Badener Zeitung. Nr. 88, Baden (Niederösterreich), 02.11.1904.Nr. 88. Samstag Badener Zeitung 2. November 1904. [Spaltenumbruch] Neuenglands beteiligen sich sämtliche Gemeindeglieder Das stehende Bundesheer, das angeworben Fragt man sich, wie die beschriebene staatliche Auf die Entwicklung der wirtschaftlichen Hilfs- Die Stellung, welche die Union dem Auslande Zur letzten Gemeinde-Ausschußsitzung. Zu dem von uns veröffentlichen Prototolle der [Spaltenumbruch] Herrn Rudolf Bauer, Schriftleiter der "Badener Zeitung" in Baden! In dem Berichte über die "Gemeindeausschuß- "Es ist unwahr, daß ich sagte, ich verspreche Es ist ferner unwahr, daß ich behauptete, Es ist endlich unwahr, daß der Antrag Dr. Josef Herzog Mitglied des Badener Gemeindeausschusses. Obwohl jeder Kundige sofort sehen wird, daß Wir haben sofort nach Erhalt dieser "Berichti- [Spaltenumbruch] "Was hast denn du mit'n Toni ausz'mach'n "Die Kathl will er hab'n!" antwortete die Der Bauer war sehr überrascht, es war dies "Der Toni die Kathl?" frug er sehr verwundert, "Ja, ja! Der Toni die Kathl!" "I han allerweil g'moant, er nimmt sie heunt Das ärgerte die Bäuerin. "Na freili, was "No", sagte der Bauer, "mir war's scho recht, Der Ahnungslose aber, über dessen Sein oder "Lusti is wohl, Wann de Nachtigall singt, Wann der Bua zan Tanz geaht Und sei Deandl mitbringt." Die Leitnerin sah und hörte von all dem nichts Als der Abend kam drängte sie zum Aufbruch. "Wessen das Herz voll ist, dessen geht der Nr. 88. Samstag Badener Zeitung 2. November 1904. [Spaltenumbruch] Neuenglands beteiligen ſich ſämtliche Gemeindeglieder Das ſtehende Bundesheer, das angeworben Fragt man ſich, wie die beſchriebene ſtaatliche Auf die Entwicklung der wirtſchaftlichen Hilfs- Die Stellung, welche die Union dem Auslande Zur letzten Gemeinde-Ausſchußſitzung. Zu dem von uns veröffentlichen Prototolle der [Spaltenumbruch] Herrn Rudolf Bauer, Schriftleiter der „Badener Zeitung“ in Baden! In dem Berichte über die „Gemeindeausſchuß- „Es iſt unwahr, daß ich ſagte, ich verſpreche Es iſt ferner unwahr, daß ich behauptete, Es iſt endlich unwahr, daß der Antrag Dr. Joſef Herzog Mitglied des Badener Gemeindeausſchuſſes. Obwohl jeder Kundige ſofort ſehen wird, daß Wir haben ſofort nach Erhalt dieſer „Berichti- [Spaltenumbruch] „Was haſt denn du mit’n Toni ausz’mach’n „Die Kathl will er hab’n!“ antwortete die Der Bauer war ſehr überraſcht, es war dies „Der Toni die Kathl?“ frug er ſehr verwundert, „Ja, ja! Der Toni die Kathl!“ „I han allerweil g’moant, er nimmt ſie heunt Das ärgerte die Bäuerin. „Na freili, was „No“, ſagte der Bauer, „mir war’s ſcho recht, Der Ahnungsloſe aber, über deſſen Sein oder „Luſti is wohl, Wann de Nachtigall ſingt, Wann der Bua zan Tanz geaht Und ſei Deandl mitbringt.“ Die Leitnerin ſah und hörte von all dem nichts Als der Abend kam drängte ſie zum Aufbruch. „Weſſen das Herz voll iſt, deſſen geht der <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">Nr. 88. Samstag Badener Zeitung 2. November 1904.