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Badener Zeitung. Nr. 88, Baden (Niederösterreich), 02.11.1904.

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Nr. 88. Samstag Badener Zeitung 2. November 1904.

[Spaltenumbruch]

Neuenglands beteiligen sich sämtliche Gemeindeglieder
unmittelbar an ihr, indem sie sich im sogenannten town-
meeting
versammeln und Vertrauensmänner aus ihrer
Mitte mit der Ausführung ihrer Beschüsse beauftra-
gen. In den größeren Städten nähert sich die äußere
Form der Verwaltung mehr derjenigen der europäischen
Gemeinden mit Bürgermeistern (mayors) unb Stadt-
räten (city councils, bez. aldermen), der Einfluß der
Bürgerschaft auf die Tätigkeit der Verwaltungsbehörde
bleibt aber auch hier viel großer. Ganz richtig sagt
S. Low in dieser Hinsicht: "In Europa herrschte
bisher, fast ohne auf Widerspruch zu stoßen, der
Gedanke, daß es eine regierende Klasse geben und
daß die große Masse des Volkes regiert werden
müsse. In den Vereinigten Staaten verfängt dieser
Gedanke nicht und hat auch niemals verfangen. Hier
wird keinerlei Unterschied zwischen Regierenden und
Regierten anerkannt, und das ganze Regierungsproblem
wird einfach so verstanden, daß die Gesamtheit die
Kunst, sich zu regieren, selbst lernen und anwenden
muß."

Das stehende Bundesheer, das angeworben
wird, bestand bis zum spanisch-amerikanischen Kriege
unr aus 2170 Offizieren und 25,220 Mann, wurde
aber 1901 auf 3820 Offiziere und 59,866 Mann
verstärkt, und eine ähnliche Verstärkung erfuhr seit
dem Vorgehen der Union gegenüber Spanien auch
die Flotte, die zurzeit 275 Schisse mit 31,000 Mann
und gegen 1200 Geschützen zählt. Daneben unterhalten
die einzelnen Staaten Milizheere, die zur Aufrecht-
erhaltung der Ordnung innerhalb der Staatsgrenzen
verwandt werden.

Fragt man sich, wie die beschriebene staatliche
Organisation tatsächlich gearbeitet hat, so
wird man nicht umhin können zu gestehen, daß dies
in vielfacher Hinsicht in der vorzüglichsten Weise
geschehen ist. In erster Linie haben die demokratischen
und förderalistischen Institutionen der großen Republik
eine viel größere Halibarkeit und Stabilität an den
Tag gelegt, als man ihnen in Europa zugetraut hat.
Ganz wie es die Verfassungsurkunde voraussah, haben
sich die Präsidenten der Union jederzeit in schlicht
bürgerlichem Kreise gehalten, und keiner hat jemals
die geringsten Aspirationen gehegt, seinen Stuhl mit
einem Throne zu vertauschen. Auch nicht einen Dik-
tator von der Art der südamerikanischen und mexi-
canischen hat Nordamerika zu sehen bekommen --
selbst nicht in der Zeit des großen Bürgerkrieges.
Der Imperialismus hat seine Wurzeln und Stütze
eben allerwärts auf Erden in dem Militarismus
gehabt, und weil die Vereinigten Staaten in der
natürlichen Lage, in der sie sich befinden, eines Rie-
senheeres leicht entraten können, werden irgend welche
Herrschergelüste, auch wenn sie einmal auftauchen
sollten, dem Bestande der republikanischen Staatsform
niemals gefährlich werden können. Bisher war der
Präsident immer stark in kritischen Zeiten, aber
schwach in den gewöhnlichen, so wie es die Verfassung
wollte. Die Grenzlinie, die zwischen der Befugnis
[Spaltenumbruch] der Einzelstaaten und derjenigen der Zentralregierung
gezogen wurde, ist ebeufalls im allgemeinen jederzeit
auf das strengste beachtet worden, und das weitgehende
Selfgoverment, das den Einzelstaaten sowie den
Gemeinden eingeräumt ist, hat das gemeinsame Han-
deln, wo solches etwa geboten war, außer in dem
erwähnten Falle, niemals beeinträchtigt. Keine Nation
darf sich heute rühmen, einen lebendigeren Patriotis-
mus zu besitzen als die amerikanische.

Auf die Entwicklung der wirtschaftlichen Hilfs-
quellen hat die demokratisch-föderalistische Staatsver-
fassung ebenfalls in der günstigsten Weise mitgewirkt,
und in dieser Beziehung war sie wohl im allgemeinen
die einzig zweckmäßige und richtige für das Land.
Abgesehen davon, daß die autokratische Monarchie,
wenn sie der Union durch irgend einen Umstand auf-
gedrängt worden wäre, bei einer aus so bunten und
zum Teil aus so unbändigen Elementen gebildeten
Bevölkerung zu allerlei schimmen Reibungen und
Wirren geführt haben würde, so würde sie das
Wirtschaftsleben auch viel zu sehr an ihre Gängel-
bänder und unter ihre Bevormundung genommen
habun, und ein so rascher und gewaltiger Aufschwung,
wie dieses tatsächlich genommen, wäre dabei nicht
möglich gewesen. Freilich hat der rasche Aufschwung
auch mancherlei Uebel in seinem Gefolge gehabt;
man denke z. B. an den traurigen Zustand der
amerikanischen Forste, an den raubbaumäßigen Be-
trieb der Minen in den Gebieten des Westens, an
die Monopole der "Eisenbahnkönige" und "Trusts",
und bis zu einem gewissen Grade sind auch diese
Uebel der politischen Organisation zur Last legen.

Die Stellung, welche die Union dem Auslande
gegenüber einnimmt, ist trotz ihres schwachen stehenden
Heeres eine durchaus würdige und in manchen Be-
ziehungen geradezu eine gebietende, so daß auch
darin die Verfassung ihre Probe glänzend bestanden
hat. Bezüglich gewisser innerer Fragen ist es vielleicht
weniger der Fall gewesen und namentlich um die
Rechtspflege, um die öffentliche Sicherheit, um die
Ehrlichkeit und Unbestechlichkeit der Beamten und
Kongreßmitglieder, um die Verwendung öffentlicher
Gelder, um die Indianerangelegenheiten und der-
gleichen könnte es wohl erheblich besser bestellt sein.
Die Korruption hat sich namentlich in den großen
Städten zu einer schlimmen Krankheit entwickelt und
wirkt von dort aus auch auf die Staatslegislaturen
zum Teil in höchst bedenklicher Weise ein. Daß der
große amerikanische Freistaat sich als ein voll-
kommener Idealstaat bewährt habe, darf man also
nicht behaupten.




