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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 8. Berlin, 16. Juli 1740.

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[Beginn Spaltensatz] List sich eines Fahrzeuges bemächtigen solte, so soll dieses
dem Hofe in dessen Hafen es geschiehet, nicht beygemes-
sen werden. So ist es auch allen Schiffen beyder
Kronen verboten, dem Feinde zu dienen. Falls es aber
dennoch geschähe, und man sich derselben wieder bemäch-
tigte, so soll der Capitain am Mastbaume aufgeknüpft,
und das Schiff mit allem was es führet, confiscirt wer-
den. So kann auch keine von beyden Kronen jemanden
anders als ihren Unterthanen Commissiones auftragen.

Der Beschluß folgt nächstens.

Wien, vom 29. Junii.

Heute hat der Venetianische Gesandte seine Abschieds-
Audienz bey dem Kaiser gehabt, und eben dieses hat ihn
verhindert, daß er dem Feste nicht beywohnen können,
welches der Graf von Königsegg diesen Mittag für Se.
Königliche Hoheit den Churprinzen von Sachsen ange-
stellet hatte, bey welchem inzwischen der Nuntius und
der Französische Gesandte gegenwärtig waren. Man
sagt, daß der neue Venetianische Gesandte, Herr Ca-
pello, nicht eher als gegen das Ende des Monaths Octo-
ber hier ankommen wird. Die Herren Nobinson und
von Lenthe, Gesandten von Engelland und von Hanno-
ver, und die Minister der Höfe von Bareuth und An-
spach, haben Befehl erhalten, die Trauer für den König
von Preussen glorwürdigsten Andenkens, auf eben die
Art anzulegen, wie sich der Herr von Boreck[unleserliches Material] darinn gezei-
get hat. Der Graf Colloredo hat vom Hofe eine Assig-
nation auf 12000 Gulden erhalten, welche ihm die Fi-
nanzien- Kammer zu seiner Reise nach Augspurg reichen
soll. Da die Bayerischen Hülfsvölcker abermals
Schwierigkeiten gemacht, Ober= Oesterreich zu verlassen,
ehe ihnen der Rest ihrer Forderungen bezahlt worden, so
haben die dortigen Stände sich erklärt, diese Bezahlung
zu übernehmen, sobald nur die Rechnungen in Richtig-
keit gebracht worden. Der Türkische Gesandte braucht
ausser denen, welche er bereits mitgebracht, noch 600
Pferde, welche ihm auf Befehl des Hofes für sein Ge-
folge zugeführet werden sollen. Von Constantinopel
hat man Nachricht, daß im ganzen Türkischen Reiche
Posten auf eben dem Fusse wie in Deutschland angelegt
werden. Durch dieses Mittel werden wir von dorther
öftere und sichere Nachrichten zu erwarten haben. Es
scheint, daß auch die Zeiten verhanden sind, welche die-
ses Reich auf einen andern Fuß setzen werden. Näch-
stens werden wir unsern Lesern einige Bücher anzeigen,
welche in der Druckerey zu Constantinopel die Presse ver-
[Spaltenumbruch] lassen haben. Dieser Anfang ist sehr beträchtlich, und
wird den Wissenschaften, und folglich der Menschlich-
keit, der Leutseligkeit und einer sanften Gemüthsart, die
allemahl mit derselben verknüpft sind, gewiß die Bahne
brechen.

Gelehrte Sachen.

