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Badener Zeitung. Nr. 76, Baden (Niederösterreich), 20.09.1916.

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Badener Zeitung
Deutsch-freiheitliches und unabhängiges Organ.

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ganzjährig K 12·--. Oesterreich-Ungarn: Mit Zusendung vierteljährig K 3·30, halbjährig K 6·50, ganzjährig K 13·--. Einzelne Mittwoch-Nummer 12 h, Samstag-
Nummer 16 h. -- Inserate
werden per 80 mm breite Petitzeile mit 16 h für die erste, und mit 14 h für fünf nacheinander folgende Einschaltungen berechnet, größere Aufträge
nach Uebereinkommen und können auch durch die bestehenden Annonzen-Bureaus an die Administration gerichtet werden. -- Interessante Mitteilungen, Notizen und
Korrespondenzen werden nach Uebereinkunft honoriert. -- Manuskripte werden nicht zurückgestellt. -- Redaktion und Administration: Baden, Pfarrgasse Nr. 3.
(Die Samstag-Nummer enthält die Gratis-Beilage "Illustriertes Unterhaltungsblatt".)




Nr. 76. Baden bei Wien, Mittwoch, den 20. September 1916. 37. Jahrg.


[Spaltenumbruch]
Politische Debatten in Ungarn.

In Ungarn hat es abermals eine große
politische Debatte gegeben, die im eigentlichen
Sinne ein Rededuell zwischen dem Grafen Andrassy
und dem Ministerpräsidenten Grafen Tisza war.
In einer großangelegten Rede begründete Graf An-
drassy seinen Antrag auf Einberufung der Dele-
gationen, die zu dem Zwecke erfolgen soll, um
den Minister des Aeußeren die Gelegenheit zum
Sprechen zu geben. Das vollständige Pausieren des
verfaffungsmäßigen Lebens in Oesterreich be-
zeichnet Graf Andrassy als eine schwere Gefährdung
des guten Verhältnisses zwischen den beiden Reichs-
hälften, und es könne nicht geschehen, daß es von
der oft sehr widerspruchsvollen Rechtsauffassung
einer österreichischen Regierung abhängig sein
könne, ob das Verfassungsleben in Ungarn seinen
normalen Gang gehen solle oder nicht. Redner
bezeichnete es darum als eine Pflicht, Oesterreich-
Ungarn gegenüber alles zu tun, um die Einbe-
rufung der Delegationen zu ermöglichen. Schließ-
lich bedauerte er auch, daß Graf Tisza seine
mächtige Position nicht dazu benütze, um alles zu
tun, daß auch in Oesterreich verfassungsmäßiges
Leben herrsche. Die "Hemmungen", oder wie Graf
Andrassy sagte, "die störenden Momente", die ins
Treffen geführt werden, daß wir die "Wohltaten
des verfassungsmäßigen Lebens" entbehren müssen
-- der Satz stammt auch vom Grafen Tisza --
sind bekannt, und wir sprechen über sie nicht, weil
es ja gegewärtig ohnehin keinen Zweck hätte.
Graf Andrassy hat ja übrigens darauf verwiesen,
daß es schon eine Zeit gegeben habe, wo der
Graf Stürgkh in einer ganz ähnlichen Angelegen-
heit eine ganz entgegengesetzte Haltung einnahm.
Es war dies im Jahre 1914, wo ebenfälls die
Delegation, die bereits das Jahr zuvor gewählt
wurde und auch schon einmal getagt hat, neuerlich
zur Arbeit zusammenberufen wurde. Auf die Frage,
wie es damit beschaffen sei, daß die Delegationen
arbeiten, troßdem der Reichsrat vertagt sei, ant-
wortete Graf Stürgkh, aus der bedauerlichen
Tatsache, daß im Reichsrat momentan ein Hem-
mungszustand bestehe, dürfe nicht abgeleitet werden,
daß auch eine andere sehr wichtige parlamentarische
Körperkraft ihre Beratungen und Beschlußfassungen
aufschieben soll, bis der erwünschte Effekt an einer
anderen Stelle eintritt, ausdrücklich konstatierte
Graf Stürgkh damals "über die Legitimation der
Deligierten zur Erfüllung jener Aufgaben, zu
deren Persolvierung sie versammelt worden sind,
kann ein Zweifel nicht obwalten." Wer sich der
Mühe unterziehen will, sich die Aufgaben, "zu
deren Persolvierung die Delegirten damals ver-
sammelt wurden", ins Gedächnis zurückzurufen,
der wird es aus den Verhandlungsgegenständen
leicht begreifen können, aus welchem Grunde Graf
[Spaltenumbruch] Stürgkh damals eine andere "Rechtsansicht" ver-
trat als heute. Vorläufig bleibt es aber bei der
anderen "Rechtsanschauung", die besagt, die Dele-
gationen können nicht tagen, weil der Reichsrat
nicht arbeiten kann. Der Graf Tisza fühlt sich
nicht berufen, in dieser Angelegenheit einen Schritt
zu tun. Er lehnt jede Einmischung in die inner-
politischen Verhältnisse unserer Reichshälfte ab,
sondern begnügt sich damit, den Wunsch auszu-
sprechen, daß die Störungen des Verfassungslebens
in Oesterreich beseitigt werden könnten. Damit
ist das Kapitel über die Einberufung der Dele-
getionen in dem Sinne beschlossen worden, der
ja vorauszusehen war. Oder man müßte den
Grafen Stürgkh nicht kennen.