Zur letzten Gemeinde-Ausschußsitzung.

Zu dem von uns veröffentlichen Prototolle der
Gemeindeausschußsitzung in unserer letzten Mittwoch-
nummer sendet uns GA. Herzog nachstehende
"Berichtigung".


[Spaltenumbruch]
Herrn Rudolf Bauer, Schriftleiter der
"Badener Zeitung" in Baden!

In dem Berichte über die "Gemeindeausschuß-
Sitzung der Stadt Baden" in Nr. 86 der
"Badener Zeitung" finden sich mehrere Unrichtig-
keiten, meine Ausführungen betreffend, deren
Richtigstellung unter Berufung auf den § 19
Pr.-G. ich fordere, wie folgt:

"Es ist unwahr, daß ich sagte, ich verspreche
mir von der Resolution keine Wirkung, da sie an
eine falsche Adresse gerichtet sei. Vielmehr sagte
ich: die christlichsoziale Landtagsmehrheit wird sich
aus der Entschließung gar nichts machen, sie wird
sich darum gar nicht kümmern, besonders auch
deswegen, weil die Entschließung nunmehr von
derselben Seite ausgeht, welche noch vor kurzem
bei den Gemeindewahlen mit den Christlichsozialen
im engsten Bündnisse stand. Auch soll sich die
Gemeindevertretung Badens vor der Landtags-
mehrheit nicht demütigen, indem sie dieselbe um
etwas bittet".

Es ist ferner unwahr, daß ich behauptete,
daß der Führer der Antisemiten sage: All-
deutsche und Sozialdemokraten werden nicht be-
fördert. -- Wahr ist vielmehr, daß ich diese
Behauptung in Bezug auf Dr. Lueger, den
Führer der Christlichsozialen aufstellte.

Es ist endlich unwahr, daß der Antrag Dr.
Trenners mit allen Stimmen gegen diejenige
Kollmanns angenommen wurde. -- Denn ich habe
mich ausdrücklich dagegen verwahrt, daß ich für
den Antrag Trenner stimme und habe nur für die
Anträge Grab (Kundgebung an die Regierung)
und Süß (Verständigung des Landtagsabgeord-
neten Thoma) mich auszusprechen.

Josef Herzog
Mitglied des Badener Gemeindeausschusses.

Obwohl jeder Kundige sofort sehen wird, daß
vorstehende "Berichtigung" nicht im mindesten den
preßgesetzlichen Bestimmungen entspricht, wir also
nicht verpflichtet wären dieselbe aufzunehmen, geben
wir dennoch derselben Raum, um einmal die Wahr-
heitsliebe dieses Herrn ins rechte Licht zu rücken.

Wir haben sofort nach Erhalt dieser "Berichti-
gung" Erkundigungen eingezogen, ob hier ein Ver-
schulden unseres Stenographen vorliegt, oder eine
bloße Behelligung von seite des GA. Herzog. Wir
sind es nämlich seit einiger Zeit gewohnt, daß
genannter Herr, dem das Gedeihen unseres Blattes
ein Dorn im Auge zu sein scheint, bei jeder Gelegen-
heit sich sowohl an unserem Blatte reibt wie auch
unseren Schriftleiter in gröblichster Weise beschimpft,
wahrscheinlich in Ermanglung eines anderen Stoffes;
denn immer und ewig auf Foller, Zöllner, Gregora,
Kainz, Zeiner u. s. w. zu schimpfen, wird auf die
Dauer selbst so einem Hauerschädel zu dumm, und
so mußte denn auch unser Schriftleiter in den Kreis




[Spaltenumbruch]

"Was hast denn du mit'n Toni ausz'mach'n
g'habt?" frug er, als sich sein Gesellschafter entfernt
hatte, sein Weib.

"Die Kathl will er hab'n!" antwortete die
Leitnerin in einer Weise, als habe sie die Werbung
bereits entgegengenommen.

Der Bauer war sehr überrascht, es war dies
das erste, was er in dieser Angelegenheit hörte; in
Familiensachen wurde er stets als Null behandelt
und darum wußte er auch kein Sterbenswort von
dem, was die Bäuerin am vorigen Sonntag von
Sepp erfahren.

"Der Toni die Kathl?" frug er sehr verwundert,
als habe er seinen Ohren nicht recht getraut.

"Ja, ja! Der Toni die Kathl!"

"I han allerweil g'moant, er nimmt sie heunt
oder morg'n 's Threserl. Die zwoa Alt'n hamt's ja
so ausg'macht mitnander", sagte der Bauer, und
aus jedem seiner Worte sprach noch immer das
größte Befremden.

Das ärgerte die Bäuerin. "Na freili, was
denn! Weil's der alte Diddeltapp -- Gott lass'n
sel ruah'n -- so wöll'n hat, hiazt muaß 's a scho
so sei? Der Toni war zan derschlag'n wann er die
Thres nahmert statt's der Kathl. Erscht'ns is die
Kathl tausend Mal weit scheaner, und zweit'ns --"
hier fiel ihr in der Schnelligkeit nichts ein, was ihre
Tochter der Therese noch voraus haben könnte, darum
brach sie plötzlich ab.

