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Die Bayerische Presse. Nr. 209. Würzburg, 31. August 1850.

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[Spaltenumbruch] habe, jedoch war das Bett noch leer. Der An-
geklagte läugnet die Schuld und will nichts da-
von wissen; einige Zeugen sagen, daß er eine Pi-
stole etliche Tage vorher entlehnt, und daß er sich
früher einmal seiner Meisterin gegenüber geäußert
habe: er beirathe sie, wenn der Meister gestorben
sei; doch sagt derselbe Zeuge zugleich, diese Aeus-
serung sei ein Scherz gewesen. Der Vertheidiger
sprach in einer warmen Rede für die Freisprechung
des Angeklagten. Die Geschworenen aber erkann-
ten ihn "Schuldig" des nächsten Versuchs zum
Morde, worauf der Schwurgerichtshof ihn in An-
betracht seines guten Leumunds auf ungewisse Zeit
ins Zuchthaus verurtheilte und dem Angeklagten
versprach, ein Gnadengesuch bei Sr. Maj. dem
König für ihn einzureichen. -- Präsident war:
Appell.=Ger.=Rath Schattemann. Staatsanwalt:
Appell.=Ger = Ass. Helfreich. Vertheidiger: Rechts-
anwalt Zorn.

Neuestes.

* Würzburg, 31. August. Gestern Abend 5
Uhr kam Se. königl. Hoheit Prinz Luitpold hier
an und wurden im Gasthofe zum Kronprinz von
Baiern von den Civil= und Militär=Autoritäten
hiesiger Stadt feierlichst empfangen. Die Jnspek-
tion des hiesigen zweiten Artillerie=Regiments hat
heute bereits begonnen und wird die nächste Woche
noch 5 bis 6 Tage in Anspruch nehmen.

* Würzburg, 31. August. Jn einigen Ta-
gen werden von den 4 nach Aschaffenburg beor-
derten Jnfant.=Bataillonen zwei hier eintreffen. --
Nach eingetroffener Marschordre werden am 2. Sept.
l. J. 2 Escadronen des k. bay. 6. Chevauxlegers-
Regiments Herzog v. Leuchtenberg, von Kitzingen
kommend, hier eintreffen und am 3. d. über Es-
selbach nach Aschaffenburg abmarschiren.

* Arnstein, 31. August. Gestern hatten wir
die ersten Einguartirungen einer Abtheilung Jn-
fanterie, welche auf dem Marsche nach Aschaffen-
burg begriffen ist, und heute werden mehrere Es-
kadronen vom 6. Chevauxleger=Regiment, welche,
von Bamberg kommend, an denselben Bestim-
mungsort abgehen, hier eintreffen.

Bamberg, 30. August. Zwei Eskadronen des
hiesigen 6. Chev.=Reg. nebst dem Stabe werden
morgen früh von hier ab und nach Aschaffenburg
marschiren. Zu gleicher Zeit treten auch die in
Neustadt a/A. liegenden beiden Eskadronen des-
selben Regiments den Marsch nach Aschaffenburg
an.

   

Freiburg, 28. August. Es bestätigt sich, daß
auf Anlaß des Geburtsfestes des Groß-
herzogs zahlreiche Begnadigungen ausgespro-
chen sind. Allein von den vom Freiburger
Hofgericht verurtheilten politischen Verbrechern
sind 38 Personen, gegen welche theilweise eine
Strafe bis zu 3 und 4 Jahr Zuchthaus erkannt
war, der Haft entlassen: bekannte Namen sind da-
runter nicht, wohl aber ein Frauenzimmer, Rosa
Müller von Freiburg, verurtheilt, "wegen versuch-
ter Verleitung württembergischer Soldaten zum
Bruch des Fahneneides."

   

Stuttgart, 28. August. Gegen das neueste
Gebahren der Salonpietisten enthält heute die
"Ulmer Schnellpost" folgenden bemerkenswerthen
Artikel: Zu welchem Umfang der Pietismus in
Schwaben aufgewachsen ist, dafür mögen folgende
Thatsachen sprechen, die wir zwei theologischen
Journalen entnehmen. Die Gebrüder Paulus
und Chr. Hoffmann vom Salon bei Ludwigsburg
bereisen in neuerer Zeit das Land, zumal das
pietistische, besuchen die Gemeinschaften, Stunden,
Stundenhalter und Einzelne, reden und beten vor
und mit ihnen, und verkehren unter sich "in der
Sprache Kanaans" mit dem vertraulichen "du".
Sie gründen überall "Gebetvereine" und erneuern
sie insbesondere durch Erzählungen von Märtyrern
im Hinblick auf die bald möglich werdenden Be-
zeugungen des Bekenntnisses mit Blut und Tod.
Ueber 220 solcher Gebetvereine, namentlich auf
der rauhen Alp und dem Schwarzwald, auch im
Stroh= und Zabergäu, haben sich ihnen angeschlos-
sen. Jhre Reiseprediger werden "Evangelisten"
[Spaltenumbruch] genannt. Es befinden sich frühere Schulsteister
unter ihnen, die ihren Urlaub genommen haben,
und, wie ich höre, sich bei diesem Geschäft besser
stellen, als auf ihren früheren Schulstellen, indem
ihr Einkommen als "Evangelisten" 600 fl. betra-
gen soll. Das neueste evangelische "Kirchenblatt"
beklagt sich bereits, daß die "Evangelisten" taufen
und das Abendmal austheilen, und die neuesten
Artikel der "Süddeutschen Warte" athmen eine
sehr feindseliche Stimmung dieser Partei gegen
die evangelische Landeskirche. So ziehen die Män-
ner des Salons ein umfassendes Netz mitten durch
das pietistische Land hin, um, wenn die Zeit er-
füllt ist, die Fäden zusammenzuziehen, und eine
neue Kirche zu gründen.