Einen ähnlichen Erfolg hatte die darum nicht
uninteressante Debatte über die auswärtigen An-
gelegenheiten. Sie fand ein Vorspiel in der Unter-
redung, die Baron Buri[a]n mit einem Zeitungs-
berichterstatter hatte und in der er sich gegen die
Vorwürfe der ungarischen Opposition, mit den
Informationen allzu sparsam zu sein, zu ver-
teidigen sucht. Baron Burian erklärt, er mußte
in den Mitteilungen, die Kriegslage betreffend,
sich reserviert verhalten, weil er in diesen Dingen
zur Geheimhaltung verpflichtet sei. Graf Tisza
kam diesem Standpunkte mit der Mitteilung zu
Hilfe, daß die wichtigsten militärischen Geheim-
informationen nur der Minister des Aeußern
und die beiden Ministerpräsidenten erhalten und
absolut niemandem anderen mitgeteilt werden
dürfen. Demgegenüber stellte Graf Andrassy fest,
daß sich der Minister gerade in solchen Fragen
nicht hinter das militärische Geheimnis verschanzt
habe, sondern offen zugegeben habe, "nicht ent-
sprechend eingeweiht" worden zu sein. Er spricht
da von einem "unerträglichen Zustand", der von
dem seinerzeitigen Mitvertrauensmann der Oppo-
sition v. Rakovszky bestätigt wird. Damit müssen
wir uns vorderhand begnügen, womit natürlich
nicht gesagt ist, daß über die Politik des Baron
Burian nicht noch sehr ausführlich gesprochen
werden wird.

An diese ziemlich fruchtlose Debatte schloß
sich eine lange Erörterung über die vor dem
italienischen Kriege zwischen Wien und Rom ge-
führten Verhandlungen, ein Thema, welches sich
im ungarischen Abgeordnetenhaus anscheinend
einer besonderen Beliebtheit erfreut. Ein klares
Bild wird man sich auch daraus nicht machen
können. Immerhin aber werden recht interessante
Umrisse sichtbar, mit denen man sich begnügen
kann, sonderlich nach einem so langen Tappen
im undurchdringlichen Dunkel. Man darf nur
nicht gleich hellen, alles durchdringenden Sonnen-
schein wollen. Hauptsache ist, wenn es nur einmal
zu tagen beginnt.




[Spaltenumbruch]
Lokal-Nachrichten.



-- Auszeichnug.

