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Die Bayerische Presse. Nr. 163. Würzburg, 9. Juli 1850.

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[Spaltenumbruch] ganz entledigen, und zwar in den Fällen eines
bereits erworbenen Rechtes durch Verabreichung
einer Entschädigung in Geld, bei neuen Anstellun-
gen aber durch Unterlassen der Zusicherung freier
Wohnungen ( sofern nöthig unter Gehaltsaufbesse-
rungen, resp. Geldentschädigung für den Entgang
dieser Wohnungen ) . Ebenso wolle aber auch die
kgl. Staatsregierung den Gemeinden, wo dieselben
( wie in der Pfalz bezüglich der Landkommissäre )
zur Stellung von Beamtenwohnungen verpflichtet
sind, die gleiche Befreiung gewähren oder möglich
machen, unbeschadet des unabgeänderten Fortbestan-
des der Verpflichtung zur Stellung von Amtslo-
kalitäten und natürlich ebenso unbeschadet aller
von den jetzigen Beamten bereits erworbenen
Rechte;" beigestimmt, ferner der Reservefond ohne
Debatte auf 1,300,000 fl. festgestellt, hierauf die
Sitzung um halb 8 Uhr geschlossen. ( Montag
Berathung des Einnahmenbudgets. )

München, 6. Juli. Heute hielt die Kammer
der Reichsräthe ihre 56. Sitzung und hat folgende
von der Kammer der Abgeordneten bereits bera-
thene Gesetzentwürfe und Anträge, größtentheils
nach den Beschlüssen der Schwesterkammer ange-
nommen: 1 ) den Gesetzentwurf über die definitive
Häusersteuer; 2 ) die Anträge und Petitionen in
Bezug auf das Ablösungsgesetz; 3 ) die Anträge
bezüglich der Verbesserung der Dienstverhältnisse
der Gymnasialprofessoren und Studienlehrer, und
endlich 4 ) die Anträge um Wiederherstellung ei-
ner freien Conkurrenz nicht bayerischer Versiche-
rungsgesellschaften.

Deutschland.

Der "Pfälzer Zeitung" wird aus München
vom 3. Juli geschrieben: Dem Hrn. Abgeordne-
ten Reinhard, welcher durch seine ungemessene
Sprache schon öfter Scandal in der Kammer ver-
ursacht hat, steht eine unangenehme Ueberraschung
bevor. Jn einer früheren Sitzung hatte er den
königl. Landrichter Welsch der Abfassung falscher
Protokolle beschuldigt. Nach Art. 107 der Ge-
schäftsordnung ist jeder Abgeordnete, welcher in
der öffentlichen Versammlung einzelne durch die
Strafgesetze verbotene Amtshandlungen der Staats-
diener anführt, für die Wahrheit seiner Angabe
der Kammer verantwortlich, welche, wenn die an-
gegebene Thatsache falsch befunden wird, den Ur-
heber der Angabe mit Mißbilligung zur Ord-
nung verweiset, oder ihm die Wortführung auf
einige Zeit untersagt, oder seine Ausschlietzung
auf bestimmte Zeit verfügt. Auf jene öffentliche
Anschuldigung hin, wofür Hr. Reinhard die an-
gebliche Beweisstücke auf den Tisch der Kammer
niederlegte, wurde gegen den Landrichter Welsch
eine strenge Untersuchung eingeleitet, welche dem
Vernehmen nach dessen völlige Unschuld dargethan
hat. Die Kammer wird nun wohl in wenigen
Tagen gegen den Ankläger ihr Recht üben. Wie
man hört ist übrigens Hr. Reinhard schon einmal
wegen falscher Denunciation und einigen anderen
Anschuldigungen in Untersuchung gewesen und hat
früher auch in Folge eines Urtheils vor dem
Bildnisse Sr. Maj. Abbitte geleistet.

München, 7. Juli. Das Gesammtstaatsmi-
nisterium hat sich schon einigemal über die aus
Berlin eingetroffenen Noten, bezüglich des Frie-
densschlusses zwischen Preußen und Dänemark be-
rathen. Man hört, daß sich dasselbe entschieden
für die Rechte der Herzogthümer ausgesprochen
hat. -- Das stark verbreitete Gerücht, daß die
Debatte über das Militärbudget eine Differenz
zwischen dem Kriegsminister und Ministerpräsident
herbeigeführt habe, bestätigt sich, wie man aus
guter Quelle vernimmt, nicht. Das Gesammt-
staatsministerium hat sich schon vor obiger Debatte
dahin schlüssig gemacht, sich im äußersten Falle
mit den Ausschußanträgen noch einverstanden, aber
sich entschieden gegen jede weitere Reduktion der
Budgetposition zu erklären. -- Der Redakteur
des "Gradaus" ist vor die nächste Schwurgerichts-
sitzung wegen eines Artikels in Nr. 100 des ge-
nannten Blattes verwiesen.