Gotha, 25. Aug. Der Landtag hat seinen
Beschluß, die Besteuerung des Privatvermögens
des Herzogs betr., wieder zurückgenommen, nach-
dem die Staatsregierung Protest dagegen erhoben
hatte. Nur die äußerste Linke versuchte durch ihre
Stimmen den Beschluß aufrecht zu erhalten.

Dresden, 27. August. Die zweite Kammer
hat die Forterhebung der gesammten Steuern bis
Ende des Jahres genehmigt.

Von der Elbe, 21. Aug. Die "H. B.=H."
bringt folgendes Nähere über die Verheirathung
des Königs von Dänemark: Die Fräulein Ras-
mussen ist nicht zur Baronesse, sondern zur Gräfin
v. Danner erhoben. Zugleich hat sie den Rang
über den Frauen der dänischen Staatsminister er-
halten. Die beiden Gräfinnen, welche der Trauung
in der Schloßkirche beizuwohnen befohlen waren,
sind die Gräfin v. Ahlefeld, Gemahlin des Ober-
ceremonienmeisters, und die Gräfin v. Knuth. Der
Oberhofmarschall v. Lewetzau führte die Braut an
den Altar. Die Trauung geschah in Gegenwart
des ganzen Hofstaats, der sich in Gala befand.
Nach der Trauung war große Tafel im Schlosse.
Der Erbprinz Ferdinand führte die Gräfin Dan-
ner zur Tafel und der König die Gräfin v. Ahle-
feld. Einige Tage später soll der König mit der
Gräfin v. Danner einen unerwarteten Besuch bei
seiner Stiefmutter, der Königin Karoline Amalie,
gemacht haben. Die ältere Königin, Wittwe Fried-
rich VI., soll sich einen ähnlichen ihr zugedachten Be-
such verbeten haben. Ganz Kopenhagen, insbesondere
die dortige Damenwelt, ist hierüber in großer Auf-
regung; alle Damen, die Zutritt bei Hofe haben, be-
fürchten, den Befehl zu erhalten, der Gräfin von
Danner die Aufwartung zu machen. Diese Furcht
ist um so größer, als man weiß, daß die genannte
Dame erklärt haben soll, ihre größte Freude und
ihr größter Stolz würde sein, wenn alle die Da-
men, als sie Putzhändlerin war, zu ihren Kunden
gehörten, jetzt ihr die Aufwartung machen wür-
den. Die Entrüstung in den höheren Kreisen
Kopenhagens soll groß und allgemein sein. Dieser
Hofscandal paßt aber vollkommen zu dem Stra-
ßenscandal, durch welchen der Kopenhagener Pö-
bel die glorreiche Märzrevolution von 1848 durch-
führte. -- Se. Ercellenz der Hr. Berling ist nicht
alleiniger, sondern nur Miteigenthümer der Ber-
ling 'schen Zeitung, die Eigenthum der ganzen Fa-
milie ist. Derselbe wurde im verflossenen Jahre
zum kgl. Kammerherrn ernannt. Er ist zugleich
Jntendant der Civilliste, die, wie man sich erin-
nern wird, vor kurzem ein bedeutendes Defizit
hatte, welches vom Reichstage auf Antrag des
Ministeriums gedeckt wurde. Sein Einfluß bei
Hofe als Favorit des Königs und der Gräfin v.
Danner soll ein unbedingter sein.

Hamburg, 28. August, Nachmittags 3 Uhr.
Die gestern mitgetheilte Nachricht von einer Lan-
dung 5 dänischer Schiffe bei Grönwald hat sich
nicht bestätigt.

   

