Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 8. Berlin, 16. Juli 1740.[Beginn Spaltensatz]
wann sie den Zweck ohne Hinderung erreichen kann, Bey dem Verleger dieser Zeitungen ist zu haben. I. Johann Ehrenfried Zschackwitzens Geschichtsmässige Untersuchung des wahren Ursprungs der sämmtlichen II. Fridrich Wagners ausführliche Betrachtung von den wesentlichen Eigenschaften GOttes, auch dem ihm daher [Beginn Spaltensatz]
wann sie den Zweck ohne Hinderung erreichen kann, Bey dem Verleger dieser Zeitungen ist zu haben. I. Johann Ehrenfried Zschackwitzens Geschichtsmässige Untersuchung des wahren Ursprungs der sämmtlichen II. Fridrich Wagners ausführliche Betrachtung von den wesentlichen Eigenschaften GOttes, auch dem ihm daher <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <p><pb facs="#f0004"/><cb type="start"/> wann sie den Zweck ohne Hinderung erreichen kann,<lb/> welchen sie sich vorgesetzt hat. Zu einem Regenten<lb/> werden zweene Sachen erfordert. Er muß alles dasje-<lb/> nige sehr wohl wissen, was sein Volk glücklich machen<lb/> kann, und sein Entschluß muß unumstößlich seyn, alles<lb/> dasjenige auf das genauste zu beobachten, was diese<lb/> Glückseligkeit zuwege bringt. Derjenige welcher regie-<lb/> ret, soll gewisse Tugenden des Verstandes und des<lb/> Willens in einem ausnehmenden Grade besitzen. Zu<lb/> den erstern gehöret die Weisheit. Diese bestehet<lb/> darinn, daß man sich bey allen seinen Handlungen einen<lb/> Endzweck vorsetzt, und diejenigen Mittel erwehlt, welche<lb/> denselben am füglichsten erreichen lassen. Diese könig-<lb/> liche Weisheit ist es, welche einem Fürsten ein wahres<lb/> Kenntniß von sich selbst, und von seinen Pflichten giebet.<lb/> Sie bewahret ihn für den Abwegen, auf welche ein<lb/> verfinsterter Verstand, und die Ausschweifung der Leiden-<lb/> schaften geraten können. Ein König ist groß, wann er<lb/> seine Unterthanen zu vernünftigen gesitteten und tugend-<lb/> haften Menschen macht. Was für eine göttliche<lb/> Wollust muß nicht diese Beschäftigung in einem Fürsten<lb/> erwecken, und wie sehr erhebet er sich nicht dadurch<lb/> über alle andere Menschen. Diese Absicht aber wird<lb/> er nur erreichen, wann ihm sein Verstand die wahren<lb/> Mittel dazu anzeiget, und wann sein Wille von seiner<lb/> Einsicht unterstützet, sich niemals übereilt. Die Weisheit<lb/> entdecket ihm die Unordnungen, welche seine grosse<lb/> Absicht hindern können, sie erhebt ihn über die gemei-<lb/> nen Entschliessungen, und macht ihm das Vergehen<lb/> dererjenigen offenbar, welche oft seinen Namen mißbrau-<lb/> chen, ihren Stoltz, ihre Raubsucht und ihre Unter-<lb/> drückung zu rechtfertigen. Ein Fürst, welcher ihr<lb/> folget, erhebet sich zu dem höchsten Wesen, dessen Stelle<lb/> er vertritt, und welches nach seiner ewigen Weisheit<lb/> nichts, als das Beste seiner Creaturen will. Diejeni-<lb/> gen welche glauben, daß die Hoheit der Prinzen im Uver-<lb/> muthe, in der Rachgierde, und in einem unüberlegten<lb/> Wollen bestehet, suchen ein Licht zu verstecken, welches<lb/> wie die Sonne überall Leben, Vergnügen, und Gutes<lb/> würken soll. Das zweyte Stück, welches die Theorie<lb/><cb n="2"/> der Staatsgeschäfte in sich fasset, sollte niemals aus<lb/> den Händen aller dererjenigen geleget werden, welche<lb/> nach einer so wichtigen Verrichtung streben, oder die<lb/> würklich schon am Ruder sitzen. Was für ein wichti-<lb/> ges Ammt, an den Absichten eines Prinzen Theil nehmen,<lb/> welcher eine grosse Anzahl Völker glücklicher