Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Bayerische Presse. Nr. 209. Würzburg, 31. August 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Monarchie von Hohenzollern nicht feil war um
den Traum für Gotha? --

Deutschland.

München, 29. August. Jch habe Jhnen be-
reits unterm 8. d. gemeldet, daß in gut unterrich-
teten Kreisen mit großer Bestimmtheit von einer
aus Wien eingetroffenen Depesche über die Noth-
wendigkeit der Aufstellung eines bayerischen Be-
obachtungscorps am Main gesprochen wird. Diese
Sache muß reiflich in Erwägung gezogen worden
sein, denn erst heute ist ein höchstes Rescript er-
schienen, wonach 4 Bataillons Jnfanterie ( hiezu
geben das 7. und das 15. Regiment je zwei Ba-
taillons ) 4 Escadrons Chevauxlegers, eine halbe
Batterie des 2. Artillerieregiments und die halbe,
in Würzburg garnisonirende reitende Batterie Lutz,
ungesäumt nach Aschaffenburg abzumarschiren, und
in dessen Nähe sich zu concentriren haben. Die
Ambulance=Wägen mußten heute nach dem Er-
scheinen obigen Rescripts sogleich von hier zu den
resp. Abtheilungen abgehen. -- Nachschrift.
Heute sind ins Kriegsministerium mehrere Gene-
rale und Offiziere des Generalquartiermeisterstabs
berufen worden. Von Letzteren sind zwei nach
Aschaffenburg beordert worden und bereits dahin
abgegangen. Das Kommando des ersten Armee-
corps hat bestimmt, daß die beurlaubte Mann-
schaft der jüngsten vier Alterklassen bis 9. Sept.
zum Herbst = Exerciren einzurücken habe. Wegen
Mangel an Platz wird, wie im vorigen Jahre,
ein Lager bei Oberwiesenfeld bezogen. Zufolge
der oben gemeldeten Aufstellung eines Truppen-
corps bei Aschaffenburg circuliren bereits vielfache
Gerüchte, von denen sich nur das bestätigen dürfte,
daß das zweite Armeecorps, sowie ein Theil der
hiesigen Artillerie noch Marschbereitschaft erhalten.
Bestimmte Befehle sind hiezu noch nicht gegeben.

   

Aus Baden, 28. August. Jn Betreff der
28 Flüchtlinge, welche von dem Londoner Komitee
nach Schleswig=Holstein expedirt wurden, erfahren
wir folgendes interessante Faktum: Die Achtund-
zwanzig waren nur die Vorhut eines größeren
Zuzuges von Flüchtlingen, welcher von England,
Frankreich und andern Ländern abgehen sollte, so-
bald einmal diese erste Sendung bei der Statt-
halterschaft angenommen wäre. Welche Absichten
die rothe Demagogie der "Neuen Rheinischen
Zeitung" bei diesem Zuzug nach Schleswig=Hol-
stein gehabt haben mag, läßt sich denken. Wie
man uns schreibt, sind Spuren einer Verbindung
schleswig=holsteinischer Demokraten mit London
vorhanden; -- wahrscheinlich mit demselben Ko-
mitee, welches vor kurzem in dem Hätzel'schen
Prozesse eine so bedeutende Rolle gespielt hat.
Die Statthalterschaft, welche nach dem Ausdruck
eines norddeutschen Blattes gegen die Demokraten
keine Worte braucht, weil sie gegen die Demo-
kraten handelt, hat die Frage über den Flücht-
lingszuzug präjudiziell gut entschieden. Die Acht-
undzwanzig mußten binnen 24 Stunden die Her-
zogthümer verlassen, widrigenfalls man sie zur
Haft bringen sollte. Gegen mehrere eingeborne
Schleswig=Holsteiner wurde überdies mit Verhaf-
tungen und Steckbriefen vorgeschritten. Unter
Letzteren befinden sich Jndividuen, welche auch in
süddeutschen, und speziell in badischen Aufständen
kompromittirt sind.

   

Kassel, 28. August. Die "Neue hessische Ztg."
bringt zur Berichtigung der bisher über die Zoll-
conferenz verbreiteten Nachrichten Folgendes: Daß
die Tarifverhandlungen bei ihrer unmittelbaren
Einwirkung auf die materiellen Jnteressen und die
Verkehrsverhältnisse stets den bei weitem wichtig-
sten Punkt der Berathung ausmachen, ist gewiß
nicht zu verkennen, ebenso wenig aber auch, daß
bei der Conferenz nebenbei stets über eine Menge
hochwichtiger, die innere Administration des Zoll-
vereins betreffender Angelegenheiten verhandelt
wird, abgesehen davon, daß dieselbe außerdem noch
als oberste Jnstanz des letztern immer vielfache,
ihr vorbehaltene Fragen zu entscheiden hat. Jhre
[Spaltenumbruch] Thätigkeit hat sich daher bis jetzt nur auf Ge-
schäfte der letztern Art erstreckt und ist es na-
mentlich der Entwurf eines Regulativs für die
zollamtliche Behandlung des Gütertransports
auf den Eisenbahnen, vorzugsweise ein Ge-
genstand von ganz besonderer und eingreifender
Bedeutung, neben der Erledigung vieler anderer
Angelegenheiten vereinbart worden. Eine Bera-
thung des Tarifs hat allerdings, einige allgemeine
Besprechungen abgerechnet, noch nicht stattgefun-
den, konnte aber auch bis jetzt nicht vorgenommen
werden, da in dieser Hinsicht bezüglich der dabei
vorkommenden, seit Jahren vielfach besprochenen
und verhandelten Hauptfrage der proponirten Er-
höhung der sogenannten Garnzölle in Verbindung
mit Rückzöllen, auf deren Einführung von Sei-
ten Bayerns, Württembergs und Badens im Jn-
teresse ihrer Gewerbtreibenden ein ganz besonders
hoher Werth gelegt wird, noch weitere Erklärun-
gen des kgl. sächsischen und des herzogl. braun-
schweigischen Bevollmächtigten abgewartet werden.
Ob aber, im Hinblick auf die dermalige politische
Gestaltung der Dinge und auf die sonst in Be-
tracht kommenden Verhältnisse ein Eingehen auf
die gemachten Propositionen allgemein für zuläs-
sig werde erachtet werden, steht dahin. Sachsen,
mit ihm freilich auch sämmtliche süddeutsche Staa-
ten, wünscht vor allen Dingen die Anbahnung
einer Zoll= und Handelsverbindung mit Oester-
reich, scheint sogar hiervon, was bei den süddeut-
schen Staaten nicht der Fall ist, seine definitive
Beschlußnahme in Bezug auf die Tarifverhand-
lung gewissermaßen abhängig machen zu wollen,
möchte auch bei dem Eintreten solcher Tarifver-
änderungen, welche für seine Hauptindustriezweige
von so großem Einfluße sind, eine Garantie ha-
ben, daß der Zollverein auch über das Jahr 1852
fortdauert; Braunschweig erscheint dagegen jenen
Vorschlägen in keiner Weise geneigt, was bei der
eigenthümlichen geographischen Lage des Herzog-
thums, dem Steuervereine gegenüber, in Verbin-
dung mit der in dem ganzen Norden Deutsch-
lands herrschenden Abneigung gegen Schutzzölle,
wohl seine genügende Begründung findet. Beharrt
Braunschweig bei seiner Ansicht, was beinahe mit
Sicherheit zu erwarten sein dürfte, dann wird bei
der Bestimmung, daß nicht Stimmenmehrheit,
sondern Stimmeneinhelligkeit entscheidet, kaum eine
Aenderung in den dermaligen Tarifsätzen eintreten,
da alsdann auch voraussichtlich die weniger er-
heblichen Vorschläge wegen Aenderung einzelner
Tarifsätze einer Berathung nicht werden unterwor-
fen werden. Jn diesem Falle dürften sich die
Sitzungen der Conferenz nicht über den Monat
September d. J. hinaus erstrecken. Uebrigens
steht, dem Vernehmen nach, zu erwarten, daß we-
gen Fortdauer des mit Belgien abgeschlossenen,
vor einiger Zeit bekanntlich gekündigten Handels-
vertrags noch auf der dermalige General=Confe-
renz, welcher die Sache in die Hand gegeben wer-
den dürfte, Verhandlungen stattfinden werden.