Ludwigsburg, 27. August. Verhandlungs des
Schwuregrichtshofs gegen den Buchdrucker Gül-
dig von Heilbronn, wegen Herabwürdigung der
Religion. Vertheidiger: Rechtsconsulent Georgii
von Stuttgart, Redakteur des Turnblatts. Cle-
ricus Clericum non decimat
, ein Redakteur
vertheidigt den andern. Der incriminirte Artikel
erschien in Nro. 33 des Neckardampfschiffes vom
9. Febr. d. J. betitelt: Die Schöpfung der Erde:
[Spaltenumbruch] Jm Anfang schuf Gott Himmel und Erde und
den Kaiser von Rußland. Und es war anständig
finster, wie in einer Schatzkammer und der Geist
Metternichs schwebte über den Wassern. Und
Gott war destructiv und schuf das Licht und der
Staatsanwalt leitete damals noch keine Klage ein,
und Gott schied das Licht von der Finsterniß und
der Churfürst von Kassel mußte es sich gefallen
lassen ec. Jn diesem Tone geht es fort. Die
Haltung des Artikels ist darauf berechnet, dem
Pöbel die socialen Zustände so darzustellen, als
ob Gott die Welt nur für die hohen Herrschaf-
ten und den Adel erschaffen hätte und als müß-
ten die übrigen Menschen von dem leben, was die
hohen Herrschaften übrig lassen. Die Anklage
geht dahin, daß die Gottheit herabgewürdiget sei
durch die Darstellung, als hätte sie sich durch
Anregung verächtlich geschilderter Personen bestim-
men lassen, Alles nur zum Wohle der Vorneh-
men und der Fürsten einzuleiten. Gleich in der
Voruntersuchung gab der Angeklagte einen ecla-
tanten Beweis von dem Bewußtsein seiner Schuld,
indem er angab, daß sein Setzer in seiner Ab-
wesenheit den Aufsatz ohne sein Wissen aus der
Neuen Deutschen Zeitung abgedruckt habe, was
der Setzer anfangs auch bestätigte; als er aber
seine Angabe beschwören sollte, gestand der Setzer,
daß Güldig ihn veranlaßt habe, das Gericht zu
seinen Gunsten zu belügen. Uebrigens beharrt
der Angeklagte auch heute wieder, obgleich er zu-
gibt, daß er an jenem Tage nicht verreist war,
auf der Behauptung, der Artikel sei aus Verse-
hen ohne sein Wissen abgedruckt worden, ob er
gleich in der Voruntersuchung bereits zugestanden
hatte, daß er selbst den Abdruck des Artikels an-
geordnet habe. Auch benimmt sich derselbe
mit solcher Frechheit, daß er z. B. behauptet, er
könne sich's durchaus nicht gefallen lassen, daß
man ihn einer Lüge beschuldige, er bitte den Hof
zur Sache selbst überzugehen und nicht immer bei
diesem einzigen Punkt stehen zu bleiben. Natür-
lich, so was ist unbequem, wenn man vor aller
Welt Rechenschaft geben soll, warum man das
Gericht belogen habe, da man ja nicht sagen will
und darf, man habe gelogen, um seine Schuld zu
verdecken, denn man bekennt sich nicht schuldig;
man hat in dem incriminirten Artikel keine Her-
abwürdigung der Neligion, sondern blos eine Sa-
tyre auf die politischen Zustände erblickt. Uebri-
gens setzt die Frage des Präsidenten: Glauben
Sie, daß man zur Satyre Alles benützen darf,
den Angeklagten in große Verlegenheit; er läßt
sich auf eine Beantwortung dieser Frage nicht ein,
sondern entschuldigt sich damit, daß er vorbringt,
der Aufsatz sei in dem komischen Volkskalender
erschienen, welcher in Preußen, wo doch die Re-
ligion am meisten "gehandhabt" ( sic! ) werde, in
20,000 Exemplaren verbreitet sei. Dieser Ent-
schuldigung setzt der Präsident die in jeder Be-
ziehung treffende Frage entgegen: Glauben Sie,
daß wir uns das, was in Preußen geschieht, zum
Muster nehmen müssen? Güldig verwickelt in
solche Widersprüche, daß dieses einfältige, ächt
demokratische Läugnen Einem ordentlich wehe thut.
Die Begründung der Anklage ist natürlich leicht.
Man braucht, bemerkte der Staatsanwalt, den
Artikel nur zu lesen, um von Eckel über den gan-
zen Jnhalt desselben erfüllt zu werden. Allerdings
ist der Zweck desselben zunächst der einer politi-
schen Satyre. Allein die Anklage gründet sich
auf das Mittel, welches zur Erreichung dieses
Zweckes angewendet wurde, es sind hiezu die
Worte der heil. Schrift gebraucht worden, um
Lachen zu erregen, und wenn man die hl. Schrift
und Person Gottes mißbraucht, um Lachen zu
erregen, so ist das eine Herabwürdigung der Re-
ligion und der Gottheit. Gott wird hier als der
gehorsame Diener der hohen Herrschaften darge-
stellt, der sich beeilt, ihre Launen, auch die wider-
sinnigsten, zu erfüllen.    ( Schluß folgt. )

Berlin, 25. Aug. ( Schluß der in der gestri-
gen Nummer abgebrochenen Aktenstücke aus dem
" Preuß. Staatsanzeiger. " ) Es bedarf wohl
kaum der Erwähnung, daß, wenn auch das

[Spaltenumbruch] habe, jedoch war das Bett noch leer. Der An-
geklagte läugnet die Schuld und will nichts da-
von wissen; einige Zeugen sagen, daß er eine Pi-
stole etliche Tage vorher entlehnt, und daß er sich
früher einmal seiner Meisterin gegenüber geäußert
habe: er beirathe sie, wenn der Meister gestorben
sei; doch sagt derselbe Zeuge zugleich, diese Aeus-
serung sei ein Scherz gewesen. Der Vertheidiger
sprach in einer warmen Rede für die Freisprechung
des Angeklagten. Die Geschworenen aber erkann-
ten ihn „Schuldig“ des nächsten Versuchs zum
Morde, worauf der Schwurgerichtshof ihn in An-
betracht seines guten Leumunds auf ungewisse Zeit
ins Zuchthaus verurtheilte und dem Angeklagten
versprach, ein Gnadengesuch bei Sr. Maj. dem
König für ihn einzureichen. -- Präsident war:
Appell.=Ger.=Rath Schattemann. Staatsanwalt:
Appell.=Ger = Ass. Helfreich. Vertheidiger: Rechts-
anwalt Zorn.

