der Taglöhner Johann -- Vergiftung durch Tollkirschen. Auf -- Kwizda's Touristenfluid findet immer mehr -- Für Säuglinge mit chronischen Darm- katarrhen gibt es kein besseres Nährmittel als Kufekes Müssen die Eltern ihre Kinder zu den religiösen Uebungen schicken? Die Ortsgruppe Leobersdorf des Vereines "Freie Die Versammlung war erfreulicherweise so gut Der Obmann der Ortsgruppe, Ingenieur Hill- [Spaltenumbruch] Dieser führte aus: Die neue Schul- und Unter- Er zitiert aus der Erziehungsvorschrift des ehe- Insbesondere wendet sich der Referent gegen Am Schlusse seines Reserates verlas Herr Die Teilnehmer der von der Ortsgruppe Leobers- Herr Hillbrand hob die auf den religiösen Herr Sonnenleitner aus Wien erläutert Prof. Süß (Baden) erinnert zunächst an den Mittwoch Badener Zeitung 12. September 1906. Nr. 73. [Spaltenumbruch] abends 8 Uhr: Geſellige Zuſammenkunft im Hotel — Was wird an der kaufmänniſchen Fortbildungsſchule in Warenkunde und in Kalligraphie gelehrt? Siehe die letzten — Eine Generalprobe von „1001 Nacht“ fand Montag vormittags um ½9 Uhr ſtatt. Zu der- — Der landwirtſchaftliche Bezirks- verein Baden unternimmt Sonntag, den 16. d. M. — Verſammlung der Ortsgruppe Kottingbrunn des Vereines „Freie Schule“. Samstag, den 15. d. M., 7 Uhr abends, — Jugendlicher Leichtſinn. Die beiden in den höheren Luftſchichten der Nordoſtwind die Eine kühle Briſe wehte vom Feſtland her, als Am linken Flügel hielt Marina’s Segelboot. Am Auf dem nächſten Boote befanden ſich Hugo, „Vento in puppo“ — Vor dem Winde hin — Die Segel blähten ſich, ſpannten ſich, faßten „Was gibt es denn?“ fragt Vladić. „Die Taue haben ſich verwickelt!“ antwortet „Gut! Aber halt feſt und geradeaus, damit wir Schluß folgt. [Spaltenumbruch] Zigarre aus dem Munde und direkt auf das Pulver, — Unglückschronik. Sonntag mittags wurde — Selbſtmord. Der Taglöhner Johann — Vergiftung durch Tollkirſchen. Auf — Kwizda’s Touriſtenfluid findet immer mehr — Für Säuglinge mit chroniſchen Darm- katarrhen gibt es kein beſſeres Nährmittel als Kufekes Müſſen die Eltern ihre Kinder zu den religiöſen Uebungen ſchicken? Die Ortsgruppe Leobersdorf des Vereines „Freie Die Verſammlung war erfreulicherweiſe ſo gut Der Obmann der Ortsgruppe, Ingenieur Hill- [Spaltenumbruch] Dieſer führte aus: Die neue Schul- und Unter- Er zitiert aus der Erziehungsvorſchrift des ehe- Insbeſondere wendet ſich der Referent gegen Am Schluſſe ſeines Reſerates verlas Herr Die Teilnehmer der von der Ortsgruppe Leobers- Herr Hillbrand hob die auf den religiöſen Herr Sonnenleitner aus Wien erläutert Prof. Süß (Baden) erinnert zunächſt an den <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0004" n="4"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">Mittwoch Badener Zeitung 12. September 1906. Nr. 73.</hi> </hi> </fw><lb/> <cb/> <div type="jLocal" n="1"> <div xml:id="jahresversammlung2" prev="#jahresversammlung1" type="jArticle" n="2"> <p>abends 8 Uhr: Geſellige Zuſammenkunft im Hotel<lb/> „zur Schäferin“; Samstag, den 15.: Vorverſamm-<lb/> lung in der Kirche, nachmittags gemeinſamer Ausflug<lb/> in die Umgebung, abends 8 Uhr: Geſelliges Zu-<lb/> ſammenfinden im Hotel „Stadt Wien“; Sonntag,<lb/> den 16.: Feſtgottesdienſt und öffentliche Hauptver-<lb/> ſammlung; Montag, den 17.: Vormittags 9 Uhr:<lb/> Spaziergang ins Helenental zur „alten Krainerhütte“.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Was wird an der kaufmänniſchen<lb/> Fortbildungsſchule in Warenkunde und<lb/> in Kalligraphie gelehrt?</hi> </head> <p>Siehe die letzten<lb/> drei Nummern dieſes Blattes. <hi rendition="#g">Warenkunde.</hi> Lehr-<lb/> ziel: Kenntnis der allerwichtigſten Waren des Welt-<lb/> handels nach ihren Haupteigenſchaften, ihrer Ge-<lb/> winnung, Verwendung und ihren am meiſten vor-<lb/> kommenden Verfälſchungen. Die Auswahl muß ſich<lb/> nach den lokalen Bedürfniſſen der einzelnen Schulen<lb/> richten. Der Unterricht ſoll möglichſt Anſchauungs-<lb/> unterricht ſein. <hi rendition="#aq">III.