Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 79. Berlin, 29. Dezember 1740.[Beginn Spaltensatz]
So bald beyde von ihrem Sitz wieder aufgestanden Bey seinem Aufbrruche wurde türkischer Seits aus Hinter dem Gesandten folgte die türkische Music, Die sechsspännige Carosse, in welcher der Gesandte Unter Weges bis zum türkischen Lager stellten einige Bey der Ankunft des Gesandten vor seinem Zelte wur- Der Bassa von 2. Roßschweifen und der Capidschi Beym Abschiednehmen notificirte der Pascha von Ein gleiches Ceremoniel wurde auch rußischer Seits Madrid, vom 30 November. Die Anstalten zu einem neuen Kriegs=Unternehmen Cadix, vom 20 November Die 6 Kriegs=Schiffe, welche in diesem Hafen lie- Paris, vom 18 December. Man vermuthet aus sichern Umständen, daß die Ab- [Beginn Spaltensatz]
So bald beyde von ihrem Sitz wieder aufgestanden Bey seinem Aufbrruche wurde türkischer Seits aus Hinter dem Gesandten folgte die türkische Music, Die sechsspännige Carosse, in welcher der Gesandte Unter Weges bis zum türkischen Lager stellten einige Bey der Ankunft des Gesandten vor seinem Zelte wur- Der Bassa von 2. Roßschweifen und der Capidschi Beym Abschiednehmen notificirte der Pascha von Ein gleiches Ceremoniel wurde auch rußischer Seits Madrid, vom 30 November. Die Anstalten zu einem neuen Kriegs=Unternehmen Cadix, vom 20 November Die 6 Kriegs=Schiffe, welche in diesem Hafen lie- Paris, vom 18 December. Man vermuthet aus sichern Umständen, daß die Ab- <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0003"/> <cb type="start"/> <p>So bald beyde von ihrem Sitz wieder aufgestanden<lb/> waren, und zwar der Numan Pascha zu erst, und so<lb/> dann der Gesandte, schenckte der Numan Pascha dem<lb/> Gesandten, zum Zeichen seiner Freundschaft ein Pferd<lb/> mit kosibarem Sattel und Zeug, und ersuchte ihn, daß<lb/> er darauf bis zum Lager reiten möchte. Der Gesandte<lb/> bedanckte sich dagegen mit aller Höfligkeit, und nachdem<lb/> das Pferd ganz nahe unter das Zelt geführet worden,<lb/> wurde ein Tabouret, welches eben dasjenige war, worauf<lb/> der Numan Pascha bey der Auswechselung ge-<lb/> sessen hatte, neben dem Pferde hingestellt, worauf der<lb/> Gesandte vom Tabouret auf das Pferd stieg, und aus dem<lb/> Zelt heraus ritte</p><lb/> <p>Bey seinem Aufbrruche wurde türkischer Seits aus<lb/> 6 Canonen und dem kleinen Gewehr gefeuret. Wäh-<lb/> rend der Zeit, daß der Gesandte den Weg nach dem tür-<lb/> kischen Lager fortsetzte, war bereits seine Bagage daselbst<lb/> angelangt und die Zelte aufgeschlagen worden. Vor<lb/> ihm her ritten in einer Distanz von 10. Schritten der<lb/> Bassa von 2. Roßschweifen und der Capidschi Pa-<lb/> scha, die übrigen Türken mit einem Haufen Fahnen<lb/> giengen bey der Gesandschafts Suite voran.</p><lb/> <p>Hinter dem Gesandten folgte die türkische Music,<lb/> welche bis zum Lager sich beständig hören ließ. Die<lb/> Gesandschafts=Suite marschirte dabey in eben derselben<lb/> Ordnung wie zuvor.</p><lb/> <p>Die sechsspännige Carosse, in welcher der Gesandte<lb/> bis zu dem Orte der Auswechselung gefahren war, im-<lb/> gleichen noch 2. andere mit 6. Pferden bespannte Ca-<lb/> rossen giengen rechter Hand neben dem Gesandten.</p><lb/> <p>Unter Weges bis zum türkischen Lager stellten einige<lb/> Officire von der Gesandschaft unter einander ein Wett-<lb/> rennen zu Pferde an, da hingegen die Türken sich nach ih-<lb/> rer Art gleichfals divertirten.</p><lb/> <p>Bey der Ankunft des Gesandten vor seinem Zelte wur-<lb/> den wieder 6. Canonen abgefeuret; weil sie deren nicht<lb/> mehr bey sich hatten, mit dem Geschwindschüssen aber<lb/> nicht wohl umzugehen wissen, dahero denn auch bey der<lb/> Auswechselung sehr wenig aus Canonen geschossen<lb/> worden</p><lb/> <p>Der Bassa von 2. Roßschweifen und der Capidschi<lb/> Pascha begleiteten ihn bis in sein Zelt, wohin auch die<lb/> übrigen türkischen Officirer folgten Dem Pascha<lb/> von 2. Roßschweifen und dem Capidschi Pascha wur-<lb/> den daselbst Tabourets zum Sitzen präsentiret, auf wel-<lb/> chen sie dem Gesandten Gegen über sich niederliessen, und<lb/> mit Caffee, Thee und Scherbet tractiret wurden.