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Die Bayerische Presse. Nr. 138. Würzburg, 10. Juni 1850.

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[Spaltenumbruch] stände vorlegen, deren sofortige Erledigung durch
das Staatswohl dringend geboten ist. Se. Maj.
der König hoffen und erwarten, daß das sächsische
Volk die Allerhöchste Absicht, auf diesem Wege
dem Lande Ruhe und Sicherheit wiederzugeben,
nichtig erkennen, und daß jeder, der berufen ist,
dabei mitzuwirken zur Ereichung des Zieles, gern
seine Hand dazu bieten werde. Möge diese Maß-
regel den gewünschten Erfolg haben und dem
Vaterlande Ruhe, Ordnung und Sicherheit brin-
gen, ohne welche eine fortschreitende Entwickelung
des Volkswohlstandes, eine Verminderung der
drückenden Abgabenlast nicht zu erwarten ist. --

Die Leipz. Ztg. vom 7. d. Mts. bringt eine
Generalverordnung des Ministeriums des Jnnern,
in welchem die Redaktionen, Herausgeber und
Verleger von Zeitschriften angewiesen werden, bei
Vermeidung der in § 14 des Preßgesetzes für
den Unterlassungsfall angedrohten Strafen ein Frei-
exemplar jeder Nummer ihrer Zeitschriften fortan
mit derselben Beschleunigung, womit die Ausgabe
an die Abonnenten erfolgt, abzugeben, von wel-
cher es dann an die Kreisdirektion des Bezirks
befördert wird.

Wien, 3. Juni. Aus sicherer Quelle läßt
sich die N. Pr. Z. Folgendes mittheilen: "Bei
seiner Rückkehr von Warschau vernahm der Mi-
nisterpräsident Fürst Schwarzenberg zuerst die
Kunde der großen preußischen Rüstungen. Befragt
was Oesterreich hierauf thun würde? entgegnete
er: Wahrscheinlich einen Theil seiner Truppen
entlassen, denn da beide Staaten nur einen ge-
meinsamen Feind haben, gegen welchen sie gerüstet
sein müssen, die Demokratie in Deutschland und
den Sozialismus in Frankreich, so kann es Oester-
reich nur lieb sein, wenn Preußen durch Vermeh-
rung seiner Kriegsmacht ihm die Verminderung
der eigenen ermöglicht." --

Wien, 3. Juni. Die jüngst erfolgte Durch-
reise Sr. Durchlaucht des Hrn. Ministerpräsiden-
ten Fürsten Schwarzenberg hat preußischen Blät-
tern die Gelegenheit zu einer politischen Mitthei-
lung gegeben, welche alle Thaten Lavaters weit
hinter sich zurückläßt und als der Giftpunkt jener
raffinirten Politik bezeichnet werden kann, die das
Gras wachsen hört. Der Herr Ministerpräsident
verweilte auf der Rückreise in Myslowitz. Dort
haben ihn Argusaugen bewacht, dort wurde von
jeder Miene, jedem Blicke, jeder Geberde Sr.
Durchlaucht Akt genommen, und die schlesische
Zeitung ruft jetzt den Triumph politischer Phy-
siognomik mit den fett gedruckten Worten in die
Welt hinaus, daß man an Sr. Durchlaucht eine
große Verstimmung wahrgenommen habe, woraus
das ungünstige Resultat der Reise zu schlie-
ßen wäre. -- Wir wagen es nicht, uns so
tiefer als überragender Menschenkenntniß zu
rühmen, dagegen möchten wir wetten, daß die
weiter daran geknüpften halsbrecherischen Kon-
jekturen von unbedingter Billigung der preußi-
schen Unionspolitik durch Rußland u. dgl. --
Mährchen aus der tausend und einen Nacht deut-
scher Unionsentwickelungsstadien -- rein aus der
Luft gegriffen sind. Wir haben vielmehr guten
Grund zu glauben, Oesterreichs Politik in der
deutschen Frage sei durchaus auf keinen Wider-
spruch von Seiten des mächtigen Rußlands ge-
stoßen. Was aber sollen wir von Organen, Par-
teien und Bestrebungen halten, deren vornehmste
Träger die Zustimmung einer fremden Macht als
ihren Hort, ihre Zuversicht, das Ziel ihres Wir-
ken als die Grundlage unionistischer Deutschein-
heit betrachten und erklären? Wie und was nun,
wenn dem rosigen Traume nur allzufrühe Enttäu-
schung folgte?

   

Berlin, 5. Juni. Der Kurfürst von Hessen
wird dem Beispiele Sachsens folgen und offen
von der Union zurücktreten. Man darf der Er-
klärung täglich entgegen sehen.