</hi> Klaſſe: wöchentlich 1 Stunde.<lb/><hi rendition="#aq">a)</hi> Aus dem Pflanzenreiche: die wichtigſten Nahrungs-<lb/> und Genußmittel, Hölzer, Gerb- und Spinnſtoffe,<lb/><hi rendition="#aq">b)</hi> aus dem Tierreiche: Seide, Wolle, Häute, Fett,<lb/> Federn u. ſ. w. und <hi rendition="#aq">c)</hi> aus dem Mineralreiche:<lb/> Kohle, Petroleum, Eiſen, Salz, Kalk u. ſ. w. An-<lb/> knüpfend ſollen die wichtigſten Fabriksartikel, welche<lb/> aus den Rohſtoffen gewonnen werden, beſprochen<lb/> werden, wie Gewebe, Metallwaren, Säuren ꝛc. —<lb/><hi rendition="#g">Kalligraphie.</hi> Lehrziel: Heranbildung einer ge-<lb/> fälligen und geläufigen Handſchrift. <hi rendition="#aq">I.</hi> Klaſſe: wöchent-<lb/> lich 1 Srunde. 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M.<lb/> eine Exkurſion nach Dornau zur Beſichtigung der<lb/> dortigen Landes-Rebanlagen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Verſammlung der Ortsgruppe<lb/> Kottingbrunn des Vereines „Freie<lb/> Schule“.</hi> </head> <p>Samstag, den 15. d. M., 7 Uhr abends,<lb/> findet in Kottingbrunn in Schnöller’s Gaſthaus eine<lb/> Verſammlung der Ortsgruppe Kottingbrunn des Ver-<lb/> eines „Freie Schule“ ſtatt, deren Tagesordnung ſich<lb/> mit den Beſtimmungen der neuen Unterrichtsordnung<lb/> betreffend die Verpflichtung der Schulkinder zur<lb/> Teilnahme an den religiöſen Uebungen beſchäftigt.</p> </div><lb/> <div xml:id="leichtsinn1" next="#leichtsinn2" type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Jugendlicher Leichtſinn.</hi> </head> <p>Die beiden<lb/> Fabriksarbeiter Ferdinand <hi rendition="#g">Oborill</hi> und Johann<lb/><hi rendition="#g">Brandſtätter,</hi> zwei im jugendlichſten Alter ſtehende<lb/> Burſche, ſtahlen am 8. d. M. aus einer Zeughütte<lb/> in Gainfarn drei Kilogramm Sprengpulver. Im Sack-<lb/> tuche und in einem Hute transportierten ſie das ge-<lb/> ſtohlene Gut weg. Vor dem Hauſe Nr. 11 verſtreute<lb/> Oborill einen Teil und während er mit dem Ein-<lb/> räumen beſchäftigt war, entfiel dem Brandſtätter die</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="perle4" prev="#perle3" type="jArticle" n="2"> <p>in den höheren Luftſchichten der Nordoſtwind die<lb/> Oberhand gewinnt. „Die Bora hängt am Gebirge“,<lb/> ſagt das Volk.</p><lb/> <p>Eine kühle Briſe wehte vom Feſtland her, als<lb/> am Nachmittage vier Segelboote durch die Meerenge<lb/> ins offene Meer ſchoſſen, wo ſie ſich vor dem Inſel-<lb/> fort Mamula in eine Reihe ſtellten. Die Diener<lb/> folgten auf eigenen Kähnen nach.</p><lb/> <p>Am linken Flügel hielt Marina’s Segelboot. Am<lb/> Vorderdeck ſaß Eudoxia, am Steuerbord der alte<lb/> Kapitän. Marina machte ſich mit den Segeltauen<lb/> zu ſchaffen und beſprach ſich mit ſeiner Braut.</p><lb/> <p>Auf dem nächſten Boote befanden ſich Hugo,<lb/> Mutter Vladi<hi rendition="#aq">ć</hi> und ein alter Fiſcher; weiterhin zwei<lb/> andere bemannte Segler aus Roſe.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">„Vento in puppo“</hi> — Vor dem Winde hin —<lb/> rief der Kapitän.</p><lb/> <p>Die Segel blähten ſich, ſpannten ſich, faßten<lb/> Luft und die Boote ſchoſſen vor dem Winde hin<lb/> über die Waſſeroberfläche. Anfangs ſegelten ſie in<lb/> gleicher Reihe; da zieht Marina plötzlich ungeſchickt<lb/> am Segeltau und dreht das Segel ſo, daß ſein<lb/> Boot ſich gegen das Land wendet.</p><lb/> <p>„Was gibt es denn?“ fragt Vladi<hi rendition="#aq">ć.</hi> </p><lb/> <p>„Die Taue haben ſich verwickelt!“ antwortet<lb/> Marino. Kommt, Vater Nikefor, bringt ſie in Ordnung,<lb/> unterdeſſen will ich ſteuern“.</p><lb/> <p>„Gut! 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Gegen die beiden Burſche wurde die<lb/> Anzeige erſtattet und Brandſtätter auch bereits dem<lb/> Bezirksgerichte eingeliefert.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Unglückschronik.</hi> </head> <p>Sonntag mittags wurde<lb/> in einem hieſigen Reſtaurant der Kurgaſt Herr <hi rendition="#aq">B.