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Die Bayerische Presse. Nr. 163. Würzburg, 9. Juli 1850.

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[Spaltenumbruch] gefeilt. -- Diesen morgen ist Hr. Oberstlieute-
nant v. Eisenhofer am Schlagflusse gestorben. --
Der General Frhr. v. Jeetze wurde von einer
Militärkommission, welche sein Verhalten als
Commandant der hiesigen Festung während des
pfälzischen Aufstandes zu untersuchen hatte, ein-
stimmig freigesprochen.

   

Aus Thüringen, 4. Juli. Großer Aerger ist
unter unsern Demokraten über den Koburger Ab-
geordneten Neubert, der wegen eines politischen
Vergehens verurtheilt, den Herzog um Gnade an-
gegangen; sie nennen dies eine gänzliche Lossa-
gung von der Partei. -- Ein Anderer jener Par-
tei, der Redakteur des im Jahre 1848 bestande-
nen "Freien deutschen Volksblattes," hat jetzt,
wie das "Koburger Tagblatt" berichtet, der Mei-
ninger Regierung das Anerbieten gemacht, gegen
ein gewisses Honorar alle Personen anzugeben,
welche zur Zeit seines Aufenthalts in Hildburg-
hausen mit ihm in politischer Verbindung ge-
standen.

Der Br. Ztg. wird aus Dresden von einem
Vorfall berichtet, der sich unmittelbar vor der
Auslieferung Bakunins an Oesterreich ereignet
haben und theilweise als Erklärung derselben gel-
ten soll: "Als der in zwei Jnstanzen zum Tode
verurtheilte und dann im Gnadenwege mit lebens-
länglicher Zuchthausstrafe belegte k. Musikdirektor
Röckel von dem Königstein nach Waldheim abge-
führt worden war, machte er bei seiner Ankunft
in Waldheim dem Direktor des Zuchthauses das
Anerbieten, er wolle für den Fall, daß er ihn
von der lästigen Arbeit des Wollekrämpelns be-
freie, der Untersuchungsbehörde ein wichtiges Ge-
heimniß mittheilen. Da der Direktor des Zucht-
hauses es für angemessen hielt, von diesem Aner-
bieten Gebrauch zu machen, so hat Hr. Röckel
spezielle Aufschlüsse über einen Bakunin angehöri-
gen Koffer mit Briefschaften und Papieren aller
Art gegeben, welcher an einem bestimmten Orte
in der Antonstadt=Dresden vergraben worden sei.
Diese Angabe hat sich bewahrheitet und die Po-
lizeibehörde hat bei einer in nächtlicher Weile
veranstalteten Nachgrabung diesen Koffer wirklich
aufgefunden. Ueber den Stand des von öster-
reichischer Seite gegen Bakunin anhängig gemach-
ten Prozesses erfährt man, daß derselbe allerdings
für den czechischen Aufstand lebhaft thätig gewe-
sen, indeß nicht so schwer gravirt zu sein scheine,
als man nach den früheren Aussagen vieler Be-
lastungszeugen, die ihn wahrscheinlich für einen
unter allen Umständen verlorenen Mann gehalten
und demnach alle Schuld auf ihn gewälzt haben,
anzunehmen geneigt war. Sollte die österreichi-
sche Behörde nicht in dem Falle sein, ein gleich
hohes Strafmaß, wie das in Sachsen ausgespro-
chene, gegen ihn zu erkennen, so hegt man keinen
Zweifel, daß den bestehenden Verträgen gemäß eine
Rücksendung des Verbrechers nach Sachsen, keinen-
falls aber eine Auslieferung an Rußland statt-
finden werde."

Hannover, 5. Juli. Jn der heutigen Sitzung
der 2. Kammer stellte der Abgeordnete Lang II.
folgende Jnterpellation in Betreff des dänischen
Friedens: Seit 3 Tagen ist durch die öffentli-
chen Blätter die Kunde von einem Frieden ver-
breitet, den Preußen im Namen von Deutschland
mit Dänemark abzuschließen sich für befugt gehal-
ten hat, und welchem beizutreten die deutschen
Regierungen aufgefordert sein sollen. Jch frage
nicht, ob unsere Regierung von dem Jnhalte die-
ses Friedensschlusses Kenntniß erhalten hat, denn
es kann der Regierung nicht unbekannt sein, was
in allen öffentlichen Blättern steht, daß nämlich,
trotz den Bundesbeschlüssen Schleswig Preis ge-
geben und auch die Beruhigung Holstein's, eines
deutschen Landes, nach einigen Formalitäten dem
Könige von Dänemark überlassen werden soll.
Auch kann Deutschland das Urtheil über die frie-
denstiftende preußische Regierung gern und mit
Vertrauen dem Ehrgefühle des preußischen Volkes
überlassen. An die Hrn. aus der Regierung, und
zwar speziell an den Hrn. Vorstand des Mini-
sterii des Jnnern erlaube ich mir aber eine Frage
zu stellen: "Hat die preußische Regierung unse-
[Spaltenumbruch] rer Regierung wirklich zugemuthet, einen solchen
Frieden im Namen des Königreichs Hannover, im
Namen unseres im ganzen Vaterlande hochgeach-
teten Königs zu genehmigen?" Sollte die Frage
bejaht werden, dann bedarf es für mich keiner
weiteren Frage, denn ich bezweifle keinen Augen-
blick, daß das Land, dessen Kräfte ich weder über-
schätze noch zu gering schätze, mit Vertrauen seine
Ehre in die Hand der Regierung legen kann, die
es sicher keinen Augenblick verkennen wird, daß
Hannover bei dem zu fassenden Entschlusse an den
Marken des Ruhmes oder der tiefsten Erniedri-
gung steht. -- Stüve erklärt hierauf, daß bis zu
diesem Augenblicke noch keine offizielle Mitthei-
lung eingelaufen sei, worauf sich Lang vorbehielt,
auf diesen Gegenstand später wieder zurückzu-
kommen.

