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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 20. Berlin, 16. Februar 1741.

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[Beginn Spaltensatz] tigen, indem wir niemals gesonnen sind, weder für die
Zettel der Seiltänzer noch der Zahnärzte, und anderer
Markschreyer den Raum unserer Blätter zu verschwen-
den Allein, wir treffen auf dem nur gedachten Pa-
piere, so viel gebrechliches und verwegenes, in der Ehre
der Deutschen so nachtheiliges an, daß wir uns aus
Hochachtung für den deutschen Schauplatz genöthiget
sehen, einige Anmerkungen nicht zu verschweigen.

Die armen Leute nennen sich hochdeutsche Comö-
dianten. Wir wollen gleich zeigen, daß die Frechheit,
welche diese Leute besitzen, sich diesen Namen zu geben,
die größte Züchtigung verdienet. Zumal da sie so un-
verschämt sind, und ihre Narrenpossen, die sie unter
dem Worte Faustine, einschliessen, ein nach allen
Regeln der deutschen Gesellschaft eingerichtetes Schau-
spiel nennen. Die wahrhafte Grösse dieser Gesell-
schaft verdeut uns etwas zu ihrer Rechtfertigung vor-
zubringen. Was nimmt eine ansehnliche Familie für
Antheil, an der Thorheit eines Landstreichers, der sich
für einen ihrer Verwandten ausgiebt, dadurch noch un-
verschämter betteln zu können?

Der Name dieses Schauspiels ist folgender: Fau-
stine, mit der Ueberschrift: L'amour enchante,
ou Faustine enchantee par l'amour
. das ist: Fausti-
ne eine Zauberinn aus Liebe, mit folgendem
Sinngedichte:

Der Liebe starke Macht zwingt heut, durch
Zauberey,
Den Unbeständigen, daß er beständig sey.
Mit Hanns Wurst 1. ) einem unglücklichen
Reise=Gefehrten. 2. ) Furchtsamen Duellan-
ten. 3. ) Unglücklichen Gaste. 4 ) Närri-
schem Briefsteller und wie die Rasereyen wei-
ter fortgehen.

[Spaltenumbruch]

Diese ganz unausnehmende Comödie, denn
sie verdienet auch wirklich keine Ausnahme, welche
mit Recht ein Paradies= Vogel, der alle tau-
send Jahre einmal auf dem deutschen Theatro
erscheinet, kann genannt werden Dieses
soll eines der stärksten Mittel seyn, wodurch man den
Pöbel zum Zulaufe zu bewegen sucht.

Dieß ist genng, zu beweisen, wie wenig die hoch-
deutsche Sprache an diesen wiedersinnigen Possenspielen
Theil nimt Der Geschmack der Deutschen empfindet hier-
bey den größten Eckel, und Deutschland ist viel zu großmü-
thig, als daß es sich ins künftige durch den Schutz der-
gleichen Possenspieler, den empfindlichsten Vorwurf, von
denen auf seine Ehre neidischen Nachbarn zu wege
bringen sollte. Wenn ia solche Lente ihr Brod ver-
dienen wollten; So könnten sie es wenigstens ohne der
Ehre der Deutschen zn nahe zu treten, damit erlangen,
wenn sie mit Murmelthieren herum zögen, und die
unvernünftigen Thiere arbeiten liessen, wenn sie betteln
wollen. Wenn man ihnen aber die Freyheit läßt, un-
sinnige Stücke auf die Schauplätze zu bringen, wodurch
die Thorheiten fortgepflanzt werden, welche doch haupt-
sächlich hier ihren Untergang erwarten sollen: So ist
der Schade für die Bürger einer Republick, welche
durch thörichte Zeitvertreibe unterhalten werden von
der größten Folge. Wir getrauen uns zu behaupten,
daß man lieber solchen elenden Schauspielern die Er-
laubniß geben sollte, ihr Brod vor den Thüren zu su-
chen. Ein Bettler, der einen Bürger um dasjenige
anspricht, was er zu seinem Unterhalte braucht, ist in
unsern Augen allemal besser, als ein Comddiant, der
die Sitten verderbt, und noch dafür von einer Repu-
blick bezahlet wird.

[Ende Spaltensatz]

Bey dem Verleger dieser Zeitungen ist zu haben.

1. Gottschalcks Abhandlung von Gelübden 4t. 4. Gr.

2. Die in guter Stille ausgeheckten curieusen Grillen, welche bey nächtlicher Schlaflosigkeit zusammen gebracht
worden sind. 8t. 7. Gr.

3. Freymüthige doch bescheidene Unterredung von Kirchen, Religions, politischen und Natur= Sachen 8t. 3. Gr.

4 Gyfi histor. und moral Demonstration von der christlichen Religion, worinn ihre Göttlichkeit deutlich
gezeiget und auf die Zweifel der Atheisten und Deisten gründlich geantwortet wird. 8t. 21. Gr.

Nachricht.
Heute wird das dritte Blatt vom Weltbürger vor 6. pf. ausgegeben.

Diese Nachrichten werden wöchentlich 3mahl, nemlich Dienstags, Donnerstags und Sonnabends, bey dem Köngl.
und der Societät der Wissenschaften privilegirten Buchhändler, Ambrosius Haude und dem Königl.
Hof Post=Amte ausgegeben.