   

Berlin, 7. Juni. Der "Staatsanzeiger"
publicirt nach Art. 63 der Verfassung eine neue
Preßverordnung in 14 Paragraphen, die im We-
[Spaltenumbruch] sentlichen folgende Bestimmungen enthalten: Die
Postverwaltung kann Bestellungen auf Zeitschrif-
ten ablehnen; die Bestimmungen der Gewerbeord-
nung über Concessionen an Buchhändler sind nicht
aufgehoben; für monatlich oder häufiger erschei-
nende Zeitungen sind Cautionen erforderlich, doch
sind wissenschaftsiche Blätter davon ausgenommen;
bei Zeitungen, welche mehr als drei Mal wö-
chentlich erscheinen, ist in Städten erster Abthei-
lung ( nach der Gewerbestener ) eine Caution von
5000 Thlrn., in denen zweiter Abtheilung von
3000 Thlrn., in denen dritter Abtheilung von
2000 Thlrn., und in den übrigen von 1000
Thlrn. zu entrichten; für seltener erscheinende
Blätter ist die Hälfte dieser Summen zu erlegen;
die Herausgeber bestehender Zeitungen unterliegen
gleichfalls der Cautionsverpflichtung, auch sind li-
thographische Schriften den Zeitungen gleichge-
stellt; bei der dritten Verurtheilung ist die ge-
leistete Caution verfallen; außerpreußische Zeitun-
gen können verboten werden; die Strafbestimmun-
gen gehören nicht zur Competenz der Schwurge-
richte.

Frankreich.

Paris, 3. Juni. Jch schreibe Jhnen oft ge-
nug über die politischen Händel, über die parla-
mentarischen Kämpfe, wo man sich mit der Rede
verwundet und vergiftet, vom Socialismus, der
uns umschlingt und uns Fallstricke legt, und den
Boden unter unsern Füßen unterminirt, und vom
Bürgerkriege, der in der Ferne lauert und die
Flinte schon geladen hat. Lassen sie mir heute
einmal die Freude Jhnen zu sagen, daß nicht alle
Gemüther durch seine gräßlichen Leidenschaften
verwüstet werden, daß es auch hier noch viele
Menschen gibt, die da glauben und hoffen, und
mit frommem Entzücken den Gesängen vor dem
Altare Mariä zuhören. Es darf uns nicht wun-
dern, daß gerade hier, inmitten der Sittenlosigkeit,
Maria, das Sinnbild der Jungfräulichkeit, das
goldene Gefäß der züchtigen Grazie und der keu-
schen Liebe, so hoch geehrt wird: man sehnt sich
immer am inbrünstigsten nach dem, was uns am
meisten fehlt. Jn den hiesigen Kirchen hat stets
die heilige Jungfrau die reichste Kapelle: da ist
alles Marmor, Gold und Malerei von Oben bis
Unten. Wer da glaubt, die Franzosen hätten
keine Poesie im Herzen, der komme nur hierher:
da sieht er die lieblichsten Blüthen der Kunst
gleichsam zu einem Kranze zufammengeflochten,
der wie eine himmlische Glorie die Gebenedeite
umstrahlt. Kommt nun der Mai mit seiner Blu-
menfülle, so wird die Kapelle in einen Garten
umgeschaffen; blühende Orangenbäume, weiße Ro-
sen, Camelien, Hortensien, die wohlriechendsten
Stauden, die kostbarsten Gewächse, welche die
Treibhäuser bieten, werden in zierlichen Gruppen
rings um die mystische Rose aufgestellt. Die
Pfarreien suchen sich hier einander zu überbieten:
es ist ein wahrer Wetteifer in der frommen Ver-
schwendung; in Notre=Dame ist sogar eine Sta-
tue von gediegenem Silber, und zu diesem Luxus
gesellt sich immer das Schicklichkeitsgefühl, der
feine Kunstsinn, der die Pariser in Allem aus-
zeichnet. Und wenn nun des Abends die Kron-
leuchter und die dicken Boukeln von Wachskerzen
angezündet werden, und die milchweiße Krystall-
kugel der Lampen wie Monde in den Blüthen-
haine schweben und die Gesänge ertönen, dann
hat man gleichsam ein verkörpertes Gedicht vor
sich: man ist der Erde entrückt und schwebt in
den himmlischen Regionen. Jn Notre=Dame de
Lorette, in St. Philippe du Roule, in St. Ger-
vais wurde dieses Jahr die Feierlichkeit am Glän-
zendsten begangen. An gewissen Wochentagen
hörte man da vollständige Concerte mit Tenor=,
Baß = und Sopranstimmen: da waren mitunter
Sängerinnen, die mit der Stolz oder der Alboni
wetteifern konnten. Jn St. Philippe du Roule
dirigirte der bekannte Componist Ad. Adam. Jn
St. Gervais hatte eine vornehme Dame, Frau v.
C., eine der glänzendsten musikalischen Notabili-
täten der Pariser großen Welt die Concerte ar-
rangirt; sie sang das Ave verum, das o salu-
[Spaltenumbruch] taris
mit einem Zauber, mit einem wahrhaft
seraphischen Ausdrucke, worum sie die größeren
Virtuosinnen beneiden würden. Der Monat Ma-
ria schloß mit der Frohnleichnamsfeier, die erst
gestern gehalten wurde, weil das Fest auf den
Sonntag verlegt ist. Das Jahrgedächtniß der
Republik wird am Tage celebrirt, auf den es
fällt; der liebe Herrgott muß in der Republik
bis zum darauf folgenden Sonntag warten! Die
Processionen dürfen nicht über die Straßen gehen,
so will es das Gesetz in der Republik. Die
Feier beschränkt sich auf den Umzug durch die
Kirche. Nur in La Madeleine konnte die Pro-
zession durch das Peristyl ziehen, welches das
prachtvolle Gotteshaus mit seinen majestätischen
korinthischen Säulen umschließt. Einen reizend
Anblick gewähren die Jungfrauen, die ganz in
weiße Schleier gehüllt sind und mit einem Blu-
menstrauße in der Hand dahinwandeln, ernst und
schweigend. Und rührend war es zu sehen, wie
nicht allenfalls nur Frauen aus dem Volke, son-
dern die elegantesten und schönsten jungen Damen
ihre Kinder dem Priester darboten, der die blü-
henden Engelsköpfe im Vorbeigehen mit dem Hoch-
würdigsten segnend berührte, und wie dann die
Mutter das Kind küßte und verstohlen eine
Thräne aus dem Auge wischte, denn das wahre
Gefühl ist schamhaft und fürchtet die Blicke der
Menge. Aberglauben, werdet Jhr Philisophen
sagen; aber womit würdet Jhr dem Kinde seine
Freude und der Mutter ihre Rührung ersetzen?