"No", sagte der Bauer, "mir war's scho recht,
aber was wird denn d'Hofbäuerin dazua sag'n?"
er wollte noch weitersprechen, aber seine Ehehälfte
fuhr empört auf. "Was dö? Dö geaht die ganze
G'schicht überhaupt gar nix an! Dö zwoa jungen
[Spaltenumbruch] Leut hamt si gern und da redt mer nix d'rein!
Das wir i a 'n Toni glei sag'n -- er braucht sie
vo der Alt'n net kommandier'n z'lass'n, er is mairenn,
Bauer is er, und d'Wirtschaft g'hört eahm. Ueber-
haupt muaß d'Alte aus'm Haus, wann die zwoa
Leut heirat'n!" vollendete sie in sehr strenger Ton-
art. Dann wandte sie sich ab, zum Zeichen, daß sie
mit ihrem Mann vorderhand nichts mehr zu reden
habe und dachte darüber nach, welche Verfügungen
sie mit dem Großknecht Franzl treffen werde. Er
genoß nach ihrer Anschauung zu große Rechte beim
Hofbauern und die Leitnerin fühlte instinktiv, daß
er sich ihrer Autorität, die sie am Nachbarhofe
geltend zu machen sich ernstlich vornahm, sobald nur
die Familienbande geknüpft waren, nicht unterwerfen
werde. Was aber mit ihm zu geschehen habe, das
zu bestimmen behielt sie sich für ein anderes Mal
vor, der ungewohnte Weingenuß hemmte heute schon
etwas ihr Denkvermögen.

Der Ahnungslose aber, über dessen Sein oder
Nichtsein zu verfügen die Leitnerin sich berufen fühlte,
der tanzte in gänzlicher Unkenntnis der Gefahren für
sein Großknechtsportefeuille einen flotten Steirischen
-- und in den Armen hielt er seine Kathl. Das
junge Mädchen schien all das, was es die vergan-
gene Woche so schwer bedrückte und was ihr nicht
geschenkt bleiben konnte, für den Augenblick wenigstens,
vergessen zu haben, denn die dunklen Augen sprühten
vor Lebenslust und Liebesseligkeit. Ja, es waren
dies vielleicht die glücklichsten Momente in ihrem
jungen Dasein. Auch die Züge des Burschen trugen
den Stempel ungekünstelter Lebensfreudigkeit und als
sich das Mädchen, den Vorschriften des Steirertanzes
folgend, wiederholt unter seinen Arm durchwand, daß
[Spaltenumbruch] der rote Kattunrock in der Luft herumflog, da sang
er mit seiner kräftigen Stimme:

"Lusti is wohl,
Wann de Nachtigall singt,
Wann der Bua zan Tanz geaht
Und sei Deandl mitbringt."

Die Leitnerin sah und hörte von all dem nichts
in ihrer Hinterstube und als später ein Bauer herein-
kam und das fesche Steirischtanzen der Kathl mit
dem Großknecht Franzl rühmte, da stritt sie sich mit
ihm eine Weile herum, der Tänzer sei der Hof-
bauern-Toni gewesen. Sie erhob sich von ihrem Sitz
schon nicht mehr, sie unterhielt sich mit einigen
Bäuerinnen und wenn sie gerade keine Ansprache
hatte, bemühte sie sich nachzudenken über die Re-
formen, welche sie dem Hofbauerngute angedeihen
lassen werde, sobald sie nur die Schwiegermutter des
Toni war.

Als der Abend kam drängte sie zum Aufbruch.
Auch der Toni spannte seine Schecken wieder ein,
er mußte seiner Mutter versprechen, bis zum "Bet-
läuten" zuhause zu sein, denn der Wolfganger Kirch-
tag stand in einem Renommee, das ihn gerade bei
der rauflustigen Männerwelt recht empfehlenswert
machte.




"Wessen das Herz voll ist, dessen geht der
Mund über", ein altes Sprichwort -- und es be-
währte sich heute in der Tat, bei der Leitnerin im
vollsten Umfange. Auf der ganzen Heimfahrt sprach
sie von nichts anderem als von ihren Zukunftsplänen
und erging sich auch abwechslungsweise in Schmähungen


Nr. 88. Samstag Badener Zeitung 2. November 1904.

[Spaltenumbruch]

Neuenglands beteiligen ſich ſämtliche Gemeindeglieder
unmittelbar an ihr, indem ſie ſich im ſogenannten town-
meeting
verſammeln und Vertrauensmänner aus ihrer
Mitte mit der Ausführung ihrer Beſchüſſe beauftra-
gen. In den größeren Städten nähert ſich die äußere
Form der Verwaltung mehr derjenigen der europäiſchen
Gemeinden mit Bürgermeiſtern (mayors) unb Stadt-
räten (city councils, bez. aldermen), der Einfluß der
Bürgerſchaft auf die Tätigkeit der Verwaltungsbehörde
bleibt aber auch hier viel großer. Ganz richtig ſagt
S. Low in dieſer Hinſicht: „In Europa herrſchte
bisher, faſt ohne auf Widerſpruch zu ſtoßen, der
Gedanke, daß es eine regierende Klaſſe geben und
daß die große Maſſe des Volkes regiert werden
müſſe. In den Vereinigten Staaten verfängt dieſer
Gedanke nicht und hat auch niemals verfangen. Hier
wird keinerlei Unterſchied zwiſchen Regierenden und
Regierten anerkannt, und das ganze Regierungsproblem
wird einfach ſo verſtanden, daß die Geſamtheit die
Kunſt, ſich zu regieren, ſelbſt lernen und anwenden
muß.“

Das ſtehende Bundesheer, das angeworben
wird, beſtand bis zum ſpaniſch-amerikaniſchen Kriege
unr aus 2170 Offizieren und 25,220 Mann, wurde
aber 1901 auf 3820 Offiziere und 59,866 Mann
verſtärkt, und eine ähnliche Verſtärkung erfuhr ſeit
dem Vorgehen der Union gegenüber Spanien auch
die Flotte, die zurzeit 275 Schiſſe mit 31,000 Mann
und gegen 1200 Geſchützen zählt. Daneben unterhalten
die einzelnen Staaten Milizheere, die zur Aufrecht-
erhaltung der Ordnung innerhalb der Staatsgrenzen
verwandt werden.

