Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 5. Berlin, 9. Juli 1740.[Beginn Spaltensatz]
rühmlichen Treue, zu Rittern des Preussischen schwar- Petersburg, vom 16. Junii. Das bisherige Mißverständniß zwischen unserem und Paris, vom 28. Junii. Jn der Nacht zwischen dem 18. und 19. des jetzigen Brüssel, vom 30. Junii. Das Gerüchte, welches sich letztens allhier ausbrei- [Beginn Spaltensatz]
rühmlichen Treue, zu Rittern des Preussischen schwar- Petersburg, vom 16. Junii. Das bisherige Mißverständniß zwischen unserem und Paris, vom 28. Junii. Jn der Nacht zwischen dem 18. und 19. des jetzigen Brüssel, vom 30. Junii. Das Gerüchte, welches sich letztens allhier ausbrei- <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0002"/><cb type="start"/> rühmlichen Treue, zu Rittern des Preussischen schwar-<lb/> tzen Adler= Ordens ernennet. Die Erb= Huldigung zu<lb/> Königsberg ist bis auf den 22sten des jetzigen Monaths<lb/> verschoben. Vorige Mittewoche kamen auf Befehl<lb/> Sr. Maj. 700 Mann von dem Potsdamschen Corpo<lb/> nach Charlottenburg, welche in die dortigen Häuser ein-<lb/> quartiret, auch mit Fleisch, Brodt und Bier verpfleget<lb/> wurden. Nachher ernenneten Se. Maj. 47 von denen-<lb/> selben zu Officiers und Unter= Officiers, schickten 50 wie-<lb/> der nach Potsdam zurück, und vertheileten die übrigen<lb/> unter die Regimenter.</p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head>Petersburg, vom 16. Junii.</head><lb/> <p>Das bisherige Mißverständniß zwischen unserem und<lb/> dem Schwedischen Hofe ist endlich durch die Vermitte-<lb/> lung des Römischen Kaysers und Königs von Franck-<lb/> reich völlig gehoben, oder besser zu sagen, an seinem<lb/> schädlichen Ausbruche verhindert worden. Der erste<lb/> von diesen beyden Monarchen versichert die Cron<lb/> Schweden, daß wir nicht willens gewesen wären, mit<lb/> selbiger zu brechen, und der andere giebt uns Sein Kö-<lb/> nigliches Wort, daß Schweden nicht die Absicht gehe-<lb/> get habe, uns feindlich anzugreifen Durch eine so ver-<lb/> nünftige Erfindung ward nicht allein einem Kriege<lb/> glücklich vorgebeuget, sondern auch der Grund zum neu-<lb/> en Definitiv= Tractat, woran man bereits arbeitet, weis-<lb/> lich geleget. Die Sachen möchten indessen vielleicht<lb/> noch nicht so weit gekommen seyn, wenn die Ottoman-<lb/> nische Pforte nicht vor gut befunden hätte, mit Schwe-<lb/> den ein Bündniß zu schliessen. Seitdem der gewesene<lb/> Ober= Jäger= Meister und vormahlige erste Ambassa-<lb/> deur unserer Kayserin auf dem Congreß zu Niemirow,<lb/> Wolinsky, in der Vestung gefangen sitzt, ist auch des-<lb/> sen Bruder, nebst dem Gouverneur zu Beroniz, und<lb/> dem Präsidenten des Commercien=Collegii, Grafen<lb/> Musin Puschkin, in Verhaft genommen worden. Jn<lb/> die Behausung des letzteren verfügte sich vor etlichen<lb/> Tagen der Geueral Uschakof und der Geheime= Rath<lb/> Neplujef, um ihn über einige wichtige Puncte, das<lb/> Verbrechen des Wolinsky betreffend, zu vernehmen,<lb/> und des andern Morgens wies man ihm ein Quartier<lb/> in der Vestung an Dieser Musin Puschkin wird zwar<lb/> vor eine von den reichsten Privat= Personen der gantzen<lb/> Monarchie gehalten, weil er jährlich von seinen Gü-<lb/> thern über 30000. Rubeln Einkünfte geniesset, und<lb/> sonst starcke Capitalien hat; allein er ist zugleich von<lb/> so bösem Gemüth, daß er sich das gröste Vergnügen<lb/><cb n="2"/> macht, wenn er andere Menschen beleidigen, kräncken<lb/> und peinigen kan.