Dem seit Kriegsbeginn
im Felde stehenden Oberleutnant i. d. R. eines
schweren Feldartillerie-Regimentes Dr. jur. Emanuel
Sztankovanszky de Nagy-Levard (Finanz-
rat im gemeinsamen Finanzministerium) wurde für
tapferes Verhalten und vorzügliche Dienstleistung
vor dem Feinde neuerlich die belobende Allerhöchste
Anerkennung ausgesprochen.

-- Bezirkshauptmann Freiherr
von Czekelius +.

In Wien starb am 16. d. M.
plötzlich der Bezirkshauptmann von Amstetten Lud-
wig Freiherr Czekelius von Rosenfeld im
51. Lebensjahre. Der Verstorbene war früher als
Kommissär unter Bezirkshauptmann Graf zur Lippe
bei der hiesigen Bezirkshauptmannschaft tätig und
hatte sich in dieser Stellung allgemeine Sympathien
und volle Hochschätzung erworben. Er war der
Schwager des ersten Sektionschefs im Auswärtigen
Amte, Botschafter Dr. Freiherr von Macchio, in
dessen Beisein auch sein Tod erfolgte.

-- Todesfälle.

Samstag, den 16. Sep-
tember um 2 Uhr nachmittags starb hier nach
kurzem Leiden Frau Marie Grimm, geb. Drax-
ler, im 76. Lebensjahre. Die Beerdigung fand
Dienstag, den 19. d. M., auf dem hiesigen Stadt-
pfarrfriedhofe im eigenen Grabe statt. Die Ver-
storbene war die Mutter des Musikschuldirektors
Herrn Viktor Grimm. -- Montag, den 18. d. M.,
um 6 Uhr früh verschied nach längerem Leiden im
47. Lebensjahre der Private Herr Josef Samin-
ger.
Die Bestattung findet heute, Mittwoch, um
3 Uhr nachmittags statt.

-- Konzert zu Gunsten des Roten
Kreuzes.

Für das unter dem Protektorate Ihrer
Exzellenz Gräfin Otsini-Rosenberg am Sams-
tag um 8 Uhr abends im Kurhaussaale, zu Gun-
sten des Zweigvereines Baden vom Roten Kreuze
stattfindende Konzert gibt sich das lebhafteste Inte-
resse kund. Die Musikfreunde werden an diesem
Abend wieder einmal Gelegenheit haben, Meister
Alfred Grünfeld zu begrüßen, der wie so oft
seine berühmte Kunst neuerdings in den Dienst der
Wohltätigkeit gestellt hat. Der Künstler hat folgen-
des Programm gewählt: 1. Mozart: Adagio H-moll,
2. Grünfeld: Romanze Des-dur (op. 42), 3. Grün-
feld: Phantasie über Richard Wagners Motive aus
Lohengrin und Tannhäuser. Eingeleitet wird der
Abend durch das unter der Leitung des Kapell-
meisters Karl Wiesmann stehende Theater-
orchester, welches eine Ouvertüre zum Vortrage
bringt. Opernsängerin Fräulein Rose Pauly wird
die Arie "Dich, teure Halle, grüß ich wieder" aus
Tannhäuser mit Orchesterbegleitung und Lieder von
Schubert, Brahms, Rich. Strauß und Grieg fingen.
Hofburgschauspielerin Maria Mayer, deren wert-




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Osram-Lampe
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Mildes weisses Licht

Badener Zeitung
Deutſch-freiheitliches und unabhängiges Organ.

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Dienstag und Freitag früh.
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Korreſpondenzen werden nach Uebereinkunft honoriert. — Manuſkripte werden nicht zurückgeſtellt. — Redaktion und Adminiſtration: Baden, Pfarrgaſſe Nr. 3.
(Die Samstag-Nummer enthält die Gratis-Beilage „Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“.)




Nr. 76. Baden bei Wien, Mittwoch, den 20. September 1916. 37. Jahrg.


[Spaltenumbruch]
Politiſche Debatten in Ungarn.