   

Paris, 5. Juni. Nachrichten aus Algier vom
28. Mai bringen die Einzelnheiten über das Ge-
fecht, wobei der General de Barral, dessen Tod
wir bereits meldeten, seine tödtliche Wunde em-
pfing. Ein Beiblatt des "Moniteur Algerien"
enthält darüber Folgendes: Die Operationen des
Generals de Barral zwischen Setif und Bugia
wurden drei Tage lang durch heftige Regengüsse
gehemmt, welche den Marsch seiner Colonne auf-
hielten. Am 21. marschirte er von Dschemaa el
Beylik in der Nähe von Truna gegen die Beni
Jmmel, bei denen er heftigen Widerstand erwar-
tete. Er stieß in der That bald auf 3000 Ca-
bylen, von denen er durch Hohlwege getrennt war,
durch die man nur Mann für Mann passiren
kann. Der Feind hielt eine Reihe von Anhöhen
besetzt, die sich gegenseitig beschützen und bedrohte
unsere linke Flanke. Der General zieht die Ba-
taillone zusammen, die bestimmt sind, die Stellung
zu stürmen, schickt die aus einer Compagnie Zoua-
ben, einer Abtheilung mit großen Feldstutzen Be-
waffneter und einer Abtheilung Sappeurs vom
Genie bestehende Avantgarde vor und setzt sich
dann selbst an die Spitze der in Schlachtordnung
aufgestellten Truppen. Das Flintenfeuer beginnt
und wenige Minuten vergehen, so ist der Gene-
ral de Barral von einer Kugel = mitten in die
Brust getroffen. Er hält sich jedoch noch lange
genug auf seinem Pferde, um den Obersten
de Lourmel rufen lassen und ihm das Kom-
mando übergeben zu können. Die Colonne ver-
längert sich wegen der Schwierigkeit des Durch-
marsches. Der Oberst de Lourmel, dem die Ein-
geborenen von Jmmula auf der linken Flanke und
im Rücken kein großes Vertrauen einflößen, läßt
die Spitze der Heersäule Halt machen und ergreift
Maßregeln, um den Train zu decken. Der Feind
rückt vor. Allein auf ein von der Artillerie ge-
gebenes Zeichen wirft die Jnfanterie ihre Torni-
ster weg, Jnfanteristen und Kavalleristen stürtzen
dem Feind entgegen und bald ergreifen die Caby-
len, nach einer letzten Salve, vor den Bajonetten
und Sabeln der Soldaten die Flucht. Die Ver-
folgung dauert von 4 bis 6 Uhr Abends. Kein
Hinderniß hält den Eifer der Truppen auf, die
von dem Wunsche beseelt sind, die Wunde ihrer
braven Generals zu rächen. 200 Leichen bedecken
den Boden und die Stätte, wo die Dörfer des
Beni Jmmel stehen, läßt sich bei dem Schein der
Flammen erkennen, die wir dort angezündet haben.
Wir haben nur 13 Verwundete und zwei todte
Pferde." Nach diesem Gefechte verlangten die
Beni Jmmel den Aman und noch mehrere andere

[Spaltenumbruch] stände vorlegen, deren sofortige Erledigung durch
das Staatswohl dringend geboten ist. Se. Maj.
der König hoffen und erwarten, daß das sächsische
Volk die Allerhöchste Absicht, auf diesem Wege
dem Lande Ruhe und Sicherheit wiederzugeben,
nichtig erkennen, und daß jeder, der berufen ist,
dabei mitzuwirken zur Ereichung des Zieles, gern
seine Hand dazu bieten werde. Möge diese Maß-
regel den gewünschten Erfolg haben und dem
Vaterlande Ruhe, Ordnung und Sicherheit brin-
gen, ohne welche eine fortschreitende Entwickelung
des Volkswohlstandes, eine Verminderung der
drückenden Abgabenlast nicht zu erwarten ist. --

Die Leipz. Ztg. vom 7. d. Mts. bringt eine
Generalverordnung des Ministeriums des Jnnern,
in welchem die Redaktionen, Herausgeber und
Verleger von Zeitschriften angewiesen werden, bei
Vermeidung der in § 14 des Preßgesetzes für
den Unterlassungsfall angedrohten Strafen ein Frei-
exemplar jeder Nummer ihrer Zeitschriften fortan
mit derselben Beschleunigung, womit die Ausgabe
an die Abonnenten erfolgt, abzugeben, von wel-
cher es dann an die Kreisdirektion des Bezirks
befördert wird.