   
[Spaltenumbruch]

Speyer, 1. Juli. Dieser Tage verläßt uns
Se. Durchlaucht Herr Fürst v. Thurn u. Taxis,
nachdem er als Commandirender des pfälzischen
Truppenkorps etwas über ein Jahr in unserer
Mitte verweilt hat. Durch sein streng rechtliches,
mit der größten Freundlichkeit und Humanität ge-
paartes Auftreten, das er auch bis zum Schlusse
seiner Mission bewahrte und bewies, erwarb er
sich die Herzen aller Parteien der Pfalz, und
wem Gelegenheit wurde, ihn und seine lieben An-
gehörigen näher kennen zu lernen, den schmerzt
wahrhaftig sein und der Seinigen Scheiden. --
Die Armen werden dies vorzüglich empfinden. --
Die Bürger der Kreishauptstadt hatten kaum ver-
nommen, daß der Kriegszustand aufgehoben sei,
als sie auch schon am nämlichen Abende, in be-
deutender Zahl, dem würdigsten Machtträger Sr.
Majestät einen solennen Fackelzug brachten. Wie
der Gefeierte diese Anerkennung aufnahm, bewei-
set die an ein Mitglied des Stadtrathes gerichtete
Zuschrift, welche bereits eine Stelle in dem Frank-
furter Journal gefunden hat. -- Die Mehrzahl
der Bürger, hocherfreut über die Beseitigung des,
wenn auch kaum fühlbaren Ausnahmezustandes,
erfreut namentlich deßhalb, weil sie darin das
wiedergekehrte Vertrauen ihres Königes zu den
Bewohnern der Pfalz erblickte, beschloß, als Be-
weis wie sie dies erkenne, sowohl dem Herrn
Fürsten wie dem Herrn Regierungs=Präsidenten
ein Festessen zu geben, und es zeichnete eine be-
deutende Anzahl der achtbarsten Bürger. Die
Königl. Beamten und Herren Offiziere betheilig-
ten sich auf die an Sie ergangene freundliche Ein-
ladung, und es kann mit Fug und Recht gesagt
werden, daß in Speyer noch kein Mahl stattfand
welches durch größere Herzlichkeit und Frohsinn
gewürzet worden wäre. -- Der erste Toast wurde
vom Adjunkten der Stadt auf Se. Majestät den
König in folgenden Worten ausgebracht: "Meine
Herren! Seine Königliche Majestät, unser Aller-
gnädigster König und Herr, Maximilian II.
"Er lebe hoch!" Den zweiten brachte ein Bür-
ger dem Fürsten wie folgt: "Meine Herren!
Seine Durchlaucht der Hr. Fürst von Thurn und
Taxis!

Was er beim Eintritt in die Pfalz versprochen,
   Wie Er's begonnen,
   So hat Er's gehalten,
   So zu Ende geführt!
   Gerecht und milde,
   Streng und human!
   Ein Mann der That, der Pflicht!
   Ein Mann der Treue, der Liebe!"
Möge Er uns nicht vergessen, wie Er fort und
   fort leben wird im Herzen der Pfalz!"
   "Er lebe hoch!"

Die Erwiderung des Fürsten war etwa fol-
gende: "Sie haben mich durch ihre gütige Einla-
dung sehr erfreut, daß Sie mir hiedurch Gele-
genheit verschafften, mich nochmals öffentlich aus-
sprechen zu können. Die alten Römer schlossen
den Friedenstempel, wenn der Krieg begann; wir
machen es umgekehrt: wir schließen den Kriegszu-
stand, indem wir den Frieden eröffnen mit diesem
Freudenmahle." Jndem er nun noch in schönen
Worten auf die begünstigte Stellung der Pfalz
und ihrer Bewohner, sowie auf die Vorzüge ih-
rer eigenthümlichen Gesetzgebung hinwies, schloß
er mit einem begeisterten Hoch auf die schöne
grüne Pfalz. Hierauf richtete ein Bürger fol-
gende Worte an den Regierungs=Präsidenten:
"Meine Herren! Der Herr Regierungs=Präsident
von Hohe!"

"Gesetz und Recht!"
"Damit hat er die Pfalz betreten!"
"Damit wird er unter uns heimisch werden!"
"Dafür bürgt der Ruf, der ihm vorausgegangen!"

"Möge er sich bald überzeugen, daß die Aner-
kennung der Bürger von Speyer ihm schon wurde,
und daß die überwiegende Mehrheit der Pfälzer
Hand in Hand mit ihm gehen wird!"

"Jn Gesetz und Recht!"
"Er lebe hoch!"

und es entgegnete Dieser:

"Gesetz und Recht haben Sie mir zugerufen."