Wien, 3. Juli. Die "Ostdeutsche Post" ent-
hält in ihrer Numer vom 2. d. eine Korrespon-
denz, wonach die Gendarmerie bei dem Landvolke
verhaßt sein soll, wobei als Beweis angeführt
wird, daß so eben zwei Gendarmen ermordet ge-
funden, und die Thäter bereits eingezogen worden
seien. Auf telegraphische Anfrage hierüber langte
auf demselben Wege so eben die Nachricht ein,
daß jene Nachricht über den Todtschlag zweier
Gendarmen in der Umgebung von Grätz sich als
eine Lüge darstellt. Uebrigens ist ebenso unrich-
tig, wie das Factum, auch die Notitz über die
hierorts wohlbekannte Stimmung des Landvolks.
Ueberall wird die Gendarmerie, welche Straßen
und Gehöfte vor Vagabunden und bedenklichen
Personen bewahrt, und eine bisher nicht gekannte
Sicherheit der Personen und des Eigenthums
herausstellt, gerade von dem Landvolk als eine
wahre Wohlthat anerkannt.

Aus österreichisch Schlesien, Ende Juni.
Der Fürstbischof von Breslau, Melchior v. Die-
peubrock wird in dem zu seinem Sprengel gehö-
rigen österreichischen Antheile des Fürstenthums
Neiße die Firmelung vornehmen. Da dieser kirch-
liche Actus hier schon seit undenklichen Zeiten
von keinem Bischofe selbst ausgeübt wurde, so
soll derselbe mit ungewöhnlicher Pracht gefeiert
werden. Meilenweit wird sich die Geistlichkeit an
der Spitze von Processionen mit fliegenden Fah-
nen nach dem hoch im Wald gelegenen Wall-
fahrtsort Mariahilf in Bewegung setzen, wo das
Sacrament gespendet werden soll. Auch von
Seite der Regierung wird der Kirchenfürst mit
einer besondern Aufmerksamkeit empfangen werden;
der Statthalter wird ihn persönlich an der Grenze
begrüßen. Nach beendigter Feier geht Herr v.
Diepenbrock nach seinem herrlichen Sommersitze
Schloß Johannisberg.

Wir entnehmen aus einem Korrespondenz=Ar-
tikel des "Lloyd," Berlin, 2. Juli, folgende Mit-
theilung: Die von dem k. k. Kabinet in Wien
gemachten Vorschläge sind in diesem Augenblicke
fast ausschließlich der Gegenstand aller Berathun-
gen. Wenn in ihnen auch der Antrag einer au-
genblicklichen Suspension der Union liegt, so ist
eine solche, insoweit sie sich auf die Geschäfte in
den äusseren Angelegenheiten derselben bezieht, be-
reits von selbst eingetreten; in den innern Ange-
legenheiten aber ist überall der provisor. Zustand
unumwunden ausgesprochen worden, da man bei
jeder Gelegenheit unwillkürlich auf die von vorn
an anerkannte Thatsache zurückkommt, daß sich die
Geschicke Deutschlands durchaus nicht definitiv,
ohne eine Vereinigung der beiden Großmächte,
gestalten lassen. Unter solchen Umständen bezwei-
felt man hier, besonders in den diplomatischen
Kreisen, es durchaus nicht, daß die erwähnten
Propositionen des österr. Kabinets -- wenn auch
mit gewissen Verwahrungen -- angenommen wer-
den dürften, ja ein Theil derselben dürfte bereits
nach der gestern hier in Berlin stattgefundenen
Ministerial = Conferenz schon angenommen sein.
Hr. v. Radowitz soll in Folge der näheren Rück-
sprache mit dem König vollständig das Seinige
dazu beigetragen haben, die Berathungen in den
richtigen Weg wieder einzulenken. Jn jenen Vor-
schlägen der österr. Regierung liegt übrigens auch
eine vollständige Entfernung jener Punkte des
[Spaltenumbruch] Streites über die Frankfurter Versammlung und
die Präsidial=Angelegenheit, welche hier von den
Leuten, die einen Akt des Patriotismus in der
Opposition gegen Oesterreich erblicken, sehr san-
guinisch als ein Casus belli verkündet wurden,
obgleich die Besonnenen die Sache niemals von
einer so ernsten Sache betrachtet haben.