Neuestes.

* Würzburg, 31. August. Gestern Abend 5
Uhr kam Se. königl. Hoheit Prinz Luitpold hier
an und wurden im Gasthofe zum Kronprinz von
Baiern von den Civil= und Militär=Autoritäten
hiesiger Stadt feierlichst empfangen. Die Jnspek-
tion des hiesigen zweiten Artillerie=Regiments hat
heute bereits begonnen und wird die nächste Woche
noch 5 bis 6 Tage in Anspruch nehmen.

* Würzburg, 31. August. Jn einigen Ta-
gen werden von den 4 nach Aschaffenburg beor-
derten Jnfant.=Bataillonen zwei hier eintreffen. --
Nach eingetroffener Marschordre werden am 2. Sept.
l. J. 2 Escadronen des k. bay. 6. Chevauxlegers-
Regiments Herzog v. Leuchtenberg, von Kitzingen
kommend, hier eintreffen und am 3. d. über Es-
selbach nach Aschaffenburg abmarschiren.

* Arnstein, 31. August. Gestern hatten wir
die ersten Einguartirungen einer Abtheilung Jn-
fanterie, welche auf dem Marsche nach Aschaffen-
burg begriffen ist, und heute werden mehrere Es-
kadronen vom 6. Chevauxleger=Regiment, welche,
von Bamberg kommend, an denselben Bestim-
mungsort abgehen, hier eintreffen.

Bamberg, 30. August. Zwei Eskadronen des
hiesigen 6. Chev.=Reg. nebst dem Stabe werden
morgen früh von hier ab und nach Aschaffenburg
marschiren. Zu gleicher Zeit treten auch die in
Neustadt a/A. liegenden beiden Eskadronen des-
selben Regiments den Marsch nach Aschaffenburg
an.

   

Freiburg, 28. August. Es bestätigt sich, daß
auf Anlaß des Geburtsfestes des Groß-
herzogs zahlreiche Begnadigungen ausgespro-
chen sind. Allein von den vom Freiburger
Hofgericht verurtheilten politischen Verbrechern
sind 38 Personen, gegen welche theilweise eine
Strafe bis zu 3 und 4 Jahr Zuchthaus erkannt
war, der Haft entlassen: bekannte Namen sind da-
runter nicht, wohl aber ein Frauenzimmer, Rosa
Müller von Freiburg, verurtheilt, „wegen versuch-
ter Verleitung württembergischer Soldaten zum
Bruch des Fahneneides.“

   

Stuttgart, 28. August. Gegen das neueste
Gebahren der Salonpietisten enthält heute die
„Ulmer Schnellpost“ folgenden bemerkenswerthen
Artikel: Zu welchem Umfang der Pietismus in
Schwaben aufgewachsen ist, dafür mögen folgende
Thatsachen sprechen, die wir zwei theologischen
Journalen entnehmen. Die Gebrüder Paulus
und Chr. Hoffmann vom Salon bei Ludwigsburg
bereisen in neuerer Zeit das Land, zumal das
pietistische, besuchen die Gemeinschaften, Stunden,
Stundenhalter und Einzelne, reden und beten vor
und mit ihnen, und verkehren unter sich „in der
Sprache Kanaans“ mit dem vertraulichen „du“.
Sie gründen überall „Gebetvereine“ und erneuern
sie insbesondere durch Erzählungen von Märtyrern
im Hinblick auf die bald möglich werdenden Be-
zeugungen des Bekenntnisses mit Blut und Tod.
Ueber 220 solcher Gebetvereine, namentlich auf
der rauhen Alp und dem Schwarzwald, auch im
Stroh= und Zabergäu, haben sich ihnen angeschlos-
sen. Jhre Reiseprediger werden „Evangelisten“
[Spaltenumbruch] genannt. Es befinden sich frühere Schulsteister
unter ihnen, die ihren Urlaub genommen haben,
und, wie ich höre, sich bei diesem Geschäft besser
stellen, als auf ihren früheren Schulstellen, indem
ihr Einkommen als „Evangelisten“ 600 fl. betra-
gen soll. Das neueste evangelische „Kirchenblatt“
beklagt sich bereits, daß die „Evangelisten“ taufen
und das Abendmal austheilen, und die neuesten
Artikel der „Süddeutschen Warte“ athmen eine
sehr feindseliche Stimmung dieser Partei gegen
die evangelische Landeskirche. So ziehen die Män-
ner des Salons ein umfassendes Netz mitten durch
das pietistische Land hin, um, wenn die Zeit er-
füllt ist, die Fäden zusammenzuziehen, und eine
neue Kirche zu gründen.

Gotha, 25. Aug. Der Landtag hat seinen
Beschluß, die Besteuerung des Privatvermögens
des Herzogs betr., wieder zurückgenommen, nach-
dem die Staatsregierung Protest dagegen erhoben
hatte. Nur die äußerste Linke versuchte durch ihre
Stimmen den Beschluß aufrecht zu erhalten.