[Spaltenumbruch]

"Wohl meine Herren, Gesetz und Recht sei
fortan unser Wahlspruch; aus ihm erblühe die
Freiheit! Wohlverstanden, die wahre Freiheit,
nicht die Freiheit des Raubgesindels, die Felder
und Fluren vernichtet, sondern die Freiheit, die
Jhren Wohlstand fördert, die Freiheit und Ge-
setzmäßigkeit, deren Panierträger unser allergnä-
digster Monarch ist, der will, daß die Pfalz glück-
lich sei, daß Erwerb und Gewerbe blühen und
gedeihen. Meine Herren! Gewohnt, mich stets
auszusprechen, wie ich's eben denk' und fühle,
kann ich Jhnen nicht verhehlen, daß, ob ich gleich
nicht bin ein Freund von Zweckessen und Osten-
tationen, wie sie heutzutage üblich, mich Jhre
Einladung angenehm überrascht hat, weil ich da-
rin den Ausdruck eines Gefühls erkannte, das ich
hoch verehre, den Ausdruck des Dankes für die
Gnade Sr. Maj. des Königs, die leuchtet wie
die Sonne über Gute und Böse. Blicke ich um
mich und sehe ich so viele tüchtige Männer in
Einigkeit beisammen, so erfüllt sich mir das Herz
mit frohen Hoffnungen, ja mit der Ueberzeugung,
daß Sie an Qualität und Quantität stark genug
sind, die Metropole dieser bayerischen Provinz,
die Kreishauptstadt Speyer würdig zu vertreten,
andern Städten der Pfalz in Wort und That
würdig voranzuleuchten, wenn Sie nur immer ei-
nig sind. Darum einig, meine Herren, und ver-
trauen Sie mir, daß ich's ehrlich und gut mit
Jhnen meine, und zum Zeichen dessen gestatten
Sie mir, Jhnen einen Trinkspruch zu bringen nach
meiner Weise, aber nicht in fremdem Brausewein,
sondern in ächtem deutschen Landesgewächs:

( mit erhobenem Glase )
Was ist dies für ein Wein?
( nach Prüfung )
Geistreich und fein!
( nach wiederholter Prüfung )
Feurig und mild,
So ist des braven Pfälzers Bild;
Gibt Muth und Kraft
Dieser Rebensaft;
Drum Pfälzer Wein,
Muß dies sein!
O schöne Pfalz,
Gott erhalt's
Treu und wahr,
Jmmerdar
Rein
Wie ihr Wein
Muß der Pfälzer Treue zum Haus
Wittelsbach sein,
Dann ist ihr Geschick
Jmmer nur Glück!

Dem Pfalzgrafen, der Pfalz und den Pfälzern,
insbesondere aber allen gutgesinnten Bürgern der
kgl. Kreishauptstadt Speyer ein

"dreimaliges Lebehoch!"

Mancher Trinkspruch wurde noch ausgebracht,
und je schlichter der Redner, eine desto freund-
lichere Aufnahme fand er bei den Gefeierten. --
Auf die besagte Art entstand der Fackelzug, ent-
stand und verlief das Festessen, und was anders
von hirr aus dem Frankfurter Journal berichtet
wurde, ist Unwahrheit und hat speziell der Arti-
kel d. d. Speyer, 27. Juni, 2. Beilage zu Nr.
155 des Journals, gelinde gesagt, seinen Ent-
stehungsgrund in gekränkter Eitelkeit und Gall-
sucht. Eine Wahrheit enthält der Artikel: Die
sogenannten Weißen und Farblosen suchten und
suchen Versöhnung aller Parteien zum Wohle ih-
rer Stadt und der gesammten Pfalz und halten
sich, um dies zu erzielen, zunächst für verpflichtet,
dem Kgl. Regierungs=Präsidenten und der ge-
sammten Kgl. Regierung mit Vertrauen entgegen-
zukommen, und werden sich, weder durch unzeiki-
ges Wirthshausgeschrei, noch durch beißensollende
Zeitungsartikel, von diesem ihrem Streben abhal-
ten lassen.

   

Landau, 6. Juli. Heute Nacht ist es dem
bekanntlich schon zum Tode verurtheilten Junker
Fach gelungen, aus seinem Gefängniß in der
Kaserne zu entfliehen. Als man ihm heute mor-
gen das Frühstück bringen wollte, fand man die
Stube geleert und das Gitter des Fensters durch-

[Spaltenumbruch] ganz entledigen, und zwar in den Fällen eines
bereits erworbenen Rechtes durch Verabreichung
einer Entschädigung in Geld, bei neuen Anstellun-
gen aber durch Unterlassen der Zusicherung freier
Wohnungen ( sofern nöthig unter Gehaltsaufbesse-
rungen, resp. Geldentschädigung für den Entgang
dieser Wohnungen ) . Ebenso wolle aber auch die
kgl. Staatsregierung den Gemeinden, wo dieselben
( wie in der Pfalz bezüglich der Landkommissäre )
zur Stellung von Beamtenwohnungen verpflichtet
sind, die gleiche Befreiung gewähren oder möglich
machen, unbeschadet des unabgeänderten Fortbestan-
des der Verpflichtung zur Stellung von Amtslo-
kalitäten und natürlich ebenso unbeschadet aller
von den jetzigen Beamten bereits erworbenen
Rechte;“ beigestimmt, ferner der Reservefond ohne
Debatte auf 1,300,000 fl. festgestellt, hierauf die
Sitzung um halb 8 Uhr geschlossen. ( Montag
Berathung des Einnahmenbudgets. )

München, 6. Juli. Heute hielt die Kammer
der Reichsräthe ihre 56. Sitzung und hat folgende
von der Kammer der Abgeordneten bereits bera-
thene Gesetzentwürfe und Anträge, größtentheils
nach den Beschlüssen der Schwesterkammer ange-
nommen: 1 ) den Gesetzentwurf über die definitive
Häusersteuer; 2 ) die Anträge und Petitionen in
Bezug auf das Ablösungsgesetz; 3 ) die Anträge
bezüglich der Verbesserung der Dienstverhältnisse
der Gymnasialprofessoren und Studienlehrer, und
endlich 4 ) die Anträge um Wiederherstellung ei-
ner freien Conkurrenz nicht bayerischer Versiche-
rungsgesellschaften.