Breslau, 4. Juli. Auf das Verlangen eines
Studenten jüdischer Konfession, zum Examen für
das juristische Doktorat zugelassen zu werden,
wandte sich die betreffende Fakultät mit der An-
frage an das Kultusministerium, ob sie diesem
Verlangen nachkommen dürfe. Sie erhielt die
Antwort, daß nach der Verfassung allerdings die
staatsrechtliche Gleichstellung aller Konfessionen
hergestellt sei, daß in diesem Falle es aber darauf
ankomme, ob es mit den Statuten der Universität
vereinbar sei, einen Juden zum Doktor zu pro-
moviren. Jn der darauf von der Juristenfakul-
tät gehaltenen Berathung stimmte nur Professor
Wilda unbedingt dafür, die HH. Abegg und
Gaupp nur insoweit, als ein Jude Dr. juris
civilis
, nicht aber utriusque werden könnte; die
HH. Gitzler ( eifrig katholisch ) und Huschke ( alt-
lutherisch ) fanden die Ertheilung der juristischen
Doktorwürde an einen Nichtchristen an und für
sich mit den Grundlagen des Staats und der
Universität für unvereinbar, welche Ansicht als
das Resultat der Berathung die Oberhand ge-
wann.

   
England.

Einer Correspondenz der "Jndependance belge"
aus London vom 3. Juli entheben wir über den
Tod Sir Robert Peels Folgendes: "Sir Rob.
Peel starb gestern Abend um 11 Uhr 9 Minuten;
die den Tag über ausgebenen Bulletins bereite-
ten das Publikum auf dies betrübende Ereigniß
vor. Eine große Volksmenge drängte sich um
die Wohnung des Sterbenden und vermehrte sich
fortwährend; ein Constabler war aufgestellt, um
die Erkundigungen der Menge zu beantworten,
da die Annäherung an das Gebäude untersagt
war; nur Familienmitgliedern war der Eintritt
in das Haus gestattet. Um6 1 / 2 Uhr Abends
wurde folgendes Bulletin bekannt gemacht: "Sir
Robert Peel ist sehr erschöpft und seine Lage
weniger günstig als am Morgen." Es wurde
endlich nur noch der Bischof von Gibraltar ein-
gelassen, welchen Sir Robert Peel verlangt hatte,
um die Sterbsacramente aus seinen Händen zu
empfangen. Der Bischof kam gegen 8 Uhr
Abends, und blieb ungefähr eine Stunde. Gegen
9 Uhr wurde die ganze Familie eingeführt, um
Abschied zu nehmen. Lady Peel war so ange-
griffen, daß man es nicht für gut hielt, sie von
der Wahrheit zu unterrichten. Der durch innige
Freundschaft mit Sir Robert Peel verbun-
dene Vicomte Hardinge verließ ihn keinen Augen-
blick. Sir James Graham, sein politischer Freund,
wurde ebenfalls gerufen, und hatte noch eine letzte
lange Unterredung mit dem Sterbenden, welcher
bis wenige Augenblicke vor seinem Tode im vollen
Gebrauch seiner Sinne blieb. Einige Minuten
vor 10 Uhr schnitt das folgende Bulletin alle
Höffnung ab: "Der Zustand Sir Robert Peels
hat sich seit 7 Uhr sehr rasch verschlimmert."
Um 11 Uhr 9 Minuten hauchte der große Staats-
mann, in Gegenwart der meisten Mitglieder sei-
ner Familie, von welchen er in der rührendsten
Weise Abschied genommen, seine Seele aus. Er starb
in dem Speisesaal seines Hauses, in welchen er
nach seinem unglücklichen Fall gebracht worden
war. Die Nachricht von diesem traurigen Er-
eigniß wurde sogleich durch einen Eilboten nach
dem Buckinghampalast und durch den Telegraphen
den in der Provinz wohnenden Mitgliedern der
Familie des Verstorbenen mitgetheilt.

Belgien.

Brüssel, 30. Juni. Die Debatte über den
mittlern Unterricht, verbunden mit dem Ausgang
der letzten Wahlen und der bekannten Stelle in
der päpstlichen Allocution, mußte nothwendig ei-
nen Conflikt der Parteien hervorrufen, wie er seit

[Spaltenumbruch] gefeilt. -- Diesen morgen ist Hr. Oberstlieute-
nant v. Eisenhofer am Schlagflusse gestorben. --
Der General Frhr. v. Jeetze wurde von einer
Militärkommission, welche sein Verhalten als
Commandant der hiesigen Festung während des
pfälzischen Aufstandes zu untersuchen hatte, ein-
stimmig freigesprochen.

   

Aus Thüringen, 4. Juli. Großer Aerger ist
unter unsern Demokraten über den Koburger Ab-
geordneten Neubert, der wegen eines politischen
Vergehens verurtheilt, den Herzog um Gnade an-
gegangen; sie nennen dies eine gänzliche Lossa-
gung von der Partei. -- Ein Anderer jener Par-
tei, der Redakteur des im Jahre 1848 bestande-
nen „Freien deutschen Volksblattes,“ hat jetzt,
wie das „Koburger Tagblatt“ berichtet, der Mei-
ninger Regierung das Anerbieten gemacht, gegen
ein gewisses Honorar alle Personen anzugeben,
welche zur Zeit seines Aufenthalts in Hildburg-
hausen mit ihm in politischer Verbindung ge-
standen.