Fragt man ſich, wie die beſchriebene ſtaatliche
Organiſation tatſächlich gearbeitet hat, ſo
wird man nicht umhin können zu geſtehen, daß dies
in vielfacher Hinſicht in der vorzüglichſten Weiſe
geſchehen iſt. In erſter Linie haben die demokratiſchen
und förderaliſtiſchen Inſtitutionen der großen Republik
eine viel größere Halibarkeit und Stabilität an den
Tag gelegt, als man ihnen in Europa zugetraut hat.
Ganz wie es die Verfaſſungsurkunde vorausſah, haben
ſich die Präſidenten der Union jederzeit in ſchlicht
bürgerlichem Kreiſe gehalten, und keiner hat jemals
die geringſten Aſpirationen gehegt, ſeinen Stuhl mit
einem Throne zu vertauſchen. Auch nicht einen Dik-
tator von der Art der ſüdamerikaniſchen und mexi-
caniſchen hat Nordamerika zu ſehen bekommen —
ſelbſt nicht in der Zeit des großen Bürgerkrieges.
Der Imperialismus hat ſeine Wurzeln und Stütze
eben allerwärts auf Erden in dem Militarismus
gehabt, und weil die Vereinigten Staaten in der
natürlichen Lage, in der ſie ſich befinden, eines Rie-
ſenheeres leicht entraten können, werden irgend welche
Herrſchergelüſte, auch wenn ſie einmal auftauchen
ſollten, dem Beſtande der republikaniſchen Staatsform
niemals gefährlich werden können. Bisher war der
Präſident immer ſtark in kritiſchen Zeiten, aber
ſchwach in den gewöhnlichen, ſo wie es die Verfaſſung
wollte. Die Grenzlinie, die zwiſchen der Befugnis
[Spaltenumbruch] der Einzelſtaaten und derjenigen der Zentralregierung
gezogen wurde, iſt ebeufalls im allgemeinen jederzeit
auf das ſtrengſte beachtet worden, und das weitgehende
Selfgoverment, das den Einzelſtaaten ſowie den
Gemeinden eingeräumt iſt, hat das gemeinſame Han-
deln, wo ſolches etwa geboten war, außer in dem
erwähnten Falle, niemals beeinträchtigt. Keine Nation
darf ſich heute rühmen, einen lebendigeren Patriotis-
mus zu beſitzen als die amerikaniſche.

Auf die Entwicklung der wirtſchaftlichen Hilfs-
quellen hat die demokratiſch-föderaliſtiſche Staatsver-
faſſung ebenfalls in der günſtigſten Weiſe mitgewirkt,
und in dieſer Beziehung war ſie wohl im allgemeinen
die einzig zweckmäßige und richtige für das Land.
Abgeſehen davon, daß die autokratiſche Monarchie,
wenn ſie der Union durch irgend einen Umſtand auf-
gedrängt worden wäre, bei einer aus ſo bunten und
zum Teil aus ſo unbändigen Elementen gebildeten
Bevölkerung zu allerlei ſchimmen Reibungen und
Wirren geführt haben würde, ſo würde ſie das
Wirtſchaftsleben auch viel zu ſehr an ihre Gängel-
bänder und unter ihre Bevormundung genommen
habun, und ein ſo raſcher und gewaltiger Aufſchwung,
wie dieſes tatſächlich genommen, wäre dabei nicht
möglich geweſen. Freilich hat der raſche Aufſchwung
auch mancherlei Uebel in ſeinem Gefolge gehabt;
man denke z. B. an den traurigen Zuſtand der
amerikaniſchen Forſte, an den raubbaumäßigen Be-
trieb der Minen in den Gebieten des Weſtens, an
die Monopole der „Eiſenbahnkönige“ und „Truſts“,
und bis zu einem gewiſſen Grade ſind auch dieſe
Uebel der politiſchen Organiſation zur Laſt legen.

Die Stellung, welche die Union dem Auslande
gegenüber einnimmt, iſt trotz ihres ſchwachen ſtehenden
Heeres eine durchaus würdige und in manchen Be-
ziehungen geradezu eine gebietende, ſo daß auch
darin die Verfaſſung ihre Probe glänzend beſtanden
hat. Bezüglich gewiſſer innerer Fragen iſt es vielleicht
weniger der Fall geweſen und namentlich um die
Rechtspflege, um die öffentliche Sicherheit, um die
Ehrlichkeit und Unbeſtechlichkeit der Beamten und
Kongreßmitglieder, um die Verwendung öffentlicher
Gelder, um die Indianerangelegenheiten und der-
gleichen könnte es wohl erheblich beſſer beſtellt ſein.
Die Korruption hat ſich namentlich in den großen
Städten zu einer ſchlimmen Krankheit entwickelt und
wirkt von dort aus auch auf die Staatslegislaturen
zum Teil in höchſt bedenklicher Weiſe ein. Daß der
große amerikaniſche Freiſtaat ſich als ein voll-
kommener Idealſtaat bewährt habe, darf man alſo
nicht behaupten.




Zur letzten Gemeinde-Ausſchußſitzung.

Zu dem von uns veröffentlichen Prototolle der
Gemeindeausſchußſitzung in unſerer letzten Mittwoch-
nummer ſendet uns GA. Herzog nachſtehende
„Berichtigung“.


[Spaltenumbruch]
Herrn Rudolf Bauer, Schriftleiter der
„Badener Zeitung“ in Baden!

In dem Berichte über die „Gemeindeausſchuß-
Sitzung der Stadt Baden“ in Nr. 86 der
„Badener Zeitung“ finden ſich mehrere Unrichtig-
keiten, meine Ausführungen betreffend, deren
Richtigſtellung unter Berufung auf den § 19
Pr.-G. ich fordere, wie folgt:

„Es iſt unwahr, daß ich ſagte, ich verſpreche
mir von der Reſolution keine Wirkung, da ſie an
eine falſche Adreſſe gerichtet ſei. Vielmehr ſagte
ich: die chriſtlichſoziale Landtagsmehrheit wird ſich
aus der Entſchließung gar nichts machen, ſie wird
ſich darum gar nicht kümmern, beſonders auch
deswegen, weil die Entſchließung nunmehr von
derſelben Seite ausgeht, welche noch vor kurzem
bei den Gemeindewahlen mit den Chriſtlichſozialen
im engſten Bündniſſe ſtand. Auch ſoll ſich die
Gemeindevertretung Badens vor der Landtags-
mehrheit nicht demütigen, indem ſie dieſelbe um
etwas bittet“.