Dresden, 27. August. Die zweite Kammer
hat die Forterhebung der gesammten Steuern bis
Ende des Jahres genehmigt.

Von der Elbe, 21. Aug. Die „H. B.=H.“
bringt folgendes Nähere über die Verheirathung
des Königs von Dänemark: Die Fräulein Ras-
mussen ist nicht zur Baronesse, sondern zur Gräfin
v. Danner erhoben. Zugleich hat sie den Rang
über den Frauen der dänischen Staatsminister er-
halten. Die beiden Gräfinnen, welche der Trauung
in der Schloßkirche beizuwohnen befohlen waren,
sind die Gräfin v. Ahlefeld, Gemahlin des Ober-
ceremonienmeisters, und die Gräfin v. Knuth. Der
Oberhofmarschall v. Lewetzau führte die Braut an
den Altar. Die Trauung geschah in Gegenwart
des ganzen Hofstaats, der sich in Gala befand.
Nach der Trauung war große Tafel im Schlosse.
Der Erbprinz Ferdinand führte die Gräfin Dan-
ner zur Tafel und der König die Gräfin v. Ahle-
feld. Einige Tage später soll der König mit der
Gräfin v. Danner einen unerwarteten Besuch bei
seiner Stiefmutter, der Königin Karoline Amalie,
gemacht haben. Die ältere Königin, Wittwe Fried-
rich VI., soll sich einen ähnlichen ihr zugedachten Be-
such verbeten haben. Ganz Kopenhagen, insbesondere
die dortige Damenwelt, ist hierüber in großer Auf-
regung; alle Damen, die Zutritt bei Hofe haben, be-
fürchten, den Befehl zu erhalten, der Gräfin von
Danner die Aufwartung zu machen. Diese Furcht
ist um so größer, als man weiß, daß die genannte
Dame erklärt haben soll, ihre größte Freude und
ihr größter Stolz würde sein, wenn alle die Da-
men, als sie Putzhändlerin war, zu ihren Kunden
gehörten, jetzt ihr die Aufwartung machen wür-
den. Die Entrüstung in den höheren Kreisen
Kopenhagens soll groß und allgemein sein. Dieser
Hofscandal paßt aber vollkommen zu dem Stra-
ßenscandal, durch welchen der Kopenhagener Pö-
bel die glorreiche Märzrevolution von 1848 durch-
führte. -- Se. Ercellenz der Hr. Berling ist nicht
alleiniger, sondern nur Miteigenthümer der Ber-
ling 'schen Zeitung, die Eigenthum der ganzen Fa-
milie ist. Derselbe wurde im verflossenen Jahre
zum kgl. Kammerherrn ernannt. Er ist zugleich
Jntendant der Civilliste, die, wie man sich erin-
nern wird, vor kurzem ein bedeutendes Defizit
hatte, welches vom Reichstage auf Antrag des
Ministeriums gedeckt wurde. Sein Einfluß bei
Hofe als Favorit des Königs und der Gräfin v.
Danner soll ein unbedingter sein.

Hamburg, 28. August, Nachmittags 3 Uhr.
Die gestern mitgetheilte Nachricht von einer Lan-
dung 5 dänischer Schiffe bei Grönwald hat sich
nicht bestätigt.

   