Deutschland.

Der „Pfälzer Zeitung“ wird aus München
vom 3. Juli geschrieben: Dem Hrn. Abgeordne-
ten Reinhard, welcher durch seine ungemessene
Sprache schon öfter Scandal in der Kammer ver-
ursacht hat, steht eine unangenehme Ueberraschung
bevor. Jn einer früheren Sitzung hatte er den
königl. Landrichter Welsch der Abfassung falscher
Protokolle beschuldigt. Nach Art. 107 der Ge-
schäftsordnung ist jeder Abgeordnete, welcher in
der öffentlichen Versammlung einzelne durch die
Strafgesetze verbotene Amtshandlungen der Staats-
diener anführt, für die Wahrheit seiner Angabe
der Kammer verantwortlich, welche, wenn die an-
gegebene Thatsache falsch befunden wird, den Ur-
heber der Angabe mit Mißbilligung zur Ord-
nung verweiset, oder ihm die Wortführung auf
einige Zeit untersagt, oder seine Ausschlietzung
auf bestimmte Zeit verfügt. Auf jene öffentliche
Anschuldigung hin, wofür Hr. Reinhard die an-
gebliche Beweisstücke auf den Tisch der Kammer
niederlegte, wurde gegen den Landrichter Welsch
eine strenge Untersuchung eingeleitet, welche dem
Vernehmen nach dessen völlige Unschuld dargethan
hat. Die Kammer wird nun wohl in wenigen
Tagen gegen den Ankläger ihr Recht üben. Wie
man hört ist übrigens Hr. Reinhard schon einmal
wegen falscher Denunciation und einigen anderen
Anschuldigungen in Untersuchung gewesen und hat
früher auch in Folge eines Urtheils vor dem
Bildnisse Sr. Maj. Abbitte geleistet.

München, 7. Juli. Das Gesammtstaatsmi-
nisterium hat sich schon einigemal über die aus
Berlin eingetroffenen Noten, bezüglich des Frie-
densschlusses zwischen Preußen und Dänemark be-
rathen. Man hört, daß sich dasselbe entschieden
für die Rechte der Herzogthümer ausgesprochen
hat. -- Das stark verbreitete Gerücht, daß die
Debatte über das Militärbudget eine Differenz
zwischen dem Kriegsminister und Ministerpräsident
herbeigeführt habe, bestätigt sich, wie man aus
guter Quelle vernimmt, nicht. Das Gesammt-
staatsministerium hat sich schon vor obiger Debatte
dahin schlüssig gemacht, sich im äußersten Falle
mit den Ausschußanträgen noch einverstanden, aber
sich entschieden gegen jede weitere Reduktion der
Budgetposition zu erklären. -- Der Redakteur
des „Gradaus“ ist vor die nächste Schwurgerichts-
sitzung wegen eines Artikels in Nr. 100 des ge-
nannten Blattes verwiesen.

   
[Spaltenumbruch]

Speyer, 1. Juli. Dieser Tage verläßt uns
Se. Durchlaucht Herr Fürst v. Thurn u. Taxis,
nachdem er als Commandirender des pfälzischen
Truppenkorps etwas über ein Jahr in unserer
Mitte verweilt hat. Durch sein streng rechtliches,
mit der größten Freundlichkeit und Humanität ge-
paartes Auftreten, das er auch bis zum Schlusse
seiner Mission bewahrte und bewies, erwarb er
sich die Herzen aller Parteien der Pfalz, und
wem Gelegenheit wurde, ihn und seine lieben An-
gehörigen näher kennen zu lernen, den schmerzt
wahrhaftig sein und der Seinigen Scheiden. --
Die Armen werden dies vorzüglich empfinden. --
Die Bürger der Kreishauptstadt hatten kaum ver-
nommen, daß der Kriegszustand aufgehoben sei,
als sie auch schon am nämlichen Abende, in be-
deutender Zahl, dem würdigsten Machtträger Sr.
Majestät einen solennen Fackelzug brachten. Wie
der Gefeierte diese Anerkennung aufnahm, bewei-
set die an ein Mitglied des Stadtrathes gerichtete
Zuschrift, welche bereits eine Stelle in dem Frank-
furter Journal gefunden hat. -- Die Mehrzahl
der Bürger, hocherfreut über die Beseitigung des,
wenn auch kaum fühlbaren Ausnahmezustandes,
erfreut namentlich deßhalb, weil sie darin das
wiedergekehrte Vertrauen ihres Königes zu den
Bewohnern der Pfalz erblickte, beschloß, als Be-
weis wie sie dies erkenne, sowohl dem Herrn
Fürsten wie dem Herrn Regierungs=Präsidenten
ein Festessen zu geben, und es zeichnete eine be-
deutende Anzahl der achtbarsten Bürger. Die
Königl. Beamten und Herren Offiziere betheilig-
ten sich auf die an Sie ergangene freundliche Ein-
ladung, und es kann mit Fug und Recht gesagt
werden, daß in Speyer noch kein Mahl stattfand
welches durch größere Herzlichkeit und Frohsinn
gewürzet worden wäre. -- Der erste Toast wurde
vom Adjunkten der Stadt auf Se. Majestät den
König in folgenden Worten ausgebracht: „Meine
Herren! Seine Königliche Majestät, unser Aller-
gnädigster König und Herr, Maximilian II.
„Er lebe hoch!“ Den zweiten brachte ein Bür-
ger dem Fürsten wie folgt: „Meine Herren!
Seine Durchlaucht der Hr. Fürst von Thurn und
Taxis!