[Beginn Spaltensatz] tigen, indem wir niemals gesonnen sind, weder für die
Zettel der Seiltänzer noch der Zahnärzte, und anderer
Markschreyer den Raum unserer Blätter zu verschwen-
den Allein, wir treffen auf dem nur gedachten Pa-
piere, so viel gebrechliches und verwegenes, in der Ehre
der Deutschen so nachtheiliges an, daß wir uns aus
Hochachtung für den deutschen Schauplatz genöthiget
sehen, einige Anmerkungen nicht zu verschweigen.

Die armen Leute nennen sich hochdeutsche Comö-
dianten. Wir wollen gleich zeigen, daß die Frechheit,
welche diese Leute besitzen, sich diesen Namen zu geben,
die größte Züchtigung verdienet. Zumal da sie so un-
verschämt sind, und ihre Narrenpossen, die sie unter
dem Worte Faustine, einschliessen, ein nach allen
Regeln der deutschen Gesellschaft eingerichtetes Schau-
spiel nennen. Die wahrhafte Grösse dieser Gesell-
schaft verdeut uns etwas zu ihrer Rechtfertigung vor-
zubringen. Was nimmt eine ansehnliche Familie für
Antheil, an der Thorheit eines Landstreichers, der sich
für einen ihrer Verwandten ausgiebt, dadurch noch un-
verschämter betteln zu können?

Der Name dieses Schauspiels ist folgender: Fau-
stine, mit der Ueberschrift: L'amour enchanté,
ou Fauſtine enchantée par l'amour
. das ist: Fausti-
ne eine Zauberinn aus Liebe, mit folgendem
Sinngedichte:

Der Liebe starke Macht zwingt heut, durch
Zauberey,
Den Unbeständigen, daß er beständig sey.
Mit Hanns Wurst 1. ) einem unglücklichen
Reise=Gefehrten. 2. ) Furchtsamen Duellan-
ten. 3. ) Unglücklichen Gaste. 4 ) Närri-
schem Briefsteller und wie die Rasereyen wei-
ter fortgehen.

[Spaltenumbruch]

Diese ganz unausnehmende Comödie, denn
sie verdienet auch wirklich keine Ausnahme, welche
mit Recht ein Paradies= Vogel, der alle tau-
send Jahre einmal auf dem deutschen Theatro
erscheinet, kann genannt werden Dieses
soll eines der stärksten Mittel seyn, wodurch man den
Pöbel zum Zulaufe zu bewegen sucht.

Dieß ist genng, zu beweisen, wie wenig die hoch-
deutsche Sprache an diesen wiedersinnigen Possenspielen
Theil nim̅t Der Geschmack der Deutschen empfindet hier-
bey den größten Eckel, und Deutschland ist viel zu großmü-
thig, als daß es sich ins künftige durch den Schutz der-
gleichen Possenspieler, den empfindlichsten Vorwurf, von
denen auf seine Ehre neidischen Nachbarn zu wege
bringen sollte. Wenn ia solche Lente ihr Brod ver-
dienen wollten; So könnten sie es wenigstens ohne der
Ehre der Deutschen zn nahe zu treten, damit erlangen,
wenn sie mit Murmelthieren herum zögen, und die
unvernünftigen Thiere arbeiten liessen, wenn sie betteln
wollen. Wenn man ihnen aber die Freyheit läßt, un-
sinnige Stücke auf die Schauplätze zu bringen, wodurch
die Thorheiten fortgepflanzt werden, welche doch haupt-
sächlich hier ihren Untergang erwarten sollen: So ist
der Schade für die Bürger einer Republick, welche
durch thörichte Zeitvertreibe unterhalten werden von
der größten Folge. Wir getrauen uns zu behaupten,
daß man lieber solchen elenden Schauspielern die Er-
laubniß geben sollte, ihr Brod vor den Thüren zu su-
chen. Ein Bettler, der einen Bürger um dasjenige
anspricht, was er zu seinem Unterhalte braucht, ist in
unsern Augen allemal besser, als ein Comddiant, der
die Sitten verderbt, und noch dafür von einer Repu-
blick bezahlet wird.

[Ende Spaltensatz]

Bey dem Verleger dieser Zeitungen ist zu haben.

1. Gottschalcks Abhandlung von Gelübden 4t. 4. Gr.

2. Die in guter Stille ausgeheckten curieusen Grillen, welche bey nächtlicher Schlaflosigkeit zusammen gebracht
worden sind. 8t. 7. Gr.

3. Freymüthige doch bescheidene Unterredung von Kirchen, Religions, politischen und Natur= Sachen 8t. 3. Gr.

4 Gyfi histor. und moral Demonstration von der christlichen Religion, worinn ihre Göttlichkeit deutlich
gezeiget und auf die Zweifel der Atheisten und Deisten gründlich geantwortet wird. 8t. 21. Gr.

Nachricht.
Heute wird das dritte Blatt vom Weltbürger vor 6. pf. ausgegeben.

Diese Nachrichten werden wöchentlich 3mahl, nemlich Dienstags, Donnerstags und Sonnabends, bey dem Köngl.
und der Societät der Wissenschaften privilegirten Buchhändler, Ambrosius Haude und dem Königl.
Hof Post=Amte ausgegeben.

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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 20. Berlin, 16. Februar 1741, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin020_1741/4>, abgerufen am 21.11.2024.