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Die Bayerische Presse. Nr. 281. Würzburg, 23. November 1850.

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[Spaltenumbruch] keine nähere Antwort darauf. Die holsteinische
Frage ist in dem Sinne des Jnhibitoriums des
deutschen Bundes bereinigt; man fordert von Preu-
ßen nicht, daß es dasselbe unterstütze, sondern
nur, daß es gewähren lasse, ohne jedoch seine Län-
der für den Durchzug von Bundestruppen zu
öffnen. Auch die kurhessische Frage ist bis auf
einen Punkt ausgeglichen. Oesterreich hat die
von Preußen verlangte Erklärung in Bezug auf
Absicht und Dauer der Besetzung Hessens durch
die Bundestruppen zugesagt, und eine solche Er-
klärung vom deutschen Bunde soll bereits in ge-
nügender Weise gegeben worden sein. Preußen
hatte ferner eine Beschleunigung der freien Con-
ferenzen verlangt, so jedoch, daß eine Verständi-
gung in Vorconferenzen zwischen Oesterreich und
Preußen vorausgehe, in welchen die wichtigsten
Vorfragen wegen der deutschen Verfassungsfrage
festgesetzt werden sollen. Dieß hat Oesterreich
zugestanden, und bereits hat Hr. v. Prokesch die
Vollmacht zu diesen Vorconferenzen erhalten. Zeit
und Ort der nun folgenden eigentlichen Conferen-
zen aller deutschen Staaten sind zwar noch nicht
definitiv bestimmt, indeß scheint der alleinige Grund
dazu darin zu liegen, daß Oesterreich wiederholt
auf Wien zurückkommt, wozu man sich hier noch
nicht entschließen kann. Von Nürnberg, Augs-
burg und Dresden ist die Rede, am meisten von
der erstern Stadt, wobei dann Bayern in erster
Linie mitbetheiligt wäre. Endlich hat Preußen
die Einstellung der Rüstungen verlangt; Oester-
reich spricht denselben Wunsch aus, und fügt hinzu,
daß es sich mit seinen Verbündeten am deutschen
Bunde darüber benehmen werde, nnd zwar au-
genblicklich.

   

Berlin, 19. Nov. Die hier anwesenden Ab-
geordneten haben sich in Parteiversammlungen dar-
über berathen, wie sie gegenüber dem Ministerium
und seiner deutschen Politik sich verhalten sollen.
Die eigentliche Rechte, an deren Spitze Graf
Arnim=Boytzenburg steht, will das Recht Preu-
ßens gewahrt wissen, ist aber gegen jede " Ueber-
stürzung " und wird sich aller Wahrscheinlichkeit
nach für das Ministerium erklären, wenn dieses
beweisen kann, daß es in den Verhandlungen
mit Oesterreich einen im Sinne der Rechten eh-
renvollen Frieden sucht und, falls dieser nicht zu
erlangen wäre, die Entscheidung dem Schwerte
anheimgibt. Die Linke scheint den schärfsten An-
griff auf das Ministerium beschlossen zu haben.
Bin ich recht berichtet, so wäre sie gesonnen, ei-
nen Antrag auf Ministeranklage zu stellen. Was
in diesem Falle geschehen würde, läßt sich freilich
vorhersagen.

Berlin, 20. Nov. Die "Deutsche Reform"
weist heut den Vorwurf zurück, daß in dem Auf-
geben der Unionsverfassung ein Akt politischer Un-
terordnung von Preußin unter Oesterreich enthal-
ten sei. Preußen habe sich nie dazu angelassen,
andern Staaten die Schließung eines Bundes zu
untersagen; aber daß irgend ein Bündniß sich an-
maße, den "Bundestag" für ganz Deutschland zu
repräsentiren, den Gedanken habe es längst abge-
wiesen. Es könne nicht zugeben, wenn die Frank-
furter Versammlung als "Bundestag" thatsäch-
liche Handlungen vornehme, wie z. B. in der hes-
sischen und holsteinischen Frage. Nicht eher könne
eine Entscheidung der Gewalt durch " Bundes-
truppen " stattfinden, als bis die "freien Confe-
renzen ", das neue Organ Deutschlands, sich ge-
äußert hätten.

-- Wie wir hören, sind kürzlich aus St. Pe-
tersburg Depeschen eingegangen, welche eine sichere
Gewähr dafür bieten, daß das dortige Kabinet
entschlossen ist, eine sachgemäße Verständigung zwi-
schen Preußen und Oesterreich in jeder Weise zu
fördern.

-- Jn Betreff Kurhessens und Schleswig-
Holsteins soll man jetzt mit der Verständigung so
weit vorgeschritten sein, daß es kaum noch einer
weitern Diskussion zu bedürfen scheint. Preußen
hat dabei, wie man sagt, den specifisch preußischen
Standpunkt festgehalten.

-- Der interimistische Minister des Auswär-
tigen empfing gestern den päpstlichen Nuntius
[Spaltenumbruch] Viale Prela. Monsignore werden sich zunächst
von hier nach Posen begeben.