Wien, 26. Aug. Wenn die "Dtsch. Ref."
in ihrer Nro. 168 versichert, es sei in Betreff
der badischen Truppenversetzung und der Verwal-
tung des Bundeseigenthums den wesentlichen For-
derungen, welche Preußen zur Behauptung seines
Rechts dabei gestellt u. deren Anerkennung Oester-
reich bis dahin entschieden versagt habe, Genüge
geschehen, so müssen wir solche Versicherung um
so mehr zurückweisen, als uns nicht bekannt ist,
daß Preußen seine in beiden Beziehungen erhobe-
nen, unzuläßigen Ansprüche modificirt habe. Preu-
ßen betrachtet das Bundeseigenthum als unbedingt
schwebend; Oesterreich macht durch die Zulassung
einer Verwaltungscommission lediglich den Ver-
such, das Berliner Kabinet zu gerechterer Auffas-
sung zu stimmen, und behält für die nahe Zu-
kunft die unveräußerlichen Rechte des Bundes vor.
Bezüglich der badischen Truppenversetzung dürfen
wir aus bester Quelle versichern, daß Oesterreich
das Princip derselben vor wie nach mißbilligt,
und daß sich das von ihm angenommene Schieds-
Urtheil lediglich auf die entsprechende Auslegung
des Mainzer Festungsreglements beziehen kann und
soll.

   
[Spaltenumbruch]
England.

London, 26. August. Jn Thurles hat die
Nationalsynode der Erzbischöfe und Bischöfe von
Jrland am vorigen Donnerstag mit großen Fei-
erlichkeiten und allen Vorschriften und Bräuchen
der alten Kirchenversammlungen ihren Anfang ge-
nommen. Die Stadt ist mit Fremden überfüllt.
Unter einem ungeheuern Zusammenströmen von
Menschen begannen die Feierlichkeiten mit einer
Prozession aus dem Seminarium St. Patrik nach
dem römischkatholischen Dom, die Studenten und
niedere Geistlichkeit voran, dann die Prokuratores
oder Vertreter von drei abwesenden Bischöfen mit
ihren Theologen, die Obern der verschiedenen
Ordenshäuser und Klöster, die Bischöfe von ihren
Theologen begleitet, und endlich die vier Erzbi-
schöfe, deren letzter, Erzbischof Cullen von Ar-
magh, Primas und bei dieser Gelegenheit Ver-
treter des heiligen Stuhls ist. Jm Dom cele-
brirte derselbe das Hochamt. Nach dem überaus
feierlichen Gottesdienst wurde die erste Sitzung
der Synode auf Donnerstag den 29. August an-
beraumt. Die Bischöfe und übrigen Mitglieder
haben sich mittlerweile in Kommissionen eingetheilt,
um die zur Verhandlung kommenden Gegenstände
in eine vorläufige Erörterung zu ziehen.

Vermischte Nachrichten.

"Drei Elemente, innig gesellt, bilden die Go-
tha=Frankfurter Welt." -- Oder prosaisch aus-
gedrückt: Drei Hauptkorrespondenten sind es, die
den vereinigten Organen der Redakteure Brügge-
mann, Ahrens, Baumgarten und Hartmeyer das
tägliche Futter auf die Krippe schütten: nemlich
Hr. Aegidi in Berlin, Hr. J. Mendelssohn in
Hamburg und Hr. Zchoch in Frankfurt a. M.
Die Correspondenz=Kunststücke unseres journalisti-
schen Tom Pouce, an dem die schwarz=roth=gol-
deue Kokarde das Größte ist, sind bereits gewür-
digt. Der constitutionelle Clubb war die hohe
Schule seiner Politik; die Uebung bei der früher
von ihm besorgten Parlamentskorrespondenz machte
ihn zum Meister im Lithographiren und zum ge-
fährlichsten Concurrenten des diplomatischen En-
tenpapa 's, einen gewissen offiziellen Pli, das sog.
Decker'sche "Jn=den=Stand=gesetzt=Sein," hat er
noch von seiner Mitwirkung an der frühern "Dtsch.
Reform." -- Das ist die eine Säule des Go-
thaer Ruhmestempels. Der andere Tragpfeiler,
Hr. Zchoch, soll die Nadel mit der Feder ver-
tauscht und sich vordem mehr um Fingerhüte, als
um Pickelhauben bekümmert haben. Kein Wun-
der also, wenn ihm jetzt, als wohlconditionirten
Unionskorrespondenten, selten der Faden ausgeht.
Die dritte Stütze endlich, Hr. J. Mendelssohn,
ist dem Vernehmen nach früher Schriftsetzer ge-
wesen und hat als solcher der Literatur ohne Zwei-
fel mehr genützt, als jetzt durch sein Schriftstel-
lern und resp. durch sein korrespondirendes Go-
thaer Wurststopfen. Wie wir hören, beabsichtigen
diese Zeitungs=Jndustriellen zum Besten Geistig-
Verwahrloster nächstens eine Wohlthätigkeits=Vor-
stellung zu geben; sie haben dazu Angely's "Fest
der Handwerker" ausgesucht und Jeder will darin
seine ursprüngliche, natürliche Rolle wieder einmal
durchführen. Da namentlich Hr. Mendelssohn un-
ter Anderem auch Theaterrecensionen betreibt, so
wird er in obigen Organen gewiß nach Verdienst
belobt werden, und noch dazu gratis. Es ist aber
auch Zeit, daß wenigstens Kleindeutschland endlich
anfängt, seinen verkannten Genies gebührend Rech-
nung zu tragen.

Schwurgerichtsverhandlung.

+ Würzburg, 30. August. Seit zwei Ta-
gen steht der Tünchnergeselle Saumig aus Ober-
thulba, L.=G. Euerdorf, vor den Schranken des
Schwurgerichtshofs, angeklagt: auf seinen Meister,
bei dem er in Arbeit war, ein Mordattentat ver-
übt zu haben, indem er am 6. August vor. Js.,
Abends beim Mondschein, mittelst einer geladenen
Pistole auf das Bett seines Meisters geschossen

[Spaltenumbruch] Monarchie von Hohenzollern nicht feil war um
den Traum für Gotha? --

Deutschland.

