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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 80. Berlin, 6. Juli 1741.

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[Beginn Spaltensatz] S. Aignan, hat sich gegen das Ende des vorigen
Jahres, wie der Versasser des erwehnten Briefes
versichert, aus dem Archiv des Capitolii eine vidi-
mirte Copey von dieser Donation geben lassen. Die
gantze Sache wird von allen Vernünftigen mehr vor
einen politischen Traum, als vor eine wirckliche For-
derung des Französischen Hofes gehalten. Jnzwi-
schen sind doch auch sehr viele, welche derselben aus
[unleserliches Material - 7 Zeichen fehlen]Begiere zu lauter ausserordentlichen Dingen völli-
gen Glauben beymessen. Andere Jtaliänische Briefe,
denen man gewiß trauen darf, berichten, es habe der
Cardinal Alberoni mit der Königin von Spanien
einen neuen Brief=Wechsel angefangen, und so behut-
sam auch solcher bisher sey geführet worden, so hätte
man ihn doch endlich entdeckt. Alle Zeitungen aus
Franckreich bestätigen den Ruf von einem Kriege
mit Engelland, und fügen hinzu, das Edict wegen
Erhebung des zehenten Pfennigs dürffte nächstens
öffentlich im Druck erscheinen. Die Begebenheit
mit Cartagena, da nehmlich der Groß=Brittanni-
sche Admiral Vernon die bekannten wichtigen Vor-
theile über die Spanier befochten hat, wird die Krie-
ges=Erklärung der Cron Franckreich wieder die En-
gelländer ohnfehlbar beschleunigen.

Franckfurt am Mayn, vom 30. Junii.

Vorgestern ließ der Marschall von Belle=Jsle den
hier befindlichen ausländischen Ministern, nehmlich
dem Päbstlichen Nuntio, dem Ambassadeur der Kö-
nigin von Ungarn, und dem Envoye des Königs von
Schweden, seine Ankunfft durch seine Gesandschaffts-
Cavaliers gleichfalls förmlich kund thun, und zwar
auf eben die Art, wie solche den 26sten des jetzigen
Monaths den Chürfürstlichen Ministern bekannt ge-
macht wurde. Gemeldete Ministers schickten so fort
ihre Legations=Secretairs zu dem Marschall, um ihn
in ihren Namen zu bewillkommen, gaben ihm auch
hernach die öffentliche Visite. Nur der Ambassa-
deur der Königin von Ungarn ließ sich bey dem Mar-
schall durch seinen Legations=Secretair entschuldigen,
und ihm sagen, er könne ohne besondern Befehl von sei-
nem Hofe nicht darein willigen, daß man ihn vor einen
ausländischen Minister halten wolle, und würden Se.
Excellentz daher nicht ungütig deuten, wenn er vor
dem Empfang des erwehnten Befehls nicht im Stande
sey, Jhnen die mit Jhrem Caracter verknüpfte Ehre zu
erweisen.

[Spaltenumbruch]
Cöln, vom 30. Junli.

Verwichenen Dienstag, gegen Mittag, langete der
Cardinal Boßü von Alsace, Ertz=Bischoff zu Me-
cheln, aus Rom in hiesiger Stadt an, und Tages
darauf setzten Se. Eminentz Dero Reise nach den
Oesterreichischen Niederlanden weiter fort. Heute
gehen Se. Churfürstl. Durchl. von Cöln von dem
Lust=Schlosse Augustusburg nach Bonn, woselbst
Sie bis den 15ten oder 16ten des künfftigen Mo-
naths bleiben, und sich alsdenn in das Bischofthum
Münster begeben werden.

Fortsetzung der Nachricht von dem Rußischen
Gesandten.

Der Besuch des Gesandten beym Groß-
Vizir dauerte ohngefehr 3 Viertel Stunden,
sein Auffenthalt bey der Pforte aber eine Stun-
de, und der ganze Zug gieng in voriger Ord-
nung nach dem Ort, da die Fahrzeuge zum
Ubersetzen fertig gehalten wurden. Nach dieser
Visite ließ der Gesandte den 28. Martii dem
Groß=Vizir durch einen Capitain und Dollmetscher
unterschiedene Presente überbringen, welche derselbe
mit Danck annahm. Jndessen wurde zwischen
dem Gesandten und denen Türckischen Ministern
durch beyderseitige Beschickung wegen der Audientz
beym Groß=Sultan Abrede genommen, und der 31
Martii dazu angesetzt. Um 5 Uhr, nach Mitternacht,
begab sich der Gesandte mit seinem Gefolge zu Pfer-
de, welche von des Sultans=Stall herbey gebracht
waren, in eben der Ordnung, wie er zuvor dem
Groß=Vizir die Visite gemacht, nach der Psorte.
Wie der Gesandte vor den Saal des Divans kam,
empfing ihn der Capidschilär Kegaiassy mit einem
silbernen Stabe in der Hand, und führte ihn also in
den Divan hinein. Zu gleicher Zeit kam auch der
Groß=Vizir durch eine andere Thüre in den Divan
gegangen, und nahm seinen gewöhnlichen Platz ein.
Dem Gesandten ließ er so gleich ein Tabouret pre-
sentiren, und sich um seine Gesundheit erkundigen.
Hierauf wurde der Reiß=Effendi von dem Groß-
Vizir mit einem Schreiben an den Groß-
Sultan abgeschickt, um für den Gesandten um
Audientz anzuhalten. Als er sich dahin begeben,
wurden im Divan zu Bewirthung des Gesandten
Tafeln hingestellt, und der Groß=Vizir speisete mit
dem Gesandten. Nach aufgehobner Tafel kam der
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] S. Aignan, hat sich gegen das Ende des vorigen
Jahres, wie der Versasser des erwehnten Briefes
versichert, aus dem Archiv des Capitolii eine vidi-
mirte Copey von dieser Donation geben lassen. Die
gantze Sache wird von allen Vernünftigen mehr vor
einen politischen Traum, als vor eine wirckliche For-
derung des Französischen Hofes gehalten. Jnzwi-
schen sind doch auch sehr viele, welche derselben aus
[unleserliches Material – 7 Zeichen fehlen]Begiere zu lauter ausserordentlichen Dingen völli-
gen Glauben beymessen. Andere Jtaliänische Briefe,
denen man gewiß trauen darf, berichten, es habe der
Cardinal Alberoni mit der Königin von Spanien
einen neuen Brief=Wechsel angefangen, und so behut-
sam auch solcher bisher sey geführet worden, so hätte
man ihn doch endlich entdeckt. Alle Zeitungen aus
Franckreich bestätigen den Ruf von einem Kriege
mit Engelland, und fügen hinzu, das Edict wegen
Erhebung des zehenten Pfennigs dürffte nächstens
öffentlich im Druck erscheinen. Die Begebenheit
mit Cartagena, da nehmlich der Groß=Brittanni-
sche Admiral Vernon die bekannten wichtigen Vor-
theile über die Spanier befochten hat, wird die Krie-
ges=Erklärung der Cron Franckreich wieder die En-
gelländer ohnfehlbar beschleunigen.

