Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 17. Berlin, 6. August 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite

[Beginn Spaltensatz] wie eyfrig sie seyn werden, die Religion zu entheiligen.
Allein, da dieselbe die Rache verbietet, dem Eigennutze
wehret, den Hochmuth demüthiget, die Mässigkeit und
die Enthaltung anpreiset, und da sie allen Mißbrauch ent-
fernet, so finden sich immer unglückliche Menschen, wel-
che sie bloß deswegen hassen, weil sie die Begierden ein-
schränket, und unserm Verlangen einen solchen Gegen-
stand weiset, der uns leutselig, rein, und demüthig zu seyn
befiehlet. So weit haben sich die Menschen verirret,
daß sie ihr eigenes Nichts vergessen, und sich dem Gehor-
sam gegen eine Macht entziehen wollen, von deren
Grösse und Gegenwart sie doch durch eine beständige
Erinnerung überführet werden. Die Vernunft sagt
uns, daß ein Gott ist, sie zeiget uns denselben als das al-
lerhöchste, und vollkommenste Wesen, und eben sie über-
führet uns, daß dieses Wesen Pflichten von uns fordern
muß, deren sich die Creatur gegen ihren Schöpfer nicht
entbrechen kan. Nichts ist begreiflicher, als daß wir
demjenigen unterthan sind, der alles gemacht hat, der
über alles herrschet, und dessen Daseyn wir bey jedem
Augenblicke empfinden. Diese Uberzeugung muß uns
auf die Religion führen, und wir werden bey den unzeh-
lichen Secten der Wahrheit nachforschen, und sie finden
können, wofern uns nicht Eigensinn, falscher Witz, und
eine nachlässige Unterdrückung unserer Leidenschaften
davon abhalten.

Eine grosse Menge Menschen, haben sich recht eyfrig
bemühet dieser Uberzeugung zu wiedersprechen, und aus
Liebe zu den Ausschweifungen die Religion zu verwer-
fen, da sie keine einzige gefunden, welche den verschiede-
nen Verlangen ihrer Unordnungen genug thun wollen, so
haben sie sich von allen Pflichten entfernen wollen, oder sie
haben sich zu einer Seete geschlagen, welche ihrer Unart
am meisten nachgegeben. Keine Schriften sind nöthiger
und nützlicher, als welche diese Unordnung hemmen,
und die den Menschen von einem Jrrwege führen, auf
welchen er immer in Gefahr ist, von einer verborgenen
Grube verschlungen zu werden.

Die christliche Religion hat immer Anstoß gelitten,
und dieses deßwegen, weil sie sich von allen andern un-
terscheidet, so wie man noch in dem menschlichen Leben
denjenigen hasset, welcher durch Gerechtigkeit, Weisheit,
Tugend und Redlichkeit andere übertrift. Jnzwischen
dringt ihre Warheit immer durch, und alle diejenigen,
welche derselben nicht Gehör geben, müssen doch in ih-
[Spaltenumbruch] rem Herzen gestehen, daß sie die einzige ist, welche den
Menschen tugendhaft, ruhig und glücklich machen kann.

Unter allen denen, welche die Warheit unserer Re-
ligion vertheidiget, verdienet Herr Martin Kunzen,
öffentlicher Lehrer der Weltweisheit auf der Academie
zu Königsberg eine besondere Aufmerksamkeit. Dieser
vernünftige Mann hat uns ein Werk mitgetheilet, wel-
ches den Titel führet: Philosophischer Beweiß, von der
Warheit der christlichen Religion, darinn die Nothwendig-
keit einer geoffenbarten Religion insgemein, und die War-
heit oder Gewißheit der christlichen ins besondere aus un-
gezweifelten Gründen der Vernunft nach mathemati-
scher Lehrart dargethan und behauptet wird.