Wien, 3. Juni. Aus sicherer Quelle läßt
sich die N. Pr. Z. Folgendes mittheilen: „Bei
seiner Rückkehr von Warschau vernahm der Mi-
nisterpräsident Fürst Schwarzenberg zuerst die
Kunde der großen preußischen Rüstungen. Befragt
was Oesterreich hierauf thun würde? entgegnete
er: Wahrscheinlich einen Theil seiner Truppen
entlassen, denn da beide Staaten nur einen ge-
meinsamen Feind haben, gegen welchen sie gerüstet
sein müssen, die Demokratie in Deutschland und
den Sozialismus in Frankreich, so kann es Oester-
reich nur lieb sein, wenn Preußen durch Vermeh-
rung seiner Kriegsmacht ihm die Verminderung
der eigenen ermöglicht.“ --

Wien, 3. Juni. Die jüngst erfolgte Durch-
reise Sr. Durchlaucht des Hrn. Ministerpräsiden-
ten Fürsten Schwarzenberg hat preußischen Blät-
tern die Gelegenheit zu einer politischen Mitthei-
lung gegeben, welche alle Thaten Lavaters weit
hinter sich zurückläßt und als der Giftpunkt jener
raffinirten Politik bezeichnet werden kann, die das
Gras wachsen hört. Der Herr Ministerpräsident
verweilte auf der Rückreise in Myslowitz. Dort
haben ihn Argusaugen bewacht, dort wurde von
jeder Miene, jedem Blicke, jeder Geberde Sr.
Durchlaucht Akt genommen, und die schlesische
Zeitung ruft jetzt den Triumph politischer Phy-
siognomik mit den fett gedruckten Worten in die
Welt hinaus, daß man an Sr. Durchlaucht eine
große Verstimmung wahrgenommen habe, woraus
das ungünstige Resultat der Reise zu schlie-
ßen wäre. -- Wir wagen es nicht, uns so
tiefer als überragender Menschenkenntniß zu
rühmen, dagegen möchten wir wetten, daß die
weiter daran geknüpften halsbrecherischen Kon-
jekturen von unbedingter Billigung der preußi-
schen Unionspolitik durch Rußland u. dgl. --
Mährchen aus der tausend und einen Nacht deut-
scher Unionsentwickelungsstadien -- rein aus der
Luft gegriffen sind. Wir haben vielmehr guten
Grund zu glauben, Oesterreichs Politik in der
deutschen Frage sei durchaus auf keinen Wider-
spruch von Seiten des mächtigen Rußlands ge-
stoßen. Was aber sollen wir von Organen, Par-
teien und Bestrebungen halten, deren vornehmste
Träger die Zustimmung einer fremden Macht als
ihren Hort, ihre Zuversicht, das Ziel ihres Wir-
ken als die Grundlage unionistischer Deutschein-
heit betrachten und erklären? Wie und was nun,
wenn dem rosigen Traume nur allzufrühe Enttäu-
schung folgte?

   

Berlin, 5. Juni. Der Kurfürst von Hessen
wird dem Beispiele Sachsens folgen und offen
von der Union zurücktreten. Man darf der Er-
klärung täglich entgegen sehen.

   

Berlin, 7. Juni. Der „Staatsanzeiger“
publicirt nach Art. 63 der Verfassung eine neue
Preßverordnung in 14 Paragraphen, die im We-
[Spaltenumbruch] sentlichen folgende Bestimmungen enthalten: Die
Postverwaltung kann Bestellungen auf Zeitschrif-
ten ablehnen; die Bestimmungen der Gewerbeord-
nung über Concessionen an Buchhändler sind nicht
aufgehoben; für monatlich oder häufiger erschei-
nende Zeitungen sind Cautionen erforderlich, doch
sind wissenschaftsiche Blätter davon ausgenommen;
bei Zeitungen, welche mehr als drei Mal wö-
chentlich erscheinen, ist in Städten erster Abthei-
lung ( nach der Gewerbestener ) eine Caution von
5000 Thlrn., in denen zweiter Abtheilung von
3000 Thlrn., in denen dritter Abtheilung von
2000 Thlrn., und in den übrigen von 1000
Thlrn. zu entrichten; für seltener erscheinende
Blätter ist die Hälfte dieser Summen zu erlegen;
die Herausgeber bestehender Zeitungen unterliegen
gleichfalls der Cautionsverpflichtung, auch sind li-
thographische Schriften den Zeitungen gleichge-
stellt; bei der dritten Verurtheilung ist die ge-
leistete Caution verfallen; außerpreußische Zeitun-
gen können verboten werden; die Strafbestimmun-
gen gehören nicht zur Competenz der Schwurge-
richte.

Frankreich.