Aachen, 19. Nov. Wenn man die kleindeut-
schen Zeitungen liest, sollte man glauben, die
Wehrpflichtigen, welche eben sich unter die Fahnen
reihen, hätten die Gothaer Professoren abgelöst,
welche stets mit Stentorstimmen in die Welt hin-
ausdeklamiren, daß sie "mit Gut und Blut" für
"den Erbkaiser", für "die beschworene Reichsver-
fassung ", für "die Union", für "die Beschlüsse
der Erfurter Parlaments", gegen "Manteuffel",
für "Manteuffel", endlich für "die freien Confe-
renzen " eintreten würden. Zu allem Glück ist
unser Volk indeß etwas gesunder, ehrlicher und
verständiger, als jene pausbackige Wetterfahnen-
Partei. Das Volk wird seine Schuldigkeit thun,
daran ist nicht zu zweifeln, -- wenn man aber
glaubt, dasselbe durch Zeitungstiraden in die Glüh-
hitze der "Begeisterung" für die Hirngespinnste
der Professoren versetzen, oder etwa, Gott weiß,
wem Sand in die Augen streuen zu können, so
möchte man wohl sehr auf dem Jrrwege sich be-
finden.

Krefeld, 18. Nov. Man sollte fragen, wie
es möglich sei, daß die kleindeutschen Blätter
schreiben könnten: "das Volk sei begeistert für die
getroffenen Kriegsmaßregeln, um die Ehre ( ? )
und das Recht ( ? ) Preußens zu vertheidigen; die
Einberufenen verließen mit Freuden Weib und
Kinder, Familien und Alles, was ihnen theuer
sei, ihrer höhern Pflicht, zur Rettung der Ehre ec.
des Vaterlandes einzutreten, zu genügen." --
Diese Phrasen gehen entweder aus Unkenntniß
hervor, oder es sind absichtliche Lügen. Denn an-
statt der Begeisterung findet man überall Jam-
mer und Trauer um den der Familie entrissenen
Vater und Ernährer; Thränen des Schmerzes
kann man fließen sehen, das ist die weitumherpo-
saunte Freude, welche die jetzigen Verhältnisse ver-
anlaßt; aber auch bei den Einberufenen ist keine
Begeisterung, sondern nur die nämliche Trauer
zu finden. Daß die Gothaer und Consorten Al-
les aufbieten, zum Hasse gegen Oesterreich und
seiner Verbündeten zu entflammen, braucht wohl
nicht erst gesagt zu werden. Oesterreich, so lautet der
Schwanengesang, sei an allem Unheil Schuld, es
sei der erbitterste Feind der Volksfreiheit, es wolle
in Preußen den Absolutismus und die russische
Knute einführen; von jeher sei Oesterreich der
Feind der deutschen Einheit gewesen, u. a. m.
Diese saubere Sippschaft denkt, wie einer ihrer
Väter sagte: "Nur drauf gelogen und verläum-
det, es bleibt doch etwas hangen." Ja, es ist
leider schon viel zu viel hangen geblieben, aber
die vorerwähnten Verläumdungen sind doch etwas
zu plump, und wollen nicht recht Platz greifen.
Man denkt der Sache etwas mehr nach; es will
dem Volke nicht recht in den Kopf, daß das ver-
meintliche Recht Preußens keine Sympathien bei
den anderen Großmächten findet, auch treten dann
die von den Eigentlichen so oft dem Volke ge-
machten süßen Versprechungen wieder vor die Seele,
durch welche es sich so lange an der Nase herum-
führen ließ, es hält dann einmal Nachfrage um
die Wahrheit, und so sind denn selbst bei Solchen
andere Ueberzeugungen zu Tage getreten, bei wel-
chem wir sie nicht so rasch erwartet. Was den
Sieg der Wahrheit am meisten fördert, das sind
die boshaften Angriffe, welche die kriegschnauben-
den Blätter sich gegen des Königs Majestät er-
lauben. Mehr und mehr begreift man es, daß
die Demagogen den König zum Kriege zwingen
wollen, weil sie für sich im Trüben zu fischen
hoffen; aber der König soll sich nur auf sein Volk
verlassen. Will er den Krieg, den unvermeidlichen,
wohlan, dann folgt sein treues Volk: will er ihn
nicht, -- und wie könnte er einen Bruderkrieg
wollen? -- dann wird er auch nichts nach den
Schreiern fragen, die sich für die Häupter des
Volks ausgeben, und doch nur darum oben schwim-
men, weil sie der Schaum des Volkes sind.

   
England.

