Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 59. Berlin, 18. Mai 1741.[Beginn Spaltensatz]
General von Baudißin das Comando en Chef anver- Mannheim, vom 6. May. Die Vermählung des Pfaltzgrafen von Sultzbach, Neapolis, vom 27. April. Man macht hier alles zum Transport der 8 Com- Mietau, vom 26. April. Die Rußischen Truppen machen zwar noch zur Petersburg, vom 30. April. Neulich hat der Herr von Bestuchef, Ministre Folgende Ukase ist am 18ten dieses öffentlich allhier Thun hiemit der gantzen Welt, insonderheit allen [Beginn Spaltensatz]
General von Baudißin das Comando en Chef anver- Mannheim, vom 6. May. Die Vermählung des Pfaltzgrafen von Sultzbach, Neapolis, vom 27. April. Man macht hier alles zum Transport der 8 Com- Mietau, vom 26. April. Die Rußischen Truppen machen zwar noch zur Petersburg, vom 30. April. Neulich hat der Herr von Bestuchef, Ministre Folgende Ukase ist am 18ten dieses öffentlich allhier Thun hiemit der gantzen Welt, insonderheit allen <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0003"/><cb type="start"/> General von Baudißin das Comando en Chef anver-<lb/> trauet worden; unter ihm aber sollen commandiren,<lb/> der Chevalier de Saxe, die beyden General=Lieute-<lb/> nants von Polentz, und von Renard, die General-<lb/> Majors von Arnim, von Dürfeld, von Weißbach,<lb/> und von Rochau. Die Truppen dieses Campements<lb/> bestehen aus der Helffte des Jngenieur=Corps, aus<lb/> der Helffte des Artillerie=Corps, aus 16 Escadrons,<lb/> und aus 12. Bataillons. Das Campement bey<lb/> Torgau wird der General, Graf Rutowsky, com-<lb/> mandiren, und die General=Lieutenants, von Birck-<lb/> holtz, und von Jasmund, wie auch die General-<lb/> Majors, von Grumbkow, von Brand, von Caila,<lb/> und von Haxthausen, unter sich haben. Die Trup-<lb/> pen jetztgedachten Campements sind, die andere<lb/> Helffte des Jngenieur=Corps, die andere Helffte<lb/> des Artillerie=Corps, 16 Escadrons, und 12 Bataillons.</p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head>Mannheim, vom 6. May.</head><lb/> <p>Die Vermählung des Pfaltzgrafen von Sultzbach,<lb/> mit der ältesten Enckelin unsers Churfürsten, soll den<lb/> 4ten November, als am Geburts=Tage Sr. Chur-<lb/> fürstl. Durchl. vollzogen werden. Briefe aus Mün-<lb/> chen versichern, daß der Frantzösische Ministre<lb/> Mons. Buchet wieder abgereiset sey, daß man die Krie-<lb/> ges=Anstalten in gantz Bayern verdoppele, und daß<lb/> man von einer Heyrath des Chur=Printzen, mit ei-<lb/> ner Königlichen Frantzösischen Printzeßin, sehr starck<lb/> spreche.</p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head>Neapolis, vom 27. April.</head><lb/> <p>Man macht hier alles zum Transport der 8 Com-<lb/> pagnien Cavallerie, welche unsere im Staat der Be-<lb/> satzungen befindliche Jnfanterie bedecken sollen, in<lb/> gröster Eyl fertig. Es verlautet auch, als ob der<lb/> König ehestens 3 Regimenter zu Fuß aus Sicilien<lb/> dahin absenden werde. Se. Maj. haben Dero Cam-<lb/> mer=Herrn, Don Joseph von Papacoda, einen Bru-<lb/> der des Hertzogs von Giovenazzo zum Regenten der gros-<lb/> sen Vicarie erkläret, und er ist vor etlichen Tagen nach<lb/> Portici abgegangen, um Sr. Maj. deswegen die Hand<lb/> zu küssen.</p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head>Mietau, vom 26. April.</head><lb/> <p>Die Rußischen Truppen machen zwar noch zur<lb/> Zeit keine Bewegung; es stehet aber eine grosse An-<lb/> zahl derselben auf den Gräntzen, welche in marschfer-<lb/> tigem Stande sind, und nur noch die nöthige Caval-<lb/> lerie, nebst der letzten Ordre, wohin sie sich begeben<lb/> sollen, erwarten.