In Ungarn hat es abermals eine große
politiſche Debatte gegeben, die im eigentlichen
Sinne ein Rededuell zwiſchen dem Grafen Andraſſy
und dem Miniſterpräſidenten Grafen Tisza war.
In einer großangelegten Rede begründete Graf An-
draſſy ſeinen Antrag auf Einberufung der Dele-
gationen, die zu dem Zwecke erfolgen ſoll, um
den Miniſter des Aeußeren die Gelegenheit zum
Sprechen zu geben. Das vollſtändige Pauſieren des
verfaffungsmäßigen Lebens in Oeſterreich be-
zeichnet Graf Andraſſy als eine ſchwere Gefährdung
des guten Verhältniſſes zwiſchen den beiden Reichs-
hälften, und es könne nicht geſchehen, daß es von
der oft ſehr widerſpruchsvollen Rechtsauffaſſung
einer öſterreichiſchen Regierung abhängig ſein
könne, ob das Verfaſſungsleben in Ungarn ſeinen
normalen Gang gehen ſolle oder nicht. Redner
bezeichnete es darum als eine Pflicht, Oeſterreich-
Ungarn gegenüber alles zu tun, um die Einbe-
rufung der Delegationen zu ermöglichen. Schließ-
lich bedauerte er auch, daß Graf Tisza ſeine
mächtige Poſition nicht dazu benütze, um alles zu
tun, daß auch in Oeſterreich verfaſſungsmäßiges
Leben herrſche. Die „Hemmungen“, oder wie Graf
Andraſſy ſagte, „die ſtörenden Momente“, die ins
Treffen geführt werden, daß wir die „Wohltaten
des verfaſſungsmäßigen Lebens“ entbehren müſſen
— der Satz ſtammt auch vom Grafen Tisza —
ſind bekannt, und wir ſprechen über ſie nicht, weil
es ja gegewärtig ohnehin keinen Zweck hätte.
Graf Andraſſy hat ja übrigens darauf verwieſen,
daß es ſchon eine Zeit gegeben habe, wo der
Graf Stürgkh in einer ganz ähnlichen Angelegen-
heit eine ganz entgegengeſetzte Haltung einnahm.
Es war dies im Jahre 1914, wo ebenfälls die
Delegation, die bereits das Jahr zuvor gewählt
wurde und auch ſchon einmal getagt hat, neuerlich
zur Arbeit zuſammenberufen wurde. Auf die Frage,
wie es damit beſchaffen ſei, daß die Delegationen
arbeiten, troßdem der Reichsrat vertagt ſei, ant-
wortete Graf Stürgkh, aus der bedauerlichen
Tatſache, daß im Reichsrat momentan ein Hem-
mungszuſtand beſtehe, dürfe nicht abgeleitet werden,
daß auch eine andere ſehr wichtige parlamentariſche
Körperkraft ihre Beratungen und Beſchlußfaſſungen
aufſchieben ſoll, bis der erwünſchte Effekt an einer
anderen Stelle eintritt, ausdrücklich konſtatierte
Graf Stürgkh damals „über die Legitimation der
Deligierten zur Erfüllung jener Aufgaben, zu
deren Perſolvierung ſie verſammelt worden ſind,
kann ein Zweifel nicht obwalten.“ Wer ſich der
Mühe unterziehen will, ſich die Aufgaben, „zu
deren Perſolvierung die Delegirten damals ver-
ſammelt wurden“, ins Gedächnis zurückzurufen,
der wird es aus den Verhandlungsgegenſtänden
leicht begreifen können, aus welchem Grunde Graf
[Spaltenumbruch] Stürgkh damals eine andere „Rechtsanſicht“ ver-
trat als heute. Vorläufig bleibt es aber bei der
anderen „Rechtsanſchauung“, die beſagt, die Dele-
gationen können nicht tagen, weil der Reichsrat
nicht arbeiten kann. Der Graf Tisza fühlt ſich
nicht berufen, in dieſer Angelegenheit einen Schritt
zu tun. Er lehnt jede Einmiſchung in die inner-
politiſchen Verhältniſſe unſerer Reichshälfte ab,
ſondern begnügt ſich damit, den Wunſch auszu-
ſprechen, daß die Störungen des Verfaſſungslebens
in Oeſterreich beſeitigt werden könnten. Damit
iſt das Kapitel über die Einberufung der Dele-
getionen in dem Sinne beſchloſſen worden, der
ja vorauszuſehen war. Oder man müßte den
Grafen Stürgkh nicht kennen.