Er bemerket in der Vorrede, daß die Vernunft und
die Weltweisheit bey jetzigem Zustande der Menschen
nicht zureichend sind, uns zum wahren Besitz der Glück-
seligkeit zu bringen, er ist aber auch überzeugt, daß sie
uns eine gewünschte Uberzeugung zu dem höhern Lichte
geben, womit die göttliche Güte dem Unvermögen un-
serer natürlichen Einsicht zu Hülfe gekommen, unserm
unsterblichen Geiste eine unbetrügliche Bahn zu
seinem ewigen Wohl zu brechen. Gleichwohl, fäh-
ret er fort, fehlet es zu unsern Zeiten an Leuten
nicht, welche Thorheit und Dunkel genug besitzen,
die obenhin erkannten philosophischen Warheiten zu
Bestreitung dieses höhern Lichtes der christlichen Re-
ligion zu mißbrauchen, und die gleichsam mit eben der
Hand, welche uns zu denselben hinweisen sollte, es zu
bedecken, und zu verdunkeln bemühet sind. Was ist denn
wohl billiger heißt es weiter, als daß man diese Hand-
leitung einer vernünftigen und wahren Philosophie zu
der Weisheitsvollen Lehre JEsu Christi den Menschen
auf eine überzeugende Art vor Augen lege, damit nicht
ein solcher Wahn leichtsinniger Leute, die Gemüther
vergiften, und den Gehorsam gegen die göttlichen War-
heiten bey ihnen verhindern möge.

Diese Gründe nun haben den Verfasser bewogen,
den gegenwärtigen Beweiß in seinen philosophischen
Vorlesungen seinen Zuhörern mitzutheilen. Sie erschie-
nen darauf in den wöchentlichen Frag= und Anzeigungs-
Nachrichten, und endlich hat der gelehrte Herr Profes-
sor sie uns in einem Werke ausführlich mitgetheilet.

Ein Werk von dieser Art verdienet, daß wir seiner
noch einmahl erwehnen

[Ende Spaltensatz]

Diese Nachrichten werden wöchentlich 3mahl, nemlich Dienstags, Donnerstags und Sonnabends, bey dem Königl.
und der Societät der Wissenschaften privilegirten Buchhändler, AMBROSIUS HAUDE und dem Königl.
Hof=Post=Amt ausgegeben.

[Beginn Spaltensatz] wie eyfrig sie seyn werden, die Religion zu entheiligen.
Allein, da dieselbe die Rache verbietet, dem Eigennutze
wehret, den Hochmuth demüthiget, die Mässigkeit und
die Enthaltung anpreiset, und da sie allen Mißbrauch ent-
fernet, so finden sich immer unglückliche Menschen, wel-
che sie bloß deswegen hassen, weil sie die Begierden ein-
schränket, und unserm Verlangen einen solchen Gegen-
stand weiset, der uns leutselig, rein, und demüthig zu seyn
befiehlet. So weit haben sich die Menschen verirret,
daß sie ihr eigenes Nichts vergessen, und sich dem Gehor-
sam gegen eine Macht entziehen wollen, von deren
Grösse und Gegenwart sie doch durch eine beständige
Erinnerung überführet werden. Die Vernunft sagt
uns, daß ein Gott ist, sie zeiget uns denselben als das al-
lerhöchste, und vollkommenste Wesen, und eben sie über-
führet uns, daß dieses Wesen Pflichten von uns fordern
muß, deren sich die Creatur gegen ihren Schöpfer nicht
entbrechen kan. Nichts ist begreiflicher, als daß wir
demjenigen unterthan sind, der alles gemacht hat, der
über alles herrschet, und dessen Daseyn wir bey jedem
Augenblicke empfinden. Diese Uberzeugung muß uns
auf die Religion führen, und wir werden bey den unzeh-
lichen Secten der Wahrheit nachforschen, und sie finden
können, wofern uns nicht Eigensinn, falscher Witz, und
eine nachlässige Unterdrückung unserer Leidenschaften
davon abhalten.

Eine grosse Menge Menschen, haben sich recht eyfrig
bemühet dieser Uberzeugung zu wiedersprechen, und aus
Liebe zu den Ausschweifungen die Religion zu verwer-
fen, da sie keine einzige gefunden, welche den verschiede-
nen Verlangen ihrer Unordnungen genug thun wollen, so
haben sie sich von allen Pflichten entfernen wollen, oder sie
haben sich zu einer Seete geschlagen, welche ihrer Unart
am meisten nachgegeben. Keine Schriften sind nöthiger
und nützlicher, als welche diese Unordnung hemmen,
und die den Menschen von einem Jrrwege führen, auf
welchen er immer in Gefahr ist, von einer verborgenen
Grube verschlungen zu werden.