Was er beim Eintritt in die Pfalz versprochen,
   Wie Er's begonnen,
   So hat Er's gehalten,
   So zu Ende geführt!
   Gerecht und milde,
   Streng und human!
   Ein Mann der That, der Pflicht!
   Ein Mann der Treue, der Liebe!“
Möge Er uns nicht vergessen, wie Er fort und
   fort leben wird im Herzen der Pfalz!“
   „Er lebe hoch!“

Die Erwiderung des Fürsten war etwa fol-
gende: „Sie haben mich durch ihre gütige Einla-
dung sehr erfreut, daß Sie mir hiedurch Gele-
genheit verschafften, mich nochmals öffentlich aus-
sprechen zu können. Die alten Römer schlossen
den Friedenstempel, wenn der Krieg begann; wir
machen es umgekehrt: wir schließen den Kriegszu-
stand, indem wir den Frieden eröffnen mit diesem
Freudenmahle.“ Jndem er nun noch in schönen
Worten auf die begünstigte Stellung der Pfalz
und ihrer Bewohner, sowie auf die Vorzüge ih-
rer eigenthümlichen Gesetzgebung hinwies, schloß
er mit einem begeisterten Hoch auf die schöne
grüne Pfalz. Hierauf richtete ein Bürger fol-
gende Worte an den Regierungs=Präsidenten:
„Meine Herren! Der Herr Regierungs=Präsident
von Hohe!“

„Gesetz und Recht!“
„Damit hat er die Pfalz betreten!“
„Damit wird er unter uns heimisch werden!“
„Dafür bürgt der Ruf, der ihm vorausgegangen!“

„Möge er sich bald überzeugen, daß die Aner-
kennung der Bürger von Speyer ihm schon wurde,
und daß die überwiegende Mehrheit der Pfälzer
Hand in Hand mit ihm gehen wird!“

„Jn Gesetz und Recht!“
„Er lebe hoch!“

und es entgegnete Dieser:

„Gesetz und Recht haben Sie mir zugerufen.“

[Spaltenumbruch]

„Wohl meine Herren, Gesetz und Recht sei
fortan unser Wahlspruch; aus ihm erblühe die
Freiheit! Wohlverstanden, die wahre Freiheit,
nicht die Freiheit des Raubgesindels, die Felder
und Fluren vernichtet, sondern die Freiheit, die
Jhren Wohlstand fördert, die Freiheit und Ge-
setzmäßigkeit, deren Panierträger unser allergnä-
digster Monarch ist, der will, daß die Pfalz glück-
lich sei, daß Erwerb und Gewerbe blühen und
gedeihen. Meine Herren! Gewohnt, mich stets
auszusprechen, wie ich's eben denk' und fühle,
kann ich Jhnen nicht verhehlen, daß, ob ich gleich
nicht bin ein Freund von Zweckessen und Osten-
tationen, wie sie heutzutage üblich, mich Jhre
Einladung angenehm überrascht hat, weil ich da-
rin den Ausdruck eines Gefühls erkannte, das ich
hoch verehre, den Ausdruck des Dankes für die
Gnade Sr. Maj. des Königs, die leuchtet wie
die Sonne über Gute und Böse. Blicke ich um
mich und sehe ich so viele tüchtige Männer in
Einigkeit beisammen, so erfüllt sich mir das Herz
mit frohen Hoffnungen, ja mit der Ueberzeugung,
daß Sie an Qualität und Quantität stark genug
sind, die Metropole dieser bayerischen Provinz,
die Kreishauptstadt Speyer würdig zu vertreten,
andern Städten der Pfalz in Wort und That
würdig voranzuleuchten, wenn Sie nur immer ei-
nig sind. Darum einig, meine Herren, und ver-
trauen Sie mir, daß ich's ehrlich und gut mit
Jhnen meine, und zum Zeichen dessen gestatten
Sie mir, Jhnen einen Trinkspruch zu bringen nach
meiner Weise, aber nicht in fremdem Brausewein,
sondern in ächtem deutschen Landesgewächs:

( mit erhobenem Glase )
Was ist dies für ein Wein?
( nach Prüfung )
Geistreich und fein!
( nach wiederholter Prüfung )
Feurig und mild,
So ist des braven Pfälzers Bild;
Gibt Muth und Kraft
Dieser Rebensaft;
Drum Pfälzer Wein,
Muß dies sein!
O schöne Pfalz,
Gott erhalt's
Treu und wahr,
Jmmerdar
Rein
Wie ihr Wein
Muß der Pfälzer Treue zum Haus
Wittelsbach sein,
Dann ist ihr Geschick
Jmmer nur Glück!

