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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 38. Berlin, 24. September 1740.

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[Beginn Spaltensatz] sie mit dem römischen Hofe unterhalten, aus derselben ver-
bannet waren, und weil er ihnen zugleich sagen lassen,
künftig ihrer Freyheit nicht mehr zu erwehnen.

Wien, vom 14. September.

Verwichenen Sonnabend ging der Prinz von Hild-
burgshausen nach seinem Gouvernement Comorrn von
hier ab, man weiß aber nicht, wie lange er sich daselbst
aufhalten wird. Ehegestern stattete der französische Ge-
sandte, Marquis de Mirepoix, bey dem türkischen Gros-
botschafter öffentlich seinen Besuch ab, und zwar mit
eben der Pracht, in welcher er das erstemahl bey Sr. Kai-
serl. Majestät zur Audienz fuhr. Tschanibi Ali hat ihm
dagegen seine Freundschaft wiederum zu bezeigen, ein
schönes Pferd mit kostbarem Sattelzeuge und andere Klei-
nigkeiten überschickt, und man weiß, daß er ihm ehestens
die Gegen= Visite machen wird.

Dreßden, vom 18. September.

Am 12ten dieses des Morgens, brachen die beyden Kö-
niglichen Prinzessinnen Mariane und Josepha, in Beglei-
tung der Gräfin von Collowrath und des Oberschenken,
Herrn von Hauchwitz nach Warschau auf. Da, wie be-
reits gemeldet worden, ein Curier von Neapolis die
Nachricht von der glücklichen Niederkunft der Königin
beyder Sicilien überbracht hat, so ward sofort Galla auf
3 Tage angesagt. Nachdem beyde Königliche Majestä-
ten dem Marquis de Malespina, welcher die förmliche
Notification dieser erfreulichen Niederkunft abstattete,
und dem Marschall von Miltiz, der im Namen des Her-
zogs von Weissenfels Höchst Denenselben eine glückliche
Reise wünschte, Audienz ertheilt hatten, und nachdem
alle Grosse die Glückwünsche abgestattet; so [unleserliches Material - 9 Zeichen fehlen]verfügten
Sie sich in die Capelle, und wohnten dem TE DEUM
bey, welches wegen dieser Niederkunft abgesungen wurde.



Gelehrte Sachen.

Schreiben des Herrn Major Humbert, an den Ge-
heimen Finanzenrath Herrn von R..., welches
verschiedene Mittel enthält, einen Staat blühend zu
machen, aus dem Französischen übersetzt.

Sie werden sich wundern mein Herr, daß ich Sie
von einer Materie unterhalte, welche im Grunde scheint,
als wann sie nicht vor mich gehört, nemlich von den
[Spaltenumbruch] Mitteln, einen Staat blühend zu machen, und ich fürch-
te, daß Sie mir den Ausspruch des Apelles: Schuster
bleibe bey deinem Leisten, fürhalten werden.

Allein mein Herr die Sache gehet alle Glieder der
bürgerlichen Gesellschaft an, folglich darf sich ein jeder
bemühen, die Mittel ausfündig zu machen, welche zu
einem so guten Zwecke führen können. Hiernächst ist
man ja nicht verbunden, sich auf nichts anders, als auf
sein Handwerck zu legen; es ist vielmehr erlaubt von
den vorkommenden Sachen richtige Begriffe zu fassen,
ungeachtet sie nicht ausdrücklich in den Schranken un-
sers Bernses bleiben, zumahl, wann sie zu dem allge-
meinen Nutzen etwas beytragen. Es scheint, daß man
sogar verpflichtet ist, dieses zu thun, weil man sodann
zum Besten des Prinzen und des Staats arbeitet. So
verließ ein grosser Jngenieur, der Marschall von Vauban
seine Grenzen. Er ist niemals bey den Finanzen ge-
braucht worden, dem ungeachtet hat er doch zum Be-
sten dererjenigen, welche zu seiner Zeit die Domainen
des Königs verwalteten, ein trefliches Buch verfertiget,
welches den Titel führet: Die Königlichen Zehn-
ten. Die Liebe zu seinem Vaterlande hatte ihn allein
dazu bewogen, dieser Sache nachzudencken. Mein
Zweck ist nicht mein Herr, von meinem Vorwurfe aus
dem Grunde zu handeln, es ist von geschickten Federn
schon viel davon geschrieben worden; ich werde nur ei-
nige Mittel anzeigen, welche man noch nicht, oder doch
noch nicht genug in Betrachtung gezogen. Es ist bereits
hinlänglich dargethan worden, daß die Handlung und
die Manufacturen durchaus nothwendig sind, ein Land
reich zu machen. Diese Warheit rühret; allein man
hat die verschiedenen Arten noch nicht genug bemerkt,
welche man anwenden muß, sie in Flor zu bringen.
Hier zeigt sich eine davon, die ganz natürlich ist, und
in die Augen fällt. Eine jede Provinz besitzt gemeinig-
lich etwas eignes, welches sie zu einer gewissen Hand-
lung anwenden, und woraus sie gewisse Fabricken er-
richten kann Man müßte also die Unterthanen bewe-
gen, diese Vortheile weiter zu treiben, und den Absatz
wenigstens bey den Nachbarn erleichtern, es mag nun
durch den Tausch, oder durch den Verkauf, oder mit
baarem Gelde geschehen. Denn, wenn dasjenige, was
ein Land herfür bringt, zur Vollkommenheit geführet
wird, so hat man ein Mittel, fremde Waaren an sich
zu ziehen, ohne daß viel Geld aus dem Lande geht.
Die Handlung muß Freyheit haben, sie ist eine Feindin
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] sie mit dem römischen Hofe unterhalten, aus derselben ver-
bannet waren, und weil er ihnen zugleich sagen lassen,
künftig ihrer Freyheit nicht mehr zu erwehnen.