</p><lb/> <cb n="2"/> <p>Beym Abschiednehmen notificirte der Pascha von<lb/> 2. Roßschweifen und der Capidschi Pascha dem<lb/> Gesandten, daß sie von Sr. Maj. dem Groß=Sultan<lb/> befehligt wären, ihn von hier bis nach Constantinopel zu<lb/> begleiten, und nach seinem Verlangen in allen Stücken<lb/> zu contentiren. Der Herr Gesandte bedankte sich dage-<lb/> gen und ließ sie hiemit von sich.</p><lb/> <p>Ein gleiches Ceremoniel wurde auch rußischer Seits<lb/> mit dem türkischen Gesandten observiret; nemlich der<lb/> General Keith begleitete ihn an der rechten Hand bis<lb/> in sein Zelt, tractirte ihn daselbst mit Scherbet und Con-<lb/> fituren, und beschenkte ihn beym Abschiede statt des Pfer-<lb/> des, mit 80. schönen Zobeln; worauf der türkische Ge-<lb/> sandte, von dem General Keith, nach dem rußischen Lager<lb/> sich begab, und durch den General Rumänzow und<lb/> den Obersten von Meyendorf bis an sein Zelt begleitet<lb/> wurde.</p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head>Madrid, vom 30 November.</head><lb/> <p>Die Anstalten zu einem neuen Kriegs=Unternehmen<lb/> werden noch beständig fortgesetzt. Allem Ansehen nach<lb/> sind die Absichten unsers Hofes auf Jtalien gerchtet,<lb/> 35 Bataillons, und 37 Schwadronen, sowohl Reu-<lb/> ter als Dragoner haben Befehl erhalten, gegen Bar-<lb/> celona aufzubrechen. Mit ehestem wird man verneh-<lb/> men welche Generals diese Truppen anzuführen, sind<lb/> ernennet worden.</p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head>Cadix, vom 20 November</head><lb/> <p>Die 6 Kriegs=Schiffe, welche in diesem Hafen lie-<lb/> gen erwarten nur den letzten Befehl vom Hofe, aus-<lb/> zulaufen. Es werden noch 12 Kriegsschiffe ausgeristet.<lb/> Ein Schiffs=Capitain, welcher vor kurtzen von den<lb/> Canarischen Jnseln zurückgekommen, erzählte, daß er<lb/> im Monate October ein französisch Geschwader von<lb/> 12 Schiffen angetroffen, welches mit gutem Winde nach<lb/> dem Westlichen Jndien zu gesegelt wäre. Die letzten<lb/> Nachrichten von Gibraltar melden, daß sich ein dasi-<lb/> ger Caper auf die Canarischen Jnseln begeben, und 52<lb/> Mann auf eine von diesen Jnseln ausgesetzet hätte Die-<lb/> ser Haufen Leute wäre Land einwärts gegangen; al-<lb/> lein von den Einwohnern die sich in das Gebüsche be-<lb/> geben, und ihnen den Rückweg verhauen hätten, theils<lb/> getödet, theils zu Gefangenen gemacht worden.</p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head>Paris, vom 18 December.</head><lb/> <p>Man vermuthet aus sichern Umständen, daß die Ab-<lb/> sicht der meisten Höse darauf gerichtet ist, dem Herzoge<lb/> von Lothringen die Kaiserliche Krone aufzusetzen. Wo-<lb/> sern also unser Hof nicht dem Churfürsten von Bayern<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0003]
So bald beyde von ihrem Sitz wieder aufgestanden
waren, und zwar der Numan Pascha zu erst, und so
dann der Gesandte, schenckte der Numan Pascha dem
Gesandten, zum Zeichen seiner Freundschaft ein Pferd
mit kosibarem Sattel und Zeug, und ersuchte ihn, daß
er darauf bis zum Lager reiten möchte. Der Gesandte
bedanckte sich dagegen mit aller Höfligkeit, und nachdem
das Pferd ganz nahe unter das Zelt geführet worden,
wurde ein Tabouret, welches eben dasjenige war, worauf
der Numan Pascha bey der Auswechselung ge-
sessen hatte, neben dem Pferde hingestellt, worauf der
Gesandte vom Tabouret auf das Pferd stieg, und aus dem
Zelt heraus ritte
Bey seinem Aufbrruche wurde türkischer Seits aus
6 Canonen und dem kleinen Gewehr gefeuret. Wäh-
rend der Zeit, daß der Gesandte den Weg nach dem tür-
kischen Lager fortsetzte, war bereits seine Bagage daselbst
angelangt und die Zelte aufgeschlagen worden. Vor
ihm her ritten in einer Distanz von 10. Schritten der
Bassa von 2. Roßschweifen und der Capidschi Pa-
scha, die übrigen Türken mit einem Haufen Fahnen
giengen bey der Gesandschafts Suite voran.
