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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 38. Berlin, 24. September 1740.

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[Beginn Spaltensatz] von Monopolien, und dieses muß man zum Grunde se-
tzen. Wann man aber sagt, daß die Handlung Frey-
heit verlangt, so will man dadurch nicht die Auflagen
aufheben, die man dem Landesherrn schuldig ist. Jn
Holland, welches gewiß das freyeste Land ist, fehlt es
an[unleserliches Material] dergleichen Auflagen gar nicht; man wünscht also
nur, daß sie nach der Natur der Waaren, und nach dem
Mangel der sich davon zeigt, eingerichtet werden. Nach-
dem dieses fest gesetzt worden, so ist gewiß, daß die Hand-
lung den Unterthanen weit mehr Vortheil bringt, wann
das Land solche Sachen giebt, die man bey den Frem-
den loß werden kann, weil alsdann weit mehr Privat-
leute gewinnen, da die Kaufleute sich nicht allein berei-
chern können. Das heißt keine Handlung, wenn man
von andern Plätzen Waaren kommen läßt, und dieselben
den Einwohnern des Ortes wieder verkauft; man muß
auch Geld in das Land ziehen, und dasselbe unter die
Leute bringen. Es sind nur wenige Länder, die man
nicht in diesen Vortheil setzen könnte, wann es auch nur
darinn bestünde, daß man die bloß mechanischen Hand-
werke vollkommener machte. Preussen giebt einen gros-
sen Vorrath von Flachs, die Leinewand aber, welche
man daselbst macht, ist sehr schlecht, so daß man die schö-
ne Leinewand aus fremden Ländern kommen lassen muß.
Wenn man sich erstlich daselbst bestrebte, des Flachses
besser zu warten, und wenn man hiernächst für gute Lei-
neweber sorgte, so würde man, an statt von Fremden
Leinewand zu kaufen, ihnen noch welche überlassen kön-
nen. Es würde auch nicht nöthig seyn, die Einfuhre
fremder Leinewand zu verbieten, um den Absatz der ei-
genen zu befördern, denn wenn die Waare so ist, wie
sie seyn soll, so wird sie gesucht, und ihre Güte zieht ih-
ren Verkauf nach sich. Es giebt[unleserliches Material] wenige Länder, welche
mehr gut Holtz zum Zimmern und zur Tischlerarbeit
aufzeigen können, als die Länder des Königs; man
muß es auch zum Lobe der Nation sagen, daß hier bes-
ser gezimmert wird, als an verschiedenen andern Orten,
und daß unsere Arbeitsleute die italiänischen weit über-
treffen, welches die dortigen Baumeister selbst zugeben.
So findet man auch hier zu Lande Tischler, welche die
Kunst zu täfeln, deren man sich in der bürgerlichen Bau-
kunst bedienet, sehr wohl verstehen, wann nur die Bau-
[Spaltenumbruch] meister Sorge tragen, ihnen deutliche und auseinander
gewickelte Risse zu geben, es mag nun seyn etwas auszu-
legen, oder Musiv=Arbeit zu verfertigen. Wann aber
eben diese Leute vor sich an einem beweglichen Stücke,
als an Schreibetischen, Commoden, Schränken, Taf-
feln, Geridonen arbeiten, so siehet man nur gar zu
bald, daß es ihnen am guten Geschmacke fehlet. Giebt
man ihnen hingegen ein Stück zum Muster, welches
zu Londen oder zu Paris verfertigt worden, so machen
sie es nicht allein eben so gut, sondern auch noch wohl-
feiler, weil das Holtz hier nicht so viel kostet, wenn man
das Oliven und Brasilienholtz und das Elfenbein aus-
nimmt, die aus andern Ländern kommen, und folglich
viel theurer seyn müssen. Um nun gute Arbeitsleute zu
haben, so dürfte man nur ein Paar gute Meister in ei-
ne grosse Stadt ziehen, denen man ein kleines Gnaden-
gehalt reichen könnte, ihren Unterhalt zu erleichtern.
Diese würden ihren Lehrlingen bald den guten Geschmack
beybringen, welche man aus den Landeskindern erweh-
len müßte. Auf diese Art würden sie sich in die Pro-
vinzen ausbreiten, und ihre Arbeit würde nicht allein
den Einwohnern, sondern auch den Fremden gefallen,
und sie zum Kaufen bewegen. Dieses ist eine Art von
Handlung, welche nicht nur viel Geld im Lande zurück
halten, sondern auch noch aus Fremden Orten welches
an sich ziehen kann, woselbst man das Holtz nicht so
wohlfeil hat. Und so ist es noch mit verschiedenen an-
dern Handwerken beschaffen Es wäre nicht übel, wann
auch eine Academie aufgerichtet würde, welche Risse
machte. Viele Handwerker würden Vortheile davon
haben, und die wenigsten würden sie entbehren können.
Voltaire bemerkt in seinem 23. Briefe von den Engel-
ländern, und von den Franzosen, daß Ludwig XIV.
seinen Namen durch die Stiftungen unsterblich gemacht,
wodurch er den Wachsthum der Mathematick, der
Medicin, der Baukunst, der Mahlerey und der Bild-
hauerkunst beförderte. Diese Unsterblichkeit, sagt er,
hat ihm jährlich nicht zweymahl hundert tausend Fran-
ken gekostet.

Künftig mehr.


[Ende Spaltensatz]

Diese Nachrichten werden wöchentlich 3mahl, nemlich Dienstags, Donnerstags und Sonnabends, bey dem Königl.
und der Societät der Wissenschaften privilegirten Buchhändler, AMBROSIUS HAUDE und dem Königl.
Hof=Post=Amte ausgegeben.