Dublin, 17. Nov. Der Erzbischof Murray
von Dublin hat auf morgen eine Versammlung
[Spaltenumbruch] der kathol. Geistlichkeit der Stadt und Umgegend
berufen, um eine Beglückwünschung des kathol.
Clerus in England, und eine Danksagung an
den hl. Vater für die Wiederherstellung der Hie-
rarchie in England zu berathen. -- Ein Mitglied
des Dubliner Stadtraths hat angekündigt, er werde
in der nächsten Sitzung beantragen, der Stadt-
rath möge erklären, "er halte den Brief Lord
Russel's an den Bischof v. Durham für eine grobe
Beleidigung der kathol. Einwohner des Landes,
für des Premierministers unwürdig und für ge-
eignet, die unter allen Confessionen und Parteien
des Landes ( Jrlands ) bestehende Harmonie zu
zerstören." -- Die kathol. Wähler zu Drogheda
beabsichtigen eine Meeting zu halten, um ihren
Deputirten Sir W. Somerville, ersten Sekretär
für Jrland im Ministerium, aufzufordern, sein
Mandat niederzulegen, weil er als Mitglied eines
Ministeriums, welches gegen die Katholiken so
feindlich auftrete, ihr Vertrauen nicht mehr besitze.
-- Vom 17. Okt. bis 14. Nov. sind für die ka-
tholische Universität fast 3200 Pf. als einmali-
ger, und 241 Pf. als jährlicher Beitrag ge-
zeichnet.

** Aus der Schweiz, 20. Nov. Die Zei-
tungsleser erinnern sich wahrscheinrich noch, daß
vor mehreren Jahren ein Geschäftsreisender im
Züricher See verunglückt ist. Derselbe fuhr nem-
lich Abends spät, nachdem es schon ganz Nacht
geworden war, von Zug weg nach Arth, obgleich
man ihn auf die Gefährlichkeit des Weges zur
Nachtzeit aufmerksam gemacht und ihn hinlänglich
gewarnt hatte. Er nahm zwar einen Führer mit,
der mit einer Laterne eine kurze Strecke vor dem
Pferd und Wagen hergehen mußte, dennoch aber
geschah das Unglück, wie die öffentlichen Blätter
berichteten. Man fand zwar den Wagen und das
Roß wieder, nicht aber den Reisenden und sein
Geld. Nunmehr aber hat es sich herausgestellt,
daß derselbe, nachdem er aus dem Wagen gestie-
gen war, das Roß absichtlich dem See zugejagt,
sich dann verborgen gehalten und geflüchtet und
nach Amerika entkommen ist. Obschon er einen
fremden Namen angenommen, wurde er daselbst
von einem Reisenden erkannt und soll jetzt aus-
geliefert werden. Er war der Reisende eines
Handlungshauses in Freiburg i. B.

Jtalien.

Nach einem Briefe aus Rom soll man dort
wenig Hoffnung für die Regulirung der piemon-
tesischen Differenzen durch die französische Diplo-
matie haben. -- Dem Vernehmen nach hat der
Pro=Staatssekretär an alle europäischen Mächte
eine Denkschrift gerichtet, in welcher er die Lage
des römischen Hofes in Bezug auf England aus-
einandersetzt. Er thut darin dar, daß er sich in
keiner Hinsicht in die englische Politik eingemischt,
daß er keine weltliche, sondern nur geistliche und
mit den englischen Gesetzen übereinstimmende Maß-
regeln genommen habe. -- Graf v. Montalem-
bert hat an den Fürsten Peter Odescalchi, Prä-
sidenten des römischen Gemeinderaths, ein Schrei-
ben gerichtet, in welchem er sich für seine Er-
nennung zum "römischen Bürger" bedankt. Jn
diesem Schreiben heißt es unter Anderem: "Jn
Frankreich sind wir gewohnt, der Stadt Rom
eine Art von kindlicher Verehrung zu zollen, weil
sie uns das Vaterland aller Katholiken scheint.
Aber wer würde sich nicht glücklich schätzen, ihr
durch ein besonderes Recht anzugehören! Wer
sollte nicht stolz sein auf einen Titel, welcher an
die Thaten des alten Roms, die das neue Rom
angenommen, gereinigt und verewigt hat, indem
es der schützenden Hand des Stellvertreters Jesu
Christi übergeben wurde, erinnert. Durch ein
Privilegium einzig in seiner Art hienieden hat
diese Welthauptstadt ihre Glorie so weit ausdeh-
nen können, indem sie sie dem zugesellte, was nie
enden wird. Der Heldenmuth und die Einsicht
der alten römischen Bürger finden sich so mit der
unvergleichlichen Größe des Roms der Päpste
identifizirt, welches schon dreimal länger gedauert
hat, als das Rom der Brutus' und der Cice-