München, 29. August. Jch habe Jhnen be-
reits unterm 8. d. gemeldet, daß in gut unterrich-
teten Kreisen mit großer Bestimmtheit von einer
aus Wien eingetroffenen Depesche über die Noth-
wendigkeit der Aufstellung eines bayerischen Be-
obachtungscorps am Main gesprochen wird. Diese
Sache muß reiflich in Erwägung gezogen worden
sein, denn erst heute ist ein höchstes Rescript er-
schienen, wonach 4 Bataillons Jnfanterie ( hiezu
geben das 7. und das 15. Regiment je zwei Ba-
taillons ) 4 Escadrons Chevauxlegers, eine halbe
Batterie des 2. Artillerieregiments und die halbe,
in Würzburg garnisonirende reitende Batterie Lutz,
ungesäumt nach Aschaffenburg abzumarschiren, und
in dessen Nähe sich zu concentriren haben. Die
Ambulance=Wägen mußten heute nach dem Er-
scheinen obigen Rescripts sogleich von hier zu den
resp. Abtheilungen abgehen. -- Nachschrift.
Heute sind ins Kriegsministerium mehrere Gene-
rale und Offiziere des Generalquartiermeisterstabs
berufen worden. Von Letzteren sind zwei nach
Aschaffenburg beordert worden und bereits dahin
abgegangen. Das Kommando des ersten Armee-
corps hat bestimmt, daß die beurlaubte Mann-
schaft der jüngsten vier Alterklassen bis 9. Sept.
zum Herbst = Exerciren einzurücken habe. Wegen
Mangel an Platz wird, wie im vorigen Jahre,
ein Lager bei Oberwiesenfeld bezogen. Zufolge
der oben gemeldeten Aufstellung eines Truppen-
corps bei Aschaffenburg circuliren bereits vielfache
Gerüchte, von denen sich nur das bestätigen dürfte,
daß das zweite Armeecorps, sowie ein Theil der
hiesigen Artillerie noch Marschbereitschaft erhalten.
Bestimmte Befehle sind hiezu noch nicht gegeben.

   

Aus Baden, 28. August. Jn Betreff der
28 Flüchtlinge, welche von dem Londoner Komitee
nach Schleswig=Holstein expedirt wurden, erfahren
wir folgendes interessante Faktum: Die Achtund-
zwanzig waren nur die Vorhut eines größeren
Zuzuges von Flüchtlingen, welcher von England,
Frankreich und andern Ländern abgehen sollte, so-
bald einmal diese erste Sendung bei der Statt-
halterschaft angenommen wäre. Welche Absichten
die rothe Demagogie der „Neuen Rheinischen
Zeitung“ bei diesem Zuzug nach Schleswig=Hol-
stein gehabt haben mag, läßt sich denken. Wie
man uns schreibt, sind Spuren einer Verbindung
schleswig=holsteinischer Demokraten mit London
vorhanden; -- wahrscheinlich mit demselben Ko-
mitee, welches vor kurzem in dem Hätzel'schen
Prozesse eine so bedeutende Rolle gespielt hat.
Die Statthalterschaft, welche nach dem Ausdruck
eines norddeutschen Blattes gegen die Demokraten
keine Worte braucht, weil sie gegen die Demo-
kraten handelt, hat die Frage über den Flücht-
lingszuzug präjudiziell gut entschieden. Die Acht-
undzwanzig mußten binnen 24 Stunden die Her-
zogthümer verlassen, widrigenfalls man sie zur
Haft bringen sollte. Gegen mehrere eingeborne
Schleswig=Holsteiner wurde überdies mit Verhaf-
tungen und Steckbriefen vorgeschritten. Unter
Letzteren befinden sich Jndividuen, welche auch in
süddeutschen, und speziell in badischen Aufständen
kompromittirt sind.

   

Kassel, 28. August. Die „Neue hessische Ztg.“
bringt zur Berichtigung der bisher über die Zoll-
conferenz verbreiteten Nachrichten Folgendes: Daß
die Tarifverhandlungen bei ihrer unmittelbaren
Einwirkung auf die materiellen Jnteressen und die
Verkehrsverhältnisse stets den bei weitem wichtig-
sten Punkt der Berathung ausmachen, ist gewiß
nicht zu verkennen, ebenso wenig aber auch, daß
bei der Conferenz nebenbei stets über eine Menge
hochwichtiger, die innere Administration des Zoll-
vereins betreffender Angelegenheiten verhandelt
wird, abgesehen davon, daß dieselbe außerdem noch
als oberste Jnstanz des letztern immer vielfache,
ihr vorbehaltene Fragen zu entscheiden hat. Jhre
[Spaltenumbruch] Thätigkeit hat sich daher bis jetzt nur auf Ge-
schäfte der letztern Art erstreckt und ist es na-
mentlich der Entwurf eines Regulativs für die
zollamtliche Behandlung des Gütertransports
auf den Eisenbahnen, vorzugsweise ein Ge-
genstand von ganz besonderer und eingreifender
Bedeutung, neben der Erledigung vieler anderer
Angelegenheiten vereinbart worden. Eine Bera-
thung des Tarifs hat allerdings, einige allgemeine
Besprechungen abgerechnet, noch nicht stattgefun-
den, konnte aber auch bis jetzt nicht vorgenommen
werden, da in dieser Hinsicht bezüglich der dabei
vorkommenden, seit Jahren vielfach besprochenen
und verhandelten Hauptfrage der proponirten Er-
höhung der sogenannten Garnzölle in Verbindung
mit Rückzöllen, auf deren Einführung von Sei-
ten Bayerns, Württembergs und Badens im Jn-
teresse ihrer Gewerbtreibenden ein ganz besonders
hoher Werth gelegt wird, noch weitere Erklärun-
gen des kgl. sächsischen und des herzogl. braun-
schweigischen Bevollmächtigten abgewartet werden.
Ob aber, im Hinblick auf die dermalige politische
Gestaltung der Dinge und auf die sonst in Be-
tracht kommenden Verhältnisse ein Eingehen auf
die gemachten Propositionen allgemein für zuläs-
sig werde erachtet werden, steht dahin. Sachsen,
mit ihm freilich auch sämmtliche süddeutsche Staa-
ten, wünscht vor allen Dingen die Anbahnung
einer Zoll= und Handelsverbindung mit Oester-
reich, scheint sogar hiervon, was bei den süddeut-
schen Staaten nicht der Fall ist, seine definitive
Beschlußnahme in Bezug auf die Tarifverhand-
lung gewissermaßen abhängig machen zu wollen,
möchte auch bei dem Eintreten solcher Tarifver-
änderungen, welche für seine Hauptindustriezweige
von so großem Einfluße sind, eine Garantie ha-
ben, daß der Zollverein auch über das Jahr 1852
fortdauert; Braunschweig erscheint dagegen jenen
Vorschlägen in keiner Weise geneigt, was bei der
eigenthümlichen geographischen Lage des Herzog-
thums, dem Steuervereine gegenüber, in Verbin-
dung mit der in dem ganzen Norden Deutsch-
lands herrschenden Abneigung gegen Schutzzölle,
wohl seine genügende Begründung findet. Beharrt
Braunschweig bei seiner Ansicht, was beinahe mit
Sicherheit zu erwarten sein dürfte, dann wird bei
der Bestimmung, daß nicht Stimmenmehrheit,
sondern Stimmeneinhelligkeit entscheidet, kaum eine
Aenderung in den dermaligen Tarifsätzen eintreten,
da alsdann auch voraussichtlich die weniger er-
heblichen Vorschläge wegen Aenderung einzelner
Tarifsätze einer Berathung nicht werden unterwor-
fen werden. Jn diesem Falle dürften sich die
Sitzungen der Conferenz nicht über den Monat
September d. J. hinaus erstrecken. Uebrigens
steht, dem Vernehmen nach, zu erwarten, daß we-
gen Fortdauer des mit Belgien abgeschlossenen,
vor einiger Zeit bekanntlich gekündigten Handels-
vertrags noch auf der dermalige General=Confe-
renz, welcher die Sache in die Hand gegeben wer-
den dürfte, Verhandlungen stattfinden werden.