</hi><lb/> von einem Schlaganfalle heimgeſucht und mußte in<lb/> das Spital transportiert werden. — Freitag wurde in<lb/> Nöſtach der Taglöhner Anton <hi rendition="#g">Biswanger,</hi> der in<lb/> einer Sandgrube beſchäftigt war, von einer herab-<lb/> fallenden Erdmaſſe verſchüttet und mußte in ſchwer<lb/> verletztem Zuſtande in das Spital nach Baden trans-<lb/> portiert werden. — Am ſelben Tage fiel der in der<lb/> Schönauer Baumwollſpinnerei beſchäftigten Tag-<lb/> löhnerin Roſa <hi rendition="#g">Gebhart</hi> ein Warentransportaufzug<lb/> auf den Kopf, wodurch ſie ſchwere Verletzungen erlitt<lb/> und ebenfalls in das hieſige Spital transportiert<lb/> werden mußte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Selbſtmord.</hi> </head> <p>Der Taglöhner Johann<lb/><hi rendition="#g">Pokorny</hi> aus Ober-Waltersdorf feuerte am 7. d. M.<lb/> in ſelbſtmörderiſcher Abſicht drei Schüſſe gegen ſeinen<lb/> Körper ab und wurde in das Rath’ſche Spital trans-<lb/> portiert, wo er ſeinen Verletzungen erlegen iſt. Ein<lb/> unheilbares Leiden trieb den Mann in den Tod.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Vergiftung durch Tollkirſchen.</hi> </head> <p>Auf<lb/> eine grauenhafte Art verunglückten Samstag nach-<lb/> mittags 5 Kinder in Wagram bei Leobersdorf. Die-<lb/> ſelben badeten ſich um die genannte Zeit im Wr. Neu-<lb/> ſtädter Kanale. Auf dem Heimwege nahmen ſie ihnen<lb/> unbekannte Beeren zu ſich, nach derem Genuße ſie<lb/> zu hauſe heftig erkrankten. Dem herbeigerufenen Ge-<lb/> meindearzt, der ſchon an den äußern Erſcheinungen<lb/> Vergiftung konſtatieren konnte, gelang es jedoch trotz<lb/> der ſofort verabreichten Gegenmittel nur zwei der<lb/> Kinder zu retten. Ein zehn- und ein elfjähriger Sohn<lb/> des Fabriksarbeiters Joſef <hi rendition="#g">Czakat</hi> ſtarben noch im<lb/> Laufe der Nacht und ein zwölfjahriges Mädchen Sonn-<lb/> tags früh, während die 6 und 8jährigen Söhne des<lb/> im gleichen Hauſe wohnenden Fabriksarbeiters Joſef<lb/><hi rendition="#g">Lehnfeld</hi> vielleicht am Leben erhalten bleiben dürf-<lb/> ten. Durch die Ausſagen der letztgenannten Kinder iſt<lb/> es erwieſen, daß die Kinder Tollkirſchen zu ſich ge-<lb/> nommen haben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Kwizda’s Touriſtenfluid</hi> </head> <p>findet immer mehr<lb/> und mehr Anwendung ſeitens der Touriſten, Radfahrer, Reiter,<lb/> Jäger, ſowie überhaupt aller Sportleute, da durch Einreibungen<lb/> mit Kwizda’s Fluid die Muskeln und Sehnen geſtärkt und<lb/> jede Ermüdung raſch beſeitigt wird.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Für Säuglinge mit chroniſchen Darm-<lb/> katarrhen</hi> </head> <p>gibt es kein beſſeres Nährmittel als <hi rendition="#g">Kufekes<lb/> Kindermehl,</hi> welches zuerſt ohne Milch, ſpäter mit Milch<lb/> gereicht, die Gärungen im Darme beſeitigt und den die Er-<lb/> krankung verurſachenden Mikroorganismen einen ungünſtigen<lb/> Nährboden darbietet, dabei leicht verdaut und vom erkrankten<lb/> Darme aufgenommen wird. Es tritt bei der Ernährung dieſer<lb/> Kinder mit Kufekes Kindermehl nicht nur ein Verſchinden der<lb/> Durchfälle ein, ſondern auch das Körpergwicht hebt ſich in<lb/> günſtiger Weiſe.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Müſſen die Eltern ihre Kinder<lb/> zu den religiöſen Uebungen<lb/> ſchicken?</hi> </head><lb/> <p>Die Ortsgruppe Leobersdorf des Vereines „Freie<lb/> Schule“ veranſtaltete am 8. September in Detter’s<lb/> Gaſthaus in Leobersdorf eine allgemein zugängliche<lb/> Verſammlung mit der Tagesordnung: „Müſſen die<lb/> Eltern ihre Kinder zu den religiöſen Uebungen<lb/> ſchicken?“ (Referent Herr <hi rendition="#g">Schmid.</hi>)</p><lb/> <p>Die Verſammlung war erfreulicherweiſe ſo gut<lb/> beſucht, daß nicht nur der Saal, ſondern auch ein<lb/> größerer Nebenraum gut beſetzt waren. Das Haupt-<lb/> kontingent der Teilnehmer ſtellte die Arbeiterſchaft<lb/> Leobersdorfs mit ihren Frauen; außerdem waren<lb/> von der Zentrale des Vereines Herr <hi rendition="#g">Sonnen-<lb/> leitner,</hi> von der Ortsgruppe Baden Herr Prof.