Wien, vom 14. September.

Verwichenen Sonnabend ging der Prinz von Hild-
burgshausen nach seinem Gouvernement Comorrn von
hier ab, man weiß aber nicht, wie lange er sich daselbst
aufhalten wird. Ehegestern stattete der französische Ge-
sandte, Marquis de Mirepoix, bey dem türkischen Gros-
botschafter öffentlich seinen Besuch ab, und zwar mit
eben der Pracht, in welcher er das erstemahl bey Sr. Kai-
serl. Majestät zur Audienz fuhr. Tschanibi Ali hat ihm
dagegen seine Freundschaft wiederum zu bezeigen, ein
schönes Pferd mit kostbarem Sattelzeuge und andere Klei-
nigkeiten überschickt, und man weiß, daß er ihm ehestens
die Gegen= Visite machen wird.

Dreßden, vom 18. September.

Am 12ten dieses des Morgens, brachen die beyden Kö-
niglichen Prinzessinnen Mariane und Josepha, in Beglei-
tung der Gräfin von Collowrath und des Oberschenken,
Herrn von Hauchwitz nach Warschau auf. Da, wie be-
reits gemeldet worden, ein Curier von Neapolis die
Nachricht von der glücklichen Niederkunft der Königin
beyder Sicilien überbracht hat, so ward sofort Galla auf
3 Tage angesagt. Nachdem beyde Königliche Majestä-
ten dem Marquis de Malespina, welcher die förmliche
Notification dieser erfreulichen Niederkunft abstattete,
und dem Marschall von Miltiz, der im Namen des Her-
zogs von Weissenfels Höchst Denenselben eine glückliche
Reise wünschte, Audienz ertheilt hatten, und nachdem
alle Grosse die Glückwünsche abgestattet; so [unleserliches Material – 9 Zeichen fehlen]verfügten
Sie sich in die Capelle, und wohnten dem TE DEUM
bey, welches wegen dieser Niederkunft abgesungen wurde.



Gelehrte Sachen.

Schreiben des Herrn Major Humbert, an den Ge-
heimen Finanzenrath Herrn von R..., welches
verschiedene Mittel enthält, einen Staat blühend zu
machen, aus dem Französischen übersetzt.

Sie werden sich wundern mein Herr, daß ich Sie
von einer Materie unterhalte, welche im Grunde scheint,
als wann sie nicht vor mich gehört, nemlich von den
[Spaltenumbruch] Mitteln, einen Staat blühend zu machen, und ich fürch-
te, daß Sie mir den Ausspruch des Apelles: Schuster
bleibe bey deinem Leisten, fürhalten werden.

Allein mein Herr die Sache gehet alle Glieder der
bürgerlichen Gesellschaft an, folglich darf sich ein jeder
bemühen, die Mittel ausfündig zu machen, welche zu
einem so guten Zwecke führen können. Hiernächst ist
man ja nicht verbunden, sich auf nichts anders, als auf
sein Handwerck zu legen; es ist vielmehr erlaubt von
den vorkommenden Sachen richtige Begriffe zu fassen,
ungeachtet sie nicht ausdrücklich in den Schranken un-
sers Bernses bleiben, zumahl, wann sie zu dem allge-
meinen Nutzen etwas beytragen. Es scheint, daß man
sogar verpflichtet ist, dieses zu thun, weil man sodann
zum Besten des Prinzen und des Staats arbeitet. So
verließ ein grosser Jngenieur, der Marschall von Vauban
seine Grenzen. Er ist niemals bey den Finanzen ge-
braucht worden, dem ungeachtet hat er doch zum Be-
sten dererjenigen, welche zu seiner Zeit die Domainen
des Königs verwalteten, ein trefliches Buch verfertiget,
welches den Titel führet: Die Königlichen Zehn-
ten. Die Liebe zu seinem Vaterlande hatte ihn allein
dazu bewogen, dieser Sache nachzudencken. Mein
Zweck ist nicht mein Herr, von meinem Vorwurfe aus
dem Grunde zu handeln, es ist von geschickten Federn
schon viel davon geschrieben worden; ich werde nur ei-
nige Mittel anzeigen, welche man noch nicht, oder doch
noch nicht genug in Betrachtung gezogen. Es ist bereits
hinlänglich dargethan worden, daß die Handlung und
die Manufacturen durchaus nothwendig sind, ein Land
reich zu machen. Diese Warheit rühret; allein man
hat die verschiedenen Arten noch nicht genug bemerkt,
welche man anwenden muß, sie in Flor zu bringen.
Hier zeigt sich eine davon, die ganz natürlich ist, und
in die Augen fällt. Eine jede Provinz besitzt gemeinig-
lich etwas eignes, welches sie zu einer gewissen Hand-
lung anwenden, und woraus sie gewisse Fabricken er-
richten kann Man müßte also die Unterthanen bewe-
gen, diese Vortheile weiter zu treiben, und den Absatz
wenigstens bey den Nachbarn erleichtern, es mag nun
durch den Tausch, oder durch den Verkauf, oder mit
baarem Gelde geschehen. Denn, wenn dasjenige, was
ein Land herfür bringt, zur Vollkommenheit geführet
wird, so hat man ein Mittel, fremde Waaren an sich
zu ziehen, ohne daß viel Geld aus dem Lande geht.
Die Handlung muß Freyheit haben, sie ist eine Feindin
[Ende Spaltensatz]

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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 38. Berlin, 24. September 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin038_1740/3>, abgerufen am 31.10.2024.