[Spaltenumbruch] keine nähere Antwort darauf. Die holsteinische
Frage ist in dem Sinne des Jnhibitoriums des
deutschen Bundes bereinigt; man fordert von Preu-
ßen nicht, daß es dasselbe unterstütze, sondern
nur, daß es gewähren lasse, ohne jedoch seine Län-
der für den Durchzug von Bundestruppen zu
öffnen. Auch die kurhessische Frage ist bis auf
einen Punkt ausgeglichen. Oesterreich hat die
von Preußen verlangte Erklärung in Bezug auf
Absicht und Dauer der Besetzung Hessens durch
die Bundestruppen zugesagt, und eine solche Er-
klärung vom deutschen Bunde soll bereits in ge-
nügender Weise gegeben worden sein. Preußen
hatte ferner eine Beschleunigung der freien Con-
ferenzen verlangt, so jedoch, daß eine Verständi-
gung in Vorconferenzen zwischen Oesterreich und
Preußen vorausgehe, in welchen die wichtigsten
Vorfragen wegen der deutschen Verfassungsfrage
festgesetzt werden sollen. Dieß hat Oesterreich
zugestanden, und bereits hat Hr. v. Prokesch die
Vollmacht zu diesen Vorconferenzen erhalten. Zeit
und Ort der nun folgenden eigentlichen Conferen-
zen aller deutschen Staaten sind zwar noch nicht
definitiv bestimmt, indeß scheint der alleinige Grund
dazu darin zu liegen, daß Oesterreich wiederholt
auf Wien zurückkommt, wozu man sich hier noch
nicht entschließen kann. Von Nürnberg, Augs-
burg und Dresden ist die Rede, am meisten von
der erstern Stadt, wobei dann Bayern in erster
Linie mitbetheiligt wäre. Endlich hat Preußen
die Einstellung der Rüstungen verlangt; Oester-
reich spricht denselben Wunsch aus, und fügt hinzu,
daß es sich mit seinen Verbündeten am deutschen
Bunde darüber benehmen werde, nnd zwar au-
genblicklich.

   

Berlin, 19. Nov. Die hier anwesenden Ab-
geordneten haben sich in Parteiversammlungen dar-
über berathen, wie sie gegenüber dem Ministerium
und seiner deutschen Politik sich verhalten sollen.
Die eigentliche Rechte, an deren Spitze Graf
Arnim=Boytzenburg steht, will das Recht Preu-
ßens gewahrt wissen, ist aber gegen jede „ Ueber-
stürzung “ und wird sich aller Wahrscheinlichkeit
nach für das Ministerium erklären, wenn dieses
beweisen kann, daß es in den Verhandlungen
mit Oesterreich einen im Sinne der Rechten eh-
renvollen Frieden sucht und, falls dieser nicht zu
erlangen wäre, die Entscheidung dem Schwerte
anheimgibt. Die Linke scheint den schärfsten An-
griff auf das Ministerium beschlossen zu haben.
Bin ich recht berichtet, so wäre sie gesonnen, ei-
nen Antrag auf Ministeranklage zu stellen. Was
in diesem Falle geschehen würde, läßt sich freilich
vorhersagen.

Berlin, 20. Nov. Die „Deutsche Reform“
weist heut den Vorwurf zurück, daß in dem Auf-
geben der Unionsverfassung ein Akt politischer Un-
terordnung von Preußin unter Oesterreich enthal-
ten sei. Preußen habe sich nie dazu angelassen,
andern Staaten die Schließung eines Bundes zu
untersagen; aber daß irgend ein Bündniß sich an-
maße, den „Bundestag“ für ganz Deutschland zu
repräsentiren, den Gedanken habe es längst abge-
wiesen. Es könne nicht zugeben, wenn die Frank-
furter Versammlung als „Bundestag“ thatsäch-
liche Handlungen vornehme, wie z. B. in der hes-
sischen und holsteinischen Frage. Nicht eher könne
eine Entscheidung der Gewalt durch „ Bundes-
truppen “ stattfinden, als bis die „freien Confe-
renzen “, das neue Organ Deutschlands, sich ge-
äußert hätten.

-- Wie wir hören, sind kürzlich aus St. Pe-
tersburg Depeschen eingegangen, welche eine sichere
Gewähr dafür bieten, daß das dortige Kabinet
entschlossen ist, eine sachgemäße Verständigung zwi-
schen Preußen und Oesterreich in jeder Weise zu
fördern.

-- Jn Betreff Kurhessens und Schleswig-
Holsteins soll man jetzt mit der Verständigung so
weit vorgeschritten sein, daß es kaum noch einer
weitern Diskussion zu bedürfen scheint. Preußen
hat dabei, wie man sagt, den specifisch preußischen
Standpunkt festgehalten.

-- Der interimistische Minister des Auswär-
tigen empfing gestern den päpstlichen Nuntius
[Spaltenumbruch] Viale Prela. Monsignore werden sich zunächst
von hier nach Posen begeben.

Aachen, 19. Nov. Wenn man die kleindeut-
schen Zeitungen liest, sollte man glauben, die
Wehrpflichtigen, welche eben sich unter die Fahnen
reihen, hätten die Gothaer Professoren abgelöst,
welche stets mit Stentorstimmen in die Welt hin-
ausdeklamiren, daß sie „mit Gut und Blut“ für
„den Erbkaiser“, für „die beschworene Reichsver-
fassung “, für „die Union“, für „die Beschlüsse
der Erfurter Parlaments“, gegen „Manteuffel“,
für „Manteuffel“, endlich für „die freien Confe-
renzen “ eintreten würden. Zu allem Glück ist
unser Volk indeß etwas gesunder, ehrlicher und
verständiger, als jene pausbackige Wetterfahnen-
Partei. Das Volk wird seine Schuldigkeit thun,
daran ist nicht zu zweifeln, -- wenn man aber
glaubt, dasselbe durch Zeitungstiraden in die Glüh-
hitze der „Begeisterung“ für die Hirngespinnste
der Professoren versetzen, oder etwa, Gott weiß,
wem Sand in die Augen streuen zu können, so
möchte man wohl sehr auf dem Jrrwege sich be-
finden.