Franckfurt am Mayn, vom 30. Junii.

Vorgestern ließ der Marschall von Belle=Jsle den
hier befindlichen ausländischen Ministern, nehmlich
dem Päbstlichen Nuntio, dem Ambassadeur der Kö-
nigin von Ungarn, und dem Envoye des Königs von
Schweden, seine Ankunfft durch seine Gesandschaffts-
Cavaliers gleichfalls förmlich kund thun, und zwar
auf eben die Art, wie solche den 26sten des jetzigen
Monaths den Chürfürstlichen Ministern bekannt ge-
macht wurde. Gemeldete Ministers schickten so fort
ihre Legations=Secretairs zu dem Marschall, um ihn
in ihren Namen zu bewillkommen, gaben ihm auch
hernach die öffentliche Visite. Nur der Ambassa-
deur der Königin von Ungarn ließ sich bey dem Mar-
schall durch seinen Legations=Secretair entschuldigen,
und ihm sagen, er könne ohne besondern Befehl von sei-
nem Hofe nicht darein willigen, daß man ihn vor einen
ausländischen Minister halten wolle, und würden Se.
Excellentz daher nicht ungütig deuten, wenn er vor
dem Empfang des erwehnten Befehls nicht im Stande
sey, Jhnen die mit Jhrem Caracter verknüpfte Ehre zu
erweisen.

[Spaltenumbruch]
Cöln, vom 30. Junli.

Verwichenen Dienstag, gegen Mittag, langete der
Cardinal Boßü von Alsace, Ertz=Bischoff zu Me-
cheln, aus Rom in hiesiger Stadt an, und Tages
darauf setzten Se. Eminentz Dero Reise nach den
Oesterreichischen Niederlanden weiter fort. Heute
gehen Se. Churfürstl. Durchl. von Cöln von dem
Lust=Schlosse Augustusburg nach Bonn, woselbst
Sie bis den 15ten oder 16ten des künfftigen Mo-
naths bleiben, und sich alsdenn in das Bischofthum
Münster begeben werden.

Fortsetzung der Nachricht von dem Rußischen
Gesandten.

Der Besuch des Gesandten beym Groß-
Vizir dauerte ohngefehr 3 Viertel Stunden,
sein Auffenthalt bey der Pforte aber eine Stun-
de, und der ganze Zug gieng in voriger Ord-
nung nach dem Ort, da die Fahrzeuge zum
Ubersetzen fertig gehalten wurden. Nach dieser
Visite ließ der Gesandte den 28. Martii dem
Groß=Vizir durch einen Capitain und Dollmetscher
unterschiedene Presente überbringen, welche derselbe
mit Danck annahm. Jndessen wurde zwischen
dem Gesandten und denen Türckischen Ministern
durch beyderseitige Beschickung wegen der Audientz
beym Groß=Sultan Abrede genommen, und der 31
Martii dazu angesetzt. Um 5 Uhr, nach Mitternacht,
begab sich der Gesandte mit seinem Gefolge zu Pfer-
de, welche von des Sultans=Stall herbey gebracht
waren, in eben der Ordnung, wie er zuvor dem
Groß=Vizir die Visite gemacht, nach der Psorte.
Wie der Gesandte vor den Saal des Divans kam,
empfing ihn der Capidschilär Kegaiassy mit einem
silbernen Stabe in der Hand, und führte ihn also in
den Divan hinein. Zu gleicher Zeit kam auch der
Groß=Vizir durch eine andere Thüre in den Divan
gegangen, und nahm seinen gewöhnlichen Platz ein.
Dem Gesandten ließ er so gleich ein Tabouret pre-
sentiren, und sich um seine Gesundheit erkundigen.
Hierauf wurde der Reiß=Effendi von dem Groß-
Vizir mit einem Schreiben an den Groß-
Sultan abgeschickt, um für den Gesandten um
Audientz anzuhalten. Als er sich dahin begeben,
wurden im Divan zu Bewirthung des Gesandten
Tafeln hingestellt, und der Groß=Vizir speisete mit
dem Gesandten. Nach aufgehobner Tafel kam der
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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 80. Berlin, 6. Juli 1741, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin080_1741/3>, abgerufen am 31.10.2024.