Paris, 3. Juni. Jch schreibe Jhnen oft ge-
nug über die politischen Händel, über die parla-
mentarischen Kämpfe, wo man sich mit der Rede
verwundet und vergiftet, vom Socialismus, der
uns umschlingt und uns Fallstricke legt, und den
Boden unter unsern Füßen unterminirt, und vom
Bürgerkriege, der in der Ferne lauert und die
Flinte schon geladen hat. Lassen sie mir heute
einmal die Freude Jhnen zu sagen, daß nicht alle
Gemüther durch seine gräßlichen Leidenschaften
verwüstet werden, daß es auch hier noch viele
Menschen gibt, die da glauben und hoffen, und
mit frommem Entzücken den Gesängen vor dem
Altare Mariä zuhören. Es darf uns nicht wun-
dern, daß gerade hier, inmitten der Sittenlosigkeit,
Maria, das Sinnbild der Jungfräulichkeit, das
goldene Gefäß der züchtigen Grazie und der keu-
schen Liebe, so hoch geehrt wird: man sehnt sich
immer am inbrünstigsten nach dem, was uns am
meisten fehlt. Jn den hiesigen Kirchen hat stets
die heilige Jungfrau die reichste Kapelle: da ist
alles Marmor, Gold und Malerei von Oben bis
Unten. Wer da glaubt, die Franzosen hätten
keine Poesie im Herzen, der komme nur hierher:
da sieht er die lieblichsten Blüthen der Kunst
gleichsam zu einem Kranze zufammengeflochten,
der wie eine himmlische Glorie die Gebenedeite
umstrahlt. Kommt nun der Mai mit seiner Blu-
menfülle, so wird die Kapelle in einen Garten
umgeschaffen; blühende Orangenbäume, weiße Ro-
sen, Camelien, Hortensien, die wohlriechendsten
Stauden, die kostbarsten Gewächse, welche die
Treibhäuser bieten, werden in zierlichen Gruppen
rings um die mystische Rose aufgestellt. Die
Pfarreien suchen sich hier einander zu überbieten:
es ist ein wahrer Wetteifer in der frommen Ver-
schwendung; in Notre=Dame ist sogar eine Sta-
tue von gediegenem Silber, und zu diesem Luxus
gesellt sich immer das Schicklichkeitsgefühl, der
feine Kunstsinn, der die Pariser in Allem aus-
zeichnet. Und wenn nun des Abends die Kron-
leuchter und die dicken Boukeln von Wachskerzen
angezündet werden, und die milchweiße Krystall-
kugel der Lampen wie Monde in den Blüthen-
haine schweben und die Gesänge ertönen, dann
hat man gleichsam ein verkörpertes Gedicht vor
sich: man ist der Erde entrückt und schwebt in
den himmlischen Regionen. Jn Notre=Dame de
Lorette, in St. Philippe du Roule, in St. Ger-
vais wurde dieses Jahr die Feierlichkeit am Glän-
zendsten begangen. An gewissen Wochentagen
hörte man da vollständige Concerte mit Tenor=,
Baß = und Sopranstimmen: da waren mitunter
Sängerinnen, die mit der Stolz oder der Alboni
wetteifern konnten. Jn St. Philippe du Roule
dirigirte der bekannte Componist Ad. Adam. Jn
St. Gervais hatte eine vornehme Dame, Frau v.
C., eine der glänzendsten musikalischen Notabili-
täten der Pariser großen Welt die Concerte ar-
rangirt; sie sang das Ave verum, das o salu-
[Spaltenumbruch] taris
mit einem Zauber, mit einem wahrhaft
seraphischen Ausdrucke, worum sie die größeren
Virtuosinnen beneiden würden. Der Monat Ma-
ria schloß mit der Frohnleichnamsfeier, die erst
gestern gehalten wurde, weil das Fest auf den
Sonntag verlegt ist. Das Jahrgedächtniß der
Republik wird am Tage celebrirt, auf den es
fällt; der liebe Herrgott muß in der Republik
bis zum darauf folgenden Sonntag warten! Die
Processionen dürfen nicht über die Straßen gehen,
so will es das Gesetz in der Republik. Die
Feier beschränkt sich auf den Umzug durch die
Kirche. Nur in La Madeleine konnte die Pro-
zession durch das Peristyl ziehen, welches das
prachtvolle Gotteshaus mit seinen majestätischen
korinthischen Säulen umschließt. Einen reizend
Anblick gewähren die Jungfrauen, die ganz in
weiße Schleier gehüllt sind und mit einem Blu-
menstrauße in der Hand dahinwandeln, ernst und
schweigend. Und rührend war es zu sehen, wie
nicht allenfalls nur Frauen aus dem Volke, son-
dern die elegantesten und schönsten jungen Damen
ihre Kinder dem Priester darboten, der die blü-
henden Engelsköpfe im Vorbeigehen mit dem Hoch-
würdigsten segnend berührte, und wie dann die
Mutter das Kind küßte und verstohlen eine
Thräne aus dem Auge wischte, denn das wahre
Gefühl ist schamhaft und fürchtet die Blicke der
Menge. Aberglauben, werdet Jhr Philisophen
sagen; aber womit würdet Jhr dem Kinde seine
Freude und der Mutter ihre Rührung ersetzen?