</p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head>Paris, vom 28. Junii.</head><lb/> <p>Jn der Nacht zwischen dem 18. und 19. des jetzigen<lb/> Monaths wurde der Hertzog von Orleans, welcher<lb/> bisher am Podagra kranck gelegen hatte, so schwach,<lb/> daß er auch gar des Morgens in eine Ohnmacht fiel;<lb/> allein man öfnete ihm kurtz hernach eine Ader, und seit-<lb/> dem ist dieser Printz, der zugleich 3. Tage hintereinan-<lb/> der einen starcken Anstoß vom Fieber verspürete, voll-<lb/> kommen wieder hergestellet. Neulich hat der Herr de<lb/> la Beaune, ordentlicher Cammerherr unseres Königs,<lb/> welcher ehemahls die Staats= Geschäfte des Frantzösi-<lb/> schen Hofes zu Madrit und im Haag besorgte, auf sei-<lb/> nem Land= Gute, Paron, nahe bey Sens, das Zeitliche mit<lb/> dem Ewigen verwechselt. Er wurde im Jahr 1736.<lb/> nach Wien geschickt, um die Präliminair=Friedens=Ar-<lb/> ticul zwischen dem Kayser und unserem Könige daselbst<lb/> zu unterzeichnen. Es wird versichert, daß der Kayserl.<lb/> Ambassadeur, Fürst von Lichtenstein, von seinem Hofe<lb/> beordert sey, sich des Hertzoglichen Hauses Würtem-<lb/> berg wieder die Forderungen der sogenannten Printzen<lb/> von Würtemberg= Montbeillard nachdrücklich anzu-<lb/> nehmen, und dessen Rechte allhier zu vertheidigen. Der<lb/> Baron von der Asseburg, Minister des Königs von<lb/> Schweden, als Landgrafen von Hessen= Cassel, hat<lb/> bereits von unserm Hofe förmlich Abschied genommen<lb/> und will nunmehro ehestens nach Deutschland zurück<lb/> reisen Der Graf Cagorani, ernennter ausserordentli-<lb/> cher Gesandter Sr. Catholischen Majest. an den Dä-<lb/> nischen Hof, ist letztens von hier nach Copenhagen auf-<lb/> gebrochen; desgleichen hat sich auch der Graf von Dehn,<lb/> bestimmter Minister Sr. Königl. Maj. von Dänne-<lb/> marck nach Madrit, schon dahin auf den Weg begeben.<lb/> Von dem Tractat, den der vorgedachte Baron von der<lb/> Asseburg, wie man hier glaubte, wegen einiger Hessen-<lb/> Casselischen Truppen schliessen solte, wird jetzo fast gar<lb/> nichts geredet. Ohnlängst lief hieselbst die Nachricht<lb/> ein, daß die Spanischen Armateurs von S. Sebastian<lb/> schon wieder 2 Englische Schiffe, welche mit Krieges-<lb/> und Mund= Provision vor die Escadre des Admirals<lb/> Vernon sind beladen gewesen, weggenommen haben.</p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head>Brüssel, vom 30. Junii.</head><lb/> <p>Das Gerüchte, welches sich letztens allhier ausbrei-<lb/> tete, als ob nehmlich der Printz Carl von Lothringen<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0002]
rühmlichen Treue, zu Rittern des Preussischen schwar-
tzen Adler= Ordens ernennet. Die Erb= Huldigung zu
Königsberg ist bis auf den 22sten des jetzigen Monaths
verschoben. Vorige Mittewoche kamen auf Befehl
Sr. Maj. 700 Mann von dem Potsdamschen Corpo
nach Charlottenburg, welche in die dortigen Häuser ein-
quartiret, auch mit Fleisch, Brodt und Bier verpfleget
wurden. Nachher ernenneten Se. Maj. 47 von denen-
selben zu Officiers und Unter= Officiers, schickten 50 wie-
der nach Potsdam zurück, und vertheileten die übrigen
unter die Regimenter.
Petersburg, vom 16. Junii.