Ludwigsburg, 27. August. Verhandlungs des
Schwuregrichtshofs gegen den Buchdrucker Gül-
dig von Heilbronn, wegen Herabwürdigung der
Religion. Vertheidiger: Rechtsconsulent Georgii
von Stuttgart, Redakteur des Turnblatts. Cle-
ricus Clericum non decimat
, ein Redakteur
vertheidigt den andern. Der incriminirte Artikel
erschien in Nro. 33 des Neckardampfschiffes vom
9. Febr. d. J. betitelt: Die Schöpfung der Erde:
[Spaltenumbruch] Jm Anfang schuf Gott Himmel und Erde und
den Kaiser von Rußland. Und es war anständig
finster, wie in einer Schatzkammer und der Geist
Metternichs schwebte über den Wassern. Und
Gott war destructiv und schuf das Licht und der
Staatsanwalt leitete damals noch keine Klage ein,
und Gott schied das Licht von der Finsterniß und
der Churfürst von Kassel mußte es sich gefallen
lassen ec. Jn diesem Tone geht es fort. Die
Haltung des Artikels ist darauf berechnet, dem
Pöbel die socialen Zustände so darzustellen, als
ob Gott die Welt nur für die hohen Herrschaf-
ten und den Adel erschaffen hätte und als müß-
ten die übrigen Menschen von dem leben, was die
hohen Herrschaften übrig lassen. Die Anklage
geht dahin, daß die Gottheit herabgewürdiget sei
durch die Darstellung, als hätte sie sich durch
Anregung verächtlich geschilderter Personen bestim-
men lassen, Alles nur zum Wohle der Vorneh-
men und der Fürsten einzuleiten. Gleich in der
Voruntersuchung gab der Angeklagte einen ecla-
tanten Beweis von dem Bewußtsein seiner Schuld,
indem er angab, daß sein Setzer in seiner Ab-
wesenheit den Aufsatz ohne sein Wissen aus der
Neuen Deutschen Zeitung abgedruckt habe, was
der Setzer anfangs auch bestätigte; als er aber
seine Angabe beschwören sollte, gestand der Setzer,
daß Güldig ihn veranlaßt habe, das Gericht zu
seinen Gunsten zu belügen. Uebrigens beharrt
der Angeklagte auch heute wieder, obgleich er zu-
gibt, daß er an jenem Tage nicht verreist war,
auf der Behauptung, der Artikel sei aus Verse-
hen ohne sein Wissen abgedruckt worden, ob er
gleich in der Voruntersuchung bereits zugestanden
hatte, daß er selbst den Abdruck des Artikels an-
geordnet habe. Auch benimmt sich derselbe
mit solcher Frechheit, daß er z. B. behauptet, er
könne sich's durchaus nicht gefallen lassen, daß
man ihn einer Lüge beschuldige, er bitte den Hof
zur Sache selbst überzugehen und nicht immer bei
diesem einzigen Punkt stehen zu bleiben. Natür-
lich, so was ist unbequem, wenn man vor aller
Welt Rechenschaft geben soll, warum man das
Gericht belogen habe, da man ja nicht sagen will
und darf, man habe gelogen, um seine Schuld zu
verdecken, denn man bekennt sich nicht schuldig;
man hat in dem incriminirten Artikel keine Her-
abwürdigung der Neligion, sondern blos eine Sa-
tyre auf die politischen Zustände erblickt. Uebri-
gens setzt die Frage des Präsidenten: Glauben
Sie, daß man zur Satyre Alles benützen darf,
den Angeklagten in große Verlegenheit; er läßt
sich auf eine Beantwortung dieser Frage nicht ein,
sondern entschuldigt sich damit, daß er vorbringt,
der Aufsatz sei in dem komischen Volkskalender
erschienen, welcher in Preußen, wo doch die Re-
ligion am meisten „gehandhabt“ ( sic! ) werde, in
20,000 Exemplaren verbreitet sei. Dieser Ent-
schuldigung setzt der Präsident die in jeder Be-
ziehung treffende Frage entgegen: Glauben Sie,
daß wir uns das, was in Preußen geschieht, zum
Muster nehmen müssen? Güldig verwickelt in
solche Widersprüche, daß dieses einfältige, ächt
demokratische Läugnen Einem ordentlich wehe thut.
Die Begründung der Anklage ist natürlich leicht.
Man braucht, bemerkte der Staatsanwalt, den
Artikel nur zu lesen, um von Eckel über den gan-
zen Jnhalt desselben erfüllt zu werden. Allerdings
ist der Zweck desselben zunächst der einer politi-
schen Satyre. Allein die Anklage gründet sich
auf das Mittel, welches zur Erreichung dieses
Zweckes angewendet wurde, es sind hiezu die
Worte der heil. Schrift gebraucht worden, um
Lachen zu erregen, und wenn man die hl. Schrift
und Person Gottes mißbraucht, um Lachen zu
erregen, so ist das eine Herabwürdigung der Re-
ligion und der Gottheit. Gott wird hier als der
gehorsame Diener der hohen Herrschaften darge-
stellt, der sich beeilt, ihre Launen, auch die wider-
sinnigsten, zu erfüllen.    ( Schluß folgt. )

Berlin, 25. Aug. ( Schluß der in der gestri-
gen Nummer abgebrochenen Aktenstücke aus dem
Preuß. Staatsanzeiger. “ ) Es bedarf wohl
kaum der Erwähnung, daß, wenn auch das