Krefeld, 18. Nov. Man sollte fragen, wie
es möglich sei, daß die kleindeutschen Blätter
schreiben könnten: „das Volk sei begeistert für die
getroffenen Kriegsmaßregeln, um die Ehre ( ? )
und das Recht ( ? ) Preußens zu vertheidigen; die
Einberufenen verließen mit Freuden Weib und
Kinder, Familien und Alles, was ihnen theuer
sei, ihrer höhern Pflicht, zur Rettung der Ehre ec.
des Vaterlandes einzutreten, zu genügen.“ --
Diese Phrasen gehen entweder aus Unkenntniß
hervor, oder es sind absichtliche Lügen. Denn an-
statt der Begeisterung findet man überall Jam-
mer und Trauer um den der Familie entrissenen
Vater und Ernährer; Thränen des Schmerzes
kann man fließen sehen, das ist die weitumherpo-
saunte Freude, welche die jetzigen Verhältnisse ver-
anlaßt; aber auch bei den Einberufenen ist keine
Begeisterung, sondern nur die nämliche Trauer
zu finden. Daß die Gothaer und Consorten Al-
les aufbieten, zum Hasse gegen Oesterreich und
seiner Verbündeten zu entflammen, braucht wohl
nicht erst gesagt zu werden. Oesterreich, so lautet der
Schwanengesang, sei an allem Unheil Schuld, es
sei der erbitterste Feind der Volksfreiheit, es wolle
in Preußen den Absolutismus und die russische
Knute einführen; von jeher sei Oesterreich der
Feind der deutschen Einheit gewesen, u. a. m.
Diese saubere Sippschaft denkt, wie einer ihrer
Väter sagte: „Nur drauf gelogen und verläum-
det, es bleibt doch etwas hangen.“ Ja, es ist
leider schon viel zu viel hangen geblieben, aber
die vorerwähnten Verläumdungen sind doch etwas
zu plump, und wollen nicht recht Platz greifen.
Man denkt der Sache etwas mehr nach; es will
dem Volke nicht recht in den Kopf, daß das ver-
meintliche Recht Preußens keine Sympathien bei
den anderen Großmächten findet, auch treten dann
die von den Eigentlichen so oft dem Volke ge-
machten süßen Versprechungen wieder vor die Seele,
durch welche es sich so lange an der Nase herum-
führen ließ, es hält dann einmal Nachfrage um
die Wahrheit, und so sind denn selbst bei Solchen
andere Ueberzeugungen zu Tage getreten, bei wel-
chem wir sie nicht so rasch erwartet. Was den
Sieg der Wahrheit am meisten fördert, das sind
die boshaften Angriffe, welche die kriegschnauben-
den Blätter sich gegen des Königs Majestät er-
lauben. Mehr und mehr begreift man es, daß
die Demagogen den König zum Kriege zwingen
wollen, weil sie für sich im Trüben zu fischen
hoffen; aber der König soll sich nur auf sein Volk
verlassen. Will er den Krieg, den unvermeidlichen,
wohlan, dann folgt sein treues Volk: will er ihn
nicht, -- und wie könnte er einen Bruderkrieg
wollen? -- dann wird er auch nichts nach den
Schreiern fragen, die sich für die Häupter des
Volks ausgeben, und doch nur darum oben schwim-
men, weil sie der Schaum des Volkes sind.

   
England.

Dublin, 17. Nov. Der Erzbischof Murray
von Dublin hat auf morgen eine Versammlung
[Spaltenumbruch] der kathol. Geistlichkeit der Stadt und Umgegend
berufen, um eine Beglückwünschung des kathol.
Clerus in England, und eine Danksagung an
den hl. Vater für die Wiederherstellung der Hie-
rarchie in England zu berathen. -- Ein Mitglied
des Dubliner Stadtraths hat angekündigt, er werde
in der nächsten Sitzung beantragen, der Stadt-
rath möge erklären, „er halte den Brief Lord
Russel's an den Bischof v. Durham für eine grobe
Beleidigung der kathol. Einwohner des Landes,
für des Premierministers unwürdig und für ge-
eignet, die unter allen Confessionen und Parteien
des Landes ( Jrlands ) bestehende Harmonie zu
zerstören.“ -- Die kathol. Wähler zu Drogheda
beabsichtigen eine Meeting zu halten, um ihren
Deputirten Sir W. Somerville, ersten Sekretär
für Jrland im Ministerium, aufzufordern, sein
Mandat niederzulegen, weil er als Mitglied eines
Ministeriums, welches gegen die Katholiken so
feindlich auftrete, ihr Vertrauen nicht mehr besitze.
-- Vom 17. Okt. bis 14. Nov. sind für die ka-
tholische Universität fast 3200 Pf. als einmali-
ger, und 241 Pf. als jährlicher Beitrag ge-
zeichnet.