[Beginn Spaltensatz] von Monopolien, und dieses muß man zum Grunde se-
tzen. Wann man aber sagt, daß die Handlung Frey-
heit verlangt, so will man dadurch nicht die Auflagen
aufheben, die man dem Landesherrn schuldig ist. Jn
Holland, welches gewiß das freyeste Land ist, fehlt es
an[unleserliches Material] dergleichen Auflagen gar nicht; man wünscht also
nur, daß sie nach der Natur der Waaren, und nach dem
Mangel der sich davon zeigt, eingerichtet werden. Nach-
dem dieses fest gesetzt worden, so ist gewiß, daß die Hand-
lung den Unterthanen weit mehr Vortheil bringt, wann
das Land solche Sachen giebt, die man bey den Frem-
den loß werden kann, weil alsdann weit mehr Privat-
leute gewinnen, da die Kaufleute sich nicht allein berei-
chern können. Das heißt keine Handlung, wenn man
von andern Plätzen Waaren kommen läßt, und dieselben
den Einwohnern des Ortes wieder verkauft; man muß
auch Geld in das Land ziehen, und dasselbe unter die
Leute bringen. Es sind nur wenige Länder, die man
nicht in diesen Vortheil setzen könnte, wann es auch nur
darinn bestünde, daß man die bloß mechanischen Hand-
werke vollkommener machte. Preussen giebt einen gros-
sen Vorrath von Flachs, die Leinewand aber, welche
man daselbst macht, ist sehr schlecht, so daß man die schö-
ne Leinewand aus fremden Ländern kommen lassen muß.
Wenn man sich erstlich daselbst bestrebte, des Flachses
besser zu warten, und wenn man hiernächst für gute Lei-
neweber sorgte, so würde man, an statt von Fremden
Leinewand zu kaufen, ihnen noch welche überlassen kön-
nen. Es würde auch nicht nöthig seyn, die Einfuhre
fremder Leinewand zu verbieten, um den Absatz der ei-
genen zu befördern, denn wenn die Waare so ist, wie
sie seyn soll, so wird sie gesucht, und ihre Güte zieht ih-
ren Verkauf nach sich. Es giebt[unleserliches Material] wenige Länder, welche
mehr gut Holtz zum Zimmern und zur Tischlerarbeit
aufzeigen können, als die Länder des Königs; man
muß es auch zum Lobe der Nation sagen, daß hier bes-
ser gezimmert wird, als an verschiedenen andern Orten,
und daß unsere Arbeitsleute die italiänischen weit über-
treffen, welches die dortigen Baumeister selbst zugeben.
So findet man auch hier zu Lande Tischler, welche die
Kunst zu täfeln, deren man sich in der bürgerlichen Bau-
kunst bedienet, sehr wohl verstehen, wann nur die Bau-
[Spaltenumbruch] meister Sorge tragen, ihnen deutliche und auseinander
gewickelte Risse zu geben, es mag nun seyn etwas auszu-
legen, oder Musiv=Arbeit zu verfertigen. Wann aber
eben diese Leute vor sich an einem beweglichen Stücke,
als an Schreibetischen, Commoden, Schränken, Taf-
feln, Geridonen arbeiten, so siehet man nur gar zu
bald, daß es ihnen am guten Geschmacke fehlet. Giebt
man ihnen hingegen ein Stück zum Muster, welches
zu Londen oder zu Paris verfertigt worden, so machen
sie es nicht allein eben so gut, sondern auch noch wohl-
feiler, weil das Holtz hier nicht so viel kostet, wenn man
das Oliven und Brasilienholtz und das Elfenbein aus-
nimmt, die aus andern Ländern kommen, und folglich
viel theurer seyn müssen. Um nun gute Arbeitsleute zu
haben, so dürfte man nur ein Paar gute Meister in ei-
ne grosse Stadt ziehen, denen man ein kleines Gnaden-
gehalt reichen könnte, ihren Unterhalt zu erleichtern.
Diese würden ihren Lehrlingen bald den guten Geschmack
beybringen, welche man aus den Landeskindern erweh-
len müßte. Auf diese Art würden sie sich in die Pro-
vinzen ausbreiten, und ihre Arbeit würde nicht allein
den Einwohnern, sondern auch den Fremden gefallen,
und sie zum Kaufen bewegen. Dieses ist eine Art von
Handlung, welche nicht nur viel Geld im Lande zurück
halten, sondern auch noch aus Fremden Orten welches
an sich ziehen kann, woselbst man das Holtz nicht so
wohlfeil hat. Und so ist es noch mit verschiedenen an-
dern Handwerken beschaffen Es wäre nicht übel, wann
auch eine Academie aufgerichtet würde, welche Risse
machte. Viele Handwerker würden Vortheile davon
haben, und die wenigsten würden sie entbehren können.
Voltaire bemerkt in seinem 23. Briefe von den Engel-
ländern, und von den Franzosen, daß Ludwig XIV.
seinen Namen durch die Stiftungen unsterblich gemacht,
wodurch er den Wachsthum der Mathematick, der
Medicin, der Baukunst, der Mahlerey und der Bild-
hauerkunst beförderte. Diese Unsterblichkeit, sagt er,
hat ihm jährlich nicht zweymahl hundert tausend Fran-
ken gekostet.

Künftig mehr.


[Ende Spaltensatz]

Diese Nachrichten werden wöchentlich 3mahl, nemlich Dienstags, Donnerstags und Sonnabends, bey dem Königl.
und der Societät der Wissenschaften privilegirten Buchhändler, AMBROSIUS HAUDE und dem Königl.
Hof=Post=Amte ausgegeben.

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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 38. Berlin, 24. September 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin038_1740/4>, abgerufen am 21.11.2024.