Bey AMBROSIUS HAUDE allhier ist an das
Licht getreten: I. Le Philosophe- Roi & le
Roi- Philosophe. II. La Theorie des Affaires- pu-
bliques. Pieces tieres des Oeuvres de Monsieur
CHR. WOLFF, Cons. de la Reg. de S. M. S.
& Prof. en Phil. a Marb. Traduites du Latin par
J. Des- Champs, Min. du St. Evangile
. Ein Werk
von dieser Art verdiente unserm Könige zugeschrieben zu
werden, dem die gegenwärtigen und künftigen Zeiten
den Vorzug zugestehen müssen, daß niemahls ein Prinz
mehr Wissenschaften auf den Thron gebracht. Der
Vortrag dieser Zueignungsschrift ist groß, durch die
Warheit von unzehligen andern unterschieden, und
überhaupt so beschaffen, wie man an einen Monarchen
schreiben muß, dem man allein durch die Warheit ge-
fallen kann. Wofern diejenigen Bücher in eine beson-
dere Betrachtung zu ziehen sind, welche die Glückse-
ligkeit der Menschen befordern, so verdienen diese bey-
den Schriften einen ausnehmenden Rang. Ein wah-
rer Philosoph kann keine andere Absicht haben, und da
die Glückseligkeit der Menschen ohne die Erkentniß der
Warheit nicht erreicht werden kann, wie vielen Dank
sind wir nicht dem redlichen und gelehrten Wolff schul-
dig, der dieselbe auf eine so überzeugende Art bekant
macht. Wir nehmen an dieser Absicht Theil, und eben
deswegen müssen wir unsern Lesern von diesen Schriften
etwas mehr sagen: Wolff fängt das erstere mit dem
berühmten Satze des Plato an; daß die Republick
niemals glücklicher seyn wird, als wann sie Philosophen
oder Könige die Philosophen sind, zu Regenten hat,
Laßt uns seinen Gedanken folgen. Die Menschen
hatten blos deswegen eine bürgerliche Gesellschaft aufge-
richtet, um das allgemeine Beste zu befördern, und sich
denenjenigen mit vereinten Kräften zu wiedersetzen,
welche dasselbe hindern würden. Da nun die Glückse-
ligkeit der Menschen in einem beständigen und ununter-
brochenen Fortgange zu neuen Vollkommenheiten beste-
het; so muß dieses das wahre Beste der Republick seyn,
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] List sich eines Fahrzeuges bemächtigen solte, so soll dieses
dem Hofe in dessen Hafen es geschiehet, nicht beygemes-
sen werden. So ist es auch allen Schiffen beyder
Kronen verboten, dem Feinde zu dienen. Falls es aber
dennoch geschähe, und man sich derselben wieder bemäch-
tigte, so soll der Capitain am Mastbaume aufgeknüpft,
und das Schiff mit allem was es führet, confiscirt wer-
den. So kann auch keine von beyden Kronen jemanden
anders als ihren Unterthanen Commissiones auftragen.

Der Beschluß folgt nächstens.

Wien, vom 29. Junii.

Heute hat der Venetianische Gesandte seine Abschieds-
Audienz bey dem Kaiser gehabt, und eben dieses hat ihn
verhindert, daß er dem Feste nicht beywohnen können,
welches der Graf von Königsegg diesen Mittag für Se.
Königliche Hoheit den Churprinzen von Sachsen ange-
stellet hatte, bey welchem inzwischen der Nuntius und
der Französische Gesandte gegenwärtig waren. Man
sagt, daß der neue Venetianische Gesandte, Herr Ca-
pello, nicht eher als gegen das Ende des Monaths Octo-
ber hier ankommen wird. Die Herren Nobinson und
von Lenthe, Gesandten von Engelland und von Hanno-
ver, und die Minister der Höfe von Bareuth und An-
spach, haben Befehl erhalten, die Trauer für den König
von Preussen glorwürdigsten Andenkens, auf eben die
Art anzulegen, wie sich der Herr von Boreck[unleserliches Material] darinn gezei-
get hat. Der Graf Colloredo hat vom Hofe eine Assig-
nation auf 12000 Gulden erhalten, welche ihm die Fi-
nanzien- Kammer zu seiner Reise nach Augspurg reichen
soll. Da die Bayerischen Hülfsvölcker abermals
Schwierigkeiten gemacht, Ober= Oesterreich zu verlassen,
ehe ihnen der Rest ihrer Forderungen bezahlt worden, so
haben die dortigen Stände sich erklärt, diese Bezahlung
zu übernehmen, sobald nur die Rechnungen in Richtig-
keit gebracht worden. Der Türkische Gesandte braucht
ausser denen, welche er bereits mitgebracht, noch 600
Pferde, welche ihm auf Befehl des Hofes für sein Ge-
folge zugeführet werden sollen. Von Constantinopel
hat man Nachricht, daß im ganzen Türkischen Reiche
Posten auf eben dem Fusse wie in Deutschland angelegt
werden. Durch dieses Mittel werden wir von dorther
öftere und sichere Nachrichten zu erwarten haben. Es
scheint, daß auch die Zeiten verhanden sind, welche die-
ses Reich auf einen andern Fuß setzen werden. Näch-
stens werden wir unsern Lesern einige Bücher anzeigen,
welche in der Druckerey zu Constantinopel die Presse ver-
[Spaltenumbruch] lassen haben. Dieser Anfang ist sehr beträchtlich, und
wird den Wissenschaften, und folglich der Menschlich-
keit, der Leutseligkeit und einer sanften Gemüthsart, die
allemahl mit derselben verknüpft sind, gewiß die Bahne
brechen.