<lb/><hi rendition="#g">Süß</hi> und von der Ortsgruppe Kottingbrunn eine<lb/> ſehr zahlreiche Abordnung mit ihrem Obmanne Herrn<lb/><hi rendition="#g">Roſſecker</hi> erſchienen.</p><lb/> <p>Der Obmann der Ortsgruppe, Ingenieur <hi rendition="#g">Hill-<lb/> brand,</hi> eröffnete die Verſammlung und begrüßte<lb/> die Gäſte. Nach Erläuterung des Zweckes der Ver-<lb/> ſammlung, wobei er auf die jüngſt in Böhmen ſtatt-<lb/> gefundene Proteſtbewegung gegen die vom böhmiſchen<lb/> Landesſchulrate erlaſſenen Durchführungsbeſtimmungen<lb/> zur neuen Schul- und Unterrichtsordnung, die mit<lb/> der Aufhebung dieſer Beſtimmungen endete, hinwies,<lb/> erteilte er dem Referenten, Herrn <hi rendition="#g">Schmid,</hi> das Wort.</p><lb/> <cb/> <p>Dieſer führte aus: Die neue Schul- und Unter-<lb/> richtsordnung, wo ſie von der Verpflichtung zu den<lb/> religiöſen Uebungen ſpricht, ſteht im Widerſpruch mit<lb/> dem Art. 14 unſerer Staatsgrundgeſetze. Der Zwang<lb/> zu den reliöſen Uebungen iſt aber nicht nur ungeſetz-<lb/> lich, ſondern auch ſchädlich für die Charakterbildung<lb/> der Kinder, denn dadurch wird Heuchelei und Wider-<lb/> wille gegen die Religion hervorgerufen. Die Religion<lb/> muß aus innerem Drange nicht durch äußerlichen<lb/> Zwang betätigt werden.</p><lb/> <p>Er zitiert aus der Erziehungsvorſchrift des ehe-<lb/> maligen Wiener Erzbiſchofs Vinzenz Eduard Milde<lb/> mehrere Stellen, wo genau dieſelben Anſichten aus-<lb/> geſprochen ſind.</p><lb/> <p>Insbeſondere wendet ſich der Referent gegen<lb/> die ſchädlichen Folgen der Ohrenbeichte in moraliſcher<lb/> Hinſicht. Der Zwang zu den religiöſen Uebungen iſt<lb/> nichts anderes als das Beſtreben des Klerikalismus,<lb/> die Schule wie zu den Zeiten des Konkordats ganz<lb/> in ſeine Gewalt zu bekommen. Die „Freie Schule“<lb/> ruft zum Kampfe auf gegen das ſchwarze Volksgift.<lb/> Der Redner zeigt an der Hand des Hirtenbriefes<lb/> des Prager Erzbiſchofs, wie der Klerikalismus die<lb/> Beſtrebungen des Vereines zu mißdeuten ſucht, und<lb/> verweiſt auf Frankreich, wo die Trennung der Kirche<lb/> von der Schule nicht nur lange ſchon beſteht, ſondern<lb/> auch in letzter Zeit die Trennung der Kirche vom<lb/> Staate durchgeführt wurde, ferner auf Spanien, das<lb/> infolge ſeiner Unterjochung durch den Klerikalismus<lb/> eines der kulturell zurückgebliebenſten Länder Europas<lb/> war, wo man nun aber auch zu den Waffen greift,<lb/> um den Volksfeind abzuwehren.</p><lb/> <p>Am Schluſſe ſeines Reſerates verlas Herr<lb/><hi rendition="#g">Schmid</hi> folgende Reſolution, die begeiſtert und<lb/> einſtimmig angenommen wurde:</p><lb/> <p>Die Teilnehmer der von der Ortsgruppe Leobers-<lb/> dorf des Vereines „Freie Schule“ am 8. September<lb/> veranſtalteten Verſammlung erachten, daß der in der<lb/> neuen Schul- und Unterrichtsordnung ausgeſprochene<lb/> Zwang der Kinder zu den religiöſen Uebungen der<lb/> in unſeren Staatsgrundgeſetzen vom 31. Dez. 1867<lb/> im Art. 14 gewährleiſteten Glaubens- und Gewiſſens-<lb/> freiheit widerſpricht; ſie erheben gegen jede Aus-<lb/> legung dieſer Geſetze in klerikalem Sinne, gegen<lb/> jede Beſchränkung der Glaubens- und Gewiſſensfrei-<lb/> heit und gegen jeden Verſuch, unſere Volksſchule<lb/> dem ſtaats- und volksfeindlichen Klerikalismus aus-<lb/> zuliefern, lebhaften Proteſt und erklären, daß ſie die<lb/> Beſtrebungen des Vereines „Freie Schule“ zur Be-<lb/> kämpfung des Klerikalismus, zum Ausbau unſerer<lb/> Schule in modernem Geiſte zum Wohle unſeres<lb/> Volkes und Vaterlandes jederzeit auf das kräftigſte<lb/> mit Aufbietung aller geſetzlichen Mittel unterſtützen<lb/> werden.