und ruhi-<lb/> ger machen will! Wie nothwendig ist es nicht, daß<lb/> diejenigen mit aufgeklärtern Augen sehen, deren Blick<lb/> alles durchdringen soll. Ein schändlicher Eigennutz,<lb/> welcher das Beste des Fürsten und des Landes, seinen<lb/> eigenen Vortheilen nachsetzt, ein verblendeter Ehrgeitz<lb/> und tausend andere Fehler, die alle aus den Mängeln<lb/> des Verstandes und des Willens entsprossen, haben oft<lb/> die Könige unter der angenommenen Gestalt der Dienste<lb/> umgeben, und sie gehindert für ihre wahre Grösse zu<lb/> sorgen. Wolffs dieser Weltweise, dieser Lehrmeister<lb/> des menschlichen Geschlechtes, zeiget hier allen Grossen<lb/> den Weg zur vernünftigen Ehre. Seine Lehren werden<lb/> sich immer mehr ausbreiten, weil sie die Lehren der<lb/> Weisheit sind, und die künftigen Tage werden ihr Glück<lb/> einem Philosophen zu danken haben. Wir sehen dieser<lb/> glückseligen Zeit entgegen, da die Könige Weltweisen,<lb/> und die Weltweisen Könige seyn, und da die Warheit<lb/> und die Tugend überall ihre Folgen ausbreiten werden,<lb/> alsdann wird man die Erinnerungen dieses Verthei-<lb/> digers der Weisheit, mit noch mehrerer Aufmerksam-<lb/> keit ansehen, und allen den Vortheil bemerken, welcher<lb/> dem menschlichen Geschlechte aus denselben zuwachsen<lb/> kann. Endlich ist auch an dem Aeusserlichen dieses<lb/> Werkes nichts vergessen worden. Papier und Druck<lb/> sind rein und sauber, und versprechen künftig in diesem<lb/> Stücke noch eine weit grössere Aufmerksamkeit Eine<lb/> schöne Vignette giebet dem Titelblatte eine besondere<lb/> Zierde. Minerva zeiget sich auf derselben mit der<lb/> Uberschrift: <hi rendition="#aq">Sapere aude</hi>. Auf ihrem Helme bemerket<lb/> man Leibnitzens und Wolfens Bildniß. Vielleicht<lb/> ist diese Schöne niemals würdiger gezieret gewesen,<lb/> vielleicht aber wird sie auch eben deßwegen von einer<lb/> gewissen Classe der Menschen noch mehr gehasset<lb/> werden.</p><lb/> </div> <cb type="end"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAn" n="1"> <head>Bey dem Verleger dieser Zeitungen ist zu haben.</head><lb/> <p><hi rendition="#aq">I</hi>. Johann Ehrenfried Zschackwitzens Geschichtsmässige Untersuchung des wahren Ursprungs der sämmtlichen<lb/> Chur= und alten Fürstlichen Häuser des Deutschen Reichs, nebst einer Nachricht von allen Reichen und Staa-<lb/> ten der Welt und ihren bewährtesten <hi rendition="#aq">Scriptoribus</hi>. 8vo 14 Gr.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">II</hi>. Fridrich Wagners ausführliche Betrachtung von den wesentlichen Eigenschaften GOttes, auch dem ihm daher<lb/> gebührenden Dienst. 2 Theile. 4to 1 Thlr. 12 Gr.</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [0004]
wann sie den Zweck ohne Hinderung erreichen kann,
welchen sie sich vorgesetzt hat. Zu einem Regenten
werden zweene Sachen erfordert. Er muß alles dasje-
nige sehr wohl wissen, was sein Volk glücklich machen
kann, und sein Entschluß muß unumstößlich seyn, alles
dasjenige auf das genauste zu beobachten, was diese
Glückseligkeit zuwege bringt. Derjenige welcher regie-
ret, soll gewisse Tugenden des Verstandes und des
Willens in einem ausnehmenden Grade besitzen. Zu
den erstern gehöret die Weisheit. Diese bestehet
darinn, daß man sich bey allen seinen Handlungen einen
Endzweck vorsetzt, und diejenigen Mittel erwehlt, welche
denselben am füglichsten erreichen lassen. Diese könig-
liche Weisheit ist es, welche einem Fürsten ein wahres
Kenntniß von sich selbst, und von seinen Pflichten giebet.