</p><lb/> </div> <cb n="2"/> <div type="jArticle" n="2"> <head>Petersburg, vom 30. April.</head><lb/> <p>Neulich hat der Herr von Bestuchef, Ministre<lb/> unsers Hofes zu Stockholm, einen Expressen mit<lb/> wichtigen Briesschafften anhero gesendet, und es ist<lb/> so fort ein grosser Cabinets=Rath, in Gegenwart<lb/> des Hertzogs von Braunschweig, gehalten, auch nach<lb/> reiser Erwegung beschlossen worden, daß die Offi-<lb/> ciers, welche vor kurzem Ordre empfiengen, sich<lb/> auf ihre Posten in Finnland zu verfügen, nunmehro<lb/> sonder fernern Verzug mit dem nach Wyburg be-<lb/> stimmten sehr starcken Transport abgehen sollen.<lb/> Um aber den fremden Höfen allen ungleichen Verdacht<lb/> zu benehmen; so hat der Herr Graf von Ostermann<lb/> den hier befindlichen Gesandten ohnlängst zu erken-<lb/> nen gegeben, daß, weil Schweden ein zahlreiches<lb/> Corps von seinen Truppen in Finnland versammle,<lb/> und die Kriegs=Rüstungen zur See immer<lb/> fortsetze, auch zu einem gütlichen Vergleich mit<lb/> Rußland schlechte Neigung blicken lasse man<lb/> Rußischer Seits sich endlich dürffte genöthiget sehen,<lb/> Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. Der Herr Ge-<lb/> neral=Feldmarschall, Graf von Lassey, welcher über<lb/> unsere Truppen in gemeldetem Lande das Ober-<lb/> Commando führen wird, läßt bereits seine Equipage<lb/> zu Schiffe bringen. Auf Befehl des Hofes soll dem<lb/> Herrn Grafen von Münnich alle Jahr seine Pension<lb/> von 15000 Rubeln richtig bezahlet werden. Sein Hr.<lb/> Sohn, der bey Jhro Käyserl. Hoheit, unserer Regen-<lb/> tin, die Stelle eines Oberst=Hofmeisters bekleidet,<lb/> will den ihm geschenckten schönen Pallast des Gene-<lb/> ral von Bismarcks, so bald nur selbiger völlig aus-<lb/> geschmückt ist, beziehen. Der Herzog von Curland<lb/> hat Erlaubniß bekommen, einen Lutherischen Pre-<lb/> diger mit sich nach Siberien zu nehmen.</p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <argument> <p>Folgende Ukase ist am 18ten dieses öffentlich allhier<lb/> bekannt gemacht worden:<lb/> Von GOttes Gnaden, Wir <hi rendition="#g">JOHANN</hi> der<lb/> Dritte, Kayser und Selbstherrscher aller<lb/> Reussen, <choice><choice><abbr>ec.</abbr></choice></choice> <choice><choice><abbr>ec.</abbr></choice></choice> <choice><choice><abbr>ec.</abbr></choice></choice></p> </argument><lb/> <p>Thun hiemit der gantzen Welt, insonderheit allen<lb/> Unsern getreuen Unterthanen kund und zu wissen,<lb/> gleich wie auch vermöge Unsers den 9ten Nov. 1740.<lb/> publicirten Manifestes bereits zur Gnüge bekannt,<lb/> welchergestalt Wir auf allerunterthänigst=inständiges<lb/> Anliegen und Bitte Unserer getreuen Unterthanen<lb/> geistlichen und weltlichen Standes, gemüßiget wor-<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0003]
General von Baudißin das Comando en Chef anver-
trauet worden; unter ihm aber sollen commandiren,
der Chevalier de Saxe, die beyden General=Lieute-
nants von Polentz, und von Renard, die General-
Majors von Arnim, von Dürfeld, von Weißbach,
und von Rochau. Die Truppen dieses Campements
bestehen aus der Helffte des Jngenieur=Corps, aus
der Helffte des Artillerie=Corps, aus 16 Escadrons,
und aus 12. Bataillons. Das Campement bey
Torgau wird der General, Graf Rutowsky, com-
mandiren, und die General=Lieutenants, von Birck-
holtz, und von Jasmund, wie auch die General-
Majors, von Grumbkow, von Brand, von Caila,
und von Haxthausen, unter sich haben. Die Trup-
pen jetztgedachten Campements sind, die andere
Helffte des Jngenieur=Corps, die andere Helffte
des Artillerie=Corps, 16 Escadrons, und 12 Bataillons.
Mannheim, vom 6. May.