Der Br. Ztg. wird aus Dresden von einem
Vorfall berichtet, der sich unmittelbar vor der
Auslieferung Bakunins an Oesterreich ereignet
haben und theilweise als Erklärung derselben gel-
ten soll: „Als der in zwei Jnstanzen zum Tode
verurtheilte und dann im Gnadenwege mit lebens-
länglicher Zuchthausstrafe belegte k. Musikdirektor
Röckel von dem Königstein nach Waldheim abge-
führt worden war, machte er bei seiner Ankunft
in Waldheim dem Direktor des Zuchthauses das
Anerbieten, er wolle für den Fall, daß er ihn
von der lästigen Arbeit des Wollekrämpelns be-
freie, der Untersuchungsbehörde ein wichtiges Ge-
heimniß mittheilen. Da der Direktor des Zucht-
hauses es für angemessen hielt, von diesem Aner-
bieten Gebrauch zu machen, so hat Hr. Röckel
spezielle Aufschlüsse über einen Bakunin angehöri-
gen Koffer mit Briefschaften und Papieren aller
Art gegeben, welcher an einem bestimmten Orte
in der Antonstadt=Dresden vergraben worden sei.
Diese Angabe hat sich bewahrheitet und die Po-
lizeibehörde hat bei einer in nächtlicher Weile
veranstalteten Nachgrabung diesen Koffer wirklich
aufgefunden. Ueber den Stand des von öster-
reichischer Seite gegen Bakunin anhängig gemach-
ten Prozesses erfährt man, daß derselbe allerdings
für den czechischen Aufstand lebhaft thätig gewe-
sen, indeß nicht so schwer gravirt zu sein scheine,
als man nach den früheren Aussagen vieler Be-
lastungszeugen, die ihn wahrscheinlich für einen
unter allen Umständen verlorenen Mann gehalten
und demnach alle Schuld auf ihn gewälzt haben,
anzunehmen geneigt war. Sollte die österreichi-
sche Behörde nicht in dem Falle sein, ein gleich
hohes Strafmaß, wie das in Sachsen ausgespro-
chene, gegen ihn zu erkennen, so hegt man keinen
Zweifel, daß den bestehenden Verträgen gemäß eine
Rücksendung des Verbrechers nach Sachsen, keinen-
falls aber eine Auslieferung an Rußland statt-
finden werde.“

Hannover, 5. Juli. Jn der heutigen Sitzung
der 2. Kammer stellte der Abgeordnete Lang II.
folgende Jnterpellation in Betreff des dänischen
Friedens: Seit 3 Tagen ist durch die öffentli-
chen Blätter die Kunde von einem Frieden ver-
breitet, den Preußen im Namen von Deutschland
mit Dänemark abzuschließen sich für befugt gehal-
ten hat, und welchem beizutreten die deutschen
Regierungen aufgefordert sein sollen. Jch frage
nicht, ob unsere Regierung von dem Jnhalte die-
ses Friedensschlusses Kenntniß erhalten hat, denn
es kann der Regierung nicht unbekannt sein, was
in allen öffentlichen Blättern steht, daß nämlich,
trotz den Bundesbeschlüssen Schleswig Preis ge-
geben und auch die Beruhigung Holstein's, eines
deutschen Landes, nach einigen Formalitäten dem
Könige von Dänemark überlassen werden soll.
Auch kann Deutschland das Urtheil über die frie-
denstiftende preußische Regierung gern und mit
Vertrauen dem Ehrgefühle des preußischen Volkes
überlassen. An die Hrn. aus der Regierung, und
zwar speziell an den Hrn. Vorstand des Mini-
sterii des Jnnern erlaube ich mir aber eine Frage
zu stellen: „Hat die preußische Regierung unse-
[Spaltenumbruch] rer Regierung wirklich zugemuthet, einen solchen
Frieden im Namen des Königreichs Hannover, im
Namen unseres im ganzen Vaterlande hochgeach-
teten Königs zu genehmigen?“ Sollte die Frage
bejaht werden, dann bedarf es für mich keiner
weiteren Frage, denn ich bezweifle keinen Augen-
blick, daß das Land, dessen Kräfte ich weder über-
schätze noch zu gering schätze, mit Vertrauen seine
Ehre in die Hand der Regierung legen kann, die
es sicher keinen Augenblick verkennen wird, daß
Hannover bei dem zu fassenden Entschlusse an den
Marken des Ruhmes oder der tiefsten Erniedri-
gung steht. -- Stüve erklärt hierauf, daß bis zu
diesem Augenblicke noch keine offizielle Mitthei-
lung eingelaufen sei, worauf sich Lang vorbehielt,
auf diesen Gegenstand später wieder zurückzu-
kommen.

Wien, 3. Juli. Die „Ostdeutsche Post“ ent-
hält in ihrer Numer vom 2. d. eine Korrespon-
denz, wonach die Gendarmerie bei dem Landvolke
verhaßt sein soll, wobei als Beweis angeführt
wird, daß so eben zwei Gendarmen ermordet ge-
funden, und die Thäter bereits eingezogen worden
seien. Auf telegraphische Anfrage hierüber langte
auf demselben Wege so eben die Nachricht ein,
daß jene Nachricht über den Todtschlag zweier
Gendarmen in der Umgebung von Grätz sich als
eine Lüge darstellt. Uebrigens ist ebenso unrich-
tig, wie das Factum, auch die Notitz über die
hierorts wohlbekannte Stimmung des Landvolks.
Ueberall wird die Gendarmerie, welche Straßen
und Gehöfte vor Vagabunden und bedenklichen
Personen bewahrt, und eine bisher nicht gekannte
Sicherheit der Personen und des Eigenthums
herausstellt, gerade von dem Landvolk als eine
wahre Wohlthat anerkannt.

