Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 46. Berlin, 18. April 1741.[Beginn Spaltensatz]
ist so beschaffen, daß alle diejenigen, welche sich Londen, vom 5. April. Den 31sten des abgewichenen Monaths hielten Paris, vom 6. April. Der Groß=Herzog von Toscana hat 3. Tage nach [Beginn Spaltensatz]
ist so beschaffen, daß alle diejenigen, welche sich Londen, vom 5. April. Den 31sten des abgewichenen Monaths hielten Paris, vom 6. April. Der Groß=Herzog von Toscana hat 3. Tage nach <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0002"/><cb type="start"/> ist so beschaffen, daß alle diejenigen, welche sich<lb/> Jhm nähern, eine besondere Hochachtung und Liebe<lb/> vor Jhn hegen müssen.. Der neue Ober=Aufseher<lb/> der Einkünffte unserer Monarchie, Herr Campillo,<lb/> arbeitet jetzo mit gröstem Fleiß an Verbesserung der<lb/> Mißbräuche, die bey dem Müntz=Wesen eingeschli-<lb/> chen sind. Er hat deswegen die Directores der<lb/> vornehmsten Müntz= Höfe anhero verschrieben, und<lb/> bereits viele Unterredungen mit ihnen gehalten, er<lb/> will auch gern die Fehler, welche sich bey den Kauf-<lb/> manns=Gilden hiesiger Stadt, desgleichen zu Cadix,<lb/> Sevilien, Bilbao, und in andern Handels=Städten,<lb/> finden, nach Möglichkeit abschaffen. Die Bulle, so<lb/> der Papst unserm König ohnlängst überschickte, um<lb/> den achten Pfennig von der Geistlichkeit und den<lb/> Kirchen=Gütern zu heben, enthält unter andern fol-<lb/> gende Clausel: Daß die Geistlichkeit nicht eher solle<lb/> verbunden seyn, den achten Pfennig zu geben, bis die<lb/> Weltlichen den zehnten Pfennig bezahlen würden, und<lb/> daß, wofern man diesen letztern eine Verminderung<lb/> ihrer Abgaben erlaube, die Geistlichkeit so denn je-<lb/> derzeit zwey Pfennige vom Hundert weniger, als die<lb/> Weltlichen entrichten müßten.</p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head>Londen, vom 5. April.</head><lb/> <p>Den 31sten des abgewichenen Monaths hielten<lb/> Se. Königl. Majestät im Pallast zu St. James<lb/> grosses Ordens=Capitel, und erkläreten folgende Hrn.<lb/> zu Rittern vom blauen Hosenbande, nehmlich den<lb/> Printz Friderich von Hessen=Cassel, dessen hohe Per-<lb/> son der General von Diemar vertrat, die Hertzoge<lb/> von St. Albans, von Marlborough, von Portland,<lb/> und von Kingston. Hierdurch sind die erledigten<lb/> Stellen der verstorbenen Hertzoge von Kent und von<lb/> Roxborough, der Grafen von Strafford und von<lb/> Scarborugh, und des Vicomte von Townshend,<lb/> wieder besetzt worden. Man glaubt, daß die fey-<lb/> erliche Einweihung dieser neuen Ritter im künfftigen<lb/> May geschehen möchte. Den 1sten des jetzigen<lb/> Monaths kam eine Königl. Proclamation zum<lb/> Vorschein, krafft deren Se. Maj. jedem erfahrnen<lb/> Matrosen, der sich vor dem 12. May freywillig<lb/> zum Dienst des Reichs angiebt, ein Geschencke von<lb/> 5. Pfund Sterlings versprechen, diejenigen Matro-<lb/> sen aber, welche nur von der gemeinen Sorte sind,<lb/> sollen 3. Pfund Sterlings zum Hand=Gelde empfan-<lb/><cb n="2"/> gen. Gemeldeten Tages, des Abends gegen 7. Uhr,<lb/> starb der Lord Maire hiesiger Haupt=Stadt, Herr<lb/> Humphry Parsons, dessen Verlust wegen seiner gros-<lb/> sen Geschicklichkeit gar sehr bedauert wird. Vorge-<lb/> stern versammelten sich die Aldermanns, um zur<lb/> Wahl einer Person zu schreiten, die an statt des ver-<lb/> storbenen Lord Maire die Regierung bis zum Ende<lb/> des gegenwärtigen Jahres führen soll. Nach lan-<lb/> gem und hartem Wort=Wechsel, fielen endlich die<lb/> meisten Stimmen auf den Herrn Lambert, und<lb/> heute ward er dem Lord Cantzler zur Bestätigung<lb/> vorgestellet, legte auch so gleich hernach den gewöhn-<lb/> lichen Eyd der Treue ab.