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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 79. Berlin, 29. Dezember 1740.

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[Beginn Spaltensatz] tion zu hindern, keinesweges aber zu befördern, sich wer-
den angelegen seyn lassen. Sollte aber dennoch ein an-
ders sich äussern, und Jemand, wes Standes oder Re-
ligion er sey, an der Desertion Schuld haben, oder gar
befördern u. verhelen, so werden wir alsdann an denselben
Uns halten, und der schuldige Theil, es betreffe, wenn es
wolle, Obrigkeit oder Unterthan, wes Standes oder
Religion er sey, soll verbunden seyn, dem Regiment
den Deserteur zu bezahlen, oder der prompten milita-
rischen Execution zu gewärtigen, und damit es desto
besser zu Jedermannes Wissen komme, und Niemand,
er sey wer er wolle, mit der Unwissenheit sich entschuldi-
gen dürffe; Als ist dieses jeden Orts von denen Canzeln
abzulesen, oder wie es sonst mit Publication dergleichen
Verordnungen gebräuchlich ist, bekannt zu machen, und
zu affigiren, damit jeder sich vor Schaden hüten. möge:
Gegeben in Unser Residenz zu Berlin den 1. Decemb.
1740.

Fridrich.
v. Schwerin.

Heute sind Jhr Durchl. der Prinz Ferdinand von
Braunschweig, nach Prenzlo zu Jhren Regiment nebst
Jhren Gefolge abgereiset.

Fortsetzung des Ceremoniels der Auswechselung des
russischen und türkischen Gesandten.

Nach einer kleinen Weile wurden von dem rußisch käy-
serl. Gesandten und dem General Keith, der Gesand-
schafft Marschall mit einem Bewillkommungs Compli-
ment und dem Antrag an den türkischen Gesandten und
den Numan Pascha abgeschickt, daß man türkischer
Seits an dem Orte der Auswechselung die Sitze zurecht
machen möchte. Gleich nach seiner Zurückkunft wur-
den von türkischer Seite, an dem Orte der Auswechse-
lung 4. Tabourete auf Teppichen, und rußischer Seits
2. Lehnsessel und 2 Stühle hingesetzt, auch an den Tep-
pichen auf jeder Seite ein Zeichen aufgesteckt. Die
Distantz von diesem Orte bis zu beyderseits Zelten mach-
te 50. Schritte aus. Vor dem türkischen Zelt standen
5. Roßschweife, 3. vom Numan Pascha / und 2. vom
Gesandten. Nachdem alles veranstaltet war, ließ der
türkische Gesandte dem rußisch=käyserl Gesandten wis-
sen, daß es Zeit wäre die Auswechselung vorzuneh-
men.

Beyderseits Gesandten traten hierauf zu gleicher Zeit
aus ihren Zelten, und avancirten ganz langsam, damit
leiner dem andern zuvor kommen möchte, bis an den
[Spaltenumbruch] Ort der Auswechselung, allwo sie zugleich auf die Tep-
piche traten, und nach beyderseitiger Bewillkommung
sich niedersetzten, und zwar der rußische Gesandte auf ei-
nem kostbarem samtenen Lehnsessel zur Rechten, und der
General Keith zur Linken auf einem mit Stoff be-
schlagenen Lehnsessel, neben ihm aber der General Ma-
jor Rumänzow und so denn der Oberste Baron von
Meyendorf. Gegen über dem rußischen Gesandten
setzte sich der Numan Pascha, gegen über dem Ge-
neral Keith der türkische Gesandte, gegen über dem
General Major Rumanzow der Pascha von 2. Roß
schweifen, und gegen über dem Obersten von Meyen-
dorf der Capidschi Pascha auf niedrigen Tabou-
rets.

Nachdem der rußisch käyserl. Gesandte mit dem Nu-
man Pascha und dem türkischen Gesandten von dem
vergangenen Kriege und der glücklichen Wiederherstel-
lung des Friedens ohngefehr eine halbe Stunde lang
durch einen Dollmetscher sich unterredet hatte; stunden
alle zugleich auf. Der General Keith nahm den rußi-
schen Gesandten bey der rechten Hand, und der Nu-
man Pascha den türkischen, und rückten zugleich an
einander, worauf der General Keith den rußischen
Gesandten dem Naman Pascha / dieser hingegen
den türkischen dem General Keith übergab, dabey
von jeder Seite 6. Canonenschüsse geschahen, und die
in Parade gestellte Militz ein dreyfaches Lauffeuer
machte.

Nach wiederholten Camplimenten und beyderseits
geschehener Beurlaubung, nahm der Numan Pa-
scha den rußischen, und der General Keith den tür-
kischen Gesandten bey der rechten Hand, und führten
dieselbe von dem Orte der Auswechselung unter ihre zu
beyden Seiten aufgeschlagen Zelte.