Aus österreichisch Schlesien, Ende Juni.
Der Fürstbischof von Breslau, Melchior v. Die-
peubrock wird in dem zu seinem Sprengel gehö-
rigen österreichischen Antheile des Fürstenthums
Neiße die Firmelung vornehmen. Da dieser kirch-
liche Actus hier schon seit undenklichen Zeiten
von keinem Bischofe selbst ausgeübt wurde, so
soll derselbe mit ungewöhnlicher Pracht gefeiert
werden. Meilenweit wird sich die Geistlichkeit an
der Spitze von Processionen mit fliegenden Fah-
nen nach dem hoch im Wald gelegenen Wall-
fahrtsort Mariahilf in Bewegung setzen, wo das
Sacrament gespendet werden soll. Auch von
Seite der Regierung wird der Kirchenfürst mit
einer besondern Aufmerksamkeit empfangen werden;
der Statthalter wird ihn persönlich an der Grenze
begrüßen. Nach beendigter Feier geht Herr v.
Diepenbrock nach seinem herrlichen Sommersitze
Schloß Johannisberg.

Wir entnehmen aus einem Korrespondenz=Ar-
tikel des „Lloyd,“ Berlin, 2. Juli, folgende Mit-
theilung: Die von dem k. k. Kabinet in Wien
gemachten Vorschläge sind in diesem Augenblicke
fast ausschließlich der Gegenstand aller Berathun-
gen. Wenn in ihnen auch der Antrag einer au-
genblicklichen Suspension der Union liegt, so ist
eine solche, insoweit sie sich auf die Geschäfte in
den äusseren Angelegenheiten derselben bezieht, be-
reits von selbst eingetreten; in den innern Ange-
legenheiten aber ist überall der provisor. Zustand
unumwunden ausgesprochen worden, da man bei
jeder Gelegenheit unwillkürlich auf die von vorn
an anerkannte Thatsache zurückkommt, daß sich die
Geschicke Deutschlands durchaus nicht definitiv,
ohne eine Vereinigung der beiden Großmächte,
gestalten lassen. Unter solchen Umständen bezwei-
felt man hier, besonders in den diplomatischen
Kreisen, es durchaus nicht, daß die erwähnten
Propositionen des österr. Kabinets -- wenn auch
mit gewissen Verwahrungen -- angenommen wer-
den dürften, ja ein Theil derselben dürfte bereits
nach der gestern hier in Berlin stattgefundenen
Ministerial = Conferenz schon angenommen sein.
Hr. v. Radowitz soll in Folge der näheren Rück-
sprache mit dem König vollständig das Seinige
dazu beigetragen haben, die Berathungen in den
richtigen Weg wieder einzulenken. Jn jenen Vor-
schlägen der österr. Regierung liegt übrigens auch
eine vollständige Entfernung jener Punkte des
[Spaltenumbruch] Streites über die Frankfurter Versammlung und
die Präsidial=Angelegenheit, welche hier von den
Leuten, die einen Akt des Patriotismus in der
Opposition gegen Oesterreich erblicken, sehr san-
guinisch als ein Casus belli verkündet wurden,
obgleich die Besonnenen die Sache niemals von
einer so ernsten Sache betrachtet haben.

Breslau, 4. Juli. Auf das Verlangen eines
Studenten jüdischer Konfession, zum Examen für
das juristische Doktorat zugelassen zu werden,
wandte sich die betreffende Fakultät mit der An-
frage an das Kultusministerium, ob sie diesem
Verlangen nachkommen dürfe. Sie erhielt die
Antwort, daß nach der Verfassung allerdings die
staatsrechtliche Gleichstellung aller Konfessionen
hergestellt sei, daß in diesem Falle es aber darauf
ankomme, ob es mit den Statuten der Universität
vereinbar sei, einen Juden zum Doktor zu pro-
moviren. Jn der darauf von der Juristenfakul-
tät gehaltenen Berathung stimmte nur Professor
Wilda unbedingt dafür, die HH. Abegg und
Gaupp nur insoweit, als ein Jude Dr. juris
civilis
, nicht aber utriusque werden könnte; die
HH. Gitzler ( eifrig katholisch ) und Huschke ( alt-
lutherisch ) fanden die Ertheilung der juristischen
Doktorwürde an einen Nichtchristen an und für
sich mit den Grundlagen des Staats und der
Universität für unvereinbar, welche Ansicht als
das Resultat der Berathung die Oberhand ge-
wann.

   
England.