</hi> </fw><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="nordamerika2" prev="#nordamerika1" type="jArticle" n="2"> <p>Neuenglands beteiligen ſich ſämtliche Gemeindeglieder<lb/> unmittelbar an ihr, indem ſie ſich im ſogenannten <hi rendition="#aq">town-<lb/> meeting</hi> verſammeln und Vertrauensmänner aus ihrer<lb/> Mitte mit der Ausführung ihrer Beſchüſſe beauftra-<lb/> gen. 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Hier<lb/> wird keinerlei Unterſchied zwiſchen Regierenden und<lb/> Regierten anerkannt, und das ganze Regierungsproblem<lb/> wird einfach ſo verſtanden, daß die Geſamtheit die<lb/> Kunſt, ſich zu regieren, ſelbſt lernen und anwenden<lb/> muß.“</p><lb/> <p>Das ſtehende <hi rendition="#g">Bundesheer,</hi> das angeworben<lb/> wird, beſtand bis zum ſpaniſch-amerikaniſchen Kriege<lb/> unr aus 2170 Offizieren und 25,220 Mann, wurde<lb/> aber 1901 auf 3820 Offiziere und 59,866 Mann<lb/> verſtärkt, und eine ähnliche Verſtärkung erfuhr ſeit<lb/> dem Vorgehen der Union gegenüber Spanien auch<lb/> die Flotte, die zurzeit 275 Schiſſe mit 31,000 Mann<lb/> und gegen 1200 Geſchützen zählt. 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Auch nicht einen Dik-<lb/> tator von der Art der ſüdamerikaniſchen und mexi-<lb/> caniſchen hat Nordamerika zu ſehen bekommen —<lb/> ſelbſt nicht in der Zeit des großen Bürgerkrieges.<lb/> Der Imperialismus hat ſeine Wurzeln und Stütze<lb/> eben allerwärts auf Erden in dem Militarismus<lb/> gehabt, und weil die Vereinigten Staaten in der<lb/> natürlichen Lage, in der ſie ſich befinden, eines Rie-<lb/> ſenheeres leicht entraten können, werden irgend welche<lb/> Herrſchergelüſte, auch wenn ſie einmal auftauchen<lb/> ſollten, dem Beſtande der republikaniſchen Staatsform<lb/> niemals gefährlich werden können. Bisher war der<lb/> Präſident immer ſtark in kritiſchen Zeiten, aber<lb/> ſchwach in den gewöhnlichen, ſo wie es die Verfaſſung<lb/> wollte. 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Keine Nation<lb/> darf ſich heute rühmen, einen lebendigeren Patriotis-<lb/> mus zu beſitzen als die amerikaniſche.</p><lb/> <p>Auf die Entwicklung der wirtſchaftlichen Hilfs-<lb/> quellen hat die demokratiſch-föderaliſtiſche Staatsver-<lb/> faſſung ebenfalls in der günſtigſten Weiſe mitgewirkt,<lb/> und in dieſer Beziehung war ſie wohl im allgemeinen<lb/> die einzig zweckmäßige und richtige für das Land.<lb/> Abgeſehen davon, daß die autokratiſche Monarchie,<lb/> wenn ſie der Union durch irgend einen Umſtand auf-<lb/> gedrängt worden wäre, bei einer aus ſo bunten und<lb/> zum Teil aus ſo unbändigen Elementen gebildeten<lb/> Bevölkerung zu allerlei ſchimmen Reibungen und<lb/> Wirren geführt haben würde, ſo würde ſie das<lb/> Wirtſchaftsleben auch viel zu ſehr an ihre Gängel-<lb/> bänder und unter ihre Bevormundung genommen<lb/> habun, und ein ſo raſcher und gewaltiger Aufſchwung,<lb/> wie dieſes tatſächlich genommen, wäre dabei nicht<lb/> möglich geweſen. Freilich hat der raſche Aufſchwung<lb/> auch mancherlei Uebel in ſeinem Gefolge gehabt;<lb/> man denke z. B. an den traurigen Zuſtand der<lb/> amerikaniſchen Forſte, an den raubbaumäßigen Be-<lb/> trieb der Minen in den Gebieten des Weſtens, an<lb/> die Monopole der „Eiſenbahnkönige“ und „Truſts“,<lb/> und bis zu einem gewiſſen Grade ſind auch dieſe<lb/> Uebel der politiſchen Organiſation zur Laſt legen.