Einen ähnlichen Erfolg hatte die darum nicht
unintereſſante Debatte über die auswärtigen An-
gelegenheiten. Sie fand ein Vorſpiel in der Unter-
redung, die Baron Buri[a]n mit einem Zeitungs-
berichterſtatter hatte und in der er ſich gegen die
Vorwürfe der ungariſchen Oppoſition, mit den
Informationen allzu ſparſam zu ſein, zu ver-
teidigen ſucht. Baron Burian erklärt, er mußte
in den Mitteilungen, die Kriegslage betreffend,
ſich reſerviert verhalten, weil er in dieſen Dingen
zur Geheimhaltung verpflichtet ſei. Graf Tisza
kam dieſem Standpunkte mit der Mitteilung zu
Hilfe, daß die wichtigſten militäriſchen Geheim-
informationen nur der Miniſter des Aeußern
und die beiden Miniſterpräſidenten erhalten und
abſolut niemandem anderen mitgeteilt werden
dürfen. Demgegenüber ſtellte Graf Andraſſy feſt,
daß ſich der Miniſter gerade in ſolchen Fragen
nicht hinter das militäriſche Geheimnis verſchanzt
habe, ſondern offen zugegeben habe, „nicht ent-
ſprechend eingeweiht“ worden zu ſein. Er ſpricht
da von einem „unerträglichen Zuſtand“, der von
dem ſeinerzeitigen Mitvertrauensmann der Oppo-
ſition v. Rakovszky beſtätigt wird. Damit müſſen
wir uns vorderhand begnügen, womit natürlich
nicht geſagt iſt, daß über die Politik des Baron
Burian nicht noch ſehr ausführlich geſprochen
werden wird.

An dieſe ziemlich fruchtloſe Debatte ſchloß
ſich eine lange Erörterung über die vor dem
italieniſchen Kriege zwiſchen Wien und Rom ge-
führten Verhandlungen, ein Thema, welches ſich
im ungariſchen Abgeordnetenhaus anſcheinend
einer beſonderen Beliebtheit erfreut. Ein klares
Bild wird man ſich auch daraus nicht machen
können. Immerhin aber werden recht intereſſante
Umriſſe ſichtbar, mit denen man ſich begnügen
kann, ſonderlich nach einem ſo langen Tappen
im undurchdringlichen Dunkel. Man darf nur
nicht gleich hellen, alles durchdringenden Sonnen-
ſchein wollen. Hauptſache iſt, wenn es nur einmal
zu tagen beginnt.




[Spaltenumbruch]
Lokal-Nachrichten.



Auszeichnug.

Dem ſeit Kriegsbeginn
im Felde ſtehenden Oberleutnant i. d. R. eines
ſchweren Feldartillerie-Regimentes Dr. jur. Emanuel
Sztankovánszky de Nagy-Lévard (Finanz-
rat im gemeinſamen Finanzminiſterium) wurde für
tapferes Verhalten und vorzügliche Dienſtleiſtung
vor dem Feinde neuerlich die belobende Allerhöchſte
Anerkennung ausgeſprochen.

Bezirkshauptmann Freiherr
von Czekelius †.

In Wien ſtarb am 16. d. M.
plötzlich der Bezirkshauptmann von Amſtetten Lud-
wig Freiherr Czekelius von Roſenfeld im
51. Lebensjahre. Der Verſtorbene war früher als
Kommiſſär unter Bezirkshauptmann Graf zur Lippe
bei der hieſigen Bezirkshauptmannſchaft tätig und
hatte ſich in dieſer Stellung allgemeine Sympathien
und volle Hochſchätzung erworben. Er war der
Schwager des erſten Sektionschefs im Auswärtigen
Amte, Botſchafter Dr. Freiherr von Macchio, in
deſſen Beiſein auch ſein Tod erfolgte.

Todesfälle.