Es iſt ferner unwahr, daß ich behauptete,
daß der Führer der Antiſemiten ſage: All-
deutſche und Sozialdemokraten werden nicht be-
fördert. — Wahr iſt vielmehr, daß ich dieſe
Behauptung in Bezug auf Dr. Lueger, den
Führer der Chriſtlichſozialen aufſtellte.

Es iſt endlich unwahr, daß der Antrag Dr.
Trenners mit allen Stimmen gegen diejenige
Kollmanns angenommen wurde. — Denn ich habe
mich ausdrücklich dagegen verwahrt, daß ich für
den Antrag Trenner ſtimme und habe nur für die
Anträge Grab (Kundgebung an die Regierung)
und Süß (Verſtändigung des Landtagsabgeord-
neten Thoma) mich auszuſprechen.

Joſef Herzog
Mitglied des Badener Gemeindeausſchuſſes.

Obwohl jeder Kundige ſofort ſehen wird, daß
vorſtehende „Berichtigung“ nicht im mindeſten den
preßgeſetzlichen Beſtimmungen entſpricht, wir alſo
nicht verpflichtet wären dieſelbe aufzunehmen, geben
wir dennoch derſelben Raum, um einmal die Wahr-
heitsliebe dieſes Herrn ins rechte Licht zu rücken.

Wir haben ſofort nach Erhalt dieſer „Berichti-
gung“ Erkundigungen eingezogen, ob hier ein Ver-
ſchulden unſeres Stenographen vorliegt, oder eine
bloße Behelligung von ſeite des GA. Herzog. Wir
ſind es nämlich ſeit einiger Zeit gewohnt, daß
genannter Herr, dem das Gedeihen unſeres Blattes
ein Dorn im Auge zu ſein ſcheint, bei jeder Gelegen-
heit ſich ſowohl an unſerem Blatte reibt wie auch
unſeren Schriftleiter in gröblichſter Weiſe beſchimpft,
wahrſcheinlich in Ermanglung eines anderen Stoffes;
denn immer und ewig auf Foller, Zöllner, Gregora,
Kainz, Zeiner u. ſ. w. zu ſchimpfen, wird auf die
Dauer ſelbſt ſo einem Hauerſchädel zu dumm, und
ſo mußte denn auch unſer Schriftleiter in den Kreis




[Spaltenumbruch]

„Was haſt denn du mit’n Toni ausz’mach’n
g’habt?“ frug er, als ſich ſein Geſellſchafter entfernt
hatte, ſein Weib.

„Die Kathl will er hab’n!“ antwortete die
Leitnerin in einer Weiſe, als habe ſie die Werbung
bereits entgegengenommen.

Der Bauer war ſehr überraſcht, es war dies
das erſte, was er in dieſer Angelegenheit hörte; in
Familienſachen wurde er ſtets als Null behandelt
und darum wußte er auch kein Sterbenswort von
dem, was die Bäuerin am vorigen Sonntag von
Sepp erfahren.

„Der Toni die Kathl?“ frug er ſehr verwundert,
als habe er ſeinen Ohren nicht recht getraut.

„Ja, ja! Der Toni die Kathl!“

„I han allerweil g’moant, er nimmt ſie heunt
oder morg’n ’s Threſerl. Die zwoa Alt’n hamt’s ja
ſo ausg’macht mitnander“, ſagte der Bauer, und
aus jedem ſeiner Worte ſprach noch immer das
größte Befremden.

Das ärgerte die Bäuerin. „Na freili, was
denn! Weil’s der alte Diddeltapp — Gott laſſ’n
ſel ruah’n — ſo wöll’n hat, hiazt muaß ’s a ſcho
ſo ſei? Der Toni war zan derſchlag’n wann er die
Thres nahmert ſtatt’s der Kathl. Erſcht’ns is die
Kathl tauſend Mal weit ſcheaner, und zweit’ns —“
hier fiel ihr in der Schnelligkeit nichts ein, was ihre
Tochter der Thereſe noch voraus haben könnte, darum
brach ſie plötzlich ab.

„No“, ſagte der Bauer, „mir war’s ſcho recht,
aber was wird denn d’Hofbäuerin dazua ſag’n?“
er wollte noch weiterſprechen, aber ſeine Ehehälfte
fuhr empört auf. „Was dö? Dö geaht die ganze
G’ſchicht überhaupt gar nix an! Dö zwoa jungen
[Spaltenumbruch] Leut hamt ſi gern und da redt mer nix d’rein!
Das wir i a ’n Toni glei ſag’n — er braucht ſie
vo der Alt’n net kommandier’n z’laſſ’n, er is mairenn,
Bauer is er, und d’Wirtſchaft g’hört eahm. Ueber-
haupt muaß d’Alte aus’m Haus, wann die zwoa
Leut heirat’n!“ vollendete ſie in ſehr ſtrenger Ton-
art. Dann wandte ſie ſich ab, zum Zeichen, daß ſie
mit ihrem Mann vorderhand nichts mehr zu reden
habe und dachte darüber nach, welche Verfügungen
ſie mit dem Großknecht Franzl treffen werde. Er
genoß nach ihrer Anſchauung zu große Rechte beim
Hofbauern und die Leitnerin fühlte inſtinktiv, daß
er ſich ihrer Autorität, die ſie am Nachbarhofe
geltend zu machen ſich ernſtlich vornahm, ſobald nur
die Familienbande geknüpft waren, nicht unterwerfen
werde. Was aber mit ihm zu geſchehen habe, das
zu beſtimmen behielt ſie ſich für ein anderes Mal
vor, der ungewohnte Weingenuß hemmte heute ſchon
etwas ihr Denkvermögen.