</p><lb/> <p>Herr <hi rendition="#g">Hillbrand</hi> hob die auf den religiöſen<lb/> Zwang bezughabenden Stellen des Referates hervor<lb/> und kam zu dem Schluſſe, daß der Abfall vom<lb/> Glauben, über den die Klerikalen ſtets klagen, ihr<lb/> eigenes Werk iſt, denn die Religion, die eine Sache<lb/> des Gefühls und der inneren Ueberzeugung ſein<lb/> ſollte, wird von ihnen zu einer ſchablonenhaften Be-<lb/> tätigung rein äußerlicher Gebärden herabgewürdigt,<lb/> wovon ein tiefer angelegter Menſch nicht befriedigt<lb/> ſein kann. Wenn ſich der Klerikalismus dabei ſelbſt<lb/> ſein Grab gräbt, ſo könnte uns dies nur recht<lb/> ſein, wenn nicht auch dabei die ſittliche und geiſtige<lb/> Erziehung unſerer Kinder Schaden leiden würde. Das<lb/> muß aber verhindert werden. Er fordert daher die<lb/> Teilnehmer der Verſammlung, welche ſchulpflichtige<lb/> Kinder haben, auf, die vom Vereine verfaßten Er-<lb/> klärungsformulare wegen Nichtbeſuch der religiöſen<lb/> Uebungen ausgefüllt an die Schulleitungen zu ſenden.</p><lb/> <p>Herr <hi rendition="#g">Sonnenleitner</hi> aus Wien erläutert<lb/> den Zweck der vom Vereine „Freie Schule“ einge-<lb/> leiteten Proteſtbewegung und erklärt unter Hinweis<lb/> auf das Beiſpiel Frankreichs, daß ein Teil des Ver-<lb/> eines für die vollſtändige Entfernung des Religions-<lb/> unterrichtes aus der Schule iſt. Der Religionsunter-<lb/> richt iſt nicht Sache der Schule, denn dieſe ſei für<lb/> alle Konfeſſionen gleichmäßig da, ſondern Sache der<lb/> Kirche. Der konfeſſionelle Unterricht ſolle in der<lb/> Kirche, und zwar von jenen Prieſtern vorgenommen<lb/> werden, die das Vertrauen der Eltern haben.</p><lb/> <p>Prof. <hi rendition="#g">Süß</hi> (Baden) erinnert zunächſt an den<lb/> herrlichen Verlauf der Gründung der Leobersdorfer<lb/> Ortsgruppe; er kommt dann nochmals auf den<lb/> Angriff zu ſprechen, welchen in den letzten Tagen<lb/> ein vielvermögender Kirchenfürſt gegen die „Freie<lb/> Schule“ richtete. Zweierlei werde dem Vereine be-<lb/> ſonders vorgeworfen: Religionsloſigkeit und Staats-<lb/> gefährlichkeit. Die Vereinsmitglieder müſſen ſich erſtens<lb/> vor dem eigenen Gewiſſen darüber Rechenſchaft geben,<lb/> ob dieſe Vorwürfe berechtigt ſind oder nicht, dann<lb/> aber müſſen ſie deſſen gewärtig ſein, daß ſie jeden<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0004]
Mittwoch Badener Zeitung 12. September 1906. Nr. 73.
abends 8 Uhr: Geſellige Zuſammenkunft im Hotel
„zur Schäferin“; Samstag, den 15.: Vorverſamm-
lung in der Kirche, nachmittags gemeinſamer Ausflug
in die Umgebung, abends 8 Uhr: Geſelliges Zu-
ſammenfinden im Hotel „Stadt Wien“; Sonntag,
den 16.: Feſtgottesdienſt und öffentliche Hauptver-
ſammlung; Montag, den 17.: Vormittags 9 Uhr:
Spaziergang ins Helenental zur „alten Krainerhütte“.
— Was wird an der kaufmänniſchen
Fortbildungsſchule in Warenkunde und
in Kalligraphie gelehrt? Siehe die letzten
drei Nummern dieſes Blattes. Warenkunde. Lehr-
ziel: Kenntnis der allerwichtigſten Waren des Welt-
handels nach ihren Haupteigenſchaften, ihrer Ge-
winnung, Verwendung und ihren am meiſten vor-
kommenden Verfälſchungen. Die Auswahl muß ſich
nach den lokalen Bedürfniſſen der einzelnen Schulen
richten. Der Unterricht ſoll möglichſt Anſchauungs-
unterricht ſein. III. Klaſſe: wöchentlich 1 Stunde.
a) Aus dem Pflanzenreiche: die wichtigſten Nahrungs-
und Genußmittel, Hölzer, Gerb- und Spinnſtoffe,
b) aus dem Tierreiche: Seide, Wolle, Häute, Fett,
Federn u. ſ. w. und c) aus dem Mineralreiche:
Kohle, Petroleum, Eiſen, Salz, Kalk u. ſ. w. An-
knüpfend ſollen die wichtigſten Fabriksartikel, welche
aus den Rohſtoffen gewonnen werden, beſprochen
werden, wie Gewebe, Metallwaren, Säuren ꝛc. —
Kalligraphie. Lehrziel: Heranbildung einer ge-
fälligen und geläufigen Handſchrift. I. Klaſſe: wöchent-
lich 1 Srunde. Vielfache Uebung in Kurrent- und
Lateinſchrift. II. Klaſſe: wöchentlich 1 Stunde. Das
kaufmänniſche Schreiben (kurrent und engliſch) mit Rück-
ſicht auf die Methode im Schnellſchreiben; die Rondſchrift
in verſchiedenen Größen; kaufmänniſche Signaturen.