Die christliche Religion hat immer Anstoß gelitten,
und dieses deßwegen, weil sie sich von allen andern un-
terscheidet, so wie man noch in dem menschlichen Leben
denjenigen hasset, welcher durch Gerechtigkeit, Weisheit,
Tugend und Redlichkeit andere übertrift. Jnzwischen
dringt ihre Warheit immer durch, und alle diejenigen,
welche derselben nicht Gehör geben, müssen doch in ih-
[Spaltenumbruch] rem Herzen gestehen, daß sie die einzige ist, welche den
Menschen tugendhaft, ruhig und glücklich machen kann.

Unter allen denen, welche die Warheit unserer Re-
ligion vertheidiget, verdienet Herr Martin Kunzen,
öffentlicher Lehrer der Weltweisheit auf der Academie
zu Königsberg eine besondere Aufmerksamkeit. Dieser
vernünftige Mann hat uns ein Werk mitgetheilet, wel-
ches den Titel führet: Philosophischer Beweiß, von der
Warheit der christlichen Religion, darinn die Nothwendig-
keit einer geoffenbarten Religion insgemein, und die War-
heit oder Gewißheit der christlichen ins besondere aus un-
gezweifelten Gründen der Vernunft nach mathemati-
scher Lehrart dargethan und behauptet wird.

Er bemerket in der Vorrede, daß die Vernunft und
die Weltweisheit bey jetzigem Zustande der Menschen
nicht zureichend sind, uns zum wahren Besitz der Glück-
seligkeit zu bringen, er ist aber auch überzeugt, daß sie
uns eine gewünschte Uberzeugung zu dem höhern Lichte
geben, womit die göttliche Güte dem Unvermögen un-
serer natürlichen Einsicht zu Hülfe gekommen, unserm
unsterblichen Geiste eine unbetrügliche Bahn zu
seinem ewigen Wohl zu brechen. Gleichwohl, fäh-
ret er fort, fehlet es zu unsern Zeiten an Leuten
nicht, welche Thorheit und Dunkel genug besitzen,
die obenhin erkannten philosophischen Warheiten zu
Bestreitung dieses höhern Lichtes der christlichen Re-
ligion zu mißbrauchen, und die gleichsam mit eben der
Hand, welche uns zu denselben hinweisen sollte, es zu
bedecken, und zu verdunkeln bemühet sind. Was ist denn
wohl billiger heißt es weiter, als daß man diese Hand-
leitung einer vernünftigen und wahren Philosophie zu
der Weisheitsvollen Lehre JEsu Christi den Menschen
auf eine überzeugende Art vor Augen lege, damit nicht
ein solcher Wahn leichtsinniger Leute, die Gemüther
vergiften, und den Gehorsam gegen die göttlichen War-
heiten bey ihnen verhindern möge.

Diese Gründe nun haben den Verfasser bewogen,
den gegenwärtigen Beweiß in seinen philosophischen
Vorlesungen seinen Zuhörern mitzutheilen. Sie erschie-
nen darauf in den wöchentlichen Frag= und Anzeigungs-
Nachrichten, und endlich hat der gelehrte Herr Profes-
sor sie uns in einem Werke ausführlich mitgetheilet.

Ein Werk von dieser Art verdienet, daß wir seiner
noch einmahl erwehnen

[Ende Spaltensatz]