** Aus der Schweiz, 20. Nov. Die Zei-
tungsleser erinnern sich wahrscheinrich noch, daß
vor mehreren Jahren ein Geschäftsreisender im
Züricher See verunglückt ist. Derselbe fuhr nem-
lich Abends spät, nachdem es schon ganz Nacht
geworden war, von Zug weg nach Arth, obgleich
man ihn auf die Gefährlichkeit des Weges zur
Nachtzeit aufmerksam gemacht und ihn hinlänglich
gewarnt hatte. Er nahm zwar einen Führer mit,
der mit einer Laterne eine kurze Strecke vor dem
Pferd und Wagen hergehen mußte, dennoch aber
geschah das Unglück, wie die öffentlichen Blätter
berichteten. Man fand zwar den Wagen und das
Roß wieder, nicht aber den Reisenden und sein
Geld. Nunmehr aber hat es sich herausgestellt,
daß derselbe, nachdem er aus dem Wagen gestie-
gen war, das Roß absichtlich dem See zugejagt,
sich dann verborgen gehalten und geflüchtet und
nach Amerika entkommen ist. Obschon er einen
fremden Namen angenommen, wurde er daselbst
von einem Reisenden erkannt und soll jetzt aus-
geliefert werden. Er war der Reisende eines
Handlungshauses in Freiburg i. B.

Jtalien.

Nach einem Briefe aus Rom soll man dort
wenig Hoffnung für die Regulirung der piemon-
tesischen Differenzen durch die französische Diplo-
matie haben. -- Dem Vernehmen nach hat der
Pro=Staatssekretär an alle europäischen Mächte
eine Denkschrift gerichtet, in welcher er die Lage
des römischen Hofes in Bezug auf England aus-
einandersetzt. Er thut darin dar, daß er sich in
keiner Hinsicht in die englische Politik eingemischt,
daß er keine weltliche, sondern nur geistliche und
mit den englischen Gesetzen übereinstimmende Maß-
regeln genommen habe. -- Graf v. Montalem-
bert hat an den Fürsten Peter Odescalchi, Prä-
sidenten des römischen Gemeinderaths, ein Schrei-
ben gerichtet, in welchem er sich für seine Er-
nennung zum „römischen Bürger“ bedankt. Jn
diesem Schreiben heißt es unter Anderem: „Jn
Frankreich sind wir gewohnt, der Stadt Rom
eine Art von kindlicher Verehrung zu zollen, weil
sie uns das Vaterland aller Katholiken scheint.
Aber wer würde sich nicht glücklich schätzen, ihr
durch ein besonderes Recht anzugehören! Wer
sollte nicht stolz sein auf einen Titel, welcher an
die Thaten des alten Roms, die das neue Rom
angenommen, gereinigt und verewigt hat, indem
es der schützenden Hand des Stellvertreters Jesu
Christi übergeben wurde, erinnert. Durch ein
Privilegium einzig in seiner Art hienieden hat
diese Welthauptstadt ihre Glorie so weit ausdeh-
nen können, indem sie sie dem zugesellte, was nie
enden wird. Der Heldenmuth und die Einsicht
der alten römischen Bürger finden sich so mit der
unvergleichlichen Größe des Roms der Päpste
identifizirt, welches schon dreimal länger gedauert
hat, als das Rom der Brutus' und der Cice-