Samstag, den 16. Sep-
tember um 2 Uhr nachmittags ſtarb hier nach
kurzem Leiden Frau Marie Grimm, geb. Drax-
ler, im 76. Lebensjahre. Die Beerdigung fand
Dienstag, den 19. d. M., auf dem hieſigen Stadt-
pfarrfriedhofe im eigenen Grabe ſtatt. Die Ver-
ſtorbene war die Mutter des Muſikſchuldirektors
Herrn Viktor Grimm. — Montag, den 18. d. M.,
um 6 Uhr früh verſchied nach längerem Leiden im
47. Lebensjahre der Private Herr Joſef Samin-
ger.
Die Beſtattung findet heute, Mittwoch, um
3 Uhr nachmittags ſtatt.

Konzert zu Gunſten des Roten
Kreuzes.

Für das unter dem Protektorate Ihrer
Exzellenz Gräfin Otſini-Roſenberg am Sams-
tag um 8 Uhr abends im Kurhausſaale, zu Gun-
ſten des Zweigvereines Baden vom Roten Kreuze
ſtattfindende Konzert gibt ſich das lebhafteſte Inte-
reſſe kund. Die Muſikfreunde werden an dieſem
Abend wieder einmal Gelegenheit haben, Meiſter
Alfred Grünfeld zu begrüßen, der wie ſo oft
ſeine berühmte Kunſt neuerdings in den Dienſt der
Wohltätigkeit geſtellt hat. Der Künſtler hat folgen-
des Programm gewählt: 1. Mozart: Adagio H-moll,
2. Grünfeld: Romanze Des-dur (op. 42), 3. Grün-
feld: Phantaſie über Richard Wagners Motive aus
Lohengrin und Tannhäuſer. Eingeleitet wird der
Abend durch das unter der Leitung des Kapell-
meiſters Karl Wiesmann ſtehende Theater-
orcheſter, welches eine Ouvertüre zum Vortrage
bringt. Opernſängerin Fräulein Roſe Pauly wird
die Arie „Dich, teure Halle, grüß ich wieder“ aus
Tannhäuſer mit Orcheſterbegleitung und Lieder von
Schubert, Brahms, Rich. Strauß und Grieg fingen.
Hofburgſchauſpielerin Maria Mayer, deren wert-