Einer Correspondenz der „Jndependance belge“
aus London vom 3. Juli entheben wir über den
Tod Sir Robert Peels Folgendes: „Sir Rob.
Peel starb gestern Abend um 11 Uhr 9 Minuten;
die den Tag über ausgebenen Bulletins bereite-
ten das Publikum auf dies betrübende Ereigniß
vor. Eine große Volksmenge drängte sich um
die Wohnung des Sterbenden und vermehrte sich
fortwährend; ein Constabler war aufgestellt, um
die Erkundigungen der Menge zu beantworten,
da die Annäherung an das Gebäude untersagt
war; nur Familienmitgliedern war der Eintritt
in das Haus gestattet. Um6 1 / 2 Uhr Abends
wurde folgendes Bulletin bekannt gemacht: „Sir
Robert Peel ist sehr erschöpft und seine Lage
weniger günstig als am Morgen.“ Es wurde
endlich nur noch der Bischof von Gibraltar ein-
gelassen, welchen Sir Robert Peel verlangt hatte,
um die Sterbsacramente aus seinen Händen zu
empfangen. Der Bischof kam gegen 8 Uhr
Abends, und blieb ungefähr eine Stunde. Gegen
9 Uhr wurde die ganze Familie eingeführt, um
Abschied zu nehmen. Lady Peel war so ange-
griffen, daß man es nicht für gut hielt, sie von
der Wahrheit zu unterrichten. Der durch innige
Freundschaft mit Sir Robert Peel verbun-
dene Vicomte Hardinge verließ ihn keinen Augen-
blick. Sir James Graham, sein politischer Freund,
wurde ebenfalls gerufen, und hatte noch eine letzte
lange Unterredung mit dem Sterbenden, welcher
bis wenige Augenblicke vor seinem Tode im vollen
Gebrauch seiner Sinne blieb. Einige Minuten
vor 10 Uhr schnitt das folgende Bulletin alle
Höffnung ab: „Der Zustand Sir Robert Peels
hat sich seit 7 Uhr sehr rasch verschlimmert.“
Um 11 Uhr 9 Minuten hauchte der große Staats-
mann, in Gegenwart der meisten Mitglieder sei-
ner Familie, von welchen er in der rührendsten
Weise Abschied genommen, seine Seele aus. Er starb
in dem Speisesaal seines Hauses, in welchen er
nach seinem unglücklichen Fall gebracht worden
war. Die Nachricht von diesem traurigen Er-
eigniß wurde sogleich durch einen Eilboten nach
dem Buckinghampalast und durch den Telegraphen
den in der Provinz wohnenden Mitgliedern der
Familie des Verstorbenen mitgetheilt.

Belgien.

Brüssel, 30. Juni. Die Debatte über den
mittlern Unterricht, verbunden mit dem Ausgang
der letzten Wahlen und der bekannten Stelle in
der päpstlichen Allocution, mußte nothwendig ei-
nen Conflikt der Parteien hervorrufen, wie er seit