</p><lb/> <p>Die Stellung, welche die Union dem Auslande<lb/> gegenüber einnimmt, iſt trotz ihres ſchwachen ſtehenden<lb/> Heeres eine durchaus würdige und in manchen Be-<lb/> ziehungen geradezu eine gebietende, ſo daß auch<lb/> darin die Verfaſſung ihre Probe glänzend beſtanden<lb/> hat. Bezüglich gewiſſer innerer Fragen iſt es vielleicht<lb/> weniger der Fall geweſen und namentlich um die<lb/> Rechtspflege, um die öffentliche Sicherheit, um die<lb/> Ehrlichkeit und Unbeſtechlichkeit der Beamten und<lb/> Kongreßmitglieder, um die Verwendung öffentlicher<lb/> Gelder, um die Indianerangelegenheiten und der-<lb/> gleichen könnte es wohl erheblich beſſer beſtellt ſein.<lb/> Die Korruption hat ſich namentlich in den großen<lb/> Städten zu einer ſchlimmen Krankheit entwickelt und<lb/> wirkt von dort aus auch auf die Staatslegislaturen<lb/> zum Teil in höchſt bedenklicher Weiſe ein. 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Der Toni die Kathl!“</p><lb/> <p>„I han allerweil g’moant, er nimmt ſie heunt<lb/> oder morg’n ’s Threſerl. Die zwoa Alt’n hamt’s ja<lb/> ſo ausg’macht mitnander“, ſagte der Bauer, und<lb/> aus jedem ſeiner Worte ſprach noch immer das<lb/> größte Befremden.</p><lb/> <p>Das ärgerte die Bäuerin. „Na freili, was<lb/> denn! Weil’s der alte Diddeltapp — Gott laſſ’n<lb/> ſel ruah’n — ſo wöll’n hat, hiazt muaß ’s a ſcho<lb/> ſo ſei? Der Toni war zan derſchlag’n wann er die<lb/> Thres nahmert ſtatt’s der Kathl. Erſcht’ns is die<lb/> Kathl tauſend Mal weit ſcheaner, und zweit’ns —“<lb/> hier fiel ihr in der Schnelligkeit nichts ein, was ihre<lb/> Tochter der Thereſe noch voraus haben könnte, darum<lb/> brach ſie plötzlich ab.</p><lb/> <p>„No“, ſagte der Bauer, „mir war’s ſcho recht,<lb/> aber was wird denn d’Hofbäuerin dazua ſag’n?“<lb/> er wollte noch weiterſprechen, aber ſeine Ehehälfte<lb/> fuhr empört auf. „Was dö? Dö geaht die ganze<lb/> G’ſchicht überhaupt gar nix an! Dö zwoa jungen<lb/><cb/> Leut hamt ſi gern und da redt mer nix d’rein!<lb/> Das wir i a ’n Toni glei ſag’n — er braucht ſie<lb/> vo der Alt’n net kommandier’n z’laſſ’n, er is mairenn,<lb/> Bauer is er, und d’Wirtſchaft g’hört eahm. Ueber-<lb/> haupt muaß d’Alte aus’m Haus, wann die zwoa<lb/> Leut heirat’n!