</p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head>Paris, vom 6. April.</head><lb/> <p>Der Groß=Herzog von Toscana hat 3. Tage nach<lb/> der Geburt des jungen Ertz=Herzogs, Seines Soh-<lb/> nes, einen weitläuftigen Brief an unsern König ge-<lb/> schrieben, welcher Sr. Maj. den 1sten des jetzigen<lb/> Monaths durch einen deswegen ausdrücklich von<lb/> Wien anhero gesendeten Cavallier zu Versailles ist<lb/> überreicht worden. Gedachter Groß=Herzog ersucht<lb/> darinnen unsern Monarchen mit den allerverbindlich-<lb/> sten und beweglichsten Worten, Se. Königl. Maj.<lb/> möchten sich doch gefallen lassen, den jungen Printzen,<lb/> welchen Jhm der Höchste ohnlängst geschenckt habe,<lb/> Dero besondern Schutzes zu würdigen. Um nun<lb/> solche hohe Gewogenheit von unserm König desto<lb/> eher zu erhalten; so ist gemeldetem Briefe zugleich<lb/> die Abschrift von dem Schreiben mit beygefügt, das<lb/> Ludewig der <hi rendition="#aq">XIV</hi>. kurz vor Seinem Absterben an den<lb/> Kayser Carl <hi rendition="#aq">VI</hi>. ergehen ließ, und worinnen Der-<lb/> selbe Se. Kayserl. Maj. sehr zärtlich bat, Seinen<lb/> Ur= Enckel, als unsern jetzt regierenden König, bey<lb/> vorfallender Gelegenheit kräftigst zu beschützen. Der<lb/> Groß=Hertzog führet Sr. Allerchristlichsten Majestät<lb/> ferner zu Gemüthe, wie genau der verstorbene Kay-<lb/> ser Seinem damahligen Versprechen nachgekommen<lb/> sey, indem Er sich der Unruhe, die währender Min-<lb/> derjährigkeit des Königs in unserer Monarchie ge-<lb/> herrscht, nie habe bedienen wollen, ob Er gleich<lb/> wichtige Vortheile davon hätte hoffen können. Es<lb/> sollen in offt besagtem Briefe des Groß= Herzogs<lb/> noch verschiedene andere merckwürdige Dinge ent-<lb/> halten seyn; weil aber Se. Königl. Majestät nicht<lb/> vor gut befinden, selbige jemanden zu entdecken: so<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0002]
ist so beschaffen, daß alle diejenigen, welche sich
Jhm nähern, eine besondere Hochachtung und Liebe
vor Jhn hegen müssen.. Der neue Ober=Aufseher
der Einkünffte unserer Monarchie, Herr Campillo,
arbeitet jetzo mit gröstem Fleiß an Verbesserung der
Mißbräuche, die bey dem Müntz=Wesen eingeschli-
chen sind. Er hat deswegen die Directores der
vornehmsten Müntz= Höfe anhero verschrieben, und
bereits viele Unterredungen mit ihnen gehalten, er
will auch gern die Fehler, welche sich bey den Kauf-
manns=Gilden hiesiger Stadt, desgleichen zu Cadix,
Sevilien, Bilbao, und in andern Handels=Städten,
finden, nach Möglichkeit abschaffen. Die Bulle, so
der Papst unserm König ohnlängst überschickte, um
den achten Pfennig von der Geistlichkeit und den
Kirchen=Gütern zu heben, enthält unter andern fol-
gende Clausel: Daß die Geistlichkeit nicht eher solle
verbunden seyn, den achten Pfennig zu geben, bis die
Weltlichen den zehnten Pfennig bezahlen würden, und
daß, wofern man diesen letztern eine Verminderung
ihrer Abgaben erlaube, die Geistlichkeit so denn je-
derzeit zwey Pfennige vom Hundert weniger, als die
Weltlichen entrichten müßten.