Wien, 26. Aug. Wenn die „Dtsch. Ref.“
in ihrer Nro. 168 versichert, es sei in Betreff
der badischen Truppenversetzung und der Verwal-
tung des Bundeseigenthums den wesentlichen For-
derungen, welche Preußen zur Behauptung seines
Rechts dabei gestellt u. deren Anerkennung Oester-
reich bis dahin entschieden versagt habe, Genüge
geschehen, so müssen wir solche Versicherung um
so mehr zurückweisen, als uns nicht bekannt ist,
daß Preußen seine in beiden Beziehungen erhobe-
nen, unzuläßigen Ansprüche modificirt habe. Preu-
ßen betrachtet das Bundeseigenthum als unbedingt
schwebend; Oesterreich macht durch die Zulassung
einer Verwaltungscommission lediglich den Ver-
such, das Berliner Kabinet zu gerechterer Auffas-
sung zu stimmen, und behält für die nahe Zu-
kunft die unveräußerlichen Rechte des Bundes vor.
Bezüglich der badischen Truppenversetzung dürfen
wir aus bester Quelle versichern, daß Oesterreich
das Princip derselben vor wie nach mißbilligt,
und daß sich das von ihm angenommene Schieds-
Urtheil lediglich auf die entsprechende Auslegung
des Mainzer Festungsreglements beziehen kann und
soll.

   
[Spaltenumbruch]
England.

London, 26. August. Jn Thurles hat die
Nationalsynode der Erzbischöfe und Bischöfe von
Jrland am vorigen Donnerstag mit großen Fei-
erlichkeiten und allen Vorschriften und Bräuchen
der alten Kirchenversammlungen ihren Anfang ge-
nommen. Die Stadt ist mit Fremden überfüllt.
Unter einem ungeheuern Zusammenströmen von
Menschen begannen die Feierlichkeiten mit einer
Prozession aus dem Seminarium St. Patrik nach
dem römischkatholischen Dom, die Studenten und
niedere Geistlichkeit voran, dann die Prokuratores
oder Vertreter von drei abwesenden Bischöfen mit
ihren Theologen, die Obern der verschiedenen
Ordenshäuser und Klöster, die Bischöfe von ihren
Theologen begleitet, und endlich die vier Erzbi-
schöfe, deren letzter, Erzbischof Cullen von Ar-
magh, Primas und bei dieser Gelegenheit Ver-
treter des heiligen Stuhls ist. Jm Dom cele-
brirte derselbe das Hochamt. Nach dem überaus
feierlichen Gottesdienst wurde die erste Sitzung
der Synode auf Donnerstag den 29. August an-
beraumt. Die Bischöfe und übrigen Mitglieder
haben sich mittlerweile in Kommissionen eingetheilt,
um die zur Verhandlung kommenden Gegenstände
in eine vorläufige Erörterung zu ziehen.

Vermischte Nachrichten.

„Drei Elemente, innig gesellt, bilden die Go-
tha=Frankfurter Welt.“ -- Oder prosaisch aus-
gedrückt: Drei Hauptkorrespondenten sind es, die
den vereinigten Organen der Redakteure Brügge-
mann, Ahrens, Baumgarten und Hartmeyer das
tägliche Futter auf die Krippe schütten: nemlich
Hr. Aegidi in Berlin, Hr. J. Mendelssohn in
Hamburg und Hr. Zchoch in Frankfurt a. M.
Die Correspondenz=Kunststücke unseres journalisti-
schen Tom Pouce, an dem die schwarz=roth=gol-
deue Kokarde das Größte ist, sind bereits gewür-
digt. Der constitutionelle Clubb war die hohe
Schule seiner Politik; die Uebung bei der früher
von ihm besorgten Parlamentskorrespondenz machte
ihn zum Meister im Lithographiren und zum ge-
fährlichsten Concurrenten des diplomatischen En-
tenpapa 's, einen gewissen offiziellen Pli, das sog.
Decker'sche „Jn=den=Stand=gesetzt=Sein,“ hat er
noch von seiner Mitwirkung an der frühern „Dtsch.
Reform.“ -- Das ist die eine Säule des Go-
thaer Ruhmestempels. Der andere Tragpfeiler,
Hr. Zchoch, soll die Nadel mit der Feder ver-
tauscht und sich vordem mehr um Fingerhüte, als
um Pickelhauben bekümmert haben. Kein Wun-
der also, wenn ihm jetzt, als wohlconditionirten
Unionskorrespondenten, selten der Faden ausgeht.
Die dritte Stütze endlich, Hr. J. Mendelssohn,
ist dem Vernehmen nach früher Schriftsetzer ge-
wesen und hat als solcher der Literatur ohne Zwei-
fel mehr genützt, als jetzt durch sein Schriftstel-
lern und resp. durch sein korrespondirendes Go-
thaer Wurststopfen. Wie wir hören, beabsichtigen
diese Zeitungs=Jndustriellen zum Besten Geistig-
Verwahrloster nächstens eine Wohlthätigkeits=Vor-
stellung zu geben; sie haben dazu Angely's „Fest
der Handwerker“ ausgesucht und Jeder will darin
seine ursprüngliche, natürliche Rolle wieder einmal
durchführen. Da namentlich Hr. Mendelssohn un-
ter Anderem auch Theaterrecensionen betreibt, so
wird er in obigen Organen gewiß nach Verdienst
belobt werden, und noch dazu gratis. Es ist aber
auch Zeit, daß wenigstens Kleindeutschland endlich
anfängt, seinen verkannten Genies gebührend Rech-
nung zu tragen.

Schwurgerichtsverhandlung.