   

Paris, 5. Juni. Nachrichten aus Algier vom
28. Mai bringen die Einzelnheiten über das Ge-
fecht, wobei der General de Barral, dessen Tod
wir bereits meldeten, seine tödtliche Wunde em-
pfing. Ein Beiblatt des „Moniteur Algerien“
enthält darüber Folgendes: Die Operationen des
Generals de Barral zwischen Setif und Bugia
wurden drei Tage lang durch heftige Regengüsse
gehemmt, welche den Marsch seiner Colonne auf-
hielten. Am 21. marschirte er von Dschemaa el
Beylik in der Nähe von Truna gegen die Beni
Jmmel, bei denen er heftigen Widerstand erwar-
tete. Er stieß in der That bald auf 3000 Ca-
bylen, von denen er durch Hohlwege getrennt war,
durch die man nur Mann für Mann passiren
kann. Der Feind hielt eine Reihe von Anhöhen
besetzt, die sich gegenseitig beschützen und bedrohte
unsere linke Flanke. Der General zieht die Ba-
taillone zusammen, die bestimmt sind, die Stellung
zu stürmen, schickt die aus einer Compagnie Zoua-
ben, einer Abtheilung mit großen Feldstutzen Be-
waffneter und einer Abtheilung Sappeurs vom
Genie bestehende Avantgarde vor und setzt sich
dann selbst an die Spitze der in Schlachtordnung
aufgestellten Truppen. Das Flintenfeuer beginnt
und wenige Minuten vergehen, so ist der Gene-
ral de Barral von einer Kugel = mitten in die
Brust getroffen. Er hält sich jedoch noch lange
genug auf seinem Pferde, um den Obersten
de Lourmel rufen lassen und ihm das Kom-
mando übergeben zu können. Die Colonne ver-
längert sich wegen der Schwierigkeit des Durch-
marsches. Der Oberst de Lourmel, dem die Ein-
geborenen von Jmmula auf der linken Flanke und
im Rücken kein großes Vertrauen einflößen, läßt
die Spitze der Heersäule Halt machen und ergreift
Maßregeln, um den Train zu decken. Der Feind
rückt vor. Allein auf ein von der Artillerie ge-
gebenes Zeichen wirft die Jnfanterie ihre Torni-
ster weg, Jnfanteristen und Kavalleristen stürtzen
dem Feind entgegen und bald ergreifen die Caby-
len, nach einer letzten Salve, vor den Bajonetten
und Sabeln der Soldaten die Flucht. Die Ver-
folgung dauert von 4 bis 6 Uhr Abends. Kein
Hinderniß hält den Eifer der Truppen auf, die
von dem Wunsche beseelt sind, die Wunde ihrer
braven Generals zu rächen. 200 Leichen bedecken
den Boden und die Stätte, wo die Dörfer des
Beni Jmmel stehen, läßt sich bei dem Schein der
Flammen erkennen, die wir dort angezündet haben.
Wir haben nur 13 Verwundete und zwei todte
Pferde.“ Nach diesem Gefechte verlangten die
Beni Jmmel den Aman und noch mehrere andere