Der Ahnungsloſe aber, über deſſen Sein oder
Nichtſein zu verfügen die Leitnerin ſich berufen fühlte,
der tanzte in gänzlicher Unkenntnis der Gefahren für
ſein Großknechtsportefeuille einen flotten Steiriſchen
— und in den Armen hielt er ſeine Kathl. Das
junge Mädchen ſchien all das, was es die vergan-
gene Woche ſo ſchwer bedrückte und was ihr nicht
geſchenkt bleiben konnte, für den Augenblick wenigſtens,
vergeſſen zu haben, denn die dunklen Augen ſprühten
vor Lebensluſt und Liebesſeligkeit. Ja, es waren
dies vielleicht die glücklichſten Momente in ihrem
jungen Daſein. Auch die Züge des Burſchen trugen
den Stempel ungekünſtelter Lebensfreudigkeit und als
ſich das Mädchen, den Vorſchriften des Steirertanzes
folgend, wiederholt unter ſeinen Arm durchwand, daß
[Spaltenumbruch] der rote Kattunrock in der Luft herumflog, da ſang
er mit ſeiner kräftigen Stimme:

„Luſti is wohl,
Wann de Nachtigall ſingt,
Wann der Bua zan Tanz geaht
Und ſei Deandl mitbringt.“

Die Leitnerin ſah und hörte von all dem nichts
in ihrer Hinterſtube und als ſpäter ein Bauer herein-
kam und das feſche Steiriſchtanzen der Kathl mit
dem Großknecht Franzl rühmte, da ſtritt ſie ſich mit
ihm eine Weile herum, der Tänzer ſei der Hof-
bauern-Toni geweſen. Sie erhob ſich von ihrem Sitz
ſchon nicht mehr, ſie unterhielt ſich mit einigen
Bäuerinnen und wenn ſie gerade keine Anſprache
hatte, bemühte ſie ſich nachzudenken über die Re-
formen, welche ſie dem Hofbauerngute angedeihen
laſſen werde, ſobald ſie nur die Schwiegermutter des
Toni war.

Als der Abend kam drängte ſie zum Aufbruch.
Auch der Toni ſpannte ſeine Schecken wieder ein,
er mußte ſeiner Mutter verſprechen, bis zum „Bet-
läuten“ zuhauſe zu ſein, denn der Wolfganger Kirch-
tag ſtand in einem Renommee, das ihn gerade bei
der raufluſtigen Männerwelt recht empfehlenswert
machte.




„Weſſen das Herz voll iſt, deſſen geht der
Mund über“, ein altes Sprichwort — und es be-
währte ſich heute in der Tat, bei der Leitnerin im
vollſten Umfange. Auf der ganzen Heimfahrt ſprach
ſie von nichts anderem als von ihren Zukunftsplänen
und erging ſich auch abwechslungsweiſe in Schmähungen