+ Würzburg, 30. August. Seit zwei Ta-
gen steht der Tünchnergeselle Saumig aus Ober-
thulba, L.=G. Euerdorf, vor den Schranken des
Schwurgerichtshofs, angeklagt: auf seinen Meister,
bei dem er in Arbeit war, ein Mordattentat ver-
übt zu haben, indem er am 6. August vor. Js.,
Abends beim Mondschein, mittelst einer geladenen
Pistole auf das Bett seines Meisters geschossen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jPoliticalNews">
        <div type="jPoliticalNews">
          <div type="jArticle">
            <p><pb facs="#f0002"/><cb/>
Monarchie von Hohenzollern nicht feil war um<lb/>
den Traum für Gotha? --</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div type="jPoliticalNews">
          <head> <hi rendition="#c #fr"><hi rendition="#g">Deutschland</hi>.</hi> </head><lb/>
          <div type="jArticle">
            <p>München, 29. August. Jch habe Jhnen be-<lb/>
reits unterm 8. d. gemeldet, daß in gut unterrich-<lb/>
teten Kreisen mit großer Bestimmtheit von einer<lb/>
aus Wien eingetroffenen Depesche über die Noth-<lb/>
wendigkeit der Aufstellung eines bayerischen Be-<lb/>
obachtungscorps am Main gesprochen wird. Diese<lb/>
Sache muß reiflich in Erwägung gezogen worden<lb/>
sein, denn erst heute ist ein höchstes Rescript er-<lb/>
schienen, wonach 4 Bataillons Jnfanterie ( hiezu<lb/>
geben das 7. und das 15. Regiment je zwei Ba-<lb/>
taillons ) 4 Escadrons Chevauxlegers, eine halbe<lb/>
Batterie des 2. Artillerieregiments und die halbe,<lb/>
in Würzburg garnisonirende reitende Batterie Lutz,<lb/>
ungesäumt nach Aschaffenburg abzumarschiren, und<lb/>
in dessen Nähe sich zu concentriren haben. Die<lb/>
Ambulance=Wägen mußten heute nach dem Er-<lb/>
scheinen obigen Rescripts sogleich von hier zu den<lb/>
resp. Abtheilungen abgehen. -- <hi rendition="#g">Nachschrift.</hi><lb/>
Heute sind ins Kriegsministerium mehrere Gene-<lb/>
rale und Offiziere des Generalquartiermeisterstabs<lb/>
berufen worden. Von Letzteren sind zwei nach<lb/>
Aschaffenburg beordert worden und bereits dahin<lb/>
abgegangen. Das Kommando des ersten Armee-<lb/>
corps hat bestimmt, daß die beurlaubte Mann-<lb/>
schaft der jüngsten vier Alterklassen bis 9. Sept.<lb/>
zum Herbst = Exerciren einzurücken habe. Wegen<lb/>
Mangel an Platz wird, wie im vorigen Jahre,<lb/>
ein Lager bei Oberwiesenfeld bezogen. Zufolge<lb/>
der oben gemeldeten Aufstellung eines Truppen-<lb/>
corps bei Aschaffenburg circuliren bereits vielfache<lb/>
Gerüchte, von denen sich nur das bestätigen dürfte,<lb/>
daß das zweite Armeecorps, sowie ein Theil der<lb/>
hiesigen Artillerie noch Marschbereitschaft erhalten.<lb/>
Bestimmte Befehle sind hiezu noch nicht gegeben.</p><lb/>
            <space dim="horizontal"/>
            <byline>( A. Abz. )</byline>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <p>Aus Baden, 28. August. Jn Betreff der<lb/>
28 Flüchtlinge, welche von dem Londoner Komitee<lb/>
nach Schleswig=Holstein expedirt wurden, erfahren<lb/>
wir folgendes interessante Faktum: Die Achtund-<lb/>
zwanzig waren nur die Vorhut eines größeren<lb/>
Zuzuges von Flüchtlingen, welcher von England,<lb/>
Frankreich und andern Ländern abgehen sollte, so-<lb/>
bald einmal diese erste Sendung bei der Statt-<lb/>
halterschaft angenommen wäre. Welche Absichten<lb/>
die rothe Demagogie der &#x201E;Neuen Rheinischen<lb/>
Zeitung&#x201C; bei diesem Zuzug nach Schleswig=Hol-<lb/>
stein gehabt haben mag, läßt sich denken. Wie<lb/>
man uns schreibt, sind Spuren einer Verbindung<lb/>
schleswig=holsteinischer Demokraten mit London<lb/>
vorhanden; -- wahrscheinlich mit demselben Ko-<lb/>
mitee, welches vor kurzem in dem Hätzel'schen<lb/>
Prozesse eine so bedeutende Rolle gespielt hat.<lb/>
Die Statthalterschaft, welche nach dem Ausdruck<lb/>
eines norddeutschen Blattes gegen die Demokraten<lb/>
keine Worte braucht, weil sie gegen die Demo-<lb/>
kraten handelt, hat die Frage über den Flücht-<lb/>
lingszuzug präjudiziell gut entschieden. Die Acht-<lb/>
undzwanzig mußten binnen 24 Stunden die Her-<lb/>
zogthümer verlassen, widrigenfalls man sie zur<lb/>
Haft bringen sollte. Gegen mehrere eingeborne<lb/>
Schleswig=Holsteiner wurde überdies mit Verhaf-<lb/>
tungen und Steckbriefen vorgeschritten. Unter<lb/>
Letzteren befinden sich Jndividuen, welche auch in<lb/>
süddeutschen, und speziell in badischen Aufständen<lb/>
kompromittirt sind.</p>
            <space dim="horizontal"/>
            <byline>( K. Z. )</byline>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <p>Kassel, 28. August. Die &#x201E;Neue hessische Ztg.&#x201C;<lb/>
bringt zur Berichtigung der bisher über die Zoll-<lb/>
conferenz verbreiteten Nachrichten Folgendes: Daß<lb/>
die Tarifverhandlungen bei ihrer unmittelbaren<lb/>
Einwirkung auf die materiellen Jnteressen und die<lb/>
Verkehrsverhältnisse stets den bei weitem wichtig-<lb/>
sten Punkt der Berathung ausmachen, ist gewiß<lb/>
nicht zu verkennen, ebenso wenig aber auch, daß<lb/>
bei der Conferenz nebenbei stets über eine Menge<lb/>
hochwichtiger, die innere Administration des Zoll-<lb/>
vereins betreffender Angelegenheiten verhandelt<lb/>
wird, abgesehen davon, daß dieselbe außerdem noch<lb/>
als oberste Jnstanz des letztern immer vielfache,<lb/>
ihr vorbehaltene Fragen zu entscheiden hat. Jhre<lb/><cb/>
Thätigkeit hat sich daher bis jetzt nur auf Ge-<lb/>
schäfte der letztern Art erstreckt und ist es na-<lb/>
mentlich der Entwurf eines Regulativs für die<lb/>
zollamtliche Behandlung des Gütertransports<lb/>
auf den Eisenbahnen, vorzugsweise ein Ge-<lb/>
genstand von ganz besonderer und eingreifender<lb/>
Bedeutung, neben der Erledigung vieler anderer<lb/>
Angelegenheiten vereinbart worden. Eine Bera-<lb/>
thung des Tarifs hat allerdings, einige allgemeine<lb/>
Besprechungen abgerechnet, noch nicht stattgefun-<lb/>
den, konnte aber auch bis jetzt nicht vorgenommen<lb/>
werden, da in dieser Hinsicht bezüglich der dabei<lb/>
vorkommenden, seit Jahren vielfach besprochenen<lb/>
und verhandelten Hauptfrage der proponirten Er-<lb/>
höhung der sogenannten Garnzölle in Verbindung<lb/>
mit Rückzöllen, auf deren Einführung von Sei-<lb/>
ten Bayerns, Württembergs und Badens im Jn-<lb/>
teresse ihrer Gewerbtreibenden ein ganz besonders<lb/>
hoher Werth gelegt wird, noch weitere Erklärun-<lb/>
gen des kgl. sächsischen und des herzogl. braun-<lb/>
schweigischen Bevollmächtigten abgewartet werden.<lb/>
Ob aber, im Hinblick auf die dermalige politische<lb/>
Gestaltung der Dinge und auf die sonst in Be-<lb/>
tracht kommenden Verhältnisse ein Eingehen auf<lb/>
die gemachten Propositionen allgemein für zuläs-<lb/>