“ vollendete ſie in ſehr ſtrenger Ton-<lb/> art. Dann wandte ſie ſich ab, zum Zeichen, daß ſie<lb/> mit ihrem Mann vorderhand nichts mehr zu reden<lb/> habe und dachte darüber nach, welche Verfügungen<lb/> ſie mit dem Großknecht Franzl treffen werde. Er<lb/> genoß nach ihrer Anſchauung zu große Rechte beim<lb/> Hofbauern und die Leitnerin fühlte inſtinktiv, daß<lb/> er ſich ihrer Autorität, die ſie am Nachbarhofe<lb/> geltend zu machen ſich ernſtlich vornahm, ſobald nur<lb/> die Familienbande geknüpft waren, nicht unterwerfen<lb/> werde. Was aber mit ihm zu geſchehen habe, das<lb/> zu beſtimmen behielt ſie ſich für ein anderes Mal<lb/> vor, der ungewohnte Weingenuß hemmte heute ſchon<lb/> etwas ihr Denkvermögen.</p><lb/> <p>Der Ahnungsloſe aber, über deſſen Sein oder<lb/> Nichtſein zu verfügen die Leitnerin ſich berufen fühlte,<lb/> der tanzte in gänzlicher Unkenntnis der Gefahren für<lb/> ſein Großknechtsportefeuille einen flotten Steiriſchen<lb/> — und in den Armen hielt er ſeine Kathl. Das<lb/> junge Mädchen ſchien all das, was es die vergan-<lb/> gene Woche ſo ſchwer bedrückte und was ihr nicht<lb/> geſchenkt bleiben konnte, für den Augenblick wenigſtens,<lb/> vergeſſen zu haben, denn die dunklen Augen ſprühten<lb/> vor Lebensluſt und Liebesſeligkeit. Ja, es waren<lb/> dies vielleicht die glücklichſten Momente in ihrem<lb/> jungen Daſein. Auch die Züge des Burſchen trugen<lb/> den Stempel ungekünſtelter Lebensfreudigkeit und als<lb/> ſich das Mädchen, den Vorſchriften des Steirertanzes<lb/> folgend, wiederholt unter ſeinen Arm durchwand, daß<lb/><cb/> der rote Kattunrock in der Luft herumflog, da ſang<lb/> er mit ſeiner kräftigen Stimme:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Luſti is wohl,</l><lb/> <l>Wann de Nachtigall ſingt,</l><lb/> <l>Wann der Bua zan Tanz geaht</l><lb/> <l>Und ſei Deandl mitbringt.“</l> </lg><lb/> <p>Die Leitnerin ſah und hörte von all dem nichts<lb/> in ihrer Hinterſtube und als ſpäter ein Bauer herein-<lb/> kam und das feſche Steiriſchtanzen der Kathl mit<lb/> dem Großknecht Franzl rühmte, da ſtritt ſie ſich mit<lb/> ihm eine Weile herum, der Tänzer ſei der Hof-<lb/> bauern-Toni geweſen. Sie erhob ſich von ihrem Sitz<lb/> ſchon nicht mehr, ſie unterhielt ſich mit einigen<lb/> Bäuerinnen und wenn ſie gerade keine Anſprache<lb/> hatte, bemühte ſie ſich nachzudenken über die Re-<lb/> formen, welche ſie dem Hofbauerngute angedeihen<lb/> laſſen werde, ſobald ſie nur die Schwiegermutter des<lb/> Toni war.</p><lb/> <p>Als der Abend kam drängte ſie zum Aufbruch.<lb/> Auch der Toni ſpannte ſeine Schecken wieder ein,<lb/> er mußte ſeiner Mutter verſprechen, bis zum „Bet-<lb/> läuten“ zuhauſe zu ſein, denn der Wolfganger Kirch-<lb/> tag ſtand in einem Renommee, das ihn gerade bei<lb/> der raufluſtigen Männerwelt recht empfehlenswert<lb/> machte.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>„Weſſen das Herz voll iſt, deſſen geht der<lb/> Mund über“, ein altes Sprichwort — und es be-<lb/> währte ſich heute in der Tat, bei der Leitnerin im<lb/> vollſten Umfange. Auf der ganzen Heimfahrt ſprach<lb/> ſie von nichts anderem als von ihren Zukunftsplänen<lb/> und erging ſich auch abwechslungsweiſe in Schmähungen</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Nr. 88. Samstag Badener Zeitung 2. November 1904.