Die Vermählung des Pfaltzgrafen von Sultzbach,
mit der ältesten Enckelin unsers Churfürsten, soll den
4ten November, als am Geburts=Tage Sr. Chur-
fürstl. Durchl. vollzogen werden. Briefe aus Mün-
chen versichern, daß der Frantzösische Ministre
Mons. Buchet wieder abgereiset sey, daß man die Krie-
ges=Anstalten in gantz Bayern verdoppele, und daß
man von einer Heyrath des Chur=Printzen, mit ei-
ner Königlichen Frantzösischen Printzeßin, sehr starck
spreche.
Neapolis, vom 27. April.
Man macht hier alles zum Transport der 8 Com-
pagnien Cavallerie, welche unsere im Staat der Be-
satzungen befindliche Jnfanterie bedecken sollen, in
gröster Eyl fertig. Es verlautet auch, als ob der
König ehestens 3 Regimenter zu Fuß aus Sicilien
dahin absenden werde. Se. Maj. haben Dero Cam-
mer=Herrn, Don Joseph von Papacoda, einen Bru-
der des Hertzogs von Giovenazzo zum Regenten der gros-
sen Vicarie erkläret, und er ist vor etlichen Tagen nach
Portici abgegangen, um Sr. Maj. deswegen die Hand
zu küssen.
Mietau, vom 26. April.
Die Rußischen Truppen machen zwar noch zur
Zeit keine Bewegung; es stehet aber eine grosse An-
zahl derselben auf den Gräntzen, welche in marschfer-
tigem Stande sind, und nur noch die nöthige Caval-
lerie, nebst der letzten Ordre, wohin sie sich begeben
sollen, erwarten.
Petersburg, vom 30. April.
Neulich hat der Herr von Bestuchef, Ministre
unsers Hofes zu Stockholm, einen Expressen mit
wichtigen Briesschafften anhero gesendet, und es ist
so fort ein grosser Cabinets=Rath, in Gegenwart
des Hertzogs von Braunschweig, gehalten, auch nach
reiser Erwegung beschlossen worden, daß die Offi-
ciers, welche vor kurzem Ordre empfiengen, sich
auf ihre Posten in Finnland zu verfügen, nunmehro
sonder fernern Verzug mit dem nach Wyburg be-
stimmten sehr starcken Transport abgehen sollen.
Um aber den fremden Höfen allen ungleichen Verdacht
zu benehmen; so hat der Herr Graf von Ostermann
den hier befindlichen Gesandten ohnlängst zu erken-
nen gegeben, daß, weil Schweden ein zahlreiches
Corps von seinen Truppen in Finnland versammle,
und die Kriegs=Rüstungen zur See immer
fortsetze, auch zu einem gütlichen Vergleich mit
Rußland schlechte Neigung blicken lasse man
Rußischer Seits sich endlich dürffte genöthiget sehen,
Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. Der Herr Ge-
neral=Feldmarschall, Graf von Lassey, welcher über
unsere Truppen in gemeldetem Lande das Ober-
Commando führen wird, läßt bereits seine Equipage
zu Schiffe bringen. Auf Befehl des Hofes soll dem
Herrn Grafen von Münnich alle Jahr seine Pension
von 15000 Rubeln richtig bezahlet werden. Sein Hr.
Sohn, der bey Jhro Käyserl. Hoheit, unserer Regen-
tin, die Stelle eines Oberst=Hofmeisters bekleidet,
will den ihm geschenckten schönen Pallast des Gene-
ral von Bismarcks, so bald nur selbiger völlig aus-
geschmückt ist, beziehen. Der Herzog von Curland
hat Erlaubniß bekommen, einen Lutherischen Pre-
diger mit sich nach Siberien zu nehmen.
Folgende Ukase ist am 18ten dieses öffentlich allhier
bekannt gemacht worden:
Von GOttes Gnaden, Wir JOHANN der
Dritte, Kayser und Selbstherrscher aller
Reussen,
Thun hiemit der gantzen Welt, insonderheit allen
Unsern getreuen Unterthanen kund und zu wissen,
gleich wie auch vermöge Unsers den 9ten Nov. 1740.
publicirten Manifestes bereits zur Gnüge bekannt,
welchergestalt Wir auf allerunterthänigst=inständiges
Anliegen und Bitte Unserer getreuen Unterthanen
geistlichen und weltlichen Standes, gemüßiget wor-
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Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
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Susanne Haaf, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation; Artikelstrukturierung
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