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[0003] keine nähere Antwort darauf. Die holsteinische Frage ist in dem Sinne des Jnhibitoriums des deutschen Bundes bereinigt; man fordert von Preu- ßen nicht, daß es dasselbe unterstütze, sondern nur, daß es gewähren lasse, ohne jedoch seine Län- der für den Durchzug von Bundestruppen zu öffnen. Auch die kurhessische Frage ist bis auf einen Punkt ausgeglichen. Oesterreich hat die von Preußen verlangte Erklärung in Bezug auf Absicht und Dauer der Besetzung Hessens durch die Bundestruppen zugesagt, und eine solche Er- klärung vom deutschen Bunde soll bereits in ge- nügender Weise gegeben worden sein. Preußen hatte ferner eine Beschleunigung der freien Con- ferenzen verlangt, so jedoch, daß eine Verständi- gung in Vorconferenzen zwischen Oesterreich und Preußen vorausgehe, in welchen die wichtigsten Vorfragen wegen der deutschen Verfassungsfrage festgesetzt werden sollen. Dieß hat Oesterreich zugestanden, und bereits hat Hr. v. Prokesch die Vollmacht zu diesen Vorconferenzen erhalten. Zeit und Ort der nun folgenden eigentlichen Conferen- zen aller deutschen Staaten sind zwar noch nicht definitiv bestimmt, indeß scheint der alleinige Grund dazu darin zu liegen, daß Oesterreich wiederholt auf Wien zurückkommt, wozu man sich hier noch nicht entschließen kann. Von Nürnberg, Augs- burg und Dresden ist die Rede, am meisten von der erstern Stadt, wobei dann Bayern in erster Linie mitbetheiligt wäre. Endlich hat Preußen die Einstellung der Rüstungen verlangt; Oester- reich spricht denselben Wunsch aus, und fügt hinzu, daß es sich mit seinen Verbündeten am deutschen Bunde darüber benehmen werde, nnd zwar au- genblicklich. ( A. Z. ) Berlin, 19. Nov. Die hier anwesenden Ab- geordneten haben sich in Parteiversammlungen dar- über berathen, wie sie gegenüber dem Ministerium und seiner deutschen Politik sich verhalten sollen. Die eigentliche Rechte, an deren Spitze Graf Arnim=Boytzenburg steht, will das Recht Preu- ßens gewahrt wissen, ist aber gegen jede „ Ueber- stürzung “ und wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach für das Ministerium erklären, wenn dieses beweisen kann, daß es in den Verhandlungen mit Oesterreich einen im Sinne der Rechten eh- renvollen Frieden sucht und, falls dieser nicht zu erlangen wäre, die Entscheidung dem Schwerte anheimgibt. Die Linke scheint den schärfsten An- griff auf das Ministerium beschlossen zu haben. Bin ich recht berichtet, so wäre sie gesonnen, ei- nen Antrag auf Ministeranklage zu stellen. Was in diesem Falle geschehen würde, läßt sich freilich vorhersagen. ( D. Z. ) Berlin, 20. Nov. Die „Deutsche Reform“ weist heut den Vorwurf zurück, daß in dem Auf- geben der Unionsverfassung ein Akt politischer Un- terordnung von Preußin unter Oesterreich enthal- ten sei. Preußen habe sich nie dazu angelassen, andern Staaten die Schließung eines Bundes zu untersagen; aber daß irgend ein Bündniß sich an- maße, den „Bundestag“ für ganz Deutschland zu repräsentiren, den Gedanken habe es längst abge- wiesen. Es könne nicht zugeben, wenn die Frank- furter Versammlung als „Bundestag“ thatsäch- liche Handlungen vornehme, wie z. B. in der hes- sischen und holsteinischen Frage. Nicht eher könne eine Entscheidung der Gewalt durch „ Bundes- truppen “ stattfinden, als bis die „freien Confe- renzen “, das neue Organ Deutschlands, sich ge- äußert hätten. -- Wie wir hören, sind kürzlich aus St. Pe- tersburg Depeschen eingegangen, welche eine sichere Gewähr dafür bieten, daß das dortige Kabinet entschlossen ist, eine sachgemäße Verständigung zwi- schen Preußen und Oesterreich in jeder Weise zu fördern. -- Jn Betreff Kurhessens und Schleswig- Holsteins soll man jetzt mit der Verständigung so weit vorgeschritten sein, daß es kaum noch einer weitern Diskussion zu bedürfen scheint. Preußen hat dabei, wie man sagt, den specifisch preußischen Standpunkt festgehalten. -- Der interimistische Minister des Auswär- tigen empfing gestern den päpstlichen Nuntius Viale Prela. Monsignore werden sich zunächst von hier nach Posen begeben. Aachen, 19. Nov. Wenn man die kleindeut- schen Zeitungen liest, sollte man glauben, die Wehrpflichtigen, welche eben sich unter die Fahnen reihen, hätten die Gothaer Professoren abgelöst, welche stets mit Stentorstimmen in die Welt hin- ausdeklamiren, daß sie „mit Gut und Blut“ für „den Erbkaiser“, für „die beschworene Reichsver- fassung “, für „die Union“, für „die Beschlüsse der Erfurter Parlaments“, gegen „Manteuffel“, für „Manteuffel“, endlich für „die freien Confe- renzen “ eintreten würden. Zu allem Glück ist unser Volk indeß etwas gesunder, ehrlicher und verständiger, als jene pausbackige Wetterfahnen- Partei. Das Volk wird seine Schuldigkeit thun, daran ist nicht zu zweifeln, -- wenn man aber glaubt, dasselbe durch Zeitungstiraden in die Glüh- hitze der „Begeisterung“ für die Hirngespinnste der Professoren versetzen, oder etwa, Gott weiß, wem Sand in die Augen streuen zu können, so möchte man wohl sehr auf dem Jrrwege sich be- finden. Krefeld, 18. Nov. Man sollte fragen, wie es möglich sei, daß die kleindeutschen Blätter schreiben könnten: „das Volk sei begeistert für die getroffenen Kriegsmaßregeln, um die Ehre ( ? ) und das Recht ( ? ) Preußens zu vertheidigen; die Einberufenen verließen mit Freuden Weib und Kinder, Familien und Alles, was ihnen theuer sei, ihrer höhern Pflicht, zur Rettung der Ehre ec. des Vaterlandes einzutreten, zu genügen.