Neuenglands beteiligen ſich ſämtliche Gemeindeglieder
unmittelbar an ihr, indem ſie ſich im ſogenannten town-
meeting verſammeln und Vertrauensmänner aus ihrer
Mitte mit der Ausführung ihrer Beſchüſſe beauftra-
gen. In den größeren Städten nähert ſich die äußere
Form der Verwaltung mehr derjenigen der europäiſchen
Gemeinden mit Bürgermeiſtern (mayors) unb Stadt-
räten (city councils, bez. aldermen), der Einfluß der
Bürgerſchaft auf die Tätigkeit der Verwaltungsbehörde
bleibt aber auch hier viel großer. Ganz richtig ſagt
S. Low in dieſer Hinſicht: „In Europa herrſchte
bisher, faſt ohne auf Widerſpruch zu ſtoßen, der
Gedanke, daß es eine regierende Klaſſe geben und
daß die große Maſſe des Volkes regiert werden
müſſe. In den Vereinigten Staaten verfängt dieſer
Gedanke nicht und hat auch niemals verfangen. Hier
wird keinerlei Unterſchied zwiſchen Regierenden und
Regierten anerkannt, und das ganze Regierungsproblem
wird einfach ſo verſtanden, daß die Geſamtheit die
Kunſt, ſich zu regieren, ſelbſt lernen und anwenden
muß.“
Das ſtehende Bundesheer, das angeworben
wird, beſtand bis zum ſpaniſch-amerikaniſchen Kriege
unr aus 2170 Offizieren und 25,220 Mann, wurde
aber 1901 auf 3820 Offiziere und 59,866 Mann
verſtärkt, und eine ähnliche Verſtärkung erfuhr ſeit
dem Vorgehen der Union gegenüber Spanien auch
die Flotte, die zurzeit 275 Schiſſe mit 31,000 Mann
und gegen 1200 Geſchützen zählt. Daneben unterhalten
die einzelnen Staaten Milizheere, die zur Aufrecht-
erhaltung der Ordnung innerhalb der Staatsgrenzen
verwandt werden.
Fragt man ſich, wie die beſchriebene ſtaatliche
Organiſation tatſächlich gearbeitet hat, ſo
wird man nicht umhin können zu geſtehen, daß dies
in vielfacher Hinſicht in der vorzüglichſten Weiſe
geſchehen iſt. In erſter Linie haben die demokratiſchen
und förderaliſtiſchen Inſtitutionen der großen Republik
eine viel größere Halibarkeit und Stabilität an den
Tag gelegt, als man ihnen in Europa zugetraut hat.
Ganz wie es die Verfaſſungsurkunde vorausſah, haben
ſich die Präſidenten der Union jederzeit in ſchlicht
bürgerlichem Kreiſe gehalten, und keiner hat jemals
die geringſten Aſpirationen gehegt, ſeinen Stuhl mit
einem Throne zu vertauſchen. Auch nicht einen Dik-
tator von der Art der ſüdamerikaniſchen und mexi-
caniſchen hat Nordamerika zu ſehen bekommen —
ſelbſt nicht in der Zeit des großen Bürgerkrieges.
Der Imperialismus hat ſeine Wurzeln und Stütze
eben allerwärts auf Erden in dem Militarismus
gehabt, und weil die Vereinigten Staaten in der
natürlichen Lage, in der ſie ſich befinden, eines Rie-
ſenheeres leicht entraten können, werden irgend welche
Herrſchergelüſte, auch wenn ſie einmal auftauchen
ſollten, dem Beſtande der republikaniſchen Staatsform
niemals gefährlich werden können. Bisher war der
Präſident immer ſtark in kritiſchen Zeiten, aber
ſchwach in den gewöhnlichen, ſo wie es die Verfaſſung
wollte. Die Grenzlinie, die zwiſchen der Befugnis
der Einzelſtaaten und derjenigen der Zentralregierung
gezogen wurde, iſt ebeufalls im allgemeinen jederzeit
auf das ſtrengſte beachtet worden, und das weitgehende
Selfgoverment, das den Einzelſtaaten ſowie den
Gemeinden eingeräumt iſt, hat das gemeinſame Han-
deln, wo ſolches etwa geboten war, außer in dem
erwähnten Falle, niemals beeinträchtigt. Keine Nation
darf ſich heute rühmen, einen lebendigeren Patriotis-
mus zu beſitzen als die amerikaniſche.
Auf die Entwicklung der wirtſchaftlichen Hilfs-
quellen hat die demokratiſch-föderaliſtiſche Staatsver-
faſſung ebenfalls in der günſtigſten Weiſe mitgewirkt,
und in dieſer Beziehung war ſie wohl im allgemeinen
die einzig zweckmäßige und richtige für das Land.