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              <docAuthor>Dr. Ferd. Zschinsky.</docAuthor><lb/>
              <docAuthor>Friedr. Ferd. Frhr. v. Beust.</docAuthor>
              <docAuthor>Bernh. Rabenhorst.</docAuthor><lb/>
              <docAuthor>Rich. Frhr. v. Friesen.</docAuthor>
              <docAuthor>Joh. Heinr. Aug. Behr.</docAuthor>
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[0003] stände vorlegen, deren sofortige Erledigung durch das Staatswohl dringend geboten ist. Se. Maj. der König hoffen und erwarten, daß das sächsische Volk die Allerhöchste Absicht, auf diesem Wege dem Lande Ruhe und Sicherheit wiederzugeben, nichtig erkennen, und daß jeder, der berufen ist, dabei mitzuwirken zur Ereichung des Zieles, gern seine Hand dazu bieten werde. Möge diese Maß- regel den gewünschten Erfolg haben und dem Vaterlande Ruhe, Ordnung und Sicherheit brin- gen, ohne welche eine fortschreitende Entwickelung des Volkswohlstandes, eine Verminderung der drückenden Abgabenlast nicht zu erwarten ist. -- Dresden, 3. Juni 1850. Dr. Ferd. Zschinsky. Friedr. Ferd. Frhr. v. Beust. Bernh. Rabenhorst. Rich. Frhr. v. Friesen. Joh. Heinr. Aug. Behr. Die Leipz. Ztg. vom 7. d. Mts. bringt eine Generalverordnung des Ministeriums des Jnnern, in welchem die Redaktionen, Herausgeber und Verleger von Zeitschriften angewiesen werden, bei Vermeidung der in § 14 des Preßgesetzes für den Unterlassungsfall angedrohten Strafen ein Frei- exemplar jeder Nummer ihrer Zeitschriften fortan mit derselben Beschleunigung, womit die Ausgabe an die Abonnenten erfolgt, abzugeben, von wel- cher es dann an die Kreisdirektion des Bezirks befördert wird. Wien, 3. Juni. Aus sicherer Quelle läßt sich die N. Pr. Z. Folgendes mittheilen: „Bei seiner Rückkehr von Warschau vernahm der Mi- nisterpräsident Fürst Schwarzenberg zuerst die Kunde der großen preußischen Rüstungen. Befragt was Oesterreich hierauf thun würde? entgegnete er: Wahrscheinlich einen Theil seiner Truppen entlassen, denn da beide Staaten nur einen ge- meinsamen Feind haben, gegen welchen sie gerüstet sein müssen, die Demokratie in Deutschland und den Sozialismus in Frankreich, so kann es Oester- reich nur lieb sein, wenn Preußen durch Vermeh- rung seiner Kriegsmacht ihm die Verminderung der eigenen ermöglicht.“ -- Wien, 3. Juni. Die jüngst erfolgte Durch- reise Sr. Durchlaucht des Hrn. Ministerpräsiden- ten Fürsten Schwarzenberg hat preußischen Blät- tern die Gelegenheit zu einer politischen Mitthei- lung gegeben, welche alle Thaten Lavaters weit hinter sich zurückläßt und als der Giftpunkt jener raffinirten Politik bezeichnet werden kann, die das Gras wachsen hört. Der Herr Ministerpräsident verweilte auf der Rückreise in Myslowitz. Dort haben ihn Argusaugen bewacht, dort wurde von jeder Miene, jedem Blicke, jeder Geberde Sr. Durchlaucht Akt genommen, und die schlesische Zeitung ruft jetzt den Triumph politischer Phy- siognomik mit den fett gedruckten Worten in die Welt hinaus, daß man an Sr. Durchlaucht eine große Verstimmung wahrgenommen habe, woraus das ungünstige Resultat der Reise zu schlie- ßen wäre. -- Wir wagen es nicht, uns so tiefer als überragender Menschenkenntniß zu rühmen, dagegen möchten wir wetten, daß die weiter daran geknüpften halsbrecherischen Kon- jekturen von unbedingter Billigung der preußi- schen Unionspolitik durch Rußland u. dgl. -- Mährchen aus der tausend und einen Nacht deut- scher Unionsentwickelungsstadien -- rein aus der Luft gegriffen sind. Wir haben vielmehr guten Grund zu glauben, Oesterreichs Politik in der deutschen Frage sei durchaus auf keinen Wider- spruch von Seiten des mächtigen Rußlands ge- stoßen. Was aber sollen wir von Organen, Par- teien und Bestrebungen halten, deren vornehmste Träger die Zustimmung einer fremden Macht als ihren Hort, ihre Zuversicht, das Ziel ihres Wir- ken als die Grundlage unionistischer Deutschein- heit betrachten und erklären? Wie und was nun, wenn dem rosigen Traume nur allzufrühe Enttäu- schung folgte? ( N. M. Z. ) Berlin, 5. Juni. Der Kurfürst von Hessen wird dem Beispiele Sachsens folgen und offen von der Union zurücktreten. Man darf der Er- klärung täglich entgegen sehen. ( Aach. Z. ) Berlin, 7. Juni. Der „Staatsanzeiger“ publicirt nach Art. 63 der Verfassung eine neue Preßverordnung in 14 Paragraphen, die im We- sentlichen folgende Bestimmungen enthalten: Die Postverwaltung kann Bestellungen auf Zeitschrif- ten ablehnen; die Bestimmungen der Gewerbeord- nung über Concessionen an Buchhändler sind nicht aufgehoben; für monatlich oder häufiger erschei- nende Zeitungen sind Cautionen erforderlich, doch sind wissenschaftsiche Blätter davon ausgenommen; bei Zeitungen, welche mehr als drei Mal wö- chentlich erscheinen, ist in Städten erster Abthei- lung ( nach der Gewerbestener ) eine Caution von 5000 Thlrn., in denen zweiter Abtheilung von 3000 Thlrn., in denen dritter Abtheilung von 2000 Thlrn., und in den übrigen von 1000 Thlrn. zu entrichten; für seltener erscheinende Blätter ist die Hälfte dieser Summen zu erlegen; die Herausgeber bestehender Zeitungen unterliegen gleichfalls der Cautionsverpflichtung, auch sind li- thographische Schriften den Zeitungen gleichge- stellt; bei der dritten Verurtheilung ist die ge- leistete Caution verfallen; außerpreußische Zeitun- gen können verboten werden; die Strafbestimmun- gen gehören nicht zur Competenz der Schwurge- richte. Frankreich. Paris, 3. Juni. Jch schreibe Jhnen oft ge- nug über die politischen Händel, über die parla- mentarischen Kämpfe, wo man sich mit der Rede verwundet und vergiftet, vom Socialismus, der uns umschlingt und uns Fallstricke legt, und den Boden unter unsern Füßen unterminirt, und vom Bürgerkriege, der in der Ferne lauert und die Flinte schon