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[3/0003] Nr. 88. Samstag Badener Zeitung 2. November 1904. Neuenglands beteiligen ſich ſämtliche Gemeindeglieder unmittelbar an ihr, indem ſie ſich im ſogenannten town- meeting verſammeln und Vertrauensmänner aus ihrer Mitte mit der Ausführung ihrer Beſchüſſe beauftra- gen. In den größeren Städten nähert ſich die äußere Form der Verwaltung mehr derjenigen der europäiſchen Gemeinden mit Bürgermeiſtern (mayors) unb Stadt- räten (city councils, bez. aldermen), der Einfluß der Bürgerſchaft auf die Tätigkeit der Verwaltungsbehörde bleibt aber auch hier viel großer. Ganz richtig ſagt S. Low in dieſer Hinſicht: „In Europa herrſchte bisher, faſt ohne auf Widerſpruch zu ſtoßen, der Gedanke, daß es eine regierende Klaſſe geben und daß die große Maſſe des Volkes regiert werden müſſe. In den Vereinigten Staaten verfängt dieſer Gedanke nicht und hat auch niemals verfangen. Hier wird keinerlei Unterſchied zwiſchen Regierenden und Regierten anerkannt, und das ganze Regierungsproblem wird einfach ſo verſtanden, daß die Geſamtheit die Kunſt, ſich zu regieren, ſelbſt lernen und anwenden muß.“ Das ſtehende Bundesheer, das angeworben wird, beſtand bis zum ſpaniſch-amerikaniſchen Kriege unr aus 2170 Offizieren und 25,220 Mann, wurde aber 1901 auf 3820 Offiziere und 59,866 Mann verſtärkt, und eine ähnliche Verſtärkung erfuhr ſeit dem Vorgehen der Union gegenüber Spanien auch die Flotte, die zurzeit 275 Schiſſe mit 31,000 Mann und gegen 1200 Geſchützen zählt. Daneben unterhalten die einzelnen Staaten Milizheere, die zur Aufrecht- erhaltung der Ordnung innerhalb der Staatsgrenzen verwandt werden. Fragt man ſich, wie die beſchriebene ſtaatliche Organiſation tatſächlich gearbeitet hat, ſo wird man nicht umhin können zu geſtehen, daß dies in vielfacher Hinſicht in der vorzüglichſten Weiſe geſchehen iſt. In erſter Linie haben die demokratiſchen und förderaliſtiſchen Inſtitutionen der großen Republik eine viel größere Halibarkeit und Stabilität an den Tag gelegt, als man ihnen in Europa zugetraut hat. Ganz wie es die Verfaſſungsurkunde vorausſah, haben ſich die Präſidenten der Union jederzeit in ſchlicht bürgerlichem Kreiſe gehalten, und keiner hat jemals die geringſten Aſpirationen gehegt, ſeinen Stuhl mit einem Throne zu vertauſchen. Auch nicht einen Dik- tator von der Art der ſüdamerikaniſchen und mexi- caniſchen hat Nordamerika zu ſehen bekommen — ſelbſt nicht in der Zeit des großen Bürgerkrieges. Der Imperialismus hat ſeine Wurzeln und Stütze eben allerwärts auf Erden in dem Militarismus gehabt, und weil die Vereinigten Staaten in der natürlichen Lage, in der ſie ſich befinden, eines Rie- ſenheeres leicht entraten können, werden irgend welche Herrſchergelüſte, auch wenn ſie einmal auftauchen ſollten, dem Beſtande der republikaniſchen Staatsform niemals gefährlich werden können. Bisher war der Präſident immer ſtark in kritiſchen Zeiten, aber ſchwach in den gewöhnlichen, ſo wie es die Verfaſſung wollte. Die Grenzlinie, die zwiſchen der Befugnis der Einzelſtaaten und derjenigen der Zentralregierung gezogen wurde, iſt ebeufalls im allgemeinen jederzeit auf das ſtrengſte beachtet worden, und das weitgehende Selfgoverment, das den Einzelſtaaten ſowie den Gemeinden eingeräumt iſt, hat das gemeinſame Han- deln, wo ſolches etwa geboten war, außer in dem erwähnten Falle, niemals beeinträchtigt. Keine Nation darf ſich heute rühmen, einen lebendigeren Patriotis- mus zu beſitzen als die amerikaniſche. Auf die Entwicklung der wirtſchaftlichen Hilfs- quellen hat die demokratiſch-föderaliſtiſche Staatsver- faſſung ebenfalls in der günſtigſten Weiſe mitgewirkt, und in dieſer Beziehung war ſie wohl im allgemeinen die einzig zweckmäßige und richtige für das Land. Abgeſehen davon, daß die autokratiſche Monarchie, wenn ſie der Union durch irgend einen Umſtand auf- gedrängt worden wäre, bei einer aus ſo bunten und zum Teil aus ſo unbändigen Elementen gebildeten Bevölkerung zu allerlei ſchimmen Reibungen und Wirren geführt haben würde, ſo würde ſie das Wirtſchaftsleben auch viel zu ſehr an ihre Gängel- bänder und unter ihre Bevormundung genommen habun, und ein ſo raſcher und gewaltiger Aufſchwung, wie dieſes tatſächlich genommen, wäre dabei nicht möglich geweſen. Freilich hat der raſche Aufſchwung auch mancherlei Uebel in ſeinem Gefolge gehabt; man denke z. B. an den traurigen Zuſtand der amerikaniſchen Forſte, an den raubbaumäßigen Be- trieb der Minen in den Gebieten des Weſtens, an die Monopole der „Eiſenbahnkönige“ und „Truſts“, und bis zu einem gewiſſen Grade ſind auch dieſe Uebel der politiſchen Organiſation zur Laſt legen. Die Stellung, welche die Union dem Auslande gegenüber einnimmt, iſt trotz ihres ſchwachen ſtehenden Heeres eine durchaus würdige und in manchen Be- ziehungen geradezu eine gebietende, ſo daß auch darin die Verfaſſung ihre Probe glänzend beſtanden hat. Bezüglich gewiſſer innerer Fragen iſt es vielleicht weniger der Fall geweſen und namentlich um die Rechtspflege, um die öffentliche Sicherheit, um die Ehrlichkeit und Unbeſtechlichkeit der Beamten und Kongreßmitglieder, um die Verwendung öffentlicher Gelder, um die Indianerangelegenheiten und der- gleichen könnte es wohl erheblich beſſer beſtellt ſein. Die Korruption hat ſich namentlich in den großen Städten zu einer ſchlimmen Krankheit entwickelt und wirkt von dort aus auch auf die Staatslegislaturen zum Teil in höchſt bedenklicher Weiſe ein. Daß der große amerikaniſche Freiſtaat ſich als ein voll- kommener Idealſtaat bewährt habe, darf man alſo nicht behaupten. Zur letzten Gemeinde-Ausſchußſitzung. Zu dem von uns veröffentlichen Prototolle der Gemeindeausſchußſitzung in unſerer letzten Mittwoch- nummer ſendet uns GA. Herzog nachſtehende „Berichtigung“. Herrn Rudolf Bauer, Schriftleiter der „Badener Zeitung“ in Baden! In dem Berichte über die „Gemeindeausſchuß- Sitzung der Stadt Baden“ in Nr. 86 der „Badener Zeitung“ finden ſich mehrere Unrichtig- keiten, meine Ausführungen betreffend, deren Richtigſtellung unter Berufung auf den § 19 Pr.