Das bisherige Mißverständniß zwischen unserem und
dem Schwedischen Hofe ist endlich durch die Vermitte-
lung des Römischen Kaysers und Königs von Franck-
reich völlig gehoben, oder besser zu sagen, an seinem
schädlichen Ausbruche verhindert worden. Der erste
von diesen beyden Monarchen versichert die Cron
Schweden, daß wir nicht willens gewesen wären, mit
selbiger zu brechen, und der andere giebt uns Sein Kö-
nigliches Wort, daß Schweden nicht die Absicht gehe-
get habe, uns feindlich anzugreifen Durch eine so ver-
nünftige Erfindung ward nicht allein einem Kriege
glücklich vorgebeuget, sondern auch der Grund zum neu-
en Definitiv= Tractat, woran man bereits arbeitet, weis-
lich geleget. Die Sachen möchten indessen vielleicht
noch nicht so weit gekommen seyn, wenn die Ottoman-
nische Pforte nicht vor gut befunden hätte, mit Schwe-
den ein Bündniß zu schliessen. Seitdem der gewesene
Ober= Jäger= Meister und vormahlige erste Ambassa-
deur unserer Kayserin auf dem Congreß zu Niemirow,
Wolinsky, in der Vestung gefangen sitzt, ist auch des-
sen Bruder, nebst dem Gouverneur zu Beroniz, und
dem Präsidenten des Commercien=Collegii, Grafen
Musin Puschkin, in Verhaft genommen worden. Jn
die Behausung des letzteren verfügte sich vor etlichen
Tagen der Geueral Uschakof und der Geheime= Rath
Neplujef, um ihn über einige wichtige Puncte, das
Verbrechen des Wolinsky betreffend, zu vernehmen,
und des andern Morgens wies man ihm ein Quartier
in der Vestung an Dieser Musin Puschkin wird zwar
vor eine von den reichsten Privat= Personen der gantzen
Monarchie gehalten, weil er jährlich von seinen Gü-
thern über 30000. Rubeln Einkünfte geniesset, und
sonst starcke Capitalien hat; allein er ist zugleich von
so bösem Gemüth, daß er sich das gröste Vergnügen
macht, wenn er andere Menschen beleidigen, kräncken
und peinigen kan.
Paris, vom 28. Junii.
Jn der Nacht zwischen dem 18. und 19. des jetzigen
Monaths wurde der Hertzog von Orleans, welcher
bisher am Podagra kranck gelegen hatte, so schwach,
daß er auch gar des Morgens in eine Ohnmacht fiel;
allein man öfnete ihm kurtz hernach eine Ader, und seit-
dem ist dieser Printz, der zugleich 3. Tage hintereinan-
der einen starcken Anstoß vom Fieber verspürete, voll-
kommen wieder hergestellet. Neulich hat der Herr de
la Beaune, ordentlicher Cammerherr unseres Königs,
welcher ehemahls die Staats= Geschäfte des Frantzösi-
schen Hofes zu Madrit und im Haag besorgte, auf sei-
nem Land= Gute, Paron, nahe bey Sens, das Zeitliche mit
dem Ewigen verwechselt. Er wurde im Jahr 1736.
nach Wien geschickt, um die Präliminair=Friedens=Ar-
ticul zwischen dem Kayser und unserem Könige daselbst
zu unterzeichnen. Es wird versichert, daß der Kayserl.
Ambassadeur, Fürst von Lichtenstein, von seinem Hofe
beordert sey, sich des Hertzoglichen Hauses Würtem-
berg wieder die Forderungen der sogenannten Printzen
von Würtemberg= Montbeillard nachdrücklich anzu-
nehmen, und dessen Rechte allhier zu vertheidigen. Der
Baron von der Asseburg, Minister des Königs von
Schweden, als Landgrafen von Hessen= Cassel, hat
bereits von unserm Hofe förmlich Abschied genommen
und will nunmehro ehestens nach Deutschland zurück
reisen Der Graf Cagorani, ernennter ausserordentli-
cher Gesandter Sr. Catholischen Majest. an den Dä-
nischen Hof, ist letztens von hier nach Copenhagen auf-
gebrochen; desgleichen hat sich auch der Graf von Dehn,
bestimmter Minister Sr. Königl. Maj. von Dänne-
marck nach Madrit, schon dahin auf den Weg begeben.
Von dem Tractat, den der vorgedachte Baron von der
Asseburg, wie man hier glaubte, wegen einiger Hessen-
Casselischen Truppen schliessen solte, wird jetzo fast gar
nichts geredet. Ohnlängst lief hieselbst die Nachricht
ein, daß die Spanischen Armateurs von S. Sebastian
schon wieder 2 Englische Schiffe, welche mit Krieges-
und Mund= Provision vor die Escadre des Admirals
Vernon sind beladen gewesen, weggenommen haben.
Brüssel, vom 30. Junii.
Das Gerüchte, welches sich letztens allhier ausbrei-
tete, als ob nehmlich der Printz Carl von Lothringen
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