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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 17. Berlin, 6. August 1740.

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[Beginn Spaltensatz] heiligen GOtt gefallen hätte, Ew. Königl. Majestät
nach Dero hohen Geburt und grossen Vollkommenheiten
zur Thron= Folge zu beruffen.

Wir freuen uns darüber von ganzem Herzen, und seyn
um so viel mehr versichert, an Ew Königl. Majestät zu
verehren einen Vater des Vaterlandes, und einen mäch-
tigen Beschützer unserer eine Zeit her so sehr gekränkten
Gerechtsame, als Allerhöchst= Dieselben aus angestam-
meter Königl. Großmuth Dero gröstes Vergnügen in
der Glückseligkeit Dero getreuen Bürgerschaft und sämt-
lichen Unterthanen setzen.

Viele tausende unter uns sehen dahero gleichsam mit
starren Augen auf die, uns und unseren Kindern anschei-
nende glückliche Veränderungen.

Ja viele, auswärts gedruckte, auch andere ansehnliche
fremde Familien, nähern sich bereits unsern Gränzen,
um Theil zu haben an unserem allgemeinen Wohl, wel-
ches durch liebreiches Aufnehmen derselben nicht nur
befördert, sondern auch zugleich in die freudige Erfül-
lung gebracht wird, eine Sache die Ew. Königl. Maje-
stät nunmehro in GOtt ruhenden Herrn Vaters Maje-
stät, höchstseligst= glorwürdigsten Andenkens in Jhrem
Leben zu sehen, so sehnlich, obgleich vergeblich, gewün-
schet haben, da Sie diese Stadt mit so vielen ansehnli-
chen Gebäuden vermehren, und dadurch denen, des wah-
ren Glaubens halber, Verfolgten sichere Wohnungen
zubereiten lassen.

Glückselig ist demnach diese Stadt zu unsern Zeiten!
glückselig ist das ganze Land! glückselig seynd dessen Ein-
wohner, die einen solchen König haben, der die Freude
seines Volks, ein Schutz der Bedrängten, eine feste
Stütze des Christlichen Glaubens ist: Der die Tugend
und Verdienste belohnet, ohne Ansehen der Person, der,
wie wir festiglich glauben, die Noth seiner getreuen Un-
terthanen, insbesondere unsere erst gestern allerunter-
thänigst eingereichte grosse Beschwerden, wird vor sich
bringen lassen, denselben aus Christ=Königlichem Erbar-
men nach Recht und Billigkeit abhelfen, und also sei-
nen Thron auf immerdar befestigen. Jhm, diesem un-
vergleichlichen Fürsten, gebühret der unvergängliche
Helden= Ruhm; Dessen grosse Tugenden müssen vereh-
ret werden, so lange die Welt stehet; Jhm, Vater des
Vaterlandes, sey dagegen unsere Treue und unver-
fälschte Liebe gewidmet auf ewig.

[Spaltenumbruch]
Petersburg, vom 18. Julii.

Die Prinzessin von Braunschweig, wird innerhalb
acht Tagen hier zurück erwartet, und den Sonnabend
darauf wird der ganze Hof gleichfalls wieder hieher
kommen. Gestern hatte der General= Lieutenant Mar-
quis von Botta zu Peterhoff seine Abschieds= Audienz.
Er wird über Berlin und Dreßden wieder nach Wien
gehen. Die Escadre, welche sich wegen wiedrigen Win-
des eine zeitlang vor Cronstadt aufgehalten, ist in See
gegangen, das Schifsvolk zu üben. Jhr Comman-
deur ist der Vice= Admiral Hautbrien, ein Engelländer
von Geburth. Die Zurüstung zur See wird beständig
fortgesetzt, und man hat kurz aufeinander zweene grosse
Pramen, und zwo Bombardier= Gallioten vom Stapel
gebracht Der General Keith, welcher glücklich von
der Wunde geheilet ist, die er vor Oczakoff empfangen,
und der in der Ukraine stehen wird, dankte dey der letz-
tern Cour der Kaiserin für die Gnade, daß sie ihm das
General= Commando nicht nur über die russischen Völ-
ker, welche daselbst in Quartier liegen werden, sondern
auch über die andern Regimenter, welche man Slabo-
den nennet, aufgetragen. Unter seinem Commando[unleserliches Material]stehen also mehr als hundert und funfzig tausend Mann.
Der Capitain von Beaujen von dem Regimente von
Flandern ist hieher gekommen Dienste zu suchen, weil
er in Frankreich kein Regiment erhalten können, nach-
dem er auf der Jnsel Corsica verwundet worden. Er
ist von dem Cardinal, und von dem Marschall Biron
recommendiret worden. Der General= Feldmarschall
von Münnich, ist von neuem von dem Fieber überfal-
len worden, er befindet sich aber bereits wieder ausser
Gefahr.



Gelehrte Sachen

Ein grosser Theil der Menschen sucht sich zu überreden,
daß die Religion nichts als eine kluge Erfindung ist-
wodurch man die Leute in Furcht Schrecken und Gehor-
sam setzen wollen. Alle diese Menschen träumen von
einer Weisheit, die sie selbst erdacht haben, und die ihnen
um so viel angenehmer ist, weil sie dadurch ihre Unord-
nungen und Ausschweifungen rechtfertigen können.
Man sage einmahl, daß die Religion ihnen erlaubt, allen
ihren Begierden nachzuhängen, man entdecke ihnen, daß
der Mißbrauch der Wollust, daß der Geitz, und die Ehr-
sucht mit derselben bestehen können; so wird man sehen,
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] heiligen GOtt gefallen hätte, Ew. Königl. Majestät
nach Dero hohen Geburt und grossen Vollkommenheiten
zur Thron= Folge zu beruffen.