— Eine Generalprobe von „1001 Nacht“
fand Montag vormittags um ½9 Uhr ſtatt. Zu der-
ſelben war ſeitens der Direktion der geſamte Gemeinde-
ausſchuß geladen geweſen.
— Der landwirtſchaftliche Bezirks-
verein Baden unternimmt Sonntag, den 16. d. M.
eine Exkurſion nach Dornau zur Beſichtigung der
dortigen Landes-Rebanlagen.
— Verſammlung der Ortsgruppe
Kottingbrunn des Vereines „Freie
Schule“. Samstag, den 15. d. M., 7 Uhr abends,
findet in Kottingbrunn in Schnöller’s Gaſthaus eine
Verſammlung der Ortsgruppe Kottingbrunn des Ver-
eines „Freie Schule“ ſtatt, deren Tagesordnung ſich
mit den Beſtimmungen der neuen Unterrichtsordnung
betreffend die Verpflichtung der Schulkinder zur
Teilnahme an den religiöſen Uebungen beſchäftigt.
— Jugendlicher Leichtſinn. Die beiden
Fabriksarbeiter Ferdinand Oborill und Johann
Brandſtätter, zwei im jugendlichſten Alter ſtehende
Burſche, ſtahlen am 8. d. M. aus einer Zeughütte
in Gainfarn drei Kilogramm Sprengpulver. Im Sack-
tuche und in einem Hute transportierten ſie das ge-
ſtohlene Gut weg. Vor dem Hauſe Nr. 11 verſtreute
Oborill einen Teil und während er mit dem Ein-
räumen beſchäftigt war, entfiel dem Brandſtätter die
in den höheren Luftſchichten der Nordoſtwind die
Oberhand gewinnt. „Die Bora hängt am Gebirge“,
ſagt das Volk.
Eine kühle Briſe wehte vom Feſtland her, als
am Nachmittage vier Segelboote durch die Meerenge
ins offene Meer ſchoſſen, wo ſie ſich vor dem Inſel-
fort Mamula in eine Reihe ſtellten. Die Diener
folgten auf eigenen Kähnen nach.
Am linken Flügel hielt Marina’s Segelboot. Am
Vorderdeck ſaß Eudoxia, am Steuerbord der alte
Kapitän. Marina machte ſich mit den Segeltauen
zu ſchaffen und beſprach ſich mit ſeiner Braut.
Auf dem nächſten Boote befanden ſich Hugo,
Mutter Vladić und ein alter Fiſcher; weiterhin zwei
andere bemannte Segler aus Roſe.
„Vento in puppo“ — Vor dem Winde hin —
rief der Kapitän.
Die Segel blähten ſich, ſpannten ſich, faßten
Luft und die Boote ſchoſſen vor dem Winde hin
über die Waſſeroberfläche. Anfangs ſegelten ſie in
gleicher Reihe; da zieht Marina plötzlich ungeſchickt
am Segeltau und dreht das Segel ſo, daß ſein
Boot ſich gegen das Land wendet.
„Was gibt es denn?“ fragt Vladić.
„Die Taue haben ſich verwickelt!“ antwortet
Marino. Kommt, Vater Nikefor, bringt ſie in Ordnung,
unterdeſſen will ich ſteuern“.
„Gut! Aber halt feſt und geradeaus, damit wir
wieder in die Reihe gelangen“, ſpricht der Alte und
macht ihm Platz, um ſelbſt am Mitteldeck das Segel
zu befeſtigen.
Schluß folgt.
Zigarre aus dem Munde und direkt auf das Pulver,
das zur Exploſion gebracht wurde und die Kleider
Oborill’s in Brand ſteckte. Auf die Hilferufe eilten
Leute herbei, welche ihm die Kleider vom Leibe riſſen,
während Brandſtätter ſich flüchtete. Oborill hatte jedoch
bereits ſolche Brandwunden erlitten, daß er in ſchwer-
verletztem Zuſtande in das hieſige Spital trausportiert
werden mußte. Gegen die beiden Burſche wurde die
Anzeige erſtattet und Brandſtätter auch bereits dem
Bezirksgerichte eingeliefert.
— Unglückschronik. Sonntag mittags wurde
in einem hieſigen Reſtaurant der Kurgaſt Herr B.
von einem Schlaganfalle heimgeſucht und mußte in
das Spital transportiert werden. — Freitag wurde in
Nöſtach der Taglöhner Anton Biswanger, der in
einer Sandgrube beſchäftigt war, von einer herab-
fallenden Erdmaſſe verſchüttet und mußte in ſchwer
verletztem Zuſtande in das Spital nach Baden trans-
portiert werden. — Am ſelben Tage fiel der in der
Schönauer Baumwollſpinnerei beſchäftigten Tag-
löhnerin Roſa Gebhart ein Warentransportaufzug
auf den Kopf, wodurch ſie ſchwere Verletzungen erlitt
und ebenfalls in das hieſige Spital transportiert
werden mußte.