Dem Pfalzgrafen, der Pfalz und den Pfälzern,
insbesondere aber allen gutgesinnten Bürgern der
kgl. Kreishauptstadt Speyer ein

„dreimaliges Lebehoch!“

Mancher Trinkspruch wurde noch ausgebracht,
und je schlichter der Redner, eine desto freund-
lichere Aufnahme fand er bei den Gefeierten. --
Auf die besagte Art entstand der Fackelzug, ent-
stand und verlief das Festessen, und was anders
von hirr aus dem Frankfurter Journal berichtet
wurde, ist Unwahrheit und hat speziell der Arti-
kel d. d. Speyer, 27. Juni, 2. Beilage zu Nr.
155 des Journals, gelinde gesagt, seinen Ent-
stehungsgrund in gekränkter Eitelkeit und Gall-
sucht. Eine Wahrheit enthält der Artikel: Die
sogenannten Weißen und Farblosen suchten und
suchen Versöhnung aller Parteien zum Wohle ih-
rer Stadt und der gesammten Pfalz und halten
sich, um dies zu erzielen, zunächst für verpflichtet,
dem Kgl. Regierungs=Präsidenten und der ge-
sammten Kgl. Regierung mit Vertrauen entgegen-
zukommen, und werden sich, weder durch unzeiki-
ges Wirthshausgeschrei, noch durch beißensollende
Zeitungsartikel, von diesem ihrem Streben abhal-
ten lassen.

   

Landau, 6. Juli. Heute Nacht ist es dem
bekanntlich schon zum Tode verurtheilten Junker
Fach gelungen, aus seinem Gefängniß in der
Kaserne zu entfliehen. Als man ihm heute mor-
gen das Frühstück bringen wollte, fand man die
Stube geleert und das Gitter des Fensters durch-