Diese Nachrichten werden wöchentlich 3mahl, nemlich Dienstags, Donnerstags und Sonnabends, bey dem Königl.
und der Societät der Wissenschaften privilegirten Buchhändler, AMBROSIUS HAUDE und dem Königl.
Hof=Post=Amt ausgegeben.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jFeuilleton" n="1">
        <p><pb facs="#f0004"/><cb type="start"/>
wie eyfrig sie seyn werden, die Religion zu entheiligen.<lb/>
Allein, da dieselbe die Rache verbietet, dem Eigennutze<lb/>
wehret, den Hochmuth demüthiget, die Mässigkeit und<lb/>
die Enthaltung anpreiset, und da sie allen Mißbrauch ent-<lb/>
fernet, so finden sich immer unglückliche Menschen, wel-<lb/>
che sie bloß deswegen hassen, weil sie die Begierden ein-<lb/>
schränket, und unserm Verlangen einen solchen Gegen-<lb/>
stand weiset, der uns leutselig, rein, und demüthig zu seyn<lb/>
befiehlet. So weit haben sich die Menschen verirret,<lb/>
daß sie ihr eigenes Nichts vergessen, und sich dem Gehor-<lb/>
sam gegen eine Macht entziehen wollen, von deren<lb/>
Grösse und Gegenwart sie doch durch eine beständige<lb/>
Erinnerung überführet werden. Die Vernunft sagt<lb/>
uns, daß ein Gott ist, sie zeiget uns denselben als das al-<lb/>
lerhöchste, und vollkommenste Wesen, und eben sie über-<lb/>
führet uns, daß dieses Wesen Pflichten von uns fordern<lb/>
muß, deren sich die Creatur gegen ihren Schöpfer nicht<lb/>
entbrechen kan. Nichts ist begreiflicher, als daß wir<lb/>
demjenigen unterthan sind, der alles gemacht hat, der<lb/>
über alles herrschet, und dessen Daseyn wir bey jedem<lb/>
Augenblicke empfinden. Diese Uberzeugung muß uns<lb/>
auf die Religion führen, und wir werden bey den unzeh-<lb/>
lichen Secten der Wahrheit nachforschen, und sie finden<lb/>
können, wofern uns nicht Eigensinn, falscher Witz, und<lb/>
eine nachlässige Unterdrückung unserer Leidenschaften<lb/>
davon abhalten.</p><lb/>
        <p>Eine grosse Menge Menschen, haben sich recht eyfrig<lb/>
bemühet dieser Uberzeugung zu wiedersprechen, und aus<lb/>
Liebe zu den Ausschweifungen die Religion zu verwer-<lb/>
fen, da sie keine einzige gefunden, welche den verschiede-<lb/>
nen Verlangen ihrer Unordnungen genug thun wollen, so<lb/>
haben sie sich von allen Pflichten entfernen wollen, oder sie<lb/>
haben sich zu einer Seete geschlagen, welche ihrer Unart<lb/>
am meisten nachgegeben. Keine Schriften sind nöthiger<lb/>
und nützlicher, als welche diese Unordnung hemmen,<lb/>
und die den Menschen von einem Jrrwege führen, auf<lb/>
welchen er immer in Gefahr ist, von einer verborgenen<lb/>
Grube verschlungen zu werden.</p><lb/>
        <p>Die christliche Religion hat immer Anstoß gelitten,<lb/>
und dieses deßwegen, weil sie sich von allen andern un-<lb/>
terscheidet, so wie man noch in dem menschlichen Leben<lb/>
denjenigen hasset, welcher durch Gerechtigkeit, Weisheit,<lb/>
Tugend und Redlichkeit andere übertrift. Jnzwischen<lb/>
dringt ihre Warheit immer durch, und alle diejenigen,<lb/>
welche derselben nicht Gehör geben, müssen doch in ih-<lb/><cb n="2"/>
rem Herzen gestehen, daß sie die einzige ist, welche den<lb/>
Menschen tugendhaft, ruhig und glücklich machen kann.</p><lb/>
        <p>Unter allen denen, welche die Warheit unserer Re-<lb/>
ligion vertheidiget, verdienet Herr Martin Kunzen,<lb/>
öffentlicher Lehrer der Weltweisheit auf der Academie<lb/>
zu Königsberg eine besondere Aufmerksamkeit. Dieser<lb/>
vernünftige Mann hat uns ein Werk mitgetheilet, wel-<lb/>
ches den Titel führet: Philosophischer Beweiß, von der<lb/>
Warheit der christlichen Religion, darinn die Nothwendig-<lb/>
keit einer geoffenbarten Religion insgemein, und die War-<lb/>
heit oder Gewißheit der christlichen ins besondere aus un-<lb/>
gezweifelten Gründen der Vernunft nach mathemati-<lb/>