Gelehrte Sachen.

Bey AMBROSIUS HAUDE allhier ist an das
Licht getreten: I. Le Philoſophe- Roi & le
Roi- Philoſophe. II. La Theorie des Affaires- pu-
bliques. Pièces tières des Oeuvres de Monſieur
CHR. WOLFF, Conſ. de la Reg. de S. M. S.
& Prof. en Phil. a Marb. Traduites du Latin par
J. Des- Champs, Min. du St. Evangile
. Ein Werk
von dieser Art verdiente unserm Könige zugeschrieben zu
werden, dem die gegenwärtigen und künftigen Zeiten
den Vorzug zugestehen müssen, daß niemahls ein Prinz
mehr Wissenschaften auf den Thron gebracht. Der
Vortrag dieser Zueignungsschrift ist groß, durch die
Warheit von unzehligen andern unterschieden, und
überhaupt so beschaffen, wie man an einen Monarchen
schreiben muß, dem man allein durch die Warheit ge-
fallen kann. Wofern diejenigen Bücher in eine beson-
dere Betrachtung zu ziehen sind, welche die Glückse-
ligkeit der Menschen befordern, so verdienen diese bey-
den Schriften einen ausnehmenden Rang. Ein wah-
rer Philosoph kann keine andere Absicht haben, und da
die Glückseligkeit der Menschen ohne die Erkentniß der
Warheit nicht erreicht werden kann, wie vielen Dank
sind wir nicht dem redlichen und gelehrten Wolff schul-
dig, der dieselbe auf eine so überzeugende Art bekant
macht. Wir nehmen an dieser Absicht Theil, und eben
deswegen müssen wir unsern Lesern von diesen Schriften
etwas mehr sagen: Wolff fängt das erstere mit dem
berühmten Satze des Plato an; daß die Republick
niemals glücklicher seyn wird, als wann sie Philosophen
oder Könige die Philosophen sind, zu Regenten hat,
Laßt uns seinen Gedanken folgen. Die Menschen
hatten blos deswegen eine bürgerliche Gesellschaft aufge-
richtet, um das allgemeine Beste zu befördern, und sich
denenjenigen mit vereinten Kräften zu wiedersetzen,
welche dasselbe hindern würden. Da nun die Glückse-
ligkeit der Menschen in einem beständigen und ununter-
brochenen Fortgange zu neuen Vollkommenheiten beste-
het; so muß dieses das wahre Beste der Republick seyn,
[Ende Spaltensatz]

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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 8. Berlin, 16. Juli 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin008_1740/3>, abgerufen am 21.11.2024.