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[0002] ganz entledigen, und zwar in den Fällen eines bereits erworbenen Rechtes durch Verabreichung einer Entschädigung in Geld, bei neuen Anstellun- gen aber durch Unterlassen der Zusicherung freier Wohnungen ( sofern nöthig unter Gehaltsaufbesse- rungen, resp. Geldentschädigung für den Entgang dieser Wohnungen ) . Ebenso wolle aber auch die kgl. Staatsregierung den Gemeinden, wo dieselben ( wie in der Pfalz bezüglich der Landkommissäre ) zur Stellung von Beamtenwohnungen verpflichtet sind, die gleiche Befreiung gewähren oder möglich machen, unbeschadet des unabgeänderten Fortbestan- des der Verpflichtung zur Stellung von Amtslo- kalitäten und natürlich ebenso unbeschadet aller von den jetzigen Beamten bereits erworbenen Rechte;“ beigestimmt, ferner der Reservefond ohne Debatte auf 1,300,000 fl. festgestellt, hierauf die Sitzung um halb 8 Uhr geschlossen. ( Montag Berathung des Einnahmenbudgets. ) München, 6. Juli. Heute hielt die Kammer der Reichsräthe ihre 56. Sitzung und hat folgende von der Kammer der Abgeordneten bereits bera- thene Gesetzentwürfe und Anträge, größtentheils nach den Beschlüssen der Schwesterkammer ange- nommen: 1 ) den Gesetzentwurf über die definitive Häusersteuer; 2 ) die Anträge und Petitionen in Bezug auf das Ablösungsgesetz; 3 ) die Anträge bezüglich der Verbesserung der Dienstverhältnisse der Gymnasialprofessoren und Studienlehrer, und endlich 4 ) die Anträge um Wiederherstellung ei- ner freien Conkurrenz nicht bayerischer Versiche- rungsgesellschaften. Deutschland. Der „Pfälzer Zeitung“ wird aus München vom 3. Juli geschrieben: Dem Hrn. Abgeordne- ten Reinhard, welcher durch seine ungemessene Sprache schon öfter Scandal in der Kammer ver- ursacht hat, steht eine unangenehme Ueberraschung bevor. Jn einer früheren Sitzung hatte er den königl. Landrichter Welsch der Abfassung falscher Protokolle beschuldigt. Nach Art. 107 der Ge- schäftsordnung ist jeder Abgeordnete, welcher in der öffentlichen Versammlung einzelne durch die Strafgesetze verbotene Amtshandlungen der Staats- diener anführt, für die Wahrheit seiner Angabe der Kammer verantwortlich, welche, wenn die an- gegebene Thatsache falsch befunden wird, den Ur- heber der Angabe mit Mißbilligung zur Ord- nung verweiset, oder ihm die Wortführung auf einige Zeit untersagt, oder seine Ausschlietzung auf bestimmte Zeit verfügt. Auf jene öffentliche Anschuldigung hin, wofür Hr. Reinhard die an- gebliche Beweisstücke auf den Tisch der Kammer niederlegte, wurde gegen den Landrichter Welsch eine strenge Untersuchung eingeleitet, welche dem Vernehmen nach dessen völlige Unschuld dargethan hat. Die Kammer wird nun wohl in wenigen Tagen gegen den Ankläger ihr Recht üben. Wie man hört ist übrigens Hr. Reinhard schon einmal wegen falscher Denunciation und einigen anderen Anschuldigungen in Untersuchung gewesen und hat früher auch in Folge eines Urtheils vor dem Bildnisse Sr. Maj. Abbitte geleistet. München, 7. Juli. Das Gesammtstaatsmi- nisterium hat sich schon einigemal über die aus Berlin eingetroffenen Noten, bezüglich des Frie- densschlusses zwischen Preußen und Dänemark be- rathen. Man hört, daß sich dasselbe entschieden für die Rechte der Herzogthümer ausgesprochen hat. -- Das stark verbreitete Gerücht, daß die Debatte über das Militärbudget eine Differenz zwischen dem Kriegsminister und Ministerpräsident herbeigeführt habe, bestätigt sich, wie man aus guter Quelle vernimmt, nicht. Das Gesammt- staatsministerium hat sich schon vor obiger Debatte dahin schlüssig gemacht, sich im äußersten Falle mit den Ausschußanträgen noch einverstanden, aber sich entschieden gegen jede weitere Reduktion der Budgetposition zu erklären. -- Der Redakteur des „Gradaus“ ist vor die nächste Schwurgerichts- sitzung wegen eines Artikels in Nr. 100 des ge- nannten Blattes verwiesen. ( A. Ab. ) Speyer, 1. Juli. Dieser Tage verläßt uns Se. Durchlaucht Herr Fürst v. Thurn u. Taxis, nachdem er als Commandirender des pfälzischen Truppenkorps etwas über ein Jahr in unserer Mitte verweilt hat. Durch sein streng rechtliches, mit der größten Freundlichkeit und Humanität ge- paartes Auftreten, das er auch bis zum Schlusse seiner Mission bewahrte und bewies, erwarb er sich die Herzen aller Parteien der Pfalz, und wem Gelegenheit wurde, ihn und seine lieben An- gehörigen näher kennen zu lernen, den schmerzt wahrhaftig sein und der Seinigen Scheiden. -- Die Armen werden dies vorzüglich empfinden. -- Die Bürger der Kreishauptstadt hatten kaum ver- nommen, daß der Kriegszustand aufgehoben sei, als sie auch schon am nämlichen Abende, in be- deutender Zahl, dem würdigsten Machtträger Sr. Majestät einen solennen Fackelzug brachten. Wie der Gefeierte diese Anerkennung aufnahm, bewei- set die an ein Mitglied des Stadtrathes gerichtete Zuschrift, welche bereits eine Stelle in dem Frank- furter Journal gefunden hat. -- Die Mehrzahl der Bürger, hocherfreut über die Beseitigung des, wenn auch kaum fühlbaren Ausnahmezustandes, erfreut namentlich deßhalb, weil sie darin das wiedergekehrte Vertrauen ihres Königes zu den Bewohnern der Pfalz erblickte, beschloß, als Be- weis wie sie dies erkenne, sowohl dem Herrn Fürsten wie dem Herrn Regierungs=Präsidenten ein Festessen zu geben, und es zeichnete eine be- deutende Anzahl der achtbarsten Bürger. Die Königl. Beamten und Herren Offiziere betheilig- ten sich auf die an Sie ergangene freundliche Ein- ladung, und es kann mit Fug und Recht gesagt werden, daß in Speyer noch kein Mahl stattfand welches durch größere Herzlichkeit und Frohsinn gewürzet worden wäre. -- Der erste Toast wurde vom Adjunkten der Stadt auf Se. Majestät den König in folgenden Worten ausgebracht: „Meine Herren! Seine Königliche Majestät, unser Aller- gnädigster König und Herr, Maximilian II. „Er lebe hoch!