-G. ich fordere, wie folgt: „Es iſt unwahr, daß ich ſagte, ich verſpreche mir von der Reſolution keine Wirkung, da ſie an eine falſche Adreſſe gerichtet ſei. Vielmehr ſagte ich: die chriſtlichſoziale Landtagsmehrheit wird ſich aus der Entſchließung gar nichts machen, ſie wird ſich darum gar nicht kümmern, beſonders auch deswegen, weil die Entſchließung nunmehr von derſelben Seite ausgeht, welche noch vor kurzem bei den Gemeindewahlen mit den Chriſtlichſozialen im engſten Bündniſſe ſtand. Auch ſoll ſich die Gemeindevertretung Badens vor der Landtags- mehrheit nicht demütigen, indem ſie dieſelbe um etwas bittet“. Es iſt ferner unwahr, daß ich behauptete, daß der Führer der Antiſemiten ſage: All- deutſche und Sozialdemokraten werden nicht be- fördert. — Wahr iſt vielmehr, daß ich dieſe Behauptung in Bezug auf Dr. Lueger, den Führer der Chriſtlichſozialen aufſtellte. Es iſt endlich unwahr, daß der Antrag Dr. Trenners mit allen Stimmen gegen diejenige Kollmanns angenommen wurde. — Denn ich habe mich ausdrücklich dagegen verwahrt, daß ich für den Antrag Trenner ſtimme und habe nur für die Anträge Grab (Kundgebung an die Regierung) und Süß (Verſtändigung des Landtagsabgeord- neten Thoma) mich auszuſprechen. Joſef Herzog Mitglied des Badener Gemeindeausſchuſſes. Obwohl jeder Kundige ſofort ſehen wird, daß vorſtehende „Berichtigung“ nicht im mindeſten den preßgeſetzlichen Beſtimmungen entſpricht, wir alſo nicht verpflichtet wären dieſelbe aufzunehmen, geben wir dennoch derſelben Raum, um einmal die Wahr- heitsliebe dieſes Herrn ins rechte Licht zu rücken. Wir haben ſofort nach Erhalt dieſer „Berichti- gung“ Erkundigungen eingezogen, ob hier ein Ver- ſchulden unſeres Stenographen vorliegt, oder eine bloße Behelligung von ſeite des GA. Herzog. Wir ſind es nämlich ſeit einiger Zeit gewohnt, daß genannter Herr, dem das Gedeihen unſeres Blattes ein Dorn im Auge zu ſein ſcheint, bei jeder Gelegen- heit ſich ſowohl an unſerem Blatte reibt wie auch unſeren Schriftleiter in gröblichſter Weiſe beſchimpft, wahrſcheinlich in Ermanglung eines anderen Stoffes; denn immer und ewig auf Foller, Zöllner, Gregora, Kainz, Zeiner u. ſ. w. zu ſchimpfen, wird auf die Dauer ſelbſt ſo einem Hauerſchädel zu dumm, und ſo mußte denn auch unſer Schriftleiter in den Kreis „Was haſt denn du mit’n Toni ausz’mach’n g’habt?“ frug er, als ſich ſein Geſellſchafter entfernt hatte, ſein Weib. „Die Kathl will er hab’n!“ antwortete die Leitnerin in einer Weiſe, als habe ſie die Werbung bereits entgegengenommen. Der Bauer war ſehr überraſcht, es war dies das erſte, was er in dieſer Angelegenheit hörte; in Familienſachen wurde er ſtets als Null behandelt und darum wußte er auch kein Sterbenswort von dem, was die Bäuerin am vorigen Sonntag von Sepp erfahren. „Der Toni die Kathl?“ frug er ſehr verwundert, als habe er ſeinen Ohren nicht recht getraut. „Ja, ja! Der Toni die Kathl!“ „I han allerweil g’moant, er nimmt ſie heunt oder morg’n ’s Threſerl. Die zwoa Alt’n hamt’s ja ſo ausg’macht mitnander“, ſagte der Bauer, und aus jedem ſeiner Worte ſprach noch immer das größte Befremden. Das ärgerte die Bäuerin. „Na freili, was denn! Weil’s der alte Diddeltapp — Gott laſſ’n ſel ruah’n — ſo wöll’n hat, hiazt muaß ’s a ſcho ſo ſei? Der Toni war zan derſchlag’n wann er die Thres nahmert ſtatt’s der Kathl. Erſcht’ns is die Kathl tauſend Mal weit ſcheaner, und zweit’ns —“ hier fiel ihr in der Schnelligkeit nichts ein, was ihre Tochter der Thereſe noch voraus haben könnte, darum brach ſie plötzlich ab. „No“, ſagte der Bauer, „mir war’s ſcho recht, aber was wird denn d’Hofbäuerin dazua ſag’n?“ er wollte noch weiterſprechen, aber ſeine Ehehälfte fuhr empört auf. „Was dö? Dö geaht die ganze G’ſchicht überhaupt gar nix an! Dö zwoa jungen Leut hamt ſi gern und da redt mer nix d’rein! Das wir i a ’n Toni glei ſag’n — er braucht ſie vo der Alt’n net kommandier’n z’laſſ’n, er is mairenn, Bauer is er, und d’Wirtſchaft g’hört eahm. Ueber- haupt muaß d’Alte aus’m Haus, wann die zwoa Leut heirat’n!“ vollendete ſie in ſehr ſtrenger Ton- art. Dann wandte ſie ſich ab, zum Zeichen, daß ſie mit ihrem Mann vorderhand nichts mehr zu reden habe und dachte darüber nach, welche Verfügungen ſie mit dem Großknecht Franzl treffen werde. Er genoß nach ihrer Anſchauung zu große Rechte beim Hofbauern und die Leitnerin fühlte inſtinktiv, daß er ſich ihrer Autorität, die ſie am Nachbarhofe geltend zu machen ſich ernſtlich vornahm, ſobald nur die Familienbande geknüpft waren, nicht unterwerfen werde. Was aber mit ihm zu geſchehen habe, das zu beſtimmen behielt ſie ſich für ein anderes Mal vor, der ungewohnte Weingenuß hemmte heute ſchon etwas ihr Denkvermögen. Der Ahnungsloſe aber, über deſſen Sein oder Nichtſein zu verfügen die Leitnerin ſich berufen fühlte, der tanzte in gänzlicher Unkenntnis der Gefahren für ſein Großknechtsportefeuille einen flotten Steiriſchen — und in den Armen hielt er ſeine Kathl. Das junge Mädchen ſchien all das, was es die vergan- gene Woche ſo ſchwer bedrückte und was ihr nicht geſchenkt bleiben konnte, für den Augenblick wenigſtens, vergeſſen zu haben, denn die dunklen Augen ſprühten vor Lebensluſt und Liebesſeligkeit. Ja, es waren dies vielleicht die glücklichſten Momente in ihrem jungen Daſein. Auch die Züge des Burſchen trugen den Stempel ungekünſtelter Lebensfreudigkeit und als ſich das Mädchen, den Vorſchriften des Steirertanzes folgend, wiederholt unter ſeinen Arm durchwand, daß der rote Kattunrock in der Luft herumflog, da ſang er mit ſeiner kräftigen Stimme: „Luſti is wohl, Wann de Nachtigall ſingt, Wann der Bua zan Tanz geaht Und ſei Deandl mitbringt.“ Die Leitnerin ſah und hörte von all dem nichts in ihrer Hinterſtube und als ſpäter ein Bauer herein- kam und das feſche Steiriſchtanzen der Kathl mit dem Großknecht Franzl rühmte, da ſtritt ſie ſich mit ihm eine Weile herum, der Tänzer ſei der Hof- bauern-Toni geweſen. Sie erhob ſich von ihrem Sitz ſchon nicht mehr, ſie unterhielt ſich mit einigen Bäuerinnen und wenn ſie gerade keine Anſprache hatte, bemühte ſie ſich nachzudenken über die Re- formen, welche ſie dem Hofbauerngute angedeihen laſſen werde, ſobald ſie nur die Schwiegermutter des Toni war. Als der Abend kam drängte ſie zum Aufbruch. Auch der Toni ſpannte ſeine Schecken wieder ein, er mußte ſeiner Mutter verſprechen, bis zum „Bet- läuten“ zuhauſe zu ſein, denn der Wolfganger Kirch- tag ſtand in einem Renommee, das ihn gerade bei der raufluſtigen Männerwelt recht empfehlenswert machte. „Weſſen das Herz voll iſt, deſſen geht der Mund über“, ein altes Sprichwort — und es be- währte ſich heute in der Tat, bei der Leitnerin im vollſten Umfange. Auf der ganzen Heimfahrt ſprach ſie von nichts anderem als von ihren Zukunftsplänen und erging ſich auch abwechslungsweiſe in Schmähungen

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 88, Baden (Niederösterreich), 02.11.1904, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener088_1904/3>, abgerufen am 20.04.2024.