Abgeſehen davon, daß die autokratiſche Monarchie,
wenn ſie der Union durch irgend einen Umſtand auf-
gedrängt worden wäre, bei einer aus ſo bunten und
zum Teil aus ſo unbändigen Elementen gebildeten
Bevölkerung zu allerlei ſchimmen Reibungen und
Wirren geführt haben würde, ſo würde ſie das
Wirtſchaftsleben auch viel zu ſehr an ihre Gängel-
bänder und unter ihre Bevormundung genommen
habun, und ein ſo raſcher und gewaltiger Aufſchwung,
wie dieſes tatſächlich genommen, wäre dabei nicht
möglich geweſen. Freilich hat der raſche Aufſchwung
auch mancherlei Uebel in ſeinem Gefolge gehabt;
man denke z. B. an den traurigen Zuſtand der
amerikaniſchen Forſte, an den raubbaumäßigen Be-
trieb der Minen in den Gebieten des Weſtens, an
die Monopole der „Eiſenbahnkönige“ und „Truſts“,
und bis zu einem gewiſſen Grade ſind auch dieſe
Uebel der politiſchen Organiſation zur Laſt legen.
Die Stellung, welche die Union dem Auslande
gegenüber einnimmt, iſt trotz ihres ſchwachen ſtehenden
Heeres eine durchaus würdige und in manchen Be-
ziehungen geradezu eine gebietende, ſo daß auch
darin die Verfaſſung ihre Probe glänzend beſtanden
hat. Bezüglich gewiſſer innerer Fragen iſt es vielleicht
weniger der Fall geweſen und namentlich um die
Rechtspflege, um die öffentliche Sicherheit, um die
Ehrlichkeit und Unbeſtechlichkeit der Beamten und
Kongreßmitglieder, um die Verwendung öffentlicher
Gelder, um die Indianerangelegenheiten und der-
gleichen könnte es wohl erheblich beſſer beſtellt ſein.
Die Korruption hat ſich namentlich in den großen
Städten zu einer ſchlimmen Krankheit entwickelt und
wirkt von dort aus auch auf die Staatslegislaturen
zum Teil in höchſt bedenklicher Weiſe ein. Daß der
große amerikaniſche Freiſtaat ſich als ein voll-
kommener Idealſtaat bewährt habe, darf man alſo
nicht behaupten.
Zur letzten Gemeinde-Ausſchußſitzung.
Zu dem von uns veröffentlichen Prototolle der
Gemeindeausſchußſitzung in unſerer letzten Mittwoch-
nummer ſendet uns GA. Herzog nachſtehende
„Berichtigung“.
Herrn Rudolf Bauer, Schriftleiter der
„Badener Zeitung“ in Baden!
In dem Berichte über die „Gemeindeausſchuß-
Sitzung der Stadt Baden“ in Nr. 86 der
„Badener Zeitung“ finden ſich mehrere Unrichtig-
keiten, meine Ausführungen betreffend, deren
Richtigſtellung unter Berufung auf den § 19
Pr.-G. ich fordere, wie folgt:
„Es iſt unwahr, daß ich ſagte, ich verſpreche
mir von der Reſolution keine Wirkung, da ſie an
eine falſche Adreſſe gerichtet ſei. Vielmehr ſagte
ich: die chriſtlichſoziale Landtagsmehrheit wird ſich
aus der Entſchließung gar nichts machen, ſie wird
ſich darum gar nicht kümmern, beſonders auch
deswegen, weil die Entſchließung nunmehr von
derſelben Seite ausgeht, welche noch vor kurzem
bei den Gemeindewahlen mit den Chriſtlichſozialen
im engſten Bündniſſe ſtand. Auch ſoll ſich die
Gemeindevertretung Badens vor der Landtags-
mehrheit nicht demütigen, indem ſie dieſelbe um
etwas bittet“.
Es iſt ferner unwahr, daß ich behauptete,
daß der Führer der Antiſemiten ſage: All-
deutſche und Sozialdemokraten werden nicht be-
fördert. — Wahr iſt vielmehr, daß ich dieſe
Behauptung in Bezug auf Dr. Lueger, den
Führer der Chriſtlichſozialen aufſtellte.