Sie bewahret ihn für den Abwegen, auf welche ein
verfinsterter Verstand, und die Ausschweifung der Leiden-
schaften geraten können. Ein König ist groß, wann er
seine Unterthanen zu vernünftigen gesitteten und tugend-
haften Menschen macht. Was für eine göttliche
Wollust muß nicht diese Beschäftigung in einem Fürsten
erwecken, und wie sehr erhebet er sich nicht dadurch
über alle andere Menschen. Diese Absicht aber wird
er nur erreichen, wann ihm sein Verstand die wahren
Mittel dazu anzeiget, und wann sein Wille von seiner
Einsicht unterstützet, sich niemals übereilt. Die Weisheit
entdecket ihm die Unordnungen, welche seine grosse
Absicht hindern können, sie erhebt ihn über die gemei-
nen Entschliessungen, und macht ihm das Vergehen
dererjenigen offenbar, welche oft seinen Namen mißbrau-
chen, ihren Stoltz, ihre Raubsucht und ihre Unter-
drückung zu rechtfertigen. Ein Fürst, welcher ihr
folget, erhebet sich zu dem höchsten Wesen, dessen Stelle
er vertritt, und welches nach seiner ewigen Weisheit
nichts, als das Beste seiner Creaturen will. Diejeni-
gen welche glauben, daß die Hoheit der Prinzen im Uver-
muthe, in der Rachgierde, und in einem unüberlegten
Wollen bestehet, suchen ein Licht zu verstecken, welches
wie die Sonne überall Leben, Vergnügen, und Gutes
würken soll. Das zweyte Stück, welches die Theorie
der Staatsgeschäfte in sich fasset, sollte niemals aus
den Händen aller dererjenigen geleget werden, welche
nach einer so wichtigen Verrichtung streben, oder die
würklich schon am Ruder sitzen. Was für ein wichti-
ges Ammt, an den Absichten eines Prinzen Theil nehmen,
welcher eine grosse Anzahl Völker glücklicher und ruhi-
ger machen will! Wie nothwendig ist es nicht, daß
diejenigen mit aufgeklärtern Augen sehen, deren Blick
alles durchdringen soll. Ein schändlicher Eigennutz,
welcher das Beste des Fürsten und des Landes, seinen
eigenen Vortheilen nachsetzt, ein verblendeter Ehrgeitz
und tausend andere Fehler, die alle aus den Mängeln
des Verstandes und des Willens entsprossen, haben oft
die Könige unter der angenommenen Gestalt der Dienste
umgeben, und sie gehindert für ihre wahre Grösse zu
sorgen. Wolffs dieser Weltweise, dieser Lehrmeister
des menschlichen Geschlechtes, zeiget hier allen Grossen
den Weg zur vernünftigen Ehre. Seine Lehren werden
sich immer mehr ausbreiten, weil sie die Lehren der
Weisheit sind, und die künftigen Tage werden ihr Glück
einem Philosophen zu danken haben. Wir sehen dieser
glückseligen Zeit entgegen, da die Könige Weltweisen,
und die Weltweisen Könige seyn, und da die Warheit
und die Tugend überall ihre Folgen ausbreiten werden,
alsdann wird man die Erinnerungen dieses Verthei-
digers der Weisheit, mit noch mehrerer Aufmerksam-
keit ansehen, und allen den Vortheil bemerken, welcher
dem menschlichen Geschlechte aus denselben zuwachsen
kann. Endlich ist auch an dem Aeusserlichen dieses
Werkes nichts vergessen worden. Papier und Druck
sind rein und sauber, und versprechen künftig in diesem
Stücke noch eine weit grössere Aufmerksamkeit Eine
schöne Vignette giebet dem Titelblatte eine besondere
Zierde. Minerva zeiget sich auf derselben mit der
Uberschrift: Sapere aude. Auf ihrem Helme bemerket
man Leibnitzens und Wolfens Bildniß. Vielleicht
ist diese Schöne niemals würdiger gezieret gewesen,
vielleicht aber wird sie auch eben deßwegen von einer
gewissen Classe der Menschen noch mehr gehasset
werden.
Bey dem Verleger dieser Zeitungen ist zu haben.
I. Johann Ehrenfried Zschackwitzens Geschichtsmässige Untersuchung des wahren Ursprungs der sämmtlichen
Chur= und alten Fürstlichen Häuser des Deutschen Reichs, nebst einer Nachricht von allen Reichen und Staa-
ten der Welt und ihren bewährtesten Scriptoribus. 8vo 14 Gr.
II. Fridrich Wagners ausführliche Betrachtung von den wesentlichen Eigenschaften GOttes, auch dem ihm daher
gebührenden Dienst. 2 Theile. 4to 1 Thlr. 12 Gr.
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