scher Lehrart dargethan und behauptet wird.</p><lb/>
        <p>Er bemerket in der Vorrede, daß die Vernunft und<lb/>
die Weltweisheit bey jetzigem Zustande der Menschen<lb/>
nicht zureichend sind, uns zum wahren Besitz der Glück-<lb/>
seligkeit zu bringen, er ist aber auch überzeugt, daß sie<lb/>
uns eine gewünschte Uberzeugung zu dem höhern Lichte<lb/>
geben, womit die göttliche Güte dem Unvermögen un-<lb/>
serer natürlichen Einsicht zu Hülfe gekommen, unserm<lb/>
unsterblichen Geiste eine unbetrügliche Bahn zu<lb/>
seinem ewigen Wohl zu brechen. Gleichwohl, fäh-<lb/>
ret er fort, fehlet es zu unsern Zeiten an Leuten<lb/>
nicht, welche Thorheit und Dunkel genug besitzen,<lb/>
die obenhin erkannten philosophischen Warheiten zu<lb/>
Bestreitung dieses höhern Lichtes der christlichen Re-<lb/>
ligion zu mißbrauchen, und die gleichsam mit eben der<lb/>
Hand, welche uns zu denselben hinweisen sollte, es zu<lb/>
bedecken, und zu verdunkeln bemühet sind. Was ist denn<lb/>
wohl billiger heißt es weiter, als daß man diese Hand-<lb/>
leitung einer vernünftigen und wahren Philosophie zu<lb/>
der Weisheitsvollen Lehre JEsu Christi den Menschen<lb/>
auf eine überzeugende Art vor Augen lege, damit nicht<lb/>
ein solcher Wahn leichtsinniger Leute, die Gemüther<lb/>
vergiften, und den Gehorsam gegen die göttlichen War-<lb/>
heiten bey ihnen verhindern möge.</p><lb/>
        <p>Diese Gründe nun haben den Verfasser bewogen,<lb/>
den gegenwärtigen Beweiß in seinen philosophischen<lb/>
Vorlesungen seinen Zuhörern mitzutheilen. Sie erschie-<lb/>
nen darauf in den wöchentlichen Frag= und Anzeigungs-<lb/>
Nachrichten, und endlich hat der gelehrte Herr Profes-<lb/>
sor sie uns in einem Werke ausführlich mitgetheilet.</p><lb/>
        <p>Ein Werk von dieser Art verdienet, daß wir seiner<lb/>
noch einmahl erwehnen</p><lb/>
      </div>
      <cb type="end"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jExpedition" n="1">
        <p>Diese Nachrichten werden wöchentlich 3mahl, nemlich Dienstags, Donnerstags und Sonnabends, bey dem Königl.<lb/>
und der Societät der Wissenschaften privilegirten Buchhändler, <hi rendition="#aq">AMBROSIUS HAUDE</hi> und dem Königl.<lb/>
Hof=Post=Amt ausgegeben.</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0004] wie eyfrig sie seyn werden, die Religion zu entheiligen. Allein, da dieselbe die Rache verbietet, dem Eigennutze wehret, den Hochmuth demüthiget, die Mässigkeit und die Enthaltung anpreiset, und da sie allen Mißbrauch ent- fernet, so finden sich immer unglückliche Menschen, wel- che sie bloß deswegen hassen, weil sie die Begierden ein- schränket, und unserm Verlangen einen solchen Gegen- stand weiset, der uns leutselig, rein, und demüthig zu seyn befiehlet. So weit haben sich die Menschen verirret, daß sie ihr eigenes Nichts vergessen, und sich dem Gehor- sam gegen eine Macht entziehen wollen, von deren Grösse und Gegenwart sie doch durch eine beständige Erinnerung überführet werden. Die Vernunft sagt uns, daß ein Gott ist, sie zeiget uns denselben als das al- lerhöchste, und vollkommenste Wesen, und eben sie über- führet uns, daß dieses Wesen Pflichten von uns fordern muß, deren sich die Creatur gegen ihren Schöpfer nicht entbrechen kan. Nichts ist begreiflicher, als daß wir demjenigen unterthan sind, der alles gemacht hat, der über alles herrschet, und dessen Daseyn wir bey jedem Augenblicke empfinden. Diese Uberzeugung muß uns auf die Religion führen, und wir werden bey den unzeh- lichen Secten der Wahrheit nachforschen, und sie finden können, wofern uns nicht Eigensinn, falscher Witz, und eine nachlässige Unterdrückung unserer Leidenschaften davon abhalten. Eine grosse Menge Menschen, haben sich recht eyfrig bemühet dieser Uberzeugung zu wiedersprechen, und aus Liebe