“ Den zweiten brachte ein Bür- ger dem Fürsten wie folgt: „Meine Herren! Seine Durchlaucht der Hr. Fürst von Thurn und Taxis! Was er beim Eintritt in die Pfalz versprochen, Wie Er's begonnen, So hat Er's gehalten, So zu Ende geführt! Gerecht und milde, Streng und human! Ein Mann der That, der Pflicht! Ein Mann der Treue, der Liebe!“ Möge Er uns nicht vergessen, wie Er fort und fort leben wird im Herzen der Pfalz!“ „Er lebe hoch!“ Die Erwiderung des Fürsten war etwa fol- gende: „Sie haben mich durch ihre gütige Einla- dung sehr erfreut, daß Sie mir hiedurch Gele- genheit verschafften, mich nochmals öffentlich aus- sprechen zu können. Die alten Römer schlossen den Friedenstempel, wenn der Krieg begann; wir machen es umgekehrt: wir schließen den Kriegszu- stand, indem wir den Frieden eröffnen mit diesem Freudenmahle.“ Jndem er nun noch in schönen Worten auf die begünstigte Stellung der Pfalz und ihrer Bewohner, sowie auf die Vorzüge ih- rer eigenthümlichen Gesetzgebung hinwies, schloß er mit einem begeisterten Hoch auf die schöne grüne Pfalz. Hierauf richtete ein Bürger fol- gende Worte an den Regierungs=Präsidenten: „Meine Herren! Der Herr Regierungs=Präsident von Hohe!“ „Gesetz und Recht!“ „Damit hat er die Pfalz betreten!“ „Damit wird er unter uns heimisch werden!“ „Dafür bürgt der Ruf, der ihm vorausgegangen!“ „Möge er sich bald überzeugen, daß die Aner- kennung der Bürger von Speyer ihm schon wurde, und daß die überwiegende Mehrheit der Pfälzer Hand in Hand mit ihm gehen wird!“ „Jn Gesetz und Recht!“ „Er lebe hoch!“ und es entgegnete Dieser: „Gesetz und Recht haben Sie mir zugerufen.“ „Wohl meine Herren, Gesetz und Recht sei fortan unser Wahlspruch; aus ihm erblühe die Freiheit! Wohlverstanden, die wahre Freiheit, nicht die Freiheit des Raubgesindels, die Felder und Fluren vernichtet, sondern die Freiheit, die Jhren Wohlstand fördert, die Freiheit und Ge- setzmäßigkeit, deren Panierträger unser allergnä- digster Monarch ist, der will, daß die Pfalz glück- lich sei, daß Erwerb und Gewerbe blühen und gedeihen. Meine Herren! Gewohnt, mich stets auszusprechen, wie ich's eben denk' und fühle, kann ich Jhnen nicht verhehlen, daß, ob ich gleich nicht bin ein Freund von Zweckessen und Osten- tationen, wie sie heutzutage üblich, mich Jhre Einladung angenehm überrascht hat, weil ich da- rin den Ausdruck eines Gefühls erkannte, das ich hoch verehre, den Ausdruck des Dankes für die Gnade Sr. Maj. des Königs, die leuchtet wie die Sonne über Gute und Böse. Blicke ich um mich und sehe ich so viele tüchtige Männer in Einigkeit beisammen, so erfüllt sich mir das Herz mit frohen Hoffnungen, ja mit der Ueberzeugung, daß Sie an Qualität und Quantität stark genug sind, die Metropole dieser bayerischen Provinz, die Kreishauptstadt Speyer würdig zu vertreten, andern Städten der Pfalz in Wort und That würdig voranzuleuchten, wenn Sie nur immer ei- nig sind. Darum einig, meine Herren, und ver- trauen Sie mir, daß ich's ehrlich und gut mit Jhnen meine, und zum Zeichen dessen gestatten Sie mir, Jhnen einen Trinkspruch zu bringen nach meiner Weise, aber nicht in fremdem Brausewein, sondern in ächtem deutschen Landesgewächs: ( mit erhobenem Glase ) Was ist dies für ein Wein? ( nach Prüfung ) Geistreich und fein! ( nach wiederholter Prüfung ) Feurig und mild, So ist des braven Pfälzers Bild; Gibt Muth und Kraft Dieser Rebensaft; Drum Pfälzer Wein, Muß dies sein! O schöne Pfalz, Gott erhalt's Treu und wahr, Jmmerdar Rein Wie ihr Wein Muß der Pfälzer Treue zum Haus Wittelsbach sein, Dann ist ihr Geschick Jmmer nur Glück! Dem Pfalzgrafen, der Pfalz und den Pfälzern, insbesondere aber allen gutgesinnten Bürgern der kgl. Kreishauptstadt Speyer ein „dreimaliges Lebehoch!“ Mancher Trinkspruch wurde noch ausgebracht, und je schlichter der Redner, eine desto freund- lichere Aufnahme fand er bei den Gefeierten. -- Auf die besagte Art entstand der Fackelzug, ent- stand und verlief das Festessen, und was anders von hirr aus dem Frankfurter Journal berichtet wurde, ist Unwahrheit und hat speziell der Arti- kel d. d. Speyer, 27. Juni, 2. Beilage zu Nr. 155 des Journals, gelinde gesagt, seinen Ent- stehungsgrund in gekränkter Eitelkeit und Gall- sucht. Eine Wahrheit enthält der Artikel: Die sogenannten Weißen und Farblosen suchten und suchen Versöhnung aller Parteien zum Wohle ih- rer Stadt und der gesammten Pfalz und halten sich, um dies zu erzielen, zunächst für verpflichtet, dem Kgl. Regierungs=Präsidenten und der ge- sammten Kgl. Regierung mit Vertrauen entgegen- zukommen, und werden sich, weder durch unzeiki- ges Wirthshausgeschrei, noch durch beißensollende Zeitungsartikel, von diesem ihrem Streben abhal- ten lassen. ( Pf. Z. ) Landau, 6. Juli. Heute Nacht ist es dem bekanntlich schon zum Tode verurtheilten Junker Fach gelungen, aus seinem Gefängniß in der Kaserne zu entfliehen. Als man ihm heute mor- gen das Frühstück bringen wollte, fand man die Stube geleert und das Gitter des Fensters durch-

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 163. Würzburg, 9. Juli 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische163_1850/2>, abgerufen am 21.11.2024.