geladen hat. Lassen sie mir heute einmal die Freude Jhnen zu sagen, daß nicht alle Gemüther durch seine gräßlichen Leidenschaften verwüstet werden, daß es auch hier noch viele Menschen gibt, die da glauben und hoffen, und mit frommem Entzücken den Gesängen vor dem Altare Mariä zuhören. Es darf uns nicht wun- dern, daß gerade hier, inmitten der Sittenlosigkeit, Maria, das Sinnbild der Jungfräulichkeit, das goldene Gefäß der züchtigen Grazie und der keu- schen Liebe, so hoch geehrt wird: man sehnt sich immer am inbrünstigsten nach dem, was uns am meisten fehlt. Jn den hiesigen Kirchen hat stets die heilige Jungfrau die reichste Kapelle: da ist alles Marmor, Gold und Malerei von Oben bis Unten. Wer da glaubt, die Franzosen hätten keine Poesie im Herzen, der komme nur hierher: da sieht er die lieblichsten Blüthen der Kunst gleichsam zu einem Kranze zufammengeflochten, der wie eine himmlische Glorie die Gebenedeite umstrahlt. Kommt nun der Mai mit seiner Blu- menfülle, so wird die Kapelle in einen Garten umgeschaffen; blühende Orangenbäume, weiße Ro- sen, Camelien, Hortensien, die wohlriechendsten Stauden, die kostbarsten Gewächse, welche die Treibhäuser bieten, werden in zierlichen Gruppen rings um die mystische Rose aufgestellt. Die Pfarreien suchen sich hier einander zu überbieten: es ist ein wahrer Wetteifer in der frommen Ver- schwendung; in Notre=Dame ist sogar eine Sta- tue von gediegenem Silber, und zu diesem Luxus gesellt sich immer das Schicklichkeitsgefühl, der feine Kunstsinn, der die Pariser in Allem aus- zeichnet. Und wenn nun des Abends die Kron- leuchter und die dicken Boukeln von Wachskerzen angezündet werden, und die milchweiße Krystall- kugel der Lampen wie Monde in den Blüthen- haine schweben und die Gesänge ertönen, dann hat man gleichsam ein verkörpertes Gedicht vor sich: man ist der Erde entrückt und schwebt in den himmlischen Regionen. Jn Notre=Dame de Lorette, in St. Philippe du Roule, in St. Ger- vais wurde dieses Jahr die Feierlichkeit am Glän- zendsten begangen. An gewissen Wochentagen hörte man da vollständige Concerte mit Tenor=, Baß = und Sopranstimmen: da waren mitunter Sängerinnen, die mit der Stolz oder der Alboni wetteifern konnten. Jn St. Philippe du Roule dirigirte der bekannte Componist Ad. Adam. Jn St. Gervais hatte eine vornehme Dame, Frau v. 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Einen reizend Anblick gewähren die Jungfrauen, die ganz in weiße Schleier gehüllt sind und mit einem Blu- menstrauße in der Hand dahinwandeln, ernst und schweigend. Und rührend war es zu sehen, wie nicht allenfalls nur Frauen aus dem Volke, son- dern die elegantesten und schönsten jungen Damen ihre Kinder dem Priester darboten, der die blü- henden Engelsköpfe im Vorbeigehen mit dem Hoch- würdigsten segnend berührte, und wie dann die Mutter das Kind küßte und verstohlen eine Thräne aus dem Auge wischte, denn das wahre Gefühl ist schamhaft und fürchtet die Blicke der Menge. Aberglauben, werdet Jhr Philisophen sagen; aber womit würdet Jhr dem Kinde seine Freude und der Mutter ihre Rührung ersetzen? ( D. Vksh. ) Paris, 5. Juni. Nachrichten aus Algier vom 28. Mai bringen die Einzelnheiten über das Ge- fecht, wobei der General de Barral, dessen Tod wir bereits meldeten, seine tödtliche Wunde em- pfing. Ein Beiblatt des „Moniteur Algerien“ enthält darüber Folgendes: Die Operationen des Generals de Barral zwischen Setif und Bugia wurden drei Tage lang durch heftige Regengüsse gehemmt, welche den Marsch seiner Colonne auf- hielten. Am 21. marschirte er von Dschemaa el Beylik in der Nähe von Truna gegen die Beni Jmmel, bei denen er heftigen Widerstand erwar- tete. Er stieß in der That bald auf 3000 Ca- bylen, von denen er durch Hohlwege getrennt war, durch die man nur Mann für Mann passiren kann. Der Feind hielt eine Reihe von Anhöhen besetzt, die sich gegenseitig beschützen und bedrohte unsere linke Flanke. Der General zieht die Ba- taillone zusammen, die bestimmt sind, die Stellung zu stürmen, schickt die aus einer Compagnie Zoua- ben, einer Abtheilung mit großen Feldstutzen Be- waffneter und einer Abtheilung Sappeurs vom Genie bestehende Avantgarde vor und setzt sich dann selbst an die Spitze der in Schlachtordnung aufgestellten Truppen. Das Flintenfeuer beginnt und wenige Minuten vergehen, so ist der Gene- ral de Barral von einer Kugel = mitten in die Brust getroffen. Er hält sich jedoch noch lange genug auf seinem Pferde, um den Obersten de Lourmel rufen lassen und ihm das Kom- mando übergeben zu können. Die Colonne ver- längert sich wegen der Schwierigkeit des Durch- marsches. Der Oberst de Lourmel, dem die Ein- geborenen von Jmmula auf der linken Flanke und im Rücken kein großes Vertrauen einflößen, läßt die Spitze der Heersäule Halt machen und ergreift Maßregeln, um den Train zu decken. Der Feind rückt vor. Allein auf ein von der Artillerie ge- gebenes Zeichen wirft die Jnfanterie ihre Torni- ster weg, Jnfanteristen und Kavalleristen stürtzen dem Feind entgegen und bald ergreifen die Caby- len, nach einer letzten Salve, vor den Bajonetten und Sabeln der Soldaten die Flucht. Die Ver- folgung dauert von 4 bis 6 Uhr Abends. Kein Hinderniß hält den Eifer der Truppen auf, die von dem Wunsche beseelt sind, die Wunde ihrer braven Generals zu rächen. 200 Leichen bedecken den Boden und die Stätte, wo die Dörfer des Beni Jmmel stehen, läßt sich bei dem Schein der Flammen erkennen, die wir dort angezündet haben. Wir haben nur 13 Verwundete und zwei todte Pferde.“ Nach diesem Gefechte verlangten die Beni Jmmel den Aman und noch mehrere andere

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 138. Würzburg, 10. Juni 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische138_1850/3>, abgerufen am 21.11.2024.