sig werde erachtet werden, steht dahin. Sachsen,<lb/>
mit ihm freilich auch sämmtliche süddeutsche Staa-<lb/>
ten, wünscht vor allen Dingen die Anbahnung<lb/>
einer Zoll= und Handelsverbindung mit Oester-<lb/>
reich, scheint sogar hiervon, was bei den süddeut-<lb/>
schen Staaten nicht der Fall ist, seine definitive<lb/>
Beschlußnahme in Bezug auf die Tarifverhand-<lb/>
lung gewissermaßen abhängig machen zu wollen,<lb/>
möchte auch bei dem Eintreten solcher Tarifver-<lb/>
änderungen, welche für seine Hauptindustriezweige<lb/>
von so großem Einfluße sind, eine Garantie ha-<lb/>
ben, daß der Zollverein auch über das Jahr 1852<lb/>
fortdauert; Braunschweig erscheint dagegen jenen<lb/>
Vorschlägen in keiner Weise geneigt, was bei der<lb/>
eigenthümlichen geographischen Lage des Herzog-<lb/>
thums, dem Steuervereine gegenüber, in Verbin-<lb/>
dung mit der in dem ganzen Norden Deutsch-<lb/>
lands herrschenden Abneigung gegen Schutzzölle,<lb/>
wohl seine genügende Begründung findet. Beharrt<lb/>
Braunschweig bei seiner Ansicht, was beinahe mit<lb/>
Sicherheit zu erwarten sein dürfte, dann wird bei<lb/>
der Bestimmung, daß nicht Stimmenmehrheit,<lb/>
sondern Stimmeneinhelligkeit entscheidet, kaum eine<lb/>
Aenderung in den dermaligen Tarifsätzen eintreten,<lb/>
da alsdann auch voraussichtlich die weniger er-<lb/>
heblichen Vorschläge wegen Aenderung einzelner<lb/>
Tarifsätze einer Berathung nicht werden unterwor-<lb/>
fen werden. Jn diesem Falle dürften sich die<lb/>
Sitzungen der Conferenz nicht über den Monat<lb/>
September d. J. hinaus erstrecken. Uebrigens<lb/>
steht, dem Vernehmen nach, zu erwarten, daß we-<lb/>
gen Fortdauer des mit Belgien abgeschlossenen,<lb/>
vor einiger Zeit bekanntlich gekündigten Handels-<lb/>
vertrags noch auf der dermalige General=Confe-<lb/>
renz, welcher die Sache in die Hand gegeben wer-<lb/>
den dürfte, Verhandlungen stattfinden werden.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <p>Wien, 26. Aug. Wenn die &#x201E;Dtsch. Ref.&#x201C;<lb/>
in ihrer Nro. 168 versichert, es sei in Betreff<lb/>
der badischen Truppenversetzung und der Verwal-<lb/>
tung des Bundeseigenthums den wesentlichen For-<lb/>
derungen, welche Preußen zur Behauptung seines<lb/>
Rechts dabei gestellt u. deren Anerkennung Oester-<lb/>
reich bis dahin entschieden versagt habe, Genüge<lb/>
geschehen, so müssen wir solche Versicherung um<lb/>
so mehr zurückweisen, als uns nicht bekannt ist,<lb/>
daß Preußen seine in beiden Beziehungen erhobe-<lb/>
nen, unzuläßigen Ansprüche modificirt habe. Preu-<lb/>
ßen betrachtet das Bundeseigenthum als unbedingt<lb/>
schwebend; Oesterreich macht durch die Zulassung<lb/>
einer Verwaltungscommission lediglich den Ver-<lb/>
such, das Berliner Kabinet zu gerechterer Auffas-<lb/>
sung zu stimmen, und behält für die nahe Zu-<lb/>
kunft die unveräußerlichen Rechte des Bundes vor.<lb/>
Bezüglich der badischen Truppenversetzung dürfen<lb/>
wir aus bester Quelle versichern, daß Oesterreich<lb/>
das Princip derselben vor wie nach mißbilligt,<lb/>
und daß sich das von ihm angenommene Schieds-<lb/>
Urtheil lediglich auf die entsprechende Auslegung<lb/>
des Mainzer Festungsreglements beziehen kann und<lb/>
soll.</p>
            <space dim="horizontal"/>
            <byline> (Oest. C. )</byline>
          </div>
        </div><lb/>
        <cb/>
        <div type="jPoliticalNews">
          <head> <hi rendition="#c #fr"><hi rendition="#g">England</hi>.</hi> </head><lb/>
          <div type="jArticle">
            <p>London, 26. August. Jn Thurles hat die<lb/>
Nationalsynode der Erzbischöfe und Bischöfe von<lb/>
Jrland am vorigen Donnerstag mit großen Fei-<lb/>
erlichkeiten und allen Vorschriften und Bräuchen<lb/>
der alten Kirchenversammlungen ihren Anfang ge-<lb/>
nommen. Die Stadt ist mit Fremden überfüllt.<lb/>
Unter einem ungeheuern Zusammenströmen von<lb/>
Menschen begannen die Feierlichkeiten mit einer<lb/>
Prozession aus dem Seminarium St. Patrik nach<lb/>
dem römischkatholischen Dom, die Studenten und<lb/>
niedere Geistlichkeit voran, dann die Prokuratores<lb/>
oder Vertreter von drei abwesenden Bischöfen mit<lb/>
ihren Theologen, die Obern der verschiedenen<lb/>
Ordenshäuser und Klöster, die Bischöfe von ihren<lb/>
Theologen begleitet, und endlich die vier Erzbi-<lb/>
schöfe, deren letzter, Erzbischof Cullen von Ar-<lb/>
magh, Primas und bei dieser Gelegenheit Ver-<lb/>
treter des heiligen Stuhls ist. Jm Dom cele-<lb/>
brirte derselbe das Hochamt. Nach dem überaus<lb/>
feierlichen Gottesdienst wurde die erste Sitzung<lb/>
der Synode auf Donnerstag den 29. August an-<lb/>
beraumt. Die Bischöfe und übrigen Mitglieder<lb/>
haben sich mittlerweile in Kommissionen eingetheilt,<lb/>
um die zur Verhandlung kommenden Gegenstände<lb/>
in eine vorläufige Erörterung zu ziehen.</p>
          </div>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#c #fr">Vermischte Nachrichten.</hi> </head><lb/>
        <p>&#x201E;Drei Elemente, innig gesellt, bilden die Go-<lb/>
tha=Frankfurter Welt.&#x201C; -- Oder prosaisch aus-<lb/>
gedrückt: Drei Hauptkorrespondenten sind es, die<lb/>
den vereinigten Organen der Redakteure Brügge-<lb/>
mann, Ahrens, Baumgarten und Hartmeyer das<lb/>
tägliche Futter auf die Krippe schütten: nemlich<lb/>
Hr. Aegidi in Berlin, Hr. J. Mendelssohn in<lb/>
Hamburg und Hr. Zchoch in Frankfurt a. M.<lb/>
Die Correspondenz=Kunststücke unseres journalisti-<lb/>
schen Tom Pouce, an dem die schwarz=roth=gol-<lb/>
deue Kokarde das Größte ist, sind bereits gewür-<lb/>
digt. Der constitutionelle Clubb war die hohe<lb/>
Schule seiner Politik; die Uebung bei der früher<lb/>
von ihm besorgten Parlamentskorrespondenz machte<lb/>
ihn zum Meister im Lithographiren und zum ge-<lb/>
fährlichsten Concurrenten des diplomatischen En-<lb/>
tenpapa 's, einen gewissen offiziellen Pli, das sog.<lb/>
Decker'sche &#x201E;Jn=den=Stand=gesetzt=Sein,&#x201C; hat er<lb/>
noch von seiner Mitwirkung an der frühern &#x201E;Dtsch.<lb/>
Reform.&#x201C; -- Das ist die eine Säule des Go-<lb/>
thaer Ruhmestempels. Der andere Tragpfeiler,<lb/>
Hr. Zchoch, soll die Nadel mit der Feder ver-<lb/>
tauscht und sich vordem mehr um Fingerhüte, als<lb/>
um Pickelhauben bekümmert haben. Kein Wun-<lb/>
der also, wenn ihm jetzt, als wohlconditionirten<lb/>
Unionskorrespondenten, selten der Faden ausgeht.<lb/>
Die dritte Stütze endlich, Hr. J. Mendelssohn,<lb/>
ist dem Vernehmen nach früher Schriftsetzer ge-<lb/>
wesen und hat als solcher der Literatur ohne Zwei-<lb/>
fel mehr genützt, als jetzt durch sein Schriftstel-<lb/>