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[0003] gefeilt. -- Diesen morgen ist Hr. Oberstlieute- nant v. Eisenhofer am Schlagflusse gestorben. -- Der General Frhr. v. Jeetze wurde von einer Militärkommission, welche sein Verhalten als Commandant der hiesigen Festung während des pfälzischen Aufstandes zu untersuchen hatte, ein- stimmig freigesprochen. ( Pf. Z. ) Aus Thüringen, 4. Juli. Großer Aerger ist unter unsern Demokraten über den Koburger Ab- geordneten Neubert, der wegen eines politischen Vergehens verurtheilt, den Herzog um Gnade an- gegangen; sie nennen dies eine gänzliche Lossa- gung von der Partei. -- Ein Anderer jener Par- tei, der Redakteur des im Jahre 1848 bestande- nen „Freien deutschen Volksblattes,“ hat jetzt, wie das „Koburger Tagblatt“ berichtet, der Mei- ninger Regierung das Anerbieten gemacht, gegen ein gewisses Honorar alle Personen anzugeben, welche zur Zeit seines Aufenthalts in Hildburg- hausen mit ihm in politischer Verbindung ge- standen. Der Br. Ztg. wird aus Dresden von einem Vorfall berichtet, der sich unmittelbar vor der Auslieferung Bakunins an Oesterreich ereignet haben und theilweise als Erklärung derselben gel- ten soll: „Als der in zwei Jnstanzen zum Tode verurtheilte und dann im Gnadenwege mit lebens- länglicher Zuchthausstrafe belegte k. Musikdirektor Röckel von dem Königstein nach Waldheim abge- führt worden war, machte er bei seiner Ankunft in Waldheim dem Direktor des Zuchthauses das Anerbieten, er wolle für den Fall, daß er ihn von der lästigen Arbeit des Wollekrämpelns be- freie, der Untersuchungsbehörde ein wichtiges Ge- heimniß mittheilen. Da der Direktor des Zucht- hauses es für angemessen hielt, von diesem Aner- bieten Gebrauch zu machen, so hat Hr. Röckel spezielle Aufschlüsse über einen Bakunin angehöri- gen Koffer mit Briefschaften und Papieren aller Art gegeben, welcher an einem bestimmten Orte in der Antonstadt=Dresden vergraben worden sei. Diese Angabe hat sich bewahrheitet und die Po- lizeibehörde hat bei einer in nächtlicher Weile veranstalteten Nachgrabung diesen Koffer wirklich aufgefunden. Ueber den Stand des von öster- reichischer Seite gegen Bakunin anhängig gemach- ten Prozesses erfährt man, daß derselbe allerdings für den czechischen Aufstand lebhaft thätig gewe- sen, indeß nicht so schwer gravirt zu sein scheine, als man nach den früheren Aussagen vieler Be- lastungszeugen, die ihn wahrscheinlich für einen unter allen Umständen verlorenen Mann gehalten und demnach alle Schuld auf ihn gewälzt haben, anzunehmen geneigt war. Sollte die österreichi- sche Behörde nicht in dem Falle sein, ein gleich hohes Strafmaß, wie das in Sachsen ausgespro- chene, gegen ihn zu erkennen, so hegt man keinen Zweifel, daß den bestehenden Verträgen gemäß eine Rücksendung des Verbrechers nach Sachsen, keinen- falls aber eine Auslieferung an Rußland statt- finden werde.“ Hannover, 5. Juli. Jn der heutigen Sitzung der 2. Kammer stellte der Abgeordnete Lang II. folgende Jnterpellation in Betreff des dänischen Friedens: Seit 3 Tagen ist durch die öffentli- chen Blätter die Kunde von einem Frieden ver- breitet, den Preußen im Namen von Deutschland mit Dänemark abzuschließen sich für befugt gehal- ten hat, und welchem beizutreten die deutschen Regierungen aufgefordert sein sollen. Jch frage nicht, ob unsere Regierung von dem Jnhalte die- ses Friedensschlusses Kenntniß erhalten hat, denn es kann der Regierung nicht unbekannt sein, was in allen öffentlichen Blättern steht, daß nämlich, trotz den Bundesbeschlüssen Schleswig Preis ge- geben und auch die Beruhigung Holstein's, eines deutschen Landes, nach einigen Formalitäten dem Könige von Dänemark überlassen werden soll. Auch kann Deutschland das Urtheil über die frie- denstiftende preußische Regierung gern und mit Vertrauen dem Ehrgefühle des preußischen Volkes überlassen. An die Hrn. aus der Regierung, und zwar speziell an den Hrn. Vorstand des Mini- sterii des Jnnern erlaube ich mir aber eine Frage zu stellen: „Hat die preußische Regierung unse- rer Regierung wirklich zugemuthet, einen solchen Frieden im Namen des Königreichs Hannover, im Namen unseres im ganzen Vaterlande hochgeach- teten Königs zu genehmigen?“ Sollte die Frage bejaht werden, dann bedarf es für mich keiner weiteren Frage, denn ich bezweifle keinen Augen- blick, daß das Land, dessen Kräfte ich weder über- schätze noch zu gering schätze, mit Vertrauen seine Ehre in die Hand der Regierung legen kann, die es sicher keinen Augenblick verkennen wird, daß Hannover bei dem zu fassenden Entschlusse an den Marken des Ruhmes oder der tiefsten Erniedri- gung steht. -- Stüve erklärt hierauf, daß bis zu diesem Augenblicke noch keine offizielle Mitthei- lung eingelaufen sei, worauf sich Lang vorbehielt, auf diesen Gegenstand später wieder zurückzu- kommen. Wien, 3. Juli. Die „Ostdeutsche Post“ ent- hält in ihrer Numer vom 2. d. eine Korrespon- denz, wonach die Gendarmerie bei dem Landvolke verhaßt sein soll, wobei als Beweis angeführt wird, daß so eben zwei Gendarmen ermordet ge- funden, und die Thäter bereits eingezogen worden seien. Auf telegraphische Anfrage hierüber langte auf demselben Wege so eben die Nachricht ein, daß jene Nachricht über den Todtschlag zweier Gendarmen in der Umgebung von Grätz sich als eine Lüge darstellt. Uebrigens ist ebenso unrich- tig, wie das Factum, auch die Notitz über die hierorts wohlbekannte Stimmung des Landvolks. Ueberall wird die Gendarmerie, welche Straßen und Gehöfte vor Vagabunden und bedenklichen Personen bewahrt, und eine bisher nicht gekannte Sicherheit der Personen und des Eigenthums herausstellt, gerade von dem Landvolk als eine wahre Wohlthat anerkannt. Aus österreichisch Schlesien, Ende Juni. Der Fürstbischof von Breslau, Melchior v. Die- peubrock wird in dem zu seinem Sprengel gehö- rigen österreichischen Antheile des Fürstenthums Neiße die Firmelung vornehmen. Da dieser kirch- liche Actus hier schon seit undenklichen Zeiten