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Einzelne Mittwoch-Nummer 12 h, Samstag- Nummer 16 h. — Inſerate werden per 80 mm breite Petitzeile mit 16 h für die erſte, und mit 14 h für fünf nacheinander folgende Einſchaltungen berechnet, größere Aufträge nach Uebereinkommen und können auch durch die beſtehenden Annonzen-Bureaus an die Adminiſtration gerichtet werden. — Intereſſante Mitteilungen, Notizen und Korreſpondenzen werden nach Uebereinkunft honoriert. — Manuſkripte werden nicht zurückgeſtellt. — Redaktion und Adminiſtration: Baden, Pfarrgaſſe Nr. 3. (Die Samstag-Nummer enthält die Gratis-Beilage „Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“.) Nr. 76. Baden bei Wien, Mittwoch, den 20. September 1916. 37. Jahrg. Politiſche Debatten in Ungarn. In Ungarn hat es abermals eine große politiſche Debatte gegeben, die im eigentlichen Sinne ein Rededuell zwiſchen dem Grafen Andraſſy und dem Miniſterpräſidenten Grafen Tisza war. In einer großangelegten Rede begründete Graf An- draſſy ſeinen Antrag auf Einberufung der Dele- gationen, die zu dem Zwecke erfolgen ſoll, um den Miniſter des Aeußeren die Gelegenheit zum Sprechen zu geben. Das vollſtändige Pauſieren des verfaffungsmäßigen Lebens in Oeſterreich be- zeichnet Graf Andraſſy als eine ſchwere Gefährdung des guten Verhältniſſes zwiſchen den beiden Reichs- hälften, und es könne nicht geſchehen, daß es von der oft ſehr widerſpruchsvollen Rechtsauffaſſung einer öſterreichiſchen Regierung abhängig ſein könne, ob das Verfaſſungsleben in Ungarn ſeinen normalen Gang gehen ſolle oder nicht. Redner bezeichnete es darum als eine Pflicht, Oeſterreich- Ungarn gegenüber alles zu tun, um die Einbe- rufung der Delegationen zu ermöglichen. Schließ- lich bedauerte er auch, daß Graf Tisza ſeine mächtige Poſition nicht dazu benütze, um alles zu tun, daß auch in Oeſterreich verfaſſungsmäßiges Leben herrſche. Die „Hemmungen“, oder wie Graf Andraſſy ſagte, „die ſtörenden Momente“, die ins Treffen geführt werden, daß wir die „Wohltaten des verfaſſungsmäßigen Lebens“ entbehren müſſen — der Satz ſtammt auch vom Grafen Tisza — ſind bekannt, und wir ſprechen über ſie nicht, weil es ja gegewärtig ohnehin keinen Zweck hätte. Graf Andraſſy hat ja übrigens darauf verwieſen, daß es ſchon eine Zeit gegeben habe, wo der Graf Stürgkh in einer ganz ähnlichen Angelegen- heit eine ganz entgegengeſetzte Haltung einnahm. Es war dies im Jahre 1914, wo ebenfälls die Delegation, die bereits das Jahr zuvor gewählt wurde und auch ſchon einmal getagt hat, neuerlich zur Arbeit zuſammenberufen wurde. Auf die Frage, wie es damit beſchaffen ſei, daß die Delegationen arbeiten, troßdem der Reichsrat vertagt ſei, ant- wortete Graf Stürgkh, aus der bedauerlichen Tatſache, daß im Reichsrat momentan ein Hem- mungszuſtand beſtehe, dürfe nicht abgeleitet werden, daß auch eine andere ſehr wichtige parlamentariſche Körperkraft ihre Beratungen und Beſchlußfaſſungen aufſchieben ſoll, bis der erwünſchte Effekt an einer anderen Stelle eintritt, ausdrücklich konſtatierte Graf Stürgkh damals „über die Legitimation der Deligierten zur Erfüllung jener Aufgaben, zu deren Perſolvierung ſie verſammelt worden ſind, kann ein Zweifel nicht obwalten.“ Wer ſich der Mühe unterziehen will, ſich die Aufgaben, „zu deren Perſolvierung die Delegirten damals ver- ſammelt wurden“, ins Gedächnis zurückzurufen, der wird es aus den Verhandlungsgegenſtänden leicht begreifen können, aus welchem Grunde Graf Stürgkh damals eine andere „Rechtsanſicht“ ver- trat als heute. Vorläufig bleibt es aber bei der anderen „Rechtsanſchauung“, die beſagt, die Dele- gationen können nicht tagen, weil der Reichsrat nicht arbeiten kann. Der Graf Tisza fühlt ſich nicht berufen, in dieſer Angelegenheit einen Schritt zu tun. Er lehnt jede Einmiſchung in die inner- politiſchen Verhältniſſe unſerer Reichshälfte ab, ſondern begnügt ſich damit, den Wunſch auszu- ſprechen, daß die Störungen des Verfaſſungslebens in Oeſterreich beſeitigt werden