lern und resp. durch sein korrespondirendes Go-<lb/>
thaer Wurststopfen. Wie wir hören, beabsichtigen<lb/>
diese Zeitungs=Jndustriellen zum Besten Geistig-<lb/>
Verwahrloster nächstens eine Wohlthätigkeits=Vor-<lb/>
stellung zu geben; sie haben dazu Angely's &#x201E;Fest<lb/>
der Handwerker&#x201C; ausgesucht und Jeder will darin<lb/>
seine ursprüngliche, natürliche Rolle wieder einmal<lb/>
durchführen. Da namentlich Hr. Mendelssohn un-<lb/>
ter Anderem auch Theaterrecensionen betreibt, so<lb/>
wird er in obigen Organen gewiß nach Verdienst<lb/>
belobt werden, und noch dazu gratis. Es ist aber<lb/>
auch Zeit, daß wenigstens Kleindeutschland endlich<lb/>
anfängt, seinen verkannten Genies gebührend Rech-<lb/>
nung zu tragen.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#c #fr">Schwurgerichtsverhandlung.</hi> </head><lb/>
        <p>+ Würzburg, 30. August. Seit zwei Ta-<lb/>
gen steht der Tünchnergeselle Saumig aus Ober-<lb/>
thulba, L.=G. Euerdorf, vor den Schranken des<lb/>
Schwurgerichtshofs, angeklagt: auf seinen Meister,<lb/>
bei dem er in Arbeit war, ein Mordattentat ver-<lb/>
übt zu haben, indem er am 6. August vor. Js.,<lb/>
Abends beim Mondschein, mittelst einer geladenen<lb/>
Pistole auf das Bett seines Meisters geschossen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0002] Monarchie von Hohenzollern nicht feil war um den Traum für Gotha? -- Deutschland. München, 29. August. Jch habe Jhnen be- reits unterm 8. d. gemeldet, daß in gut unterrich- teten Kreisen mit großer Bestimmtheit von einer aus Wien eingetroffenen Depesche über die Noth- wendigkeit der Aufstellung eines bayerischen Be- obachtungscorps am Main gesprochen wird. Diese Sache muß reiflich in Erwägung gezogen worden sein, denn erst heute ist ein höchstes Rescript er- schienen, wonach 4 Bataillons Jnfanterie ( hiezu geben das 7. und das 15. Regiment je zwei Ba- taillons ) 4 Escadrons Chevauxlegers, eine halbe Batterie des 2. Artillerieregiments und die halbe, in Würzburg garnisonirende reitende Batterie Lutz, ungesäumt nach Aschaffenburg abzumarschiren, und in dessen Nähe sich zu concentriren haben. Die Ambulance=Wägen mußten heute nach dem Er- scheinen obigen Rescripts sogleich von hier zu den resp. Abtheilungen abgehen. -- Nachschrift. Heute sind ins Kriegsministerium mehrere Gene- rale und Offiziere des Generalquartiermeisterstabs berufen worden. Von Letzteren sind zwei nach Aschaffenburg beordert worden und bereits dahin abgegangen. Das Kommando des ersten Armee- corps hat bestimmt, daß die beurlaubte Mann- schaft der jüngsten vier Alterklassen bis 9. Sept. zum Herbst = Exerciren einzurücken habe. Wegen Mangel an Platz wird, wie im vorigen Jahre, ein Lager bei Oberwiesenfeld bezogen. Zufolge der oben gemeldeten Aufstellung eines Truppen- corps bei Aschaffenburg circuliren bereits vielfache Gerüchte, von denen sich nur das bestätigen dürfte, daß das zweite Armeecorps, sowie ein Theil der hiesigen Artillerie noch Marschbereitschaft erhalten. Bestimmte Befehle sind hiezu noch nicht gegeben. ( A. Abz. ) Aus Baden, 28. August. Jn Betreff der 28 Flüchtlinge, welche von dem Londoner Komitee nach Schleswig=Holstein expedirt wurden, erfahren wir folgendes interessante Faktum: Die Achtund- zwanzig waren nur die Vorhut eines größeren Zuzuges von Flüchtlingen, welcher von England, Frankreich und andern Ländern abgehen sollte, so- bald einmal diese erste Sendung bei der Statt- halterschaft angenommen wäre. Welche Absichten die rothe Demagogie der „Neuen Rheinischen Zeitung“ bei diesem Zuzug nach Schleswig=Hol- stein gehabt haben mag, läßt sich denken. Wie man uns schreibt, sind Spuren einer Verbindung schleswig=holsteinischer Demokraten mit London vorhanden; -- wahrscheinlich mit demselben Ko- mitee, welches vor kurzem in dem Hätzel'schen Prozesse eine so bedeutende Rolle gespielt hat. Die Statthalterschaft, welche nach dem Ausdruck eines norddeutschen Blattes gegen die Demokraten keine Worte braucht, weil sie gegen die Demo- kraten handelt, hat die Frage über den Flücht- lingszuzug präjudiziell gut entschieden. Die Acht- undzwanzig mußten binnen 24 Stunden die Her- zogthümer verlassen, widrigenfalls man sie zur Haft bringen sollte. Gegen mehrere eingeborne Schleswig=Holsteiner wurde überdies mit Verhaf- tungen und Steckbriefen vorgeschritten. Unter Letzteren befinden sich Jndividuen, welche auch in süddeutschen, und speziell in badischen Aufständen kompromittirt sind. ( K. Z. ) Kassel, 28. August. Die „Neue hessische Ztg.“ bringt zur Berichtigung der bisher über die Zoll- conferenz verbreiteten Nachrichten Folgendes: Daß die Tarifverhandlungen bei ihrer unmittelbaren Einwirkung auf die materiellen Jnteressen und die Verkehrsverhältnisse stets den bei weitem wichtig- sten Punkt der Berathung ausmachen, ist gewiß nicht zu verkennen, ebenso wenig aber auch, daß bei der Conferenz nebenbei stets über eine Menge hochwichtiger, die innere Administration des Zoll- vereins betreffender Angelegenheiten verhandelt wird, abgesehen davon, daß dieselbe außerdem noch als oberste Jnstanz des letztern immer vielfache, ihr vorbehaltene Fragen zu entscheiden hat. Jhre Thätigkeit hat sich daher bis jetzt nur auf Ge- schäfte der letztern Art erstreckt und ist es na- mentlich der Entwurf eines Regulativs für die zollamtliche Behandlung des Gütertransports auf den Eisenbahnen, vorzugsweise ein Ge- genstand von ganz besonderer und eingreifender Bedeutung, neben der Erledigung vieler anderer Angelegenheiten vereinbart worden. Eine Bera- thung des Tarifs hat allerdings, einige allgemeine Besprechungen abgerechnet, noch nicht stattgefun- den, konnte aber auch bis jetzt nicht vorgenommen werden, da in dieser Hinsicht bezüglich der dabei vorkommenden, seit Jahren vielfach besprochenen und verhandelten Hauptfrage der proponirten Er- höhung der sogenannten Garnzölle in Verbindung mit Rückzöllen, auf deren Einführung von Sei- ten Bayerns, Württembergs und Badens im Jn- teresse ihrer Gewerbtreibenden ein ganz besonders hoher Werth gelegt wird, noch weitere Erklärun- gen des kgl. sächsischen und des herzogl. braun- schweigischen Bevollmächtigten abgewartet werden. Ob aber, im Hinblick auf die dermalige politische Gestaltung der Dinge und auf die sonst in Be- tracht kommenden Verhältnisse ein Eingehen auf die gemachten Propositionen allgemein für zuläs- sig werde erachtet werden, steht dahin. Sachsen, mit ihm freilich auch sämmtliche süddeutsche Staa- ten, wünscht vor allen Dingen die Anbahnung einer Zoll= und Handelsverbindung mit Oester- reich, scheint sogar hiervon, was bei den süddeut- schen Staaten nicht