Nachdem der rußische Gesandte in das Zelt getreten
war, wohin ihn der Numan Pascha begleitete, nahm
er seinen Sitz zur Rechten, und der Numan Pa-
scha zur Lincken, jeder auf einem besondern Sofa.
Jn einiger Entfernung von dem Gesandten setzte sich der
Capidschi Pascha und neben dem Numan Pascha,
der Pascha von 2. Roßschweifen. Der rußische Ge-
sandschafts Marschall, imgleichen die Cavalirer und
übrige sowol rußische als türkische Officirer stellten sich
gerade gegen über. Dem rußischen Gesandten wurde
daselbst Caffe, Scherbet und Confituren, wie auch Ro-
senwasser die Hände zu waschen und Parfums präsen-
tiret.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] tion zu hindern, keinesweges aber zu befördern, sich wer-
den angelegen seyn lassen. Sollte aber dennoch ein an-
ders sich äussern, und Jemand, wes Standes oder Re-
ligion er sey, an der Desertion Schuld haben, oder gar
befördern u. verhelen, so werden wir alsdann an denselben
Uns halten, und der schuldige Theil, es betreffe, wenn es
wolle, Obrigkeit oder Unterthan, wes Standes oder
Religion er sey, soll verbunden seyn, dem Regiment
den Deserteur zu bezahlen, oder der prompten milita-
rischen Execution zu gewärtigen, und damit es desto
besser zu Jedermannes Wissen komme, und Niemand,
er sey wer er wolle, mit der Unwissenheit sich entschuldi-
gen dürffe; Als ist dieses jeden Orts von denen Canzeln
abzulesen, oder wie es sonst mit Publication dergleichen
Verordnungen gebräuchlich ist, bekannt zu machen, und
zu affigiren, damit jeder sich vor Schaden hüten. möge:
Gegeben in Unser Residenz zu Berlin den 1. Decemb.
1740.

Fridrich.
v. Schwerin.

Heute sind Jhr Durchl. der Prinz Ferdinand von
Braunschweig, nach Prenzlo zu Jhren Regiment nebst
Jhren Gefolge abgereiset.

Fortsetzung des Ceremoniels der Auswechselung des
russischen und türkischen Gesandten.

Nach einer kleinen Weile wurden von dem rußisch käy-
serl. Gesandten und dem General Keith, der Gesand-
schafft Marschall mit einem Bewillkommungs Compli-
ment und dem Antrag an den türkischen Gesandten und
den Numan Pascha abgeschickt, daß man türkischer
Seits an dem Orte der Auswechselung die Sitze zurecht
machen möchte. Gleich nach seiner Zurückkunft wur-
den von türkischer Seite, an dem Orte der Auswechse-
lung 4. Tabourete auf Teppichen, und rußischer Seits
2. Lehnsessel und 2 Stühle hingesetzt, auch an den Tep-
pichen auf jeder Seite ein Zeichen aufgesteckt. Die
Distantz von diesem Orte bis zu beyderseits Zelten mach-
te 50. Schrittē aus. Vor dem türkischen Zelt standen
5. Roßschweife, 3. vom Numan Pascha / und 2. vom
Gesandten. Nachdem alles veranstaltet war, ließ der
türkische Gesandte dem rußisch=käyserl Gesandten wis-
sen, daß es Zeit wäre die Auswechselung vorzuneh-
men.

Beyderseits Gesandten traten hierauf zu gleicher Zeit
aus ihren Zelten, und avancirten ganz langsam, damit
leiner dem andern zuvor kommen möchte, bis an den
[Spaltenumbruch] Ort der Auswechselung, allwo sie zugleich auf die Tep-
piche traten, und nach beyderseitiger Bewillkommung
sich niedersetzten, und zwar der rußische Gesandte auf ei-
nem kostbarem samtenen Lehnsessel zur Rechten, und der
General Keith zur Linken auf einem mit Stoff be-
schlagenen Lehnsessel, neben ihm aber der General Ma-
jor Rumänzow und so denn der Oberste Baron von
Meyendorf. Gegen über dem rußischen Gesandten
setzte sich der Numan Pascha, gegen über dem Ge-
neral Keith der türkische Gesandte, gegen über dem
General Major Rumanzow der Pascha von 2. Roß
schweifen, und gegen über dem Obersten von Meyen-
dorf der Capidschi Pascha auf niedrigen Tabou-
rets.

Nachdem der rußisch käyserl. Gesandte mit dem Nu-
man Pascha und dem türkischen Gesandten von dem
vergangenen Kriege und der glücklichen Wiederherstel-
lung des Friedens ohngefehr eine halbe Stunde lang
durch einen Dollmetscher sich unterredet hatte; stunden
alle zugleich auf. Der General Keith nahm den rußi-
schen Gesandten bey der rechten Hand, und der Nu-
man Pascha den türkischen, und rückten zugleich an
einander, worauf der General Keith den rußischen
Gesandten dem Naman Pascha / dieser hingegen
den türkischen dem General Keith übergab, dabey
von jeder Seite 6. Canonenschüsse geschahen, und die
in Parade gestellte Militz ein dreyfaches Lauffeuer
machte.

Nach wiederholten Camplimenten und beyderseits
geschehener Beurlaubung, nahm der Numan Pa-
scha den rußischen, und der General Keith den tür-
kischen Gesandten bey der rechten Hand, und führten
dieselbe von dem Orte der Auswechselung unter ihre zu
beyden Seiten aufgeschlagen Zelte.

Nachdem der rußische Gesandte in das Zelt getreten
war, wohin ihn der Numan Pascha begleitete, nahm
er seinen Sitz zur Rechten, und der Numan Pa-
scha zur Lincken, jeder auf einem besondern Sofa.
Jn einiger Entfernung von dem Gesandten setzte sich der
Capidschi Pascha und neben dem Numan Pascha,
der Pascha von 2. Roßschweifen. Der rußische Ge-
sandschafts Marschall, imgleichen die Cavalirer und
übrige sowol rußische als türkische Officirer stellten sich
gerade gegen über. Dem rußischen Gesandten wurde
daselbst Caffe, Scherbet und Confituren, wie auch Ro-
senwasser die Hände zu waschen und Parfums präsen-
tiret.

[Ende Spaltensatz]
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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 79. Berlin, 29. Dezember 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin079_1740/2>, abgerufen am 23.11.2024.