Londen, vom 5. April.
Den 31sten des abgewichenen Monaths hielten
Se. Königl. Majestät im Pallast zu St. James
grosses Ordens=Capitel, und erkläreten folgende Hrn.
zu Rittern vom blauen Hosenbande, nehmlich den
Printz Friderich von Hessen=Cassel, dessen hohe Per-
son der General von Diemar vertrat, die Hertzoge
von St. Albans, von Marlborough, von Portland,
und von Kingston. Hierdurch sind die erledigten
Stellen der verstorbenen Hertzoge von Kent und von
Roxborough, der Grafen von Strafford und von
Scarborugh, und des Vicomte von Townshend,
wieder besetzt worden. Man glaubt, daß die fey-
erliche Einweihung dieser neuen Ritter im künfftigen
May geschehen möchte. Den 1sten des jetzigen
Monaths kam eine Königl. Proclamation zum
Vorschein, krafft deren Se. Maj. jedem erfahrnen
Matrosen, der sich vor dem 12. May freywillig
zum Dienst des Reichs angiebt, ein Geschencke von
5. Pfund Sterlings versprechen, diejenigen Matro-
sen aber, welche nur von der gemeinen Sorte sind,
sollen 3. Pfund Sterlings zum Hand=Gelde empfan-
gen. Gemeldeten Tages, des Abends gegen 7. Uhr,
starb der Lord Maire hiesiger Haupt=Stadt, Herr
Humphry Parsons, dessen Verlust wegen seiner gros-
sen Geschicklichkeit gar sehr bedauert wird. Vorge-
stern versammelten sich die Aldermanns, um zur
Wahl einer Person zu schreiten, die an statt des ver-
storbenen Lord Maire die Regierung bis zum Ende
des gegenwärtigen Jahres führen soll. Nach lan-
gem und hartem Wort=Wechsel, fielen endlich die
meisten Stimmen auf den Herrn Lambert, und
heute ward er dem Lord Cantzler zur Bestätigung
vorgestellet, legte auch so gleich hernach den gewöhn-
lichen Eyd der Treue ab.
Paris, vom 6. April.
Der Groß=Herzog von Toscana hat 3. Tage nach
der Geburt des jungen Ertz=Herzogs, Seines Soh-
nes, einen weitläuftigen Brief an unsern König ge-
schrieben, welcher Sr. Maj. den 1sten des jetzigen
Monaths durch einen deswegen ausdrücklich von
Wien anhero gesendeten Cavallier zu Versailles ist
überreicht worden. Gedachter Groß=Herzog ersucht
darinnen unsern Monarchen mit den allerverbindlich-
sten und beweglichsten Worten, Se. Königl. Maj.
möchten sich doch gefallen lassen, den jungen Printzen,
welchen Jhm der Höchste ohnlängst geschenckt habe,
Dero besondern Schutzes zu würdigen. Um nun
solche hohe Gewogenheit von unserm König desto
eher zu erhalten; so ist gemeldetem Briefe zugleich
die Abschrift von dem Schreiben mit beygefügt, das
Ludewig der XIV. kurz vor Seinem Absterben an den
Kayser Carl VI. ergehen ließ, und worinnen Der-
selbe Se. Kayserl. Maj. sehr zärtlich bat, Seinen
Ur= Enckel, als unsern jetzt regierenden König, bey
vorfallender Gelegenheit kräftigst zu beschützen. Der
Groß=Hertzog führet Sr. Allerchristlichsten Majestät
ferner zu Gemüthe, wie genau der verstorbene Kay-
ser Seinem damahligen Versprechen nachgekommen
sey, indem Er sich der Unruhe, die währender Min-
derjährigkeit des Königs in unserer Monarchie ge-
herrscht, nie habe bedienen wollen, ob Er gleich
wichtige Vortheile davon hätte hoffen können. Es
sollen in offt besagtem Briefe des Groß= Herzogs
noch verschiedene andere merckwürdige Dinge ent-
halten seyn; weil aber Se. Königl. Majestät nicht
vor gut befinden, selbige jemanden zu entdecken: so
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Susanne Haaf, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation; Artikelstrukturierung
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