der Fall ist, seine definitive Beschlußnahme in Bezug auf die Tarifverhand- lung gewissermaßen abhängig machen zu wollen, möchte auch bei dem Eintreten solcher Tarifver- änderungen, welche für seine Hauptindustriezweige von so großem Einfluße sind, eine Garantie ha- ben, daß der Zollverein auch über das Jahr 1852 fortdauert; Braunschweig erscheint dagegen jenen Vorschlägen in keiner Weise geneigt, was bei der eigenthümlichen geographischen Lage des Herzog- thums, dem Steuervereine gegenüber, in Verbin- dung mit der in dem ganzen Norden Deutsch- lands herrschenden Abneigung gegen Schutzzölle, wohl seine genügende Begründung findet. Beharrt Braunschweig bei seiner Ansicht, was beinahe mit Sicherheit zu erwarten sein dürfte, dann wird bei der Bestimmung, daß nicht Stimmenmehrheit, sondern Stimmeneinhelligkeit entscheidet, kaum eine Aenderung in den dermaligen Tarifsätzen eintreten, da alsdann auch voraussichtlich die weniger er- heblichen Vorschläge wegen Aenderung einzelner Tarifsätze einer Berathung nicht werden unterwor- fen werden. Jn diesem Falle dürften sich die Sitzungen der Conferenz nicht über den Monat September d. J. hinaus erstrecken. Uebrigens steht, dem Vernehmen nach, zu erwarten, daß we- gen Fortdauer des mit Belgien abgeschlossenen, vor einiger Zeit bekanntlich gekündigten Handels- vertrags noch auf der dermalige General=Confe- renz, welcher die Sache in die Hand gegeben wer- den dürfte, Verhandlungen stattfinden werden. Wien, 26. Aug. Wenn die „Dtsch. Ref.“ in ihrer Nro. 168 versichert, es sei in Betreff der badischen Truppenversetzung und der Verwal- tung des Bundeseigenthums den wesentlichen For- derungen, welche Preußen zur Behauptung seines Rechts dabei gestellt u. deren Anerkennung Oester- reich bis dahin entschieden versagt habe, Genüge geschehen, so müssen wir solche Versicherung um so mehr zurückweisen, als uns nicht bekannt ist, daß Preußen seine in beiden Beziehungen erhobe- nen, unzuläßigen Ansprüche modificirt habe. Preu- ßen betrachtet das Bundeseigenthum als unbedingt schwebend; Oesterreich macht durch die Zulassung einer Verwaltungscommission lediglich den Ver- such, das Berliner Kabinet zu gerechterer Auffas- sung zu stimmen, und behält für die nahe Zu- kunft die unveräußerlichen Rechte des Bundes vor. Bezüglich der badischen Truppenversetzung dürfen wir aus bester Quelle versichern, daß Oesterreich das Princip derselben vor wie nach mißbilligt, und daß sich das von ihm angenommene Schieds- Urtheil lediglich auf die entsprechende Auslegung des Mainzer Festungsreglements beziehen kann und soll. (Oest. C. ) England. London, 26. August. Jn Thurles hat die Nationalsynode der Erzbischöfe und Bischöfe von Jrland am vorigen Donnerstag mit großen Fei- erlichkeiten und allen Vorschriften und Bräuchen der alten Kirchenversammlungen ihren Anfang ge- nommen. Die Stadt ist mit Fremden überfüllt. Unter einem ungeheuern Zusammenströmen von Menschen begannen die Feierlichkeiten mit einer Prozession aus dem Seminarium St. Patrik nach dem römischkatholischen Dom, die Studenten und niedere Geistlichkeit voran, dann die Prokuratores oder Vertreter von drei abwesenden Bischöfen mit ihren Theologen, die Obern der verschiedenen Ordenshäuser und Klöster, die Bischöfe von ihren Theologen begleitet, und endlich die vier Erzbi- schöfe, deren letzter, Erzbischof Cullen von Ar- magh, Primas und bei dieser Gelegenheit Ver- treter des heiligen Stuhls ist. Jm Dom cele- brirte derselbe das Hochamt. Nach dem überaus feierlichen Gottesdienst wurde die erste Sitzung der Synode auf Donnerstag den 29. August an- beraumt. Die Bischöfe und übrigen Mitglieder haben sich mittlerweile in Kommissionen eingetheilt, um die zur Verhandlung kommenden Gegenstände in eine vorläufige Erörterung zu ziehen. Vermischte Nachrichten. „Drei Elemente, innig gesellt, bilden die Go- tha=Frankfurter Welt.“ -- Oder prosaisch aus- gedrückt: Drei Hauptkorrespondenten sind es, die den vereinigten Organen der Redakteure Brügge- mann, Ahrens, Baumgarten und Hartmeyer das tägliche Futter auf die Krippe schütten: nemlich Hr. Aegidi in Berlin, Hr. J. Mendelssohn in Hamburg und Hr. Zchoch in Frankfurt a. M. Die Correspondenz=Kunststücke unseres journalisti- schen Tom Pouce, an dem die schwarz=roth=gol- deue Kokarde das Größte ist, sind bereits gewür- digt. Der constitutionelle Clubb war die hohe Schule seiner Politik; die Uebung bei der früher von ihm besorgten Parlamentskorrespondenz machte ihn zum Meister im Lithographiren und zum ge- fährlichsten Concurrenten des diplomatischen En- tenpapa 's, einen gewissen offiziellen Pli, das sog. Decker'sche „Jn=den=Stand=gesetzt=Sein,“ hat er noch von seiner Mitwirkung an der frühern „Dtsch. Reform.“ -- Das ist die eine Säule des Go- thaer Ruhmestempels. Der andere Tragpfeiler, Hr. Zchoch, soll die Nadel mit der Feder ver- tauscht und sich vordem mehr um Fingerhüte, als um Pickelhauben bekümmert haben. Kein Wun- der also, wenn ihm jetzt, als wohlconditionirten Unionskorrespondenten, selten der Faden ausgeht. Die dritte Stütze endlich, Hr. J. Mendelssohn, ist dem Vernehmen nach früher Schriftsetzer ge- wesen und hat als solcher der Literatur ohne Zwei- fel mehr genützt, als jetzt durch sein Schriftstel- lern und resp. durch sein korrespondirendes Go- thaer Wurststopfen. Wie wir hören, beabsichtigen diese Zeitungs=Jndustriellen zum Besten Geistig- Verwahrloster nächstens eine Wohlthätigkeits=Vor- stellung zu geben; sie haben dazu Angely's „Fest der Handwerker“ ausgesucht und Jeder will darin seine ursprüngliche, natürliche Rolle wieder einmal durchführen. Da namentlich Hr. Mendelssohn un- ter Anderem auch Theaterrecensionen betreibt, so wird er in obigen Organen gewiß nach Verdienst belobt werden, und noch dazu gratis. Es ist aber auch Zeit, daß wenigstens Kleindeutschland endlich anfängt, seinen verkannten Genies gebührend Rech- nung zu tragen. Schwurgerichtsverhandlung. + Würzburg, 30. August. Seit zwei Ta- gen steht der Tünchnergeselle Saumig aus Ober- thulba, L.=G. Euerdorf, vor den Schranken des Schwurgerichtshofs, angeklagt: auf seinen Meister, bei dem er in Arbeit war, ein Mordattentat ver- übt zu haben, indem er am 6. August vor. Js., Abends beim Mondschein, mittelst einer geladenen Pistole auf das Bett seines Meisters geschossen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische209_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische209_1850/2
Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 209. Würzburg, 31. August 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische209_1850/2>, abgerufen am 21.11.2024.