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[0003] habe, jedoch war das Bett noch leer. Der An- geklagte läugnet die Schuld und will nichts da- von wissen; einige Zeugen sagen, daß er eine Pi- stole etliche Tage vorher entlehnt, und daß er sich früher einmal seiner Meisterin gegenüber geäußert habe: er beirathe sie, wenn der Meister gestorben sei; doch sagt derselbe Zeuge zugleich, diese Aeus- serung sei ein Scherz gewesen. Der Vertheidiger sprach in einer warmen Rede für die Freisprechung des Angeklagten. Die Geschworenen aber erkann- ten ihn „Schuldig“ des nächsten Versuchs zum Morde, worauf der Schwurgerichtshof ihn in An- betracht seines guten Leumunds auf ungewisse Zeit ins Zuchthaus verurtheilte und dem Angeklagten versprach, ein Gnadengesuch bei Sr. Maj. dem König für ihn einzureichen. -- Präsident war: Appell.=Ger.=Rath Schattemann. Staatsanwalt: Appell.=Ger = Ass. Helfreich. Vertheidiger: Rechts- anwalt Zorn. Neuestes. * Würzburg, 31. August. Gestern Abend 5 Uhr kam Se. königl. Hoheit Prinz Luitpold hier an und wurden im Gasthofe zum Kronprinz von Baiern von den Civil= und Militär=Autoritäten hiesiger Stadt feierlichst empfangen. Die Jnspek- tion des hiesigen zweiten Artillerie=Regiments hat heute bereits begonnen und wird die nächste Woche noch 5 bis 6 Tage in Anspruch nehmen. * Würzburg, 31. August. Jn einigen Ta- gen werden von den 4 nach Aschaffenburg beor- derten Jnfant.=Bataillonen zwei hier eintreffen. -- Nach eingetroffener Marschordre werden am 2. Sept. l. J. 2 Escadronen des k. bay. 6. Chevauxlegers- Regiments Herzog v. Leuchtenberg, von Kitzingen kommend, hier eintreffen und am 3. d. über Es- selbach nach Aschaffenburg abmarschiren. * Arnstein, 31. August. Gestern hatten wir die ersten Einguartirungen einer Abtheilung Jn- fanterie, welche auf dem Marsche nach Aschaffen- burg begriffen ist, und heute werden mehrere Es- kadronen vom 6. Chevauxleger=Regiment, welche, von Bamberg kommend, an denselben Bestim- mungsort abgehen, hier eintreffen. Bamberg, 30. August. Zwei Eskadronen des hiesigen 6. Chev.=Reg. nebst dem Stabe werden morgen früh von hier ab und nach Aschaffenburg marschiren. Zu gleicher Zeit treten auch die in Neustadt a/A. liegenden beiden Eskadronen des- selben Regiments den Marsch nach Aschaffenburg an. ( B. Z. ) Freiburg, 28. August. Es bestätigt sich, daß auf Anlaß des Geburtsfestes des Groß- herzogs zahlreiche Begnadigungen ausgespro- chen sind. Allein von den vom Freiburger Hofgericht verurtheilten politischen Verbrechern sind 38 Personen, gegen welche theilweise eine Strafe bis zu 3 und 4 Jahr Zuchthaus erkannt war, der Haft entlassen: bekannte Namen sind da- runter nicht, wohl aber ein Frauenzimmer, Rosa Müller von Freiburg, verurtheilt, „wegen versuch- ter Verleitung württembergischer Soldaten zum Bruch des Fahneneides.“ ( D. Z. ) Stuttgart, 28. August. Gegen das neueste Gebahren der Salonpietisten enthält heute die „Ulmer Schnellpost“ folgenden bemerkenswerthen Artikel: Zu welchem Umfang der Pietismus in Schwaben aufgewachsen ist, dafür mögen folgende Thatsachen sprechen, die wir zwei theologischen Journalen entnehmen. Die Gebrüder Paulus und Chr. Hoffmann vom Salon bei Ludwigsburg bereisen in neuerer Zeit das Land, zumal das pietistische, besuchen die Gemeinschaften, Stunden, Stundenhalter und Einzelne, reden und beten vor und mit ihnen, und verkehren unter sich „in der Sprache Kanaans“ mit dem vertraulichen „du“. Sie gründen überall „Gebetvereine“ und erneuern sie insbesondere durch Erzählungen von Märtyrern im Hinblick auf die bald möglich werdenden Be- zeugungen des Bekenntnisses mit Blut und Tod. Ueber 220 solcher Gebetvereine, namentlich auf der rauhen Alp und dem Schwarzwald, auch im Stroh= und Zabergäu, haben sich ihnen angeschlos- sen. Jhre Reiseprediger werden „Evangelisten“ genannt. Es befinden sich frühere Schulsteister unter ihnen, die ihren Urlaub genommen haben, und, wie ich höre, sich bei diesem Geschäft besser stellen, als auf ihren früheren Schulstellen, indem ihr Einkommen als „Evangelisten“ 600 fl. betra- gen soll. Das neueste evangelische „Kirchenblatt“ beklagt sich bereits, daß die „Evangelisten“ taufen und das Abendmal austheilen, und die neuesten Artikel der „Süddeutschen Warte“ athmen eine sehr feindseliche Stimmung dieser Partei gegen die evangelische Landeskirche. So ziehen die Män- ner des Salons ein umfassendes Netz mitten durch das pietistische Land hin, um, wenn die Zeit er- füllt ist, die Fäden zusammenzuziehen, und eine neue Kirche zu gründen. Gotha, 25. Aug. Der Landtag hat seinen Beschluß, die Besteuerung des Privatvermögens des Herzogs betr., wieder zurückgenommen, nach- dem die Staatsregierung Protest dagegen erhoben hatte. Nur die äußerste Linke versuchte durch ihre Stimmen den Beschluß aufrecht zu erhalten. ( C. Z. ) Dresden, 27. August. Die zweite Kammer hat die Forterhebung der gesammten Steuern bis Ende des Jahres genehmigt. Von der Elbe, 21. Aug. Die „H. B.=H.