Es iſt endlich unwahr, daß der Antrag Dr.
Trenners mit allen Stimmen gegen diejenige
Kollmanns angenommen wurde. — Denn ich habe
mich ausdrücklich dagegen verwahrt, daß ich für
den Antrag Trenner ſtimme und habe nur für die
Anträge Grab (Kundgebung an die Regierung)
und Süß (Verſtändigung des Landtagsabgeord-
neten Thoma) mich auszuſprechen.
Joſef Herzog
Mitglied des Badener Gemeindeausſchuſſes.
Obwohl jeder Kundige ſofort ſehen wird, daß
vorſtehende „Berichtigung“ nicht im mindeſten den
preßgeſetzlichen Beſtimmungen entſpricht, wir alſo
nicht verpflichtet wären dieſelbe aufzunehmen, geben
wir dennoch derſelben Raum, um einmal die Wahr-
heitsliebe dieſes Herrn ins rechte Licht zu rücken.
Wir haben ſofort nach Erhalt dieſer „Berichti-
gung“ Erkundigungen eingezogen, ob hier ein Ver-
ſchulden unſeres Stenographen vorliegt, oder eine
bloße Behelligung von ſeite des GA. Herzog. Wir
ſind es nämlich ſeit einiger Zeit gewohnt, daß
genannter Herr, dem das Gedeihen unſeres Blattes
ein Dorn im Auge zu ſein ſcheint, bei jeder Gelegen-
heit ſich ſowohl an unſerem Blatte reibt wie auch
unſeren Schriftleiter in gröblichſter Weiſe beſchimpft,
wahrſcheinlich in Ermanglung eines anderen Stoffes;
denn immer und ewig auf Foller, Zöllner, Gregora,
Kainz, Zeiner u. ſ. w. zu ſchimpfen, wird auf die
Dauer ſelbſt ſo einem Hauerſchädel zu dumm, und
ſo mußte denn auch unſer Schriftleiter in den Kreis
„Was haſt denn du mit’n Toni ausz’mach’n
g’habt?“ frug er, als ſich ſein Geſellſchafter entfernt
hatte, ſein Weib.
„Die Kathl will er hab’n!“ antwortete die
Leitnerin in einer Weiſe, als habe ſie die Werbung
bereits entgegengenommen.
Der Bauer war ſehr überraſcht, es war dies
das erſte, was er in dieſer Angelegenheit hörte; in
Familienſachen wurde er ſtets als Null behandelt
und darum wußte er auch kein Sterbenswort von
dem, was die Bäuerin am vorigen Sonntag von
Sepp erfahren.
„Der Toni die Kathl?“ frug er ſehr verwundert,
als habe er ſeinen Ohren nicht recht getraut.
„Ja, ja! Der Toni die Kathl!“
„I han allerweil g’moant, er nimmt ſie heunt
oder morg’n ’s Threſerl. Die zwoa Alt’n hamt’s ja
ſo ausg’macht mitnander“, ſagte der Bauer, und
aus jedem ſeiner Worte ſprach noch immer das
größte Befremden.
Das ärgerte die Bäuerin. „Na freili, was
denn! Weil’s der alte Diddeltapp — Gott laſſ’n
ſel ruah’n — ſo wöll’n hat, hiazt muaß ’s a ſcho
ſo ſei? Der Toni war zan derſchlag’n wann er die
Thres nahmert ſtatt’s der Kathl. Erſcht’ns is die
Kathl tauſend Mal weit ſcheaner, und zweit’ns —“
hier fiel ihr in der Schnelligkeit nichts ein, was ihre
Tochter der Thereſe noch voraus haben könnte, darum
brach ſie plötzlich ab.
„No“, ſagte der Bauer, „mir war’s ſcho recht,
aber was wird denn d’Hofbäuerin dazua ſag’n?“
er wollte noch weiterſprechen, aber ſeine Ehehälfte
fuhr empört auf. „Was dö? Dö geaht die ganze
G’ſchicht überhaupt gar nix an! Dö zwoa jungen
Leut hamt ſi gern und da redt mer nix d’rein!