könnten. Damit iſt das Kapitel über die Einberufung der Dele- getionen in dem Sinne beſchloſſen worden, der ja vorauszuſehen war. Oder man müßte den Grafen Stürgkh nicht kennen. Einen ähnlichen Erfolg hatte die darum nicht unintereſſante Debatte über die auswärtigen An- gelegenheiten. Sie fand ein Vorſpiel in der Unter- redung, die Baron Burian mit einem Zeitungs- berichterſtatter hatte und in der er ſich gegen die Vorwürfe der ungariſchen Oppoſition, mit den Informationen allzu ſparſam zu ſein, zu ver- teidigen ſucht. Baron Burian erklärt, er mußte in den Mitteilungen, die Kriegslage betreffend, ſich reſerviert verhalten, weil er in dieſen Dingen zur Geheimhaltung verpflichtet ſei. Graf Tisza kam dieſem Standpunkte mit der Mitteilung zu Hilfe, daß die wichtigſten militäriſchen Geheim- informationen nur der Miniſter des Aeußern und die beiden Miniſterpräſidenten erhalten und abſolut niemandem anderen mitgeteilt werden dürfen. Demgegenüber ſtellte Graf Andraſſy feſt, daß ſich der Miniſter gerade in ſolchen Fragen nicht hinter das militäriſche Geheimnis verſchanzt habe, ſondern offen zugegeben habe, „nicht ent- ſprechend eingeweiht“ worden zu ſein. Er ſpricht da von einem „unerträglichen Zuſtand“, der von dem ſeinerzeitigen Mitvertrauensmann der Oppo- ſition v. Rakovszky beſtätigt wird. Damit müſſen wir uns vorderhand begnügen, womit natürlich nicht geſagt iſt, daß über die Politik des Baron Burian nicht noch ſehr ausführlich geſprochen werden wird. An dieſe ziemlich fruchtloſe Debatte ſchloß ſich eine lange Erörterung über die vor dem italieniſchen Kriege zwiſchen Wien und Rom ge- führten Verhandlungen, ein Thema, welches ſich im ungariſchen Abgeordnetenhaus anſcheinend einer beſonderen Beliebtheit erfreut. Ein klares Bild wird man ſich auch daraus nicht machen können. Immerhin aber werden recht intereſſante Umriſſe ſichtbar, mit denen man ſich begnügen kann, ſonderlich nach einem ſo langen Tappen im undurchdringlichen Dunkel. Man darf nur nicht gleich hellen, alles durchdringenden Sonnen- ſchein wollen. Hauptſache iſt, wenn es nur einmal zu tagen beginnt. Lokal-Nachrichten. — Auszeichnug. Dem ſeit Kriegsbeginn im Felde ſtehenden Oberleutnant i. d. R. eines ſchweren Feldartillerie-Regimentes Dr. jur. Emanuel Sztankovánszky de Nagy-Lévard (Finanz- rat im gemeinſamen Finanzminiſterium) wurde für tapferes Verhalten und vorzügliche Dienſtleiſtung vor dem Feinde neuerlich die belobende Allerhöchſte Anerkennung ausgeſprochen. — Bezirkshauptmann Freiherr von Czekelius †. In Wien ſtarb am 16. d. M. plötzlich der Bezirkshauptmann von Amſtetten Lud- wig Freiherr Czekelius von Roſenfeld im 51. Lebensjahre. Der Verſtorbene war früher als Kommiſſär unter Bezirkshauptmann Graf zur Lippe bei der hieſigen Bezirkshauptmannſchaft tätig und hatte ſich in dieſer Stellung allgemeine Sympathien und volle Hochſchätzung erworben. Er war der Schwager des erſten Sektionschefs im Auswärtigen Amte, Botſchafter Dr. Freiherr von Macchio, in deſſen Beiſein auch ſein Tod erfolgte. — Todesfälle. Samstag, den 16. Sep- tember um 2 Uhr nachmittags ſtarb hier nach kurzem Leiden Frau Marie Grimm, geb. Drax- ler, im 76. Lebensjahre. Die Beerdigung fand Dienstag, den 19. d. 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Grün- feld: Phantaſie über Richard Wagners Motive aus Lohengrin und Tannhäuſer. Eingeleitet wird der Abend durch das unter der Leitung des Kapell- meiſters Karl Wiesmann ſtehende Theater- orcheſter, welches eine Ouvertüre zum Vortrage bringt. Opernſängerin Fräulein Roſe Pauly wird die Arie „Dich, teure Halle, grüß ich wieder“ aus Tannhäuſer mit Orcheſterbegleitung und Lieder von Schubert, Brahms, Rich. Strauß und Grieg fingen. Hofburgſchauſpielerin Maria Mayer, deren wert- Osram-Lampe 1536 Drahtfest 70% Stromersparnis Mildes weisses Licht

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 76, Baden (Niederösterreich), 20.09.1916, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener076_1916/1>, abgerufen am 21.11.2024.