zu den Ausschweifungen die Religion zu verwer- fen, da sie keine einzige gefunden, welche den verschiede- nen Verlangen ihrer Unordnungen genug thun wollen, so haben sie sich von allen Pflichten entfernen wollen, oder sie haben sich zu einer Seete geschlagen, welche ihrer Unart am meisten nachgegeben. Keine Schriften sind nöthiger und nützlicher, als welche diese Unordnung hemmen, und die den Menschen von einem Jrrwege führen, auf welchen er immer in Gefahr ist, von einer verborgenen Grube verschlungen zu werden. Die christliche Religion hat immer Anstoß gelitten, und dieses deßwegen, weil sie sich von allen andern un- terscheidet, so wie man noch in dem menschlichen Leben denjenigen hasset, welcher durch Gerechtigkeit, Weisheit, Tugend und Redlichkeit andere übertrift. Jnzwischen dringt ihre Warheit immer durch, und alle diejenigen, welche derselben nicht Gehör geben, müssen doch in ih- rem Herzen gestehen, daß sie die einzige ist, welche den Menschen tugendhaft, ruhig und glücklich machen kann. Unter allen denen, welche die Warheit unserer Re- ligion vertheidiget, verdienet Herr Martin Kunzen, öffentlicher Lehrer der Weltweisheit auf der Academie zu Königsberg eine besondere Aufmerksamkeit. Dieser vernünftige Mann hat uns ein Werk mitgetheilet, wel- ches den Titel führet: Philosophischer Beweiß, von der Warheit der christlichen Religion, darinn die Nothwendig- keit einer geoffenbarten Religion insgemein, und die War- heit oder Gewißheit der christlichen ins besondere aus un- gezweifelten Gründen der Vernunft nach mathemati- scher Lehrart dargethan und behauptet wird. Er bemerket in der Vorrede, daß die Vernunft und die Weltweisheit bey jetzigem Zustande der Menschen nicht zureichend sind, uns zum wahren Besitz der Glück- seligkeit zu bringen, er ist aber auch überzeugt, daß sie uns eine gewünschte Uberzeugung zu dem höhern Lichte geben, womit die göttliche Güte dem Unvermögen un- serer natürlichen Einsicht zu Hülfe gekommen, unserm unsterblichen Geiste eine unbetrügliche Bahn zu seinem ewigen Wohl zu brechen. Gleichwohl, fäh- ret er fort, fehlet es zu unsern Zeiten an Leuten nicht, welche Thorheit und Dunkel genug besitzen, die obenhin erkannten philosophischen Warheiten zu Bestreitung dieses höhern Lichtes der christlichen Re- ligion zu mißbrauchen, und die gleichsam mit eben der Hand, welche uns zu denselben hinweisen sollte, es zu bedecken, und zu verdunkeln bemühet sind. Was ist denn wohl billiger heißt es weiter, als daß man diese Hand- leitung einer vernünftigen und wahren Philosophie zu der Weisheitsvollen Lehre JEsu Christi den Menschen auf eine überzeugende Art vor Augen lege, damit nicht ein solcher Wahn leichtsinniger Leute, die Gemüther vergiften, und den Gehorsam gegen die göttlichen War- heiten bey ihnen verhindern möge. Diese Gründe nun haben den Verfasser bewogen, den gegenwärtigen Beweiß in seinen philosophischen Vorlesungen seinen Zuhörern mitzutheilen. Sie erschie- nen darauf in den wöchentlichen Frag= und Anzeigungs- Nachrichten, und endlich hat der gelehrte Herr Profes- sor sie uns in einem Werke ausführlich mitgetheilet. Ein Werk von dieser Art verdienet, daß wir seiner noch einmahl erwehnen Diese Nachrichten werden wöchentlich 3mahl, nemlich Dienstags, Donnerstags und Sonnabends, bey dem Königl. und der Societät der Wissenschaften privilegirten Buchhändler, AMBROSIUS HAUDE und dem Königl. Hof=Post=Amt ausgegeben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation; Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin017_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin017_1740/4
Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 17. Berlin, 6. August 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin017_1740/4>, abgerufen am 31.10.2024.