Wir freuen uns darüber von ganzem Herzen, und seyn
um so viel mehr versichert, an Ew Königl. Majestät zu
verehren einen Vater des Vaterlandes, und einen mäch-
tigen Beschützer unserer eine Zeit her so sehr gekränkten
Gerechtsame, als Allerhöchst= Dieselben aus angestam-
meter Königl. Großmuth Dero gröstes Vergnügen in
der Glückseligkeit Dero getreuen Bürgerschaft und sämt-
lichen Unterthanen setzen.

Viele tausende unter uns sehen dahero gleichsam mit
starren Augen auf die, uns und unseren Kindern anschei-
nende glückliche Veränderungen.

Ja viele, auswärts gedruckte, auch andere ansehnliche
fremde Familien, nähern sich bereits unsern Gränzen,
um Theil zu haben an unserem allgemeinen Wohl, wel-
ches durch liebreiches Aufnehmen derselben nicht nur
befördert, sondern auch zugleich in die freudige Erfül-
lung gebracht wird, eine Sache die Ew. Königl. Maje-
stät nunmehro in GOtt ruhenden Herrn Vaters Maje-
stät, höchstseligst= glorwürdigsten Andenkens in Jhrem
Leben zu sehen, so sehnlich, obgleich vergeblich, gewün-
schet haben, da Sie diese Stadt mit so vielen ansehnli-
chen Gebäuden vermehren, und dadurch denen, des wah-
ren Glaubens halber, Verfolgten sichere Wohnungen
zubereiten lassen.

Glückselig ist demnach diese Stadt zu unsern Zeiten!
glückselig ist das ganze Land! glückselig seynd dessen Ein-
wohner, die einen solchen König haben, der die Freude
seines Volks, ein Schutz der Bedrängten, eine feste
Stütze des Christlichen Glaubens ist: Der die Tugend
und Verdienste belohnet, ohne Ansehen der Person, der,
wie wir festiglich glauben, die Noth seiner getreuen Un-
terthanen, insbesondere unsere erst gestern allerunter-
thänigst eingereichte grosse Beschwerden, wird vor sich
bringen lassen, denselben aus Christ=Königlichem Erbar-
men nach Recht und Billigkeit abhelfen, und also sei-
nen Thron auf immerdar befestigen. Jhm, diesem un-
vergleichlichen Fürsten, gebühret der unvergängliche
Helden= Ruhm; Dessen grosse Tugenden müssen vereh-
ret werden, so lange die Welt stehet; Jhm, Vater des
Vaterlandes, sey dagegen unsere Treue und unver-
fälschte Liebe gewidmet auf ewig.

[Spaltenumbruch]
Petersburg, vom 18. Julii.

Die Prinzessin von Braunschweig, wird innerhalb
acht Tagen hier zurück erwartet, und den Sonnabend
darauf wird der ganze Hof gleichfalls wieder hieher
kommen. Gestern hatte der General= Lieutenant Mar-
quis von Botta zu Peterhoff seine Abschieds= Audienz.
Er wird über Berlin und Dreßden wieder nach Wien
gehen. Die Escadre, welche sich wegen wiedrigen Win-
des eine zeitlang vor Cronstadt aufgehalten, ist in See
gegangen, das Schifsvolk zu üben. Jhr Comman-
deur ist der Vice= Admiral Hautbrien, ein Engelländer
von Geburth. Die Zurüstung zur See wird beständig
fortgesetzt, und man hat kurz aufeinander zweene grosse
Pramen, und zwo Bombardier= Gallioten vom Stapel
gebracht Der General Keith, welcher glücklich von
der Wunde geheilet ist, die er vor Oczakoff empfangen,
und der in der Ukraine stehen wird, dankte dey der letz-
tern Cour der Kaiserin für die Gnade, daß sie ihm das
General= Commando nicht nur über die russischen Völ-
ker, welche daselbst in Quartier liegen werden, sondern
auch über die andern Regimenter, welche man Slabo-
den nennet, aufgetragen. Unter seinem Commando[unleserliches Material]stehen also mehr als hundert und funfzig tausend Mann.
Der Capitain von Beaujen von dem Regimente von
Flandern ist hieher gekommen Dienste zu suchen, weil
er in Frankreich kein Regiment erhalten können, nach-
dem er auf der Jnsel Corsica verwundet worden. Er
ist von dem Cardinal, und von dem Marschall Biron
recommendiret worden. Der General= Feldmarschall
von Münnich, ist von neuem von dem Fieber überfal-
len worden, er befindet sich aber bereits wieder ausser
Gefahr.



Gelehrte Sachen

Ein grosser Theil der Menschen sucht sich zu überreden,
daß die Religion nichts als eine kluge Erfindung ist-
wodurch man die Leute in Furcht Schrecken und Gehor-
sam setzen wollen. Alle diese Menschen träumen von
einer Weisheit, die sie selbst erdacht haben, und die ihnen
um so viel angenehmer ist, weil sie dadurch ihre Unord-
nungen und Ausschweifungen rechtfertigen können.
Man sage einmahl, daß die Religion ihnen erlaubt, allen
ihren Begierden nachzuhängen, man entdecke ihnen, daß
der Mißbrauch der Wollust, daß der Geitz, und die Ehr-
sucht mit derselben bestehen können; so wird man sehen,
[Ende Spaltensatz]

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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 17. Berlin, 6. August 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin017_1740/3>, abgerufen am 01.11.2024.