von keinem Bischofe selbst ausgeübt wurde, so soll derselbe mit ungewöhnlicher Pracht gefeiert werden. Meilenweit wird sich die Geistlichkeit an der Spitze von Processionen mit fliegenden Fah- nen nach dem hoch im Wald gelegenen Wall- fahrtsort Mariahilf in Bewegung setzen, wo das Sacrament gespendet werden soll. Auch von Seite der Regierung wird der Kirchenfürst mit einer besondern Aufmerksamkeit empfangen werden; der Statthalter wird ihn persönlich an der Grenze begrüßen. Nach beendigter Feier geht Herr v. Diepenbrock nach seinem herrlichen Sommersitze Schloß Johannisberg. Wir entnehmen aus einem Korrespondenz=Ar- tikel des „Lloyd,“ Berlin, 2. Juli, folgende Mit- theilung: Die von dem k. k. Kabinet in Wien gemachten Vorschläge sind in diesem Augenblicke fast ausschließlich der Gegenstand aller Berathun- gen. Wenn in ihnen auch der Antrag einer au- genblicklichen Suspension der Union liegt, so ist eine solche, insoweit sie sich auf die Geschäfte in den äusseren Angelegenheiten derselben bezieht, be- reits von selbst eingetreten; in den innern Ange- legenheiten aber ist überall der provisor. Zustand unumwunden ausgesprochen worden, da man bei jeder Gelegenheit unwillkürlich auf die von vorn an anerkannte Thatsache zurückkommt, daß sich die Geschicke Deutschlands durchaus nicht definitiv, ohne eine Vereinigung der beiden Großmächte, gestalten lassen. Unter solchen Umständen bezwei- felt man hier, besonders in den diplomatischen Kreisen, es durchaus nicht, daß die erwähnten Propositionen des österr. Kabinets -- wenn auch mit gewissen Verwahrungen -- angenommen wer- den dürften, ja ein Theil derselben dürfte bereits nach der gestern hier in Berlin stattgefundenen Ministerial = Conferenz schon angenommen sein. Hr. v. Radowitz soll in Folge der näheren Rück- sprache mit dem König vollständig das Seinige dazu beigetragen haben, die Berathungen in den richtigen Weg wieder einzulenken. Jn jenen Vor- schlägen der österr. Regierung liegt übrigens auch eine vollständige Entfernung jener Punkte des Streites über die Frankfurter Versammlung und die Präsidial=Angelegenheit, welche hier von den Leuten, die einen Akt des Patriotismus in der Opposition gegen Oesterreich erblicken, sehr san- guinisch als ein Casus belli verkündet wurden, obgleich die Besonnenen die Sache niemals von einer so ernsten Sache betrachtet haben. Breslau, 4. Juli. Auf das Verlangen eines Studenten jüdischer Konfession, zum Examen für das juristische Doktorat zugelassen zu werden, wandte sich die betreffende Fakultät mit der An- frage an das Kultusministerium, ob sie diesem Verlangen nachkommen dürfe. Sie erhielt die Antwort, daß nach der Verfassung allerdings die staatsrechtliche Gleichstellung aller Konfessionen hergestellt sei, daß in diesem Falle es aber darauf ankomme, ob es mit den Statuten der Universität vereinbar sei, einen Juden zum Doktor zu pro- moviren. Jn der darauf von der Juristenfakul- tät gehaltenen Berathung stimmte nur Professor Wilda unbedingt dafür, die HH. Abegg und Gaupp nur insoweit, als ein Jude Dr. juris civilis, nicht aber utriusque werden könnte; die HH. Gitzler ( eifrig katholisch ) und Huschke ( alt- lutherisch ) fanden die Ertheilung der juristischen Doktorwürde an einen Nichtchristen an und für sich mit den Grundlagen des Staats und der Universität für unvereinbar, welche Ansicht als das Resultat der Berathung die Oberhand ge- wann. ( D. A. Z. ) England. Einer Correspondenz der „Jndependance belge“ aus London vom 3. Juli entheben wir über den Tod Sir Robert Peels Folgendes: „Sir Rob. Peel starb gestern Abend um 11 Uhr 9 Minuten; die den Tag über ausgebenen Bulletins bereite- ten das Publikum auf dies betrübende Ereigniß vor. Eine große Volksmenge drängte sich um die Wohnung des Sterbenden und vermehrte sich fortwährend; ein Constabler war aufgestellt, um die Erkundigungen der Menge zu beantworten, da die Annäherung an das Gebäude untersagt war; nur Familienmitgliedern war der Eintritt in das Haus gestattet. Um6 1 / 2 Uhr Abends wurde folgendes Bulletin bekannt gemacht: „Sir Robert Peel ist sehr erschöpft und seine Lage weniger günstig als am Morgen.“ Es wurde endlich nur noch der Bischof von Gibraltar ein- gelassen, welchen Sir Robert Peel verlangt hatte, um die Sterbsacramente aus seinen Händen zu empfangen. Der Bischof kam gegen 8 Uhr Abends, und blieb ungefähr eine Stunde. Gegen 9 Uhr wurde die ganze Familie eingeführt, um Abschied zu nehmen. Lady Peel war so ange- griffen, daß man es nicht für gut hielt, sie von der Wahrheit zu unterrichten. Der durch innige Freundschaft mit Sir Robert Peel verbun- dene Vicomte Hardinge verließ ihn keinen Augen- blick. Sir James Graham, sein politischer Freund, wurde ebenfalls gerufen, und hatte noch eine letzte lange Unterredung mit dem Sterbenden, welcher bis wenige Augenblicke vor seinem Tode im vollen Gebrauch seiner Sinne blieb. Einige Minuten vor 10 Uhr schnitt das folgende Bulletin alle Höffnung ab: „Der Zustand Sir Robert Peels hat sich seit 7 Uhr sehr rasch verschlimmert.“ Um 11 Uhr 9 Minuten hauchte der große Staats- mann, in Gegenwart der meisten Mitglieder sei- ner Familie, von welchen er in der rührendsten Weise Abschied genommen, seine Seele aus. Er starb in dem Speisesaal seines Hauses, in welchen er nach seinem unglücklichen Fall gebracht worden war. Die Nachricht von diesem traurigen Er- eigniß wurde sogleich durch einen Eilboten nach dem Buckinghampalast und durch den Telegraphen den in der Provinz wohnenden Mitgliedern der Familie des Verstorbenen mitgetheilt. Belgien. Brüssel, 30. Juni. Die Debatte über den mittlern Unterricht, verbunden mit dem Ausgang der letzten Wahlen und der bekannten Stelle in der päpstlichen Allocution, mußte nothwendig ei- nen Conflikt der Parteien hervorrufen, wie er seit

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 163. Würzburg, 9. Juli 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische163_1850/3>, abgerufen am 21.11.2024.