— Selbſtmord. Der Taglöhner Johann
Pokorny aus Ober-Waltersdorf feuerte am 7. d. M.
in ſelbſtmörderiſcher Abſicht drei Schüſſe gegen ſeinen
Körper ab und wurde in das Rath’ſche Spital trans-
portiert, wo er ſeinen Verletzungen erlegen iſt. Ein
unheilbares Leiden trieb den Mann in den Tod.
— Vergiftung durch Tollkirſchen. Auf
eine grauenhafte Art verunglückten Samstag nach-
mittags 5 Kinder in Wagram bei Leobersdorf. Die-
ſelben badeten ſich um die genannte Zeit im Wr. Neu-
ſtädter Kanale. Auf dem Heimwege nahmen ſie ihnen
unbekannte Beeren zu ſich, nach derem Genuße ſie
zu hauſe heftig erkrankten. Dem herbeigerufenen Ge-
meindearzt, der ſchon an den äußern Erſcheinungen
Vergiftung konſtatieren konnte, gelang es jedoch trotz
der ſofort verabreichten Gegenmittel nur zwei der
Kinder zu retten. Ein zehn- und ein elfjähriger Sohn
des Fabriksarbeiters Joſef Czakat ſtarben noch im
Laufe der Nacht und ein zwölfjahriges Mädchen Sonn-
tags früh, während die 6 und 8jährigen Söhne des
im gleichen Hauſe wohnenden Fabriksarbeiters Joſef
Lehnfeld vielleicht am Leben erhalten bleiben dürf-
ten. Durch die Ausſagen der letztgenannten Kinder iſt
es erwieſen, daß die Kinder Tollkirſchen zu ſich ge-
nommen haben.
— Kwizda’s Touriſtenfluid findet immer mehr
und mehr Anwendung ſeitens der Touriſten, Radfahrer, Reiter,
Jäger, ſowie überhaupt aller Sportleute, da durch Einreibungen
mit Kwizda’s Fluid die Muskeln und Sehnen geſtärkt und
jede Ermüdung raſch beſeitigt wird.
— Für Säuglinge mit chroniſchen Darm-
katarrhen gibt es kein beſſeres Nährmittel als Kufekes
Kindermehl, welches zuerſt ohne Milch, ſpäter mit Milch
gereicht, die Gärungen im Darme beſeitigt und den die Er-
krankung verurſachenden Mikroorganismen einen ungünſtigen
Nährboden darbietet, dabei leicht verdaut und vom erkrankten
Darme aufgenommen wird. Es tritt bei der Ernährung dieſer
Kinder mit Kufekes Kindermehl nicht nur ein Verſchinden der
Durchfälle ein, ſondern auch das Körpergwicht hebt ſich in
günſtiger Weiſe.
Müſſen die Eltern ihre Kinder
zu den religiöſen Uebungen
ſchicken?
Die Ortsgruppe Leobersdorf des Vereines „Freie
Schule“ veranſtaltete am 8. September in Detter’s
Gaſthaus in Leobersdorf eine allgemein zugängliche
Verſammlung mit der Tagesordnung: „Müſſen die
Eltern ihre Kinder zu den religiöſen Uebungen
ſchicken?“ (Referent Herr Schmid.)
Die Verſammlung war erfreulicherweiſe ſo gut
beſucht, daß nicht nur der Saal, ſondern auch ein
größerer Nebenraum gut beſetzt waren. Das Haupt-
kontingent der Teilnehmer ſtellte die Arbeiterſchaft
Leobersdorfs mit ihren Frauen; außerdem waren
von der Zentrale des Vereines Herr Sonnen-
leitner, von der Ortsgruppe Baden Herr Prof.
Süß und von der Ortsgruppe Kottingbrunn eine
ſehr zahlreiche Abordnung mit ihrem Obmanne Herrn
Roſſecker erſchienen.
Der Obmann der Ortsgruppe, Ingenieur Hill-
brand, eröffnete die Verſammlung und begrüßte
die Gäſte. Nach Erläuterung des Zweckes der Ver-
ſammlung, wobei er auf die jüngſt in Böhmen ſtatt-
gefundene Proteſtbewegung gegen die vom böhmiſchen
Landesſchulrate erlaſſenen Durchführungsbeſtimmungen
zur neuen Schul- und Unterrichtsordnung, die mit
der Aufhebung dieſer Beſtimmungen endete, hinwies,
erteilte er dem Referenten, Herrn Schmid, das Wort.
Dieſer führte aus: Die neue Schul- und Unter-
richtsordnung, wo ſie von der Verpflichtung zu den
religiöſen Uebungen ſpricht, ſteht im Widerſpruch mit
dem Art. 14 unſerer Staatsgrundgeſetze. Der Zwang
zu den reliöſen Uebungen iſt aber nicht nur ungeſetz-
lich, ſondern auch ſchädlich für die Charakterbildung
der Kinder, denn dadurch wird Heuchelei und Wider-
wille gegen die Religion hervorgerufen. Die Religion
muß aus innerem Drange nicht durch äußerlichen
Zwang betätigt werden.