“ bringt folgendes Nähere über die Verheirathung des Königs von Dänemark: Die Fräulein Ras- mussen ist nicht zur Baronesse, sondern zur Gräfin v. Danner erhoben. Zugleich hat sie den Rang über den Frauen der dänischen Staatsminister er- halten. Die beiden Gräfinnen, welche der Trauung in der Schloßkirche beizuwohnen befohlen waren, sind die Gräfin v. Ahlefeld, Gemahlin des Ober- ceremonienmeisters, und die Gräfin v. Knuth. Der Oberhofmarschall v. Lewetzau führte die Braut an den Altar. Die Trauung geschah in Gegenwart des ganzen Hofstaats, der sich in Gala befand. Nach der Trauung war große Tafel im Schlosse. Der Erbprinz Ferdinand führte die Gräfin Dan- ner zur Tafel und der König die Gräfin v. Ahle- feld. Einige Tage später soll der König mit der Gräfin v. Danner einen unerwarteten Besuch bei seiner Stiefmutter, der Königin Karoline Amalie, gemacht haben. Die ältere Königin, Wittwe Fried- rich VI., soll sich einen ähnlichen ihr zugedachten Be- such verbeten haben. Ganz Kopenhagen, insbesondere die dortige Damenwelt, ist hierüber in großer Auf- regung; alle Damen, die Zutritt bei Hofe haben, be- fürchten, den Befehl zu erhalten, der Gräfin von Danner die Aufwartung zu machen. Diese Furcht ist um so größer, als man weiß, daß die genannte Dame erklärt haben soll, ihre größte Freude und ihr größter Stolz würde sein, wenn alle die Da- men, als sie Putzhändlerin war, zu ihren Kunden gehörten, jetzt ihr die Aufwartung machen wür- den. Die Entrüstung in den höheren Kreisen Kopenhagens soll groß und allgemein sein. Dieser Hofscandal paßt aber vollkommen zu dem Stra- ßenscandal, durch welchen der Kopenhagener Pö- bel die glorreiche Märzrevolution von 1848 durch- führte. -- Se. Ercellenz der Hr. Berling ist nicht alleiniger, sondern nur Miteigenthümer der Ber- ling 'schen Zeitung, die Eigenthum der ganzen Fa- milie ist. Derselbe wurde im verflossenen Jahre zum kgl. Kammerherrn ernannt. Er ist zugleich Jntendant der Civilliste, die, wie man sich erin- nern wird, vor kurzem ein bedeutendes Defizit hatte, welches vom Reichstage auf Antrag des Ministeriums gedeckt wurde. Sein Einfluß bei Hofe als Favorit des Königs und der Gräfin v. Danner soll ein unbedingter sein. Hamburg, 28. August, Nachmittags 3 Uhr. Die gestern mitgetheilte Nachricht von einer Lan- dung 5 dänischer Schiffe bei Grönwald hat sich nicht bestätigt. ( Berl. telegr. Bur. ) Ludwigsburg, 27. August. Verhandlungs des Schwuregrichtshofs gegen den Buchdrucker Gül- dig von Heilbronn, wegen Herabwürdigung der Religion. Vertheidiger: Rechtsconsulent Georgii von Stuttgart, Redakteur des Turnblatts. Cle- ricus Clericum non decimat, ein Redakteur vertheidigt den andern. Der incriminirte Artikel erschien in Nro. 33 des Neckardampfschiffes vom 9. Febr. d. J. betitelt: Die Schöpfung der Erde: Jm Anfang schuf Gott Himmel und Erde und den Kaiser von Rußland. Und es war anständig finster, wie in einer Schatzkammer und der Geist Metternichs schwebte über den Wassern. Und Gott war destructiv und schuf das Licht und der Staatsanwalt leitete damals noch keine Klage ein, und Gott schied das Licht von der Finsterniß und der Churfürst von Kassel mußte es sich gefallen lassen ec. Jn diesem Tone geht es fort. Die Haltung des Artikels ist darauf berechnet, dem Pöbel die socialen Zustände so darzustellen, als ob Gott die Welt nur für die hohen Herrschaf- ten und den Adel erschaffen hätte und als müß- ten die übrigen Menschen von dem leben, was die hohen Herrschaften übrig lassen. Die Anklage geht dahin, daß die Gottheit herabgewürdiget sei durch die Darstellung, als hätte sie sich durch Anregung verächtlich geschilderter Personen bestim- men lassen, Alles nur zum Wohle der Vorneh- men und der Fürsten einzuleiten. Gleich in der Voruntersuchung gab der Angeklagte einen ecla- tanten Beweis von dem Bewußtsein seiner Schuld, indem er angab, daß sein Setzer in seiner Ab- wesenheit den Aufsatz ohne sein Wissen aus der Neuen Deutschen Zeitung abgedruckt habe, was der Setzer anfangs auch bestätigte; als er aber seine Angabe beschwören sollte, gestand der Setzer, daß Güldig ihn veranlaßt habe, das Gericht zu seinen Gunsten zu belügen. Uebrigens beharrt der Angeklagte auch heute wieder, obgleich er zu- gibt, daß er an jenem Tage nicht verreist war, auf der Behauptung, der Artikel sei aus Verse- hen ohne sein Wissen abgedruckt worden, ob er gleich in der Voruntersuchung bereits zugestanden hatte, daß er selbst den Abdruck des Artikels an- geordnet habe. 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Allein die Anklage gründet sich auf das Mittel, welches zur Erreichung dieses Zweckes angewendet wurde, es sind hiezu die Worte der heil. Schrift gebraucht worden, um Lachen zu erregen, und wenn man die hl. Schrift und Person Gottes mißbraucht, um Lachen zu erregen, so ist das eine Herabwürdigung der Re- ligion und der Gottheit. Gott wird hier als der gehorsame Diener der hohen Herrschaften darge- stellt, der sich beeilt, ihre Launen, auch die wider- sinnigsten, zu erfüllen. ( Schluß folgt. ) Berlin, 25. Aug. ( Schluß der in der gestri- gen Nummer abgebrochenen Aktenstücke aus dem „ Preuß. Staatsanzeiger. “ ) Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, daß, wenn auch das

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 209. Würzburg, 31. August 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische209_1850/3>, abgerufen am 21.11.2024.