Das wir i a ’n Toni glei ſag’n — er braucht ſie
vo der Alt’n net kommandier’n z’laſſ’n, er is mairenn,
Bauer is er, und d’Wirtſchaft g’hört eahm. Ueber-
haupt muaß d’Alte aus’m Haus, wann die zwoa
Leut heirat’n!“ vollendete ſie in ſehr ſtrenger Ton-
art. Dann wandte ſie ſich ab, zum Zeichen, daß ſie
mit ihrem Mann vorderhand nichts mehr zu reden
habe und dachte darüber nach, welche Verfügungen
ſie mit dem Großknecht Franzl treffen werde. Er
genoß nach ihrer Anſchauung zu große Rechte beim
Hofbauern und die Leitnerin fühlte inſtinktiv, daß
er ſich ihrer Autorität, die ſie am Nachbarhofe
geltend zu machen ſich ernſtlich vornahm, ſobald nur
die Familienbande geknüpft waren, nicht unterwerfen
werde. Was aber mit ihm zu geſchehen habe, das
zu beſtimmen behielt ſie ſich für ein anderes Mal
vor, der ungewohnte Weingenuß hemmte heute ſchon
etwas ihr Denkvermögen.
Der Ahnungsloſe aber, über deſſen Sein oder
Nichtſein zu verfügen die Leitnerin ſich berufen fühlte,
der tanzte in gänzlicher Unkenntnis der Gefahren für
ſein Großknechtsportefeuille einen flotten Steiriſchen
— und in den Armen hielt er ſeine Kathl. Das
junge Mädchen ſchien all das, was es die vergan-
gene Woche ſo ſchwer bedrückte und was ihr nicht
geſchenkt bleiben konnte, für den Augenblick wenigſtens,
vergeſſen zu haben, denn die dunklen Augen ſprühten
vor Lebensluſt und Liebesſeligkeit. Ja, es waren
dies vielleicht die glücklichſten Momente in ihrem
jungen Daſein. Auch die Züge des Burſchen trugen
den Stempel ungekünſtelter Lebensfreudigkeit und als
ſich das Mädchen, den Vorſchriften des Steirertanzes
folgend, wiederholt unter ſeinen Arm durchwand, daß
der rote Kattunrock in der Luft herumflog, da ſang
er mit ſeiner kräftigen Stimme:
„Luſti is wohl,
Wann de Nachtigall ſingt,
Wann der Bua zan Tanz geaht
Und ſei Deandl mitbringt.“
Die Leitnerin ſah und hörte von all dem nichts
in ihrer Hinterſtube und als ſpäter ein Bauer herein-
kam und das feſche Steiriſchtanzen der Kathl mit
dem Großknecht Franzl rühmte, da ſtritt ſie ſich mit
ihm eine Weile herum, der Tänzer ſei der Hof-
bauern-Toni geweſen. Sie erhob ſich von ihrem Sitz
ſchon nicht mehr, ſie unterhielt ſich mit einigen
Bäuerinnen und wenn ſie gerade keine Anſprache
hatte, bemühte ſie ſich nachzudenken über die Re-
formen, welche ſie dem Hofbauerngute angedeihen
laſſen werde, ſobald ſie nur die Schwiegermutter des
Toni war.
Als der Abend kam drängte ſie zum Aufbruch.
Auch der Toni ſpannte ſeine Schecken wieder ein,
er mußte ſeiner Mutter verſprechen, bis zum „Bet-
läuten“ zuhauſe zu ſein, denn der Wolfganger Kirch-
tag ſtand in einem Renommee, das ihn gerade bei
der raufluſtigen Männerwelt recht empfehlenswert
machte.
„Weſſen das Herz voll iſt, deſſen geht der
Mund über“, ein altes Sprichwort — und es be-
währte ſich heute in der Tat, bei der Leitnerin im
vollſten Umfange. Auf der ganzen Heimfahrt ſprach
ſie von nichts anderem als von ihren Zukunftsplänen
und erging ſich auch abwechslungsweiſe in Schmähungen
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