Er zitiert aus der Erziehungsvorſchrift des ehe-
maligen Wiener Erzbiſchofs Vinzenz Eduard Milde
mehrere Stellen, wo genau dieſelben Anſichten aus-
geſprochen ſind.
Insbeſondere wendet ſich der Referent gegen
die ſchädlichen Folgen der Ohrenbeichte in moraliſcher
Hinſicht. Der Zwang zu den religiöſen Uebungen iſt
nichts anderes als das Beſtreben des Klerikalismus,
die Schule wie zu den Zeiten des Konkordats ganz
in ſeine Gewalt zu bekommen. Die „Freie Schule“
ruft zum Kampfe auf gegen das ſchwarze Volksgift.
Der Redner zeigt an der Hand des Hirtenbriefes
des Prager Erzbiſchofs, wie der Klerikalismus die
Beſtrebungen des Vereines zu mißdeuten ſucht, und
verweiſt auf Frankreich, wo die Trennung der Kirche
von der Schule nicht nur lange ſchon beſteht, ſondern
auch in letzter Zeit die Trennung der Kirche vom
Staate durchgeführt wurde, ferner auf Spanien, das
infolge ſeiner Unterjochung durch den Klerikalismus
eines der kulturell zurückgebliebenſten Länder Europas
war, wo man nun aber auch zu den Waffen greift,
um den Volksfeind abzuwehren.
Am Schluſſe ſeines Reſerates verlas Herr
Schmid folgende Reſolution, die begeiſtert und
einſtimmig angenommen wurde:
Die Teilnehmer der von der Ortsgruppe Leobers-
dorf des Vereines „Freie Schule“ am 8. September
veranſtalteten Verſammlung erachten, daß der in der
neuen Schul- und Unterrichtsordnung ausgeſprochene
Zwang der Kinder zu den religiöſen Uebungen der
in unſeren Staatsgrundgeſetzen vom 31. Dez. 1867
im Art. 14 gewährleiſteten Glaubens- und Gewiſſens-
freiheit widerſpricht; ſie erheben gegen jede Aus-
legung dieſer Geſetze in klerikalem Sinne, gegen
jede Beſchränkung der Glaubens- und Gewiſſensfrei-
heit und gegen jeden Verſuch, unſere Volksſchule
dem ſtaats- und volksfeindlichen Klerikalismus aus-
zuliefern, lebhaften Proteſt und erklären, daß ſie die
Beſtrebungen des Vereines „Freie Schule“ zur Be-
kämpfung des Klerikalismus, zum Ausbau unſerer
Schule in modernem Geiſte zum Wohle unſeres
Volkes und Vaterlandes jederzeit auf das kräftigſte
mit Aufbietung aller geſetzlichen Mittel unterſtützen
werden.
Herr Hillbrand hob die auf den religiöſen
Zwang bezughabenden Stellen des Referates hervor
und kam zu dem Schluſſe, daß der Abfall vom
Glauben, über den die Klerikalen ſtets klagen, ihr
eigenes Werk iſt, denn die Religion, die eine Sache
des Gefühls und der inneren Ueberzeugung ſein
ſollte, wird von ihnen zu einer ſchablonenhaften Be-
tätigung rein äußerlicher Gebärden herabgewürdigt,
wovon ein tiefer angelegter Menſch nicht befriedigt
ſein kann. Wenn ſich der Klerikalismus dabei ſelbſt
ſein Grab gräbt, ſo könnte uns dies nur recht
ſein, wenn nicht auch dabei die ſittliche und geiſtige
Erziehung unſerer Kinder Schaden leiden würde. Das
muß aber verhindert werden. Er fordert daher die
Teilnehmer der Verſammlung, welche ſchulpflichtige
Kinder haben, auf, die vom Vereine verfaßten Er-
klärungsformulare wegen Nichtbeſuch der religiöſen
Uebungen ausgefüllt an die Schulleitungen zu ſenden.
Herr Sonnenleitner aus Wien erläutert
den Zweck der vom Vereine „Freie Schule“ einge-
leiteten Proteſtbewegung und erklärt unter Hinweis
auf das Beiſpiel Frankreichs, daß ein Teil des Ver-
eines für die vollſtändige Entfernung des Religions-
unterrichtes aus der Schule iſt. Der Religionsunter-
richt iſt nicht Sache der Schule, denn dieſe ſei für
alle Konfeſſionen gleichmäßig da, ſondern Sache der
Kirche. Der konfeſſionelle Unterricht ſolle in der
Kirche, und zwar von jenen Prieſtern vorgenommen
werden, die das Vertrauen der Eltern haben.
Prof. Süß (Baden) erinnert zunächſt an den
herrlichen Verlauf der Gründung der Leobersdorfer
Ortsgruppe; er kommt dann nochmals auf den
Angriff zu ſprechen, welchen in den letzten Tagen
ein vielvermögender Kirchenfürſt gegen die „Freie
Schule“ richtete. Zweierlei werde dem Vereine be-
ſonders vorgeworfen: Religionsloſigkeit und Staats-
gefährlichkeit. Die Vereinsmitglieder müſſen ſich erſtens
vor dem eigenen Gewiſſen darüber Rechenſchaft geben,
ob dieſe Vorwürfe berechtigt ſind oder nicht, dann
aber müſſen ſie deſſen gewärtig ſein, daß ſie jeden
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