Hinter dem Gesandten folgte die türkische Music,
welche bis zum Lager sich beständig hören ließ. Die
Gesandschafts=Suite marschirte dabey in eben derselben
Ordnung wie zuvor.
Die sechsspännige Carosse, in welcher der Gesandte
bis zu dem Orte der Auswechselung gefahren war, im-
gleichen noch 2. andere mit 6. Pferden bespannte Ca-
rossen giengen rechter Hand neben dem Gesandten.
Unter Weges bis zum türkischen Lager stellten einige
Officire von der Gesandschaft unter einander ein Wett-
rennen zu Pferde an, da hingegen die Türken sich nach ih-
rer Art gleichfals divertirten.
Bey der Ankunft des Gesandten vor seinem Zelte wur-
den wieder 6. Canonen abgefeuret; weil sie deren nicht
mehr bey sich hatten, mit dem Geschwindschüssen aber
nicht wohl umzugehen wissen, dahero denn auch bey der
Auswechselung sehr wenig aus Canonen geschossen
worden
Der Bassa von 2. Roßschweifen und der Capidschi
Pascha begleiteten ihn bis in sein Zelt, wohin auch die
übrigen türkischen Officirer folgten Dem Pascha
von 2. Roßschweifen und dem Capidschi Pascha wur-
den daselbst Tabourets zum Sitzen präsentiret, auf wel-
chen sie dem Gesandten Gegen über sich niederliessen, und
mit Caffee, Thee und Scherbet tractiret wurden.
Beym Abschiednehmen notificirte der Pascha von
2. Roßschweifen und der Capidschi Pascha dem
Gesandten, daß sie von Sr. Maj. dem Groß=Sultan
befehligt wären, ihn von hier bis nach Constantinopel zu
begleiten, und nach seinem Verlangen in allen Stücken
zu contentiren. Der Herr Gesandte bedankte sich dage-
gen und ließ sie hiemit von sich.
Ein gleiches Ceremoniel wurde auch rußischer Seits
mit dem türkischen Gesandten observiret; nemlich der
General Keith begleitete ihn an der rechten Hand bis
in sein Zelt, tractirte ihn daselbst mit Scherbet und Con-
fituren, und beschenkte ihn beym Abschiede statt des Pfer-
des, mit 80. schönen Zobeln; worauf der türkische Ge-
sandte, von dem General Keith, nach dem rußischen Lager
sich begab, und durch den General Rumänzow und
den Obersten von Meyendorf bis an sein Zelt begleitet
wurde.
Madrid, vom 30 November.
Die Anstalten zu einem neuen Kriegs=Unternehmen
werden noch beständig fortgesetzt. Allem Ansehen nach
sind die Absichten unsers Hofes auf Jtalien gerchtet,
35 Bataillons, und 37 Schwadronen, sowohl Reu-
ter als Dragoner haben Befehl erhalten, gegen Bar-
celona aufzubrechen. Mit ehestem wird man verneh-
men welche Generals diese Truppen anzuführen, sind
ernennet worden.
Cadix, vom 20 November
Die 6 Kriegs=Schiffe, welche in diesem Hafen lie-
gen erwarten nur den letzten Befehl vom Hofe, aus-
zulaufen. Es werden noch 12 Kriegsschiffe ausgeristet.
Ein Schiffs=Capitain, welcher vor kurtzen von den
Canarischen Jnseln zurückgekommen, erzählte, daß er
im Monate October ein französisch Geschwader von
12 Schiffen angetroffen, welches mit gutem Winde nach
dem Westlichen Jndien zu gesegelt wäre. Die letzten
Nachrichten von Gibraltar melden, daß sich ein dasi-
ger Caper auf die Canarischen Jnseln begeben, und 52
Mann auf eine von diesen Jnseln ausgesetzet hätte Die-
ser Haufen Leute wäre Land einwärts gegangen; al-
lein von den Einwohnern die sich in das Gebüsche be-
geben, und ihnen den Rückweg verhauen hätten, theils
getödet, theils zu Gefangenen gemacht worden.
Paris, vom 18 December.
Man vermuthet aus sichern Umständen, daß die Ab-
sicht der meisten Höse darauf gerichtet ist, dem Herzoge
von Lothringen die Kaiserliche Krone aufzusetzen. Wo-
sern also unser Hof nicht dem Churfürsten von Bayern
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