“ -- Diese Phrasen gehen entweder aus Unkenntniß hervor, oder es sind absichtliche Lügen. Denn an- statt der Begeisterung findet man überall Jam- mer und Trauer um den der Familie entrissenen Vater und Ernährer; Thränen des Schmerzes kann man fließen sehen, das ist die weitumherpo- saunte Freude, welche die jetzigen Verhältnisse ver- anlaßt; aber auch bei den Einberufenen ist keine Begeisterung, sondern nur die nämliche Trauer zu finden. Daß die Gothaer und Consorten Al- les aufbieten, zum Hasse gegen Oesterreich und seiner Verbündeten zu entflammen, braucht wohl nicht erst gesagt zu werden. Oesterreich, so lautet der Schwanengesang, sei an allem Unheil Schuld, es sei der erbitterste Feind der Volksfreiheit, es wolle in Preußen den Absolutismus und die russische Knute einführen; von jeher sei Oesterreich der Feind der deutschen Einheit gewesen, u. a. m. Diese saubere Sippschaft denkt, wie einer ihrer Väter sagte: „Nur drauf gelogen und verläum- det, es bleibt doch etwas hangen.“ Ja, es ist leider schon viel zu viel hangen geblieben, aber die vorerwähnten Verläumdungen sind doch etwas zu plump, und wollen nicht recht Platz greifen. Man denkt der Sache etwas mehr nach; es will dem Volke nicht recht in den Kopf, daß das ver- meintliche Recht Preußens keine Sympathien bei den anderen Großmächten findet, auch treten dann die von den Eigentlichen so oft dem Volke ge- machten süßen Versprechungen wieder vor die Seele, durch welche es sich so lange an der Nase herum- führen ließ, es hält dann einmal Nachfrage um die Wahrheit, und so sind denn selbst bei Solchen andere Ueberzeugungen zu Tage getreten, bei wel- chem wir sie nicht so rasch erwartet. Was den Sieg der Wahrheit am meisten fördert, das sind die boshaften Angriffe, welche die kriegschnauben- den Blätter sich gegen des Königs Majestät er- lauben. Mehr und mehr begreift man es, daß die Demagogen den König zum Kriege zwingen wollen, weil sie für sich im Trüben zu fischen hoffen; aber der König soll sich nur auf sein Volk verlassen. Will er den Krieg, den unvermeidlichen, wohlan, dann folgt sein treues Volk: will er ihn nicht, -- und wie könnte er einen Bruderkrieg wollen? -- dann wird er auch nichts nach den Schreiern fragen, die sich für die Häupter des Volks ausgeben, und doch nur darum oben schwim- men, weil sie der Schaum des Volkes sind. ( D. Vlkh. ) England. Dublin, 17. Nov. Der Erzbischof Murray von Dublin hat auf morgen eine Versammlung der kathol. Geistlichkeit der Stadt und Umgegend berufen, um eine Beglückwünschung des kathol. Clerus in England, und eine Danksagung an den hl. Vater für die Wiederherstellung der Hie- rarchie in England zu berathen. -- Ein Mitglied des Dubliner Stadtraths hat angekündigt, er werde in der nächsten Sitzung beantragen, der Stadt- rath möge erklären, „er halte den Brief Lord Russel's an den Bischof v. Durham für eine grobe Beleidigung der kathol. 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Derselbe fuhr nem- lich Abends spät, nachdem es schon ganz Nacht geworden war, von Zug weg nach Arth, obgleich man ihn auf die Gefährlichkeit des Weges zur Nachtzeit aufmerksam gemacht und ihn hinlänglich gewarnt hatte. Er nahm zwar einen Führer mit, der mit einer Laterne eine kurze Strecke vor dem Pferd und Wagen hergehen mußte, dennoch aber geschah das Unglück, wie die öffentlichen Blätter berichteten. Man fand zwar den Wagen und das Roß wieder, nicht aber den Reisenden und sein Geld. Nunmehr aber hat es sich herausgestellt, daß derselbe, nachdem er aus dem Wagen gestie- gen war, das Roß absichtlich dem See zugejagt, sich dann verborgen gehalten und geflüchtet und nach Amerika entkommen ist. Obschon er einen fremden Namen angenommen, wurde er daselbst von einem Reisenden erkannt und soll jetzt aus- geliefert werden. Er war der Reisende eines Handlungshauses in Freiburg i. B. Jtalien. 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Aber wer würde sich nicht glücklich schätzen, ihr durch ein besonderes Recht anzugehören! Wer sollte nicht stolz sein auf einen Titel, welcher an die Thaten des alten Roms, die das neue Rom angenommen, gereinigt und verewigt hat, indem es der schützenden Hand des Stellvertreters Jesu Christi übergeben wurde, erinnert. Durch ein Privilegium einzig in seiner Art hienieden hat diese Welthauptstadt ihre Glorie so weit ausdeh- nen können, indem sie sie dem zugesellte, was nie enden wird. Der Heldenmuth und die Einsicht der alten römischen Bürger finden sich so mit der unvergleichlichen Größe des Roms der Päpste identifizirt, welches schon dreimal länger gedauert hat, als das Rom der Brutus' und der Cice-

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 281. Würzburg, 23. November 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische281_1850/3>, abgerufen am 02.05.2024.